finisher Mai 6, 2022 · bearbeitet Mai 6, 2022 von finisher Ich dachte bisher, dass das Kredit- und Gegenparteirisiko immer mit der Wertpapierleihe oder SWAP-ETFs zu tun hat. Ich habe hier 2 Beispiel-ETFs, welche Replizierer sind, Wertpapierleihe betreiben dürfen aber diese nicht nutzen, weil es die letzten Jahre nie Erträge aus Wertpapierleihe gab und trotzdem laut Jahresbericht ein Kredit- und Gegenparteirisiko aufweisen. Aus dem Jahresbericht des ETF Anbieters JP Morgan Irland, Seite 95: Zitat (b) Kredit-, Gegenpartei- und Globalrisiko Die Teilfonds sind einem Kreditrisiko ausgesetzt, d. h. dem Risiko, dass eine Partei eines Finanzinstruments der anderen Partei einen finanziellen Verlust verursacht, indem sie einer Verpflichtung nicht nachkommt. Die Einhaltung der Anlagerichtlinien sowie der im Gesellschaftsvertrag und in der Satzung sowie im Verkaufsprospekt festgelegten Anlage- und Kreditbefugnisse mindern das Risiko eines übermäßigen Engagements gegenüber einem bestimmten Emittenten. Wertpapiere und Anlagen in Zahlungsmitteläquivalenten werden von der Verwahrstelle auf getrennten Konten geführt. Im Falle der Insolvenz oder des Konkurses der Verwahrstelle werden die Teilfonds in Bezug auf ihre Barbestände und täglich fälligen Einlagen als Gesamtgläubiger der Verwahrstelle behandelt. Die Teilfonds sind dem Kreditrisiko der Depotbank ausgesetzt. Zum 31. Dezember 2021 und 31. Dezember 2020 werden die liquiden Mittel von der Verwahrstelle oder als Tagesgelder bei Drittinstituten mit langfristiger Bonität über Investment Grade gehalten. Zum 31. Dezember 2021 hat die Verwahrstelle ein langfristiges A+ Kreditrating von Fitch (31. Dezember 2020: unverändert). Die Politik des ICAV erlaubt es den Teilfonds, Finanzderivate einzusetzen, um sowohl Risiken zu mäßigen, als auch bestimmte Risiken einzugehen. Alle Wertpapieranlagen stellen ein Kapitalverlustrisiko dar. Der maximale Kapitalverlust aus derivativen Finanzinstrumenten ist auf die angenommenen Kontraktwerte dieser Positionen begrenzt. Zum 31. Dezember 2021 und 31. Dezember 2020 hielten die Teilfonds Devisen- und Finanztermingeschäfte. Zum 31. Dezember 2021 beliefen sich die finanziellen Vermögenswerte der Teilfonds, die dem Gegenparteirisiko ausgesetzt waren, auf die folgenden Werte: Ein ETF ohne Wertpapierleiherträge wäre hier der "US Treasury Bond 0-1yr". Dieser hat für meine laienhafte Einschätzung ungewöhnlich hohe "Engagements" gegenüber anderen Kreditinstituten, vor allem wenn man diese mit dem Fondsvolumen vergleicht. Das Fondsvolumen vom "US Treasury Bond 0-1yr" ist $2,36 Mrd. Die "Engagements ohne bare Sicherheiten" lagen am 31.12.2021 bei > $6 Mrd. Sind diese "Engagements" vielleicht Derivategeschäfte, aber wie können diese größer als das Fondsvolumen sein? Der JP Morgan ETF hatte 2021 $124 Mio. Erträge aus Derivategeschäfte (Jahresbericht Seite 71). Welche Auswirkungen hat es für einen Anleger des ETF "BetaBuilders US Treasury Bond 0-1yr" , wenn z.B. "Standard Chartered" insolvenz wird und die $4 Mrd. "Engagements" weg sind? Als Gegenprüfung habe ich einen vergleichbaren ETF, den "Xtrackers US Treasuries Ultrashort Bond ETF" genommen und hier glaube ich die vergleichbare Tabelle im Jahresbericht auf Seite 761 gefunden zu haben. Dort belaufen sich die "Engagements" bei nur $0,38 Mio. bei $11 Mio Fondsvolumen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Cornwallis Mai 6, 2022 Hallo, auf Seite 