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slowandsteady

Übersichtsthread zu einem Investment in Photovoltaik

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady

Da mich nun schon 3 Leute per PN gefragt habe, wie ich in eine Photovoltaik-Anlage investiert habe, hier eine kurze Übersicht. Ich werde keine konkreten Zahlen zu meiner Anlage nennen, sondern nur eine Zusammenfassung der aktuellen Situation machen. Meine Hauptmotivation war, eine Diversifikation zum Aktienmarkt zu erreichen, da ich vorher 20% Cash, 10% Anleihen und 70% Aktien hatte.

 

Kurzer Abriss zur aktuellen Situation im Jahr 2021:

  • Strom als Privatverbraucher kostet ca. 30ct/kWh, Tendenz steigend.
  • Interessant sind die aktuellen Marktwerte für Photovoltaik und Windkraft. Diese werden jeden Monat veröffentlicht und zeigen an, für wie viel ct/kWh man Photovoltaik- bzw. Windkraft-Strom mit dem gemittelten Lastverlauf über alle PV/Windkraftanlagen im Durchschnitt an der Strombörse ohne jegliche Subvention hätte verkaufen können.
  • Die aktuellen Einspeisevergütungen des EEG sollte man auch kennen. Aktuell liegen die bei 7,x ct/kWh, Tendenz ist fallend mit ca. -0.1ct/Monat.
  • Bis 100kWp kann man sich entweder für eine 20-jahre feste Einspeisevergütung entscheiden oder freiwillig in die Direktvermarktung. Über 100kWp muss man in die Direktvermarktung.
  • Bei der Direktvermarktung verkauft man den Strom (meist gegen kleine Gebühr über einen Mittelsmann) an der Strombörse, und erhält zusätzlich aus dem EEG-Topf als Subvention pro kWh den Unterschied zwischen dem berechneten monatlichen Marktwert Solar und der garantierten Einspeisevergütung. Der Preis mit dem Direktvermarkter basiert auf Wettbewerb. Vom EEG-Topf bekommt man gar keine Förderung, wenn der Börsenpreis für min. 4h lang negativ ist. Das kam in den letzten Jahre durchaus häufiger vor, aktuell eher nicht. Der Erlös aus Direktvermarktung ist folglich weniger berechenbar, aber kann für einen selbst vorteilhaft sein, insb. in der aktuellen Situation, bei der Strompreis an der Börse höher ist als die garantierte Einspeisevergütung. 
  • Der Marktwert Solar lag die letzten Jahre schwankend um ca. 5ct/kWh, in 2021 ist er aufgrund der extrem gestiegenen Kosten für fossile Energieträger und CO2-Zertifikate jedoch erheblich gestiegen. Interessanterweise haben wir dadurch in den letzten Monaten erstmalig die Situation, dass die Einspeisevergütung geringer als der Marktpreis ist, d.h. Photovoltaik war in den letzten Monaten ohne jegliche EEG-Subvention rentabel. Das wird 2022 dazu führen, dass die EEG-Umlage deutlich sinkt, aber gleichzeitig der Strompreis trotzdem steigen wird.

 

Möglichkeit 1: PV auf eigenem Dach

Das ist mit Abstand die rentabelste Anlage, leider nur möglich, wenn man im Eigenheim wohnt. Grund ist, dass ich meinen "eigenen" Strom für 7ct/kWh verbrauchen kann. Die Anlage muss dazu unter 30kWp bleiben. Die Rentabilität hängt direkt mit dem Eigenverbrauch zusammen. Amortisationszeiten von <10 Jahren sind möglich. Generell gilt:

