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geldvermehrer

Markowitz und Sharpe

Empfohlene Beiträge

Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q

@stagflation

Du bist nicht zufällig Lehrer oder Dozent?:D

vor 38 Minuten von Schwachzocker:

..und danach schreiben wir einen Zetteltest, um den Lernerfolg zu kontrollieren?

+...und wenn sie hier Blödsinn machen oder die Vorlesung stören wollen, dann verlassen sie bitte das Gebäude :teach:

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geldvermehrer
vor 9 Minuten von LaRoth:

Danke und ich bin gespannt!

Vielen Dank, ich auch. Sehr interessant, ich lasse das erstmal sacken. Zu dem jetzigen hätte ich eine Frage, die sich auf diese Zeile bezieht, wobei diese Frage NUR dem Verständnis dient.

Zitat

Und wenn man nicht eigenes Geld für die risikofreie Anlage wählt, sondern einen Kredit aufnimmt, kommt man sogar weiter nach rechts als die Siemens Aktie.

Auf der Kapitalmarktlinie vermutlich. Dann steigt aber neben der Rendite auch das Risiko? (Das ist aber meist der Fall, mehr erwartbare Rendite i.d.R. mehr Risiko).

Wenn man jetzt mit Kredit (alles nur zum Verstehen!!!!) die Siemensaktien statt die risikofreie Anlage hebelt, dann kommt man auf der Kapitalmarktlinie noch weiter nach rechts als die Siemens Aktie ungehebelt, mit viel mehr Risiko?

Ich vertiefe den Rest erst noch und melde mich dann wieder:)

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 18 Minuten von geldvermehrer:

Wenn man jetzt mit Kredit (alles nur zum Verstehen!!!!),...

Jaja...sagt Mr. Nasdaq-Hebel-Investor :lol: (nicht böse gemeint, aber konnte ich mir nicht verkneifen).

 

vor 18 Minuten von geldvermehrer:

mit viel mehr Risiko?

Richtig, da ich nicht wüsste, wie wir Privatanleger einen völlig kostenlosen/nachteillosen Hebel erwerben könnten oder? Entsprechend ist das dann keine Linie mehr.

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stagflation
vor 12 Minuten von geldvermehrer:

Vielen Dank, ich auch. Sehr interessant, ich lasse das erstmal sacken. Zu dem jetzigen hätte ich eine Frage, die sich auf diese Zeile bezieht, wobei diese Frage NUR dem Verständnis dient.

 

Es ist gut dass Du fragst. Deshalb hatte ich an dieser Stelle aufgehört.

 

vor 13 Minuten von geldvermehrer:

Auf der Kapitalmarktlinie vermutlich. Dann steigt aber neben der Rendite auch das Risiko? (Das ist aber meist der Fall, mehr erwartbare Rendite i.d.R. mehr Risiko).

Wenn man jetzt mit Kredit (alles nur zum Verstehen!!!!) die Siemensaktien statt die risikofreie Anlage hebelt, dann kommt man auf der Kapitalmarktlinie noch weiter nach rechts als die Siemens Aktie ungehebelt, mit viel mehr Risiko?

Ich vertiefe den Rest erst noch und melde mich dann wieder:)

 

Das hat nichts mit der Kapitalmarktlinie zu tun. Zur Kapitalmarktlinie komme ich später. Ich meine die blaue Linie in meinem Diagramm. Auf dieser bewegt man sich.

 

Ja, man kann einen Kredit aufnehmen und damit Siemens-Aktien kaufen. Dadurch kommt man in meinem Diagramm auf der blauen Linie weiter nach rechts als die Siemens Aktien. Dadurch erreicht man eine höhere Rendite, aber auch ein höheres Risiko als die Siemens Aktien.

 

Die CAPM-Theorie setzt voraus, dass man jederzeit beliebig viel Geld zum risikolosen Zins anlegen kann - und auch beliebig viel Kredit zum risikolosen Zins aufnehmen kann.

 

In der Realität gilt das für große Institutionen wie die Zentralbanken oder die Bundesrepublik Deutschland. Für den Privatanleger gilt das nicht! Er kann zwar größere Mengen zum risikolosen Zins anlegen - aber er kann keine größeren Geldbeträge zum risikolosen Zins aufnehmen. Deshalb empfiehlt es sich, beim Anlegen links von den risikoreichen Anlage zu bleiben - und nicht zu hebeln.

