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Holgerli

Die Lage des Baugewerbes in Deutschland

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Holgerli

Seit mindestens 12 Monaten höre ich in den Medien, dass sich aufgrund des massiven Anstiegs der Zinsen, die Lage des deutschen Baugewerbes massiv verschlechtert hat bzw. immer noch verschlechtert. Lt. Aussagen in den Medien ist mit einer Entlassungswelle zu rechnen bzw. schon im Gange.

 

Meine persönliche Erfahrung (als Kunde) sieht aber deutlich anders aus:

Ich brauchte nun aber schon zwei Mal in diesem Jahr Handwerker aus zwei verschiedenen Gewerken des Baugewerbes. Einmal einen Dachdecker und jetzt einmal einen Monteur für die Haustür, also aus dem Bereich Tür- und Fensterbau.

 

Ein Dachdecker sagte mir im Juli, dass man weiterhin auf Monate ausgebucht sei. Der Nachbar, wo er gerade arbeitete hat selber fast 12 Monate auf den Dachdecker warten müssen.

Und heute sagte mir das Sekretariat eines Tür- und Fensterbaubetriebes, dass sie ein Verbot habe Neukunden anzunehmen, da man so einen hohen Auftragsbestand bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel habe.

 

Ja, ich weiss: Dass sind anekdotische Einzelerfahrungen die ich jetzt gemacht habe aber persönlich sehe ich noch keine große Krise im Baugewerbe.

 

Von daher würde ich einfach mal um Eure Einschätzung bitten. Vielleicht arbeitet ja auch einer der Foristen im Baugewerbe und kann ein paar spannende Insights geben.

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satgar
· bearbeitet von satgar

Also ich lese zumeist, dass das Handwerk darauf aufmerksam macht, dass die Lage in Zukunft schlechter werden wird. Aktuell seien die Bücher noch voll und würden abgearbeitet, aber das würde sich "demnächst" verschlechtern. Viele Projektentwickler sagen derzeit Ihre Projekte ab, Vonovia hat den Bau von 60.000 Wohnungen gestoppt und in einem Interview in der FAZ mit einem kommunalen Anbieter (glaube Genossenschaft) konnte man auch lesen, dass jetzt nur noch alles fertig gebaut wird.

 

Will sagen: dass man jetzt noch schwer Termine bekommt, wundert mich noch nicht so sehr. Dass das besser wird, kommt erst noch.

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Malvolio
· bearbeitet von Malvolio
vor 17 Minuten von Holgerli:

Seit mindestens 12 Monaten höre ich in den Medien, dass sich aufgrund des massiven Anstiegs der Zinsen, die Lage des deutschen Baugewerbes massiv verschlechtert hat bzw. immer noch verschlechtert. Lt. Aussagen in den Medien ist mit einer Entlassungswelle zu rechnen bzw. schon im Gange.

 

Meine persönliche Erfahrung (als Kunde) sieht aber deutlich anders aus:

Ich brauchte nun aber schon zwei Mal in diesem Jahr Handwerker aus zwei verschiedenen Gewerken des Baugewerbes. Einmal einen Dachdecker und jetzt einmal einen Monteur für die Haustür, also aus dem Bereich Tür- und Fensterbau.

 

Ein Dachdecker sagte mir im Juli, dass man weiterhin auf Monate ausgebucht sei. Der Nachbar, wo er gerade arbeitete hat selber fast 12 Monate auf den Dachdecker warten müssen.

Und heute sagte mir das Sekretariat eines Tür- und Fensterbaubetriebes, dass sie ein Verbot habe Neukunden anzunehmen, da man so einen hohen Auftragsbestand bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel habe.

 

Ja, ich weiss: Dass sind anekdotische Einzelerfahrungen die ich jetzt gemacht habe aber persönlich sehe ich noch keine große Krise im Baugewerbe.

 

Von daher würde ich einfach mal um Eure Einschätzung bitten. Vielleicht arbeitet ja auch einer der Foristen im Baugewerbe und kann ein paar spannende Insights geben.

Meine Erfahrung ist ähnlich. Meine Mutter musste kürzlich 3 Wochen in einem dunklen Esszimmer sitzen, weil es so lange gedauert hat, bis der betreffende Handwerksbetrieb den defekten Rolladenmotor ausgetauscht hat. War keine große Sache, aber für meine Mutter ziemlich unangenehm. Aber vorher war einfach kein Termin frei. 

