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DST

Investieren mit Hebel - ETFs auf Kredit, Leveraged ETFs und entsprechende ETPs/Futures/Optionen

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Saek
43 minutes ago, millennial said:

Wenn man von durchschnittlich 7% Rendite ausgeht

Mir gefällt ja das Modell einer Aktien-Risikoprämie (z.B. von 4%) über dem risikolosen Zins deutlich besser als immer 7% Rendite anzunehmen. Der entscheidende Parameter wäre dann, um wie viel höher als der risikolose Zins die Finanzierungskosten sind. (vor allem im LevETF, bei dem die Kosten vor Steuern abgezogen werden)

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Gerade diesen Punkt habe ich gestern Abend versucht, in kurzer Zeit nachzuvollziehen. Das Problem bei den unter Berücksichtigung der Kosten berechneten NASDAQ-Indizes (siehe mein Beitrag hier) ist, dass alle erst ab Ende 2009 oder später aufgelegt wurden. In diesem Zeitraum waren die Zinsen und damit die Finanzierungskosten aber nie vergleichbar hoch wie sie heute sind/voraussichtlich sein werden.

Offensichtlich werden die Kosten durch die Federal Funds Effective Rate (FEDFUNDS) dominiert. Der historische Verlauf dieser Rate seit Mitte 1954 sieht so aus:

 

grafik.thumb.png.366e1b0e86e8e89a1046d342257e272f.png


Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/FEDFUNDS

 

Interessant ist aus jüngerer Sicht also v.a. der Zeitraum ab 01/2006 (4,29%) bis 12/2007 (4,24%). Das sind immerhin zwei Jahre mit in der Spitze 5,26% Zinsen und damit noch leicht höher als es aktuell der Fall ist (gut möglich, dass das nicht mehr lange der Fall sein wird).

In diesen Zeitraum fällt die Auflage des ProShares Ultra S&P500 (2x gehebelt), dessen Daten bei Google seit 23.06.2006 vorliegen. Im Zeitraum 23.06.2006 - 14.12.2007 hat dieser ETF eine Performance von +22,96% nach Kosten hingelegt. Der S&P500 Total Return Index hat im Zeitraum 25.06.2006 -16.12.2007 eine Performance von +20,20% vor Kosten hingelegt.

Wie du richtig erkannst hast @millennial muss die Volatilität bzw. der damit einhergende Volatility Drag bei gehebelten Investments viel stärker Berücksichtung finden als bei ungehebelten Investments. Das liegt daran, dass dieser negative Term in der CAGR-Formel mit dem Hebelfaktor k im Quadrat skaliert, während die arithmetische Rendite nur linear in k in die Formel eingeht. D.h. wenn man alles andere gleich lässt, verdoppelt sich das Verhältnis von Volatility Drag/Arithmetischer Rendite in der CAGR-Formel bei einem Hebel k = 2 bzw. verdreifacht sich bei einem Hebel k = 3. In Zeiten steigender Zinsen ist die Volatilität typischerweise bedeutend höher, d.h. man hat nicht nur höhere Finanzierungs-/Zinskosten zu tragen sondern auch höhere Volatilitätskosten.

Zitat

Ich wüsste spontan nicht wonach ich festlege, bis zu welchen Kosten es sich noch lohnen würde. Bei einem 2-fach gehebelten vielleicht bis 7%? Wenn man von durchschnittlich 7% Rendite ausgeht, diese wegen des Hebels verdoppelt, aufgrund der Kosten aber auch wieder 7% abzieht, ist man wieder bei 7%...

Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir selbst auch schon gestellt habe. Ich muss darüber noch ein bisschen länger nachdenken, halte deinen Ansatz grundsätzlich aber für nachvollziehbar. Man sollte dem höheren Volatility Drag aber auch noch angemessen Rechnung tragen...