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Madame_Q
vor 4 Minuten von stagflation:

Ja, man kann einen Kredit aufnehmen und damit Siemens-Aktien kaufen. Dadurch kommt man in meinem Diagramm auf der blauen Linie weiter nach rechts als die Siemens Aktien. Dadurch erreicht man eine höhere Rendite, aber auch ein höheres Risiko als die Siemens Aktien.

Aber ich sehe es doch richtig, dass die Rendite (mit Kredit) dann ab diesem Zeitpunkt weniger ansteigt wie zuvor auf der Linie, während das Risiko gleich ansteigt. Wäre es nicht so, wäre der Kredit ja "kostenlos".

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Schwachzocker
vor 58 Minuten von geldvermehrer:

Wenn man jetzt mit Kredit (alles nur zum Verstehen!!!!) die Siemensaktien statt die risikofreie Anlage hebelt, dann kommt man auf der Kapitalmarktlinie noch weiter nach rechts als die Siemens Aktie ungehebelt, mit viel mehr Risiko?

Nur vorsichtshalber:

 

Wenn man eine Geldanlage hebelt, obwohl man noch einen risikofreien Teil hat, dann kommt man auf der Kapitalmarktlinie nirgendwo hin, sondern dann kommt man in eine Spezialklinik. 

 

 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 27 Minuten von Madame_Q:

Aber ich sehe es doch richtig, dass die Rendite (mit Kredit) dann ab diesem Zeitpunkt weniger ansteigt wie zuvor auf der Linie, während das Risiko gleich ansteigt. Wäre es nicht so, wäre der Kredit ja "kostenlos".

 

Kommt darauf an.

 

Bei einem großen institutionellen Anleger, der Geld zum risikolosen Zins sowohl anlegen, als auch aufnehmen kann, ist es tatsächlich eine Gerade. D.h. die Kurve steigt auch rechts von den Siemens Aktien mit gleicher Steigung an.

 

image.png.ab93ac14b1ac3f91a8cd841021a9a414.png

 

Bei einem Privatanleger, der mehr Zinsen für einen Kredit zahlen muss, als er für angelegtes Geld bekommt, gibt es einen "Knick": die Linie rechts von den Siemens Aktien steigt langsamer an. Die Stärke des Knicks entspricht der Zinsdifferenz zwischen "Geld anlegen" und "Kredit aufnehmen".

 

 image.png.16297784fefe08d58227ed4632b08257.png

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 4 Minuten von Schwachzocker:

Nur vorsichtshalber:

 

Wenn man eine Geldanlage hebelt, obwohl man noch einen risikofreien Teil hat, dann kommt man auf der Kapitalmarktlinie nirgendwo hin, sondern dann kommt man in eine Spezialklinik. 

Dann müssten aber sogar einige Immo-Finanzierer in diese Klinik, die nebenher Festgeld/Tagesgeld bunkern.:D

vor 1 Minute von stagflation:

Bei einem Privatanleger, der mehr Zinsen für einen Kredit zahlen muss, als er für angelegtes Geld bekommt, gibt es einen "Knick": die Linie rechts von den Siemens Aktien steigt langsamer an. Die Stärke des Knicks entspricht der Zinsdifferenz zwischen "Geld anlagen" und "Kredit aufnehmen".

:thumbsup:

Ganz genau das meinte ich.

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Schwachzocker
vor 15 Minuten von Madame_Q:

Dann müssten aber sogar einige Immo-Finanzierer in diese Klinik, die nebenher Festgeld/Tagesgeld bunkern.:D

Wenn ich hier im Forum so von dem einen oder anderen lese, dann gewinne ich den Eindruck, dass manche nicht mehr weit davon entfernt sind.

Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen für Geld, dass sie nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen. (Peter Zwegat)

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Madame_Q
vor 26 Minuten von Schwachzocker:

Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen für Geld, dass sie nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen. (Peter Zwegat)

War das Zitat nicht auch aus FightClub?

