Fondsanleger1966 10. Februar vor 9 Stunden von LongtermInvestor: Historische Mean-Reversion-Muster sind kein Beweis für zukünftiges Verhalten, sondern ein statistisches Artefakt der Rückwärtsbetrachtung. Zukunftsorientierte Modelle müssen Unsicherheit über den "wahren" Mittelwert, nichtlineare Regimewechsel und rationale Erwartungen berücksichtigen. Ohne diese Komponenten bleiben Mean-Reversion-Argumente ein fragwürdiges Werkzeug. +1 vor 10 Stunden von LongtermInvestor: Mir geht es auch nicht um Outperformance sondern Risikomanagement. +1 vor 10 Stunden von LongtermInvestor: Gordon-Growth-Modell. Die erwartete Aktienrendite lässt sich als Summe aus Dividendenrendite, Wachstumsrate der Dividenden und Bewertungsänderungen modellieren. Bei niedrigen Bewertungen startet die Renditeberechnung von einem günstigeren Ausgangspunkt, sofern das Fundamentaldatenwachstum stabil bleibt. Beim Fundamentaldatenwachstum gibt es - gerade bei dem Wachstum der Unternehmensgewinne - erhebliche Unterschiede zwischen den USA und ex-US, u.a. ausgelöst durch die US-Steuerkürzungen für die Unternehmen, die mit einer rasanten Erhöhung der US-Staatsverschuldung einhergehen. Das sind Aktienkurs-Pushs auf Pump. Ende der 1990er Jahre hofften nicht wenige auf eine schuldenfreie USA mit staatlichen Überschüssen. Heute liegt die US-Staatsverschuldung auf einem Niveau wie nach dem 2. Weltkrieg. Das sind Hypotheken, die auf zukünftige Kurse drücken könnten, wenn Situationen eintreten sollten, in denen die (Unternehmens-)Steuern wieder erhöht werden müssen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Glory_Days 10. Februar · bearbeitet 10. Februar von Glory_Days vor 17 Stunden von Fondsanleger1966: Der Markt setzt sich aus heterogenen Marktteilnehmern mit sehr unterschiedlichen Sichtweise zusammen. Z.B. haben sie unterschiedliche Heimatwährungen, in denen sie rechnen. Und entsprechende Umrechnungskurse, die diese dann wieder vergleichbar und Arbitrage möglich machen... vor 17 Stunden von Fondsanleger1966: Ein Euro-Anleger kann daher durchaus rational vom Markt abweichen, der von USD-Anlegern und ihrer Sichtweise/Brille geprägt ist und aus dem Mix der unterschiedlichen Sichtweisen heraus ebenfalls rational sein könnte. Von irgendetwas wird der Markt immer geprägt sein - vergessen wir nicht, dass Anleger ihr Markt-Exposure zu jeder Zeit selbst festlegen können. vor 17 Stunden von Fondsanleger1966: Dagegen spricht die wissenschaftliche Evidenz. Es gibt lange Zeiträume, in denen Marktpreise gerade eben keine rationale Form der Bewertung darstellen. Siehe z.B. die Arero-Studien. Auch aus der ökonomischen Theoriebildung spricht vieles dafür, dass Märkte natürlicherweise zur Über- und Untertreibung neigen und damit nicht im eigentlichen Sinne rational sind. Diese Form der wissenschaftlichen Evidenz sehe ich gerade nicht. Bis heute gibt es keine schlüssige Theorie, mit Hilfe derer sich die Entstehung, Dauer und das Platzen von Blasen ex-ante zuverlässig beschreiben ließe. In der Rückschau lässt sich natürlich vieles anders einschätzen als in der Vorausschau, aber das entspricht nun einmal nicht dem tatsächlichen Entscheidungsproblem. Solange wir nichts Besseres haben, sind Marktpreise aus meiner Sicht so gesehen immer rational. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
John Silver 10. Februar Falls sich jemand für das Buch interessiert, ich habe es hier rezensiert: Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Fondsanleger1966 10. Februar vor 8 Minuten von Glory_Days: Und entsprechende Umrechnungskurse, die diese dann wieder vergleichbar und Arbitrage möglich machen... Nein. Das scheint Dein zentraler Gedankenfehler zu sein. Eine Rückkehr des USD/EUR-Kurses auf die PPP führt zu einer deutlich niedrigeren künftigen MSCI-World-Rendite des EUR-Anlegers, aber zu einer höheren des USD-Anlegers. vor 11 Minuten von Glory_Days: Diese Form der wissenschaftlichen Evidenz sehe ich gerade nicht. Da kann ich