 

@All:
Falls jemand ältere gehebelte Indizes (die unter Berücksichtigung von Kosten berechnet werden) oder ältere echte Produkte mit täglich wiederhergestelltem Hebel kennt, wäre es interessant hier die Daten im Vergleichszeitraum hoher Zinsen/Finanzierungskosten mit ungehebelten Indizes zu vergleichen.

vor 13 Minuten von Saek:

Mir gefällt ja das Modell einer Aktien-Risikoprämie (z.B. von 4%) über dem risikolosen Zins deutlich besser als immer 7% Rendite anzunehmen. Der entscheidende Parameter wäre dann, um wie viel höher als der risikolose Zins die Finanzierungskosten sind. (vor allem im LevETF, bei dem die Kosten vor Steuern abgezogen werden)

Das halte ich für eine gute Sichtweise, wenn die Finanzierungskosten des Hebels quasi an der Aktien-Risikoprämie knabbern - welche Größe würdest du konkret für den risikolosen Zins heranziehen? Kurzlaufende US-Staatsanleihen? Auch hier müsste mmN der Volatiliy Drag berücksichtigt werden, da man die Risikoprämie nicht einfach mal Hebelfaktor nehmen kann.

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DST
vor 1 Stunde von Glory_Days:

@All:
Falls jemand ältere gehebelte Indizes (die unter Berücksichtigung von Kosten berechnet werden) oder ältere echte Produkte mit täglich wiederhergestelltem Hebel kennt, wäre es interessant hier die Daten im Vergleichszeitraum hoher Zinsen/Finanzierungskosten mit ungehebelten Indizes zu vergleichen.

Der älteste LevETF müsste der Profund UltraBull (ULPIX) sein, der 1997 eingeführt würde.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

@DST Danke!

 

28.11.1997 - 30.03.2001:

UltraBull ProFund (ULPIX) +2,12% p.a.

S&P 500 Total Return +7,38% p.a.

S&P 500 Total Return (2x) +10,55% p.a.

 

Eigentlich müsste man hier den S&P 500 Notional Net Return zum Vergleich heranziehen - leider habe ich hierzu keine Daten. Der Total Return verwendet Brutto-Dividenden. Die Differenz zum S&P 500 Total Return (2x) (Kosten + Unterschied zwischen Brutto- und Nettodividenden) erscheinen aber schon sehr hoch. So 6-7% p.a. Unterschied wären allerdings im Bereich des Erwartbaren - die Finanzierungskosten können die Performance neben dem Volatility Drag erheblich dämpfen und sollten bei Investitionsentscheidungen in Hebelprodukte durchaus Berücksichtigung finden.

 

Wobei der UltraBull ProFund (ULPIX) einem vergleichbaren Produkt wie dem ProShares Ultra S&P500 (SSO) auf 5-Jahressicht auch erheblich hinterher hinkt.

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Saek
· bearbeitet von Saek
17 minutes ago, Glory_Days said:

leider habe ich hierzu keine Daten

Man könnte einfach mit einem S&P 500 Fonds vergleichen, z.b. bei PV.

17 minutes ago, Glory_Days said:

Wobei der UltraBull ProFund (ULPIX) einem vergleichbaren Produkt wie dem ProShares Ultra S&P500 (SSO) auf 5-Jahressicht auch erheblich hinterher hinkt.

Ich habs nicht weiter angeschaut, wie groß die Differenz ist, aber ULPIX ist teurer (1.6% vs 0.89%).

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 9 Stunden von Saek:

Man könnte einfach mit einem S&P 500 Fonds vergleichen, z.b. bei PV.

Gute Idee - sind halt in der Anzeige monatliche Daten, aber ist sowieso keine exakte Rechnung. Der Unterschied zwischen ULPIX und 2xSPY für den o.g. Zeitraum liegt hier bei ca. 5,5% p.a. - das liegt für mich im realistischen Bereich.

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lugge
vor 17 Stunden von Saek:

Man könnte einfach mit einem S&P 500 Fonds vergleichen, z.b. bei PV.

Ich habs nicht weiter angeschaut, wie groß die Differenz ist, aber ULPIX ist teurer (1.6% vs 0.89%).

Du hast das rebalancing-Intervall auf monatlich gestellt. Dadurch ergibt sich ein großer Unterschied zwischen dem "modellierten" 200% SPY -100% cash und den tatsächlichen Fonds.

Wenn man das rebalancing-Intervall auf jährlich stellt, passt es sehr gut - hat da jemand eine Erklärung?

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Saek

Zufall. "Volatility decay" entsteht entsprechend der täglichen (LevETF), monatlichen oder jährlichen Volatilität, je nach Intervall.

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edan
· bearbeitet von edan

Gerd Kommer: Aktieninvestments mit Kredit hebeln – Funktioniert das?

 

Zitat

Fazit

Auf der Basis eines Vergleichs des jeweils aktuellen Kreditzinses mit der historischen Durchschnittsrendite von Aktien, Immobilien, Gold oder Kryptowährungen wird Leveraging subjektiv fast immer attraktiv erscheinen – jedenfalls dann, wenn der letzte starke Markteinbruch schon mehrere Jahre zurückliegt.

Empirisch funktioniert Leveraging für Unternehmen und Privathaushalte insgesamt schlechter als die meisten von uns annehmen. Im Durchschnitt hat Leveraging einen negativen Effekt auf die risikoadjustierte Eigenkapitalrendite (die Rendite-Risiko-Kombination) und häufig auch auf die die absolute Eigenkapitalrendite. Daher sollten nur Anleger, die hohe Expertise und eine hohe Risikokapazität haben, Leverage-Versuche unternehmen.

Die statistische Renditewirkung von Leveraging korrekt zu berechnen ist aufgrund der Margin Call-Effekts nicht einfach. Die Renditewirkung von Margin Calls oder allgemein von Zwangsmaßnahmen des Kreditgebers ist nicht nur schwer historisch zu messen, sie ist auch vorwärtsgerichtet schwer für einen individuellen Anleger, beispielsweise in einem Excel-Sheet, zu modellieren und damit einzuschätzen.

Wer Hebeln in Erwägung zieht, sollte sich zuerst über die Problematik des negativen Zinsdifferenzgeschäftes und seine Konsequenzen für die eigene Asset-Allokation klar werden.

Dass die Inflation ein verlässlicher Unterstützer des Kreditnehmers sei, ist eine nicht totzukriegende Legende. Bei einer Abwägung pro oder contra Leveraging eines Investments sollte dieses zwielichtige Argument keine Rolle spielen.

Für risikofreudige Haushalte mit einer weitgehend oder vollständig schuldenfreien Immobilie könnte die Beleihung dieser Immobilie ein smarterer Weg sein, ein Aktieninvestment zu hebeln, als ein traditioneller Wertpapierkredit.

 

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la plata

Passend der aktuelle Blogbeitrag von GK -> https://gerd-kommer.de/leverage-effekt/

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Leverage kann auch strategisch zum Erreichen eines gewissen Marktexposures und gleichzeitiger Absicherung nach unten eingesetzt werden, z.B.

  • 100% Aktien (1x) / 0% sichere Anlage
  • 50% Aktien (2x) / 50% sichere Anlage
  • 25% Aktien (3x) / 25% Aktien / 50% sichere Anlage

Es würde hier zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich das von Kommer angesprochene „negatives Zinsdifferenzgeschäft“ vorliegen, im Gegenzug ist das Verlustrisiko in den drei Fällen aber unterschiedlich. Während in Fall 1 ein Totalverlust des risikobehafteten Anlagekapitals möglich ist, so ist dies in Fall 2 und Fall 3 auf 50% beschränkt. Bis zu einem gewissen Grad halte ich daher ein „negatives Zinsdifferenzgeschäft“ als Anleger für akzeptabel - der Hebel kann hier allerdings natürlich einerseits aufgrund der mit zunehmendem Hebel steigendenen Finanzierungskosten (ein dann zu „negatives Zinsdifferenzgeschäft“) und wegen des mit zunehmendem Hebel rapide ansteigenden Volatility Drags nicht beliebig hoch im Sinne einer strategisch klugen Asset Allokation erhöht werden. Natürlich muss bei einem Vergleich der drei oben aufgeführten Allokationen berücksichtigt werden, dass ein gehebeltes Investment mit täglich wiederhergestelltem Hebel auf Anlagezeiträumen >1 Tag aufgrund der Pfadabhängigkeit eine andere Renditeerwartung aufweist, als die eines vergleichbaren ungehebelten Investments multipliziert mit dem Hebelfaktor (was Chance und Risiko zugleich sein kann).

Zitat

Unserer Intuition nach sind das Zahlen, die insgesamt wenig für Leveraging sprechen.

Kommer täuscht sich - denn diese Zahlen sprechen nicht gegen Leveraging im Allgemeinen, sondern konkret gegen 10-jähriges Buy-and-Hold Leveraging in den MSCI World. Ein kleiner aber feiner Unterschied - und eine Präzisierung, die an dieser Stelle absolut notwendig ist.

Ansonsten bezweifel ich die dargestellten Ergebnisse von Kommer nicht wirklich. Insbesondere würde ich sein Fazit unterschreiben:

Zitat

Daher sollten nur Anleger, die hohe Expertise und eine hohe Risikokapazität haben, Leverage-Versuche unternehmen.

Übrigens ist es einer der meines Erachtens nach größten Vorteilen von gehebelten ETFs gegenüber anderen Formen des Hebelns, dass eine Art „Margin Call“ bei diesen Produkten nur durch eine Fondsliquidierung möglich ist (während bei anderen Formen des Hebelns ein MC schon wesentlich früher drohen kann). Dieses Risiko lässt sich vergleichsweise gut steuern, da bei der Auswahl gehebelter ETFs auf die Assets Under Management (AUMs) und damit indirekt auf die Profitabilität des Fonds aus Anbietersicht geachtet werden kann (berücksichtigt werden muss natürlich, dass in hochvolatilen Phase Anleger ihr Geld in Rekordgeschwindigkeit aus solchen Fonds abziehen könnten).

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Kratos
vor 14 Minuten von Glory_Days:

Während in Fall 1 ein Totalverlust des risikobehafteten Anlagekapitals möglich ist, so ist dies in Fall 2 und Fall 3 auf 50% bzw. 33% beschränkt.

Das kann ich doch auch einfacher haben:

100% Ungehebelt mit Stop Loss

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 33 Minuten von Kratos:

Das kann ich doch auch einfacher haben:

100% Ungehebelt mit Stop Loss

Kommer schreibt dazu selbst in seinem ETF-Buch:

Zitat

In wirklich extremen Marktsituationen ist es keineswegs gewährleistet, dass eine Stop-Loss-Order überhaupt ausgeführt wird (siehe die Fallstudie in diesem Abschnitt).

Fallstudie: Am 19.3.2015 berichtete Spiegel Online von einem 26-jährigen Privatanleger, der hobbymäßig Währungsspekulation betrieb (denn »Sparbücher und Festgeldanlagen bringen ohnehin kaum noch Rendite«). Als Mitte Januar 2015 der Schweizer Franken unerwartet stark gegenüber dem Euro aufwertete (»Freigabe« des CHF/EUR-Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank), verlor der junge Ingenieur bei etwa 3 000 Euro Einsatz 280 000 Euro mit dem Ergebnis einer möglichen Privatinsolvenz. Der zweifellos intelligente und exzellent ausgebildete Mann hatte sich durch das Setzen einer Stop-Loss-Order bei seinem Online-Broker vor einem solchen Franken-Aufwertungsszenario schützen wollen, was im Prinzip richtig gedacht war. Der vermeintliche Schutz verpuffte jedoch, weil der Franken am 15.1.2015 in wenigen Minuten um etwa 30% gegen den Euro aufwertete, sodass selbst der Computer in dem extrem kurzen Zeitfenster, das angesichts der rasenden Kursveränderungen blieb, keine Gegenpartei zum vertraglich fixierten Order-Kurs finden konnte. Daher blieb die automatische Verkaufsorder unwirksam.

Gut ein zugegebenermaßen extremes Beispiel - aber da wir hier über gehebelte Investments und garantierte Verlustvermeidung sprechen...

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Saek
2 hours ago, edan said:

Gerd Kommer: Aktieninvestments mit Kredit hebeln – Funktioniert das?

Finde ich einen sehr guten Artikel, insbesonder das NZDG und die Entschuldung durch Inflation. Nur der Verweis auf Lifecycle Investing fehlt mir :)

(Und der Margin-Call kommt mir deutlich zu schlecht weg. Es ist eine - wenn nicht die einzige - sinnvolle Methode zur Risikokontrolle, bei sinkenden Kursen zu verkaufen und den Kredit zu reduzieren.)

29 minutes ago, Glory_Days said:

im Gegenzug ist das Verlustrisiko in den drei Fällen aber unterschiedlich.

Das kommt ganz darauf an, wie der Hebel gerebalanced werden soll (dazu hast du nichts geschrieben?). Wenn man den nicht (oft) anpasst, führt das ja nur dazu, dass man auf Dauer ein ganz anderes Risiko als mit 100% Aktien bezogen auf das Startkapital eingeht.

Z.B. hier ein Vergleich, mit monatlichem Rebalancing war die Rendite über gut 20 Jahre 5.48% p.a., ganz ohne Rebalancing nur 4.71%, einfach weil die Aktienquote auf Dauer sinkt. Kumulativ war das ein Unterschied

Ansonsten finde ich das eine ziemlich schlechte Idee:

1) Gehebelte Investmenst sind teuerer (schon vor Kreditkosten) und damit reduziert man die erwartete Rendite einfach mal ohne weniger Risiko einzugehen. Das kriegt man besser  mit reduziert Aktienquote hin.

2) Entscheidend ist die Verteilung der Renditen, nicht nur der Erwartungswert, Volatilität oder Wahrscheinlichkeit von Totalverlust. Wenn man in einen 2x LevETF investiert und dafür 50% nicht investiert, bekommt man (ohne Rebalancing) eine deutlich rechtsschiefere und breitere Renditeverteilung.

3) Wenn man mit irgendwelchen seltsamen Regeln rebalanced (z.B. nur nach gestiegenen Kursen), variiert man systematisch die Aktienquote (z.B. nur voll investiert an ATHs, ansonsten weniger). Es ist nicht zu erwarten, dass man damit so gut abschneidet wie mit konstanter Aktienquote.

 

Risikobegrenzung macht man über Reduzierung des risikoreichen Portfolioteils, nicht solche eher kruden Ideen.

 

9 minutes ago, Glory_Days said:

Gut ein zugegenermaßen extremes Beispiel - aber da wir hier über gehebelte Investments sprechen...

:thumbsup:

Außerdem ist bei einer Stop-Loss Order nicht garantiert, dass man nach Auslösen bei der bei der aufgegebenen Marktorder nicht einen deutlich niedrigeren Preis bekommt, und natürlich können die Kurse sofort danach wieder steigen. mMn keine gute Idee.

 

 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 16 Minuten von Saek:

Finde ich einen sehr guten Artikel, insbesonder das NZDG und die Entschuldung durch Inflation. Nur der Verweis auf Lifecycle Investing fehlt mir :)

Die Entschuldung durch (unerwartete) Inflation ist natürlich real, z.B. sehr wahrscheinlich zukünftig bei Immobilienkäufern, die direkt nach Corona zugeschlagen haben. Jedes zukünftige Delta gegenüber der heutigen Inflationserwartung ist unerwartete Inflation und kann damit aus heutiger Sicht in den aktuellen Zinsen/Kreditraten nicht eingepreist sein, wodurch eine Entschuldung durch (unerwartete) Inflation grundsätzlich möglich ist.

Zitat

(Und der Margin-Call kommt mir deutlich zu schlecht weg. Es ist eine - wenn nicht die einzige - sinnvolle Methode zur Risikokontrolle, bei sinkenden Kursen zu verkaufen und den Kredit zu reduzieren.)

Das wesentliche Argument von Kommer ist es eben, dass man das dann immer zu einem für den Anleger sehr ungünstigen Zeitpunkt machen muss und so ggf. die anschließende Erholung verpasst. Das hängt aber natürlich immer davon ab, welcher Zeitraum betrachtet wird, denn auch nach MCs können Kurse noch für längere Zeit wesentlich weiter fallen.

Zitat

Das kommt ganz darauf an, wie der Hebel gerebalanced werden soll (dazu hast du nichts geschrieben?). Wenn man den nicht (oft) anpasst, führt das ja nur dazu, dass man auf Dauer ein ganz anderes Risiko als mit 100% Aktien bezogen auf das Startkapital eingeht.

Implizit war ich von einem täglich wiederhergestelltem Hebel ausgegangen, wie auch später in meinem Beitrag beschrieben. Das Market-Exposure des risikobehafteten Anteils muss natürlich konstant gehalten werden, d.h. es ist wird auch Rebalancing auf Portfolio-Ebene selbst notwendig sein.

Zitat

Z.B. hier ein Vergleich, mit monatlichem Rebalancing war die Rendite über gut 20 Jahre 5.48% p.a., ganz ohne Rebalancing nur 4.71%, einfach weil die Aktienquote auf Dauer sinkt. Kumulativ war das ein Unterschied

Ansonsten finde ich das eine ziemlich schlechte Idee:

1) Gehebelte Investmenst sind teuerer (schon vor Kreditkosten) und damit reduziert man die erwartete Rendite einfach mal ohne weniger Risiko einzugehen. Das kriegt man besser  mit reduziert Aktienquote hin.

Es geht aber bei dem Ansatz um ein hohes Market-Exposure mit niedrigem prozentualen risikoreichen Anteil als bei einem ungehebelten Ansatz und nicht um eine Reduktion der Aktienquote.

Zitat

2) Entscheidend ist die Verteilung der Renditen, nicht nur der Erwartungswert, Volatilität oder Wahrscheinlichkeit von Totalverlust. Wenn man in einen 2x LevETF investiert und dafür 50% nicht investiert, bekommt man (ohne Rebalancing) eine deutlich rechtsschiefere und breitere Renditeverteilung.

Was bei so einem Ansatz gerade erwünscht wäre.

Zitat

3) Wenn man mit irgendwelchen seltsamen Regeln rebalanced (z.B. nur nach gestiegenen Kursen), variiert man systematisch die Aktienquote (z.B. nur voll investiert an ATHs, ansonsten weniger). Es ist nicht zu erwarten, dass man damit so gut abschneidet wie mit konstanter Aktienquote.

Die Komponente wäre doch antizyklisch. Am ATH würde der gehebelte Anteil eine höhere Gewichtung annehmen und müsste zurückgeführt werden. Am ATL würde der risikolose Anteil dominieren und es müsste in den gehebelten Anteil umgeschichtet werden.

Zitat

Risikobegrenzung macht man über Reduzierung des risikoreichen Portfolioteils, nicht solche eher kruden Ideen.

Und wer sagt das? Warum nicht auch mal unkonventionell denken und nicht immer alles von vornherein ausschließen. Es muss natürlich sinnvoll sein - aber über neue Ideen zu diskutieren, deswegen sind wir doch hoffentlich alle hier.

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Beginner81
vor 1 Minute von Glory_Days:

Warum nicht auch mal unkonventionell denken und immer von vorneherein alles ausschließen.


Z.B. könnte man doch einfach auch den Anteil traditionell "chancenreicherer" Branchen erhöhen? Ein Nasdaq 100 schlägt tendenziell stärker nach oben und unten aus, quasi wie ein "natürlicher Hebel".
Wobei da Kommer wohl schnell und vermutlich zurecht widersprechen dürfte, da Technologieaktien nach seinen Recherchen keine höhere Renditen abwerfen sollten.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 5 Minuten von Beginner81:

Z.B. könnte man doch einfach auch den Anteil traditionell "chancenreicherer" Branchen erhöhen? Ein Nasdaq 100 schlägt tendenziell stärker nach oben und unten aus, quasi wie ein "natürlicher Hebel".
Wobei da Kommer wohl schnell und vermutlich zurecht widersprechen dürfte, da Technologieaktien nach seinen Recherchen keine höhere Renditen abwerfen sollten.

Aus der Portfolio-Theorie wissen wir, dass es zumindest nach der Theorie sinnvoller ist, das Portfolio mit der besten risikoadjustierten Rendite zu hebeln und eben nicht auf konzentriertere Portfolios zu Lasten der Diversifikation zu setzen.

Zitat

If you have a view on what’s the best risk-adjusted return portfolio and you desire more return, there are only two ways to get there at the asset class level: you can sell low-risk to buy high-risk assets; or you can lever the best unleveraged portfolio. Basic theory favors the latter, which retains the best portfolio, while the former moves away from it.

https://www.aqr.com/Research-Archive/Perspectives/Risk-Parity-Why-We-Fight-Lever

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Saek
39 minutes ago, Glory_Days said:

Aus der Portfolio-Theorie wissen wir, dass es zumindest nach der Theorie sinnvoller ist, das Portfolio mit der besten risikoadjustierten Rendite zu hebeln und eben nicht auf konzentriertere Portfolios zu Lasten der Diversifikation zu setzen.

