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Bärenbulle

Zentrale Indikatoren für den Krisenbeginn 3.0 (Stagflation-Variante)

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 2 Stunden von dreizehn:

Unterstellt das nicht, dass dort ganze Abteilungen mit tausenden Mitarbeitern und wenig begrenztem Budget den ganzen Tag nur am Nasenbohren sind?

Mit 4% rechnen die meisten ja mittlerweile. Die FED ist halt auch politisch. Jenseits der vier Prozent könnte via Rezession der Arbeitsmarkt kollabieren. Der Markt rechnet perspektivisch mit einem Abruch, weil auf dem Weg der FED (wie eigentlich immer) irgendwas kaputtgehen wird, was größere, lawinenhafte Auswirkungen hat und Sie die Zinsen dann wieder senkt / senken kann, denn eine Rezession wirkt stark deflationär.

 

Anders gesagt: So viele scheinen doch nicht an ein Soft-Landing zu glauben. ... und ein bisschen Anchoring Bias mag da auch eine Rolle spielen.

 

Der ECRI sieht eigentlich irgendwie nicht nach "Soft Landing" aus:

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Der LEI ist noch positiver gestimmt.

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GDPnow hat anscheinend beschlossen "feige" auf der Nullinie entlang zu kriechen.o:)

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Also abwarten und Tee trinken.

 

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Schwachzocker
vor 2 Stunden von mike351:

er hat schon den 2008er Crash vorhergesagt

Wow!:yahoo: Endlich jemand, der Aktienkurse richtig vorhersagen kann.

 

vor 2 Stunden von mike351:

Also er verwendet schon das Shiller PE für seine Vorhersage und glaubt es müsste auf 16 fallen (S&P500 auf 1862 Punkte) um wieder auf das historische Mittel zu kommen.

Das glaubt er nicht, sondern er weiß es, so wie jeder es weiß.

 

vor 2 Stunden von mike351:

@ Bärenbulle: Was spricht dagegen, das Shiller PE kann nicht ewig so hoch bleiben oder?

Warum nicht?

 

vor 2 Stunden von dreizehn:

Unterstellt das nicht, dass dort ganze Abteilungen mit tausenden Mitarbeitern und wenig begrenztem Budget den ganzen Tag nur am Nasenbohren sind?

Nein, die bohren nicht in der Nase, sondern machen Prognosen. Die meisten Prognosen stellen sich dann als falsch heraus, und manchmal treffen sie auch ein.

Das machen sie deshalb, weil die Menschen nun einmal nach Prognosen verlangen und dafür zahlen.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 7 Stunden von Bärenbulle:

Sofern die Linker eine lange Laufzeit haben würde ich Sie unter Timing-Gesichtspunkten noch nicht anfassen, denn Sie sind nun mal sehr zinssensitiv und zudem ziemlich illiquide. Schaut man auf die Taylor-Rule, können die Zinsen auch noch gut und gerne auf 5 oder 6 Prozent steigen.

Wenn es nur um realen Werterhalt geht, könnte man auch Linker längerer Laufzeit jetzt schon wieder anfassen. Wenn es um Rendite-Maximierung geht, stimme ich dir grundsätzlich zu.

Zitat

Cash und Commodities und vielleicht noch kurze Inflationslinker sind in Zeiten steigender Inflation und Zinsen wie erwartet das Mittel der Wahl. Ggf. noch Gold, aber das ist bei steigende Realzinsen (noch) keine große Hilfe, weil es eine Duration von knapp 30 Jahren hat. Dafür hält es sich aber tapfer. Value mit kurzer Duration ist die weniger schlechte Alternative zu Growth. SC halten sich (noch) ähnlich wie LCs, weil vermutlich Zinserhöhungen und nicht (Rezessions)-Risiko die Hauptursache der Korrekturen sind.

Ich mag deine Betrachtungsweise über die Duration von Anlageklassen:
- Cash mit einer Duration von praktisch null hat somit kein Zinsänderungsrisiko, nur das bekannte Inflationsrisiko (in Form einer negativen Realrendite, solange die steigende Inflation durch Zinserhöhungen nicht gebrochen wird)

- Gold könnte als eine reale Anleihe besonders langer Duration (~30 Jahre oder länger) betrachtet werden. Diese wäre bei steigenden Realzinsen prinzipiell von hohen Kursverlusten betroffen. Gold könnte aber eine Art intrinsische "Goldprämie" aufweisen (siehe die Diskussion hier).
- Kurzfristige inflationsgeschützte-Anleihen/Linker (bei TIPS/Linkern beträgt die kurzeste Ursprungslaufzeit 5 Jahre) können bei positivem realen Yield für einen realen Werterhalt sorgen (wenn von der Zeichnung bis zur Fälligkeit gehalten wird); langlaufende Linker könnten bei weiter steigenden realen yields sogar in einiger Zeit zu einem guten realen Renditetreiber werden.

- Aktien mit unsicheren in der Zukunft erwarteten Cash Flows leiden stärker unter Zinserhöhungen als solche mit kurzfristigen relativ sichere Cashflows.

 

Wie du selbst schreibst passen Commodities in dieses Durations-Schema nicht wirklich rein, da sie Angebots-und-Nachfrage (bzw. vom relativen Wirtschaftswachstum) getrieben sind. Damit sind Commodities hinsichtlich einer möglichen bevorstehenden Rezession riskant, falls die Nachfrage nach Rohstoffen kurzfristig einbrechen sollte, wäre hier theoretisch mit hohen Verlusten zu rechnen (die Rohstoffknappheit bliebe aber mutmaßlich weiterhin bestehen bleiben - ein sehr interessantes Szenario mit offenem Ausgang welcher Effekt am Ende dominant wäre).