jetzt auch nicht mehr helfen. Die wissenschaftlichen Arbeiten sind für den untersuchten Zeitraum eindeutig - gleich, ob Du das auch so siehst oder nicht. vor 13 Minuten von Glory_Days: Bis heute gibt es keine schlüssige Theorie, mit Hilfe derer sich die Entstehung, Dauer und das Platzen von Blasen ex-ante zuverlässig beschreiben ließe. Das ist schnurzpiepe. Entscheidend ist, dass diese Blasen existieren - und das ist halt wissenschaftlich erwiesen. vor 25 Minuten von Glory_Days: Solange wir nichts Besseres haben, sind Marktpreise so gesehen immer rational. Nein. Rational wäre es, wenn Aktien mit einem höheren Risiko auch eine höhere Rendite aufweisen als Aktien mit einem niedrigeren Risiko. Das war - wissenschaftlich nachgewiesen - für lange Zeiträume nicht der Fall, siehe die beiden Links im vorletzten Absatz von Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Glory_Days 10. Februar · bearbeitet 10. Februar von Glory_Days vor 5 Stunden von Fondsanleger1966: Eine Rückkehr des USD/EUR-Kurses auf die PPP führt zu einer deutlich niedrigeren künftigen MSCI-World-Rendite des EUR-Anlegers, aber zu einer höheren des USD-Anlegers. Jetzt müsste man nur noch die Rückkehr des USD/EUR-Kurses auf die PPP vorhersehen können... vor 5 Stunden von Fondsanleger1966: Die wissenschaftlichen Arbeiten sind für den untersuchten Zeitraum eindeutig Es handelt sich um reine empirische ex-post Evidenz - mit 20/20 Hindsight lassen sich im Rückblick immer gute Begründungen für etwas finden. vor 5 Stunden von Fondsanleger1966: Entscheidend ist, dass diese Blasen existieren - und das ist halt wissenschaftlich erwiesen. Sehe ich fundamental anders - ex-ante handelt es sich um keine Blasen. Ein wissenschaftlicher Beweis existiert nicht, außer wenn man empirische ex-post Auswertungen unter 20/20 Hindsight als einen solchen bezeichnen möchte (ich nicht). Was hingegen richtig ist: Systematisches Risiko muss grundsätzlich als zeitabhängig angenommen werden, und kann damit mal niedriger und mal höher ausfallen. Wir können die Höhe aber ex-ante nicht prognostizieren. vor 5 Stunden von Fondsanleger1966: Rational wäre es, wenn Aktien mit einem höheren Risiko auch eine höhere Rendite aufweisen als Aktien mit einem niedrigeren Risiko. Das war - wissenschaftlich nachgewiesen - für lange Zeiträume nicht der Fall, siehe die beiden Links im vorletzten Absatz von Das ist falsch. Nicht jede Form von Risiko wird gemäß Theorievorstellung vom Markt in Form einer höheren Rendite prämiert. Die vermeintliche Low-Volatility Anomalie lässt sich auflösen, wenn das tatsächliche Entscheidungsproblem von Anlegern adäquat berücksichtigt wird. Zitat Rationale "Übertreibungen": Ein Markt könnte in einem Trend weit über die traditionellen Bewertungsmodelle hinausgehen, weil er erwartet, dass sich diese fundamentalen Werte künftig weiter verbessern (z.B. bei starkem Unternehmenswachstum, technologischem Wandel oder einer wirtschaftlichen Expansion). In solchen Fällen ist es rational, dass Anleger diese zukünftigen Erwartungen bereits in die Preise einpreisen, selbst wenn sie heute „überbewertet“ erscheinen. Das würde zu Phasen führen, in denen die Preise deutlich von den heutigen fundamentalen Werten abweichen – die Markterwartungen sind eben nicht immer nur eine Projektion der aktuellen Situation, sondern auch eine Annahme über die Zukunft. Fazit Die Idee, dass Märkte "anders" funktionieren und sich nicht immer an klassische Bewertungsmodelle halten, ist ein äußerst wertvoller und realistischer Ansatz. Märkte könnten rational in dem Sinne sein, dass sie auf eine Vielzahl von Faktoren reagieren, die weit über die traditionellen fundamentalen Bewertungen hinausgehen – wie Erwartungen über zukünftige Entwicklungen, Marktpsychologie, technologische Innovationen, Liquidität und andere nicht-quantifizierbare Elemente. In diesem Rahmen sind auch Phasen der Entkopplung von fundamentalen Bewertungen und Marktpreisen nicht nur denkbar, sondern in einem dynamischen Marktumfeld sogar zu erwarten. Diese Entkopplung muss nicht irrational sein; sie kann schlichtweg eine Reaktion auf die komplexen und oft nicht-linearen Märkte sein, die in der Realität existieren. @Fondsanleger1966 Wir müssen das an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Ich habe kein Problem mit anderslautenden Meinungen und diese Diskussion ist schon sehr alt. Wer Interesse an einer Vertiefung des Themas hat, dem kann ich folgendes YouTube-Video mit den beiden Wirtschaftsnobelpreisträgern Eugene Fama und Richard Thaler empfehlen: Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher 10. Februar · bearbeitet 10. Februar von finisher vor 4 Stunden von John Silver: Falls sich jemand für das Buch interessiert, ich habe es hier rezensiert: Das ist der falsche Bernstein. Es geht ging hier um dieses Buch: https://www.amazon.de/intelligente-Allocation-profitable-abgesicherte-Portfolios/dp/3898791505 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
indianahorst 13. Februar Am 9.2.2025 um 21:19 von Glory_Days: Man könnte z.B. einfach annehmen, dass der heutige Preisfindungsmechanismus dem Ideal so nahe kommt wie keine alternative Form der Preisschätzung. Dann besteht allerdings kein Grund mehr, sich gegen diesen zu positionieren und man könnte Marktpreise als rationale Form der Bewertung akzeptieren. Demzufolge müsstest du den Aktienteil deines Offensiv-Defensiv-Portfolios einstampfen und durch einen simplen MSCI World ersetzen, denn offenbar hast du für die von dir im OD-Portfolio gewählten Sektoren Tech, Staples, Health, Utilities eine andere bzw. höhere Preiserwartung als der Markt. Wenn du den Marktpreis als (einzig) rationale Bewertung ansiehst, dann solltest du konsequenterweise auch ausschliesslich in den breiten Markt investieren statt Sektor-Picking zu betreiben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Glory_Days 13. Februar · bearbeitet 13. Februar von Glory_Days vor 35 Minuten von indianahorst: Demzufolge müsstest du den Aktienteil deines Offensiv-Defensiv-Portfolios einstampfen und durch einen simplen MSCI World ersetzen, denn offenbar hast du für die von dir im OD-Portfolio gewählten Sektoren Tech, Staples, Health, Utilities eine andere bzw. höhere Preiserwartung als der Markt. Wenn du den Marktpreis als (einzig) rationale Bewertung ansiehst, dann solltest du konsequenterweise auch ausschliesslich in den breiten Markt investieren statt Sektor-Picking zu betreiben. Nein, ich habe keine andere Preiserwartung als der Markt. Ich will nur das systematische Risiko im Zeitverlauf steuern* (und nehme dafür idiosynkratisches Risiko bewusst in Kauf, verbleibe aber bei nach Marktkapitalisierung gewichteten Produkten). Das halte ich übrigens auch für die einzige valide Begründung, um von einer reinen Marktabbildung abzuweichen. Wer sich dem zeitabhängigen systematischen Risiko des Marktes aussetzen möchte, dem würde ich auch in meinem Portfolio für den Aktienanteil ein breit gestreutes Marktindex-Produkt empfehlen. Damit habe ich grundsätzlich kein Problem und auch aus Gründen der Einfachheit kann das sinnvoll sein. *Alternativ könnte man auch die Gewichtung des Markt-Exposures von Zeit zu Zeit anpassen (und damit ausschließlich auf Marktinstrumente setzen). Ich halte eine statische Allokation mit Rebalancing in diesem Fall aber ausnahmsweise für den besseren und praktikableren Weg - auch da wir das systematische Risiko als solches ex-ante nicht quantifizieren können. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
indianahorst 13. Februar vor 13 Minuten von Glory_Days: Nein, ich habe keine andere Preiserwartung als der Markt. Ich will nur das systematische Risiko im Zeitverlauf steuern (und nehme dafür idiosynkratisches Risiko bewusst in Kauf, verbleibe aber bei nach Marktkapitalisierung gewichteten Produkten). Den Abschnitt verstehe ich nicht bzw. kann ich nicht nachvollziehen. Wenn du das systematische Risiko im Zeitverlauf steuern willst (durch Diversifikationseffekte und daraus entstehendes Rebalancing-Premium), dann hast du für die von dir gewählte Asset Allokation ja eben doch eine höhere Preiserwartung als der Markt. Angenommen, die Marktrendite für die nächsten 100 Jahre sei 8% p.a. und du erwartest für deine Asset Allokation im OD-Portfolio mit 50% Tech und 20% Health, Staples, Utilities ebenfalls 8% p.a. Weiter sei angenommen, das Rebalancing-Premium zwischen den von dir gewählten Sektoren betrage 1% p.a. Dann erwartest du implizit 8% Marktrendite + 1% Rebalancing-Premium, macht 9% p.a. Würdest du kein Rebalancing-Premium im Zeitverlauf erwarten, dann könntest du ja auch den Gesamtmarkt (den MSCI World) kaufen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Glory_Days 13. Februar · bearbeitet 14. Februar von Glory_Days Am 13.2.2025 um 12:30 von indianahorst: Wenn du das systematische Risiko im Zeitverlauf steuern willst (durch Diversifikationseffekte und daraus entstehendes Rebalancing-Premium), dann hast du für die von dir gewählte Asset Allokation ja eben doch eine höhere Preiserwartung als der Markt. Nein, die Steuerung des systematischen Risiko im Zeitverlauf impliziert keine höhere Renditeerwartung als der Markt (wir sprechen immer noch über das gleiche systematisches Risiko, das prämiert wird). Tatsächlich habe ich keine konkrete Renditeerwartung - weder für den Markt noch für einzelne Assets. Es kann aber eine höhere Realisierung der existierenden Risikoprämie bei festgehaltenem durchschnittlichen Risiko-Exposure (Zeitmittelwert) im Zeitverlauf erzielt werden - nämlich genau dann, wenn dieses im Zeitverlauf konstanter gehalten wird (d.h. dessen Variabilität verringert wird). Dieser Aspekt der zeitlichen Variabilität und der Möglichkeit des Eingriffes durch den Anleger (z.B. in Form von Rebalancing) wird in der herkömmlichen Definition der Risikoprämie im Ein-Perioden Modell nicht berücksichtigt. Wenn man diesen Umstand nicht berücksichtigt, würde man die Realität der Informationsentstehung und damit die Natur des Problems außer Acht lassen. Daher handelt es sich explizit nicht um eine sogenannte Ineffizienz des Marktes, da sich Märkte nun einmal von Natur aus im Nichtgleichgewicht befinden (wenngleich sich zu jedem einzelnen Zeitpunkt ein lokales Gleichgewicht einstellt). Nicht falsch verstehen: Ich kann genauso wenig wie jeder andere zukünftige Informationen vorhersehen. Ich kann aber versuchen, meine Asset Allokation so zu wählen, dass das Risiko-Exposure im Zeitverlauf nicht zu sehr schwankt (prinzipiell ist das die Grundidee von Zeitdiversifikation). Man könnte diese Idee sicherlich auch über eine zeitabhängige Allokation in den Markt verfolgen - ich finde eine statische Allokation mit Rebalancing aber pragmatischer, da es die Leitplanken einmal initial festlegt und danach keine weiteren Prognosen mehr treffen muss (zumindest wenn man die Leitplanken als annähernd zeitstabil betrachtet), auch wenn damit zusätzliches und nicht prämiertes idiosynkratisches Risiko einhergeht. Am 13.2.2025 um 12:30 von indianahorst: Angenommen, die Marktrendite für die nächsten 100 Jahre sei 8% p.a. und du erwartest für deine Asset Allokation im OD-Portfolio mit 50% Tech und 20% Health, Staples, Utilities ebenfalls 8% p.a. Weiter sei angenommen, das Rebalancing-Premium zwischen den von dir gewählten Sektoren betrage 1% p.a. Dann erwartest du implizit 8% Marktrendite + 1% Rebalancing-Premium, macht 9% p.a. Würdest du kein Rebalancing-Premium im Zeitverlauf erwarten, dann könntest du ja auch den Gesamtmarkt (den MSCI World) kaufen. So funktioniert das ganze nicht - dein Beispiel greift wesentlich zu kurz. Insbesondere muss Risiko berücksichtigt werden und explizit ein Mehr-Periodenmodell für die Zeitabhängigkeit der Größen betrachtet werden. Es könnte sich auch eine niedrigere absolute Rendite, aber eine bessere risikoadjustierte Rendite ergeben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag