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Gast240416

Strikt rationales Investieren als Langzeitanleger

Empfohlene Beiträge

Schwachzocker

 

vor 2 Stunden von Richie_Rich:
vor 5 Stunden von Schwachzocker:

Nein, keine Glaubensfrage.

Es ist wie immer: Es ist zu erwarten, dass das, was in der Vergangenheit funktioniert hat, von den Anlegern kopiert wird, und dann wird es nicht mehr funktionieren. Das muss natürlich nicht so kommen. Es ist aber erwartbar. Das sieht man doch hier.

Und die Alternative ist?

Man zockt einfach, und im Nachhinein stellt sich heraus, ob man auf die richtige Karte gesetzt hat oder auf die falsche, aber erst im Nachhinein. Kein Paper ändert daran etwas.

vor 48 Minuten von richtungsding:

Wer das gesamte kurze Paper inkl Schlussfolgerungen liest, was ich empfehle, wird sofort erkennen, dass es zu diesem Thema unterschiedliche akademische Schulen gibt: Jene neuere von Siegel welche Aktienrisiko nur als Risiko von Volatilität und temporärer Underperformance begreift...

Unser Anlegerleben ist aber nun einmal temporär.

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Saek
· bearbeitet von Saek
52 minutes ago, richtungsding said:

In der besagten Studie wurden die Zeitreihen von historischen US Aktien- und Bondrenditen bis 1792 expandiert und neu berechnet, mit erheblichen Unterschieden zur bisherigen Datenlage. 

52 minutes ago, richtungsding said:

The expanded historical record shows that stocks can perform poorly in absolute terms and underperform bonds, whether the holding period is 20, 30, 50, or 100 years. …

Ich habe das so interpretiert, dass US Anleihen vermutlich nicht so risikoarm wie heute waren - z.B. gab es im besagten 19. Jhdt einen Bürgerkrieg -, und deshalb die Rendite (bzw. Risikoprämie) der Anleihen näher an der von Aktien als heute war. Mit etwas zufälligen Schwankungen dürfte es so wahrscheinlicher werden, dass Anleihen über längere Zeiträume outperformen. Möglich ist das natürlich immer.

 

Ein großer Unterschied zu den Cederburg-Daten ist hier der Fokus auf US. Würde ich allein schon deshalb als weniger relevant ansehen.

 

52 minutes ago, richtungsding said:

jedoch im Interview mit Cederburg nicht einmal Erwähnung findet.

Ich finde das sehr angenehm, dass der Gast seine Sicht darstellen darf, ohne Kritik ausgesetzt zu sein oder sich rechtfertigen zu müssen. Der mündige Zuhörer kennt ja die Zusammenhänge :thumbsup:

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LongtermInvestor
· bearbeitet von LongtermInvestor
vor 51 Minuten von richtungsding:

Mich hat die Podcastfolge über die hier gefeierte Studie stutzig gemacht, allerdings nicht (nur) wegen der Eindeutigkeit der präsentierten Schlussfolgerungen, sondern vor allem weil Ben Felix rund ein Jahr davor in seinem Podcast eine andere Studie vorgestellt hat, welche IMHO einiges Wasser in eine 100% Aktienstrategie gießt, jedoch im Interview mit Cederburg nicht einmal Erwähnung findet.

Vollkommene Zustimmung, die hier heiß diskutierte Studie löst ggf. bei Anlegern und aus meiner Sicht sogar „gefährliche“ Schlussfolgerungen aus.

 

 

vor 51 Minuten von richtungsding:

Es ist eben keine Naturwissenschaft. Too much uncertainty. Ob jemand mit dem Risiko speziell in der Entnahmephase gut leben kann ist eine rein individuelle Entscheidung. Diese nur bitte nicht ausschließlich aufgrund von Zusammenfassungen in Podcasts mit confirmation bias treffen.

ebenfalls korrekt. Ohne arroganten Unterton und völlig wertfrei möchte ich zumindest darauf hinweisen, dass Einschränkungen von MC-Analysen und interpretativen Deutung von diesen Ergebnissen/Wahrscheinlichkeiten verstanden werden sollten, bevor man darauf aufbauend finanzwirtschaftliche Maßnahmen einleitet. Ich erinnere mich da gerne an meinen Statistik-Prof.