 

Wie ich höre ist das Neugeschäft für Baufinanzierungen stark eingebrochen. Ich vermute, dass die Handwerksbetriebe im Moment noch die bestehenden Aufträge abarbeiten. Vielleicht kommt der Rückgang hier mit Verzögerung.

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Holgerli
vor 8 Minuten von satgar:

Aktuell seien die Bücher noch voll und würden abgearbeitet, aber das würde sich "demnächst" verschlechtern.

Ja, das "demnächst" hört man tatsächlich immer. Ich bin aber der Meinung, es seit mindestens 12 Monaten zu hören.

Dass es jetzt noch Betriebe gibt, die weiterhin einen Kundenstopp haben, deutet nicht darauf hin, dass "demnächst" in absehbarer Zeit ist.

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satgar
vor 1 Minute von Holgerli:

Ja, das "demnächst" hört man tatsächlich immer. Ich bin aber der Meinung, es seit mindestens 12 Monaten zu hören.

Dass es jetzt noch Betriebe gibt, die weiterhin einen Kundenstopp haben, deutet nicht darauf hin, dass "demnächst" in absehbarer Zeit ist.

Wann dieses demnächst ist, weiß natürlich keiner. Das wird von Betrieb zu Betrieb auch (logisch) unterschiedlich sein. Die Betriebe mit tollen Referenzen, Qualität und Preis werden länger ausgebucht sein und bleiben als die Betriebe, die eh schon auf jeden Kunden angesprungen waren. 

 

Letztlich finde ichs auch gut, wenn die Branche sich frühzeitig meldet und sagt "Achtung, wir kriegen da ein Problem, Politik, behaltet das im Blick", als wenn man das erst täte, wenn die Auftragslage schon schlecht ist. 12 Monate finde ich im Bereich vom Baugewerbe mit dessen Gestehungszeiten auch nicht besonders viel.

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Holgerli
vor 13 Minuten von Malvolio:

Ich vermute, dass die Handwerksbetriebe im Moment noch die bestehenden Aufträge abarbeiten. Vielleicht kommt der Rückgang hier mit Verzögerung.

Die Frage ist: Ist dass dann wirklich "Krise"? Dass Deine Mutter drei Wochen im dunkelen sitzen musste deutet ja darauf, dass selbst Notfälle, auch wenn er jetzt nur B- oder C-Kategorie war, zeitna abgearbeitet werden können.

Wenn dann ein Rückgang kommt, ggf. sogar ein deutlicher, ist das dann nicht vielleicht nur zurück auf "normal" i.S.v. einem Markt wo Angebot und Nachfrage ungefähr in der Waage sind?

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Malvolio
vor 2 Minuten von Holgerli:

Die Frage ist: Ist dass dann wirklich "Krise"? Dass Deine Mutter drei Wochen im dunkelen sitzen musste deutet ja darauf, dass selbst Notfälle, auch wenn er jetzt nur B- oder C-Kategorie war, zeitna abgearbeitet werden können.

Wenn dann ein Rückgang kommt, ggf. sogar ein deutlicher, ist das dann nicht vielleicht nur zurück auf "normal" i.S.v. einem Markt wo Angebot und Nachfrage ungefähr in der Waage sind?

Handwerksbetriebe arbeiten ja auch nicht nur im Neubau, sondern auch im Altbestand, z.B. bei der energetischen Sanierung. Hier gibt es wahrscheinlich auch noch einiges an Aufträgen. 

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satgar
Gerade eben von Holgerli:

Die Frage ist: Ist dass dann wirklich "Krise"?

Letztlich ist es ja eine, aber eine, die komplexer ist als sie scheint. Wir schaffen es ja bei weitem nicht, jetzt schon die Neubauziele zu erreichen, Hinzu kommen die Sanierungsziele im Bestand, die auch immer wieder verfehlt werden. Und obwohl man die Ziele nicht erreicht, TROTZDEM haben wir das Terminproblem. Das wird sich in einem Jahr vielleicht stärker beruhigt haben, aber wirklich super viel besser wird es nicht werden. Das liegt einfach an den ambitionierten Zielen und gleichzeitig wenigen Kapazitäten. Das wird mit in Rente gehenden Personen aus der Boomer Generation (64....65...Baujahr herum, etc) nicht besser werden.

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ein_johannes
· bearbeitet von ein_johannes

Also ich bin sehr stark in Immobilien investiert und merke schon eine deutliche Entspannung.

