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kaffeekantate

Fondsgebundene Lebensversicherung, wieder einmal

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kaffeekantate
· bearbeitet von kaffeekantate

Hallo an alle,
 

wie der Titel schon besagt geht es um eine fondsgebundene Lebensversicherung (FGLV).
Kurz vorweg: ich komme aus einer oesterreichischen Stadt an der Donau, daher treffen deutsche Umstaende und deutsches Recht nicht auf mich zu.

Hatte was Finanzen betrifft wenig bis gar keine Vorkenntnisse, aber ich habe mich in den letzten Wochen viel damit beschaeftigt.


Meine Situation:
- Beruf: Doktorant (noch ca. 1,5 Jahre), Alter: 28, ledig (in Beziehung), Kinder ca. ab 30 geplant
- Einkommen ~1500 Euro netto p.m. (14x pro Jahr), davon 500-600 Euro p.m. verfuegbar
- Versicherungen: HPV, keine BU da in Oesterreich (noch) nicht notwendig
- Vermoegen: ~15000 Euro abzueglich Reserven, keine Schulden/Kredite, neuer Bausparvertrag mit 100 Euro p.m.,


Meine derzeitigen Ziele:
- Geld weg vom Girokonto (Festgeld?, Tagesgeld?)
- Kapital aufbauen fuer Immobilie (Zeitrahmen ~10 Jahre)
- Langfristig Investieren fuer Pensionsvorsorge, aber mit gewisser Flexibilitaet, sodass ich z.B. auch in 20 Jahren auf das Geld zugreifen kann
- Eventuell in ferner Zukunft Selbststaendigkeit
 

Fuer diese Situation wurde mir von einem kostenlosen (gibt es so etwas denn ueberhaupt?) Karriere- und Finanzberater fuer Akademiker (die auf der Uni Vortraege halten und hier recht unbeliebt sind) eine FGLV (CleVesto Platinum von Helvetia) vorgeschlagen. Klang zuerst einmal alles gut (keine KESt, nur Versicherungssteuer, Ablebensversicherung dabei, etc.) und man will/muss ja fuers Alter vorsorgen. Gewisse Flexibilitaet vorhanden. Es wurde auch Alles ausfuehrlich erklaert (hohe Abschlusskosten am Anfang und so), aber ehrlich gesagt waren das viele Informationen ueber ein Thema mit dem ich mich bis jetzt wenig bis kaum auseinandergesetzt habe. Hatte also kaum Informationen ueber Alternativen (auch vom Berater nicht), ausser dass klassische LV nichts taugen (sagt zumindest der Berater). Nach Recherche im Internet wirkt es so, als ob so eine FGLV eine eher schlechte Idee sei. Ich nehme mal an, dass es wie ueberall auch bei FGLV gute und schlechte Angebote gibt. Gibt es in meiner Situation gute Gruende fuer eine FGLV?
     

Meine bisherigen Schluesse sind, dass ich eigentlich gar keine Ablebensversicherung will/brauche und dass die Kosten fuer FGLV sich an der Gesamtsumme orientieren, also vorzeitiger Zugriff (z.B. nach 20 Jahren) unguenstig ist. Ueberhaupt ist mir die vorgeschlagene Vertragsdauer zu lange gewesen. Das Thema Versicherungssteuer vs KESt kann ich noch nicht wirklich beurteilen. Insgesamt wirkt diese FGLV nicht wirklich optimal fuer mich. Ich wollte meinem unguten Gefuehl bei FGLV auch eine quantitative Basis geben und hab daher im Folgenden ein paar einfache Rechungen angestellt.

 

Vorlaeufige Vertragsparameter:
- Praemie: 130 Euro p.m., wobei ich das Gefuehl hatte mein Berater haette gerne mehr gehabt
- Pramienzahlung bis 65 (37 Jahre), ist mir nach genauerem Ueberlegen eigtl zu lange
- Laufzeit bis 85 (57 Jahre)
- Einzelfondsauswahl wollte ich selber machen
- Anfaengliche Wertanpassung von 5% (Vertragszusatz zur Wertanpassung noch nicht vorhanden)
- Ablaufmanagement: Ja (Vertragszusatz zum Ablaufmanagement noch nicht vorhanden)
- Rebalancing: Ja
- keine Absicherungsfunktion
- keine Ertragssicherung
- keine garantierte Erlebenssumme
- Versicherungsleistung im Ablebensfall: vorhandener Vertragswert + 10% der Praemiensumme


