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bAV Zurich 5 Sterne AnsparRente - Was tun?

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badwolf42

Ich habe seit 2012 die betriebliche Altersvorsorge "5 Sterne AnsparRente" von der Zurich. Damals wurde die mir mehr oder weniger von einem "Berater" der Deutschen Bank verkauft. Jetzt kümmere ich mich endlich mal um meine Finanzen und räume auf, und frage mich was ich mit der bAV machen soll.

 

Meine Situation

Bin Mitte dreißig, ledig, spare jeden Monat 1500 EUR für Altersvorsorge, 85% in Aktien-ETF, 15% in Tagesgeld/Festgeld. Depotwert ist 175k EUR. Keine Schulden oder Kredite. Immobilie ist erstmal nicht geplant - aber wer weiß was das Leben noch bringt. Habe keine Riester-Rente, d.h. neben der hier diskutierten bAV nur die GRV. Riester-Rente kommt aber vielleicht noch, will mich dieses Jahr noch in das Thema einlesen.

 

Daten der bAV

  • Abschluss: 2012
  • Anbieter: Zurich (in Konsortialversicherung mit 5 Versicherern, geführt und verwaltet von Zurich)
  • Name: 5 Sterne AnsparRente
  • Typ: Direktversicherung mit Entgeldumwandlung
  • Monatlicher Beitrag momentan orientiert an Beitragsbemessungsgrenze (268 EUR), Arbeitgeber zahlt Pflichtanteil von 15%
  • Beitrage können automatisch an die Beitragsbemessungsgrenze angepasst werden (nennt sich "Dynamik"), ist aber optional
  • Garantiezins 2.25%, soweit ich weiß vor Kosten und Gebühren
  • mit Überschussbeteiligung
  • keine BU mit drinnen
  • Kapitalwahlrecht statt monatlicher Rente möglich
  • Kosten
    • 140 EUR jährliche Verwaltungsgebühren
    • 4500 EUR Abschlussgebühren :angry:
    • 1% der Rentenauszahlungen
  • Heutige Daten
    • Gesamteinzahlung (Arbeitnehmer + Arbeitgeber): 23k EUR
    • Garantierte Rente bei Beitragsfreistellung: 106 EUR
    • Garantiertes Kapitalwahlrecht bei Beitragsfreistellung: 29k EUR
    • Rückkaufwert: 18k EUR
  • Hochrechung bis zum Renteneintritt
    • Garantierte Rente (ohne Dynamik): 603 EUR
    • Garantierte Rente (mit Dynamik) + Hochrechung Überschussbeteiligung: 754 EUR
    • Garantiertes Kapitalwahlrecht (ohne Dynamik): 167k EUR
    • Garantiertes Kapitalwahlrecht (mit Dynamik) + Hochrechung Überschussbeteiligung: 209k EUR

 

Die Überschussbeteiligung sinkt von Jahr zu Jahr, Anfangs lag das Kapitalwahlrecht mit Überschussbeteiligung noch bei 250k EUR, jetzt bei 209k EUR. Dank dem Niedrigzinsumfeld und den Problemen der Lebensversicherer gehe ich eigentlich nicht davon aus, dass ich großartig was über der Garantie rauskriege - oder denke ich hier zu pessimistisch?

 

Rendite-Berechnung

Ich habe dazu noch folgende Sachen ausgerechnet:

  • Bis zum Renteneintritt werden c.a. 130k EUR insgesamt eingezahlt (ohne Dynamik)
  • Dadurch, dass die Einzahlungen vom Brutto abgehen, verliere ich c.a. 2.8 Entgeldpunkte der gesetzlichen Rente, was bei einem Rentenwert von 40 EUR einer monatlichen Rente von 115 EUR entspricht. Das nimmt an, das der Rentenwert pro Jahr um 0.5% steigt.

Ich habe auch versucht, die Gesamt-Rendite nach Steuern auszurechnen, und mit einer Fonds-Anlage von 2.25% (Garantiezins) und 7% (durchschnittl. Rendite Aktienmarkt) Rendite zu vergleichen. Dabei habe ich die nachgelagerte Besteuerung bei der bAV, Kaptialertragssteuer bei Fonds, Bezahlung des normalen Steuersatzes in der Einzahlungsphase bei Fonds, Arbeitgeberanteil bei bAV und Verringerung der GKV bei der bAV versucht, mit einzubeziehen. Bestimmt habe ich da irgendwo Fehler gemacht weil das komplex war und einige Annahmen hat. Jedenfalls lautet das Ergebnis:

  • die Rendite nach all diesen Effekten bei der bAV ist ungefähr so, als würde ich einen Fonds mit 2.25% Rendite besparen. Als trotz Vorteilen von Steuereffekten und Arbeitgeberanteil nicht höher als der Garantiezins!
  • die Rendite bei einem Fond mit 7% Rendite ist dementsprechend der bAV weit überlegen, mehr als doppelt so hoch

 

Fragen

Ich bin bei dieser bAV hin- und hergerissen: Wenn meine Rechnung stimmt, ist die Rendite trotz Steuervorteil eher schlecht, und eine Investition in einen Aktien-ETF würde wesentlich mehr Rendite bringen. Anderseits wäre diese bAV ein guter Baustein für den RK1-Anteil, denn mehr Rendite als Festgeld oder AAA EUR-Staatsanleihen bringt die allemal. Was meint ihr?

 

Außerdem:

  • Stimmen meine Berechnungen und Annahmen grob, oder ist das eine Milchmädchenrechnung? Habe ich irgendwas wichtiges übersehen?
  • Ist das eine eher gute oder eine eher schlechte bAV, im Vergleich zu anderen?
  • Sollte man die bAV wegen den im Vergleich zu heute hohen Garantiezinsen behalten (so ähnlich wie man es auch bei alten Bausparverträgen machen soll)?
  • Was würdet ihr sagen - weiterlaufen lassen oder beitragsfrei stellen, und dann anderweitig Altersvorsorge machen (also ETFs oder Riester)?

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Studi24
· bearbeitet von Studi24
vor 13 Stunden von badwolf42:

Ich habe auch versucht, die Gesamt-Rendite nach Steuern auszurechnen, und mit einer Fonds-Anlage von 2.25% (Garantiezins) und 7% (durchschnittl. Rendite Aktienmarkt) Rendite zu vergleichen. Dabei habe ich die nachgelagerte Besteuerung bei der bAV, Kaptialertragssteuer bei Fonds, Bezahlung des normalen Steuersatzes in der Einzahlungsphase bei Fonds, Arbeitgeberanteil bei bAV und Verringerung der GKV bei der bAV versucht, mit einzubeziehen. Bestimmt habe ich da irgendwo Fehler gemacht weil das komplex war und einige Annahmen hat. Jedenfalls lautet das Ergebnis:

  • die Rendite nach all diesen Effekten bei der bAV ist ungefähr so, als würde ich einen Fonds mit 2.25% Rendite besparen. Als trotz Vorteilen von Steuereffekten und Arbeitgeberanteil nicht höher als der Garantiezins!
  • die Rendite bei einem Fond mit 7% Rendite ist dementsprechend der bAV weit überlegen, mehr als doppelt so hoch

Ich finde den gezogenen Vergleich sehr schwierig, da wir in deinem Fall von einer klassischen Direktversicherung sprechen, die eben im risikoarmen

Teil deiner gesamten Asset Allocation zu verorten ist. Hätte man eine ETF- / fondsgebundene Direktversicherung (vielleicht sogar mit abgesenktem

Garantieniveau, 100,00 % Garantie sind im bAV-Umfeld eher üblich) vorliegen, wäre der Vergleich naheliegender, jedoch auch mit vielen Unbekannten

(zukünftige steuerliche Gesetzgebung bspw.) in der Zukunft versehen.

 

vor 13 Stunden von badwolf42:

Was würdet ihr sagen - weiterlaufen lassen oder beitragsfrei stellen, und dann anderweitig Altersvorsorge machen (also ETFs oder Riester)?

Dafür müsste man die Versicherungsbedingungen genau kennen. Neben Riester (Fördersituation überprüfen, Riester hat allerdings die bekannten

Nachteile, wäre bei dir aber sowieso nur ein kleiner Vorsorgebaustein) kann man sich ggf. auch mit einer ETF- / fondsgebundenen Rentenversicherung

(ohne Garantie, Nettotarif über einen Versicherungsmakler) beschäftigen. Ist dein Freibetrag schon ausgeschöpft?

 

vor 13 Stunden von badwolf42:

Dank dem Niedrigzinsumfeld und den Problemen der Lebensversicherer gehe ich eigentlich nicht davon aus, dass ich großartig was über der Garantie rauskriege - oder denke ich hier zu pessimistisch?

Die guten Lebensversicherer sind längst zukunftsfähig aufgestellt, mit einem guten Mix aus biometrischen Risiken, Neugeschäft ohne Garantien (vor

allem ETF- / fondsgebundene Rentenversicherungen) und Neugeschäft mit Garantien (deutlich rückläufig oder im ETF- / fondsgebundenen Bereich

angesiedelt, bspw. bAV). Das trifft aber nicht auf jeden Lebensversicherer im Markt zu. Mit einer dauerhaften Kapitalrendite über dem vorhandenen

Garantiezins (nach Abzug der Vertragskosten) würde ich aktuell aber auch nicht mehr kalkulieren an deiner Stelle.

 

vor 13 Stunden von badwolf42:

Ist das eine eher gute oder eine eher schlechte bAV, im Vergleich zu anderen?

Positiv (im Rahmen einer klassischen Direktversicherung, die heutzutage bei Neuabschlüssen aus bekannten Gründen deutlich seltener wird) aus

heutiger Sicht ist auf jeden Fall noch der nennenswerte Garantiezins. Wie gut die Rechnungsgrundlagen des Vertrags wirklich sind, können dir nur

deine Versicherungsbedingungen (da gibt es ziemlich große Unterschiede) sagen.

 

Gruß

Studi24

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badwolf42

Vielen Dank @Studi24 für deine ausführliche Antwort, da sind schon mal für mich gute Informationen und Denkanstöße drin.

 

5 hours ago, Studi24 said:

Ich finde den gezogenen Vergleich sehr schwierig, da wir in deinem Fall von einer klassischen Direktversicherung sprechen, die eben im risikoarmen

Teil deiner gesamten Asset Allocation zu verorten ist.

Ok, guter Punkt, dann ist der Vergleich wirklich ein bisschen eine Milchmädchenrechnung.

Vielleicht macht es für mich tatsächlich Sinn, die bAV im RK1-Anteil anzusiedeln - im Moment berücksichtige ich die bAV in meiner Asset-Allocation noch gar nicht. Wenn ich die zum RK1-Anteil zähle, habe ich dementsprechend mehr Geld für RK3 zur Verfügung, was ja auch wieder die eher schlechte Rendite von der bAV kompensieren kann.

 

5 hours ago, Studi24 said:

Dafür müsste man die Versicherungsbedingungen genau kennen. Neben Riester (Fördersituation überprüfen, Riester hat allerdings die bekannten

Nachteile, wäre bei dir aber sowieso nur ein kleiner Vorsorgebaustein) kann man sich ggf. auch mit einer ETF- / fondsgebundenen Rentenversicherung

(ohne Garantie, Nettotarif über einen Versicherungsmakler) beschäftigen. Ist dein Freibetrag schon ausgeschöpft?

Momentan habe ich extra einen ausschüttenden ETF, um den Freibetrag von 801 EUR voll auszunutzen. Fall der Freibetrag woanders sinnvoller ist kann ich den ETF immer noch in einen thesaurierenden umwandeln.

Danke für den Hinweis mit der Netto-Rentenversicherung, das ist eine gute Idee, dass ich mir das mal anschaue und mit der bAV vergleiche. Wobei ich mich frage: Warum ETF-basierende Netto-Rentenversicherung ohne Garantie, was ist da der Vorteil gegenüber selbst ETF kaufen?

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