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The Statistician

Emerging Markets und Policy Risk Faktor

Empfohlene Beiträge

oktavian
Am 20.4.2020 um 14:52 von The Statistician:

Wie zu Beginn geschrieben, geht es mir bei dem Thread zunächst um die Frage, ob EM mit dem Faktor Political Risk gleichzusetzen sind. Und wie man sicher schon rausgelesen hat, halte ich selber diese Form der Gleichsetzung für zu oberflächlich.

Stimme da voll zu. Es gibt auch regionale subindices: EM Asia, EM Latin America, EM EMEA. Sehe da schon Unterschiede. China würde ich derzeit sogar als Spezialfall werten.

 

Ohne mich damit beschäftigt zu haben, kann ich sofort eine Prämie für EM aus den Daten nicht herleiten. Seit 1988 gibt es den  MSCI EM Index.

Zitat

The MSCI Emerging Markets(EM) Index was launched in 1988 including 10 countries with a weight of about 0.9% in the MSCI ACWI Index. Currently, it captures 26 countries across the globe and has a weight of 12% in the MSCI ACWI Index.

https://www.msci.com/our-solutions/index/emerging-markets

 

Der Index hat sich einfach zu sehr verändert. Bei der Aufnahme neuer Länder kommt es automatisch zu market timing. Historisch zurück rechnen mit 26 Ländern geht vermutlich auch nicht, da sich die Aktienmärkte dort erst richtig entwickelt haben. Sehr schwierig. Auf jeden Fall sehe ich statistisch alleine durch die schwankende Indexzusammensetzung eine Ableitung eines political risk factors im Sinne einer Faktorprämie als schwer an. Jedes Kind weiß politische Risiken sind in EM höher als in DM. Nun zu glauben daher erreiche man eine höhere Rendite ist nicht so eindeutig. Es lassen sich nicht andere Gründe direkt ausschließen und man müsste ja das politische Risiko quantifizieren und je höher das politische Risiko dann war desto höher die Rendite im Schnitt (wenn es eine Faktorprämie sei).

 

Ihr führt ja das Paper Pástor, Ľ., & Veronesi, P. (2013). Political uncertainty and risk premia. Journal of financial Economics, 110(3), 520-545. an mit dem Abstract:

Zitat

Abstract:We develop a general equilibrium model of government policy choice in which stock prices respond to political news. The model implies that political uncertainty commands a risk premium whose magnitude is larger in weaker economic conditions. Political uncertainty reduces the value of the implicit put protection that the government provides to the market. It also makes stocks more volatile and more correlated, especially when the economy is weak. We find empirical evidence consistent with these predictions.

Das ist aber ex-post. Das hat nichts mit den politischen Risiken ex-ante zu tun. Überspitzt: Dann kann ich jetzt auch einen Überraschungsgewinn-Faktor rausbringen. Wenn der Gewinn höher als erwartet ausfällt, wird der Kurs in der Regel steigen. Die Korrelation zum Faktor muss man aber ex-ante berechnen können. Könnt ihr das mal erklären, wie man damit die Rendite vorhersagen kann im Sinne eines Faktormodells?
 

Zitat

Conclusion: We examine the effects of political uncertainty on stock prices through the lens of a general equilibrium model of government policy choice. In the model, the government tends to change its policy when the economy is weak, effectively providing put protection to the market. The value of this implicit put protection is reduced by political uncertainty. This uncertainty commands a risk premium even though political shocks are orthogonal to fundamental economic shocks. The risk premium induced by political uncertainty is larger in a weaker economy. Political uncertainty also makes stocks more volatile and more correlated, especially when the economy is weak. Larger
heterogeneity among the potential new government policies increases risk premia as well as volatilities and correlations of stock returns. We find some empirical support for the model's key predictions
 

Empirisch wurde der policy uncertainty (PU) index of Baker, Bloom, and Davis (2012) genutzt. Um es klar zu sagen: Hier geht es hauptsächlich um Nachrichten. Generell sehe ich da keine Ableitung einer Prämie für EM. Das Buch von Kommer habe ich auch nicht gelesen. Wie gesagt anahnd des hier von euch bisher geschriebenen, kann ich seine Herleitung absolut nicht nachvollziehen.

Zitat

The first component, which receives the largest weight, captures news coverage of policy-related uncertainty. Beginning in January 1985, this component is obtained by month-by-month searches of Google News for newspaper
articles that refer to uncertainty and the role of policy. The second component is the number of federal tax code provisions set to expire in coming years, obtained from the congressional Joint Committee on Taxation. The third component, the extent of disagreement among forecasters of future inflation and government spending, is intended to capture elements of uncertainty about future U.S. monetary and fiscalpolicies.

 

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oktavian

Hier mal die Daten von 05/2021 https://www.policyuncertainty.com/all_country_data.html , würde das jetzt nicht als repräsentativ für die politische Unsicherheit sehen. Italien müsste da höher liegen imho.

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Kratos

Das grundlegende Problem an allen diskutierten Faktoren ist doch: 

Warum sollten diese nicht wegarbitriert werden, und somit (risikoadjustiert) einfach nur noch die Marktrendite liefern?

Warum sollten diese über Jahrzehnte fortbestehen, nur dann würde ich mich ja danach richten wollen?

 

Political Risk oder Illiquidität bei Size macht ja zumindest noch Sinn, dass ich da (aber nur vor Risikoadjustierung) eine Überrendite erreiche, bei Low Vola o.ä. denk ich dann halt nur noch Data Mining...

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slekcin
· bearbeitet von slekcin
Daten auch als EUR
Am 27.7.2021 um 13:52 von DST:

@slekcin Da das anscheinend noch niemand getan hat möchte ich Dir etwas verspätet für deine Auswertung danken. Vielleicht hast du ja Lust sie mal auf den neuesten Stand zu bringen, sodass dann die vollen letzten zwei Dekaden abgedeckt werden würden?

@DST Du bist zwar aktuell aus dem Forum verschwunden aber wer weiß. Schließlich konnte sich Tyr auch nicht ewig vom WPF trennen. Hier mal die letzten 20y seit Dez. 2000. Auf 18 Jahressicht hätte man gut auf EM verzichten können.

 

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In der Excel auch nochmal alles in EUR. Da ist die Korrelation auch nochmal höher (sofern ich alles richtig gemacht habe...) 

 

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Indizes.xlsx

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Synthomesc_alt
vor 3 Stunden von slekcin:

Auf 18 Jahressicht hätte man gut auf EM verzichten können.

Interessante Zahlen!
Das zeigt sehr schön, dass man einen langen Atem haben muss um bei Faktoren, wenn wir die EM dazu zählen wollen, überhaupt eine Überrendite zu generieren....
Dazu kommt noch, dass diese in der Regel recht kleinteilig in den Portfolios gewichten sind, so das man schon viel Glück und Zeit braucht um da langfristig überhaupt einen Nutzen daraus ziehen zu können....

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slekcin
· bearbeitet von slekcin
vor 36 Minuten von Synthomesc:

Interessante Zahlen!
Das zeigt sehr schön, dass man einen langen Atem haben muss um bei Faktoren, wenn wir die EM dazu zählen wollen, überhaupt eine Überrendite zu generieren....
Dazu kommt noch, dass diese in der Regel recht kleinteilig in den Portfolios gewichten sind, so das man schon viel Glück und Zeit braucht um da langfristig überhaupt einen Nutzen daraus ziehen zu können....

Dafür hat man als EUR Anleger im betrachteten Zeitraum bei einer Investition in EM bereits bei 10 Jahren im Markt keinen Zeitraum mit Verlusten und bei einer Investitionszeit von 5 Jahren nur 5 rollierende negative Renditen. Beim World muss man schon immer 15 Jahre dabei gewesen sein um sicher zu gehen. Damit ist doch eine Investition in EM risikoärmer oder etwas nicht :narr:

 

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Synthomesc_alt
vor 2 Stunden von slekcin:

Damit ist doch eine Investition in EM risikoärmer oder etwas nicht


Was deine Zahlen zeigen ist folgendes...man muss nicht EM mit ins Portolio holen , man kann es, mit den entsprechenden Risiken ,welche wir jetzt gerade wieder sehen...
Evergrande ist nicht selbstverschuldet in die Krise gekommen...das ist von der Regierung so gewollt...wie auch die Regulierungen der Tech Konzerne....
Was da gerade passiert ist ein Machtkampf, an dem ich als Kleinanleger nicht unbedingt partizipieren muss!

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Nachdenklich
Am 8.1.2022 um 19:41 von Synthomesc:

Interessante Zahlen!
Das zeigt sehr schön, dass man einen langen Atem haben muss um bei Faktoren, wenn wir die EM dazu zählen wollen, überhaupt eine Überrendite zu generieren....

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Das zeigt aber auch sehr schön, daß man jetzt 18  oder 20 Jahre lang die Möglichkeit hatte, EM günstig einzukaufen.

Sollte "reversion to the mean" in der Realität auftreten, dann kann sich derjenige auf die Schulter klopfen, der seit Dezember 2000 seinen Sparplan auf die EM-Werte durchgehalten hat.

 

 

 

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