Zum Inhalt springen
wertpapier45374

Ein Stück ETF - wieso verändert sich der Preis?

Empfohlene Beiträge

wertpapier45374

Hi,

 

ich inverstiere schon länger in ETFs und mich interessieren ein paar Hintergründe zu denen ich bislang weder im Forum noch auf Blogs richtige Infos gefunden habe.

 

Als Beispiel nehmen wir den physisch replizierenden Vanguard FTSE ALL WORLD ETF.

Für 100€ kaufe ich 1 Stück davon.

 

Jetzt gehören mir X Anteile von Microsoft, Y von Facebook usw.

Der Wert einer einzelnen Aktie wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt, bei derer der Börsenplatz Verkäufer und Käufer so zusammenbringt, dass der Umsatz maximiert wird.

Angenommen die Aktien von meinem Stück ETF verdoppeln ihren Wert.

 

1) Wie genau fließt diese Verdopplung in mein Stück ETF zurück?  Berechnet Vanguard im Hintergrund den Wert eines Stücks ETFs minütlich neu und dadurch ergeben sich auch neue Preise für ein Stück ETF auf Xetra?

2) Der Preis eines Stück ETFs wird also nicht direkt durch Angebot und Nachfrage nach diesem Stück bestimmt? Extremfall: Ich bin der einzige Besitzer der ETF Stücke. Es gibt keine Nachfrage nach diesem. Der Preis der Aktien verdoppelt sich aber mein Stück hat den gleichen Wert. Kann ja eigentlich nicht sein...weil im Hintergrund die Aktien liegen.

 

Die Zusammensetzung des Index FTSE wird an Stichtagen festgelegt. Der Wert des Index wird in gewissen Intervallen aufgrund der Marktkapitalisierung der Indexbestandteile berechnet. Der Aktienkurs wird nur (?) der Heimatbörse entnommen (d.h. Apple in den USA).

3) zu welchen Preisen die Apple Aktien in Deutschland gehandelt werden ist dann irrelevant

 

Wäre cool, wenn jemand die Fragen beantworten könnte, oder mir Tipps geben kann, wo ich noch mehr Infos zu ETFs etc. finden kann.

 

Danke!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
chirlu
vor 12 Minuten von wertpapier45374:

Berechnet Vanguard im Hintergrund den Wert eines Stücks ETFs minütlich neu?

 

Der Fondsanbieter berechnet jedenfalls täglich den Nettoinventarwert (NAV, net asset value), d.h. den Marktwert aller gehaltenen Papiere geteilt durch die Anzahl der existierenden Anteile. Außerdem wird laufend, tatsächlich minütlich oder häufiger, ein indikativer Nettoinventarwert (iNAV) berechnet; entweder auch vom Fondsanbieter oder von einem Dienstleister wie Bloomberg oder der Deutschen Börse.

 

vor 16 Minuten von wertpapier45374:

Der Preis eines Stück ETFs wird also nicht direkt durch Angebot und Nachfrage nach diesem Stück bestimmt?

 

Doch, schon. In der Realität weicht der Preis aber nur selten stärker vom Nettoinventarwert ab, weil sich sonst eine Gelegenheit für Arbitrage bietet, d.h. ein Geschäft mit risikolosem Gewinn: Wenn z.B. Anteile zu billig angeboten werden, lohnt es sich, die zu kaufen (= steigende Nachfrage = tendenziell steigender Preis), direkt umzutauschen in die dahinterstehenden Aktien und die wieder zu verkaufen. Und entsprechend umgekehrt, wobei dann das steigende Angebot tendenziell zu sinkenden Preisen führt, also ebenfalls in Richtung des „richtigen“ Preises.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
spreadit
vor 6 Stunden von wertpapier45374:

 

2) Der Preis eines Stück ETFs wird also nicht direkt durch Angebot und Nachfrage nach diesem Stück bestimmt?

 

Danke!

Bei Fondsanteilen wird der Wert grundsätzlich einmal täglich von der Fondsgesellschaft ermittelt und als Nettoinventarwert (NAV) veröffentlicht.

Der Nettoinventarwert gibt dabei den aktuellen Wert der im Fonds befindlichen Wertpapiere, Sicherungsinstrumente, usw. zum Stichtag zum Stichtagszeitpunkt wieder.

Je nach Fonds und Fondsgesellschaft /KVG ist der Bezug direkt über die KVG zum NAV (ggf. zzgl. Ausgabeaufschlag) möglich. Insofern ist es auch logisch, dass die Börsenkurse sich nicht weit vom NAV entfernen, jedenfalls auf Tagessicht. Intraday ist das m.E. durchaus möglich und auch immer von der Uhrzeit abhängig und ggf. könnte ein Direktbezug über die KVG mal von Vorteil und mal von Nachteil sein.

 

Es gibt aber durchaus auch Konstellationen, in denen der Börsenkurs stark vom NAV abweicht. Das war und ist m.W. bei einigen offenen und geschlossenen Immobilienfonds der Fall, die zwar börsengehandelt sind, aber bei denen eine Rückgabe nicht börsentäglich erfolgen kann, entweder weil die gesetzlichen Vorschriften zur Anteilsrücknahme zu beachten sind (Mindesthaltefrist und Rückgabefrist) oder weil die Rücknahme komplett ausgesetzt ist. Aus diesem Grund werden diese Fondsanteile über die Börse häufig mit einem größeren Abschlag gehandelt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 10 Stunden von wertpapier45374:

Als Beispiel nehmen wir den physisch replizierenden Vanguard FTSE ALL WORLD ETF.

Für 100€ kaufe ich 1 Stück davon.

 

Jetzt gehören mir X Anteile von Microsoft, Y von Facebook usw.

 

Hier ist schon ein Denkfehler.

 

Wenn Du einen Anteil des Vanguard FTSE ALL WORLD ETF kaufst, gehört Dir ein Anteil des Vanguard FTSE ALL WORLD ETF!

 

Du wirst nicht Besitzer oder Eigentümer von Microsoft- oder Facebook-Aktien.

 

Es ist noch nicht einmal klar, ob Du indirekt (also über den ETF) an Microsoft oder Facebook beteiligt ist. Der Vanguard FTSE ALL WORLD ETF bildet den Index durch physische Replikation mittels Sampling ab. Kann sein, dass der Vanguard FTSE ALL WORLD ETF Eigentümer von Microsoft- oder Facebook-Aktien ist, kann aber auch nicht sein.

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial
vor 12 Stunden von spreadit:

Je nach Fonds und Fondsgesellschaft /KVG ist der Bezug direkt über die KVG zum NAV (ggf. zzgl. Ausgabeaufschlag) möglich. Insofern ist es auch logisch, dass die Börsenkurse sich nicht weit vom NAV entfernen, jedenfalls auf Tagessicht. Intraday ist das m.E. durchaus möglich und auch immer von der Uhrzeit abhängig und ggf. könnte ein Direktbezug über die KVG mal von Vorteil und mal von Nachteil sein.

Der Direktbezug über die KVG ist zwar theoretisch möglich, praktisch kenne ich keinen Broker bei dem das geht. Es gibt aber einen anderen stabilisierenden Faktor. ETFs, die an einer Börse gelistet werden möchten, müssen einen Marketmaker benennen. Ein Marketmaker ist verpflichtet in 90% der Handelszeit Geld-/Brief-Kurse zu stellen, der Abstand zwischen Geld- und Briefkurs (=Spread) darf dabei ebenfalls nicht beliebig groß (ich glaube 2% ist da eine harte Grenze, effektiv habe ich die so aber noch nie gesehen) sein.

 

Es ist einigermaßen plausibel, dass jemand der verpflichtet ist ETF zu kaufen bzw. zu verkaufen die Kurse dafür so gestaltet, dass sie sich um den indikativen NAV bewegen. Der Marketmaker kauft also in der Regel leicht unter dem iNav ETF-Anteile an und verkauft ETF-Anteile leicht über dem iNav. Theoretisch ist es natürlich möglich, dass ein großer Marktteilnehmer ETF-Anteile günstiger verkauft bzw. teurer kauft. Ein großer Anteil dürfte dabei vom Marketmaker abgefischt werden, aber wenn der gerade keine Kurse stellt oder gerade nicht genug Geld/Anteile zur Verfügung hat, kann es auch sein, dass man ein Schnäppchen macht.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
wertpapier45374
Am 29.4.2020 um 10:02 von chirlu:

 

Der Fondsanbieter berechnet jedenfalls täglich den Nettoinventarwert (NAV, net asset value), d.h. den Marktwert aller gehaltenen Papiere geteilt durch die Anzahl der existierenden Anteile. Außerdem wird laufend, tatsächlich minütlich oder häufiger, ein indikativer Nettoinventarwert (iNAV) berechnet; entweder auch vom Fondsanbieter oder von einem Dienstleister wie Bloomberg oder der Deutschen Börse.

Danke für das Stichwort Nettoinventarwert.

 

vor 14 Stunden von stagflation:

 

Hier ist schon ein Denkfehler.

 

Wenn Du einen Anteil des Vanguard FTSE ALL WORLD ETF kaufst, gehört Dir ein Anteil des Vanguard FTSE ALL WORLD ETF!

 

Du wirst nicht Besitzer oder Eigentümer von Microsoft- oder Facebook-Aktien.

 

Es ist noch nicht einmal klar, ob Du indirekt (also über den ETF) an Microsoft oder Facebook beteiligt ist. Der Vanguard FTSE ALL WORLD ETF bildet den Index durch physische Replikation mittels Sampling ab. Kann sein, dass der Vanguard FTSE ALL WORLD ETF Eigentümer von Microsoft- oder Facebook-Aktien ist, kann aber auch nicht sein.

 

Ich gebe Dir recht, dass die Allokaiton nicht zu jedem Zeitpunkt genau klar ist. Aber so grundsätzlich hat der ETF die Aktien irgendwo als Sondervermögen im Hintergrund. Dieses zu wissen reicht mir aus.

 

vor 5 Stunden von etherial:

Der Direktbezug über die KVG ist zwar theoretisch möglich, praktisch kenne ich keinen Broker bei dem das geht. Es gibt aber einen anderen stabilisierenden Faktor. ETFs, die an einer Börse gelistet werden möchten, müssen einen Marketmaker benennen. Ein Marketmaker ist verpflichtet in 90% der Handelszeit Geld-/Brief-Kurse zu stellen, der Abstand zwischen Geld- und Briefkurs (=Spread) darf dabei ebenfalls nicht beliebig groß (ich glaube 2% ist da eine harte Grenze, effektiv habe ich die so aber noch nie gesehen) sein.

 

Es ist einigermaßen plausibel, dass jemand der verpflichtet ist ETF zu kaufen bzw. zu verkaufen die Kurse dafür so gestaltet, dass sie sich um den indikativen NAV bewegen. Der Marketmaker kauft also in der Regel leicht unter dem iNav ETF-Anteile an und verkauft ETF-Anteile leicht über dem iNav. Theoretisch ist es natürlich möglich, dass ein großer Marktteilnehmer ETF-Anteile günstiger verkauft bzw. teurer kauft. Ein großer Anteil dürfte dabei vom Marketmaker abgefischt werden, aber wenn der gerade keine Kurse stellt oder gerade nicht genug Geld/Anteile zur Verfügung hat, kann es auch sein, dass man ein Schnäppchen macht.

Danke für die Erläuterungen. Werde nochmal weiter recherchieren und mich ggf. mit neuen Fragen melden :)

 

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
stagflation
vor 12 Stunden von etherial:

Der Direktbezug über die KVG ist zwar theoretisch möglich, praktisch kenne ich keinen Broker bei dem das geht.

 

Hier muss man zwischen "klassischen Fonds" und ETFs unterscheiden. Bei ETFs ist der Markt unterteilt in Primärmarkt und Sekundärmarkt. Der Privatanleger handelt am Sekundärmarkt - mit anderen Anlegern, OLPs/Market Makern und APs. Er hat keinen Zugang zum ETF-Anbieter, der am Primärmarkt handelt.

 

vor 12 Stunden von etherial:

Ein Marketmaker ist verpflichtet in 90% der Handelszeit Geld-/Brief-Kurse zu stellen, der Abstand zwischen Geld- und Briefkurs (=Spread) darf dabei ebenfalls nicht beliebig groß (ich glaube 2% ist da eine harte Grenze, effektiv habe ich die so aber noch nie gesehen) sein.

 

Es mag durchaus sein, das es an vielen Handelsplätzen Regeln für die Market Maker gibt. Die APs - und das sind die wirklich wichtigen Akteure auf dem ETF Markt - sind aber nicht verpflichtet, am Handel teilzunehmen.

 

vor 12 Stunden von etherial:

Es ist einigermaßen plausibel, dass jemand der verpflichtet ist ETF zu kaufen bzw. zu verkaufen die Kurse dafür so gestaltet, dass sie sich um den indikativen NAV bewegen.

 

Bei starker Volatilität (wie beispielsweise im März 2020) gilt das nicht mehr - hier kann es durchaus größere Abweichungen geben. Wie oben geschrieben, sind APs nicht verpflichtet, am Handel teilzunehmen. Wenn die Situation unübersichtlich wird, ziehen sie sich zurück. Die Kurse können sich dann unabhängig vom iNAV entwickeln - und hiermit meine ich nicht nur einen größeren Spread, sondern sowohl Geld- und Brief-Kurse können unter oder über dem zum iNAV passenden Kurs liegen.

 

Als Privatanleger sollte man deshalb damit rechnen, dass man in turbulenten Börsenzeiten bei ETFs nicht immer faire Kurse bekommt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...