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geldvermehrer

Markowitz und Sharpe

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reko
· bearbeitet von reko
vor 8 Stunden von stagflation:

Man kann für das CAPM Paralleluniversum zeigen, dass die erwartete Rendite eines Wertpapiers (oder Portfolios) abhängt vom systematischen Risiko

 

Danke für die Reisebeschreibung.

 

Eine Anmerkung:

Da Risiko per Definition nur die Volatilität bezeichnet, die sowohl positiv als auch negativ für den Anleger ausfallen kann, würde ein rationaler Anleger nicht das Risiko sondern den Erwartungswert seines Portfolios als Zielgröße nehmen. In diesen Paralleluniversum gibt es aber nur Random Walk mit einer konstanten Änderung des Erwartungswerts. Der schlaueste Investor hat sein Portfolio unendlich gehebelt und ist nun im Besitz des ganzen Paralleluniversums. Der Börsenbetrieb wurde eingestellt.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 14 Stunden von Stoxx:

Ich bin gespannt.

Interessant wären folgende Asset-Klassen:

... Aktien Global (ACWI oder FTSE All- World)

... Globale Government Anleihen (AA-AAA Government Bonds)

... Globale REITs (Developed Markets Property Yield)

... Globale Private Equities (LPX Major Market Index)

... Gold (Xetra oder Euwax)

... Commdities (Bloomberg Commodity 3 Month Forward Index)

... Crypto Currencies (Bitcoin oder breiter Basket)

 

Diversifikation ist im Prinzip richtig. Im CAPM Paralleluniversum würde das auch funktionieren. In unserem Universum liegen leider nicht alle Wertpapiere und Anlageklassen auf der Wertpapierlinie (Gründe: Gebühren, Steuern, kein freier Kapitalmarkt, Informationsvorsprung einzelner Marktteilnehmer, usw.). In unserem Universum ist Diversifikation deshalb nicht immer hilfreich. Sie kann dann zwar die Volatilität weiter verringern - gleichzeitig kann sie aber auch die erwartete Rendite verringern. Dadurch steigt die erwartete Sharpe Ratio nicht, sondern sie sinkt. In unserem Universum muss man also klug überlegen, was man in sein Portfolio mischt - und was nicht.

 

vor 8 Stunden von reko:

Der schlaueste Investor hat sein Portfolio unendlich gehebelt und ist nun im Besitz des ganzen Paralleluniversums. Der Börsenbetrieb wurde eingestellt.

 

Eine Voraussetzung bei CAPM ist "Alle Investoren können unbegrenzte Beträge zum risikofreien Zinssatz verleihen und ausleihen."

 

Diese Voraussetzung ist so zu verstehen, dass es die Möglichkeit zur Kreditaufnahme gibt und dass Sollzins=Habenzins. Man muss den Kredit auch sicher zurückzahlen. Diese Voraussetzung ist also nicht so zu verstehen, dass man ungestraft beliebig viel Kredit aufnehmen darf und nicht zurückzahlen muss.

 

Wenn also jemand im CAPM Universum viel Kredit aufnimmt und kräftig hebelt, dann wird der nicht zwangsläufig reich, sondern er kann auch Pleite gehen. Beispielsweise könnte es einen Margin Call geben. Oder er würde keinen weiteren Kredit bekommen, wenn ersichtlich wird, das er überschuldet ist.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 57 Minuten von stagflation:

Diese Voraussetzung ist so zu verstehen, dass es die Möglichkeit zur Kreditaufnahme gibt und dass Sollzins=Habenzins. Man muss den Kredit auch sicher zurückzahlen.

Ich habe auch nicht angenommen daß der Kredit nicht mehr zurückgezahlt werden muß.

Wenn man eine positiv konstante Steigerung des Erwartungswerts der Kurse (des Aktienmarkts) annimmt dann wird derjenige am meisten gewinnen, der am höchsten hebelt. Natürlich steigt damit auch die Volatilität. Über viele Kursstellungen (lange Zeit) ist das per Definition mal positiv mal negativ und hat langfristig keinen Einfluß auf den mittleren Gewinn. Das so definierte Risiko ist viel harmloser als umgangssprachlich assoziiert. In der realen Welt unterliegen institutionelle Anleger der Regulierung, man bekommt keinen unbegrenzten Kredit und man hat auch Kreditkosten.

