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Auswahl der PKV für Beamte

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Ich bin angehende Beamtin (38 Jahre alt) und beschäftige mich bereits seit 2-3 Monaten eingehend mit der Wahl der PKV. Inzwischen habe ich auch konkrete Angebote inkl. Risikozuschlägen vorliegen. Im Prinzip habe ich die Auswahl bereits eingegrenzt auf Barmenia, R+V und Alte Oldenburger (jeweils inkl. stärkstem Beihilfeergänzungstarif), die Kosten sind bei allen ähnlich genug, dass ich die Preisunterschiede (mit einer Besoldung im höheren Dienst) als unwesentlich ansehe. Beitragsstabilität ist natürlich eher ein Faktor, vor allem da ich durch eher späte Verbeamtung und Teilzeitphasen vermutlich maximal die Hälfte des Maximalpensionsanspruchs von 71,x% erreichen werde (zzgl. einer kleinen Rente aus der Zeit als Angestellte und gewissen Kapitaleinkünften).


Daher wollte ich hier auch nochmal ein paar andere Meinungen hören. Folgende Gedanken bzw. offene Fragen habe ich noch zu den verschiedenen Gesellschaften:

 

Barmenia:
- Beihilfeergänzungstarif: ist hier wirklich das Alleinstellungsmerkmal, dass grundsätzlich alles, was die Beihilfe nicht bezahlt, aufgefangen wird? (Barmenia schreibt hierzu: "Sie erhalten die tariflichen Leistungen auch dann, wenn die Beihilfe nicht vorleistet") - das scheint mir bei R+V und AO nicht der Fall zu sein
- im Gegensatz zu R+V offener Heilmittelkatalog, dafür die Begrenzung auf 1,1-fachen Satz der Beihilfe. Mir ist nicht ganz klar, was der offene Katalog dann bringt: wenn es in 20 oder 30 Jahren ein neues Heilmittel gibt, was (noch) nicht von der Beihilfe bezahlt wird - wird es dann von der Barmenia bezahlt? Und wenn ja, unbegrenzt (am 1,1-fachen Satz kann man sich ja dann nicht orientieren)? Wenn nein, dann ist es ja indirekt doch ein geschlossener (UND preislich begrenzter) Heilmittelkatalog
- zahlt im Gegensatz zu den beiden anderen Rehas und hätte mit PCD-Klausel die beste Weltgeltung (hier bin ich unsicher, wie wichtig das wäre - dauerhaft aus Europa auswandern schließe ich eigentlich aus, aber ein Sabbatical von einem Jahr oder mal 1-2 Jahre vorübergehend in der Pension evtl. schon, für einen solchen Zeitraum könnte man ja aber eine andere Auslandsversicherung evtl. noch stemmen)
- Begrenzung bei Hörgeräten: unter der Annahme, dass man das mit ziemlicher Sicherheit früher oder später braucht und mir auch wichtig wäre: in 30, 40 oder 50 Jahren (wenn es vermutlich nötig wird), ist ja die Grenze von 2000 EUR mit Inflation dann wirklich sehr niedrig, sodass man diese defacto fast komplett selbst zahlen müsste
 
R+V:
- scheint insgesamt ähnlicher Leistungsumfang wie Barmenia zu sein (wichtige Ausnahmen: Reha und Weltgeltung mit PCD-Klausel bei Barmenia)
- besser: im Vergleich zu Barmenia keine Begrenzung bei Hörgeräten, nicht die Begrenzung bei Heilmitteln auf 1,1-fachen Satz der Beihilfe, dafür aber geschlossener Heilmittelkatalog

 

Alte Oldenburger:
- angeblich sehr, sehr beitragsstabil
- andererseits einige Leistungslücken: z.B. GOZ nicht über Höchstsatz (angeblich braucht man das ja bei Zahnärzten doch ab und zu - im Gegensatz zu Ärzten), Vorsorgeuntersuchungen sehr stark gedeckelt auf 160 EUR + 33%, nicht beihilfefähige Hilfsmittel nur bis 500 EUR/Jahr
- gerade die Einschränkung bei Vorsorge finde ich schon seltsam - da die 160 EUR ja auch nicht an die Inflation angepasst werden, hätte man ja dann bei einer Vorsorge, die vielleicht in 20-30 Jahren auch mal 2000 EUR kosten könnte, einen erheblichen Eigenanteil. Zum anderen finde ich es eine komische "Philosophie" einer KV, ausgerechnet bei Vorsorge eher "geizig" zu sein - im Endeffekt führt das doch auch statistisch zu mehr zu spät erkannten Krebserkrankungen, die dann auch wieder teurere und langwierigere Behandlungen erfordern, was m.E. dem Beitragsstabilitätsargument zuwiderläuft?!
- Ein Nachteil der AO scheint zu sein, dass bei Wechsel ins Angestelltenverhältnis keine Nachversicherung von Krankentagegeld ohne Risikozuschlag garantiert wird - hier bin ich unsicher, ob das dann ein KO-Kriterium sein sollte, wenn ich den Wechsel ins Angestelltenverhältnis zwar für möglich, aber eher unwahrscheinlich ansehe (ich würde das dann auch ggf. so rechtzeitig machen, dass ich noch zurück in die GKV mit KvdR-Anspruch komme, was bei mir bis zum Alter von 50 möglich ist).
- dass die AO eher ein "Underdog" ist, z.B. wenig Werbung macht, kein Callcenter usw. hat, finde ich insgesamt sympathisch (und passt zum Argument der Preisstabilität)

 

Ich habe eine Tendenz dazu, Barmenia und R+V als etwa gleichauf zu sehen und AO schon etwas schlechter vom Preis-/Leistungsverhältnis - damit läuft es auf die Frage raus, ob die mutmaßlich exzellente Beitragsstabilität der AO das wert ist? Gleichzeitig habe ich bei der Barmenia die größten Bauchschmerzen, was Beitragsstabilität angeht. Ein Kollege von mir hat sich genau deswegen gegen Barmenia und für AO entschieden, allerdings war er damals noch Angestellter und nicht Beamter, da fällt das ja vielleicht mehr ins Gewicht. Daher bliebe dann irgendwie als "Kompromiss" zwischen Leistung und Beitragsstabilität vielleicht die R+V.

 

Falls jemand noch weitere Gedanken und Erfahrungen zu diesen Gesellschaften hat oder ganz gravierende Dinge, die ich übersehen habe, wäre ich dankbar.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Da bisher noch keiner geantwortet hat, schreibe ich etwas.

 

Ich denke, dass alle drei Versicherer eine gute Wahl sind - Du machst also nichts verkehrt. Dass die Alte Oldenburger recht klein ist, hast Du ja selbst schon geschrieben. Ich persönlich würde darauf achten, dass es in meinem Umfeld Personen gibt, die beim gleichen Versicherer und am besten auch im gleichen Tarif versichert sind. Dann kann man sich bei Problemen austauschen - oder man bekommt den einen oder anderen Tipp...

 

Vielleicht erst einmal etwas Grundsätzliches. Ein Vorteil bei der PKV ist ein breites Leistungsspektrum. Man muss sich also zunächst einmal entscheiden, ob man

  1. einen preiswerten Tarif mit eingeschränktem Leistungsangebot haben will
  2. einen Tarif mit ähnlichem Leistungsangebot wie in der GKV haben will
  3. einen Luxustarif mit erweitertem Angebot haben möchte, der dann aber auch teurer ist.

Tatsächlich gibt es für jede der drei Möglichkeiten Gründe und Versicherte, die diese Tarife gewählt haben.

 

Manche Versicherte wechseln auch zwischen den Leistungsstufen. Hier im Forum gibt es einen Foristen, der einen spendablen Arbeitgeber hatte. Als Arbeitnehmer hatte er einen Luxustarif - und konnte hohe Rückstellungen aufbauen (die sein AG zur Hälfte bezahlt hat). Beim Eintritt ins Rentenalter hat er denn in einen preiswerten Tarif gewechselt. Als Renter muss er jetzt besonders niedrige Beiträge bezahlen, weil ihm seine hohen Rückstellungen zugute kommen. Die Frage ist, ob man das so will. Denn Luxustarif in jungen Jahren (wenn man gar nicht so oft krank ist) und Billigtarif im Alter (wenn man viele medizinsche Leistungen benötigt) wird nicht von jedem so gewünscht. Viel häufiger ist vermutlich der Fall, dass junge Menschen sich zu einem Luxustarif verleiten lassen und irgendwann die Beiträge zu hoch werden. Dann müssen sie zwangsweise in einen preiswerteren Tarif wechseln...