Bei Aktien sind aktuell schon starke Unterschiede in den einzelnen Sektoren sichtbar - auch weil manche Sektoren wie der Energiesektor eher Commodity-like ist und andere Sektoren relativ sichere zukünftige Cashflows aufweisen. Von einer Rezession wären aber prinzipiell alle Sektoren betroffen (systematisches Risiko/Marktrisiko).

Am Ende des Tages wissen wir hinsichtlich dem genauen zukünftigen Szenario aber wie immer nichts Genaues - wobei das erwartete Verhalten bei bestimmten Anlageklassen (Cash und Linker) schon sicherer ist, als bei anderen (Aktien, Gold und Rohstoffe). Von daher bietet es sich weiterhin an, breit zu diversifizieren, um auf alle Eventualitäten gut vorbereitet zu sein.

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bmi
vor 8 Minuten von Glory_Days:

Damit sind Commodities hinsichtlich einer möglichen bevorstehenden Rezession riskant, falls die Nachfrage nach Rohstoffen kurzfristig einbrechen sollte, wäre hier theoretisch mit hohen Verlusten zu rechnen (die Rohstoffknappheit bliebe aber mutmaßlich weiterhin bestehen bleiben - ein sehr interessantes Szenario mit offenem Ausgang welcher Effekt am Ende dominant wäre).

Noch interessanter wird es, wenn man in dieses Szenario noch die ganzen politischen Stimuluspakete wie z.B. für den Klimawandel mit einbezieht (die quasi eine künstliche Nachfrage erzeugen) die gegenläufig der "natürlichen Rezession" wären.

 

Mit "natürlicher Rezession" meine ich 

- Konsumeinbruch aufgrund steigender Inflation, vor allem getrieben durch die zuvor genannte Angebotsverzerrung bzgl. Ukrainekrieg und Coronamaßnahmen und

- die rückläufigen Investitionen aufgrund steigender Zinsen, um vor allem die geldpolitisch getriebene Inflation zu bekämpfen

 

Was ein Chaos. 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 18 Minuten von bmi:

Noch interessanter wird es, wenn man in dieses Szenario noch die ganzen politischen Stimuluspakete wie z.B. für den Klimawandel mit einbezieht (die quasi eine künstliche Nachfrage erzeugen) die gegenläufig der "natürlichen Rezession" wären.

Künstliche Nachfrage in dem Sinne kann es aber nur durch Geldrucken geben, was dann wiederrum eine Rückkopplung auf die Inflation und diese wiederrum eine Rückkopplung auf die Zinsen und diese wiederrum eine Rückkopplung auf das Wirtschaftswachsum und dieses wiederrum eine Rückkopplung auf die Rohstoff-Preise hätte. Hoffe es ist niemandem schwindlig geworden :)

Zitat

Was ein Chaos. 

Natürlich ist es ein Chaos. Wir haben für eine sehr lange Zeit über unseren Verhältnissen gelebt und uns reicher gerechnet als wir sind. Am Ende besitzen diese Worte inhärente Wahrheit:

Zitat

But the idea that we can borrow and spend whatever we want with no negative consequences has been proven demonstrably false. “Free money” isn’t free. There’s a cost to everything, even if you can’t see it at first.

Quelle: https://compoundadvisors.com/2021/29-trillion-and-a-change-in-the-american-psyche

Das jetzt aber zeitlich alles so geballt (globale Pandemie & Eskalation des Krieges in der Ukraine) zusammenkommt, könnte verheerende Auswirkungen auf uns alle haben. Ich wünsche es mir nicht, aber Sorgen sind aktuell mehr als berechtigt.

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Beginner81
· bearbeitet von Beginner81
vor 23 Minuten von Glory_Days:

Natürlich ist es ein Chaos. Wir haben für eine sehr lange Zeit über unseren Verhältnissen gelebt und uns reicher gerechnet als wir sind. Am Ende besitzen diese Worte inhärente Wahrheit:

Zitat

But the idea that we can borrow and spend whatever we want with no negative consequences has been proven demonstrably false. “Free money” isn’t free. There’s a cost to everything, even if you can’t see it at first.

Quelle: https://compoundadvisors.com/2021/29-trillion-and-a-change-in-the-american-psyche

Das jetzt aber zeitlich alles so geballt (globale Pandemie & Eskalation des Krieges in der Ukraine) zusammenkommt, könnte verheerende Auswirkungen auf uns alle haben. Ich wünsche es mir nicht, aber Sorgen sind aktuell mehr als berechtigt.


- Ja, es ist "chaotisch" im Sinne von "sehr komplex". Dagegen dürfte z.B. das Dreikörperproblem vergleichsweise trivial sein.

- Ja, wenn man Dinge wie Natur/Klima/Ressourcen ("Die stellt ja keine Rechnung, zumindest nicht in unserer Generation und Breitengraden") oder Ungleichheiten (wozu letztlich auch der nie überwundene Ost-West-Konflikt gehört) großzügig ignoriert, könnten die Folgen des gleichzeitigen Auftretens überraschend und daher recht unangenehm sein.
 

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 56 Minuten von bmi:

Noch interessanter wird es, wenn man in dieses Szenario noch die ganzen politischen Stimuluspakete wie z.B. für den Klimawandel mit einbezieht (die quasi eine künstliche Nachfrage erzeugen) die gegenläufig der "natürlichen Rezession" wären.