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Saek
1 minute ago, LongtermInvestor said:

MC-Analysen und interpretativen Deutung von diesen Ergebnissen/Wahrscheinlichkeiten

Auf den letzten Seiten ging es um historische Daten, nicht Monte Carlo...

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LongtermInvestor
vor 11 Minuten von Saek:

Auf den letzten Seiten ging es um historische Daten, nicht Monte Carlo...

Ok, dann kommt das noch dazu. 

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richtungsding
vor 16 Minuten von Saek:

 

Ein großer Unterschied zu den Cederburg-Daten ist hier der Fokus auf US. Würde ich allein schon deshalb als weniger relevant ansehen.

 

Fokus auf US hinsichtlich der Datenneuberechnungen, ja. Letzteres wurde scheinbar ebenfalls für internationale Märkte durchgeführt, allerdings durch ein anderes Team welches in der Studie zitiert wird (Dimson). Auf dessen Datenbasis sowie anderer Quellen zieht McQuarrie dieselbe Schlussfolgerung auch ex-US.

Zitat

Summing up, the larger sample of markets outside the US shows diverse outcomes for stocks and bonds. In some periods in some markets for some length of time, stocks have enjoyed strong returns consistent with “Stocks for the Long Run.” In other periods in other markets over other intervals, stocks have performed weakly and/or bonds have outperformed stocks. World outcomes and 19th-century US outcomes expose a lack of sta- tionarity that undermines the hypothesis of “Stocks for the Long Run.”

Wer die bessere Datenbasis hat kann ich nicht beurteilen, dafür fehlen mir Zeit, Informationen, und Fachwissen. Weniger relevant für die globale Aktienanlage ist die Arbeit jedenfalls nicht.

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hattifnatt
vor einer Stunde von LongtermInvestor:
vor 1 Stunde von Saek:

Auf den letzten Seiten ging es um historische Daten, nicht Monte Carlo...

Ok, dann kommt das noch dazu. 

Was hat das von den Autoren verwendete Verfahren (Block bootstrap) mit Monte Carlo zu tun?

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rentier

Frage: "... what is the re-balance strategy used in the Stocks/I method (50% domestic / 50% international)."

 

ScottCederburg: "Monthly rebalancing. We realized we never explicitly stated it in the current draft, so it’s just implicit in the equations."

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hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
vor 26 Minuten von rentier:

Frage: "... what is the re-balance strategy used in the Stocks/I method (50% domestic / 50% international)."

 

ScottCederburg: "Monthly rebalancing. We realized we never explicitly stated it in the current draft, so it’s just implicit in the equations."

Guter Punkt - das könnte (wenn Rebalancing einen signifikanten Unterschied macht) gegen die leichte Umsetzbarkeit mit ein/zwei marktkapitalisierten ETFs sprechen. (Edit: Mit "leicht" meine ich buy-and-hold ohne Rebalancing. Rebalancing könnte psychologisch besonders anspruchsvoll werden, wenn der Heimatmarkt z.B. ein Russland von 1918 ist ...)

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The Statistician
vor 48 Minuten von hattifnatt:

Was hat das von den Autoren verwendete Verfahren (Block bootstrap) mit Monte Carlo zu tun?

Das Bootstrapping bezieht sich auf das Sampling der monatichen Renditen. Der gesamte Prozess ist eine Monte Carlo Simulation wo u.a. mittels Parametern die Haushaltseinkommen, Lebenserwartung und Co. auf Basis entsprechender Parameter generiert werden.

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hattifnatt
vor 2 Minuten von The Statistician:

Das Bootstrapping bezieht sich auf das Sampling der monatichen Renditen. Der gesamte Prozess ist eine Monte Carlo Simulation wo u.a. mittels Parametern die Haushaltseinkommen, Lebenserwartung und Co. auf Basis entsprechender Parameter generiert werden.

Danke für die Erklärung!

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LongtermInvestor
· bearbeitet von LongtermInvestor
vor einer Stunde von hattifnatt:

Danke für die Erklärung!

Danke an @The Statistician 

 

Auch die künftigen Renditepfade werden darüber simuliert.

 

Hier eine nicht wissenschaftliche Erklärung zu den Einschränkungen von MC-Modellen. Es ist aus meiner Sicht sinnvoll diese oberflächlich zu kennen. In die Tiefen der Statistik muss man nicht unbedingt einstiegen.

 

https://bairdretirementmanagement.com/insight-articles/the-problems-with-monte-carlo-why-simulations-may-not-predict-your-success-in-retirement/

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Sapine
vor 1 Stunde von The Statistician:

Das Bootstrapping bezieht sich auf das Sampling der monatichen Renditen. Der gesamte Prozess ist eine Monte Carlo Simulation wo u.a. mittels Parametern die Haushaltseinkommen, Lebenserwartung und Co. auf Basis entsprechender Parameter generiert werden.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es denke ich schon. Während man bei MC Simulationen von vorgegebenen Parametern und Formeln ausgeht, verwendet Bootstrapping die Stichprobe als Grundgesamtheit. Während bei MC die Gefahr fehlerhafter Parameter und/oder Formeln besteht, hat man beim Bootstrapping das Problem ob die Stichprobe aussagekräftig für die Zukunft ist und die Auswahl der Daten repräsentativ. 

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etherial
Am 24.12.2023 um 16:20 von The Statistician:

Wieso sollte die positive Realrendite bei Aktien künftig nicht existieren? Unendliches Wachstum ist für eine positive Rendite nicht erforderlich (häufiger Denkfehler, den ich schon oft gehört habe) und das Wirtschaftswachstum selbst ist entsprechend kein signifikanter Faktor, der die Rendite des Aktienmarktes erklären kann. Selbst bei einem stagnierenden Wirtschaftswachstum sind Realrenditen bei Aktien problemlos möglich.

Ich habe geschrieben, dass es sich schwer begründen lässt - und du schreibst das es geht, aber kein Wort von Gründen.

Am 24.12.2023 um 16:20 von The Statistician:

Für mich stellt sich bei dieser Diskussion grundlegend die Frage woher die Annahme kommt, dass in Zukunft der globale Aktienmarkt langfristig eine geringere Rendite aufweisen sollte als andere Assetklassen. Selbst wenn man die Empirie komplett über Board wirft, macht das aus theoretischer Sicht für mich bereits keinen Sinn.

Es gibt Probleme auf die sich Empirie gut anwenden lässt (physikalische Prozesse, soziale Prozesse) und andere nicht. Z.B. ist die Strategie meines Gegners im Schach nicht sinnvoll mit Empirie zu beantworten, weil er aus seinen früheren Fehlern gelernt hat. Und der Markt ist nun einmal genau das - er lernt aus der Vergangenheit. Folglich werden sich Situationen der Vergangenheit NIE in Zukunft wiederholen - es sei denn man hat sich in Vergangenheit wirklich perfekt verhalten (was mathematisch-theoretisch aber eine Wahrscheinlichkeit von 0 hat).

 

Das lernen hat den Vorteil, dass wir deswegen einen Effzienten Markt annehmen können. Es hat aber auch den Nachteil, dass wir empirische Ergebnisse mit Vorsicht genießen müssen. D.h. empirische Ergebnisse werden nicht wertlos (so möchte ich bitte auch nicht verstanden werden), aber sie verlieren ihren Beweischarakter.

Am 24.12.2023 um 16:20 von The Statistician:

Geht es dir bei dem Thema um politische Eingriffe, die zu Enteignungen oÄ führen?

Ne - die heilige Kuh des Kapitalismus ist der Primärtrend, d.h. die Idee, dass es mit der Wirtschaft immer bergauf geht. Ob und auf welche Weise der Primäre Trend abbricht ist völlig unklar. Aber wenn er abbricht, könnten Anleihen und andere Assetklassen sehr schnell zu Alternativen werden.

Am 24.12.2023 um 16:20 von The Statistician:

Wenn ja, wird man in solchen Szenarien auch mit anderen Assets stark aufgeschmissen sein und eine Diversifikation wird einem da nicht groß helfen.

Das sagt uns sicher der gesunde Menschenverstand? Argumente, warum das so ist habe ich nämlich nicht gefunden. Nur zur Vollständigkeit: Ich habe aber auch keine dagegen. Deswegen empfehle ich, dass wir uns über Situationen streiten, wo wir Argumente haben.

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hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
vor 4 Stunden von etherial:

Ob und auf welche Weise der Primäre Trend abbricht ist völlig unklar. Aber wenn er abbricht, könnten Anleihen und andere Assetklassen sehr schnell zu Alternativen werden.

