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Glory_Days

Offensiv/Defensiv-Portfolio

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 2.2.2025 um 15:03 von Lazaros:

In deinen Anlage-Depot-Vorstellungen verzichtest du bewusst auf Anleihen, also auf eine ganze Assetklasse.

Warum?

Einer der wesentlichen Gründe ist, dass so gut wie alle Anleger in Deutschland völlig unabhängig von ihrer Asset Allokation bereits implizit in die Assetklasse Anleihen investiert sind. Damit meine ich insbesondere vorhandene Rentenanwartschaften sowie Versicherungsleistungen, die entweder direkte staatlich Leistungen sind oder deren Anbieter übermäßig in (Staats-)Anleihen investiert sind. Als deutsche Staatsbürger sind deutsche Staatsanleihen zudem immer auch automatisch eine Verbindlichkeit - denn auf die ein oder andere Art und Weise sind es wir Steuerzahler, die diese Schulden bzw. den Schuldendienst kollektiv (zurück-)bezahlen werden müssen. Ich bin bei Anleihen grundsätzlich sehr skeptisch - als reines Instrument der Refinanzierung dient es aus meiner Sicht vor allem dem Schuldner und weniger dem Gläubiger in Form eines sinnvollen Investments (Stichworte Notenbanken, Zinspolitik, offizielle Inflationsraten, Geldwertillusion). Ich sehe in Anleihen auch keine unabhängige Quelle systematischen Risikos, die nicht bereits anderweitig im Portfolio abgedeckt wäre.
 

Es gibt noch ein paar weitere Gründe - manche davon habe ich bereits hier im Thread geäußert. Man sollte bei "Anleihen" sicherlich auch zwischen Zinsänderungs- und Reinvestitionsrisiko unterscheiden (bzw. zwischen Lang- und Kurzläufern). Insofern stimmt es nicht ganz, dass ich vollständig auf Anleihen verzichtet hätte - bei kürzeren Anlagezeiträumen sollten kurzlaufende Anleihen (z.B. in Form eines Geldmarktfonds) als "Cash"-Anteil ggf. in Betracht gezogen werden.

Ich verstehe nicht, warum dieses Vorgehen deiner Meinung nach im Widerspruch zu den zitierten Aussagen stehen soll. Ich verfolge zwar den Ansatz eines diversifizierten Portfolio - das bedeutet aber nicht, dass das Hinzufügen weiterer Anlageklassen immer automatisch eine lohnenswerte Erhöhung des Diversifikationsgrades auf Gesamtebene darstellen würde. Selbst wenn man daran glaubt, dass das Tangentialportfolio (= das Portfolio mit der höchsten risikoadjustierten Rendite) immer das Marktportfolio ist, und somit die Hinzunahme weiterer Assetklassen in entsprechender Gewichtung eine Erhöhung des Diversifikationsgrades darstellen würde, wäre die Anlagentscheidung mitunter komplexer: Denn das Marktportfolio muss nicht notwendigerweise die angestrebte erwartete Rendite aufweisen (und nicht immer ist in diesem Fall ein entsprechender Hebel sinnvoll).

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ProblemBär

Entschuldige falls diese Frage bereits gestellt wurde, aber nach welchem Kriterium wurden die Rohstoff ETCs ausgewählt? Aufgrund vergangener Rendite, Diversifikation der Anlageklassen, TER/TD?

 

Oder auch basierend auf den Index Unterschieden in der Darstellung durch Futures: z.B. Bloomberg Commodity 3 Month Forward Index vs. Bloomberg Commodity Index?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 1 Stunde von ProblemBär:

[N]ach welchem Kriterium wurden die Rohstoff ETCs ausgewählt? Aufgrund vergangener Rendite, Diversifikation der Anlageklassen, TER/TD?

Oder auch basierend auf den Index Unterschieden in der Darstellung durch Futures: z.B. Bloomberg Commodity 3 Month Forward Index vs. Bloomberg Commodity Index?