:thumbsup: Ganz genau. Da denkt einer mit. Daher halte ich es auch für zweifelhaft, diese Assetklasse zu sehr nur anhand Vergangenheitsdaten einzuschätzen. Der nicht mehr vermeidbare Kampf gegen den Klimawandel ist ein Ding, dass spürbare Auswirkungen haben kann auf diese Assetklasse. Dies bedeutet nicht, dass Rohstoffe die neuen Aktien werden, aber ein reiner Blick in den Rückspiegel ist, wie so oft, ziemlich sinnlos.

 

vor 38 Minuten von Glory_Days:

Natürlich ist es ein Chaos. Wir haben für eine sehr lange Zeit über unseren Verhältnissen gelebt und uns reicher gerechnet als wir sind.

 

vor 38 Minuten von Glory_Days:

Das jetzt aber zeitlich alles so geballt (globale Pandemie & Eskalation des Krieges in der Ukraine) zusammenkommt, könnte verheerende Auswirkungen auf uns alle haben. Ich wünsche es mir nicht, aber Sorgen sind aktuell mehr als berechtigt.

Sehe ich ähnlich.

Vielleicht geht alles (wieder mal) gut aus bzw. geht noch länger gut, aber irgendwann muss es halt so kommen, dass der Mensch eine auf den Deckel bekommt.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor einer Stunde von Glory_Days:

Künstliche Nachfrage in dem Sinne kann es aber nur durch Geldrucken geben, was dann wiederrum eine Rückkopplung auf die Inflation und diese wiederrum eine Rückkopplung auf die Zinsen und diese wiederrum eine Rückkopplung auf das Wirtschaftswachsum und dieses wiederrum eine Rückkopplung auf die Rohstoff-Preise hätte. Hoffe es ist niemandem schwindlig geworden :)

Die Steuerungsfunktion hat vor allem die FED. Ein Zinsimpuls benötigt ca. 1 Jahr, um auf die Wirtschaft durchzuschlagen. Sprich die Zinserhöhungen wirken erst so richtig ab Ende 2022, dann aber mit zunehmender Macht. Dabei ist bis jetzt noch immer was kaputt gegangen. Der Aktienmarkt dreht ca. 6 Monate vor so einem rezessiven Effekt. Das wir zur Zeit sehen, ist vermutlich nur der Anfang.

 

Alan Blinder, früherer Fed Vice Chairman hat im März eine sehr interessante Präsentation zum Thema "Landings Hard and Soft" dazu gehalten:

 

Bild9.thumb.jpg.725d72988ee50bbaaeb8b9f3156beb76.jpg

 

Darin deutet er - mit der "Brechstange" - sehr viele Bremsmanöver der FED  um in Soft-Landings und milde Rezessionen. Das Ganze ist genauso hochinteressant wie urkomisch. Das Platzen der Internetblase verniedlicht er als "Soft Landing" (ja ne is klar). :w00t: Wirtschafts-&Finanz-Commedy vom Feinsten. Dass die FED nicht der Hauptreiber für das Platzen der Housing-Bubble war (nun ja) kann man vieleicht so sehen, aber im Ergebnis ist trotzdem ist alles den Bach runtergegangen.:boxed:

 

Wenn ich das richtig zähle ist nur 1995 mal ausnahmsweise nichts Größeres kaputtgegangen.:1st:  Alle anderen Bremsmanöver haben immer schwer verwundete Aktieninvestoren hinterlassen.:vintage:

 

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Im Fazit ist das alles nicht gerade ermutigend. Das langjährige Zinsen und Inflation noch so niedrig notieren ist daher nicht unbedingt verwunderlich. Denn "Soft-Landing" Traum wird sich wohl spätestens in 1 Jahr den "harten" Realitäten stellen müssen. Bzw. wenn es ein "Soft-Landing" ala Alan Blinder wird dann "Gnade uns Gott".:help:

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 49 Minuten von Madame_Q:

:thumbsup: Ganz genau. Da denkt einer mit. Daher halte ich es auch für zweifelhaft, diese Assetklasse zu sehr nur anhand Vergangenheitsdaten einzuschätzen. Der nicht mehr vermeidbare Kampf gegen den Klimawandel ist ein Ding, dass spürbare Auswirkungen haben kann auf diese Assetklasse. Dies bedeutet nicht, dass Rohstoffe die neuen Aktien werden, aber ein reiner Blick in den Rückspiegel ist, wie so oft, ziemlich sinnlos.

Dann dürfte es den herkömmlichen Rohstoff-Indizes/ETFs in ihrer heutigen Form/Komposition aber eher schlecht ergehen mit ihrem teils hohen Anteil an fossillen Energieträgern (teilweise weit über 30% - es sei denn sie wandeln sich rechtzeitig). Es ist ganz interessant und wenig überraschend, dass diese Rohstoff-ETFs doch eine vergleichsweise dauerhaft hohe Korrelation mit dem Aktien-Energiesektor aufweisen:

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grafik.thumb.png.4af715cbf1fe2f630f81f439047b1b0d.png

 

grafik.thumb.png.baeaf6cc055442946f6404642327c8b9.png

 

So gesehen müsste man demnächst eigentlich in die Global Clean Energy-Indizes dieser Welt investieren. Aber auch hier ist (kurz- und mittelfristige) Vorsicht geboten, denn fundamental sind diese Indizes - wie z.B. der S&P Global Clean Energy Index (den der iShares Global Clean Energy UCITS ETF abbildet) - schon sehr teuer:

grafik.thumb.png.09b1410b84feb3cb92fd7129dba7fafb.png

Und wir wissen aus der Vergangenheit was in einer Rezession mit Geschäftsmodellen, die aktuell noch in der Aufbau-/Wachstumsphase sind, kurzfristig passieren kann. Mir wäre das kurz- und mittelfristig ein viel zu hohes Risiko - aber langfrsitig wird es sich voraussichtlich durchsetzen (müssen).

vor 20 Minuten von Bärenbulle:

Im Fazit ist das alles nicht gerade ermutigend. Das langjährige Zinsen und Inflation noch so niedrig notieren ist daher nicht unbedingt verwunderlich. Denn "Soft-Landing" Traum wird sich wohl spätestens in 1 Jahr den "harten" Realitäten stellen müssen. Bzw. wenn es ein "Soft-Landing" ala Alan Blinder wird dann "Gnade uns Gott".:help:

Und die Ausgangssituation (Nullzinsniveau und hohe Inflation) ist dieses Mal so schlecht wie möglicherweise nie zuvor - hat man den Markt doch wie einen Drogenjunkie jahrelang vom billigen Geld abhängig gemacht.

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Drengist
vor einer Stunde von Glory_Days:

Künstliche Nachfrage in dem Sinne kann es aber nur durch Geldrucken geben, was dann wiederrum eine Rückkopplung auf die Inflation und diese wiederrum eine Rückkopplung auf die Zinsen und diese wiederrum eine Rückkopplung auf das Wirtschaftswachsum und dieses wiederrum eine Rückkopplung auf die Rohstoff-Preise hätte. Hoffe es ist niemandem schwindlig geworden :)

Natürlich ist es ein Chaos. Wir haben für eine sehr lange Zeit über unseren Verhältnissen gelebt und uns reicher gerechnet als wir sind. Am Ende besitzen diese Worte inhärente Wahrheit:

Das jetzt aber zeitlich alles so geballt (globale Pandemie & Eskalation des Krieges in der Ukraine) zusammenkommt, könnte verheerende Auswirkungen auf uns alle haben. Ich wünsche es mir nicht, aber Sorgen sind aktuell mehr als berechtigt.

Ich kann dieses Mantra, an allem ist die Geldpolitik der vergangenen Jahre Schuld, einfach nicht mehr hören. Die Inflation, die wir gerade sehen, ist allenfalls zu einem kleinen Teil auf die Notenbank-Politik der vergangenen Jahre zurückzuführen. Es ist vor allem die Pandemie und der Krieg, die hier inflationierend wirken. Zu einem Teil wirken - vor allem in den USA - die riesigen Konjunkturpakete ebenfalls inflationierend. Aber sie waren deutlich größer als in Deutschland und haben nur einen temporärer Effekt.

 

Das die Notenbank nicht der Hauptschuldige sind, sagt uns schon die pure Logik, ansonsten hätte die Inflation schon viel früher steigen müssen, wir hatten aber jahrelang eher deflationäre Tendenzen. Aber natürlich ist die jahrelange Null-Zins-Politik nicht ohne Folgen, die hohen Vermögenspreise sind ein Beispiel. Ein großer Teil der Experten sieht das ähnlich:

 

Zitat

Mark Zandi, chief economist at Moody's Analytics, agrees with that view. "The primary culprit [of inflation] was higher energy prices, particularly gasoline, and a lot of that can be traced back to Russia's invasion of Ukraine that caused global oil prices to spike," he said in a recent episode of his podcast, Moody's Talks. Inflation should ease, when the pandemic subsides and the market adjusts to new sanctions against Russia, he added. 

Und wenn jemand von "über den Verhältnissen gelebt" schreibt, höre ich meist auf zu lesen. Das war schon das Mantra der neoliberalen Ökonomen Ende der 90er und Anfang der 20er Jahre. Gott sei Dank hat sich die Debatte inzwischen weiterentwickelt.

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Schwachzocker
vor 13 Minuten von Drengist:

Ich kann dieses Mantra, an allem ist die Geldpolitik der vergangenen Jahre Schuld, einfach nicht mehr hören. 

 

...

 

Das die Notenbank nicht der Hauptschuldige sind, sagt uns schon die pure Logik...

Wir benötigen aber nun einmal einen Schuldigen.

Wenn es im Mittelalter eine Pandemie gab, mussten eben einige Hexen daran glauben. Heute ist es ... naja ... keine Hexe, sondern die EZB-Präsidentin.

 

Die Zentralbanken machen proaktiv gar nichts, sie reagieren nur.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 3 Stunden von Drengist:

Ich kann dieses Mantra, an allem ist die Geldpolitik der vergangenen Jahre Schuld, einfach nicht mehr hören. Die Inflation, die wir gerade sehen, ist allenfalls zu einem kleinen Teil auf die Notenbank-Politik der vergangenen Jahre zurückzuführen. [...] Zu einem Teil wirken - vor allem in den USA - die riesigen Konjunkturpakete ebenfalls inflationierend. Aber sie waren deutlich größer als in Deutschland und haben nur einen temporärer Effekt.

Dein Blick ist verengt auf die aktuelle Inflation - das größere Bild zeigt die Anhäufung massiver Staatsschulden, mindestens begünstigt durch die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken. Für wie wahrscheinlich hälst du es, dass es zu deinen Lebzeiten nicht zu einer massiven globalen Schuldenkrise kommen wird. Als junger Mensch sehe ich diese Wahrscheinlichkeit angesichts der immens hohen Staatsschulden als sehr gering an.