 

Die Wahrnehmung von Volatilität als unbedingt zu vermeidendes "Risiko" entsteht vermutlich aus der von Kahneman gefundenen Verlustaversion. Ein rationaler Homo Economicus würde das nicht tun. Ohne Kreditkosten würde er soweit möglich hebeln. Insbesondere würde er auch nicht mehr als unbedingt nötig in sichere Anlagen stecken. Institutionelle Anleger sind gesetzlich gezwungen die Volatilität zu begrenzen und einen Teil in sichere Anlagen zu stecken. Als privater Homo Economicus im Paralleluniversum würde ich nur soviel "sicher" anlegen wie ich brauche um kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Aktienmarkt wird ja als rational, effizient und liquide vorausgesetzt. Ich kann jederzeit ohne statistische Nachteile verkaufen.

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Stoxx
vor einer Stunde von stagflation:

In unserem Universum muss man also klug überlegen, was man in sein Portfolio mischt - und was nicht.

Danke für die Erklärung!

Welche Asset-Klassen kämen für unser Universum in Betracht?

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 4 Stunden von reko:

Die Wahrnehmung von Volatilität als unbedingt zu vermeidendes "Risiko" entsteht vermutlich aus der von Kahneman gefundenen Verlustaversion. Ein rationaler Homo Economicus würde das nicht tun. Ohne Kreditkosten würde er soweit möglich hebeln. Insbesondere würde er auch nicht mehr als unbedingt nötig in sichere Anlagen stecken. Institutionelle Anleger sind gesetzlich gezwungen die Volatilität zu begrenzen und einen Teil in sichere Anlagen zu stecken. Als privater Homo Economicus im Paralleluniversum würde ich nur soviel "sicher" anlegen wie ich brauche um kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Aktienmarkt wird ja als rational, effizient und liquide vorausgesetzt. Ich kann jederzeit ohne statistische Nachteile verkaufen.

Wie du selbst durch mehrmaliges "würden" schreibst, ist die Praxis ein bisschen anders.

Hohe Volatilität in Kombination mit der Unvorhersehbarkeit des Lebens ist es, was das letztendliche Risiko darstellt.

Keiner weiß zu 100%, ob und wann er doch ans Geld muss.

Passiert dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Volatilität gerade negativ durchschlägt (z.B. hoher Drawdown im Crash) und dann sozusagen beide Punkte als schlechtes Timing zusammen kommen (plus vielleicht noch dem "Bonus" Kauf auf Kredit), dann hilft es einem nichts, wenn es in der Theorie alles so und so logisch und das rationalste war.

 

Übrigens ist es gar nicht mal so ausgeschlossen, dass man z.B. gerade dann seinen Job verliert, wenn die Märkte abwärts gehen. Das könnte die nächsten Jahre z.B. durchaus wieder passieren.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 17 Minuten von Madame_Q:

Passiert dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Volatilität gerade negativ durchschlägt (z.B. hoher Drawdown im Crash),

Aktienkurse im realen Universum sind eben kein Random-Walk um einen konstant steigenden Mittelwert. Sie haben einen stark zyklischen Anteil mit langen Perioden und es gibt schwarze Schwäne (Fat-Tail-Verteilung). Damit muß man vieles in Frage stellen was im Paralleluniversum gilt.

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Schwachzocker
· bearbeitet von Schwachzocker
vor 14 Stunden von reko:

Aktienkurse im realen Universum sind eben kein Random-Walk um einen konstant steigenden Mittelwert. Sie haben einen stark zyklischen Anteil mit langen Perioden und es gibt schwarze Schwäne (Fat-Tail-Verteilung). ...

Und warum ist das kein Random-Walk?

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Synthomesc
vor 17 Stunden von Schwachzocker:
Am 12.10.2022 um 20:13 von reko:

Aktienkurse im realen Universum sind eben kein Random-Walk um einen konstant steigenden Mittelwert. Sie haben einen stark zyklischen Anteil mit langen Perioden und es gibt schwarze Schwäne (Fat-Tail-Verteilung). ...

Und warum ist das kein Random-Walk?

Weil du es nicht verstanden hast!

 

"Alle bewertungsrelevanten Tatsachen sind im Augenblick ihres Entstehens allen Marktteilnehmern bekannt und somit voll im Kurs einer Aktie eskomptiert."

Das ist schlicht unmöglich. Das ist Wasser auf die Mühlen welche stur auf den Markt setzen und Buy & Hold praktizieren.

Das bedeutet aber nicht, dass antizyklisches Verhalten, was letztendlich auf Markettiming hinausläuft, nichtfunktionieren kann.

 

 


 

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reko
· bearbeitet von reko

Auch wenn man darunter in der Regel etwas ganz bestimmtes meint, definieren kann man "Random Walk" wie immer man will. Nur ist man dann nicht mehr im CAPM-Paralleluniversum und all die schönen Herleitungen sind nicht mehr gültig. Welche Gesetze dort gelten und welche Handelsstrategien dort funktionieren kann man nicht einfach aus der CAPM-Welt übertragen wenn die Voraussetzungen für die Herleitungen nicht mehr gelten.

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Sapine

Aswath Damadoran ist meistens top. Hier der Link zu seiner Homepage bei NYU Stern

https://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/

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geldvermehrer
Am 11.10.2022 um 23:54 von stagflation:

Für mich sind folgende Erkenntnisse aus CAPM wichtig:

  1. Die Rendite eines liquiden Wertpapiers setzt sich zusammen aus dem risikolosen Zins und einer Risikoprämie.

Den Satz verstehe ich nicht, wie ist das gemeint in Bezug auf z.B. eine Siemensaktie?

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 14 Stunden von geldvermehrer:

Den Satz verstehe ich nicht, wie ist das gemeint in Bezug auf z.B. eine Siemensaktie?

 

Im CAPM Paralleluniversum ist es so: wenn man risikolos anlegt, bekommt man den risikolosen Zins. Wenn man mehr erwartete Rendite haben will, muss man ins Risiko gehen. Dann bekommt man zusätzlich zu dem risikolosen Zins noch eine Risikoprämie.

 

Wichtig ist, dass es zwei Arten von Risiko gibt: das systematische Risiko und das unsystematische Risiko. Die Risikoprämie gibt es nur für das systematische Risiko! Je größer das systematische Risiko, desto höher die Risikoprämie. Für das unsystematische Risiko gibt es hingegen keine Risikoprämie. Deshalb sollte man in seinem Portfolio möglichst wenig unsystematisches Risiko haben. Warum Risiko, wenn es nicht belohnt wird? Der Trick, um das unsystematische Risiko zu minimieren, ist Diversifizierung.

 

In unserem Universum ist das - zumindest bei liquiden Aktien und liquiden IG-Anleihen - im Prinzip auch so. Weil aber nicht alle Marktteilnehmer die gleichen Informationen haben, liegen die Wertpapiere nicht auf der Wertpapierlinie. D.h. wenn man eine Aktie wie die Siemens-Aktie kauft, gibt es nicht nur eine Risikoprämie für das systematische Risiko, sondern auch eine Art "Informationsprämie". Wenn man Insider-Informationen hat, ist die Informationsprämie eher positiv und man wird man besser als der Marktdurchschnitt. Bei Privatanlegern, die keinen Zugang zu Insider-Informationen haben, ist die Informationsprämie eher negativ - und sie schneiden schlechter ab, als der Marktdurchschnitt.

 

Nichtsdestrotz kann man auch in unserem Universum das unsystematische Risiko durch Diversifizierung zu großen Teilen wegdiversifizieren. Durch Kaufen von vielen verschiedenen Aktien zum selben Zeitpunkten (Kauf eines World ETFs) und lange Haltezeiten (Buy&Hold) bekommt man auch große Teile der für Privatanleger negativen "Informationsprämie" weg.

 

Insgesamt würde ich sagen, dass das CAPM-Ergebnis "Es gibt eine Risikoprämie für das systematische Risiko" auch in unserem Universum für die Anleger recht gut gilt, die langfristig in breit diversifizierte Aktien- und IG-Anleihe- ETFs investieren.

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geldvermehrer

Danke, angenommen die Siemensaktie hatte eine Rendite von 7% p.a. die letzten 10 Jahre und der risikolose Zins lag bei 2% p.a. in diesem Zeitraum. Dann betrug die Risikoprämie 5% p.a.?

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 3 Stunden von geldvermehrer:

Danke, angenommen die Siemensaktie hatte eine Rendite von 7% p.a. die letzten 10 Jahre und der risikolose Zins lag bei 2% p.a. in diesem Zeitraum. Dann betrug die Risikoprämie 5% p.a.?

 

Mit der Antwort tue ich mich schwer. Es ist nicht ganz falsch - aber ich glaube, dass die Antwort "stimmt nicht" ist.

 

Du betrachtest Daten der Vergangenheit. Bei einer solchen Betrachtung würde man den Begriff "Risikoprämie" nicht verwenden. Man verwendet den Begriff "Risikoprämie", wenn man Erwartunsgwerte für die Zukunft betrachtet.

 

Nehmen wir an, dass sich Wirtschaft und auch Siemens in den nächsten 10 Jahren so entwickeln werden, wie in Deinem Beispiel. Deshalb setzen wir als Erwartungswert für die Rendite der Siemens-Aktie 7% an. Und als Erwartunsgwert für den risikolosen Zins 2%.

 

Wenn man es so macht, dann ist die Risikoprämie für die Siemens-Aktie 5%.

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geldvermehrer
vor 9 Stunden von stagflation:

 

Mit der Antwort tue ich mich schwer. Es ist nicht ganz falsch - aber ich glaube, dass die Antwort "stimmt nicht" ist.

 

Du betrachtest Daten der Vergangenheit. Bei einer solchen Betrachtung würde man den Begriff "Risikoprämie" nicht verwenden. Man verwendet den Begriff "Risikoprämie", wenn man Erwartunsgwerte für die Zukunft betrachtet.

 

Nehmen wir an, dass sich Wirtschaft und auch Siemens in den nächsten 10 Jahren so entwickeln werden, wie in Deinem Beispiel. Deshalb setzen wir als Erwartungswert für die Rendite der Siemens-Aktie 7% an. Und als Erwartunsgwert für den risikolosen Zins 2%.

 

Wenn man es so macht, dann ist die Risikoprämie für die Siemens-Aktie 5%.

Danke, jetzt "sitzt" es:)

 

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Teil 5:

 

Kommen wir jetzt dazu, wie man gute Portfolios bauen kann, in die wir unser Geld anlegen können.

 

Wir wollen eine Methode entwickeln, mit der man

  1. das gewünschte Risiko frei wählen kann
  2. für das gewünschte Risiko eine möglichst gute erwartete Rendite bekommt

Leider können wir nicht in die Zukunft sehen. Deshalb können wir nicht wissen, welche Märkte und Wertpapiere sich gut entwickeln werden. Wir vermuten aber, dass man aus eine Analyse der Vergangenheit etwas über die Zukunft erfahren kann. Leider geht das nicht direkt: wenn eine Aktie oder ein Fonds im letzten Jahr eine hohe Rendite erwirtschaftet hat, heißt das noch lange nicht, dass sie diese hohe Rendite auch im nächsten Jahr erwirtschaften wird. Es gibt unzählige Studien, die das zeigen. Dies ist auch Aussage der schwachen bzw. mittelstrengen Markteffizienzhypothese.

 

Wir müssen also schlauer vorgehen. Mit Hilfe von Statistik wollen wir Kursentwicklungen aus der Vergangenheit analysieren - und daraus Wahrscheinlichkeiten und Erwartungswerte für die Zukunft ableiten.

 

Dabei helfen uns mathematische Verfahren und Theorien wie die Markteffizienzhypothese, die Portfoliotheorie und CAPM. Großanleger wie Banken und Versicherungen lassen auch die Ergebnisse volkswirtschaftlicher Analysen einfließen - aber das ist außerhalb unserer Fähigkeiten.

 

Das folgende Bild zeigt unser Instrumentarium:

 

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Wenn wir Theorien wie Portfoliotheorie, CAPM usw. nutzen, sollten wir uns immer vor Augen führen, dass es Modelle sind. Die in den Modellen getroffenen Aussagen gelten immer nur unter ganz speziellen Voraussetzungen - und diese Voraussetzungen sind ein wichtiger Bestandteil jedes Modells. Die im Bild gezeigten Verfahren und Modelle ergänzen sich teilweise oder bauen aufeinander auf. Einige Ergebnisse scheinen sich auch zu widersprechen - dies löst sich aber auf, wenn man die unterschiedlichen Annahmen und Voraussetzungen berücksichtigt. Für uns heißt das: wir sollten genau unterscheiden zwischen den einzelnen Theorien, ihren Annahmen und ihren Aussagen.

 

Wir sollten auch berücksichtigen, dass die in den Modellen getroffenen Annahmen und Voraussetzungen in unserer realen Welt nur teilweise oder sogar gar nicht erfüllt sind. Wir müssen also überlegen, welche Teile der Modelle wir übernehmen. Wir dürfen insbesondere nicht erwarten, dass die Aussagen aus den Modellen in unserer Welt auch exakt gelten.

 

Beispiele:

 

1) Mit Hilfe der Portfoliotheorie können wir historische Daten analysieren. Wir erhalten Mittelwerte für die Rendite und Standardabweichungen für das Risiko. Außerdem können wir Portfolios so optimieren, dass sie auf der Effizienzlinie der analysierten Daten liegen. Wir könnten geneigt sein, die berechneten Renditen und Mittelwerte für Wahrscheinlichkeitsberechnungen in der Zukunft direkt zu übernehmen. Das ist das gängige Vorgehen - aber wir sollten vorsichtig sein. Die Erfahrung zeigt, dass Rendite und Volatilität von Anlageklassen sich ständig ändern. Manchmal ändern sie sich auch schlagartig sehr stark. Beispiele sind: Gold nach Ende von Bretton Woods oder Japan-Aktien bis Mitte der 80er Jahre und nach Beginn der 90er Jahre. Die Annahme, dass statistische Daten aus der Vergangenheit auch immer exakt für die die Zukunft gelten, stimmt also nicht.


2) CAPM trifft die Aussage, dass Diversifikation immer gut ist - und dass das beste Portfolio das Marktportfolio ist, weil es am besten diversifiziert ist. In CAPM funktioniert das, weil es eine Gleichgewichtslage betrachtet. Insbesondere gilt:

  • es gibt keine Kosten
  • alle Investoren sind rational und risikoavers
  • alle Investoren sind Preisnehmer
  • alle Marktteilnehmer sind gleich gut informiert
  • in alle Wertpapiere und Güter kann in beliebigen Mengen investiert werden
  • alle Wertpapiere liegen auf der Wertpapierlinie

In unserem Universum gelten diese Bedingungen aber nur teilweise. In manche Güter kann man nicht direkt investieren. Es gibt Kosten und Steuern. Auf manchen Teilmärkten haben einige Marktteilnehmer einen erheblichen Informationsvorsprung. Außerdem gibt es Marktteilnehmer, die Preise beeinflussen können (z.B. die Zentralbanken durch Leitzinsen und ihre Anleihekäufe).

 

Für uns bedeutet das, dass Diversifikation in unserer Welt prinzipiell auch gut ist - dass wir aber sehr genau auswählen müssen, welche Anlageklassen wir nutzen - und welche nicht. Generell gilt wohl: je eher die o.g. Annahmen für einen Marktbereich erfüllt sind, desto besser wird auch Risikoreduzierung durch Diversifikation funktionieren.

 

Im nächsten (und letzten) Teil werden wir eine Methode zum Bau von Portfolios besprechen. Natürlich wird sie den Empfehlungen von Gerd Kommer und Prof. Weber ähneln. Aber wir werden sehen, wo die Empfehlungen eigentlich herkommen - und vielleicht entdecken wir die eine oder andere Stelle, an der man noch etwas optimieren kann.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 3 Stunden von stagflation:

Für uns bedeutet das, dass Diversifikation in unserer Welt prinzipiell auch gut ist - dass wir aber sehr genau auswählen müssen, welche Anlageklassen wir nutzen - und welche nicht. Generell gilt wohl: je eher die o.g. Annahmen für einen Marktbereich erfüllt sind, desto besser wird auch Risikoreduzierung durch Diversifikation funktionieren.

Das impliziert nur Anlageklassen die sich modellnah verhalten in das Portfolio zu nehmen. Damit ist man dann aber nicht mehr gut diversifiziert. Da macht man es sich etwas zu einfach - man hat dann nur das optimale Portfolio in dieser Teilwelt. Gerade weil sich viele auf die Modelle verlassen sind die Gewinnmöglichkeiten in modellfernen Anlageklassen höher. Irgendwann muß man vom Elfenbeinturm steigen und Wissen und Einschätzungen aus der realen Welt einfließen lassen.

Bei statistischen Auswertung von institutionellen Portfolios muß man vorsichtig sein. Sie haben andere Zielsetzungen als private Portfolios, selbst dann wenn sie privates Vermögen verwalten. Statistiken über private Portfolios enthalten viele Anlagefehler, sind also auch kein Maßstab. Zuletzt wurden die Modelle in erster Line für institutionelle Anleger gemacht, die eine sehr viel kurzfristigere Ausrichtung haben (deshalb werden Zyklen und Trendänderungen und damit zeitliche Veränderungen der statistischen Parameter meist vernachlässigt). Dieser Zyklen und Veränderungen sind nicht zufällig sondern haben Gründe.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 4 Stunden von reko:

Bei statistischen Auswertung von institutionellen Portfolios muß man vorsichtig sein. Sie haben andere Zielsetzungen als private Portfolios, selbst dann wenn sie privates Vermögen verwalten. Statistiken über private Portfolios enthalten viele Anlagefehler, sind also auch kein Maßstab.

Ich kenne auch keine Datenquelle für private Portfolios (das WPF kann hier u.U. einen Einblick bieten). Aus diesem Grund bietet es sich an die Daten von Anlageklassen und nicht von (realen) Portfolios auszuwerten und daraus mögliche Portfolios zu bauen. Die Wertentwicklung von Anlageklassen über lange Zeitreihen hinweg können Aufschluss über die Eigenschaften dieser Klassen geben.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 17 Minuten von Glory_Days:

Die Wertentwicklung von Anlageklassen über lange Zeitreihen hinweg können Aufschluss über die Eigenschaften dieser Klassen geben.

Das müßten sehr lange Zeitreihen sein. Jeder der Kondratjew-Zyklen hat auch andere Gewinner und Verlierer hervorgebracht. Statistik hilft hier nicht weiter. Deshalb werden die Zyklen von der Finanzwissenschaft auch ignoriert.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 1 Stunde von reko:

Das müßten sehr lange Zeitreihen sein. Jeder Kondratjew-Zyklen hat auch andere Gewinner und Verlierer hervorgebracht. Statistik hilft hier nicht weiter. Deshalb werden die Zyklen von der Finanzwissenschaft auch ignoriert.

Natürlich und besonders lange Zeitreihen bringen wiederum eigene Probleme mit sich. Im Zitat von Mark Twain steckt aber schon ein Fünkchen Wahrheit. Zyklen kann man im Prinzip immer nur eindeutig im Rückblick (with the benefit of hindsight) definieren und dennoch sind sie in meinen Augen sehr interessant - da man anhand dessen die historischen Eigenschaften verschiedener Anlageklassen sehr gut untersuchen kann. Je länger und je öfter Eigenschaften einer Anlageklasse in der Vergangenheit präsent waren, desto stärker verankern sich diese Eigenschaften in den Köpfen der Menschen. Ob nun rational oder nicht - gewissermaßen ist es eine sich selbsterfüllende Prophezeiung, wenn diese Eigenschaften dann auch zukünftig Bestand haben werden.

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geldvermehrer

Für einen Anleger, der die höchstmöglich zu erwartende Rendite anstrebt und davon ausgeht, dass die nächsten 30 Jahre weder von ihm, noch von seinen Erben das bis dahin aufgelaufene Kapital benötigt wird, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, 100% des vorhandenen und zu investierenden Kapitals in einen World oder All World ETF zu stecken, fertig. Notgroschen etc. bleibt davon natürlich unberührt.

Volatilität und andere Risikokennziffern seien für diesen Anleger NICHT von Interesse. Einzig das "Ausfallrisiko der Welt-AG" (z.B. durch Wegfall des Kapitalismus) könnte (falls notwenig/sinnvoll umsetzbar) Beachtung finden. 

 

 

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reko
· bearbeitet von reko
vor einer Stunde von geldvermehrer:

Einzig das "Ausfallrisiko der Welt-AG" (z.B. durch Wegfall des Kapitalismus) könnte (falls notwenig/sinnvoll umsetzbar) Beachtung finden. 

Die "Welt-AG" ist alles andere als repräsentativ für die Weltwirtschaft. Es handelt sich dabei um eine Auswahl nach willkürlichen Regeln aus Sicht der Indexanbieter, die wiederum die Interessen ihrer Kunden - die Fondsanbieter - berücksichtigen. Manche Indizes haben z.B. eine nicht ausgewogene Branchenverteilung.

Es wäre Zufall, wenn die "Welt-AG" das optimal diversifizierte Portfolio im Sinne von Markowitz wäre. Sie ist vermutlich nahe dran, aber das erreicht man auch mit weniger Aktien. Da sich die Korrelationen ständig ändern, kann man das optimale Portfolio auch nur für die Vergangenheit überprüfen.

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Stoxx
Am 22.10.2022 um 01:29 von stagflation:

Im nächsten (und letzten) Teil werden wir eine Methode zum Bau von Portfolios besprechen. Natürlich wird sie den Empfehlungen von Gerd Kommer und Prof. Weber ähneln.

Wann geht's denn hier weiter? Bin neugierig, interessantes Thema...

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