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Teil 2

 

Okay, machen wir den nächsten Schritt.

 

Bisher haben wir gesehen, wie CAPM uns eine Möglichkeit gibt, durch Mischen eines (beliebigen) risikoreichen Anlageteiles und der risikolosen Anlage die Volatilität / das Risiko für unsere Geldanlage frei zu wählen.

 

Jetzt geht es darum, wie man zu einem gegebenen Risiko das bestmögliche Portfolio erhalten kann.

 

Bitte vergesst nicht, das wir uns immer noch im Bereich der historischen bzw. simulierten Daten befinden. Es geht also noch nicht darum, wie man das bestmögliche Portfolio für eine zukünftige Anlage bekommt.

 

Betrachten wir jetzt nicht nur die Siemens Aktie, sondern mehrere verschiedene Anlageprodukte

 

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Für jedes einzelne Anlageprodukt (und auch für alle Mischprodukte) kann man eine "blaue Linie" durch das Anlageprodukt und die risikofreie Anlage ziehen.

 

Betrachten wir jetzt "Anleger A". Er möchte mit niedrigem Risiko (ungefähr 1/3 des MSCI World) investieren. Seine Geldanlage wird sich also auf der linken roten Linie bewegen. Er könnte sein Portfolio durch Mischen von "Aktie C" und der risikofreien Anlage herstellen. Aber dann wäre die Rendite nur sehr gering. Viel besser wäre es für ihn, wenn er sein Portfolio durch Mischen aus "MSCI World" und risikofreier Anlage herstellen würde. Dadurch erhält er eine viel höhere Rendite!

 

Ähnlich sieht es für "Anleger B" aus. Er investiert mit höherem Risiko (ca. 90% eines MSCI World) - kommt aber zu dem gleichen Ergebnis. Er erhält das beste Portfolio durch Mischen von einem "MSCI World" ETF und der risikofreien Anlage.

 

Das Vorgehen ist also: es ist völlig egal, mit welchem Risiko man investieren möchte. Man wählt für den risikoreichen Anteil ein Anlageprodukt (oder ein Portfolio), das eine möglichst steile "blaue Linie" ergibt. Dies erreicht man dadurch, dass man für den risikoreichen Teil ein Anlageprodukt wählt, das in dem Diagramm möglichst weit links oben steht. Genauer: ein Anlageprodukt mit einer möglichst großen Sharpe Ratio. Denn die Sharpe Ratio entspricht genau der Steigung der "blauen Linie". Dann mischt man das gewählte Anlageprodukt (oder Portfolio) mit der risikofreien Anlage ab, so dass man auf das gewünschte Risiko kommt. Und damit hat man ein Portfolio mit der höchsten Rendite für das gewählte Risiko. Es gibt kein besseres Anlageprodukt.

 

Hinweis: im oben gezeigten Beispiel ist der "MSCI World ETF" das beste Anlageprodukt mit der höchsten Sharpe Ratio. Das ist nur in diesem Beispiel so. In der Realität ist der MSCI World recht gut - aber es wird immer ein paar Wertpapiere (oder Portfolios) geben, die deutlich besser sind.

 

Im nächsten Teil wenden wir uns dann der Efficient Frontier Linie, dem Marktportfolio und der Kapitalmarktlinie zu. Und natürlich zu der Frage, wie man nicht nur ein optimales Portfolio für historische Daten, sondern auch für die Zukunft erhält.

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Schwachzocker
vor 6 Minuten von Madame_Q:

War das Zitat nicht auch aus FightClub?

So etwas schaue ich nicht. Dann kann ich nicht mehr schlafen.

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor einer Stunde von Schwachzocker:

So etwas schaue ich nicht. Dann kann ich nicht mehr schlafen.

Und ich kann nach "Raus aus den Schulden" nicht mehr schlafen.

So unterschiedlich sind wir Menschen.:)

 

@stagflation

Schon einmal danke und....vorbildlich!:)

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Ich freue mich auf die nächste Sendung :prost:.

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Schwachzocker
vor 23 Minuten von Madame_Q:

Ich freue mich auf die nächste Sendung :prost:.

Ich freue mich schon auf den Teil, wo es dann heißt: "20 Aktien reichen zur Diversifikation völlig aus."

Gibt es darüber auch ein Seminar?

 

 

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 23 Minuten von Schwachzocker:

Ich freue mich schon auf den Teil, wo es dann heißt: "20 Aktien reichen zur Diversifikation völlig aus."

Gibt es darüber auch ein Seminar?

Vermutlich ja, aber sicher nicht bei Professor Stagflation, sondern eher an der Uni für Timing Skills- und Stock-Picking-Doctrine:unsure:.

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geldvermehrer
Am 6.10.2022 um 17:09 von stagflation:

Hinweis: im oben gezeigten Beispiel ist der "MSCI World ETF" das beste Anlageprodukt mit der höchsten Sharpe Ratio. Das ist nur in diesem Beispiel so. In der Realität ist der MSCI World recht gut - aber es wird immer ein paar Wertpapiere (oder Portfolios) geben, die deutlich besser sind.

 

Im nächsten Teil wenden wir uns dann der Efficient Frontier Linie, dem Marktportfolio und der Kapitalmarktlinie zu. Und natürlich zu der Frage, wie man nicht nur ein optimales Portfolio für historische Daten, sondern auch für die Zukunft erhält.

Von 1978 bis August 2022 betrug die Sharpe-Ratio des MSCI World beeindruckende 0,71 (https://backtest.curvo.eu/portfolio/msci-world--NoIgsgygwgkgBAdQPYCcA2ATEAaYoAyAqgIwDsAHMQKwAsxZAnDsQLptA).

Der beste Globale Aktienfonds hatte von 1. September 2006 bis zum 31. August 2021 eine Sharpe-Ratio von 0,74, der 2. Beste 0,71 (wie der MSCI World auf 44 Jahre!!!) (https://www.fundresearch.de/aktienfonds/die-globalen-aktienfonds-mit-der-besten-15-jahres-sharpe-ratio.php)

An dieser Stelle braucht es doch schon kein Marktportfolio mehr  für den rikoreichen Teil der Anlage:D

Spaß beiseite, ich freue mich auf die Efficient Frontier Linie etc.:)

 

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Saek
58 minutes ago, geldvermehrer said:

Von 1978 bis August 2022 betrug die Sharpe-Ratio des MSCI World beeindruckende 0,71.

Der beste Globale Aktienfonds hatte von 1. September 2006 bis zum 31. August 2021 eine Sharpe-Ratio von 0,74, der 2. Beste 0,71 (wie der MSCI World auf 44 Jahre!!!)

Sharpe Ratios über unterschiedliche Zeitdauern sind nicht vergleichbar. Je länger der Zeitraum, desto höher, denke ich.

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geldvermehrer
vor 3 Stunden von Saek:

Sharpe Ratios über unterschiedliche Zeitdauern sind nicht vergleichbar. Je länger der Zeitraum, desto höher, denke ich.

Ja, ich finde aber die Sharpe Ratio von 0,71 beim MSCI World für ein Marktportfolio schon mal sehr gut. Wie @stagflationgeschrieben hat, gibt es natürlich immer Alternativen, die deutlich besser sind.

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 6 Stunden von geldvermehrer:

Von 1978 bis August 2022 betrug die Sharpe-Ratio des MSCI World beeindruckende 0,71

Für 44 Jahre in der Tat sehr gut.

Wenn ich das aber nur fünf Jahre verschiebe auf 39 Jahre, dann ist sie nur noch bei 0,59:(.

Reicht dir das auch?

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Teil 3

 

Wir bleiben weiterhin bei den historischen bzw. simulierten Daten. Tragen wir jetzt - zumindest gedanklich - alle Produkte, in die wir investieren können, in ein Rendite-Risiko-Diagramm ein. Also alle Aktien, alle Anleihen, alle Rohstoffe, Immobilien, Kunstwerke, usw. Wir erhalten ungefähr folgendes Bild, wobei jeder orangene Punkt ein Produkt oder eine Anlageklasse ist.

image.png.173c68b2686801c3141748ea85476c8e.png

 

Wir sehen, dass ...