Zitat

Es ist vor allem die Pandemie und der Krieg, die hier inflationierend wirken. [...] Das die Notenbank nicht der Hauptschuldige sind, sagt uns schon die pure Logik, ansonsten hätte die Inflation schon viel früher steigen müssen, wir hatten aber jahrelang eher deflationäre Tendenzen. Aber natürlich ist die jahrelange Null-Zins-Politik nicht ohne Folgen, die hohen Vermögenspreise sind ein Beispiel. Ein großer Teil der Experten sieht das ähnlich:

Natürlich gibt es nicht nur den einen Treiber - der wesentliche Anstieg der Inflationsrate in den USA kam aber schon vor Beginn des russischen Angriffkrieges am 24. Februar 2022:

grafik.png.5c09a77a8d1cfb9460ca4c6bad0d2cd6.png

 

Da können "Experten" im Bezug auf den Krieg erzählen was sie wollen - das mit der Pandemie und den Hilfspaketen ist immerhin noch einleuchtend, aber in wessen Bilanzen wird dieses aus dem Nichts erschaffene Geld am Ende wohl wieder landen?

Zitat

Und wenn jemand von "über den Verhältnissen gelebt" schreibt, höre ich meist auf zu lesen. Das war schon das Mantra der neoliberalen Ökonomen Ende der 90er und Anfang der 20er Jahre. Gott sei Dank hat sich die Debatte inzwischen weiterentwickelt.

Gut - deiner eigenen Engstirnigkeit kann ich keine Abhilfe schaffen. Dann am besten weiter sogenannten "Experten" zuhören und viel Spaß mit deren Verdrehung von Zahlen und Fakten.

vor 2 Stunden von Schwachzocker:

Die Zentralbanken machen proaktiv gar nichts, sie reagieren nur.

Richtig, entscheidend ist aber wann und wie sie reagieren. Und auch bei diesen Fragen sind sich die meisten "Experten" relativ einig. Also entweder glaubt man "Experten" nur sehr selektiv, oder da ist tatsächlich etwas dran...

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Drengist
· bearbeitet von Drengist

@Glory_Days Wie viel verstehst du von Ökonomie? Ich frage für einen Freund.

 

Der Inflationsanstieg hat zwei Hauptgründe und zwei Phasen:

 

1. Corona und Lockdowns: In der Rezession wurde Massenarbeitslosigkeit durch staatliche Hilfsmaßnahmen weitgehend vermieden. Gott sei Dank! Gleichzeitig staute sich aber Nachfrage auf, die dann - mit dem langsamen Ende der Lockdowns, auf ein nicht gleich schnell zunehmendes Angebot traf (Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel). Die Folge: steigende Preise.
 

2. Der Krieg und die weiteren Lockdowns in China haben diesen Prozess noch mal beschleunigt und gerade bei den Energiepreisen für einen steilen Anstieg gesorgt.

 

Beides hat so gut wie nichts mit der EZB zu tun.

 

Niedrige Zinsen gibt es schon seit Jahren. Und die Ursache liegt auch hier nicht allein (!) bei den Zentralbanken. Gerne hier nachlesen. (Letzter Teil des Interviews)

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bmi
Zitat

Just this afternoon during President Biden’s speech in Los Angeles, he referred to inflation, or at least the energy portion of it, as “Putin’s tax.” It is a demonstrably false characterization of the current inflation. In fact, by any number of measures prices began rising above trend in March 2021, almost a full year before the Ukrainian conflict began. A second, steeper uptrend in prices began in September 2021, six months before war broke out in central Europe. 

Zitat

Allowing political officials to blame Putin, large corporations, shipping firms, billionaires, insufficient taxation, “greed,” or any of a number of other tired scapegoats misleads the public. It also distracts attention from the pernicious effects of a politicized and increasingly influenceable central bank.

Aber was weiß das AIER schon ....

 

https://www.aier.org/article/no-putin-didnt-cause-inflation/

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Drengist
· bearbeitet von Drengist
Am 19.6.2022 um 21:57 von bmi:

Aber was weiß das AIER schon ....

 

https://www.aier.org/article/no-putin-didnt-cause-inflation/

Du hast den Text gelesen? Der Autor schreibt genau das, was ich sage, wenn es um die Entstehung der Inflation geht: Der Preisanstieg hat schon deutlich vor dem Krieg begonnen und wurde durch den Krieg beschleunigt.

 

Dass Biden die Inflation polit-strategisch als "Putin-Tax" bezeichnet: geschenkt. Das hat aber nichts mit meinem Argument zu tun (Und ist auch zu einem großen Teil falsch). Ebenso wenig habe ich etwas dazu gesagt, ob die Fed früher hätte reagieren müssen. Kann man - wie im Text getan - vortrefflich diskutieren. Ansonsten ist der Text doch relativ dünn und kurz.

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Glory_Days
vor 41 Minuten von Drengist:

@Glory_Days Wie viel verstehst du von Ökonomie? Ich frage für einen Freund.

Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft - beantwortet das deine Frage?

vor 43 Minuten von Drengist:

Beides hat so gut wie nichts mit der EZB zu tun.

Alles hat mit Nichts zu tun - aber Nichts hat mit Allem zu tun.

vor 43 Minuten von Drengist:

Niedrige Zinsen gibt es schon seit Jahren. Und die Ursache liegt auch hier nicht allein (!) bei den Zentralbanken.

Und wer hat sowas jemals behauptet? Aber das Anleihekäufe durch Notenbanken auf breiter Front Einfluss auf die Erscheinungsform der Yield-Curve hat, kann man nicht ernsthaft bestreiten.

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Drengist
Am 19.6.2022 um 22:30 von Glory_Days:

Ökonomie ist keine exakte Wissenschaft - beantwortet das deine Frage?

Alles hat mit Nichts zu tun - aber Nichts hat mit Allem zu tun.

Und wer hat sowas jemals behauptet? Aber das Anleihekäufe durch Notenbanken auf breiter Front Einfluss auf die Erscheinungsform der Yield-Curve hat, kann man nicht ernsthaft bestreiten.

Q.E.D.

