Nachtfalke September 18, 2019 11 hours ago, Schildkröte said: @Coucy, wat sachste dazu(?): Ein ganzes Jahr politisches Geplänkel, und die Bürger zahlen. Die aktuellen Umfragen deuten auf eine Wiederholung des Affentheaters hin: https://www.elmundo.es/espana/2019/09/02/5d6c0dc5fc6c837f4a8b456e.html Die Abkehr der Bürger von den kleinen Parteien, in diesem Fall aber nicht schlecht, weil so die Bildung einer "Gabun-Koalition" aus Rechtsspopulisten und Erzkonservativen hoffentlich vermieden werden kann. Bedenkenswert finde ich aber, dass nicht gut verhandelt worden ist: Man hat sich in die jeweilige Ecke geredet, und jetzt kann kaum einer der jeweiligen Unterhändler nochmal zurück an den Verhandlungstisch. Weil man aber die eigene Basis die letzten Monate lang, ganz postmodern-politisch wie ein gewisser Herr Trump, weiter intensiv gepampert hat, ist das eigene Standing dort (bis auf Pablo Iglesias vielleicht) so gut, dass die bisherigen Führungskräfte auch weitermachen dürfen. Wenn's kein extrem klares Ergebnis bei den Wahlen gibt, dann kriege ich kommenden Januar vielleicht schon wieder meine Wahlscheine zugeschickt... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schildkröte September 18, 2019 · bearbeitet September 18, 2019 von Schildkröte Immerhin die vierte Wahl in vier Jahren. Dass die nächste Wahl ähnlich unklare Verhältnisse schafft, ist nicht unwahrscheinlich. Aus Sicht der Wirtschaft und der Börse ist sowas aber nicht verkehrt, wenn man den Thesen des Wirtschaftsliberalen Ken Fisher folgt. Ihm zufolge können Politiker immerhin nicht der Wirtschaft dazwischenfunken, wenn sie (zu sehr) mit sich selbst beschäftigt sind. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke September 18, 2019 10 hours ago, Schildkröte said: Immerhin die vierte Wahl in vier Jahren. Dass die nächste Wahl ähnlich unklare Verhältnisse schafft, ist nicht unwahrscheinlich. Aus Sicht der Wirtschaft und der Börse ist sowas aber nicht verkehrt, wenn man den Thesen des Wirtschaftsliberalen Ken Fisher folgt. Ihm zufolge können Politiker immerhin nicht der Wirtschaft dazwischenfunken, wenn sie (zu sehr) mit sich selbst beschäftigt sind. Hatten es, glaube ich, ja schonmal von Fisher. Prinzipiell nix gegen diese These, aber allgemeingültig erscheint mir die Logik dieses "Schön, dass der Lehrer die Grippe hat, denn so kann ich heute Netflix schauen" leider nicht unbedingt: Wenn der politische Stillstand (wie z. B. in Belgien vor ein paar Jahren) in einem Rahmen von Wohlstand und Sicherheit erfolgt, dann, klar, kann nicht viel kaputt gehen. Denke auch, wir sind uns alle einig, dass gerade in der EU die meisten Regierungsorgane, national und international, gut daran täten, sich wieder mehr auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren, anstatt uns alle mit unsinnigen Kaffeemaschinen- und Staubsaugerverordnungen mehr zuzusetzen, als, äh, vielleicht so manche ausgiebige Lektüre des Nekronomicons. In Spanien (und in der ganzen Süd-EU) ist der Rahmen aber einer von Korruption, Armut, und ausgeprägten antidemokratischen Tendenzen: Wenn sich da der Parlamentarismus dauerhaft nicht so entfalten kann, wie es der Staat braucht, um wie vorgesehen zu funktionieren, nicht cool. Außerdem ist ja eines der grundlegenden Probleme gerade auch, dass eben jene Wirtschaft, wildgeworden, zwischen 1998 und 2012 weitgehend machen durfte, was sie wollte - mit den Ergebnissen, wie wir sie kennen. Ob wir da schon in Bereichen von "Why Nations Fail" sind, weiß nicht. Mit Sicherheit kommt man sich langsam vor wie in einer Zeitschleife: Vor genau hundert Jahren gab's auch fünf Wahlgänge in acht Jahren. Spaniens Probleme im 21. Jahrhundert, die gleichen wie im 20. Jahrhundert; Kontinuität, die keiner braucht... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schildkröte September 30, 2019 · bearbeitet September 30, 2019 von Schildkröte Da magst Du recht haben, dass Ken Fisher das durch die angelsächsische Brille betrachtet geäußert hat. Unabhängig davon ist auch Spanien von der Thomas Cook - Pleite betroffen (insbesondere die Balearen sowie die Kanaren): Zitat im vergangenen Jahr haben rund 7,1 Millionen Spanienbesucher ihre Reise oder den Flug über Thomas Cook oder seine Filialen in Skandinavien und Deutschland gebucht. ... [Hotelverband ]FEHM-Präsidentin Maria Frontera hatte ... den bisher aufgelaufenen Schaden für den Hotelsektor auf den Balearen auf etwa 100 Mio. € veranschlagt. Manche Hotels sähen sich gezwungen, die Saison vorzeitig zu beenden. Viele Unternehmen seien gefährdet. - [Thomas Cook] ist der zweitgrösste Veranstalter für die [balearische] Inselgruppe hinter der deutschen TUI. ... Die Gewerkschaft UGT schätzt, dass auf der [kanarischen] Inselgruppe durch die Thomas-Cook-Pleite jeder zehnte Job gefährdet ist. Hier der vollständige NZZ-Artikel. Der Tourismussektor macht ein Drittel des BIPs der Kanaren aus. Mal schauen, ob eine Restrukturierung von Thomas Cook gelingt oder Wettbewerber dessen Marktanteile übernehmen. Andernfalls hätten die vom Tourismus abhängigen Regionen darunter zu leiden. Portugal sowie Griechenland sind ebenfalls von der Thomas Cook - Pleite betroffen und unterstützen daher die spanische Industrieministerin bei ihrer Forderung an die EU nach Subventionen für die gefährdeten Jobs. Insgesamt kamen voriges 82,1 Mio. Urlauber nach Spanien. Der Marktanteil von Thomas Cook lag also in Spanien zuletzt bei 8,6%. Der spanische Hotelkonzern nH zeigte sich kurstechnisch seit der Pleite von Thomas Cook recht stabil, hat dafür allerdings auf Jahressicht -31,5% verloren. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke September 30, 2019 Mag an meinem mangelndem Wissen zur Sache liegen, aber - die Pleite eines einzelnen Anbieters bedeutet ja nicht unbedingt eine Gesamtkorrektur; Computer werden ja auch nach Atari weiter verkauft. Wie da die genauen Zusammenhänge sind, weiß ich nicht, aber dass die Briten bei den derzeitigen politischen Entwicklungen als Großkunden wahrscheinlich sowieso wegfallen werden, ist ja auch wahrscheinlich schon länger voraussehbar. Was mir mehr Sorge bereitet, ist, dass die Wertkurve mancher spanischer Unternehmen aus der Tourismus- und Reisebranche ein Bisserl aussieht wie der Stammbaum der spanischen Königsfamilie, nämlich keilförmig. Wenn ein Konzern wie nH nach diesem turbulenten Jahrzehnt wieder ungefähr bei den Werten ist, wie zur Zeit der Hochkrise, dann erscheint mir das als ein zutiefst besorgniserregendes Zeichen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke Oktober 7, 2019 ...Mal vielleicht 'ne ganz interessante Übung am Rande: Wie findet man eigentlich heraus, was während welcher Legislaturperiode eigentlich konkret gemacht wurde? Also, welche Gesetze verabschiedet und umgesetzt wurden? Würde mich mal interessieren, die tatsächliche Bilanz so mancher Parlamente mal aufgelistet zu sehen. Z. B. die Regierung Sanchez in Spanien, die ja immerhin seit April nur kommisarisch im Amt ist - was genau haben die denn wirklich in dieser Zeit so gemacht? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Warlock Oktober 7, 2019 Am 30.9.2019 um 06:54 von Schildkröte: Hier der vollständige NZZ-Artikel. Der Tourismussektor macht ein Drittel des BIPs der Kanaren aus. Mal schauen, ob eine Restrukturierung von Thomas Cook gelingt oder Wettbewerber dessen Marktanteile übernehmen. Andernfalls hätten die vom Tourismus abhängigen Regionen darunter zu leiden. Portugal sowie Griechenland sind ebenfalls von der Thomas Cook - Pleite betroffen und unterstützen daher die spanische Industrieministerin bei ihrer Forderung an die EU nach Subventionen für die gefährdeten Jobs. Insgesamt kamen voriges 82,1 Mio. Urlauber nach Spanien. Der Marktanteil von Thomas Cook lag also in Spanien zuletzt bei 8,6%. Der spanische Hotelkonzern nH zeigte sich kurstechnisch seit der Pleite von Thomas Cook recht stabil, hat dafür allerdings auf Jahressicht -31,5% verloren. Meine Eltern sind zur Zeit auf Fuerteventura - wie jedes Jahr im September. Es ist ungewöhnlich leer. Deutlich leerer als die letzten Jahre. Es sind aber wohl auch viele diese Jahr lieber ans östliche Mittelmeer gefahren, da günstiger. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 10, 2019 https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/spanien-sanchez-und-sozialdemokraten-vorne-aber-patt-bleibt-16478988.html Quote Bei den zweiten spanischen Parlamentswahlen in diesem Jahr hat sich nach ersten Hochrechnungen ein Erfolg der rechtspopulistischen Vox-Partei abgezeichnet. Demnach konnte sie die Zahl ihrer 24 Mandate mindestens verdoppeln. Stärkste Partei werden offenbar wieder die Sozialisten (PSOE) unter dem amtierenden Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, auch wenn die PSOE einige ihrer 123 Mandate verlieren könnte, wie die Umfrage des Senders RTVE zeigte. Die konservative Volkspartei PP konnte demnach ihr historisch schlechtestes Ergebnis von 66 Mandaten hinter sich lassen und mindestens 20 Sitze zulegen. Die rechtsliberale Ciudadanos-Partei könnte dagegen mehr als zwei Drittel ihrer Sitze verlieren. Auch die linksalternative Unidas-Podemos-Partei musste offenbar Einbußen hinnehmen. Zum ersten Mal werden es wohl die neue „Más Páis“-Partei und die separatistische CUP-Partei aus Katalonien ins nationale Parlament schaffen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 10, 2019 · bearbeitet November 10, 2019 von Coucy Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 10, 2019 Bei all dem Terz war die letzten Tage auch immer wieder eine "spanische GroKo" im Gespräch. Halte das für eine realistische Möglichkeit, obwohl die Medien eher über eine Koalition zwischen PSOE und Ciudadanos sprechen. Ciudadanos wiederum hat 47 Sitze verloren, und das traditionell PP-treue Staatsfernsehen proklamiert schon genüsslich deren Ende. Kann mir vorstellen, dass Sanchez allerdings auch Sondierungsgespräche mit Cs führen wird: Die sind jetzt wahrscheinlich auf einmal ziemlich zahm und kooperationsbereit. Indiskreterweise muss ich sagen, meine Stimme ging an "Más país". Das sind zwar zum Teil recht hirnlose rote Socken, aber sie sind sachpolitische Realisten und generell vernünftiger aufgestellt, als Podemos. Würde mir wünschen, dass die "neuen Wilden" der spanischen Linken eher von dort kommen, als aus dem jetzigen Establishment. Was den Aufstieg der rechtspopulistischen "Vox" angeht, so bin ich nicht besorgt: Die Stärke von Vox ist eine Schwäche des PP, und wird langsam Zeit, dass Spanien sich mit der Gesellschaftslehre Franco-Zeit mal offensiv auseinandersetzt. Die ist noch in vielen (meistens älteren) Köpfen drin, und... Muss raus. Also muss man mal drüber reden. Das wird ein Spaß. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Angsthase November 10, 2019 vor 27 Minuten von Coucy: Die Stärke von Vox ist eine Schwäche des PP Die PP hat doch heute auch gewonnen. Stark verloren hat Ciudadanos. Ansonsten: Eine explizit rechte Partei gehört einfach mittlerweile dazu in westeuropäischen Staaten. Warum sollten nur die explizit Linken eine Daseinsberechtigung haben? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 11, 2019 Gemeint hatte ich Folgendes: Vox ist, zu großen Teilen, einfach der ausgegliederte rechte Flügel des PP. PP wäre viel stärker, wenn diese Jungs und Mädels auf Linie geblieben wären: Eine rechts-rechts Koalition in Spanien war zumindest vor der Wahl nicht als ernsthafte Option angesehen worden - weil der linke Flügel des PP recht drastisch seine Vorbehalte dagegen geäußert hatte. Wie's jetzt aussieht, keine Idee, aber zumindest grundsätzich war die Spaltung des rechten Flügels eine massive Hilfe für die liberaleren Kräfte in Spanien. Ohne Vox wahrscheinlich keine Regierung jenseits von Rajoy. Bin mal gespannt, wie die Situation sich weiter entwickelt- Wenn jetzt wieder ein halbes Jahr verhandelt wird, dürfte der Volkszorn massiv hochkochen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Maikel November 11, 2019 vor 9 Stunden von Coucy: Bei all dem Terz war die letzten Tage auch immer wieder eine "spanische GroKo" im Gespräch. Halte das für eine realistische Möglichkeit, Warum hältst du das jetzt für eine realistische Möglichkeit? Eine "GroKo" ist doch bisher auch nicht zustande gekommen, weil die beiden großen Parteien nicht miteinander können; alleine schon, weil Koalitionen in Spanien unüblich sind. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 11, 2019 · bearbeitet November 11, 2019 von Coucy 1 hour ago, Maikel said: Warum hältst du das jetzt für eine realistische Möglichkeit? Eine "GroKo" ist doch bisher auch nicht zustande gekommen, weil die beiden großen Parteien nicht miteinander können; alleine schon, weil Koalitionen in Spanien unüblich sind. In der Tat sind deutsche "Koalitionen" nicht genau dasselbe wie ein in Spanien üblicher "pacto" - mal gibt es "richtige Koalitionen" mit Regierungsbeteiligung der Zweit- oder Drittpartner, mal gibt es nur inhaltliche Absprachen im Sinne einer deutschen "geduldeten Regierung". Für plausibel und realistisch halte ich die Möglichkeit deswegen, weil's, wie gesagt, immer wieder angesprochen und ins Spiel gebracht wird, zuletzt von Pablo Casado: https://elpais.com/politica/2019/11/10/actualidad/1573407061_569279.html (Spanisch) Für sinnvoll halte ich persönlich diese Entwicklung nicht, aber -- ein Bisserl Groko ist vielleicht für Spanien gar nicht schlecht. In Alemania brauchen wir mal wieder gegensätzliche Debatten, die nicht von Radikalen bestimmt werden; in Spanien bräuchte man meiner Ansicht nach genau das Gegenteil: Ein Bisserl Konsenspolitik und eine geschlossene bürgerliche Mehrheit gegen übermäßig extreme Spinner. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Maikel November 11, 2019 vor 1 Stunde von Coucy: Für plausibel und realistisch halte ich die Möglichkeit deswegen, weil's, wie gesagt, immer wieder angesprochen und ins Spiel gebracht wird, zuletzt von Pablo Casado: Für eine "GroKo" war lange genug Zeit, dafür hätte es doch jetzt keine Neuwahlen gebraucht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 11, 2019 1 minute ago, Maikel said: Für eine "GroKo" war lange genug Zeit, dafür hätte es doch jetzt keine Neuwahlen gebraucht. Um's mit Jack Nicholson zu sagen, wenn Du Dir spanische Politiker vorstellst, dann - stelle Dir deutsche Politiker vor, aber subtrahiere Intelligenz und Zurechnungsfähigkeit. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 12, 2019 · bearbeitet November 12, 2019 von Coucy https://elpais.com/politica/2019/11/12/actualidad/1573561378_089352.html (Spanisch) ...Und das Links-Links-Bündnis kommt doch. Das wird ein Spaß. Denn wie die Politik konkret aussehen soll, die man gemeinsam gestalten will, DAS freilich, wird die geneigte Öffentlichkeit noch herauszufinden haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marfir November 13, 2019 Am 19.9.2019 um 01:56 von Coucy: In Spanien (und in der ganzen Süd-EU) ist der Rahmen aber einer von Korruption, Armut, und ausgeprägten antidemokratischen Tendenzen: Wenn sich da der Parlamentarismus dauerhaft nicht so entfalten kann, wie es der Staat braucht, um wie vorgesehen zu funktionieren, nicht cool. Außerdem ist ja eines der grundlegenden Probleme gerade auch, dass eben jene Wirtschaft, wildgeworden, zwischen 1998 und 2012 weitgehend machen durfte, was sie wollte - mit den Ergebnissen, wie wir sie kennen. Und warum wählt man dann in Spanien so stark Links? Die sozialistischen Paradiese weltweit haben mit noch mehr Armut, Willkür und Korruption zu kämpfen. Und offenbar haben die früheren Wahlerfolge von Links auch nicht zu mehr Wohlstand in Spanien geführt. Der ganze Euroraum scheint in immer mehr Sozialismus abzugleiten. Wie erklärt sich das in Spanien? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
SuggarRay November 13, 2019 Am 11.11.2019 um 12:05 von Coucy: Um's mit Jack Nicholson zu sagen, wenn Du Dir spanische Politiker vorstellst, dann - stelle Dir deutsche Politiker vor, aber subtrahiere Intelligenz und Zurechnungsfähigkeit. Ich glaube mit Intelligenz hat das nun so garnichts zu tun. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 14, 2019 · bearbeitet November 14, 2019 von Coucy On 11/13/2019 at 8:48 AM, Marfir said: Und warum wählt man dann in Spanien so stark Links? Die sozialistischen Paradiese weltweit haben mit noch mehr Armut, Willkür und Korruption zu kämpfen. Und offenbar haben die früheren Wahlerfolge von Links auch nicht zu mehr Wohlstand in Spanien geführt. Der ganze Euroraum scheint in immer mehr Sozialismus abzugleiten. Wie erklärt sich das in Spanien? Ich denke, diese Wahrnehmung ist richtig, bedingt sich aber vor allem durch die Art, wie deutsche, aber vor allem amerikanische Medien mit den Begriffen "links" und "rechts" umgehen: Gerade in Lateinamerika ist "Sozialismus" eben nicht "DDR", sondern historisch bedingt gleichzusetzen mit zum Teil sehr demokratisch und humanistisch orientierten Volksbewegungen. - Die überwiegende Mehrheit in Ländern besonders Südamerikas ist halt bis heute einfach bitterlich arm. Wenn die von "Umverteilung" und "Abrechnung mit dem Kapitalismus" sprechen, dann meinen die damit etwas Anderes als... Muhammad Ali von der Linkspartei. ("Sätze, von denen ich nicht gedacht hätte, dass ich sie jemals schreibe" #1. First minute, first round, champ!) In Deutschland verkauft man ja traditionell den Partido Popular als sowas wie die spanische CDU/CSU. Das ist aber nicht korrekt, und geht darauf zurück, dass der gute Franz Joseph Strauß sich in diesem Sinne massiv engagiert hat: Der PP ist die Nachfolgepartei der faschistischen Eliten aus der Franco-Zeit. (Bis 1975 bzw. 1981.) Sie gilt als nur eingeschränkt demokratisch, und vor allem als superkorrupt: https://de.wikipedia.org/wiki/Caso_Gürtel ...Oder, in etwas drastischeren Worten, stell' Dir vor, in Deutschland hätte es KEINE Entnazifizierung gegeben, und die NSDAP hätte nach dem 2. Weltkrieg weiterhin zum Parlament gehören dürfen. Hitler bekäme Statuen überall, und alle widerlichen Menschenrechtsverbrecher blieben in Amt und Würden. Somit ist schonmal eine Grundlage für einen gewissen Trend nach links bei allen Menschen mit Gewissen durchaus gegeben. Das I-Tüpfelchen war in Spanien aber die Art, wie die Regierung Rajoy versucht hat, die Folgen der Krise von '08 zu bewältigen: Inhaftierung von Journalisten, Panzer in Katalonien, brutalstes Vorgehen gegen demonstrierende Kids, und brutalste Zwangsräumungen von Wohnungen, deren Mieten oder Hypotheken nicht mehr bezahlt werden konnten. Gleichzeitig Freibriefe für den spanischen Geldadel, offene Korruption sogar bei den jüngeren Mitgliedern des PP. Und dann war natürlich noch die Geschichte, wie der alte König nach der Elefantenjagd mit seiner Geliebten besoffen eine Treppe herunterfiel, sich die Hüfte brach, und dann auf Staatskosten aus Botswana heimgeflogen werden musste. Offiziell hatte er offenbar bei einem "Symposium zur Bekämpfung der Mietkrise" sein wollen. Sagen wir es so: Die spanische Öffentlichkeit ist den letzten Jahren wiederholt dazu gekommen, die ethisch-philosophische Grundlage ihrer konservativen Bewegung zu hinterfragen. Ob die Linken jetzt das Geheimrezept haben, um das Land zu "heilen" - ich bezweifle es. Aber zumindest sind sie keine so hemmungslosen A********** wie die alte konservative Garde. 