  • Je mehr Strom ich tagsüber verbrauche, desto rentabler wird das Investment. Gut für Haushalte, wo zB die Frau daheim tagsüber Wäsche wäscht / E-Auto lädt.
  • Im Regelfall sollte man heutzutage auf jeden Fall das ganze Dach so voll wie möglich machen, auch wenn ein paar Module nicht optimal ausgerichtet sind. Grund dafür sind die Skaleneffekte bei größeren Anlagen. Gestehungskosten sollten im Bereich von 1000€ / kWp bleiben.
  • Ein Batterie-Speicher wird heutzutage oft angeboten, lohnt sich im Allgemeinen aber meiner Meinung nach oft nicht. Grund: Man kann zwar den Eigenverbrauch erhöhen, aber der Speicher wird sicher nicht 20 Jahre halten. Als Abschätzung für die Rentabilität eines Speichers würde ich die Anschaffungskosten durch die Kapazität und die erwartete Zyklenzahl teilen. Beispiel: 12 kWh Speicher für 5000 Euro und angenommenen 2000 Zyklen ergibt 5000/12/2000 = 20ct/kWh. Somit mit diesen Zahlen aktuell nur gerade so rentabel, weil man für eine kWh dann 20+7 = 27ct bezahlt. Wenn es weniger Zyklen werden, was meiner Meinung nach realistisch ist, dann ist der Speicher schon unrentabel. Wenn man einen Speicher kauft, dann sollte der definitiv viel kleiner als die Anlage selbst sein. zB 29kWp Anlage und ein 10kWh Speicher passt zusammen, eine 5kWp Anlage und ein 12 kWh-Speicher sind dagegen IMHO Quatsch.
  • Es gibt auch einen interessanten Steuer-Trick, mit dem man durch Verzicht auf Kleinunternehmerregelung in den ersten 5 Jahren sich die Umsatzsteuer zurückholen kann, nur um im sechsten Jahr wieder zurückzuwechseln. Dies ist ein weiterer Rendite-Booster bei der PV auf dem eigenen Dach.

 

Möglichkeit 2: Kredit an PV-Unternehmen (Anleihen, Nachranganleihen, Genussscheine, o.ä)

Sucht man nach "Photovoltaik Investment", so findet man viele Anleihen, Nachranganleihen und Genussscheine. Von dieser Investmentklasse halte ich nichts. Man wird mit einem festen Zins abgespeist, trägt dafür das volle Verlustrisiko und die Zahlen dahinter sind nicht sehr transparent. Vllt. gibt es auch "seriöse Anbieter", aber es gibt mindestens genausoviel schwarze Schafe. Ich halte die gesamte Anlageklasse für extrem riskant und habe das von Vornherein ausgeschlossen.

 

Möglichkeit 3: Investment in Windkraft/Solar-Hersteller

Auch hier sehe ich ein recht hohes Risiko. Zwar ist unumstritten, dass wir in Zukunft immer mehr erneuerbare Energien brauchen werden, aber es ist überhaupt nicht klar, welcher Hersteller das Rennen machen wird. Die gesamte Branche ist abhängig von politischen Entscheidungen, so sind die gesamten deutschen Hersteller (Enercon, Vestas, Siemens Energy) wahrscheinlich bald gar pleite bzw. abgewandert und dies nur aufgrund der Entscheidungen der Politik. Ein Renewable-ETF kam für mich also nicht in Frage, zudem dort auch Firmen aus der Kategorie 2) enthalten sind. 

 

Möglichkeit 4: Direktbeteiligung / Private Placement / Bürgerwindrad

Hat man kein eigenes Dach und sich gegen 2) und 3) entschieden, so bleibt nur Möglichkeit 4).

 

Unternehmensform:

  • Eine GmbH ist nicht optimal, da man ja im Regelfall sein Investment wieder jährlich ausschütten will, eine GmbH ist aber auf Reinvestition ausgelegt.
  • Es sollte also eine Personengesellschaft werden.
  • Da man bei der klassischen KG aber persönlich haften würde, ist die sinnvollste Form eine GmbH & Co KG, d.h. eine GmbH ist Komplementärin und Vollhafter.
    Die Einlage für den Kommanditist hält man möglichst gering (zB 100€), um die Haftung der Kommanditisten zu minimieren.
  • Pi mal Daumen landet man bei einer Brutto-Umsatzrendite (Jahresertrag / Anschaffung) von ca. 5-10%, davon gehen aber die Kosten wie Pacht, Wartung und Versicherung weg. Aufgrund der niedrigen Rentabilität hebelt man dann in der Regel mit Fremdkapital, ähnlich wie bei Immobilien.