Auch wenn man das immer wieder liest, stimmt es trotzdem nicht. Das wäre nur so, wenn man zum risikolosen Zins hebeln könnte. Die gehebelten Portfolios auf der Kapitalmarktlinie sind nicht investierbar. Sobald der Kredit mehr als den risikolosen Zins kostet, ist es besser, ein risikoreicheres Portfolio auf der efficient frontier zu wählen (und evtl. das dann zu hebeln) – weil sich mit höherem Zins ein anderes Tangentialportfolio ergibt.

Hatte ich hier mal gezeichnet.

On 10/26/2022 at 2:21 PM, Saek said:

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45 minutes ago, Glory_Days said:

Implizit war ich von einem täglich wiederhergestelltem Hebel ausgegangen

Wenn man täglich zwischen LevETF und Cash rebalanced, ist der einzige Vorteil, dass ein täglicher Verlust von >50% nur zu einem Verlust von 50% führt. Einen schleichenden Totalverlust mit täglichen Renditen >-50% würde man ja trotzdem komplett mitnehmen. Das erkauft man sich mit mind. 1% weniger Rendite.

45 minutes ago, Glory_Days said:

Es geht aber bei dem Ansatz um ein hohes Market-Exposure mit niedrigem risikoreichen Anteil und nicht um eine Reduktion der Aktienquote.

Aber der risikoreiche Anteil ist doch genauso groß? :wacko:

45 minutes ago, Beginner81 said:

Z.B. könnte man doch einfach auch den Anteil traditionell "chancenreicherer" Branchen erhöhen?

Was soll denn 'chancenreich' sein? Erfolgsversprechender als Branchenwetten erscheint es mir z.B., nur Aktien mit höherem Risiko auszuwählen.

 

 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 2 Stunden von Saek:

Auch wenn man das immer wieder liest, stimmt es trotzdem nicht. Das wäre nur so, wenn man zum risikolosen Zins hebeln könnte. Die gehebelten Portfolios auf der Kapitalmarktlinie sind nicht investierbar. Sobald der Kredit mehr als den risikolosen Zins kostet, ist es besser, ein risikoreicheres Portfolio auf der efficient frontier zu wählen (und evtl. das dann zu hebeln) – weil sich mit höherem Zins ein anderes Tangentialportfolio ergibt.

Natürlich stimmt es - eben gemäß der Annahmen der Theorie. Was anderes habe ich und würde ich auch nie behaupten wollen. Theorie und Praxis sind halt mitnichten die gleiche Seite der Medaille.

Zitat

Wenn man täglich zwischen LevETF und Cash rebalanced, ist der einzige Vorteil, dass ein täglicher Verlust von >50% nur zu einem Verlust von 50% führt. Einen schleichenden Totalverlust mit täglichen Renditen >-50% würde man ja trotzdem komplett mitnehmen. Das erkauft man sich mit mind. 1% weniger Rendite.

Das stimmt natürlich - das Portfolio blutet dann trotzdem aus. Wenn man das Rebalancing nicht regelmäßig betreibt, würde die Allokation bei schlechter Wertentwicklung automatisch defensiver oder bei guter Wertentwicklung offensiver werden.

Zitat

Aber der risikoreiche Anteil ist doch genauso groß? :wacko:

Klar unter Berücksichtigung des Fremdkapitalhebels - der prozentuale Anteil der risikoreichen Anlageform am vorhandenen EK natürlich nicht.

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Kratos
vor 3 Stunden von Saek:

Außerdem ist bei einer Stop-Loss Order nicht garantiert, dass man nach Auslösen bei der bei der aufgegebenen Marktorder nicht einen deutlich niedrigeren Preis bekommt, und natürlich können die Kurse sofort danach wieder steigen. mMn keine gute Idee.

Halte die Idee auch nicht für gut, aber immerhin der Variante mit je 50% Hebel 2 und risikolos überlegen.

 

 

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stagflation

Ich freue mich über Gerd Kommers Artikel!