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Richie_Rich

Recession Risk Using:
a) the Yield Curve and Credit Spreads
b) Leading Indicators
c) Inflation and the State of the Business Cycle (Unemployment Rate)

 

Conclusion: Slightly more than a 50% chance of a recession over the next four quarters and a two-thirds probability of a downturn over the next two years.

 

https://www.federalreserve.gov/econres/notes/feds-notes/financial-and-macroeconomic-indicators-of-recession-risk-20220621.htm

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bmi
Am 19.6.2022 um 22:09 von Drengist:

Der Autor schreibt genau das, was ich sage, wenn es um die Entstehung der Inflation geht: Der Preisanstieg hat schon deutlich vor dem Krieg begonnen und wurde durch den Krieg beschleunigt.

Ja, habe das ebenso in ähnlicher Weise bereits in anderen Beiträgen geschrieben (siehe hier oder hier ganz unten), nur ist meiner Meinung nach der Einfluss der Geldmengenausweitung auf die Inflation sehr viel größer als du ihn beschreibst. 

 

Es wurden seit März 2020 enorme Hilfspakete in eine durch Lockdowns gebeutelte Wirtschaft geworfen. Im Gegensatz zu "früher" kam das Geld diesmal sehr schnell direkt in der Realwirtschaft an (Konsumentenpreis-Inflation) und ebenso bei Aktien, Immos, ... (Asset-Price-Inflation). Die Lieferketten-Engpässe wirken v.a. auf die Konsumentenpreise und ich denke, dass man hier unbedingt unterscheiden muss wenn man vom Einfluss der Zentralbanken auf die Inflation spricht.

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Drengist
· bearbeitet von Drengist
vor einer Stunde von bmi:

Ja, habe das ebenso in ähnlicher Weise bereits in anderen Beiträgen geschrieben (siehe hier oder hier ganz unten), nur ist meiner Meinung nach der Einfluss der Geldmengenausweitung auf die Inflation sehr viel größer als du ihn beschreibst. 

 

Es wurden seit März 2020 enorme Hilfspakete in eine durch Lockdowns gebeutelte Wirtschaft geworfen. Im Gegensatz zu "früher" kam das Geld diesmal sehr schnell direkt in der Realwirtschaft an (Konsumentenpreis-Inflation) und ebenso bei Aktien, Immos, ... (Asset-Price-Inflation). Die Lieferketten-Engpässe wirken v.a. auf die Konsumentenpreise und ich denke, dass man hier unbedingt unterscheiden muss wenn man vom Einfluss der Zentralbanken auf die Inflation spricht.

Da geht doch einiges durcheinander:

 

1. Die Hilfspakete kamen von Regierungen, nicht von den Zentralbanken. Das hat nichts mit der Geldmenge zu tun. Natürlich haben die niedrigen Zinsen es einfacher gemacht, sie zu finanzieren, aber sie wären auch bei höheren Zinsen beschlossen worden, weil sie einfach notwendig waren, um Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Ohne sie wäre die Wirtschaftskrise deutlich schärfer und tiefer gewesen. Das Kurzarbeitergeld ist beispielsweise so ein wirksames und gutes Instrument (2007/08 lässt grüßen), dass es sogar die Amerikaner einsetzen. Was man aber vortrefflich diskutieren kann, vornehmlich aber nur für die USA und nicht wirklich für Europa: Waren die Rettungspakete zu groß und haben sie dadurch zu viel Nachfrage generiert, die eben auf schon erwähnte niedrige Angebot traf, dass die Inflation hier noch stärker gestiegen ist. (Angebotsschock!) So haben führende Ökonomen wie Larry Summers und Olivier Blanchard (hier beispielsweise nachzulesen) letztes Jahr argumentiert und ganz falsch ist das nicht. Aber: Die Entwicklung der Vermögenspreise hat mit diesen staatlichen Rettungsprogrammen nun so gar nichts zu tun. 

 

2. Natürlich kommt das Geld vom STAAT in der Realwirtschaft an, wäre schlimm wenn nicht. Aber es ist halt keine Zentralbank-Maßnahme und keine Geldmengenausweitung. Die EZB und die Fed und viele andere Notenbanken haben ein neuerliches großes Wertpapier- und Staatsanleihen-Aufkaufprogramm nach dem Ausbruch der Pandemie aufgelegt, um die Krise abzumildern. Das ist Geldmengenausweitung. Diskutabel, ob es sinnvoll oder nicht war. Ich meine ja, weil auch das die Krise abgemildert hat. Dieses Geld wandert u.a. in die Aktienmärkte und andere Vermögensmärkte (Immo). Aber sie führen realwirtschaftlich in erster Linie nicht zu einem Anstieg der Lebensmittel- oder Energiepreise.  Das wird - nicht nur von dir - immer wieder alles in einen Topf geworfen. Muss man aber gut trennen. Das führt dann zu Punkt 3:

 

3. Die EZB fährt seit vielen Jahren eine sehr expansive Geldpolitik, und die Hans-Werner Sinns dieser Welt rufen seit Anbeginn: Inflation! Inflation! (Kommt auch gerne von Bitcoin-Jüngern, die nicht viel Ahnung von Ökonomie haben, no offence :)) Passiert ist aber nichts. Und jetzt, wo die Preise nach Jahren nunmehr deutlich steigen, sehen sie sich bestätigt. Stimmt aber nicht, oder nur für die Vermögenswerte wie Immos und Aktien ABER NICHT für die Realwirtschaft. Ohne Pandemie und ohne Krieg hätten wir heute nicht annähernd eine solche Inflation.