 

Dinge, die zu beachten sind:

  • Viele "Private Placements" sind prospektfrei. Dies bedeutet, dass der Verkäufer nicht für falsche Angaben im Expose haftet. Man muss also eine ordentliche Due Diligence machen und sollte ein NDA unterschreiben, dann sich alle Verträge, Rechnungen und sonstige Dokumente vorher geben lassen. Anschließend muss man selbst recherchieren und prüfen. Hierfür sollte man min. 20h Zeit ansetzen, wenn man sich noch gar nicht auskennt, eher deutlich mehr.
  • Das Dach sollte langfristig gepachtet sein. Dies muss auch im Grundbuch als Dienstbarkeit eingetragen sein, da der PV-Gestattungsvertrag ansonsten bei einer Zwangsversteigerung des Gebäudes nichtig würde.
  • Normalerweise fordert der Pächter auch eine Haftpflichtversicherung für die PV (zB durch Schäden am Gebäude).
  • Ein wichtiger Indikator sind die Erstehungskosten pro kWp. Diese sollten typischerweise deutlich unter 1500 Euro/kWp, besser bei 1000 Euro / kWp liegen, je nachdem, ob die Pacht vorausbezahlt ist. Beispielsweise wird heutzutage oft das Modell "PV-Betreiber zahlt kostenlose Dachsanierung, dafür 20 Jahre kostenlose Pacht" gefahren. In diesem Fall sind die Gestehungskosten natürlich höher pro kWp, dafür fällt dann aber auch eben keine Pacht an.
  • Oft wird das Expose geschönt durch die Angabe von zu hohen Prognosen. Das Risiko kann man reduzieren, indem man eine Anlage kauft, die bereits am Netz ist (so hatte ich es gemacht). Dann liegen bereits konkrete Soll/Ist Zahlen vor.
  • Der Gesellschaftervertrag der Gmbh&CoKG muss genau geprüft werden. Die GmbH sollte nicht an den Ausschüttungen beteiligt werden und auch die Regelungen für Ausscheiden etc. sollten geklärt sein.
  • Häufig nimmt man eine "Wegwerf"-GmbH des "Projektierers" als Vollhafter. Die übernimmt die Vollhaftung und im Worst-Case wäre dann diese GmbH futsch. 
  • Der Projektierer verdient häufig an dem auf zB 20 Jahre festgeschriebenen Wartungsvertrag, auch dieser sollte gründlich geprüft werden.
  • Steuer: Die Ausschüttungen muss man mit seinem persönlichen Steuersatz versteuern, dafür kann man 20 Jahre lang 5% der Anschaffungskosten abschreiben. Idealerweise hat man in den ersten 20 Jahren also möglichst wenig Ausschüttungen und einen hohen ESt-Grenzsteuersatz von 42%, nach den 20 Jahren schüttet man dann aus und hat hoffentlich einen möglichst niedrigen ESt-Satz. Die Höhe der Ausschüttungen kann am besten durch die Tilgungsrate des Kredits gesteuert werden. Der Nachteil an einer Beschränkung der persönlichen Haftung ist, dass dann nach §15a EStG Gewinne dieser Beteiligung nur mit Verlusten dieser Beteiligung verrechnet werden können (Verlustvortrag über Jahre ist aber möglich). Da man nicht mit Verlusten rechnet, ist dies aber zu verschmerzen.
  • Falls die GmbH&CoKG einen Kredit aufgenommen hat, so sollte man Zinsbindung prüfen und auch hier verschiedene Szenarien berechnen.
  • Den Abbau der Anlage sollte man mit in die Renditerechnung mit berücksichtigen. 
  • Im Expose wird gerne der Strompreis der ersten 20 Jahre auf zB 10 weitere Jahre berechnet. Das führt zu Traumrenditen, ist aber nicht garantiert, da die EEG-Subvention nach den 20 Jahren aufhört. Wie der Strompreis in 20 Jahren bzw. der "Marktwert Solar" dann konkret ist, ist schwer vorherzusagen. Im Worstcase sollte man mit einem Rückbau nach 20 Jahren rechnen. Ich halte für mich 5ct/kWh realistisch, was in 20 Jahren aufgrund der Inflation ja bereits deutlich geringer ist.
  • Degradation: Hier findet man Angaben von ca. 0.1% bis 1% pro Jahr, je nach Zellentyp (monokristallin / Dünnschicht). 
  • Verkauf ist prinzipiell möglich, man muss aber selbst einen Käufer finden und die Preisermittlung wird kompliziert. Ich würde nicht investieren, wenn ich nicht 20 Jahre lang auf das Geld verzichten kann.

 

Zusammengefasst ist eine PV-Beteiligung also sehr ähnlich zu Immobilien:

  • erzielbare Umsatzrenditen (Ertrag / Anschaffung) sind oft höher im Vergleich zu einer "durchschnittlichen" Immobilie (die nicht in Sachsen in der Pampa und auch nicht in München liegt).
  • Eine PV ist allerdings nach spätestens 20-30 Jahren wahrscheinlich wertlos, was den Mehrertrag wieder zunichte macht. 
  • Auch bei PV liegt der Gewinn im Einkauf!
  • Eine PV macht - nach der Anschaffung - aber kaum mehr Arbeit, im Gegensatz zur Vermietung.
  • Beide Anlageklassen werden oft mit Fremdkapital gehebelt und man bekommt dafür auch problemlos Kredite.
  • Steuerlich ist es ähnlich: man muss es privat versteuern, aber kann dafür Anschaffung abschreiben.
  • Es gibt bei PV keine Wertsteigerung, dafür aber auch weniger Chance auf Wertverlust. Nur die Inflation spielt gegen einen, der garantierte Preis von zB 7ct/kWh wird ja jedes Jahr "weniger wert".

 

PS: Die Firma, die "meine" Anlage gebaut hat, nenne ich auf Nachfrage gerne per PN. Ich möchte es aber nicht öffentlich machen, da ich 1) keine Werbung machen will und 2) jeder selbst seine Due Diligence machen muss statt Leuten aus dem Internet zu vertrauen.

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YingYang
· bearbeitet von YingYang
vor 59 Minuten von slowandsteady:
  • Ein Batterie-Speicher wird heutzutage oft angeboten, lohnt sich im Allgemeinen aber meiner Meinung nach oft nicht. Grund: Man kann zwar den Eigenverbrauch erhöhen, aber der Speicher wird sicher nicht 20 Jahre halten. Als Abschätzung für die Rentabilität eines Speichers würde ich die Anschaffungskosten durch die Kapazität und die erwartete Zyklenzahl teilen. Beispiel: 12 kWh Speicher für 5000 Euro und angenommenen 2000 Zyklen ergibt 5000/12/2000 = 20ct/kWh. Somit mit diesen Zahlen aktuell nur gerade so rentabel, weil man für eine kWh dann 20+7 = 27ct bezahlt. Wenn es weniger Zyklen werden, was meiner Meinung nach realistisch ist, dann ist der Speicher schon unrentabel. Wenn man einen Speicher kauft, dann sollte der definitiv viel kleiner als die Anlage selbst sein. zB 29kWp Anlage und ein 10kWh Speicher passt zusammen, eine 5kWp Anlage und ein 12 kWh-Speicher sind dagegen IMHO Quatsch.

 

 

Im Allgemeinen Zustimmungen beim Punkt Speicher will ich noch etwas ergänzen.

Zum Einen die Zyklenzahl:

2000 Zyklen erscheinen mir wenig. Auch die Aussage, dass der Speicher sicher nicht 20 Jahre halten wird, ist so nicht pauschal richtig.

Hier mal ein beispielhafter Anbieter der, gegen Aufzahlung, 20 Jahre Garantie auf 100% Speicherkapazität bietet:

 

SENEC.Home: Hochwertig und rundum kompatibel | SENEC

 

Zitat

Wir von SENEC garantieren Ihnen 100% der Speicherkapazität Ihres SENEC.Home-Speichers in den ersten zehn Jahren. Das ist einzigartig, und gibt Ihnen Sicherheit, dass Sie das bekommen, was Sie kaufen. Dies macht unser selbst entwickeltes Kapazitäts-Management-System möglich, durch das die Leistung der Lithium-Ionen-Akkus optimal genutzt wird. Die Speicher halten aber noch länger: Sie können die Garantie auf 15 oder 20 Jahre verlängern.

Ich nehme an, auch SENEC hat das Rad nicht erfunden und bezieht seine Speicher extern. Also sollte die garantierte Kapazität schon eher im Bereich des Marktstandards liegen. Ich würde daher eine solche Garantie wahrscheinlich nicht abschließen. Aber man kann durchaus mit einer längeren Haltedauer kalkulieren.

 

Die Zahl der Vollzyklen ist natürlich abhängig vom individuellen Verhalten. Letztes Jahr lag ich bei 250 Vollzyklen. Auf 20 Jahre macht das dann 5.000. Was schon eine andere Dimension ist als 2.000.

