KFZ-Versicherung - unterjährige Hauptfälligkeit

[Aragorn]

Hallo Ihr Lieben,

 

ich habe mal eine Frage an die Makler und Vermittler unter Euch.

 

Wie handhabt Ihr die Hauptfälligkeit beim Abschluss einer KFZ-Versicherung bzw. beim Versichererwechsel?

 

Immer 01.01. oder auch schon mal unterjährig?

 

Welche Vor- und Nachteile fallen Euch ein? Frage ist bewusst offen gestellt.

[Wertpapiernoob]

Hallo Aragorn, ich verstehe deine Frage nicht. Es hängt doch davon ab wann du dein Auto gekauft hast oder angemeldet hast. Wenn es mich nicht täuscht gibt es da auch keine Vor- oder Nachteile. Andernfalls ist es vielleicht ganz praktisch wenn man bei allen Verträgen mit dem 01.01. anfängt. Grundsätzlich spielt es aber keine Rolle. Lasse mich gerne eines besseren belehren.

[Sparbuechse]

Ich bin zwar jetzt kein Makler oder Vermittler, aber ich finde unterjährige Tarife aus Kundensicht weniger interessant, weil:

- 1.1. ist "eingehämmert", ist für mich schon immer der Wechseltermin

- Die interessanten Wechselangebote gibts immer am Jahresende, einzelne Versicherer sind unterjährig sogar teurer

- Online habe ich keine Kapazitätsengpässe oder ähnliches (muß auf keinen Termin warten)

 

Aus Makler- oder Vermittlersicht mag sich das genau um 180 Grad drehen. Um was geht es Dir konkret?

[Aragorn]

Ganz so einfach ist es nicht. Wenn wir uns den KFZ-Wechselmarkt ansehen, konzentriert sich alles auf den 01.01. bzw. 30.11. als Kündigungstermin mit dann Wechsel zum 01.01.

 

Darauf haben sich die Versicherer vor etlichen Jahren geeinigt, weil auch die SF-Klassen immer zum 01.01. angepasst werden sowie der GDV im Herbst die neuen Typ- und Regionalklassen für das neue Jahr bekannt gibt.

 

Diesbezüglich findet dann zum Beginn 01.01. eine regelrechte Preisschlacht statt. Es gibt Versicherer, bei denen ist der Beginn 01.01. um einiges günstiger als zum Beispiel Beginn 29.12. oder 02.01. 

 

Da es aber Versicherer gibt, die diese Preisschlacht nur bedingt mitmachen wollen, gehen genau den anderen Weg. Selbst bei Wechsel zum 01.01. wird dann eine andere Hauptfälligkeit gewählt, zum Beispiel 01.02.. Hier gibt es dann zum Teil sogar Rabatte, so dass HF 01.02. günstiger ist als der 01.01. Dieses Verfahren findet man oft bei Ausschließlichkeits-Versicherern.

 

Anders machen es z.B. Verti und Bavaria-Direkt und viele weitere Direktversicherer bei Fahrzeugwechsel. Fahrzeugwechsel finden ja nie zum 01.01. statt, sondern eben zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Dann wird auch die HF auf diesen Zeitpunkt gelegt. Beispiel Fahrzeugwechsel zum 10.05., dann ist die HF auch der 10.05.. Der Kunde kann den Versicherer dann erst zum 10.05. des Folgejahres wechseln. Der Kunde hat dann einen weiteren Nachteil, nämlich dass die SF- Typ- und Regionalklassen erst zur nächsten Beitragsfälligkeit angepasst werden. Bei jährlicher Zahlweise werden die Klassen dann erst zur nächsten Fälligkeit im nächsten Jahr angepasst. Noch krasser wäre ein Fahrzeugwechsel dann im November oder Dezember  und Jahreszahlung, dann würde anstatt in ein paar Tagen (01.01.) erst in einem Jahr gestuft werden.

 

Hinzu kommt, dass der Kunde dann erst mit Monatsfrist nächstes Jahr zur HF kündigen kann und so die besonders günstiges Tarife zum 01.01. verpasst. Die Auswahl bei Vergleichern wie Check24 ist zu anderen HF auch viel dünner als zum 01.01., da viele Versicherer Check24 ihre Rechenkerne nur für diesen Zeitpunkt zur Verfügung stellen. Die Versicherer nutzen zudem dann auch die mangelnde Werbung im TV und Radio, damit der Kunde womöglich seinen Kündigungstermin verpasst.

 

Auf diesen Umstand haben sich wie schon gesagt Bavaria Direkt und Verti spezialisiert. Bei unterjährigen Fahrzeugwechseln tauchen sie immer ganz oben bei Vergleichen auf. Hier ist m.E. Auch eine Transparenzlücke bei den Vergleichern, da der Kunde die HF 01.01. nicht filtern kann und auch die Zusammenhänge nicht versteht.

 

Aus Kundensicht ist also der 01.01. immer von Vorteil. Man kann aber auch die Ausschließlichkeits-Versicherer verstehen, die eine möglichst gute Kundenbindung zum Ziel haben.

 

Das Thema ist sehr komplex, als Fazit bleibt aber festzuhalten, dass der Versicherer nie euer Freund ist, sondern immer eine kalkulierte Absicht dahinter steckt.