Bei Anleihen bin ich da nicht so sicher - worauf beruht denn die Bonität der Staaten? Doch letztlich auch nur auf ihrer Wirtschaftskraft. Und welche anderen Assetklassen meinst du - Ackerland, Immobilien, Bitcoin, Gold ...?

vor 4 Stunden von LongtermInvestor:

Hier eine nicht wissenschaftliche Erklärung zu den Einschränkungen von MC-Modellen. Es ist aus meiner Sicht sinnvoll diese oberflächlich zu kennen. In die Tiefen der Statistik muss man nicht unbedingt einstiegen.

 

https://bairdretirementmanagement.com/insight-articles/the-problems-with-monte-carlo-why-simulations-may-not-predict-your-success-in-retirement/

Ja, ich dachte zumindest, dass die Randomness, die wohl ein fundamentales Problem der MC-Simulation ist, hier eine kleinere Rolle spielt.

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LongtermInvestor
· bearbeitet von LongtermInvestor
vor 39 Minuten von hattifnatt:

 

Ja, ich dachte zumindest, dass die Randomness, die wohl ein fundamentales Problem der MC-Simulation ist, hier eine kleinere Rolle spielt.

Schau dir wenn Du mehr wissen möchtest die Ablaufbeschreibung in Kapitel 4.5. des Papiers an, wahrscheinlich wird Dir ob der Annahmen schwindlig.
 

Vermutlich werden viele, oder die meisten diese, in voller Tragweite und Abhängigkeit der Ergebnisse/Wahrscheinlichkeiten von einzelnen Stellgrößen, gar nicht verstehen - nicht böse gemeint.
 

Möchte hier weder die Autoren noch das Papier schlecht machen. Natürlich kann man solche Simulationen und Vergleiche machen. Wer den inhaltlichen background nicht hat, kann hier sehr schnell aufs Glatteis laufen. Aber jeder ist ein freier Mensch und kann tun und lassen was er möchte.

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hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
vor 45 Minuten von LongtermInvestor:

Schau dir wenn Du mehr wissen möchtest die Ablaufbeschreibung in Kapitel 4.5. des Papiers an, wahrscheinlich wird Dir ob der Annahmen schwindlig.

Habe ich schon, ich finde nichts daran besonders exotisch oder unplausibel - welche der Annahmen meinst du?

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The Statistician
vor 2 Stunden von etherial:
Am 24.12.2023 um 16:20 von The Statistician:

Wieso sollte die positive Realrendite bei Aktien künftig nicht existieren? Unendliches Wachstum ist für eine positive Rendite nicht erforderlich (häufiger Denkfehler, den ich schon oft gehört habe) und das Wirtschaftswachstum selbst ist entsprechend kein signifikanter Faktor, der die Rendite des Aktienmarktes erklären kann. Selbst bei einem stagnierenden Wirtschaftswachstum sind Realrenditen bei Aktien problemlos möglich.

Ich habe geschrieben, dass es sich schwer begründen lässt - und du schreibst das es geht, aber kein Wort von Gründen.

Wieso ist es aus deiner Sicht schwer zu begründen? Ein Unternehmen, welches kein reales Wachstum verzeichnet, generiert dennoch Gewinne. In Abhängigkeit der Bewertung (bei geringen oder keinen Wachstumsaussichten fallen diese für gewöhnlich geringer aus) gibt es hier weiterhin reale Renditen. Für mich ist die Behauptung, dass es schwer begründbar sei, viel schwieriger nachzuvollziehen. Oder anders gefragt: Bei einem Aktienmarkt mit einem KGV von 10 und der Erwartung, dass es kein reales Wirtschaftswachstum mehr gibt, soll wieso genau keine Realrendite mehr möglich sein? Mir kommt es an der Stelle so vor als würde man ein ausbleibendes reales Wachstum mit einem Gewinnausfall oder zumindest einen signifikanten Rückgang der Gewinne gleichsetzen und zugleich geht man davon aus, dass sich Bewertungen derartigen Veränderungen nicht anpassen. Wenn du selbst ein Unternehmen führst und dieses kein reales Wachstum mehr verzeichnet, geht der Umsatz und Gewinn ja auch nicht plötzlich auf 0 runter. Da fehlt mir eine Begründung wieso es grundlegend keine positive Renditeerwartung geben sollte. 