  • es auch Produkte mit negativer Rendite gibt
  • sich alle Produkte in einem bestimmten Bereich des Diagramms ansammeln. In der linken oberen Ecke, wo wir eigentlich hinwollen (hohe Rendite, wenig Risiko), gibt es leider nichts. :(

Die Portfolio-Theorie zeigt uns, dass wir durch Mischen bessere Portfolios erhalten. Nehmen wir ein paar dieser Mischportfolios hinzu (grüne Punkte)
 

image.png.4c37d38c68f8b23a3560bfdcef17db8f.png

 

Man sieht, dass zumindest einige der Mischportfolios (grüne Punkte) besser sind (weiter "links oben" sind), als die besten Anlage-Produkte (orange Punkte). Das bedeutet: höhere Rendite bei gleichem oder bei geringerem Risiko. Aber beliebig gut werden die Mischportfolios auch nicht. Man kann eine Kurve durch die "besten" Mischportfolios legen (rote Linie). Sie wird Effizienzlinie (Efficient Frontier) genannt. Auf ihr liegen die bestmöglichen Mischportfolios. Anlageprodukte oder Portfolios oberhalb dieser Linie gibt es nicht. Die Portfolio-Theorie zeigt uns, wie man eine gegebene Anzahl von Anlageprodukten so mischt, dass das Mischportfolio auf dieser Effizienzlinie liegt. 

 

Nehmen wir jetzt die risikolose Anlage hinzu und legen wir unsere "blaue Linie" durch das beste Mischportfolio, das wir erhalten können (größte Sharpe-Ratio). Diese blaue Linie wird auch Kapitalmarktlinie genannt.

 

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Man kann sich diesen Vorgang so vorstellen: man stellt die blaue Linie senkrecht auf den roten Punkt - und lässt sie dann so weit zu Seite fallen, bis sie die rote Linie berührt. Das Portfolio an diesem Berührungspunkt wird Tagentialportfolio genannt. Es ist auch das Marktportfolio. Aber dazu kommen wir später.

 

Diese blaue Linie hat phantastische Eigenschaften:

  • Wir können uns einen beliebigen Punkt auf der blauen Linie heraussuchen. Durch Mischen der risikofreien Anlage und des Tangentialportfolios können wir uns ein Portfolio bauen, dass genau an dieser Stelle liegt.
  • Fast alle Portfolios auf der blauen Linie sind besser, als alle Anlageprodukte und auch alle Mischportfolios aus der Portfolio-Theorie.

Wir können jetzt also nicht nur unser Risiko frei wählen - sondern wir erhalten auch noch super-gute Portfolios!

 

Ist das nicht toll?

 

An dieser Stelle möchte ich noch einmal anmerken, dass wir uns im Bereich der historischen Daten bewegen. Wenn wir später zum Bau richtiger Portfolios für die Zukunft kommen, wird ein Teil der phantastischen Eigenschaften wieder verschwinden. Aber zumindest für die historischen Daten der Vergangenheit haben wir jetzt eine Methode, mit der wir außerordentlich gute Portfolios bauen können.

 

Zum Abschluss gibt es es noch eine Grafik aus einem Vortrag von Professor Weber im Juni 2022 (Quelle):

 

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Das Diagramm zeigt das Gleiche, was ich in meinen Diagrammen zeigen wollte. Natürlich ist Prof. Webers Diagramm viel professioneller und schöner (deswegen poste ich es auch).

 

Im nächsten Teil werden wir uns darüber unterhalten, warum das Tangentialportfolio auch das Marktportfolio ist - und was CAPM eigentlich aussagt. Danach wird es darum gehen, wie man Portfolios für die Zukunft bauen kann. Einen großen Teil der dafür notwendigen Werkzeuge und Methoden haben wir aber schon kennengelernt.

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geldvermehrer
vor 6 Minuten von Madame_Q:

Für 44 Jahre in der Tat sehr gut.

Wenn ich das aber nur fünf Jahre verschiebe auf 39 Jahre, dann ist sie nur noch bei 0,59:(.

Reicht dir das auch?

Ja, weil ich bis jetzt noch keine Alternative kenne, aber das kommt vielleicht noch^_^

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 12 Minuten von stagflation:

An dieser Stelle möchte ich noch einmal anmerken, dass wir uns im Bereich der historischen Daten bewegen. Wenn wir später zum Bau richtiger Portfolios für die Zukunft kommen, wird ein Teil der phantastischen Eigenschaften wieder verschwinden.

...und das wird dann der interessanteste Teil, aber gleichzeitig auch der, bei dem einige dann leider die meisten Probleme bekommen.:unsure:

 

@stagflation

Bravo jedenfalls!:thumbsup:

vor 9 Minuten von geldvermehrer:

aber das kommt vielleicht noch^_^

Geduld.

Die Vorlesungen sind hier doch spitze. Also immer schön aufpassen.:teach::)

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geldvermehrer

Da freut man sich schon jetzt auf die Fortsetzung, vielen Dank:thumbsup:

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Teil 4:

 

Begeben wir uns jetzt in ein Paralleluniversum namens CAPM, in dem folgende Regeln gelten (Quelle):

  1. Alle Investoren versuchen ihren ökonomischen Nutzen zu maximieren.
  2. Alle Investoren sind rational und risikoavers.
  3. Alle Investoren sind über eine Reihe von Anlagen breit diversifiziert.
  4. Alle Investoren sind Preisnehmer, d. h. sie können die Preise nicht beeinflussen.
  5. Alle Investoren können unbegrenzte Beträge zum risikofreien Zinssatz verleihen und ausleihen.
  6. Alle Investoren handeln ohne Transaktionskosten und Steuern.
  7. Alle Investoren handeln mit Wertpapieren, die in beliebig kleine Pakete unterteilt werden können (alle Vermögenswerte sind perfekt teilbar und liquide).
  8. Alle Investoren haben homogene Erwartungen.
  9. Alle Informationen stehen allen Anlegern gleichzeitig zur Verfügung.

Weiterhin gäbe es in diesem Paralleluniversum ein Portfolio namens "Marktportfolio", das alle kaufbaren Wertpapiere und Güter enthält - und in das man auch in beliebigen Mengen investieren kann. Dieses Portfolio hat die bestmögliche Diversifikation. Deshalb werden es alle Investoren im Parallel-Universum für ihre Geldanlage nutzen. Weiterhin nutzen die Investoren die risikolose Anlagemöglichkeit. Durch das Mischungsverhältnis zwischen risikoloser Anlage und Marktportfolio können sie ihr individuelles Risiko wählen. Die Anlagen aller Anleger liegen auf der Kapitalmarktlinie.

 

Bei der Betrachtung von historischen Daten in unserem Universum haben wir gesehen, dass das beste Portfolio das Tangentialportfolio ist. In dem Paralleluniversum ist das Marktportfolio das beste Portfolio. Man kann zeigen, dass in dem CAPM Paralleluniversum Marktportfolio und Tangentialportfolio das gleiche Portfolio sind.

 

Betrachten wir nun einzelne Wertpapiere oder Portfolios. Man kann für das CAPM Paralleluniversum zeigen, dass die erwartete Rendite eines Wertpapiers (oder Portfolios) abhängt vom systematischen Risiko. NICHT jedoch vom unsystematischen Risiko. Letzteres ist wegdiversifizierbar. Dafür gibt es KEINE Risikoprämie.

 

Es wird eine neue Kennzahl eingeführt, der Betafaktor. Der Betafaktor gibt für jedes Wertpapier oder Portfolio die Höhe des systematischen Risikos an - und zwar relativ zum Marktportfolio. Insbesondere gilt:

  • Betafaktor < 1 : Wertpapier hat geringeres systematisches Risiko als der Markt
  • Betafaktor = 1 : Wertpapier hat das gleiche Risiko wie der Markt. Das Marktportfolio hat definitionsgemäß einen Betafaktor von 1
  • Betafaktor > 1 : Wertpapier hat ein höheres Risiko als der Markt

Berechnen kann man den Betafaktor u.a. aus historischen Daten. Dabei erhält man für unterschiedliche Zeiträume auch unterschiedliche Werte - genau wie bei Rendite oder Volatilität.

 

Das folgende Diagramm zeigt den Zusammenhang zwischen Betafaktor (ß) und erwarteter Rendite (µ). Man erhält die Wertpapierlinie (Security market line).

