vergessene Verlustbescheinigung

[Telefonmann]

Hallo liebe Foristi,

 

lange bin ich in diesem Forum schon als stiller Leser dabei und habe sehr viel gelernt und daraus auch schon einige gute Entscheidungen ableiten können.

 

Jetzt habe ich eine Frage, bei der ich nicht recht weiterkomme und mich über Hilfe freuen würde. Folgender Sachverhalt:

 

Ich habe im Jahre 2019 recht gute Gewinne (> 20.000€) mit dem Verkauf einer Aktie (Evotec) eingefahren. Die Aktie hatte ich in meinem Depot bei der Comdirect, welches ich aber mittlerweile gekündigt habe.

Meine Frau (steuerlich zusammen veranlagt), hat aktuell eine Aktie mit (Buch)verlust im Depot (1822direkt), welche wir eigentlich noch in diesem Jahr verkaufen wollten, um die Verluste gegen die Gewinne aus meinem Verkauf zu verrechnen (die Steuern betreffend). So der Plan...

Es wird sich nicht lohnen, die Aktie zu halten, um auf bessere Zeiten zu warten. Der Zug ist sicherlich abgefahren und wir/ich haben da zu lange gewartet. Alter Anlegerfehler, ich weiß.

 

Aufgrund vieler persönlicher Dinge, die in unserem Familienumfeld in den letzten Wochen auf uns eingeprasselt sind, haben wir versäumt eine Verlustbescheinigung zu beantragen bzw. die Aktien rechtzeitig zu verkaufen. Das ist blöd, aber leider menschlich.

 

Meine Frage nun, vor allem an die Steuerexperten: Gibt es noch eine Möglichkeit, wie wir die Gewinne aus dem Verkauf der Aktien in 2019 noch mit Verlusten verrechnen können mit den Aktien meiner Frau, wenn wir sie noch dieses Jahr verkaufen?

Oder gibt es hier noch schlauere Optionen die ich/wir nicht kennen.

 

Für Hilfe wäre ich sehr dankbar.

 

Beste Grüße

Michael

[Cai Shen]

Das Jahr ist noch nicht zu Ende, also alle Aktien Verlustpositionen 2019 verkaufen und dann Anfang 2020 eine Verlustbescheinigung der 1822 beantragen. Fristen beachten!

Normalerweise würden die Verluste bei der 1822 im Sammeltopf Aktien zur späteren Verrechnung stehen bleiben, mit der Beantragung einer Verlustbescheinigung werden realisierte Verluste (keine Buchverluste) gegenüber dem Finanzamt bescheinigt und der Sammeltopf bei der Bank entsprechend genullt.

Mit Steuerbescheinigung der Comdirekt und Verlustbescheinigung der 1822 können die Positionen aus verschiedenen Depots bei der Steuererklärung verrechnet werden.

 

Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.

[reckoner]

Hallo,

 

die Antwort von Cai Shen war leider unpassend, denn der 15.12. ist ja schon vorbei.

 

Was imho noch gehen könnte: Aktie verkaufen, falls noch andere Wertpapiere in dem Dept liegen diese in ein anderes Depot übertragen und dann das Depot auflösen. Das muss allerdings alles noch in diesem Jahr stattfinden, und lohnt wohl nur in extremen Fällen.

 

Außerdem könnte dir deine Frau die Aktien schenken (Depotübertrag zur Comdirect), du müsstest dort aber auch noch in diesem Jahr verkaufen, könnte aber vielleicht noch klappen.

 

Mehr Ideen hab' ich auch nicht.

 

Stefan

 

[Cai Shen]

vor 20 Minuten von Cai Shen:

Fristen beachten!

War ja nicht sooo falsch.

[kleinerfisch]

vor einer Stunde von reckoner:

und dann das Depot auflösen

Ich denke, man muss die Bankverbindung insgesamt beenden, also auch alle Konten dort kündigen. Wenn noch Konten bestehen, wird die Bank keine Verlustbescheinigung ausstellen.

Ich habe vorgestern ein Konto bei der ING gekündigt (da geht das online) und heute war bereits der Brief mit dem finalen Kontoauszug da.

Depotübertrag wird  nach meinen Erfahrungen in den verbleibenden sechs Bankarbeitstagen eher nicht mehr klappen.

 

Dann ginge noch der Stückzinstrick, um die Gewinne von 2019 nach 2020 zu verschieben, vorausgesetzt es ist genug Liquidität vorhanden.

[reckoner]

Hallo,

 

ja, richtig, Depot kündigen war falsch, es muss die ganze Bank sein.

Eine Verlustbescheinigung gibt es aber auch dann nicht, aber eine abschießende Steuerbescheinigung (was im Endeffekt aufs selbe hinausläuft).

 

Zitat

Depotübertrag wird  nach meinen Erfahrungen in den verbleibenden sechs Bankarbeitstagen eher nicht mehr klappen.

Müsste man direkt morgen machen, und nicht einfach per Formular, sondern persönlich. Das kann schon noch klappen, ich würde 50:50 sagen.

 

Zitat

Dann ginge noch der Stückzinstrick,

Nee, geht hier nicht, es handelt sich ja um Aktien.

Nur die Gewinne in diesem Jahr könnten damit reduziert werden, nicht aber mit den Verlusten im nächsten Jahr verrechnet (außer es werden im nächsten Jahr noch weitere Aktiengewinne realisiert).

 

Stefan

 

[kleinerfisch]

vor 10 Stunden von reckoner:

Nee, geht hier nicht, es handelt sich ja um Aktien.

Stimmt, der Stückzinstrick wandelt die Aktiengewinne in normale Gewinne um. Damit entfällt im Folgejahr die Möglichkeit, die vorhandenen Aktienverluste gegenzurechnen.

 

vor 11 Stunden von reckoner:

Müsste man direkt morgen machen, und nicht einfach per Formular, sondern persönlich. Das kann schon noch klappen, ich würde 50:50 sagen.

Man kann natürlich anrufen und versuchen, die Dringlichkeit klarzumachen. Ob das bei der 1822 klappt, erfordert einen Versuch.

Ich habe schon mehrere Dutzend DÜs gemacht und kann mich nicht erinnern, dass es je so schnell gegangen wäre (habe aber auch keine Aufzeichnungen darüber).

 

Noch eine Idee, die bei mir einmal auch so ungefähr um dieses Datum geklappt hat: Anrufen, Situation schildern und fragen, ob nicht doch noch Verlustbescheinigung beantragt werden kann. Alternativ online schauen, ob die Möglichkeit der Beantragung noch gegeben ist und das einfach probieren. Wenn sonst nichts geht, kann man ja nichts verlieren.

[reckoner]

Hallo,
 

Zitat

Ich habe schon mehrere Dutzend DÜs gemacht und kann mich nicht erinnern, dass es je so schnell gegangen wäre (habe aber auch keine Aufzeichnungen darüber).

 

Ich aber.

Hier meine Liste (alles von Onvista nach Comdirect): 10, 9, 15, 14, 8 [jeweils Kalendertage, Bankarbeitstage hab' ich leider nicht notiert]

 

Zitat

Anrufen, Situation schildern und fragen, ob nicht doch noch Verlustbescheinigung beantragt werden kann.

Kann man natürlich machen. Aber ich glaube kaum, dass eine Bank da mitzieht. Erstens geht es um abfließendes Vermögen, da ist die Motivation meist nicht so hoch. Und zweitens wäre das illegal (praktisch hätte man dann etwas gegen die Bank in der Hand - der Bank würde ich deshalb davon abraten).

Bei einer lokalen Sparkasse geht das vielleicht, dann mit schriftlichem und zurückdatiertem Antrag (offiziell hat dann der Mitarbeiter den Antrag verschlampt und erst nach Fristende wiedergefunden). Aber bei einer Direktbank?

 

Stefan

 

[kleinerfisch]

vor einer Stunde von reckoner:

Erstens geht es um abfließendes Vermögen, da ist die Motivation meist nicht so hoch.

Nö, geht nur um Verlustbescheingung

vor einer Stunde von reckoner:

Aber bei einer Direktbank?

War glaube ich Consors damals, auf jeden Fall eine Direktbank.

[Telefonmann]

Hallo,

 

zuerst einmal möchte ich allen für die Antworten danken. Finde ich wirklich super!

 

Letztendlich haben wir versucht, bei der 1822 doch noch eine Verlustbescheinigung für 2019 zu bekommen. Mal sehen was daraus wird.

Ein Depotübertrag auf die Comdirect ist leider nicht mehr möglich, da dieses Depot nicht mehr existiert d.h. bereits vor ein paar Monaten gekündigt wurde.

 

Ich denke, dass ich das schlussendlich als teuren Lerneffekt verbuchen muss. Leider.

 

Wenn sich noch etwas zum positiven wenden sollte, schreibe ich es ins Forum.

 

Vielen Dank noch einmal.

 

Beste Grüße

Michael

[MeinNameIstHase]

Michael,

für die "Verlustbescheinigung" gibt es amtliche Fristen. Da wird nicht verhandelt, denn da ist die Bank als verlängerter Arm des FA tätig.

 

Zitat

§43a Absatz 3 Satz 5 EStG: Der unwiderrufliche Antrag auf Erteilung der Bescheinigung muss bis zum 15. Dezember des laufenden Jahres der auszahlenden Stelle zugehen.

 

[Merol Rolod]

vor einer Stunde von Telefonmann:

...

Ich denke, dass ich das schlussendlich als teuren Lerneffekt verbuchen muss. Leider.

...

So teuer ist der Lerneffekt ja eigentlich nicht. Du zahlst zwar für dieses Jahr mehr Steuern als nötig, aber die Verluste der Aktie bei der 1822 gehen dir ja nicht verloren, so sie denn jetzt schon realisiert werden.

[reckoner]

Hallo,

 

Zitat

Nö, geht nur um Verlustbescheingung

Oh ja, ich war gedanklich noch bei dem Depotübertrag.

 

Stefan