 

 

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bmi
vor 2 Stunden von Drengist:

Da geht doch einiges durcheinander:

 

1. Die Hilfspakete kamen von Regierungen, nicht von den Zentralbanken. Das hat nichts mit der Geldmenge zu tun. Natürlich haben die niedrigen Zinsen es einfacher gemacht, sie zu finanzieren, aber sie wären auch bei höheren Zinsen beschlossen worden, weil sie einfach notwendig waren, um Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Ohne sie wäre die Wirtschaftskrise deutlich schärfer und tiefer gewesen. Das Kurzarbeitergeld ist beispielsweise so ein wirksames und gutes Instrument (2007/08 lässt grüßen), dass es sogar die Amerikaner einsetzen. Was man aber vortrefflich diskutieren kann, vornehmlich aber nur für die USA und nicht wirklich für Europa: Waren die Rettungspakete zu groß und haben sie dadurch zu viel Nachfrage generiert, die eben auf schon erwähnte niedrige Angebot traf, dass die Inflation hier noch stärker gestiegen ist. (Angebotsschock!) So haben führende Ökonomen wie Larry Summers und Olivier Blanchard (hier beispielsweise nachzulesen) letztes Jahr argumentiert und ganz falsch ist das nicht. Aber: Die Entwicklung der Vermögenspreise hat mit diesen staatlichen Rettungsprogrammen nun so gar nichts zu tun. 

 

2. Natürlich kommt das Geld vom STAAT in der Realwirtschaft an, wäre schlimm wenn nicht. Aber es ist halt keine Zentralbank-Maßnahme und keine Geldmengenausweitung. Die EZB und die Fed und viele andere Notenbanken haben ein neuerliches großes Wertpapier- und Staatsanleihen-Aufkaufprogramm nach dem Ausbruch der Pandemie aufgelegt, um die Krise abzumildern. Das ist Geldmengenausweitung. Diskutabel, ob es sinnvoll oder nicht war. Ich meine ja, weil auch das die Krise abgemildert hat. Dieses Geld wandert u.a. in die Aktienmärkte und andere Vermögensmärkte (Immo). Aber sie führen realwirtschaftlich in erster Linie nicht zu einem Anstieg der Lebensmittel- oder Energiepreise.  Das wird - nicht nur von dir - immer wieder alles in einen Topf geworfen. Muss man aber gut trennen. Das führt dann zu Punkt 3:

 

3. Die EZB fährt seit vielen Jahren eine sehr expansive Geldpolitik, und die Hans-Werner Sinns dieser Welt rufen seit Anbeginn: Inflation! Inflation! (Kommt auch gerne von Bitcoin-Jüngern, die nicht viel Ahnung von Ökonomie haben, no offence :)) Passiert ist aber nichts. Und jetzt, wo die Preise nach Jahren nunmehr deutlich steigen, sehen sie sich bestätigt. Stimmt aber nicht, oder nur für die Vermögenswerte wie Immos und Aktien ABER NICHT für die Realwirtschaft. Ohne Pandemie und ohne Krieg hätten wir heute nicht annähernd eine solche Inflation.

Hätte mir etwas mehr Zeit nehmen sollen vorhin. Hier nochmal konkreter und wenn ich dich richtig verstehe, vertreten wir einen sehr ähnlichen Standpunkt: 

 

Konsumentenpreis-Inflation hauptsächlich bedingt durch Lieferkettenengpässe (Krieg, Lockdowns, ...), aber auch in geringerem Umfang durch das Aufkaufen von emittierten Staatsanleihen durch die Zentralbank (da sehr umfangreich).

 

Assetpreis-Inflation hauptsächlich bedingt durch niedrige Zinsen. 

 

Bei beiden Inflationsarten hat die Zentralbank einen Einfluss, bei den Assetpreisen jedoch durch die langanhaltende Niedrigzinsphase einen größeren, bei den Konsumetenpreisen einen geringeren. 

 

Und ich denke dass den meisten "Bitcoin-Jüngern" sehr gut bewusst ist, dass es zur Geldmengenausweitung (von M0 und M1) kommt, wenn Zentralbanken Staatsanleihen aufkaufen. Wenn sie von Nicht-Banken gekauft werden und der Staat das Geld ausgibt, gibt es keine Geldmengenveränderung. Wenn er es nicht ausgibt, wird M0 und M1 sogar vernichtet. 

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Drengist
· bearbeitet von Drengist

Das "Jünger" war gemein, ich nehme es zurück. :)

 

Aber du musst mir doch etwas erklären: Du sagst, die Geldmengenausweitung hat zur Konsumenten-Inflation beigetragen - ich nicht. oder zumindest nur minimalst. Wie auch? Sie kauft schon seit Jahren Staatsanleihen, nur hatten wir nie Inflation, sondern eher Deflation. Was ist jetzt anders? Das einzige Argument, was ich im Entferntesten noch zulasse: Moral Hazard. Die Zinsen sind so niedrig, dass der Staat mehr Geld ausgibt als notwendig, mehr stützt als notwendig, dadurch Inflation anheizt, weil das Angebot zu niedrig ist. Kann man für die USA diskutieren, für Deutschland bin ich sehr skeptisch, ob das stimmt. Und zudem gilt das nur für diese aktuelle Krise, weil Angebotsschock. Den vor Corona hatten wir 10 Jahre keine nennenswerte Inflation trotz der diskutierten Notenbankpolitik. Wir hatten jahrelang zu wenig Inflation.

