Sloth November 6, 2018 Kurze Rezension: Ich habe vor kurzem von John Kay The Long and the Short of It (International Edition) gelesen. John Kay ist ein britischer Finanzprofessor. Er versucht in diesem Buch eine allgemeinverständliche Einführung in Finanzmarkttheorien und den Vermögensaufbau zu geben. Er geht z.B. davon aus, dass die Märkte (nur) zu ca. 80% effizient sind. Dementsprechend sieht er Finanztheorien als nützliche Fiktionen, die es zu kennen lohnt, die aber nicht als die reine Wahrheit angesehen werden sollten. Er unterscheidet zwischen konventionellen und intelligenten Investoren. Private konventionelle Investoren investieren ähnlich wie der norwegische Ölfonds möglichst marktbreit in große, liquide Werte bei niedrigen Kosten. Nun sagt er jedoch, dass diese Strategie zwar in Ordnung sei, aber man noch nicht optimal diversifiziert ist. Wenn man etwa in den MSCI World investiert, dann trägt man nicht nur das allgemeine Marktrisiko, sondern sei auch in bestimmte Branchen (Öl, Banke) und großen Unternehmen "überinvestiert", da diese auch noch stark mir der Weltwirtschaft insgesamt korrelieren, sei man somit weiterhin einem unnötig großem Risiko ausgesetzt und nicht optimal diversifiziert. Er schlägt daher für den "intelligenten Investor" zwei Strategien vor. Investition in Fonds und Einzelwerte, die möglichst wenig mit dem Weltmarkt korrelieren. Zweitens, Investition in Sektoren, die derzeit unpopulär sind, die also derzeit nicht von der Finanzbranche beworben werden. Er hält den Versuch Marktstimmungen ausnutzen zu wollen für sehr schwierig und daher wenig erfolgversprechend. Demgegenüber sieht er in der Fundamentalanalyse eine sinnvolle Strategie für den (aktiven) "intelligenten Investor", die darauf abzielen sollte "sustainable competitive advantage" zu identifizieren und das Gesamtportfolio weiter zu diversifizieren. Ich fand die in dem Buch vorgetragenen Ansätze gut nachvollziehbar. Ich glaube jedoch, dass sich der "intelligente" Ansatz eher für aktive Investoren eignet, die bereit sind auch mehr Zeit für die Recherche zu investieren. Was hältst du von dem Ansatz von John Kay? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwachzocker November 6, 2018 · bearbeitet November 6, 2018 von Schwachzocker vor 25 Minuten schrieb Sloth: ...Wenn man etwa in den MSCI World investiert, dann trägt man nicht nur das allgemeine Marktrisiko, sondern sei auch in bestimmte Branchen (Öl, Banke) und großen Unternehmen "überinvestiert", da diese auch noch stark mir der Weltwirtschaft insgesamt korrelieren... Kann ich so nicht nachvollziehen. Natürlich korreliert der MSCI World mit der Weltwirtschaft. Und das ist nach meinem Verständnis das allgemeine Marktrisiko. Wieso sollte es mehr sein? vor 25 Minuten schrieb Sloth: ...Investition in Fonds und Einzelwerte, die möglichst wenig mit dem Weltmarkt korrelieren. Zweitens, Investition in Sektoren, die derzeit unpopulär sind, die also derzeit nicht von der Finanzbranche beworben werden. Also doch Banken und Öl? vor 25 Minuten schrieb Sloth: ...Er geht z.B. davon aus, dass die Märkte (nur) zu ca. 80% effizient sind. Dementsprechend sieht er Finanztheorien als nützliche Fiktionen, die es zu kennen lohnt, die aber nicht als die reine Wahrheit angesehen werden sollten.... Das macht auch kein halbwegs intelligenter Mensch. Aber seine Theorie, wonach die Märkte zu 80% effizient sind, sollen wir als Wahrheit ansehen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sloth November 6, 2018 @Schwachzocker Als Disclaimer hätte ich natürlich schreiben sollen, dass das hier meine Interpretation seiner Kernideen ist. vor 7 Minuten schrieb Schwachzocker: Kann ich so nicht nachvollziehen. Natürlich korreliert der MSCI World mit der Weltwirtschaft. Und das ist nach meinem Verständnis das allgemeine Marktrisiko. Ich kann schon nachvollziehen, dass man das MSCI World Risiko durch Diversifikation abfedern kann. Es bedeutet allerdings arbeitet und man muss halt das nicht-MSCI World Anlageuniversum heranziehen. vor 7 Minuten schrieb Schwachzocker: Also doch Banken und Öl? Er meint eher Branchen, die nicht in den großen Brot-und-Butter ETFs vertreten sind. Ich glaube er hatte als Beispiel Bildung genannt. vor 7 Minuten schrieb Schwachzocker: Das macht auch kein halbwegs intelligenter Mensch. Aber seine Theorie, wonach die Märkte zu 80% effizient sind, sollen wir als Wahrheit ansehen? Das ist ja keine Theorie, sondern nur eine Relativierung. Als Argument für das reine passive Investieren wird häufig die Effizienzmarkthypothese angeführt. Er ist nicht missionarisch unterwegs und versucht nicht auf Teufel komm raus zu bekehren, sondern stellt Strategien vor, die ich interessant fand und daher hier teilen wollte. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Laser12 November 11, 2018 Moin, danke für die Rezension. Ich vermeide auch viele hier allgemein übliche Risiken bzw. gehe sie nur dann ein, wenn sie ausreichend bezahlt werden. Daher habe ich z.B. wenig/keine Banken, Fluglinien, Telekom und Versorger im Depot. Auch kaufe ich keine Automobilwerte auf dem Höhepunkt des Booms. Ich übergewichte nicht extrem große Marktkapitalisierung, hohe Verschuldung oder einzelne Länder. Das ist mehr Aufwand, scheint mir das Risiko aber deutlich zu senken. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag