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Der Horst

Währungsabsicherung: Kosten genau bestimmen

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Der Horst
· bearbeitet von Der Horst
Korrektur Rechnung

Hallo liebe WPFler,

 

die Frage ob mit oder ohne Währungsabsicherung spielt gerade bei Anleihen ja häufig eine Rolle hier im Forum. Ich möchte hier gerne die Grundlage für so eine Entscheidung diskutieren und besser verstehen, also: Wie teuer genau ist Währungsabsicherung für einen ETF? Gerne am klassischen Fall für deutschsprachige Anleger: Gehaltene USD-Position gegen EUR absichern.

 

Ich muss ganz ehrlich sagen, so ganz klar ist mir das nämlich nicht. Es heißt immer die Zinsdifferenz zahlt man mindestens. Welche Zinsen denn genau?

Der Libor 3m? Da komme ich auf 2,3285 Prozentpunkte (pp.) Differenz.

Für 12m sind es nur 2,2188 pp.

 

Oder gleich bei FX Forward Rates schauen?

Hier lande ich für 12m bei 253,95000. Ich nehme an, das sind Kosten in USD /10000 - also quasi BP "Hedge-Kosten"?. Wären dann 2,54% Hedge-Kosten für 12m?

Wenn wir wieder bei 3m schauen sehen wir nur 68.61000 als ^EURUSD Preis.

Das entspräche 0,69% Kosten für 3 Monate Absicherung. Gleichbleibend auf's Jahr wären wir also bei 1-(1-0,006861)^4 = 2,716% Hedge-Kosten mit regelmäßiger 3m Absicherung.

 

Bin ich hier komplett auf dem Holzweg oder kommst das in etwa hin?

Wo in der Spanne von 2,22%-2,72% liegen denn dann die tatsächlichen Hedge-Kosten für Euro-Hedged USD-ETFs? (z.B. einen US-Treasury-ETF gegen Euro abgesichert)

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Der Horst

Nochmal ein konkretes Beispiel (mit 1m Absicherung): Der SPDR Global Aggregate (Euro Hedged). Aus dem Factsheet:

 

Quote

The Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index (EUR Hedged) represents a close estimation of the performance that can be achieved by hedging the currency exposure of its parent index, the Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index, to EUR. The index is 100% hedged to the EUR by selling the forwards of all the currencies in the parent index at the one-month Forward rate.

 

Das müssen sie dann aber jeden Monat auf's neue tun, richtig?

FX ^EURUSD 1m liegt bei 26.74500, also 0,0026745%.

Ziehe ich das jeden Monat von meinem ETF ab komme ich auf's Jahr auf 3.16261% Verlust durch's Hedging (wenn der ganze ETF 100% USD hielte).

Kann das sein?

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Der Horst

Das Thema ist komplex. Ich habe mittlerweile woanders nach Antworten gesucht und bin dort auch fündig geworden.

 

Quintessenz: Beide Rechnungen kommen hin. Die 12m Raten zu verwenden entspricht der Marktimpliziten Perspektive, die 1m/3m Raten entsprechen der Position, dass sich die Zinsen über diesen Zeitraum hinaus für das Jahr nicht ändern werden (also anders, als der Markt es vorhersagt).

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Vielleicht interessiert Dich folgender Artikel: https://www.alfredberg.com/portfolio-currency-hedging-101-impacts-and-costs-what-you-need-to-understand/

 

Zitat

Many struggle with understanding currency exchange rates mechanisms as they price pairs and not one asset. ... Hedging costs are really only the OTC trading costs, credit risk and bid/offer imbalance effects, despite most using the expression meaning it includes the interest rate differential.

 

Es steht auch etwas zu den Zeiträumen in dem Artikel:

 

Zitat

A simple hedge of the above bond portfolio would be to sell ... forwards for the value of the portfolio. It is usual to do this on a one or three month horison. The first implies 12 rolls (or renewals) per year and the latter 4 rolls. Some investors hedge more precisely by hedging each holding individually in the portfolio.

 

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Saek

Wenn ich die Kosten des Hedging abschätzen will, also nicht die „Zinskompensation“, wäre dann das Folgende ein valider Gedankengang? Richtig sicher bin ich mir nicht, ob ich es verstanden habe.

Zuerst einmal vergleiche ich die Libor-Zinssätze, was ja den tatsächlichen Unterschieden im (risikolosen) Zins entspricht. Und dann vergleiche ich das mit den Forward Rates, also etwas, das ich tatsächlich umsetzen kann?

 

Beispiel aus den Links im Eröffnungspost:

grafik.png.1689bd8a93d1623542d19680e5f89d26.pnggrafik.png.12316b0c46244dba56312f4835c1a1f4.png

grafik.thumb.png.31e386afd7e19c9e8c1e5a5afd987beb.png

12m Libor EUR: -0.4921%

12m Libor USD: 0.2809%

Differenz: 0.773%

12m Forward Rate: 101.03, also gut 1% (?)

 

Das würde heißen, hier hätte man mehr als 0,2% Kosten zusätzlich zur Zinsdifferenz? Wobei das halt der Markterwartung der Wechselkursveränderung entspricht? Wenn die eintritt, hat man als Kosten nur den Spread der Forward Rates? Oder fallen bei der Absicherung noch irgendwelche signifikanten Gebühren an, die hier nicht offensichtlich sind?

 

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Rendito
vor 17 Minuten von Saek:

Das würde heißen, hier hätte man mehr als 0,2% Kosten zusätzlich zur Zinsdifferenz?

Im Prinzip ja. Die Details der Berechnung der (tatsächlichen) Hedging-Kosten werden in diesem Beitrag ganz gut erklärt.

 

vor 17 Minuten von Saek:

Wobei das halt der Markterwartung der Wechselkursveränderung entspricht? Wenn die eintritt, hat man als Kosten nur den Spread der Forward Rates?

Nein. Die Markterwartung der Wechselkursveränderung drückt sich ja gerade in den Forward Rates aus. Wenn die eintritt, bleibst Du dennoch auf den (tatsächlichen) Hedging-Kosten sitzen, die Du ja in Deinem Beispiel oben selbst abgeschätzt hast. Sie bestehen aus OTC-Transaktionskosten, Kreditrisikoprämien und ggf. einer Nachfrageüberhangprämie (je nach Währung).

 

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oktavian

Bei den Kosten würde ich noch Steuern hinzufügen, da du da verschiedene Töpfe ansprichst. Also z.B. Kursgewinn lässt sich nicht mit Hedgeverlust verrechnen etc. Oder gibt es hedge accounting bei der deutschen Abgeltungssteuer?

 

Zum Verständnis auch mal Zinsparität nachlesen. Es geht bei den Preisen ums Gleichgewicht wegen "no arbitrage", aber diese forward Kurse sind keine Prognosen. In der Tat kann man den forward rate bias traden (carry trade). Mir ist das steuerlich einfach zu blöd. Ich hedge gar nicht. Du kannst dann bei Aktien natürlich Gewinnwachstum in Lira nicht mit USD oder EUR Gewinnwachstum vergleichen. Also bei der Bewertung dann immer die gleiche Währung benutzen bzw es real (bereinigt um Inflation) anschauen.

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Saek
· bearbeitet von Saek
2 minutes ago, oktavian said:

Bei den Kosten würde ich noch Steuern hinzufügen, da du da verschiedene Töpfe ansprichst. Also z.B. Kursgewinn lässt sich nicht mit Hedgeverlust verrechnen etc. Oder gibt es hedge accounting bei der deutschen Abgeltungssteuer?

Mir geht es nur um (Anleihen) ETFs. Da sind Steuern fondsintern wohl egal bzw. fallen keine an.

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Saek
· bearbeitet von Saek
38 minutes ago, Rendito said:

Die Markterwartung der Wechselkursveränderung drückt sich ja gerade in den Forward Rates aus.

Puh, da kann ich nicht folgen... Die Forward Rates sind ja das, was in den Zahlen oben um 0.2% "teurer" als die Zinsdifferenz sind. Genau so habe ich es auch geschrieben?

Quote

Wenn die eintritt, bleibst Du dennoch auf den (tatsächlichen) Hedging-Kosten sitzen, die Du ja in Deinem Beispiel oben selbst abgeschätzt hast. Sie bestehen aus OTC-Transaktionskosten, Kreditrisikoprämien und ggf. einer Nachfrageüberhangprämie (je nach Währung).

Äh, da stehe ich jetzt komplett auf dem Schlauch. OTC-Transaktionskosten und Kreditrisikoprämien habe ich (zumindest nicht bewusst) gar nicht erwähnt/quantifiziert?

Die 0.2% kommen dann eventuell vom Nachfrageüberhang? Könnte natürlich wiederum sein, dass sich das zukünftig genau so in echter Nachfrage niederschlägt und zusätzlich zu einer entsprechenden Währungskursveränderung führt? Ich muss wohl mal historische Daten analysieren, damit ich das verstehe.

38 minutes ago, Rendito said:

Die Details der Berechnung der (tatsächlichen) Hedging-Kosten werden in diesem Beitrag ganz gut erklärt.

Danke, das deckt sich z.T. mit meiner obigen „Berechnung“, nämlich dass der Unterschied Forward – Zinsdifferenz den angeblich „echten“ Hedging-Kosten entspricht. Allerdings fehlt mir der Bezug zur tatsächlich eingetretenen Wechselkursveränderung. Mal schauen, ob ich das hinkriege.

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Rendito
vor 15 Minuten von Saek:

Die Forward Rates sind ja das, was in den Zahlen oben um 0.2% "teurer" als die Zinsdifferenz sind.

Genau, und diese Differenz kann aus einfachen Arbitrageüberlegungen* ja nichts anderes sein als die (tatsächlichen) Hedging-Kosten. Direkt kann man die als Außenstehender nicht ermitteln (da OTC-Geschäfte, individuelle Bonität spielt eine Rolle, außerdem aktuelle Angebots-Nachfrage-Situation je nach Währung). Du wirst sie auch nicht in den ETF-Prospekten oder -Jahresabschlüssen beziffert finden (übrigens sind sie auch nicht Bestandteil der TER). Also muss man sie indirekt abschätzen, wie Du es ja in Deinem Beispiel grundsätzlich korrekt getan hast.

 

[* Tatsächlich ist die Situation etwas komplizierter, worauf @oktavian oben hingewiesen hat: die Forward Rates sind tatsächlich systematisch verzerrte Prognosen der Wechselkursentwicklung ("FX forward bias"). Ein faszinierendes Thema, wenn Du Dich mal in die Grundlagen eingearbeitet hast.]

 

vor 15 Minuten von Saek:

Äh, da stehe ich jetzt komplett auf dem Schlauch. OTC-Transaktionskosten und Kreditrisikoprämien habe ich (zumindest nicht bewusst) gar nicht erwähnt/quantifiziert?

Vielleicht hilft diese Lektüre. Oder einfach mal googlen nach Forwards und deren Funktionsweise.

 

 

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Saek
· bearbeitet von Saek

Historische Libor-Daten finde ich (Link), aber historische Forward-Raten scheinen deutlich schwieriger zu sein. :wacko: Bei barchart.com gibts aber ein bisschen was in der einmonatigen free trial, Daten siehe Anhang, leider nur 2 Jahre.

 

Interessant fände ich, wieviel vom Unterschied Forward Rate – Zinsdifferenz einer (eingetroffenen) Wechselkursprognose entspricht und wieviel davon als Kosten gesehen werden kann. Daran versuche ich mich dann vermutlich morgen. D.h., irgendwie diese "Prognosen" mit dem tatsächlichen Wechselkurs in Verbindung bringen?

grafik.png.0cb961f7f8c1f6b2c78621b41f084d08.png

 

libor+forward.zip

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stagflation

Es gibt einen interessanten Artikel bei Pimco: https://www.pimco.de/de-de/insights/investment-strategies/featured-solutions/the-fx-dilemma-an-introduction-to-hedging-currency-risk-in-bond-portfolios

 

Dort ist auch ein Diagramm über fast 20 Jahre:

 

image.thumb.png.7be8ac79f54cc263055d31fd2960b1ed.png

(Klicken für Vergrößerung)

 

Man sieht schön, dass der Hauptanteil der "Kosten" (roten Kurve) die Zinsdifferenzen sind - und dass die rote Kurve mal positiv und mal negativ sind. Weshalb ich das Wort "Kosten" nicht mag.

 

Spannend ist die blaue Kurve "FX basis", die im Artikel folgendermaßen beschrieben wird:

Zitat

Währungsbasis: Dies sind die zusätzlichen Kosten, die die Anleger bezahlen, um Währungen auf Termin zu kaufen und zu verkaufen, und die zur Zinsdifferenz hinzuzurechnen sind. Dieser Faktor hängt weitgehend vom Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei den verschiedenen Währungen ab.

 

Diese Kurve ist meistens negativ - aber nicht immer! Sie ist auch manchmal positiv. Sie scheint also zusammengesetzt zu sein aus "tatsächlichen Kosten", die immer negativ sind - und etwas anderem, was manchmal positiv und manchmal negativ sein kann: vermutlich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

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Der Horst
· bearbeitet von Der Horst
7 hours ago, stagflation said:

 

Diese Kurve ist meistens negativ - aber nicht immer! Sie ist auch manchmal positiv. Sie scheint also zusammengesetzt zu sein aus "tatsächlichen Kosten", die immer negativ sind - und etwas anderem, was manchmal positiv und manchmal negativ sein kann: vermutlich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

Danke für den spannenden Artikel und die sehr schöne Grafik, @stagflation.

 

12 hours ago, Saek said:

12m Libor EUR: -0.4921%

12m Libor USD: 0.2809%

Differenz: 0.773%

12m Forward Rate: 101.03, also gut 1% (?)

Ich weiß nicht wo Du die Raten her hast, aber der Ask/Bid-Spread ist (heute) bei FX empire erheblich günstiger - damit auch die "Points" (rechte Spalte):

 

Die Forward-Raten Kosten ggü. Spot-Preis liegen damit bei mir:  

image.thumb.png.34e7d23b694487ab336178dcb77fe73c.png

 

Kurzer Abgleich ggü. ON:

 

image.thumb.png.1ec7eb83c023fa4d03a74d453edd9614.png

 

Mid: 0,8213-0,8283 ~= 70 Points

Mid: 0,8213/0,8283-1 ~= -0,85%

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Saek
· bearbeitet von Saek
57 minutes ago, Der Horst said:

Ich weiß nicht wo Du die Raten her hast,

Aus den Links am Anfang.

On 12/14/2019 at 11:42 AM, Der Horst said:

Da scheint es jetzt auch besser zu sein.

8 hours ago, stagflation said:

Man sieht schön, dass der Hauptanteil der "Kosten" (roten Kurve) die Zinsdifferenzen sind - und dass die rote Kurve mal positiv und mal negativ sind. Weshalb ich das Wort "Kosten" nicht mag.

:thumbsup:

Nicht nur wegen der Schwankung zw. positiv und negativ. Auch weil die (kurzfristige) Zinsdifferenz ja den Unterschied zwischen den Niveaus des risikolosen Zinses beschreibt. Also halte ich die ridikoadjusierte Betrachtung (z.B. die Sharpe Ratio bezieht die Rendite auf den risikolosen Zins) in der Originalwährung mit der risikoadjustierten Betrachtung in der gehedgten Währung vergleichbar.

8 hours ago, stagflation said:

Sie scheint also zusammengesetzt zu sein aus "tatsächlichen Kosten", die immer negativ sind - und etwas anderem, was manchmal positiv und manchmal negativ sein kann: vermutlich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

Das ist sehr interessant. Könnte man auch sagen, dass das Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage vielleicht auch (wie die Zinsdifferenz) die Markterwartung der Wechselkursveränderung widerspiegelt? Der Wechselkurs selbst dürfte sich ebenfalls aus Angebot und Nachfrage ergeben.

Interessant wäre in dem Zusammenhang der Verlauf der "Kosten" für Hedging in die entgegengesetzte Richtung.

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Der Horst
· bearbeitet von Der Horst
11 hours ago, Saek said:

Das ist sehr interessant. Könnte man auch sagen, dass das Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage vielleicht auch (wie die Zinsdifferenz) die Markterwartung der Wechselkursveränderung widerspiegelt? Der Wechselkurs selbst dürfte sich ebenfalls aus Angebot und Nachfrage ergeben.

Nein, so einfach ist es nicht. Die Markterwartung für Zinsdifferenzen ist in der Forward Rate enthalten, aber die Markterwartung für davon unabhängige Währungsentwicklungen preist der Markt sofort ein - Analog Aktienkursen.

 

Die (nach meinen neueren Zahlen aber auch nicht sehr große) Anomalie dürfte nach reiner Lehre nicht existieren, da sich durch Arbitrage Gewinne erzielen lassen.

 

Hier gibt es mäßig gut verdauliche  Hintergründe, weshalb die FX Basis dennoch ungleich 0 sein kann: https://www.bis.org/publ/qtrpdf/r_qt1609e.pdf

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Saek
· bearbeitet von Saek
On 4/27/2021 at 12:18 AM, stagflation said:

image.thumb.png.7be8ac79f54cc263055d31fd2960b1ed.png

Die Zins- und Zinsdifferenzkurven kann ich soweit reproduzieren. Links das gleiche, aber nicht short-term sondern 12m Libor. Und dann habe ich den EUR USD Wechselkurs genommen, ca. ein Jahr in die Zukunft (ganz unsauber einfach 250 Tage weiter) und den Faktor der zukünftigen Veränderung berechnet (rechts).

grafik.png.63d9e97870b89917a8fa7ceb62be6a80.pnggrafik.png.42fdec2e24ec7d08ee3f31bc2caed807.png

Ich kann keine Korrelation erkennen :wacko: Vielleicht müsste man den Wechselkurs noch glätten. Aber die drastischen Schwankungen von  +/-20% statt +/-2% dürften dann auch bleiben. Auf jeden Fall scheint die Zinsparität in der Realität eher ein sehr ausbaufähiges Modell zur Erklärung der Wechselkurse (nicht Hedging) zu sein.

 

Weil ich mir da nichts weiter verspreche, habe ich mal noch angefangen, die historischen Kosten für einen konkreten ETF zu analysieren. Der iShares JPMorgan EM Bond (leider ausschüttend... wird schon passen...) reicht in der Variante (edit: keine Anteilsklasse, anderer ETF!) EUR-Hedged bis 2013 zurück. Das Bild zeigt den Kursverlauf normalisiert auf den Startzeitpunkt. Der Kursverfall der EUR-Hedged Variante ist natürlich zu erwarten (Zinsdifferenz). Entsprechend gleich risikoreiche EUR-EM-Bonds wären schließlich auch niedriger verzinst.

grafik.png.f750fcef953868e43e46b53e3e709871.png

Jetzt muss ich daraus nur noch die Zinsdifferenz und die Hedging-Kosten extrahieren. (und natürlich die 0.05% höhere TER der währungsgesicherten Anteilsklasse berücksichtigen. Das sind schon fast 4% über den Zeitraum.)

 

On 4/27/2021 at 8:29 PM, Der Horst said:

Nein, so einfach ist es nicht.

Schade :D Danke für das PDF, das werde ich versuchen zu verstehen.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

@Der Horst: danke für den Link zu FX Empire. Die Zahlen erscheinen mir wesentlich sinnvoller. Bei den oben geposteten Zahlen habe ich die ganze Zeit gegrübelt, warum der Spread so hoch ist!

 

Sind die wirklichen "Kosten" des Hedgings über Forward Contracts nicht einfach die Hälfte des Roundtrips EUR -> USD -> EUR?

 

Ich kenne mich da nicht aus - aber wir können es mit den Zahlen von "FX empire" probieren:

  • 1 Year EUR/USD Forward Rate: 1.2188
  • 1 Year USD/EUR Forward Rate: 0,8212

Das ergibt:  ( 1,2188 - ( 1 / 0,8212 ) ) / 1,2188 / 2 =  0,04 % p.a.

 

Wenn man dreimonatige Forward Contracts wählt, haben wir:

  • 3 Month EUR/USD Forward Rate: 1.2111
  • 3 Month USD/EUR Forward Rate: 0,8265

Das ergibt annualisiert: 4  *  ( 1,2111 - ( 1 / 0,8265 ) ) / 1,2111 / 2 =  0,19 % p.a.

 

Wenn man einmonatige Forward Contracts wählt, haben wir:

  • 1 Month EUR/USD Forward Rate: 1.2095
  • 1 Month USD/EUR Forward Rate: 0,8276

Das ergibt annualisiert: 12  *  ( 1,2095 - ( 1 / 0,8276 ) ) / 1,2095 / 2 =  0,58 % p.a.

 

Könnte hinkommen - wobei ich FX Empire nicht kenne und ich nicht weiß, ob es für große Investmentfirmen vielleicht irgendwo bessere Kurse gibt.

 

Auf Ebene der BBGA Fonds sind die prozentualen Hedging-Kosten geringer, weil ja nur ein Teil der Anleihen gehedgt werden muss (Euro-Anleihen müssen nicht nach Euro gehedgt werden). Außerdem haben einige Fonds sowohl Anteilsklassen, die nach USD hedgen und auch Anteilsklassen, die nach Euro hedgen. Ein Teil der Währungsschwankungen sollte also Fonds-intern und ohne externes Hedging verrechnet werden können.

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oktavian

@SaekGenerell macht es bei den Anleihen mehr Sinn zu hedgen, da Anleihen ebenso wie der Wechselkurs auf Zinsänderungen reagieren. Bei Aktiendepots sieht es da mit der Korrelation evtl. anders aus. Also hedgen macht umso mehr Sinn generell je positiver der Fremdwährungsreturn mit dem Return der Assets in fremder Währung korreliert. Das kann man sich dann mal für die Vergangenheit anschauen. Als Beispiel: Bei einem schock mit flight to safety Szenario würde der USD steigen und auch die US-Staatsanleihen. Daher sollte man evtl. USD underhedgen, aber der Euro ist ja auch relativ "safe". Also wenn man zum Beispiel in der Türkei wohnen würde, würde ich USD underhedgen, um hiervon zu profitieren. Wir sind nun aber Euro-Heimatwährungsinvestoren und wenn man dann z.B. in EM investiert hat man dieses doppelte Risiko in einer Krise: Anleihenkurse gehen runter + EM Währungen gehen runter. Insgesamt ein sehr komplexes Thema.

 

Generell ist auch ein hedgen mit Optimierung über alle Währungen interessant, da es hier auch Korrelationen untereinander und mit der Heimatwährung gibt, was aber in der Praxis sehr schwer umsetzbar ist.

 

Auch der Zeitraum spielt eine Rolle: Je langfristiger man es sieht, desto eher kann man aufs hedgen verzichten, da es kein risk premium für currency risk gibt. Also langfristig ist es ein zero-sum game und hedgen verursacht Zusatzkosten, soweit die Theorie. Was man als langfristig ansieht ist dann auch eine Frage, aber eher Jahrzehnte als Jahre.

 

@stagflationHat hier einfach den bis/ask spread ausgerechnet. Generell werden die forwards durch einen fx swap gerollt. Also in 12x fx-swap wären 12 spot Transaktionen + 12 forward-Transaktionen enthalten, rollen geht nicht mit nur 12 forward-Transaktionen.Üblicherweise kriegt man beim Wechselkurs den midprice für beide legs, wenn sie "matched" sind, also gleiches Volumen. Kosten sind die forward points, welche beidseitig gequotet werden, also auch wie ein bis-ask spread. Wenn man nicht den midprice bekäme, müsste man noch jeweils die Kosten der Spottransaktion addieren. Hinzu kommen eben Kommissionen und Verwaltungskosten durch die Überwachung/Ausführung des Hedging. Man muss ja dynamic hedging benutzen, denn der Wert der Vermögenswerte ändert sich. Zudem muss man auch cash im Blick haben: Beim Rollen entstehen positive oder negative cash flows durch die Differenz der spotrate mit der eingegangenen forward rate und diesen cash muss man irgendwie bereithalten zusätzlich zu Portfolio. Wenn man sehr dynamisch hedgt, muss man recht oft den bid/ask spread zahlen und das erhöht die Kosten.

 

@SaekAlso die Zinsparität ist nicht zur Erklärung der Wechselkurse gedacht. Habe ich doch geschrieben. Es basiert auf "no arbitrage" und die forwards werden damit gepreist. Diese kurzfristigen Zinsen werden sehr stark durch die Zentralbanken beeinflusst. Auf die Wechselkurse haben die Zentralbanken jedoch weniger Einfluss. Wenn man die Zinsdifferenz jedoch als Näherung für die Inflationsdifferenz sieht, müsste fundamental schon die Währung mit dem höheren Zins abwerten, aber in der Praxis gibt es die Anomalie "carry trade"/ trading forward bias. Historisch war es meist vorteilhaft in die Währung mit höheren Zinsen zu gehen, aber es gab Phasen wo es dann voll umschlug. Also definitiv keine Standard-Normalverteilung der returns.

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Saek
· bearbeitet von Saek
On 4/28/2021 at 11:16 AM, oktavian said:

Also die Zinsparität ist nicht zur Erklärung der Wechselkurse gedacht. Habe ich doch geschrieben. Es basiert auf "no arbitrage" und die forwards werden damit gepreist.

Das wird oft anders dargestellt. z.B. Wikipedia:

Quote

Darauf aufbauend ist die Zinsparitätentheorie zweitens ein in der Außenwirtschaft genutztes kurzfristiges Erklärungsmodell für Wechselkurs-Bewegungen.

Aber ja, offensichtlich taugt das (längerfristig) wenig.

Noch für das obige Beispiel (USD EM Bonds, EUR-gehedgt) ein kleiner Vergleich.

On 4/27/2021 at 10:13 PM, Saek said:

 

grafik.png.f750fcef953868e43e46b53e3e709871.png

Wenn ich das Verhältnis USD-Kurs zu gehedgtem EUR-Kurs nehme, sieht man deutlicher den "Preisverfall" und kann das schön mit der entsprechenden Wertenwicklung basierend auf der 0.05% höheren TER und der (1-Monats Libor) Zinsdifferenz vergleichen.

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Beziehungsweise ohne die ersten (23) Tage, bei denen ein seltsamer initialer Drop um knapp 2% zu sehen ist.

24d.png.f1b63d2c87727aec515f6c05ce485db5.png

Ich würde daraus schließen, dass außer der höheren TER keine signifikanten Kosten auszumachen sind.

 

Edit: Abbildungen korrigiert, wurde mit 0.5% TER-Diff. statt nur 0.05% gerechnet. Im zweiten Bild (besserer Fall) ist der verbleibende Kursverfall 3.27%; das ergibt annualisiert immerhin 0.43% Kosten. :wacko: Bei der TD (USD / EUR-H.) ist der Unterschied seit 2014 gut 0.05% (also die TER-Diff.). Das heißt für mich, dass die anfallenden Hedging-Kosten bereits im Index entstehen (der ja EUR-gehedged ist).

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oktavian
vor 7 Stunden von Saek:

Das wird oft anders dargestellt. z.B. Wikipedia: Aber ja, offensichtlich taugt das (längerfristig) wenig.

Noch für das obige Beispiel (USD EM Bonds, EUR-gehedgt) ein kleiner Vergleich. Wenn ich das Verhältnis USD-Kurs zu gehedgtem EUR-Kurs nehme, sieht man deutlicher den "Preisverfall" und kann das schön mit der entsprechenden Wertenwicklung basierend auf der 0.05% höheren TER und der (1-Monats Libor) Zinsdifferenz vergleichen.

also es ist eben ein Modell. Zinsdifferenz hat schon was mit den Wechselkursen zu tun. Man hat aber anhand historischer Daten gezeigt, dass die forward rate "biased" ist und nach der Zinsparitästheorie die forward rate jedoch unbiased zur Prognose künftiger spot rates sein müsste. Sie müsste in der Mitte liegen mit Schwankungen drum herum für die dann tatsächlich eingetretenen spotrates. Man hat aber den "forward rate bias" gefunden. Da müsstest du paper etc. zu finden. Wechselkurse sind insgesamt sehr schwer vorherzusehen, aber natürlich sollten Währungen mit höheren Zinsen tendenziell abwerten, denn die Zinsen haben auch was mit der Inlfation zu tun und langfrsitig gibt es dann noch PPP purchase power parity als Theorie. Carry trade ist eben empirisch profitabel, aber ich bin da immer skeptisch und man holt sich auch left tail risk rein.

Statt hedged/unhedged kannst du auch einfach die spotrates zeitversetzt mit den entsprechenden forward rates in einem chart vergleichen und man sieht dann eben dass die forward rates nicht wie eine Ausgleichsgerade aussehen wegen des forward rate bias.

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Saek
· bearbeitet von Saek
On 4/29/2021 at 11:18 PM, Saek said:

Edit: Abbildungen korrigiert, wurde mit 0.5% TER-Diff. statt nur 0.05% gerechnet. Im zweiten Bild (besserer Fall) ist der verbleibende Kursverfall 3.27%; das ergibt annualisiert immerhin 0.43% Kosten. :wacko: Bei der TD (USD / EUR-H.) ist der Unterschied seit 2014 gut 0.05% (also die TER-Diff.). Das heißt für mich, dass die anfallenden Hedging-Kosten bereits im Index entstehen (der ja EUR-gehedged ist).

Da hatte ich noch einen Komma-Fehler drin. Das ist jetzt aber ganz schön teuer geworden...

 

Das hat mich jetzt noch etwas gekostet: Die Ausschüttungen der beiden ETFs (EUR-Hedged (Dist) ist ein eigener ETF, keine Anteilsklasse... Falls das was heißt für die Ausschüttungen...) waren ziemlich unterschiedlich, die muss ich noch mit einbeziehen. Dann ist die Schwankung zwar nicht weg, aber zumindest um Null rum...

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Der Horst
11 hours ago, Saek said:

Da hatte ich noch einen Komma-Fehler drin. Das ist jetzt aber ganz schön teuer geworden...

Danke für die Korrektur!

 

Ich finde die gewählte Form der Darstellung, also Dollar und Euro-Hedged auf der selben Axe, sehr interessant, da anschaulich und ohne kurzfristige Währungsschwankungen.

 

Die Zahlen sollten wir aber nochmal prüfen. Ich lese jetzt raus, dass zusätzlich zur Zinsdifferenz, ca. 0,5% Kosten anfielen, die TD aber nur 0,05% höher ist bei der Hedged Variante.

 

Reine Swap-/Options-/Forwardkosten sind im Index ja nicht enthalten, woher kommen diese knapp 0,5% dann?

 

@Saek könntest Du das Excel ggf. Hier posten?

 

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Saek
1 hour ago, Der Horst said:

Die Zahlen sollten wir aber nochmal prüfen. Ich lese jetzt raus, dass zusätzlich zur Zinsdifferenz, ca. 0,5% Kosten anfielen, die TD aber nur 0,05% höher ist bei der Hedged Variante.

Die Ausschüttungen machen da einiges wett. Allerdings habe ich mit unterschiedlichen Datenquellen (Portfolio Report, Ariva) noch unterschiedliche Ergebnisse und bin gerade noch auf Fehlersuche (in Matlab, nicht Excel; ich schau mal, was ich dann sinnvoll verwendbar hier hochladen, wenn die Fehler ausgemerzt sind).

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