 

Dann kann ich in Zukunft, wenn wieder mal jemand Aktien auf Kredit kaufen will, auf den Artikel verlinken. Und muss selbst nichts mehr schreiben. :)

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Glory_Days
vor 8 Stunden von stagflation:

Dann kann ich in Zukunft, wenn wieder mal jemand Aktien auf Kredit kaufen will, auf den Artikel verlinken. Und muss selbst nichts mehr schreiben. :)

Mit welcher Intention? Der Artikel beantworten mitnichten jede Einzelfallfrage - diesen Anspruch kann er auch gar nicht haben.

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Sapine

In dem Artikel wird fast ausschließlich auf stark gehebelte Investments eingegangen teils sogar eingeschränkt auf Traderdepots. Es geht wohl mehr darum Anfänger vor Unfug zu behüten als das ganze in seiner Breite zu untersuchen. 

 

Langfristig mit Hebeln über 100 % zu arbeiten ist Harakiri. Selbst 50 % sind schon abenteuerlich. 

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DST
· bearbeitet von DST

Kommer sagt auch an keiner Stelle, dass Hebeln prinzipiell eine schlechte Idee sei (wie er es z. B. beim Thema Markettiming macht). Er weißt lediglich auf damit verbundene Risiken hin und warnt davor die Hälfte seines Depots zu verleihen, weil man glaubt, man würde damit langfristig reicher werden. Dennoch tendiert er eher dazu vom Hebeln abzuraten und lieber die Aktienquote zu maximieren, wenn man mehr Risiko tragen möchte.

 

Langfristiges Leverage mit Aktien ist etwas wofür man mehr Zeit einplanen muss als man es sowieso schon bei Aktien tun sollte. Leverage erhöht aber die Wahrscheinlichkeit frühzeitiger Abbrüche. Das kann selbstverschuldet sein (z. B. weil man zu hoch gehebelt hat) oder auch an Dritten liegen (Banken, Broker, Produktanbieter, usw.). Der Verbot von LevETFs (siehe die letzte Fußnote in Kommers Artikel) könnte z. B. zwangsläufig zum Scheitern führen, ohne dass man etwas dafür kann. Beim Hebeln müssen also weit aus mehr Risiken berücksichtigt werden als das den meisten bewusst sein dürfte.

 

Persönlich bevorzuge ich Konzentration gegenüber Hebeln, vor allem in Zeiten hoher Zinsen. Sehr hohe Konzentration wie z. B. mit Einzelaktien lehne ich jedoch aufgrund des m. E. unnötig hohen unsystematischen Risikos ab. Leverage ist für mich eher etwas was ich - wenn überhaupt - kurz- bis mittelfristig anwenden würde. Wer allerdings Konzentration und/oder Markettiming prinzipiell ablehnt und dennoch mehr Risiko als eine Aktienquote von 100% eingehen möchte, dem bleiben eigentlich nur noch langfristig geplante Leverage-Strategien. Um das (unvorhersehbare) Risiko nicht ausarten zu lassen, kann dann aber eigentlich nur noch ein kleiner Hebel infrage kommen, egal ob selbst gehebelt wird oder der Kredit bereits im Produkt steckt.

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millennial
Am 3.11.2022 um 13:05 von Saek:

Mir gefällt ja das Modell einer Aktien-Risikoprämie (z.B. von 4%) über dem risikolosen Zins deutlich besser als immer 7% Rendite anzunehmen. Der entscheidende Parameter wäre dann, um wie viel höher als der risikolose Zins die Finanzierungskosten sind. (vor allem im LevETF, bei dem die Kosten vor Steuern abgezogen werden)

Das Modell gefällt mir auch besser. Risikoloser Zins und Finanzierungskosten sind ja 2 Seiten derselben Medaille, aufgrund ihrer hohen Korrelation. Daraus schlussfolgere ich jedoch auch, dass die Finanzierungskosten von LevETFs langfristig nie zu einem Performance-Problem werden könnten (abgesehen von sonstigen Produktkosten wie TER). Denn es bräuchte ja ein Szenario, bei dem sich die Finanzierungskosten stark vom risikolosen Zins entkoppeln, bis dann sogar die Aktien-Risikoprämie aufgezehrt werden würde.

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