 

image.png.c5b03d6ca1ad747d97d7dbe88d31046a.png

(Quelle)

 

Bitte beachtet, dass auf der X-Achse der Betafaktor (das systematische Risiko) angegeben wird - und nicht die Volatilität. Es ist also ein anderes Diagramm, als die bisher gezeigten Rendite/Risiko-Diagramme. Bei Beta=1 liegt das Marktportfolio (M).

 

Im CAPM Paralleluniversum liegen alle Wertpapiere auf dieser Wertpapierlinie. Warum? Nehmen wir an, es wäre nicht so - und es würde eine Situation entstehen, in der ein Wertpapier (Portfolio) eine höhere (bzw. eine niedrigere) erwartete Rendite verspricht:

image.png.9f02e856152d23369c2eb5be945971b7.png

(Quelle)

 

Da die Anleger gut informiert sind, kaufen sie das "underperforming portfolio" nicht. Durch mangelnde Nachfrage würde der Preis sinken - und das Wertpapier / Portfolio würde in dem Diagramm vertikal nach oben steigen, bis es auf der Wertpapierlinie liegt. Dann würde es auch wieder gekauft werden. Ähnliches gilt für das "outperforming portfolio". Alle Anleger wollen dieses Portfolio kaufen. Durch die hohe Nachfrage würde der Preis steigen - und das Wertpapier / Portfolio würde in dem Diagramm vertikal nach unten sinken, bis es auf der Wertpapierlinie liegt. Nachfrage und Angebot drücken also jedes Wertpapier auf die Wertpapierlinie.

 

Kommen wir wieder zurück in unser eigenes Universum. Klarerweise sind die oben genannten Bedingungen in unserer Welt nicht exakt erfüllt. Die Frage ist, ob sie gut genug erfüllt sind, so dass die Erkenntnisse aus dem CAPM Paralleluniversum trotzdem gelten? Zumindest ansatzweise? Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Nicht nur hier im Forum, sondern auch bei den Wissenschaftlern.

 

Ich persönlich sehe es so: die Erkenntnisse von CAPM gelten in unserer Welt sicherlich nicht genau. Aber gut genug, um mir als Privatanleger weiterzuhelfen, gute Portfolios zu bauen. Als Profi würde ich vielleicht tiefer graben und Lücken suchen, die einen Extra-Profit ermöglichen. Es gibt Arbitrage-Händler und Spekulanten, die das machen. Teilweise finden sie Abweichungen und Lücken. Sie nutzen sie - und schließen sie dadurch. Zumindest so weit, dass man als Privatanleger nicht mehr groß davon profitieren kann.

 

Für mich sind folgende Erkenntnisse aus CAPM wichtig:

  1. Die Rendite eines liquiden Wertpapiers setzt sich zusammen aus dem risikolosen Zins und einer Risikoprämie. Die Risikoprämie belohnt nur das systematische Risiko, nicht jedoch das unsystematische Risiko. Da sich das unsystematische Risiko wegdiversifizieren lässt, sollte man möglichst gut diversifizieren.
     
  2. Man erhält sehr gute Portfolios durch Mischen von risikoloser Anlage und dem Marktportfolio. (Anmerkung: in unserem Universum kann man nicht in das Marktportfolio investieren. Man kann es aber recht gut annähern durch breit diversifizierte Fonds. Diese Idee ist aber nicht Teil von CAPM).

Nach diesem Ausflug zu CAPM wollen wir im nächsten Teil dann endlich Portfolios bauen. :)

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Stoxx
· bearbeitet von Stoxx
vor 2 Stunden von stagflation:

Nach diesem Ausflug zu CAPM wollen wir im nächsten Teil dann endlich Portfolios bauen.

Ich bin gespannt.

Interessant wären folgende Asset-Klassen:

... Aktien Global (ACWI oder FTSE All- World)

... Globale Government Anleihen (AA-AAA Government Bonds)

... Globale REITs (Developed Markets Property Yield)

... Globale Private Equities (LPX Major Market Index)

... Gold (Xetra oder Euwax)

... Commdities (Bloomberg Commodity 3 Month Forward Index)

... Crypto Currencies (Bitcoin oder breiter Basket)

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