Aber es ist natürlich eine Sektoren- und Firmenfrage.

 

Selbst in den Boomjahren gab es ja reichlich Handwerksbetriebe, die in die Insolvenz gegangen sind, wo man sich fragte wie so etwas überhaupt möglich sei.

Diese Insolvenzquoten sind bereits jetzt gestiegen.

 

Ich habe einen Dachdecker der sonst für "Kleinvieh" selten zu begeistern war und sich vor allem als Subunternehmer im Fertighaus-Neubau verdingt hat; der hat letzte Woche eine überschaubare Reparatur zugesagt, und zwar "100% noch dieses Jahr", er macht meinen Auftrag, sobald sich mal ne Lücke auftut. Das hätte es vor 2 Jahren nicht gegeben.

Zugleich ist ein befreundeter Malermeister mit exzellentem lokalem Ruf weiterhin auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, da er sich vor Anfragen zur Fassadendämmung kaum retten kann.

 

Die meisten Firmen haben noch genug Aufträge, aber bei vielen kommen zu wenige neue rein, die Auftragsbücher schmelzen - bei den einen schneller, bei den anderen langsamer, je nach Gewerk und Ruf. Bei den Sanierern ist die Lage in Ordnung. Aber es ist keinesfalls so, das Handwerker bereits massenhaft däumchendrehend rumsitzen und auf Zuruf losflitzen. 

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Neverdo

Ihr wisst aber schon, was da draußen los ist, natürlich regioonal unterschiedlich und auch von Gewerk zu Gewerk differenziert zu beurteilen.

Auf Politische Vorgaben beim Heizungsbau gehe ich jetzt nicht ein, die führen eigentlich ein Sonderleben,die Heizungsbauer, was auffällt, am langen Ende stehen immer noch die Dachdecker mit durchweg gefüllten Auftragsbüchern, nehmen trotzdem immer wieder Aufträge an und dann beginnt das Nervenspiel von Terminverschleppung, Architekten und Bauherren sind nicht zu beneiden.

Zuviel Druck auf diese Unternehmen führ häufig zur Aufgabe eines Werkvetrtrags, bei dem am Ende immer wieder der Bauherr der Dumme ist...zur Prognose, wenn es Unwetter geben wird, bleibt auch der Dachdecker beschäftigt, ansonsten werden diese Firmen allesamt ab Mitte des kommenden Jahres wieder um Aufträge anstehen.

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ZfT
vor einer Stunde von Malvolio:

Handwerksbetriebe arbeiten ja auch nicht nur im Neubau, sondern auch im Altbestand, z.B. bei der energetischen Sanierung. Hier gibt es wahrscheinlich auch noch einiges an Aufträgen. 

hmm da bin ich mir nicht sicher, die KfW und BAFA haben Ende Juli letzen Jahres die Förderungen für die energetische Sanierung stark reduziert... (bin da selber betroffen)

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Malvolio
· bearbeitet von Malvolio
vor 59 Minuten von ZfT:

hmm da bin ich mir nicht sicher, die KfW und BAFA haben Ende Juli letzen Jahres die Förderungen für die energetische Sanierung stark reduziert... (bin da selber betroffen)

Das stimmt. Bin auch davon betroffen. Das hin und her durch Förderungskürzungen, das Chaos um das Heizungsgesetz, usw. macht die Sache auch wirklich nicht einfacher, weder für Hausbesitzer noch für die Betriebe.

 

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ZfT

richtig... Vor allem hat mich die Kürzung quasi über Nacht, sehr geärgert.  Ich hatte gerade viel Geld und Zeit in die Detailplanung investiert und war kurz davor, die Maßnahmen zu beauftragen. Das war alles für die Katz.

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady
vor 1 Stunde von ein_johannes:

Selbst in den Boomjahren gab es ja reichlich Handwerksbetriebe, die in die Insolvenz gegangen sind, wo man sich fragte wie so etwas überhaupt möglich sei.

Nicht jeder Handwerker hat das Zeug zum Unternehmer. Außerdem gibt es Individualschicksale (Krankheit) etc. oder fehlgeschlagene Einzelprojekte (zB wenn Preis als Handwerker im Vertrag garantiert, dann Einkaufskosten weggelaufen). Und nicht jede Insolvenz heißt, dass die Betroffenen danach nicht mehr als Handwerker arbeiten, macht man danach halt die nächste Firma auf.

 

Bisher wird noch weitergebaut wie "bisher" - die Neubauten, die jetzt fertig werden, sind größtenteils vor dem Zinsanstieg Mitte 2022 geplant und gestartet worden. Ich weiß auch nicht wieviel Neubau überhaupt prozentual ausmacht am Gesamtmarkt für die Handwerker. Immerhin muss ja pro Jahr auch min. jede 50.te Immobilie, als 2% des Bestandes kernsaniert werden. Das sind bei 40 Millionen Haushalten dann schon alleine 800.000 Stück pro Jahr, d.h. mehr als wir selbst zu Boomzeiten neu gebaut haben. Wie hoch der prozentuale Neubauanteil ist, hängt aber vom Gewerke und auch von der Spezialisierung des Handwerkers ab.

 

vor 58 Minuten von Neverdo:

ansonsten werden diese Firmen allesamt ab Mitte des kommenden Jahres wieder um Aufträge anstehen.

Das glaube ich nicht. Es wird sich nur wieder normalisieren und man muss nicht mehr 2 Jahre auf die neue Heizung warten. Der Gesamtmarkt an Aufträgen mag etwas schrumpfen, aber erstens schlägt der demographischen Wandel jetzt erst so richtig durch (55-59 ist aktuell das Alter, das von allen Einwohnern in 5 Jahresgruppen am häufigsten ist), d.h. Handwerker werden knapper, zweitens kommen immer neue Arbeiten im Vergleich zu früher hinzu, zB Wallboxen, aufwendigere Vorschriften, ..., drittens wurden in den letzten Jahren sicherlich von dem ein oder anderen auch nicht-dringende Arbeiten aufgeschoben, weil es keine Handwerker gab oder nur "Abwehrangebote" und viertens glaube ich, dass das handwerkliche Geschick der Normalbevölkerung immer mehr abnimmt und 50% der Bevölkerung auch für so Dinge wie "Siphon kaputt / Rohr verstopft / Kabel in Steckdose locker" einen Handwerker holen muss.

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smarttrader
vor 2 Stunden von satgar:

Also ich lese zumeist, dass das Handwerk darauf aufmerksam macht, dass die Lage in Zukunft schlechter werden wird. Aktuell seien die Bücher noch voll und würden abgearbeitet, aber das würde sich "demnächst" verschlechtern. Viele Projektentwickler sagen derzeit Ihre Projekte ab, Vonovia hat den Bau von 60.000 Wohnungen gestoppt und in einem Interview in der FAZ mit einem kommunalen Anbieter (glaube Genossenschaft) konnte man auch lesen, dass jetzt nur noch alles fertig gebaut wird.

 

Will sagen: dass man jetzt noch schwer Termine bekommt, wundert mich noch nicht so sehr. Dass das besser wird, kommt erst noch.

Ich hoffe jetzt nicht das es "besser" wird. Der positive Aspekt von einem einem spürbaren Rückgang erschließt sich mir nicht. Wenn der Preiskampf wieder los geht wird es auf Margen, Löhne und Qualität durch schlagen. Ich weiß nicht ob ich jetzt 3 Monate Wartezeit oder 20% Preisaufschlag schlechter finde als mehr Arbeitslose und daraus resultierende Gehaltsrückgänge. Somit sinkender Konsum usw. .

 

Momentan diktieren die Handwerker die Preise und Leben nachdem Motto, für 1 Euro Gewinn komme ich nicht für 10 Euro gerne. Freunde von uns haben jetzt ihr Doppelcarport neu eindecken lassen. Das kostete mal eben 3600 Euro. Dafür haben wir das gesamte Doppelcarport bekommen vor 3 Jahren. Hier gab es ja auch den Aufreger mit dem Maler an unserem Haus. So ist aber die Realität. Fachkräfte fehlen im Handwerk ohne Ende. Ein guter Bekannter meiner Schwiegereltern sucht seit 2 Jahren einen Nachfolger für seinen Betrieb. Bei einer Sicherheitsfirma aus Hamburg ist der Gesellschafter mit 78 Jahren wieder als Geschäftsführer aktiv und sein technischer Leiter mit 73 wieder aktiv, da es da einfach nichts an Führungskräften gibt.

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Neverdo
· bearbeitet von Neverdo
vor 2 Stunden von Malvolio:

Das stimmt. Bin auch davon betroffen. Das hin und her durch Förderungskürzungen, das Chaos um das Heizungsgesetz, usw. macht die Sache auch wirklich nicht einfacher, weder für Hausbesitzer noch für die Betriebe.

 

Ja, so etwas ist ärgerlich und wenn du den Förderweg mit allen Auflagen und mit allem hin und her durch die KFW hinter dir hast, dann weißt du, woran dieses Land krankt.

Bei kleineren Beträgen empfehle ich mitunter es zu lassen, vermutlich liegt es auch an der Arbeitsbelastung durch das Gesamtförderpaket, so etwas muss erst einmal abgearbeitet werden...

vor 1 Stunde von smarttrader:

Ich hoffe jetzt nicht das es "besser" wird. Der positive Aspekt von einem einem spürbaren Rückgang erschließt sich mir nicht. Wenn der Preiskampf wieder los geht wird es auf Margen, Löhne und Qualität durch schlagen. Ich weiß nicht ob ich jetzt 3 Monate Wartezeit oder 20% Preisaufschlag schlechter finde als mehr Arbeitslose und daraus resultierende Gehaltsrückgänge. Somit sinkender Konsum usw. .

 

Momentan diktieren die Handwerker die Preise und Leben nachdem Motto, für 1 Euro Gewinn komme ich nicht für 10 Euro gerne. Freunde von uns haben jetzt ihr Doppelcarport neu eindecken lassen. Das kostete mal eben 3600 Euro. Dafür haben wir das gesamte Doppelcarport bekommen vor 3 Jahren. Hier gab es ja auch den Aufreger mit dem Maler an unserem Haus. So ist aber die Realität. Fachkräfte fehlen im Handwerk ohne Ende. Ein guter Bekannter meiner Schwiegereltern sucht seit 2 Jahren einen Nachfolger für seinen Betrieb. Bei einer Sicherheitsfirma aus Hamburg ist der Gesellschafter mit 78 Jahren wieder als Geschäftsführer aktiv und sein technischer Leiter mit 73 wieder aktiv, da es da einfach nichts an Führungskräften gibt.

Das wird weniger der Preiskampf sein als vielmehr die Verfügbarkeit , die Erleichterung bringt.

Wir haben immer wieder bei Handwerkern Nachbesserungen und Beanstandungen, die auf fehlende Fachkräfte zurückzuführen sind, mehr als einmal haben wir erlebt, dass Gesellenstunden abgerechnet werden bei Leuten, die offensichtlich und teilweise auch nachweislich lediglich angelernt wurden.

Letztens wurde eine Pumpe eingebaut wo sie nicht hingehört , die Heizungsregelung wäre so nicht möglich gewesen, jedenfalls nicht so, wie es das System hergibt, erst im Gespräch wurde klar, warum es passiert ist, eben deswegen...

Man kann bei Ausschreibungen solche Forderungen nicht durchdrücken und man kann auf der Baustelle nicht jeden daraufhin überprüfen, ob er gelernt hat oder nicht, ein Großteil der Reklamationen und Fehler resultiert ganz sicher daraus.

Nachfolger für Betriebe zu finden ist fast unmöglich, auch das zieht sich inzwischen durch viele Bereiche und wo soll oder wird das alles hinführen...wir machen die Augen zu und weiter...

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smarttrader

Das Problem sehe ich nicht, sondern eine Menge an Problemen.

 

Ich war früher aktiv im Handwerk, richtig gelernt und aktiv. Selbst als Meister gab es nicht mal 100k Jahresgehalt. Als Geschäftsführer im Familienbetrieb kam ich dicht ran, da war ich aber auch schon Betriebswirt.

Als einer von 2 Geschäftsführer in einem Betrieb mit mehr als 100 Mitarbeitern im Bereich Automatisierung/Industrie kam ich auf rund 150k Jahresgehalt inkl. Bonus etc. .

 

Jetzt als "nur Leiter der Marketingabteilung" in einem Betrieb mit mehr als 300 Mitarbeitern, ist es nur noch 50% Stress und Arbeit bei 130% des Gehalts.

 

Grundsätzlich sehe ich einfach kein Grund im Handwerk eine Selbstständigkeit anzustreben. Du bist voll haftbar, unterschreibst mit deinen Privatvermögen irgendwelche Firmenkredite und bekommst als Risikoprämie eine Gehalt weniger als 100k im Jahr.

 

Als ehemaliger Geschäftsführer kann ich ein Lied davon singen, jeder Geselle will am besten monatlich eine Lohnerhöhung. Ein soziales Denken und eine Einsicht für die wirtschaftliche Sichtweise des Arbeitgebers waren Fehlanzeige. Kein normal denkender Mensch würde sich heutzutage einen Handwerksbetrieb antun. Die Preise für die Kunden sind am Anschlag, eigentlich kann nur noch Material und Lohn sinken um es wieder lukrativ zu gestalten.

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady
vor einer Stunde von Neverdo:

Nachfolger für Betriebe zu finden ist fast unmöglich, auch das zieht sich inzwischen durch viele Bereiche und wo soll oder wird das alles hinführen...wir machen die Augen zu und weiter...

Das "finde keinen Nachfolger mehr" Problem ist die Demographie, deswegen ist das auch in allen Bereichen so: Population of Germany 2023 - PopulationPyramid.net

Zitat

7.8% der Bevölkerung sind zwischen 55-64

5.7% der Bevölkerung sind zwischen 20-29

-> 5.7/7.8 =  0.73, d.h. 27% der Betriebe müssen rein rechnerisch aufgeben und das unter der Annahme, dass bei den jungen Leuten genauso viele als Handwerker arbeiten wie früher (was nicht stimmt). Die wirklich harte Demographiekeule kommt also noch in den nächsten 10 Jahren, daher glaube ich auch nicht, dass Handwerker in den nächsten 10 Jahren irgendwelche Probleme mit fehlenden Aufträgen haben. Die extra Arbeit durch Energiewende ist da auch noch gar nicht eingerechnet. 

vor 10 Minuten von smarttrader:

Als ehemaliger Geschäftsführer kann ich ein Lied davon singen, jeder Geselle will am besten monatlich eine Lohnerhöhung. Ein soziales Denken und eine Einsicht für die wirtschaftliche Sichtweise des Arbeitgebers waren Fehlanzeige.

So ist die Realität wenn die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung schrumpft. Warum sollte ich als junger Geselle nicht verlangen, was der Markt hergibt? Ich behaupte mal, dass man als fähiger Handwerkergeselle in Zukunft oft mehr verdienen kann als der Median der Akademiker. Wenn es nicht sogar schon jetzt so ist.

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Noch_Neu_Hier
· bearbeitet von Noch_Neu_Hier

Die Lage des Baugewerbes in Deutschland

 

Frage mal die Architekten und die Ing-Büros, da ist die Krise schon längst angekommen, sprich der Auftragseingang von potentiellen zukünftigen Bauherren dramatisch eingebrochen.

 

Das Handwerk erledigt z. Zt. arbeiten die obige Büros vor 1 - 1,5 Jahren abgeschlossen haben.

 

z.B. hier: 

 https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Zahl-der-Baugenehmigungen-geht-in-Hamburg-stark-zurueck,wohnungsbau560.html

 

https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/wohnungen-neubau-zinsen-materialkosten-100.html

 

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Malvolio
vor 8 Minuten von Noch_Neu_Hier:

Die Lage des Baugewerbes in Deutschland

 

Frage mal die Architekten und die Ing-Büros, da ist die Krise schon längst angekommen, sprich der Auftragseingang von potentiellen zukünftigen Bauherren dramatisch eingebrochen.

 

Die können ja jetzt auf "Energieberater" wechseln. Da gibt es noch genug Nachfrage.

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TheBride

Aus dem näheren Umfeld:

 

Baufirma A: Spezialisiert auf private Ein- und Zweifamilienhäuser: Der Markt ist tot, kaum neue Projekte und Kunden springen von geplanten Projekten ab

Baufirma B: Spezialisiert auf privaten und kommerziellen Mehrfamilienhausbau (6-8 WE): Läuft (noch) bzw. zehrt von bestehenden Projekten

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smarttrader
vor 13 Minuten von Noch_Neu_Hier:

Die Lage des Baugewerbes in Deutschland

 

Frage mal die Architekten und die Ing-Büros, da ist die Krise schon längst angekommen, sprich der Auftragseingang von potentiellen zukünftigen Bauherren dramatisch eingebrochen.

 

Das Handwerk erledigt z. Zt. arbeiten die obige Büros vor 1 - 1,5 Jahren abgeschlossen haben.

Stepstone sagt was anderes.

 

"2.491 Treffer für Ingenieur/in Jobs in Hamburg im Umkreis von 30 km". Entweder suchen die ohne Nutzen, wobei das eher in der DDR so gewesen sein soll oder es gibt genug zu tun.

 

Erneuerbare Energien kann momentan kaum erfolgreich angegenagen werden da alles an Personal fehlt. Vom denkenden Kopf über dem Akquisiteur, Finanzierungsexperte bis zum ausführenden Mitarbeiter. Hier kannst du bei 10 Firmen sofort in leitender Position einsteigen, wenn du irgendwas kannst.

 

"861 Treffer für Architekt Jobs in Hamburg im Umkreis von 30 km" klingt auch nicht nach Auftragsflaute. Irgendeiner muss ja alle Sanierungen betreuen und anschieben.

 

Grundsätzlich haben wir historisch gesehen Zinsen im unteren Mittelfeld, durch die letzten Jahre mit teils negativ Zins kommt uns 5% Zinsen einfach teuer vor. Mein Vater hatte 9,5% Zins damals bezahlt und es wurde gebaut und gekauft.

 

Wenn wir beim Handwerk sind, der Bäcker hat mittlerweile die 1 Euro Marke bei jeden unserer Brötchen überschritten. Energiepreise rückläufig, Einkaufspreise rückläufig aber Preise steigen. Macht nicht soviel Sinn für mich.

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Neverdo
vor 26 Minuten von Noch_Neu_Hier:

Die Lage des Baugewerbes in Deutschland

 

Frage mal die Architekten und die Ing-Büros, da ist die Krise schon längst angekommen, sprich der Auftragseingang von potentiellen zukünftigen Bauherren dramatisch eingebrochen.

 

Das Handwerk erledigt z. Zt. arbeiten die obige Büros vor 1 - 1,5 Jahren abgeschlossen haben.

 

z.B. hier: 

 https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Zahl-der-Baugenehmigungen-geht-in-Hamburg-stark-zurueck,wohnungsbau560.html

 

https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/wohnungen-neubau-zinsen-materialkosten-100.html

 

Richtig, schon seit einigen Monaten und es wird schlimmer, individuelles Bauen ist fast tot.

 

vor 19 Minuten von Malvolio:

Die können ja jetzt auf "Energieberater" wechseln. Da gibt es noch genug Nachfrage.

Das sag mal einem Vollakademiker, die es ja auch unter gut ausgebildeteten Architekten gibt, nein ist für einen gut ausgebildeten Architekten ohnehin Bestandteil seiner Tätigkeit aber die allein würde ihm wohl kaum an Honorar bescheren, was die heute Freie Vereinbarung ermöglicht, immerhin wurde die Gebührenordnung wegen zu starker Baupreiserhöhungen quasi ausgehebelt, der ganze Markt ist in Bewegung ständig Novellierungen oder neue Verordnungen.

Für Architekten sind die Baugenehmigungen zwar ein Indikator, was noch interessanter ist, ist die Zahl der Bauantragsstellungen und dazu schreibe ich jetzt nichts, ihr könnt ja mal raten.. ;-)

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WOVA1
vor 36 Minuten von Noch_Neu_Hier:

Frage mal die Architekten und die Ing-Büros, da ist die Krise schon längst angekommen, sprich der Auftragseingang von potentiellen zukünftigen Bauherren dramatisch eingebrochen.

 

Das Handwerk erledigt z. Zt. arbeiten die obige Büros vor 1 - 1,5 Jahren abgeschlossen haben.

 

vor 24 Minuten von TheBride:

Baufirma A: Spezialisiert auf private Ein- und Zweifamilienhäuser: Der Markt ist tot, kaum neue Projekte und Kunden springen von geplanten Projekten ab

Baufirma B: Spezialisiert auf privaten und kommerziellen Mehrfamilienhausbau (6-8 WE): Läuft (noch) bzw. zehrt von bestehenden Projekten

 

Macht Sinn. Der Steigflug der Hypothekenzinsen begann so um die Jahreswende 2021/2022 - man könnte auch sagen: die Normalisierung der Bauzinsen nach 10 Jahren Null-Zins-Politik.

Ist jetzt erst 22 Monate her.

 

Entsprechend läuft die Krise entlang der Ablaufkette beim Bauen. Erst sind die Architekten und Bauplaner dran, dann die Rohbaugewerke. Danach dann der Innenausbau.

Und größere Bauprojekte haben einen längeren Vorlauf als kleine.

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Ryker
· bearbeitet von Ryker

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