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Rolf234

Götte, Rüdiger: Die Spur des Geldes - Der Euro, Vorläufer, Entstehung - Scheitern?

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Rolf234

Ich möchte kurz das Buch vorstellen und anschließend zwei Fragen stellen, die mir nach den Lesen unter den "Fingernägeln" brennen.

 

Das Buch ist in drei Teile unterteilt:  (1) Zurück in die Vergangenheit – die Grundlagen des Geldes; (2) Das moderne Notenbanksystem; (3) Der Kreis schließt sich – handeln die heutigen Notenbanker ähnlich wie einst John Law?

 

Eigentlich habe ich das Buch nur gekauft, weil ich die Idee sehr gut fand, die leidigen Vokabeln der Geldtheorie – wie Inflation, Geldmenge, Deflation, Funktion und Eigenschaft von Geld usw. – aus der Geschichte abzuleiten und nicht staubtrocken, wie im Lexikon erklärt wird. Dazu wählte der Autor den Aufstieg und Fall des Papiergeldes von John Law im 18. Jahrhundert in Frankreich. Dies Kapitel liest sich hervorragend, weil es viele Zitate aus der Zeit enthält. Außerdem blickt der Autor über den Tellerrand und zeigt auch die anderen Versuche Papiergeld in Europa (z. B. in Holland oder Schweden) salonfähig zu machen. All dies wird unterlegt mit Bildern von alten Geldscheinen, sodass man einen Eindruck bekommt, wie sich das Geld mit der Zeit wandelte. Mich erinnerten die ersten Geldscheine stark an Quittungen. Besonders gefesselt hat sich der Abschnitt über die Auswirkungen der Börsenspekulation um die Mississippi-Company auf das Papiergeld von John Law. Ich war erstaunt, dass eine Währung durch Börsenspekulation in die Knie gehen kann. Hier wird auch klar, warum der Autor die Geschichte von John Law ausgewählt hat. Sie ähneln sehr den Ereignissen die zur Eurokrise geführt haben.

 

Der zweite Teil des Buches wendet sich der Gegenwart zu. Zunächst wird erklärt, welche verschieden Arten von Geld es heute gibt. Anschließend wird sehr ausführlich die Geldschöpfung erklärt. Danach erläutert der Autor ausführlich, welche Aufgaben die europäische Notenbank hat (und natürlich deren Aufbau). Daneben wie sie ihre geldpolitischen Ziele durchsetzt, wie z. B. Leitzinsen, Offenmarktgeschäfte, Fazilitäten, Forward Guidance, Mindestreserve usw. Die Würze bekommt dieser Abschnitt dadurch, dass hier viele Fragen erörtert werden, die man sich so vielleicht noch gar nicht gesellt hat. Beispielsweise: Wie ändert Geld seine Rolle in einer Wirtschaftskrise? Welche Sicherheiten stehen hinter dem Euro? Wem gehört die die Europäische Notenbank? Wer gibt den Euro eigentlich aus? Ist der Euro Kreditgeld? Usw.

 

Der dritte Abschnitt des Buches kommt mit einer flüssig geschriebenen Beschreibung der Eurokrise daher. Gut fand ich, dass der Autor unaufgeregt und sachlich über die Maßnahmen die die Notenbank und die Politiker taten berichtet. Außerdem war der Vergleich der Maßnahmen der heutigen Notenbanker mit deren von John Law, um die jeweilige Krise zu bewältigen, sehr lehrreich. Man erkennt, dass viele Maßnahmen zur Überwindung der Eurokrise nicht neu sind, sondern ein „alter Hut“ sind. Nicht so gut fand ich, dass der Autor nur am Rande bzw. als Fußnote, auf die früheren Währungsunionen in Europa, wie die latinische Münze, eingegangen ist. Zu mindestens zeigt der Autor auf, warum sie gescheitert sind.

 

Abschließend kann ich sagen, dass sich das Lesen des Buches gelohnt hat, weil ich vieles Neues gelernt habe. Dennoch sind zwei Fragen offengeblieben:

 

1) In den zweiten Abschnitt erklärt der Autor sehr ausführlich die verschiedenen Arten von Inflation und Deflation. Dort schreibt der Autor, dass eine leichte Deflation (um die -1 %) gar nicht so schlimm ist, sondern, dass eine Wirtschaft auch bei leichter Deflation noch wachsen kann. Er zeigt dies am Beispiel der USA von 1873 bis 1913 auf. Dort herrschte eine leichte Deflation und trotzdem stieg das BIP unter starken Schwankungen. In Fernsehen hört man doch immer „Deflation ist schädlich“ und muss unter allen Umständen vermieden werden. Was ist richtig? Kann eine Wirtschaft tatsächlich bei einer leichten Deflation noch wachsen?

 

2) Der Autor hat geschrieben, dass es heute an der Börse gelistete Notenbanken gibt. Namentlich nannte er die belgische Notenbank (BANQUE NAT BELGIQUE, ISIN: BE0003008019), die schweizerische Notenbank (SNB, ISIN: CH0001319265) und die griechische Notenbank (Bank of Greece; ISIN: GRS004013009). Sind dies gute Investments? Lohnt es sich davon ein paar Aktien ins Depot zu packen?

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Framal

Hallo Rolf234,

 

vorab, ich bin Privatanleger und in o.g. Fragen sicher kein Experte. Aber Gedanken darum macht "man" sich natürlich.

 

zu 1.) Wenn Du "reine und umfassende" Deflation hast, wird das für die Wirtschaft schädlich sein. In den Jahren 1870 - xxxx gab es in den USA beispielsweise einen Eisenbahnboom (und noch viel mehr neue Entwicklungen). Die Welt befand sich wohl generell in einer Boomphase. Ich denke, da verkraftet eine Wirtschaft eine kleine Deflation sicher eher als jetzt. Jedenfalls erkläre ich mir so laienhaft diesen offensichtlichen Widerspruch (Aufschwung trotz Deflation).

 

Nimm den Wirtschaftskreislauf der guten alte Bundesrepublik. Die hatte über den Zins die Wirtschaft gesteuert. Schlechte Wirtschaft, Zinsen runter, um sie anzukurbeln. Öffentliche Investitionen sollten das zusätzlich stützen. …. Gut laufend Wirtschaft, Zinsen wider rauf, um Geld zu verknappen. Das hat doch gut funktioniert. Und was würde jetzt kommen? Die Zinsen sind um die 0%, da kann man nicht mehr senken. Der aktuelle Nullzins treibt die Investitionen/Ausgaben der Verbraucher. Das ist ja gut. Aber was passiert, wenn die Zinsen steigen würden? Aktuell denke ich, kann man sich das gar nicht leisten.  Ferner: Deflation bekämpfen durch Lohnverzicht? Mindestlohn wieder abschaffen? 

 

Und wenn wir jetzt Deflation bekämen, müssten wir dieses Problem sogar europaweit angehen. Ich denke, das würden wie nie und nimmer auf dieser Ebene in den Griff bekommen. Ich denke lieber nicht länger darüber nach. 

 

zu 2.) Wäre für mich ein Investment, wie jedes Andere. Kommt mir aber nicht in die Tüte. Wobei die Schweizer Nationalbank kurstechnisch im le. Jahr eine Rakete war. War.

 

Erwartest Du eine bestimmte Kursentwicklung bei bestimmten Rahmenbedingungen?

 

Lg

Framal

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Rolf234

Vielen Dank für deine Antwort Framal,

 

Im Buch steht: In den Jahren von 1873 bis 1913 profitieren die Unternehmen von einer großen Kapitalfreiheit. Außerdem gingen die Transportkosten, mit der Erfindung der Eisenbahn bzw. Inbetriebnahme wichtiger Eisenbahnlinien dramatisch zurück. Zusätzlich nahm die erste Welle der Globalisierung Fahrt auf, so konnten Güter erstmals in großen Mengen weltweit ausgetauscht werden. Dies nutzen die Unternehmen zu ihren Gunsten aus, z. B. durch Verlagerung von Fabriken in Ländern mit niedrigen Löhnen. Dies führte zu sinkenden Preisen, aber auch zu sinkenden Herstellungskosten der Produkte. Meiner Ansicht liegt der Unterschied zwischen guter und schlechter Deflation in deren Ursache. Im der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 wurde die „schlechte“ Deflation durch einen breiten Nachfragerückgang der Verbraucher und Unternehmen ausgelöst, weil sie Angst (Angstsparen) hatten. Dagegen wird die „gute“ Deflation zwischen 1873 bis 1913 durchsinkende Produktionskosten, die wiederum die Preise purzeln ließen, ausgelöst.

 

Die Notenbanken finde ich deswegen interessant, weil z. B. die belgische Notenbank eine Dividendenrendite von ca. 4 % hat. Mir scheint deren Geschäftsmodel auch nicht so anfällig zu sein, wie das der „normalen“ Banken. Deshalb interessiere ich mich für die Notenbanken. Ich habe keine Erwartung bezüglich der Kursentwicklung. Meine Frage ging in die Richtung, was passiert, wenn die Zinsen wieder steigen. Fallen dann die Kurse der Notenbanken oder steigen diese? Ist jetzt also der richte Zeitpunkt zum Einsteig oder nicht?

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Framal

Hallo Rolf234,

Zitat

Meine Frage ging in die Richtung, was passiert, wenn die Zinsen wieder steigen. Fallen dann die Kurse der Notenbanken oder steigen diese? Ist jetzt also der richte Zeitpunkt zum Einstieg oder nicht?

Das kann man (ich) nicht sagen.

 

Aber wenn ich die Staatsverschuldungen in Europa sehe und an steigende Zinsen denke, weiß ich auch nicht weiter.  

 

Lg und schönes WE

Framal

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