 

Wäre das Wirtschaftswachstum zudem ein derart wichtiger Indikator, müsste sich das empirisch zumindest in Ansätzen aufzeigen. Das ist jedoch nicht der Fall, da wir Aktienmärkte haben mit relativ hohen Renditen bei gleichzeitig mäßigem Wirtschaftswachstum und umgekehrt. Hier gibt es keinen signifikanten Zusammenhang, weder in positiver oder negativer Weise. Daher mein Verweis auf diesen Aspekt.

vor 2 Stunden von etherial:

Das lernen hat den Vorteil, dass wir deswegen einen Effzienten Markt annehmen können. Es hat aber auch den Nachteil, dass wir empirische Ergebnisse mit Vorsicht genießen müssen. D.h. empirische Ergebnisse werden nicht wertlos (so möchte ich bitte auch nicht verstanden werden), aber sie verlieren ihren Beweischarakter.

Damit kann ich mich mehr anfreunden. Ich will hier auch nicht behaupten, dass empirische Ergebnisse unumstößlich sind, da sind wir in Summe sicher näher beieinander. Nur sehe ich es kritisch die Bedeutung zu stark abzusprechen wie es teils auf mich wirkt. Ich würde an der Stelle auch nicht von Beweisen schreiben, sondern mehr von Falsifikationen (aus meiner Sicht der wesentlich spannendere Aspekt bei empirischen Arbeiten). Wenn empirische Ergebnisse eine Konsensmeinung in Frage stellen und die genutzte Methodik nicht problematisch ausfällt (z.B. Datenbasis, gewählte Parameter bzw. die definierten Wahrscheinlichkeitsverteilungen), sollte das zumindest einen Denkanstoß geben. Theoretische Konstrukte, die empirisch ins Wanken geraten oder sich nur bedingt empirisch untermauern lassen, bringen am Ende doch einen genauso fragwürdigen Mehrwert wie eine extrem optimierte aktive Portfoliostrategie auf Basis eines Backtests.

vor 2 Stunden von etherial:

Z.B. ist die Strategie meines Gegners im Schach nicht sinnvoll mit Empirie zu beantworten, weil er aus seinen früheren Fehlern gelernt hat. Und der Markt ist nun einmal genau das - er lernt aus der Vergangenheit. Folglich werden sich Situationen der Vergangenheit NIE in Zukunft wiederholen - es sei denn man hat sich in Vergangenheit wirklich perfekt verhalten

Übertragen auf den Kontext bedeutet das, dass man aus einer großen Menge vergänglicher Spiele auf mögliche Outcomes schließen kann. Du wirst ggf. nie eine exakt gleiche Partie Schach erleben, dennoch kannst du auf Basis vieler vergänglicher Schachspiele auf die Gewinnwahrscheinlichkeiten einzelner Züge schließen. Bei derartigen Untersuchungen geht es auch nicht darum, dass man annimmt, dass sich vergängliche Renditeverläufe o.Ä. 1zu1 wiederholen. Man nimmt eine große Bandbreite an vergänglichen Renditen als Grundlage und nimmt damit an, dass sich künftige Verläufe mit großer Wahrscheinlichkeit in einem ähnlichen Rahmen und ähnlichen Charakteristiken aufhalten werden.

 

Beim Schach läge die Annahme vor, dass ein Bauer auch in Zukunft nur maximal 2 Schritte machen kann. Das ist zwar klar definiert, aber die Rahmenbedingungen in Form der Spielregeln kann man beim Schach rein auf Basis vieler Partien empirisch ermitteln. Im Gegensatz zu Schach liegt bei allen Assetklassen kein Handbuch mit klaren Regeln/Rahmenbedingungen vor, das uns sagt, wie die Charakteristiken der einzelnen Assets aussehen. Die Empirie kann helfen sich dahingehend anzunähern. Wenn man aber bereits diese Annahme für problematisch einstuft, hat man IMO am Ende keinerlei Grundlage um fundierte Entscheidungen bei der eigenen Portfolioaufstellung vornehmen zu können.

vor 2 Stunden von etherial:

dass es mit der Wirtschaft immer bergauf geht. Ob und auf welche Weise der Primäre Trend abbricht ist völlig unklar. Aber wenn er abbricht, könnten Anleihen und andere Assetklassen sehr schnell zu Alternativen werden.

[...] Das sagt uns sicher der gesunde Menschenverstand? Argumente, warum das so ist habe ich nämlich nicht gefunden.

Wenn eine Volkswirtschaft nicht mehr gut läuft im Sinne eines mangelnden Wachstums, wird sich das auch bei den Staatsanleihen bemerkbar machen. Für den Staat und deren Bonität ist neben Faktoren wie der Haushaltslage, Institutioneller Güte und der politischen Stabilität vor allem die Volkswirtschaft entscheidend. Fängt diese nachhaltig an zu schwächeln, wüsste ich nicht wieso Anleihen an Attraktivität gegenüber Aktien gewinnen sollten. Das Ausfallrisiko dürfte im schlimmsten Fall ansteigen (gäbe dann evtl. Risikoaufschläge) und es ist anzunehmen, dass die Zinsen auf ein Minimum reduziert werden inkl. weiterer geldpolitischer Interventionen. Bei Rohstoffen liegt eine ähnliche Problematik vor, da auch hier eine kausale Beziehung zur Wirtschaft vorliegt. 

vor 2 Stunden von etherial:

Nur zur Vollständigkeit: Ich habe aber auch keine dagegen. Deswegen empfehle ich, dass wir uns über Situationen streiten, wo wir Argumente haben.

Dann bin ich verwundert, dass du recht überzeugt wirkst bei der Behauptung, dass "Anleihen und andere Assetklassen sehr schnell zu Alternativen werden" können. Da wird doch ein Gedankengang mit verbunden sein?

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finisher
· bearbeitet von finisher
vor 23 Stunden von hattifnatt:

Es geht nicht um die Prognosen von Entwicklungen verschiedener Wirtschaftsräume, sondern die Gewichtung des Heimatraums liefert bei langfristiger Betrachtung im Durchschnitt positive Effekte z.B. aufgrund der Währungsentwicklung.

In dem Paper kommt das Wort "currency" nur einmal in einem anderen Zusammenhang vor.
Deshalb aus dem Podcast:

Zitat

But once we diversify internationally, we talked previously, like a year ago or so, there are these interesting effects with international portfolios, and we're doing all non-currency hedge international investments. But what we find over longer periods of time is that these currency adjustments tend to offset some of your local inflation shocks. If you have a lot of local inflation, your currency tends to depreciate, which actually benefits your international investments, and it can act as a little bit of a natural hedge against your own inflation. Just getting some money outside of your own domestic system, get it into this big basket of international markets seems to be a super helpful thing for reducing risk.

Wenn in der Vergangenheit die Heimatwährung abwertete, dann war man froh Aktien aus andere Währungsräumen zu haben.
 

Zitat

We do see that domestic stock returns are better than international stock returns if your currency appreciates over a long period.

Wenn in der Vergangenheit die Heimatwährung über lange Zeiträume aufwertete, dann haben sich inländische Aktien besser entwickelt.


Frage an diejenigen, welche aufgrund des Papers einen MSCI EMU ETF beimischen/höher gewichten wollen:

Wie funktionieren diese "positiven Effekte z.B. aufgrund der Währungsentwicklung" mit einem MSCI EMU ETF, bei dem heute nur 34% der Umsätze (Quelle) aus der Eurozone kommen?

 

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Hicks&Hudson
· bearbeitet von Hicks&Hudson

Frage an alle hier:

 

Wäre es nicht auch sinnvoll, Studien zu suchen, welche untersucht haben, ob Anlagestrategien, welche sich auf Studien und deren "neuen Erkenntnisse" stützen, auch wirklich so gut funktionieren / einen Mehrwert liefern, sofern sie erst nach Veröffentlichung einer solchen Studie von Anlegern umgesetzt werden ?

Ungefähr klar, was ich meine ? Geht in die Richtung der Zeilen von @Schwachzocker("tolle, neue Sachen werden entdeckt => nach und nach kriegen es die meisten/alle mit => viele kopieren es => der Vorteil verpufft"). Studien zu diesem "Verpuffungsgrad" wären vielleicht auch hier hilfreich.

 

Mein Eindruck/meine Erfahrung ist nämlich bisher, dass die meisten "tollen Erkenntnisse" aus theoretischen (Backtest-)Studien (z.B. Arero-Strategie, Faktoren etc) nach deren Veröffentlichung und dem Versuch, die Theorie in die Praxis zu bringen bisher im Schnitt ziemliche Luftnummern waren / in der Praxis für den Anleger bei Weitem nicht das liefern konnten, was man sich in der (zuvor erarbeiteten) Theorie erhofft / erwartet hatte.

 

Wir können leider bei der hier diskutierten Studie keine 30 Jahre in die Zukunft blicken, um sozusagen kurz mal nachzusehen, ob es Stand heute dann wirklich Sinn gehabt hätte, seine AA entsprechend abzuändern.

 

Ich denke, ihr wisst, was ich meine.

 

 

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Sapine

Jeder muss sein Steckenpferd selbst reiten - Frohe Weihnachten!

 

Davon abgesehen ist die Frage ob die Untersuchung für europäische Anleger so die neuen Erkenntnisse bringt (abgesehen von der hohen Aktienquote). 

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hattifnatt
vor 2 Minuten von Sapine:

Davon abgesehen ist die Frage ob die Untersuchung für europäische Anleger so die neuen Erkenntnisse bringt (abgesehen von der hohen Aktienquote). 

Sehr richtig - in dem Podcast ist Cederburg ja auch sehr offen für alle Arten von Mischungen, so lange es nicht 100% Heimatmarkt sind. Und es gibt ja auch jetzt schon Leute, die 100% Aktienquote in ihrem Depot haben. Deswegen verstehe ich auch @Hicks&Hudsons Einwand nicht. Was soll denn passieren, wenn mehr Leute auf 100% Aktienanteil gehen - wird die Risikoprämie von Aktien verschwinden, weil alle zu viel Risiko eingehen? Die pauschale Aussage "neue Erkenntnisse werden immer wegarbitriert" ist mir zu wenig.

 

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Hicks&Hudson
vor 1 Minute von hattifnatt:

Sehr richtig - in dem Podcast ist Cederburg ja auch sehr offen für alle Arten von Mischungen, so lange es nicht 100% Heimatmarkt sind. Und es gibt ja auch jetzt schon Leute, die 100% Aktienquote in ihrem Depot haben. Deswegen verstehe ich auch @Hicks&Hudsons Einwand nicht. Was soll denn passieren, wenn mehr Leute auf 100% Aktienanteil gehen - wird die Risikoprämie von Aktien verschwinden, weil alle zu viel Risiko eingehen? Die pauschale Aussage "neue Erkenntnisse werden immer wegarbitriert" ist mir zu wenig.

Naja.

Ich finde, man sollte jetzt hier plötzlich nicht so tun, dass die Studie hauptsächlich einfach irgendwie 100% Aktienquote empfiehlt. Der Kern der ganzen Sache ist schon, wie man diese 100% Aktien bestückt.

 

Natürlich kann das Auswirkungen auf den Markt haben, weil er sich nun einmal verändert, wenn Anleger ihre Gewichtungen verändern.

 

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Sapine
vor 5 Minuten von Hicks&Hudson:

Natürlich kann das Auswirkungen auf den Markt haben, weil er sich nun einmal verändert, wenn Anleger ihre Gewichtungen verändern.

Wo siehst Du Gefahren, wenn US-Amerikaner verstärkt internationale Aktien kaufen und insgesamt Anleger ihre Aktienquote erhöhen? Ernst gemeinte Frage!

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Schwachzocker
vor 24 Minuten von Hicks&Hudson:

Frage an alle hier:

 

Wäre es nicht auch sinnvoll, Studien zu suchen, welche untersucht haben, ob Anlagestrategien, welche sich auf Studien und deren "neuen Erkenntnisse" stützen, auch wirklich so gut funktionieren / einen Mehrwert liefern, sofern sie erst nach Veröffentlichung einer solchen Studie von Anlegern umgesetzt werden ?

Ungefähr klar, was ich meine ? Geht in die Richtung der Zeilen von @Schwachzocker("tolle, neue Sachen werden entdeckt => nach und nach kriegen es die meisten/alle mit => viele kopieren es => der Vorteil verpufft"). Studien zu diesem "Verpuffungsgrad" wären vielleicht auch hier hilfreich.

...

Du meinst die Markteffizienzhypothese? Nein, die brauchen wir nicht suchen. Sie ist einfach viel zu unattraktiv. 

vor 1 Minute von Sapine:

Wo siehst Du Gefahren, wenn US-Amerikaner verstärkt internationale Aktien kaufen und insgesamt Anleger ihre Aktienquote erhöhen? Ernst gemeinte Frage!

Es kann dann keine Überrendite geben, sehr wohl aber höhere Kosten. Aber irgendwie scheint ein dieser einfach Sachverhalt sehr schwer zu begreifen sein. 

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