 

Man kann sich auch folgendes überlegen. Die großen Versicherer stehen im Konkurrenzkampf miteinander. Man kann also annehmen, dass die Beiträge, die man über sein Leben lang bezahlt, bei den großen Versicherern und bei Tarifen mit vielen Versicherten auch ungefähr dem Leistungsumfang entsprechen.

  1. Für einen Versicherten mit durchschnittlichem Krankheitsverlauf ist es deshalb egal, welche der Leistungsstufen er wählt. Beim Billigtarif zahlt er weniger Beiträge, muss aber öfter etwas dazuzahlen oder sogar ganz selbst bezahlen. Beim Luxustarif zahlt er höhere Beiträge, bekommt aber auch fast alles erstattet. Kommt also ungefähr aufs Gleiche heraus.
  2. Wenn man am Ende des Lebens feststellt, dass man unterdurchschnittlich häufig krank war, dann wäre der preiswerte Tarif besser gewesen.
  3. Wenn man am Ende des Lebens feststellt, dass man überdurchschnittlich häufig krank war, wäre der Luxustarif besser gewesen. Wobei man aufpassen muss: Luxustarife mit besonders hohem Leistungsumfang ziehen magisch Menschen an, die sehr viele Leistungen in Anspruch nehmen. Wenn man nicht zu diesen Menschen gehört, dann muss man aufpassen, dass man nicht die Hypochonder mitbezahlt... 

Ähnlich ist es bei Deinen drei Versicherern. Es gibt sicherlich Unterschiede im Leistungsumfang - aber im Prinzip sollten die Beiträge dem Leistungsumfang entsprechen. Deshalb solltest Du Dich nicht zu tief in den Leistungskatalog einarbeiten, zumal Du ja auch gar nicht weißt, an welchen Krankheiten du erkranken wirst. Du kannst davon ausgehen, dass Du im Laufe Deines mit allen drei Versicherungen ähnlich viel bezahlen wirst.

 

Bei den Risikozuschlägen solltest Du schauen, dass Du möglichst wenige davon bezahlen musst. Manchmal kann man sie auch später reduzieren oder sogar ganz wegverhandeln.

 

Zum Thema "Beitragssteigerungen" werde ich später noch etwas schreiben. Das führt hier immer zu Ärger. Deshalb mache ich das in einem separaten Beitrag.

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chirlu
vor 9 Stunden von stagflation:

Man kann sich auch folgendes überlegen. Die großen Versicherer stehen im Konkurrenzkampf miteinander. Man kann also annehmen, dass die Beiträge, die man über sein Leben lang bezahlt, bei den großen Versicherern und bei Tarifen mit vielen Versicherten auch ungefähr dem Leistungsumfang entsprechen.

 

Das ergibt sich nicht aus der Wettbewerbssituation, sondern schlicht zwangsläufig daraus, dass in der Krankenversicherung die Kosten, die die Versicherten eines Tarifs verursachen, auf diese Versicherten (das Kollektiv) umgelegt werden. Es gibt niemanden, der Geld zuschießt oder abzieht; allenfalls dauert es eine Weile, bis nötige Beitragsanpassungen rechtlich möglich werden.

 

vor 9 Stunden von stagflation:

Du kannst davon ausgehen, dass Du im Laufe Deines mit allen drei Versicherungen ähnlich viel bezahlen wirst.

 

Vorausgesetzt jedenfalls, es tritt kein Großschaden auf, der im Billigtarif leider nicht versichert war. :-* Suchtbehandlung ist zum Beispiel gern mal ausgeschlossen in Minimaltarifen.

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krts

Danke für die bisherigen Antworten!

 

vor 20 Stunden von stagflation:

Wobei man aufpassen muss: Luxustarife mit besonders hohem Leistungsumfang ziehen magisch Menschen an, die sehr viele Leistungen in Anspruch nehmen. Wenn man nicht zu diesen Menschen gehört, dann muss man aufpassen, dass man nicht die Hypochonder mitbezahlt... 

Das würde ja dann am ehesten für die Alte Oldenburger sprechen, oder nicht? Weil die AO an manchen Stellen einige Lücken hat, die dann verhindern, dass der Tarif die "falschen" Leute anlockt?

 

 

vor 20 Stunden von stagflation:

Manche Versicherte wechseln auch zwischen den Leistungsstufen. Hier im Forum gibt es einen Foristen, der einen spendablen Arbeitgeber hatte. Als Arbeitnehmer hatte er einen Luxustarif - und konnte hohe Rückstellungen aufbauen (die sein AG zur Hälfte bezahlt hat). Beim Eintritt ins Rentenalter hat er denn in einen preiswerten Tarif gewechselt. Als Renter muss er jetzt besonders niedrige Beiträge bezahlen, weil ihm seine hohen Rückstellungen zugute kommen. Die Frage ist, ob man das so will. Denn Luxustarif in jungen Jahren (wenn man gar nicht so oft krank ist) und Billigtarif im Alter (wenn man viele medizinsche Leistungen benötigt) wird nicht von jedem so gewünscht. Viel häufiger ist vermutlich der Fall, dass junge Menschen sich zu einem Luxustarif verleiten lassen und irgendwann die Beiträge zu hoch werden. Dann müssen sie zwangsweise in einen preiswerteren Tarif wechseln...

Das spricht ja dafür, dass man im Zweifel lieber erstmal einen leistungsstärkeren Tarif (hier also R+V oder Barmenia) nehmen sollte und zur Not später in einen schlechteren Tarif wechseln (weil andersrum dann evtl. wegen Gesundheitsprüfung nicht mehr geht und zudem weniger Altersrückstellungen aufbaut). Aber R+V und Barmenia sind doch nach meinem Verständnis Kompakttarife, wo man eigentlich nichts abwählen kann außer 1/2-Bett-Zimmer und Beihilfeergänzungstarif. Oder gäbe es da doch noch Möglichkeiten?

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chirlu
· bearbeitet von chirlu
Am 10.7.2024 um 18:18 von krts:

Das würde ja dann am ehesten für die Alte Oldenburger sprechen, oder nicht? Weil die AO an manchen Stellen einige Lücken hat, die dann verhindern, dass der Tarif die "falschen" Leute anlockt?

 

Zur Abschreckung von Leuten, die gern „Einmal alles bitte!“ bestellen, wären Selbstbehalte besser. Vor allem sicherlich prozentuale (z.B. 10% bis zu einer Höchstgrenze von x Euro pro Jahr).

 

Beitragsrückerstattungen können auch eine Wirkung haben, allerdings schwächer, auch weil viele die Auswirkung von jährlich steigenden Rückerstattungen gar nicht richtig verstehen.

 

Am 10.7.2024 um 18:18 von krts:

R+V und Barmenia sind doch nach meinem Verständnis Kompakttarife, wo man eigentlich nichts abwählen kann außer 1/2-Bett-Zimmer und Beihilfeergänzungstarif. Oder gäbe es da doch noch Möglichkeiten?

 

Es gibt immer Beitragsentlastungstarife (also quasi Spardosen). Für dich lohnt sich so etwas aber eigentlich nicht, denn du bekommst ja keinen Arbeitgeberzuschuss zum Krankenversicherungsbeitrag. (Dafür reduziert sich die benötigte Absicherung im Alter, das sollte die extremen Beitragsanstiege schon vermeiden. Und mit einer Pension, gerade im höheren Dienst, sollte man auch gestiegene Beiträge schon aufbringen können.)

 

Am 7.7.2024 um 16:25 von krts:

in 30, 40 oder 50 Jahren (wenn es vermutlich nötig wird), ist ja die Grenze von 2000 EUR mit Inflation dann wirklich sehr niedrig, sodass man diese defacto fast komplett selbst zahlen müsste
(…)
gerade die Einschränkung bei Vorsorge finde ich schon seltsam - da die 160 EUR ja auch nicht an die Inflation angepasst werden

 

Normalerweise werden Fixbeträge schon irgendwann angepasst. Das gilt natürlich auch für Selbstbehalte, wo Versicherte lieber die alte Grenzen beibehalten würden.

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