Die konkrete Produktauswahl ist zunächst einmal sekundär - die primäre und wichtigere Entscheidung ist die Frage nach der Aufnahme von Rohstoffen-Futures in das Portfolio überhaupt. Tatsächlich spielt die Produktauswahl bei dieser Anlageklasse aber zumindest im relativen Vergleich zu anderen Anlageklassen eine durchaus wichtige Rolle. Das liegt vor allem an der Konzeption mancher Rohstoff-Indizes und an Besonderheiten von Futures-Märkten an für sich. Das Ziel der Produktauswahl war es, ein breit gestreutes Rohstoff-Exposure sicherzustellen und bekannte Schwächen mancher Rohstoff-Indizes zu vermeiden. Man schaut sich dafür im Idealfall die genaue Indexmethodik an - diese Informationen sind teilweise frei verfügbar. Natürlich kann und sollte man am Ende auch einen Blick auf die historische Wertentwicklung der verschiedenen Produkte werfen - allerdings ist eine gute relative ex-post Wertentwicklung immer nur eine notwendige und keine hinreichende Bedingung für eine gute Produktauswahl innerhalb der vorgegebenen Anlageklasse. Natürlich kann die TD zu guter Letzt auch eine Rolle spielen - insbesondere dann, wenn alle anderen Dinge als gleichwertig eingeschätzt werden. Auf dieser Ebene könnte man noch die Fondsgröße nennen - wobei man immer davon ausgehen muss, dass sich bessere Produkte im Zeitverlauf durchsetzen und an Fondsgröße gewinnen, selbst wenn diese gerade erst aufgelegt wurden.

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ProblemBär

Ok, danke für die Antwort!

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Stoxx

@Glory_Days: Was hältst Du vom iShares S&P 500 Top 20 ETF? Wäre er eine (konzentriertere) Alternative zum S&P 500?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 20.2.2025 um 13:53 von Stoxx:

@Glory_Days: Was hältst Du vom iShares S&P 500 Top 20 ETF? Wäre er eine (konzentriertere) Alternative zum S&P 500?

Konzentrierte Anlageformen erhöhen typischerweise das idiosynkratische Risiko eines Portfolios und ggf. auch das systematische Risiko - insbesondere dann, wenn der Markt selbst eine Gewichtungskonzentration in wenigen Assets aufweist (denn dann wird idiosynkratisches Risiko zu systematischem Risiko).

D.h. es gibt eine natürliche Grenze, ab wann sich konzentriertere Alternativen nicht mehr lohnen - selbst wenn sie eine höhere erwartete Rendite aufwiesen oder z.B. kostengünstiger wären. Diese Grenze ist ex-ante nicht quantifizierbar. Angesichts der Ungewissheit der Zukunft sollte man hier in seinem eigenen Interesse Vorsicht walten lassen und zu weniger konzentrierten Anlageformen greifen. Ansonsten könnte das Gesamtrisiko zu hoch sein, was sich in entsprechender Portfolio-Volatilität äußern könnte.

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Puppi
Am 23.2.2025 um 11:46 von Glory_Days:

Sharpe, andere und ich würden daher eine BIP-Gewichtung und jede andere von der Marktgewichtung abweichende Gewichtung als aktive Anlageform bezeichnen.

Kurze Frage:

Wenn du eine BIP-Gewichtung im Aktienteil als aktive Anlageform bezeichnest, dann müsstest du eigentlich auch deine individuell ausgewählte (Sektor-) Gewichtung im Aktienteil als aktive Anlageform bezeichnen oder?

Danke schon einmal für die Antwort.

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Stoxx
Am 15.4.2022 um 10:57 von Glory_Days:

Das Portfolio benötigt wiederkehrende Eingriffe durch Rebalancing. Folgende mögliche Varianten werden von mir empfohlen (Variante zwei präferiert):

  • Jährliches Rebalancing zu einem fest definierten Termin im Jahr
  • Opportunisches Rebalancing in Form von Schwellwert-Rebalancing bei relativer prozentualer Abweichung von der Zielgewichtung um 25-50% (geometrische Definition, z.B. Schwellwerte von  -25% und +33,33% bzw. -50% und +100%) (Risikokontroll-Mechanismus) und unter Berücksichtigung des individuellen Zustands einer Anlageklasse hinsichtlich Drawdown/Streak in Performance (Trendumkehr/Mean-Reversion Mechanismus)

"Hi,

Charlie Munger's wisdom is legendary.

His thoughts on compounding should not be ignored – especially his 'first rule of compounding':

“The first rule of compounding: Never interrupt it unnecessarily.”
– Charlie Munger

Investments will by nature compound at different rates. Some will do very well, others poorly.

Example | Stock A and Stock B
Imagine you have $1,000 invested in each of 2 stocks – one ('Stock A') compounds at 20% annually for a decade, while the other ('Stock B') compounds at 2% annually for a decade. At the end of the first year:

Stock A is worth $1,200

Stock B is worth $1,020

Your 2-stock portfolio would have a 54% weighting to Stock A, and a 46% weighting to Stock B. It wouldn’t be perfectly evenly balanced, but it wouldn’t be all that far off either.

But over a decade, the uneven outcomes between the 2 stocks would be much more pronounced. At the end of year 10:

Stock A is worth $6,192

Stock B is worth $1,219

Stock A is now worth more than 5x Stock B. And your portfolio would be 84% in Stock A, and only 16% in Stock B.

Compounding automatically weights your portfolio toward your winners, and away from your relative underperformers. The effect gets more pronounced over time.

This is one of the “hidden” benefits of not interrupting compounding – it automatically concentrates you in the businesses that can compound over the long run.

In the short run, stock price declines can be beneficial for long-term investors because they allow for more favorable buys.

In the long run, great businesses will naturally compound, and the share price will follow, resulting in outsized positions in stocks whose underlying businesses do well."

 

(Quelle: Newsletter Sure Dividend)

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 1 Stunde von Puppi:
Am 23.2.2025 um 11:46 von Glory_Days:

Sharpe, andere und ich würden daher eine BIP-Gewichtung und jede andere von der Marktgewichtung abweichende Gewichtung als aktive Anlageform bezeichnen.

Kurze Frage:

Wenn du eine BIP-Gewichtung im Aktienteil als aktive Anlageform bezeichnest, dann müsstest du eigentlich auch deine individuell ausgewählte (Sektor-) Gewichtung im Aktienteil als aktive Anlageform bezeichnen oder?

Es ist wichtig den Kontext zu verstehen, und was die Begriffe "Markt", "passiv" und "aktiv" in diesem tatsächlich bedeuten. Diese Begriffe wurden von William F. Sharpe in seinem bahnbrechenden Paper 'The Arithmetic of Active Management' im Jahr 1991 definiert. Sharpe beschäftigt sich in diesem Paper mit arithmetischen Konsequenzen des Ein-Periodenmodells. Die Begrifflichkeiten werden dabei wie folgt definiert:

Zitat

First a market must be selected—the stocks in the S&P 500, for example, or a set of "small" stocks. Then each investor who holds securities from the market must be classified as either active or
passive.

Zitat

A passive investor always holds every security from the market, with each represented in the same manner as in the market. Thus if security X represents 3 per cent of the value of the securities
in the market, a passive investor's portfolio will have 3 per cent of its value invested in X. Equivalently, a passive manager will hold the same percentage of the total outstanding amount of each security in the market.*

*When computing such amounts, "cross-holdings" within the market should be netted out.

Zitat

An active investor is one who is not passive. His or her portfolio will differ from that of the passive managers at some or all times. Because active managers usually act on perceptions of mispricing, and because such perceptions change relatively frequently, such managers tend to trade fairly frequently—hence the term "active."

D.h. mit "Markt" ist hier nicht notwendigerweise der "Gesamtmarkt" gemeint (der Gesamtmarkt wäre allerdings ein möglicher "Markt" in diesem Zusammenhang). Tatsächlich und logischerweise müssen die abgeleiteten arithmetischen Aussagen für jedes geschlossene Set an Assets gelten. In diesem Sinne sind die Aussagen von Sharpe weitaus allgemeiner als gemeinhin angenommen. So gesehen handelt es sich zunächst einmal um ein Plädoyer für nach Marktkapitalisierung gewichtete Anlageformen (da die relativen Gewichtungen von Assets bei Gewichtung nach Marktkapitalisierung auch in jedem Subset aller Assets erhalten bleiben). Die wissenschaftliche Empfehlung einer breit gestreuten nach Marktkapitalisierung gewichteten Anlage (das was heute als "passive Anlageform" bezeichnet wird) erfolgt dann auf der Basis weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse, die über rein arithmetische Argumente hinausgehen.

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Puppi
· bearbeitet von Puppi

@Glory_Days

Ein einfaches JA oder NEIN hätte mir gereicht :lol:.

Bei deiner Antwort kamen mir einige Markus Lanz-Sendungen in den Sinn samt den politischen Gästen und deren Antworten :D.

Trotzdem danke.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 14 Minuten von Puppi:

@Glory_Days

Ein einfaches JA oder NEIN hätte mir gereicht :lol:.

Der Punkt ist, dass die Beantwortung der Frage davon abhängt, welches Anlageuniversum betrachtet wird. Wenn alle investierbaren Assets des Marktes betrachtet werden, dann würde die Antwort folglich "Ja" lauten.

vor 26 Minuten von Stoxx:

[...]

Ich denke, dass die Regel von Charlie Munger an dieser Stelle falsch interpretiert wird und Rebalancing nicht widerspricht.

Zitat

“The first rule of compounding: Never interrupt it unnecessarily.”
– Charlie Munger

Reine Umschichtungen von Kapital innerhalb des Portfolios stoppt die Akkumulation nicht, sondern lenkt sie in die richtigen Bahnen. Ich denke, dass sein Kommentar vielmehr darauf abzielte, Gewinne nicht unnötig "mitzunehmen" bzw. zu "sichern".

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