136 des Dokumentes (Seitenangabe allerdings 134) steht: Die Größenordnung passt doch sehr gut. Interessant ist allerdings, dass Seite 135/133 ausschließlich USD Anleihen im Bestand zum Berichtsstichtag zeigt. Demnach erscheint es dem Grunde und der Höhe nach überraschend, dass hier Pesos im Gegenwert von USD 2 Mrd. netto zum Berichtsstichtag auf Termin gekauft worden sind (bzw. wurden (Fälligkeit hier offenbar Februar und April 2022)) oder regelmäßig gerollt werden. Mehr kann ich leider auf die Schnelle auch nicht beitragen, aber interessante Beobachtung. Gruß Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 6, 2022 vor 28 Minuten von Cornwallis: Demnach erscheint es dem Grunde und der Höhe nach überraschend, dass hier Pesos im Gegenwert von USD 2 Mrd. netto zum Berichtsstichtag auf Termin gekauft worden sind (bzw. wurden (Fälligkeit hier offenbar Februar und April 2022)) oder regelmäßig gerollt werden. Ah danke, dann ist wohl dem MXN-Hedging geschuldet. Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Dann beziehen sich diese $6 Mrd. "Engagements" (welche allerdings im Vergleich zum Fondsvolumen immer noch sehr hoch sind) vermutliche nur auf den ETF mit MXN-Hedging. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 6, 2022 Aber da ist mir eine weitere Frage aufgekommen. Haften die Anleger des ungehedgten ETF mit, wenn etwas mit den Derivaten beim gehedgten Schwester-ETF schief geht? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu Mai 6, 2022 vor 3 Stunden von finisher: Haften die Anleger des ungehedgten ETF mit, wenn etwas mit den Derivaten beim gehedgten Schwester-ETF schief geht? Teilfonds sind haftungsmäßig von anderen Teilfonds abgeschottet; Anteilsklassen innerhalb eines Teilfonds nicht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 7, 2022 vor 14 Stunden von chirlu: Teilfonds sind haftungsmäßig von anderen Teilfonds abgeschottet; Anteilsklassen innerhalb eines Teilfonds nicht. Oh, das ist dann aber ziemlich schlecht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu Mai 7, 2022 vor 7 Minuten von finisher: Oh, das ist dann aber ziemlich schlecht. Na ja. Selbst wenn die Gegenpartei der Währungsabsicherung ausfiele und es keine Sicherheiten gäbe, sollten die auf die währungsgesicherte Anteilsklasse entfallenden Aktien doch reichen, um den Verlust abzufangen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 7, 2022 · bearbeitet Mai 7, 2022 von finisher vor 12 Stunden von chirlu: Na ja. Selbst wenn die Gegenpartei der Währungsabsicherung ausfiele und es keine Sicherheiten gäbe, sollten die auf die währungsgesicherte Anteilsklasse entfallenden Aktien doch reichen, um den Verlust abzufangen. Verstehe ich nicht. Machen wir mal ein konkretes Beispiel: Es gibt von einem Teilfonds 2 Anteilsklassen: Anleihenfonds A ohne Währungshedging Anleihenfonds B mit Währungshedging Jetzt gehen die Währungshedging-Derivate von Anleihenfonds B verloren, weil deren Herausgeber (Bank) pleite geworden ist. Du schreibst, "sollten die auf die währungsgesicherte Anteilsklasse entfallenden Aktien Anleihen doch reichen, um den Verlust abzufangen.". Das verstehe ich nicht. Werden die Derivate vom Herausgeber umsonst zur Verfügung gestellt? Falls ja, warum tauchen diese Derivate dann im Jahresbericht als Risikopositionen auf? (Siehe mein erster Beitrag) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu Mai 7, 2022 vor 6 Minuten von finisher: Jetzt gehen die Währungshedging-Derivate von Anleihenfonds B verloren, weil deren Herausgeber (Bank) pleite geworden ist. Die Anteilsklasse B hatte doch z.B. 200 Millionen Euro an Anleihen und 50 Millionen Euro an Ansprüchen aus den Derivaten (weil die Währung im Wert gefallen ist, was durch die Derivate ausgegelichen werden sollte). Zusammen also 250 Millionen Euro. Leider sind die Derivate nun nicht mehr werthaltig. Dann sind aber immer noch 200 Millionen Euro Anleihen da. Also ist Anteilsklasse B um 20% im Wert gefallen, aber sonst passiert nichts. Insbesondere gibt es nichts, wofür jemand anderes einspringen müßte. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 8, 2022 vor 16 Stunden von chirlu: Die Anteilsklasse B hatte doch z.B. 200 Millionen Euro an Anleihen und 50 Millionen Euro an Ansprüchen aus den Derivaten (weil die Währung im Wert gefallen ist, was durch die Derivate ausgegelichen werden sollte). Zusammen also 250 Millionen Euro. Leider sind die Derivate nun nicht mehr werthaltig. Dann sind aber immer noch 200 Millionen Euro Anleihen da. Also ist Anteilsklasse B um 20% im Wert gefallen, aber sonst passiert nichts. Insbesondere gibt es nichts, wofür jemand anderes einspringen müßte. Anleihenfonds A muss also nicht für den Verlust von Anleihenfonds B mit haften? Weil oben hast Du geschrieben: "Teilfonds sind haftungsmäßig von anderen Teilfonds abgeschottet; Anteilsklassen innerhalb eines Teilfonds nicht." Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu Mai 8, 2022 vor 15 Minuten von finisher: Anleihenfonds A muss also nicht für den Verlust von Anleihenfonds B mit haften? Doch, aber es gibt hier ja nichts zu haften. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
finisher Mai 9, 2022 · bearbeitet Mai 9, 2022 von finisher Am 8.5.2022 um 16:06 von chirlu: Doch, aber es gibt hier ja nichts zu haften. Danke für die geduldige Klarstellung. Was bedeutet dann dieser Satz aus dem Jahresbericht oben? "Kredit-, Gegenpartei- und Globalrisiko Die Teilfonds sind einem Kreditrisiko ausgesetzt, d. h. dem Risiko, dass eine Partei eines Finanzinstruments der anderen Partei einen finanziellen Verlust verursacht, indem sie einer Verpflichtung nicht nachkommt." Warum ist hier von Risiko die Rede, wenn es doch gar kein Risiko gibt? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Cornwallis Mai 10, 2022 · bearbeitet Mai 10, 2022 von Cornwallis Hi, wenn Du Dir von Goldman Sachs einen Jonagold zur Ernte im Frühherbst liefern lassen willst, dieser auch dann erst mit einem Taler vergütet wird und diese Lieferung ausbleibt, dann fehlt Dir ein Apfel in Deiner Planung (der Apfel ist schon verkauft, die Destille steht still, die Kinder haben Hunger). Diesen Apfel musst Du nun bei der UBS einkaufen. Die überragenden schweizer Apfelbauern nehmen Dir dafür allerdings zum dem Zeitpunkt, zu dem Du weißt, dass die Goldmänner dieses Jahr keinen Jonagold ausliefern werden, zwei Taler aus der Tasche. Das sind die Wirkungsketten, die hier gemeint sein dürften. Gruß Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu Mai 10, 2022 vor 23 Stunden von finisher: Warum ist hier von Risiko die Rede, wenn es doch gar kein Risiko gibt? Es gibt ein Risiko. Es gibt aber kein Risiko (außer Betrug etc.), daß eine Anteilsklasse plötzlich mit negativem Vermögen dasteht; und nur dann gäbe es für andere Anteilsklassen etwas zu haften. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag