Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

et3rn1ty
· bearbeitet von et3rn1ty

Steht Japan vor einer erneuten Deflation?

 

Diese Frage stellte sich mir auf, als ich heute morgen die Nachricht über die Leitzinsanhebung vernahm.

Ich frage mich, wieso es notwendig ist, die Leitzinsen zu erhöhen?

 

Das typische Modell, dass für eine Anhebung spricht sieht folgendermaßen aus.

hohes Geldmengenwachstum -> anziehende Konjunktur -> Lohnanstieg -> später dann steigende Inflation

 

Von Geldmengenwachstum kann in Japan keine Rede sein. Die Inlandsnachfrage und der private Konsum stagnieren schon seit längerer Zeit. Auch die Infaltionsrate von 0,3% (Kernrate 0,1%) ist zu vernachlässigen.

 

Hier der Consumer-Price-Index der vergangenen Jahre.

post-949-1172066709_thumb.gif

 

Also wieso hat die BoJ die Leitzinsen angehoben?

Es kann nur eine Erklärung geben. Sie will eine weitere Abwertung des Yen verhindern. Der Yen hat gegenüber dem Euro allein im letzten Jahr rund 12% an Wert verloren. Nur das die Entscheidung der BoJ niemand nachvollziehen kann, zeigte sich am frühen morgen an den Devisenmärkten. Nach Bekanntgabe der Entscheidung zeigte sich ein einheitliches Bild.

 

post-949-1172066307_thumb.gifpost-949-1172066312_thumb.gif

 

Der Yen konnte die Vorgaben nicht halten und notiert nun bereits schlechter als vor Bekanntgabe der Entscheidung.

 

Was ist also zu tun?

 

Es kann nur eine Lösung geben.

Japan muss eine kontrollierte Inflation in Gang bringen und die Geldmenge radikal ausweiten. Folgen dieser Inflation wären eine Ankurbelung der heimischen Nachfrage und eine Schwächung des Yen mit der Konsequenz einer Verbilligung japanischer Waren auf den Weltmärkten. Nur dadurch kann Japan seine Wettbewerbsfähigkeiten auf den Weltmärkten ausbauen. Ein weiteres Resultat wäre der dadurch entstehende Exportboom.

 

Was denkt ihr?

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Elvis77
· bearbeitet von Elvis77

Die Japaner stehen vor einem Dilemma. Sie wollen eine weitere Ausbreitung des Yen verhindern.

Das Problem ist, das inzwischen jeder Rotz über Yen finanziert wird.

Und das leider nicht immer im gesundem Umfang.

 

Je länger die Japaner damit warten, die Zinsen zu erhöhen, desto größer wird das weltweite Pulverfass, wenn sie es dann mal tun wollen.

 

Am liebsten würden sie ganz langsam Luft aus diesem stetig wachsenden Ballon lassen. Aber leider haben sie dazu nur das Mittel der Zinsschraube.

 

Einen treffenden Vergleich dazu fand ich:

"Wie will man Luft aus einem Ballon lassen, wenn man als Werkzeug nur eine Nadel hat?"

 

Einerseits wollen sie nicht Schuld an der nächsten Finanzkrise sein, aber andererseits würden die Konsequenzen immer größer, je länger sie warten.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel

Ich denke dass die stark vereinfachten Lehrbuchregeln bei so einer Sondersituation wie in Japan nichtmehr richtig funktionieren.

 

Da Notenbankchefs in aller Regel mehr von der Materie verstehen wie wir müsste man jetzt noch wissen ob es erfolgreichen Politischen Druck aus irgendeinem Grund gab. Halte das für eher unwahrscheinlich will es aber nicht ausschließen - zu wenig Einblick in die Japanische Kultur.

 

Voralem stellt sich mir die Frage wieso ein Politiker druck in Richtung Zinserhöhung ausüben sollte. In aller Regel haben Politiker eher interesse an konjunturellen Strohfeuern durch Zinssenkungen.

 

Jedenfalls ist etwas Inflation aufjedenfall gesund, schon allein aus psychologischen Gründen. Aber eigentlich ist ja die ganze Geldpolitik großteils nur ein Spiel mit der Psychologie......

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
et3rn1ty

@ Elvis

 

Sollen sie also die Zinsen deiner Meinung nach noch weiter erhöhen?

 

Wozu? Damit sparen wieder attraktiv wird?

Der Japaner gibt jetzt schon kaum Geld aus. Das ist ja das Prinzip einer Deflation.

 

In einer Deflation ist Sparen attraktiver, weil erwartet wird, dass Waren in Zukunft billiger werden.

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel
· bearbeitet von Grumel

Nur für irrationale Konsumenten. Der rationale Konsument entscheidet einzig und allein nach Realrenditen.

 

1% Zinsen, 1% Deflation macht 2 % Rendite. 4% Zinsen 2 % Inflation ist genau das selbe.

 

Und mal realitisch betrachtet. Ob 0 -0,3 1 oder 2 % Zinsen, das juckt keinen Mensch.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
DerFugger
Folgen dieser Inflation wären eine Ankurbelung der heimischen Nachfrage und eine Schwächung des Yen mit der Konsequenz einer Verbilligung japanischer Waren auf den Weltmärkten. Nur dadurch kann Japan seine Wettbewerbsfähigkeiten auf den Weltmärkten ausbauen. Ein weiteres Resultat wäre der dadurch entstehende Exportboom.

 

In Japan gibt es doch längst einen Export-Boom aufgrund des extrem schwachen Yen.Das war doch gerade Thema auf dem Gipfel in Essen, und die Amerikaner haben sich vehement darüber beklagt, dass aufgrund des schwachen Yen Wettbewerbsverzerrungen im internationalen Handel entstehen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Elvis77

Ich kann nicht sagen, was die Japaner tun sollten.

Das Prinzip eines Dilemmas ist es ja, das jeder Weg der falsche und der richtige zugleich ist.

Es ist tatsächlich eine Sondersituation die es bisher noch nicht gab.

 

Ins blaue hinein würde ich vermuten, das ihre bisherigen Zinserhöhungen erstmal Warnschüsse an die internationalen Finanzmärkte sein sollen um ihnen zu verdeutlichen, das das Spiel mit dem Yen gefährlich für alle Beteiligten enden kann. Da ist doch wirklich jede Bodenhaftung verloren gegangen.

 

Es wäre bei ihrer Geldpolitik wirklich besser gewesen, hätten sie damals die internationale Kreditvergabe beschränkt. Das hätte zwar auch einen Aufschrei gegeben und ich weis gar nicht ob das möglich gewesen wäre, aber dann wären sie wenigstens wesentlich freier in ihrer Entscheidung.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
DrFaustus
@ Elvis

 

Sollen sie also die Zinsen deiner Meinung nach noch weiter erhöhen?

 

Wozu? Damit sparen wieder attraktiv wird?

Der Japaner gibt jetzt schon kaum Geld aus. Das ist ja das Prinzip einer Deflation.

 

In einer Deflation ist Sparen attraktiver, weil erwartet wird, dass Waren in Zukunft billiger werden.

 

Grüße, et3rn1ty.

 

Ich denke sie tun es hauptsächlich, dass die Kreditaufnahme unattraktiver wird´und die Carry Trades unlukrativer. Allerdings ist es bis dorthin noch ein weiter Weg. Vor allem weil Yen keinerlei Stärke zeigt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
et3rn1ty
· bearbeitet von et3rn1ty
In Japan gibt es doch längst einen Export-Boom aufgrund des extrem schwachen Yen.

 

So extrem schwach ist der Yen garnicht.

 

post-949-1172068010_thumb.gif

 

post-949-1172068435_thumb.png

 

Das sich die Amerikaner in ihrer Ehre verletzt fühlen, sobald jemand wirtschaftlich mehr Aufsehen erregt ist ganz klar.

 

Ein schwacher Yen heißt aber gleichzeitig, dass Japan die Staatsschuld nicht mehr so sehr belastet. Diese entspricht immerhin 170% des BIP. Von daher ist die Zielsetzung klar. Der Yen muss abgewertet werden. Dies kann vorläufig nur durch eine kontrollierte Inflation erfolgen.

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel

Japan hat seine Schulden in yen nicht in Dollar wie die Südkoreaner.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
et3rn1ty
· bearbeitet von et3rn1ty

@ Grumel

 

Das habe ich auch nicht behauptet.

 

Für Japan kann sollte der Yen eigentlich nicht schwach genug sein.

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel
Ein schwacher Yen heißt aber gleichzeitig, dass Japan die Staatsschuld nicht mehr so sehr belastet. Diese entspricht immerhin 170% des BIP. Von daher ist die Zielsetzung klar. Der Yen muss abgewertet werden.

 

Dann juckt die Japaner aber in hinsicht auf die Staatsverschuldung der Yenkurs nicht die Bohne. Die Japaner haben immer Leistungsbilanzüberschüße. Das heisst der Staat ist bei der eigenen Bevölkerung verschuldet.

Wenn er die Inflation anheitzt nimmt er sichs aus der einen Tasche und tuts in die andere - hat aber gleichzeitig an Glaubwürdigkeit verspielt.

 

Der ehrliche, und somit einzig sinvolle Weg die Staatsverschuldung in so einer Situation zu senken sind Steuererhöhungen - die die Japaner durchaus verkraften können. Das land ist reich, nur der Staat ist arm.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
et3rn1ty

Jetzt verstehe ich deine Denkweise. :-"

 

Es ist richtig, dass Japan die Staatsschuld durch höhere Steuern "ausgleichen" könnte.

Jedoch gelten höhere Steuern auch als Wachstumsbremse.

 

Also sind wir wieder in der Zwickmühle angelangt.

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel
· bearbeitet von Grumel

Das ist alles sehr keynsianisch. Also darauf ausgerichtet kurzfristige konjunturelle Probleme zu lösen.

 

Die Japaner wurschteln aber schon seit den 80 ern mit den selben Problemen rum, mal stärker mal schwächer ausgeprägt je nach Konjunkturlage- ganz ähnlich wie Deutschland übrigens. Das kann kein Geldpolitiker der Welt lösen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
uzf
· bearbeitet von uzf

Mit Japan könnt ihrs drehen und wenden wie ihr wollt. Man wird nicht schlau daraus. Ergo Finger weg von Nippon. Mir reichts schon die FED und EZB einzuschätzen und da liegt man oft genug daneben.Die BoJ ist aber dagegen ein Buch mit sieben Siegeln.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
et3rn1ty

Dann werf ich mal die Frage in den Raum, ob Japan der Auslöser einer 2. Asienkrise werden könnte?

 

Grüße, et3rn1ty.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Grumel
· bearbeitet von Grumel

Gut auf könnte sollte man nie mit nein antworten. Aber das ist extrem unwahrscheinlich.

 

Wenn hätte die Krise jedenfalls keinerlei Paralelen zur letzten Asienkrise, ausser dass die Schwellenländer von Damals in der selben Region liegen.

 

Heisse Krisenkandidaten sind da eher die Chinesen. Die Krise muß ja immer von einer Diskrepanz zwischen Erwartung und Wirklichkeit ausgehen, die dann in Panik und Übertreibung in die andere Richtung mündet. Am besten noch kombiniert mit hirnlosen Politikern. Das spricht klar für China. Von Japan erwartet eh Niemand was - ausserdem haben die Japaner nicht die Angriffspunkte.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Elvis77

Für eine Asienkrise hätte ich auch eher China im Fokus.

Japan zündelt am Pulverfass, wenn seine Zinsen zu schnell steigen oder der Yen zu stark aufwertet. Oder konsequenterweise beides passiert.

 

Insgesamt, wird die nächste Bombe sicherlich irgendwann platzen.

Da liefern sich vermutlich Russland mit Südamerika und Asien ein Rennen, wer als nächstes zündeln darf. Aber für sicher halte ich, das schon irgendwer der üblichen Verdächtigen die Lunte finden wird.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
parti

Wo sind denn zur Zeit die ERwartungen am Höchsten ? In China und Russland, oder ? von den EM Markets wird allgemein viel erwartet. Jeder schwört auf DIE Renditechance !

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Quen

Hallo zusammen!

 

Da ich kein Thread zu Japan gefunden habe, wollte ich hier mal starten, besonders weil die Japanische Zentralbank entschieden hat das Banken - Zinsen zahlen müssen und somit die Konjunktur ankurbeln wollen. Was haltet ihr von diesem Vorhaben?

 

Kann das nicht dazu führen das Banken genötigt werden Kredite auszugeben, die am ende dann wieder nur zu einer riesigen Blasen führt?

 

Liebe Grüße

 

Quen

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
castel

Kann das nicht dazu führen das Banken genötigt werden Kredite auszugeben, die am ende dann wieder nur zu einer riesigen Blasen führt?

 

 

Wir haben seitens der EZB schon seit Längerem einen negativen Einlagezins für Banken. Werden Kredite hier nun an jedermann ausgegeben? Da müssen als weit mehr Punkte zusammenkommen... ;)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte

Dieser Artikel von €uro am Sonntag vertritt die These, dass es in Japan nach inzwischen mehr als zwei Jahrzehnten der Stagnation sowie des Nullzinses endlich wieder vorangehen soll und kann dies auch anhand von konkreten Zahlen belegen. 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Warlock

Die EU und Japan haben ein Freihandelsabkommen geschlossen. Die WiWo hat dazu einen kurzen Überblick gegeben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schildkröte
Zitat

Der größten Freihandelszone der Welt steht nichts mehr in Weg – das Europäische Parlament hat dem Freihandelsabkommen der EU mit Japan zugestimmt. ... Damit entfallen Anfang Februar des kommenden Jahres, deutlich früher als erwartet, die Zölle auf mehr als 90 Prozent der EU-Exporte nach Japan. Wenn das Abkommen nach einer Übergangszeit vollständig in Kraft getreten ist, sparen die Exporteure nach Angaben der Europäischen Kommission rund 1 Milliarde Euro im Jahr. ... Durch das Abkommen entfallen künftig die EU-Zölle für japanische Autos von derzeit zehn Prozent und für die meisten Autoteile von drei Prozent.

Hier der vollständige FAZ-Artikel.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...