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bmi

Ich würde sagen, dass das maßgeblich aus drei Gründen der Fall war:

 

1. mit dem Bemessungs-Warenkorb, der laufend zugunsten einer niedrigen theoretischen Inflation angepasst wurde 

2. neues Geld sehr stark verzögert in der Realwirtschaft ankam (der Grund dürften die Empfänger von neuem Geld sein - überwiegend bereits Vermögende)

3. sinkende Nachfrage (in Deutschland z.B. weniger Nachwuchs, also weniger junge Leute die Geld haben und viel konsumieren, und Babyboomer gehen in den Ruhestand und investieren zunehmend weniger), bei gleichbleibendem oder gar steigendem Angebot

 

Bei einem Punkt bin ich mir unsicher und zwar der Einfluss von rückläufigen Bargeldzahlungen und zunehmenden Onlinezahlungen. Also Umlaufgeschwindigkeit von M0 sinkt zunehmend. 

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Drengist
vor 15 Minuten von bmi:

Ich würde sagen, dass das maßgeblich aus drei Gründen der Fall war:

 

1. mit dem Bemessungs-Warenkorb, der laufend zugunsten einer niedrigen theoretischen Inflation angepasst wurde 

2. neues Geld sehr stark verzögert in der Realwirtschaft ankam (der Grund dürften die Empfänger von neuem Geld sein - überwiegend bereits Vermögende)

3. sinkende Nachfrage (in Deutschland z.B. weniger Nachwuchs, also weniger junge Leute die Geld haben und viel konsumieren, und Babyboomer gehen in den Ruhestand und investieren zunehmend weniger), bei gleichbleibendem oder gar steigendem Angebot

 

Bei einem Punkt bin ich mir unsicher und zwar der Einfluss von rückläufigen Bargeldzahlungen und zunehmenden Onlinezahlungen. Also Umlaufgeschwindigkeit von M0 sinkt zunehmend. 

Ok, mehr Dinge, die einfach nicht zusammenpassen:

 

zu 1. Du behauptest, der Warenkorb würde so angepasst, damit die Inflation möglichst niedrig ausgewiesen wird. Der Warenkorb spiegelt unser Konsumverhalten wider, das verändert sich., darum muss auch er regelmäßig geändert werden. Das machen völlig unabhängige Experten beim Statistischen Bundesamt. Falls du Absicht unterstellst, quasi eine Verschwörung vermutest: Sorry, dann bin ich raus aus der Debatte. Aber nehmen wir trotzdem einmal an, das würde stimmen. Der Warenkorb wird alle 5 Jahre angepasst, dazwischen ist er konstant. Würde er alle fünf Jahre so verändert, dass die Inflation möglichst niedriger ausfällt, würde sich in der Statistik niederschlagen, tut es aber nicht. Es ist ja keine laufende Anpassung.

 

zu 2. Wenn neues Geld verzögert in der Wirtschaft ankommen würde, würde es zu Inflation kommen, aber eben verzögert. Ist es aber nicht, erst mit Corona und Krieg kam es zu Preissteigerungen, und zwar plötzlich und rasant.

 

3.Auch da nehmen wir einmal an, deine Annahme stimmt, mit Boomern etc: Sinkende Nachfrage bei gleichem Angebot führt zu steigenden Preisen? Wie soll das gehen? Sinkende Nachfrage führt zu sinkenden Preisen, eben weil weniger nachgefragt wird.

 

Das letzte verstehe ich gar nicht: Warum ist es für Preisentwicklungen relevant, ob ich mit Bargeld oder ohne bezahle? Ich mache mein Auto, meinen Salat, weil jemand mit Karte bezahlt? Ok, vielleicht und nur ganz vielleicht einmalig, um die vielleicht minimal höheren Kosten für das Geschäft auszugleichen. (WAhrscheinlich wird das schon durch Konkurrenzdruck kaum möglich sein). Aber dauerhaft?

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 1 Stunde von Drengist:

Aber du musst mir doch etwas erklären: Du sagst, die Geldmengenausweitung hat zur Konsumenten-Inflation beigetragen - ich nicht. oder zumindest nur minimalst. Wie auch? Sie kauft schon seit Jahren Staatsanleihen, nur hatten wir nie Inflation, sondern eher Deflation. Was ist jetzt anders?

Normalerweise "vermehren" die Banken das von den Zentralbanken ausgegebene Geld, indem sie Kredite vergeben. Daraus entsteht ein Kreislauf: Das geliehene Geld fließt in den Konsum, wird vom Empfänger auf eine Bank getragen, und so fort. Nach der Finanzkrise in 2008 wirkten die Banken aber nicht mehr im gewohnten Maß als Multiplikatoren, weil sie selbst ihre Bilanzen abspecken mußten. Oder wie Keynes es mal in einem berühmten Zitat ausgedrückt hat: "Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen. Man kann sie aber nicht zwingen, das Wasser auch zu saufen."

Die enorme Steigerung der Notenbank-Geldmenge - also des Geldes, das in Umlauf und bei der Zentralbank angelegt ist - führte nach der Finanzkrise zu keiner adäquaten Steigerung des Buchgeldes, das auch die Sicht-, Spar- und Termineinlagen umfasst: Diese breite Geldmenge stieg zu wenig, so dass wir jahrelang ein eher deflationären Umfeld hatten. Das Konjunkturprogramm von Biden und die Covid-Pakete haben das "Saufen" recht stark befeuert. Vor allem die Unternehmen haben Kredite von den Banken in der Covid-Krise bekommen etc. mit Staatlichen Sicherheiten. Ich würde vermuten, dass dadurch der vorher schleppende Kreditprozess sehr heftig angekurbelt wurde. Daher denke ich hat BMI schon einen wichtigen Punkt gemacht, nämlich dass vor allem die Konjunkturprogramme dazu beigetragen haben, dass die Liquidität sich in Inflation niederschlägt. Jedenfalls wäre das mein Verständnis. QT bewirkt nun das Gegenteil (mit hohen Risiken nicht zuletzt für die Liquidität der Banken und anderer Marktteilnehmer)

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