Im Vertrag angegebene Kosten:
- Versicherungssteuer: 4%, in Praemie inkludiert
- Abschlusskosten: 7% der Nettopraemiensumme, maximal 2,45 fache der Jahresbruttopraemie, in den ersten 5 Jahren verrechnet
- Jaehrliche Betreuungskosten: 2% der laufenden Praemie
- Jaehrliche Verwaltungskosten: 4,5% der laufenden Praemie
- Stornogebuehr von 50 Euro bei Vertragskuendigung in den ersten 5 Jahren
- Risikopraemie fuer Ablebensversicherung


Praemienbestandteile aufgrund von Modellrechnung mit meinen Parametern:
- Sparpraemie: 83.53 %
- Steuer: 3.85 %
- Kosten: 12,63 % (kommt mir viel vor)
 

Minderung der Gesamtverzinsung (ich schaetze mal pro Jahr) aufgrund von Modellrechnung mit meinen Parametern:
 -2 % -> -2.96 %
 0 % -> -0.68 %
 2 % -> 1.44 %
 4 % -> 3.46 %

Meine Rechnung dazu:
1560 pro Jahr auf 37 Jahre mit 2% ohne jeglichen Kosten: ~86000 Euro und mit verminderten Zinsen: ~76600 Euro
1560 pro Jahr auf 37 Jahre mit 4% ohne jeglichen Kosten: ~132600 Euro und mit verminderten Zinsen: ~117600 Euro
Mit was fuer Kosten bzw. verminderte Zinsen kann ich bei Wertpapierdepot mit ETF (offensichtlich ein Liebling in diesem Forum) rechnen?

 

Renditeminderung (RIY):

Zusaetzlich wird noch eine Renditeminderung (RIY) von 1,22 % bis 4,68 % pro Jahr bzw. ~4100 Euro bis ~15400 Euro Gesamtkosten angegeben (Beispiel mit 1000 Euro pro Jahr auf 25 Jahre mit 3 % Performance, Aufloesung nach 25 Jahren).

Meine Rechnung dazu:
1000 Euro pro Jahr auf 25 Jahre mit 3% ohne jegliche Kosten ~37500 Euro, da scheinen mir die oben angegebenen Gesamtkosten sehr hoch. Ist schon klar, dass auch bei einem eigenen Wertpapierdepot alle moeglichen Kosten anfallen. Auch die grosse Schwankungsbreite bei gleicher Performance verstehe ich nicht ganz. Ist da irgendwo ein Fehler in meiner Rechnung?


Ich habe mich dann auch noch fuer die Provision, die der Berater bekommt interessiert (wurde natuerlich darueber aufgeklaert, aber haette wohl auch fragen sollen, wie hoch diese ausfaellt ...) und ist laut manchen Quellen in etwa die Praemiensumme des ersten Jahres (1560 Euro in meinem Fall), ist schon klar dass die auch von etwas leben muessen, aber dieses System kommt mir etwas merkwuerdig vor. Hat da wer von euch genauere Informationen?

Alternativen:

Prinzipiell will ich ein Instrument, das (nach gewisser Literaturrecherche) verstaendlich und durchschaubar ist. Vor allem was Kostenstruktur und die eigentliche Investition betrifft. Ich will etwa auf keinen Fall ueber Umwege (Fonds) in Ruestungsindustrie investieren. Ausserdem sollte man sich nicht staendig darum kuemmern muessen (1x im Monat sollte reichen), will also nicht taeglich Boersenkurse verfolgen muessen. Eigenes Wertpapierdepot ist daher prinzipiell eine Option fuer mich, sofern ich mich etwas eingelesen habe. Ansonsten fallen mir leider keine Alternativen ein. Ich lese hier oefter von Riester- und Ruerup-Rente, kenne aber die aequivalenten Vorsorgeinstrumente in Oesterreich nicht. Gibt es ein Instrument, das ich nicht erwaehnt habe, das fuer meine Situation passen wuerde?

 

Bin sehr dankbar fuer jegliche Tipps, Antworten oder Hinweise auf Fehler im Text oder in meinen Schluessen. Falls ihr noch mehr Informationen benoetigt, ergaenze ich die selbstverstaendlich gerne.

Beste Gruesse,
kaffeekantate

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Nachdenklich
vor einer Stunde schrieb kaffeekantate:

- Kosten: 12,63 % (kommt mir viel vor)

Das Ist viel!

 

Du willst doch dieses Produkt gar nicht, das kann man doch zwischen den Zeilen aus Deinem Beitrag erkennen. Der einzige, der will, daß Du diesen Vertrag abschließt, scheint doch der Berater zu sein. Aus (für ihn) guten Gründen. 

Dann laß es auch.

Da ich die Steuersituation in Österreich nicht kenne, bin ich lieber zurückhaltend mit Ratschlägen, was Du tun solltest.

Unter deutschen Rahmenbedingungen wäre mein (etwas vereinfachter) Rat: Mach einen Sparplan auf einen ETF MSCI World in der gewünschten Höhe (Dauerauftrag) und vergiß es solange, bis Du entweder zusätzliches Geld anlegen willst oder bis Du Interesse daran entwickelst, Dich doch mehr damit zu beschäftigen.

 

vor einer Stunde schrieb kaffeekantate:

Mit was fuer Kosten bzw. verminderte Zinsen kann ich bei Wertpapierdepot mit ETF (offensichtlich ein Liebling in diesem Forum) rechnen?

Zur Kostensituation in Österreich kann ich nichts sagen, die Kosten des ETF selbst sind minimal.  (ca. 0,2-05%, je nach Auswahl)

Verminderte Zinsen? Damit kann ich in Bezug auf einen ETF-Sparplan gar nichts anfangen.

 

Vom Grundsatz stellt sich aber die Frage, ob Du auch einen Teil Deiner Sparrate in den sogenannten sicheren Anlagen halten willst.

Die bringen zwar weniger Rendite, schwanken aber weniger im Wert. Welchen Anteil ein solcher "sicherer" Teil in Deinem Plan zum Vermögensaufbau haben soll, das kann man Dir bei der geringen Kenntnis Deiner Situation und Deiner Risikobereitschaft aber kaum raten.

 

Einem zukünftigen Akademiker aber zuzuraten, zunächst mal die oben erwähnten 130,- Euro in einen solchen Sparplan zu stecken und damit langsam ein Gefühl aufzubauen, wie man denn selbst mit den Schwankungen am Wertpapiermarkt umgeht, halte ich aber nicht für übermutig.

Wenn dann in ca.  anderthalb Jahren ein höheres Einkommen zur Verfügung steht, dann sollte natürlich mal eine gründlichere Überlegung angestellt werden (ohne Finanzberater!), ob und wann man ein eigenes Haus will und welche anderen Ausgaben in mittlerem Zeithorizont anstehen. Erst nach einer solchen Planung läßt sich sinnvoll entscheiden, welcher Anteil des Einkommens wie angelegt werden soll.

Aber wie gesagt: 130,- Euro monatlich sollte ein Akademiker mit entsprechendem Einkommen (bzw. Perspektive darauf) ruhig mal in den ETF-Sparplan stecken. 

 

 

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kaffeekantate

Danke fuer deine Antwort, Nachdenklich!
 

52 minutes ago, Nachdenklich said:

Du willst doch dieses Produkt gar nicht, das kann man doch zwischen den Zeilen aus Deinem Beitrag erkennen.

Ja, das ist sicher unschwer zu erkennen. :D Eigentlich  habe ichmich schon laenger dagegen entschieden. Meine Fragen sind zum Grossteil aus Interesse, weil ich bis jetzt so wenig Einblick in die Thematik hatte und es mich doch interessiert wie die Dinge genau funktionieren.

 

53 minutes ago, Nachdenklich said:

Verminderte Zinsen? Damit kann ich in Bezug auf einen ETF-Sparplan gar nichts anfangen.

Soweit ich verstehe, sind die verminderten Zinsen einfach eine effektive Zinsrate, die ueber den Veranlagungszeitraum berechnet werden. Also 4% Performance wird wenn man alle Kosten einberechnet und wieder eine jaehrliche Effektive Verzinsung ueber den Veranlagungszeitraum haben will zu effektiven 3,x%.

ETF-Sparplan werd ich mir mal anschaun.

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marcel
vor 4 Stunden schrieb kaffeekantate:

ETF-Sparplan werd ich mir mal anschaun.

Auch einen ETF-Sparplan sollte man nicht abschließen, weil ein "Berater" (oder Forumsteilnehmer) es einem empfiehlt. Auch hier gilt, bevor Du irgendetwas machst, informiere Dich, lerne und dann entscheide, was für Dich das richtige ist.

Das geht nicht von heute auf morgen, aber in Deinem Alter hast Du noch genug Zeit, Dich für den richtigen Weg zu entscheiden.

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