Aber gut. Dennoch ist der Speicher gerade so rentabel (~2-3%p.a.). Ich habe es dennoch gemacht, weil die Rentabilität stark davon abhängig ist wie die Strompreise sich entwickeln. Und wenn er bei aktuellen Preisen schon rentabel ist, ist er es bei weiter steigenen Preisen allemal.

 

Zweiter Punkt:

Viele Speicheranbieter bieten spezielle Stromtarife für Speichernutzer an (die verpönten "Cloud"-Tarife). Die sind in der Regel etwas günstiger als normale Stromtarife. Das sollte man in die Kalkulation auch einbeziehen.

 

Der angesprochene Punkt Einspeisevergütung < Gestehungskosten führt auch dazu, dass man sich Gedanken machen sollte ob man den selbst produzierten Strom nicht für die eigene Heizung verwendet. Natürlich ist im Winter, wo man die meiste Heizleistung benötigt der PV-ertrag sehr gering. Aber in der Übergangszeit könnte man das Nutzen mittels Luft-Luf-Wärmepumpe. Hier gibt es aktuell auch 35% Zuschuss von der BaFa und so eine Luft-Luft-Wärmepumpe hat den Charme, dass man sie im Sommer als Klimaanlage verwenden kann.;) Aus 1kWh Strom lassen sich ca. 6kWh Heizleistung erzeugen. Bei steigenden Gaspreisen durchaus ein bedenkenswerter Aspekt um überschüssigen Strom selbst zu nutzen.

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady
vor 19 Minuten von YingYang:

2000 Zyklen erscheinen mir wenig. Auch die Aussage, dass der Speicher sicher nicht 20 Jahre halten wird, ist so nicht pauschal richtig.

Hier mal ein beispielhafter Anbieter der, gegen Aufzahlung, 20 Jahre Garantie auf 100% Speicherkapazität bietet:

Das ist zwar schön und gut, aber falls die SENEC Speicher in 5 Jahren reihenweise ausfallen, dann wird SENEC eben insolvent. Daher hilft die Garantie IMHO dann auch nichts. Ich streite nicht ab, dass ein Speicher 20+ Jahre und 10.000 Zyklen halten kann (mit verminderter Kapazität), aber es gibt hier aktuell noch wenig langfristige Erfahrungswerte. Für mich ist das Investment in einen Speicher erstmal unabhängig von der PV-Anlage. Vielleicht werden in Zukunft flexible Stromtarife wie awattar zum Standard, dann könnte sich theoretisch ein Speicher auch ohne PV lohnen.

vor 19 Minuten von YingYang:

Aber gut. Dennoch ist der Speicher gerade so rentabel (~2-3%p.a.). Ich habe es dennoch gemacht, weil die Rentabilität stark davon abhängig ist wie die Strompreise sich entwickeln. Und wenn er bei aktuellen Preisen schon rentabel ist, ist er es bei weiter steigenen Preisen allemal.

Steigende Strompreise sind auch für die Rentabilität von PV gut. Aktuell bekommen die neuen Anlagen in Direktvermarktung mehr als sie durch EEG bekommen würden. Allerdings können wir in 20 Jahren auch ein Überangebot von PV haben, dann müsste man den Strom verschenken. Das bleibt als unternehmerisches Risiko.

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YingYang
· bearbeitet von YingYang
vor 6 Minuten von slowandsteady:

Das ist zwar schön und gut, aber falls die SENEC Speicher in 5 Jahren reihenweise ausfallen, dann wird SENEC eben insolvent. Daher hilft die Garantie IMHO dann auch nichts. Ich streite nicht ab, dass ein Speicher 20+ Jahre halten kann (mit verminderter Kapazität), aber es gibt hier aktuell noch wenig langfristige Erfahrungswerte. Für mich ist das Investment in einen Speicher erstmal unabhängig von der PV-Anlage. Vielleicht werden in Zukunft flexible Stromtarife wie awattar zum Standard, dann könnte sich theoretisch ein Speicher auch ohne PV lohnen.

Nun, ich gehe davon aus dass industriell hergestellte Speicher, die mit so einer Garantie angeboten werden, ausreichend getestet sind. Und 10.000 Ladezyklen durch so einen Speicher durchzujagen benötigt auch keinen allzu langen Zeitraum. Also die notwendige Erfahrung, um abschätzen zu können wie lange die Haltbarkeit ist, hat man denke ich schon.

Zitat

Steigende Strompreise sind auch für die Rentabilität von PV gut. Aktuell bekommen die neuen Anlagen in Direktvermarktung mehr als sie durch EEG bekommen würden. Allerdings können wir in 20 Jahren auch ein Überangebot von PV haben, dann müsste man den Strom verschenken. Das bleibt als unternehmerisches Risiko.

Nun, ich will ja nicht politisch werden, aber glaubst du daran? Wirklich? Schau mal auf die aktuellen Wahlumfragen...

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady
vor 3 Stunden von YingYang:

Nun, ich will ja nicht politisch werden, aber glaubst du daran? Wirklich? Schau mal auf die aktuellen Wahlumfragen...

Aktuell sieht es nicht danach aus. Allerdings kann in 20 Jahren viel passieren. Wenn die fossilen Erzeugungskosten dauerhaft auf >20ct/kWh steigen sollten, dann werden wir einen PV-Boom ohne gleichen erleben, egal was die Politik macht. Und dann könnte es schon sein, dass der Preis für PV deutlich fällt. Allerdings wird es sich langfristig bei dem Preis einpendeln, dass es sich neue PV gerade so noch rentiert - und das dürften langfristig so ca. 5ct/kWh sein.

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Bassinus
vor 8 Stunden von slowandsteady:

Ein Batterie-Speicher wird heutzutage oft angeboten, lohnt sich im Allgemeinen aber meiner Meinung nach oft nicht.

Bin ich bei dir - mit einer Ausnahme:

 

DIY

 

16*200AH LFP kosten beim Chinesen gerade mal 1.200€ (inkl. Zoll, Steuer + Versicherung) und nen anständiges BMS für 300€ macht 1.500€ für knapp 10,5 kWh Speicher + Kabel.

 

Zu diesem Preis lohnt es sich wirklich und laut diverser Foren sind die Chinadinger 1a Ware mit Langzeittest wo jeder überrascht ist (zB Selbstentladung bei 50% Ladung über 30 Tage von 0,25% Spannungsverlust - Grade A bekommt ein Akku wenn er unter 3% schafft). 

 

Nachteil: Du musst es selber können. Kein Elektriker baut dir Fremdware aus Haftungsgründen ein - und natürlich weil er seine Dinger für das dreifache verkaufen möchte. Und Garantie. Ist zwar gegeben - aber auch sehr sehr aufwendig wenn mal was ist und ggf. mit Vorleistung des Rückversand. Händler wie Shenzhen Basen achten aber sehr auf ihre Rep. 

 

Also die übliche Frage DIY ;) könnte sich mehr als lohnen in diesem Bereich. Gehe aber auch stark von Marktbereinigung in den nächsten Jahren aus. Die Anbieter werden die Preise weitergeben müssen da die Konkurrenz sich dann gegenseitig unterbietet wenn so unglaublich hohe Marge im Produkt steckt. Und natürlich technischer Fortschritt.

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joinventure12

@slowandsteady danke für den ausführlichen Thread. Ich habe selbst eine 27 kwp Anlage (2020) mit einem 13 KW Speicher und deine Aussagen bestätigen sich zum großen Teil mit meinen Erfahrungen denen aus dem Photovoltaik Board :thumbsup:

Am 24.9.2021 um 12:40 von slowandsteady:

Gut für Haushalte, wo zB die Frau daheim tagsüber Wäsche wäscht / E-Auto lädt.

Explizit würde ich gerne "E-Auto lädt" nochmals hervorheben. Wir haben selbst seit kurzem einen Plugin-Hybrid und fahren die typische Einkauf/Sportplatz etc. Distanz (45km) immer rein elektrisch. TipTop, die Wirtschaftlichkeit der Anlage steigt dadurch höher und höher. Hier einmal eine kleine Graph, die die Ladezyklen zeigt. Q3 lädt leider nur einphasig:

image.png.19c1ea1254e5574fda7f2de765e8b980.png 

 

Auch die Overall Generierung einer solchen Anlage ist nicht zu verachten (insbesondere wenn man was fürs Klima tun will); rechnerisch können durch die Einspeisung damit bis heute (1.1.21 - 25.9.21) 6,1 2-Personenhaushalte (2500 kwh p. Jahr) in der Straße versorgt werden.

image.png.c6482e495a01ec84dd518623f4c07c4d.png

 

 

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Bolanger

Wir kommen hier nun langsam an den Punkt, an dem technische Fragen Überhand nehmen. Die finde ich auch sehr spannend, sind aber wohl om Photovoltaik-Forum besser aufgehoben.

 

Ggf. könnten wir hier nochmals diskutieren, wie man in PV investieren kann, wenn das eigene Dach schon eine PV hat. Wir haben z.B. schon eine PV und haben auch viel Freude daran. Auch wenn wir durchaus noch dachfläche für einen Zubau frei hätten, rechnet sich das ganze für uns schlicht nicht. Im Sommer deckt die bestehende PV bereits einen Großteil des Stromverbrauchs. Im Winter würde auch eine Erweiterung nur marginal zum Eigenstromverbrauch beitragen. Auf unserem Dach eine PV zu errichten würde bedeuten, dass wir deren Strom nahezu ausschliesslich verkaufen würden. Und das rechnet sich nicht wirklich. Wer weiß, ob heute die Weichen für andere Konzepte gestellt werden.

 

Es bleibt also dabei, dass ein Invest in PV nur über Umwegen möglich ist und mit dem Betrieb eigener Anlagen ist eine Skalierung des Invests nur schwer möglich. das von @slowandsteady erwähnte Konstrukt macht nur Sinn, wenn man in einem Rutsch kräftig investiert. ein kontinuierlicher Aufbau des eigenen Invests in PV gelingt so leider nicht. Und andere attraktive Möglichkeiten kenne ich leider keine.

 

 

 

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slowandsteady
· bearbeitet von slowandsteady
Am 26.9.2021 um 10:10 von Bolanger:

das von @slowandsteady erwähnte Konstrukt macht nur Sinn, wenn man in einem Rutsch kräftig investiert. ein kontinuierlicher Aufbau des eigenen Invests in PV gelingt so leider nicht. Und andere attraktive Möglichkeiten kenne ich leider keine.

Das sehe ich sehr ähnlich. Bei mir war die Anlagengröße insg. mehr als 1 Million Euro. Davon wurden ca. 80% fremdfinanziert und das Eigenkapital waren 5 Anteile zu je 50.000 Euro. 

 

Zur Rendite: Laut meinen (eher konservativen) Annahmen wird sich mein Netto-Eigenkapital in 30 Jahren nach Steuer nur verdoppelt haben. Dies entspricht nur einem "internen netto-zinsfuß" von 2^(1/30) = 2.3% und ist somit nur geringfügig über der Inflation. Mit den Angaben im Expose käme ich auf eine Verdopplung in bereits 25 Jahren, d.h. 2^(1/25) = 2.8%. Je nach Zinsentwicklung in 10 Jahren, dem erzielbaren Marktwert für den Solarstrom in 20 Jahren, meiner persönlichen Grenzsteuersatzentwicklung (ggf. nicht mehr 42%?) und der Lebensdauer der Anlage könnte ich irgendwo zwischen 0% und 5% landen, genau werde ich es erst in 30 Jahren wissen. Die 0% sollten nur im Worst-Case eintreten, d.h. Unverkäuflichkeit des Stroms der Anlage nach 20 Jahren und gleichzeitig +5 Prozentpunkte für den Kreditzins nach Ablauf der Zinsbindung in 10 Jahren. Letzteres würde aber auch jedem Investment in Immobilien / Aktien das Genick brechen.

 

Mit dem langjährigen Mittel hat ein MSCI World-ETF ca. 6-8% Rendite pro Jahr, das wären dann nach Steuer 4.5%-6%. Ich bin mit der erwarteten Rendite zufrieden, denn ich habe zwar dafür meinen Aktien-ETF reduziert, gleichzeitig aber auch den Cashanteil reduziert und meine Anleihen komplett aus der Asset Allocation gestrichen. So gesehen ist die erwartete Rendite gleich geblieben.

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DancingWombat
· bearbeitet von DancingWombat

Ich würde noch eine Möglichkeit 5 ins Spiel bringen: Direktinvestment in eine PV Anlage.


Das ganze hat ggü. Variante 4 folgende Vorteile:

- Man kauft ein Asset und kann daher bereits 70% der Investitionskosten bis zum Jahr nach der Investition abschreiben (50% als Investitionsabzugsbetrag in den 3 Jahren vor dem Invest und 20% Sonder Afa innerhalb der 5 Jahre nach der Investition).

- Aufgrund dessen das einem das Asset gehört hat man alles selbst in der Hand. Die Betriebsführung (technisch / betriebswirtschaftlich) kann man outsourcen, wenn man mag.

- Man hat tendenziell günstigere Kostenstrukturen wie in Variante 4


Nachteil:
- Man hat mehr Arbeit, da es kein Management gibt was sich drum kümmert (das Management ist man selbst)

- Man trägt das volle Risiko (kann teilweise versichert werden). Eine Risikobegrenzung mit GmbH & Co. KG ist grundsätzlich möglich, aber nur bei sehr großen Anlagen sinnvoll

- Man braucht Fremdkapital von der Bank (was es allerdings zu günstigen Zinsen gibt - z.B. KfW Mittel).

- Man ist damit gewerblich tätig und hat den entsprechenden Overhead

 

 

 

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cjdenver

@DancingWombat wie stell ich mir das vor - ich such mir dann einen Nachbarn bei dem ich das Ding installier und mit dem ich nen Dachpachtvertrag und nen Stromliefervertrag abschliesse? Klingt etwas kompliziert vor allem wenn die Gegenpartei nicht mehr zahlt? Und darf ich ueberhaupt ohne weiteres an Dritte Strom liefern? 

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DancingWombat
vor 2 Minuten von cjdenver:

@DancingWombat wie stell ich mir das vor - ich such mir dann einen Nachbarn bei dem ich das Ding installier und mit dem ich nen Dachpachtvertrag und nen Stromliefervertrag abschliesse? Klingt etwas kompliziert vor allem wenn die Gegenpartei nicht mehr zahlt? Und darf ich ueberhaupt ohne weiteres an Dritte Strom liefern? 

Im Grund genommen wie Variante 4.
Man pachtet ein Dach mit Dienstbarkeit im Grundbuch und baut darauf die Anlage. Typischerweise sind das Anlagen >100kWp und daher in der Direktvermarktung. Eigentverbrauch spielt da eine untergeordnete bzw. keine Rolle. Mit deinem Nachbarn würde es prinzipiell aber auch gehen, wobei der es wohl eher selbst machen würde als mit dir so einen Deal zu machen.

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Fondsanleger1966
· bearbeitet von Fondsanleger1966
Am 10.2.2023 um 20:36 von DancingWombat:

Im Grund genommen wie Variante 4.
Man pachtet ein Dach mit Dienstbarkeit im Grundbuch und baut darauf die Anlage. Typischerweise sind das Anlagen >100kWp und daher in der Direktvermarktung. Eigentverbrauch spielt da eine untergeordnete bzw. keine Rolle.

Wg §51 EEG 2023 und des starken Anstiegs der Stunden mit negativem Strompreis, siehe: https://image-proxy.nextkraftwerke.cloud.fcse.io/F00QehpL0DA6CgptREDuCSnkTRo=/fit-in/1920x1080/https%3A%2F%2Fstrapistoragegkuxf.blob.core.windows.net%2Fprod-gkuxf%2Fassets%2Fanzahl_der_stunden_mit_negativen_strompreisen_in_europa_v2_NXK_007_da02e8e16d.jpg (Quelle: https://www.next-kraftwerke.de/wissen/negative-strompreise )

sollte man sich aber ab 400 kW die Ausfallrisiken durch einen massiven Solarausbau sehr genau anschauen.

 

Hier noch die von der *4*h-Regel betroffenen Stunden (sprich die Summe der Stunden in den *Blöcken* von mindestens 4 Stunden mit *durchgehend* negativen Strompreisen):

Zitat

Veröffentlichung nach § 51a (3) Nr. 1b EEG 2023:
Für das Jahr 2021 117 Stunden,
für das Jahr 2022 59 Stunden,

für das Jahr 2023 260 Stunden.

Quelle: https://www.netztransparenz.de/de-de/Erneuerbare-Energien-und-Umlagen/EEG/Transparenzanforderungen/Marktprämie/Negativer-Spotmarktpreis-Übersichtstabellen

 

Zum Vergleich: Photovoltaik-Anlagen kommen typischerweise auf um die 10% Volllaststunden, also grob gesagt um die 850 h Volllaststunden im Jahr.

 

§§ 51 und 51a EEG 2023:

- https://www.gesetze-im-internet.de/eeg_2014/__51.html

- https://www.gesetze-im-internet.de/eeg_2014/__51a.html

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Fondsanleger1966

Hier habe ich das Thema noch etwas weiter ausgeführt:

 

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