16 hours ago, SuggarRay said: Ich glaube mit Intelligenz hat das nun so garnichts zu tun. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marfir November 14, 2019 vor 7 Stunden von Coucy: ok danke für die Hintergründe! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Shong09 November 15, 2019 Am 13.11.2019 um 18:21 von SuggarRay: Ich glaube mit Intelligenz hat das nun so garnichts zu tun. Die Zurechnungsfähigkeit darf man auch noch abziehen. Man denke nur an Fahrverbote, EEG, Mietpreisbremse wegen Mieterhöhungen (die aber definitiv nicht mit den 3 Mio. neuen Mietern zusammenhängen dürfen), unzählige Fortsetzung... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke November 21, 2019 · bearbeitet November 21, 2019 von Coucy Mal wieder was Konkretes: Besitzern von Ferienwohnungen in der Region Madrid geht es ja schon seit einiger Zeit an den Kragen/Geldbeutel: https://www.madridiario.es/ayuntamiento-pide-poder-multar-pisos-turisticos-11000 (Spanien) Denke, wir sehen hier Vorboten eines nationalen Trends. Wer also eventuell damit liebäugelt, im sonnigen Süden ein Schnäppchen zu machen, der sollte sich das nochmal ganz, ganz genau anschauen. (Das soll kein hohles Rumgebonze sein; Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen gehen in Spanien schonmal durchaus auch für unter 50.000 € über den Tisch. Als "alternative Anlage" war das vor ein paar Jahren durchaus noch einen Blick wert.) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke Januar 29, 2020 On 7/15/2019 at 12:21 PM, Coucy said: In Spanien geht's ja bekanntlich gerade ziemlich rund - könnten Neuwahlen vor der Tür stehen. Wichtiger für die wirtschaftliche Einschätzung der Lage erscheint aber dieser jüngste Bericht des "Banco de Espana". https://elpais.com/economia/2019/07/14/actualidad/1563114339_660487.html (Spanisch) Da die Buben des BoS schwärzer sind, als eine Tasse Kaffee in einer Kantine ohne Licht, könnt Ihr davon ausgehen, dass man diese Daten gezielt lanciert, um der spanischen SPD, dem PSOE, schlechte Politik zu unterstellen. - In der Tat machen die ihren Job aber ganz gut: Zumindest werden seit Amtsantritt von Sanchez keine Omis mehr von Polizei-Sturmtruppen aus ihren Wohnungen gekegelt, wenn die Rente mal nicht für Essen UND Miete reicht. Kurzfassung des obigen Artikels: Das Lohnniveau bzw. durch Arbeit erwirtschaftete Gesamtertrag der Generation unter 40-50 Jahren ist unabhängig vom Bildungsgrad der jeweiligen Arbeitnehmer im letzten Jahrzehnt deutlich gesunken. "Nacidos en": "Geboren im Jahr..." "Con estudios altos": "Mit höherem Abschluss." Lehrer, Ärzte, Juristen, Bankangestellte, Ingenieure."Con estudios bajos": Ca. vergleichbar mit dem mittlerem Schulabschluss in Deutschland. Handwerker, Dienstleister in Verkauf oder in der Kundenbetreuer, Arbeiter. Deprimierend und erschreckend für mich persönlich. Und natürlich ein deutlicher Hinweis, von welcher wirtschaftlichen Entwicklung wahrscheinlich mittelfristig auszugehen ist. Spanien schafft sich ab. Mieten steigen in Spanien zwischen 2% und 5% in 2019. In Anbetracht der Daten zum Einkommen, gruselig. Da bläst sich wieder was auf, fürchte ich. https://www.efe.com/efe/espana/economia/el-precio-del-alquiler-cierra-2019-con-una-subida-5-1-y-marca-maximos/10003-4161234 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke April 16, 2020 · bearbeitet April 16, 2020 von Coucy https://www.lasexta.com/noticias/nacional/ingreso-minimo-vital-estara-listo-mayo_202004155e973d2eea9fed0001bf6bfd.html (Spanisch) Spanien nährt sich dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens. Ein weltpolitischer Hammer, wenn das so bestehen bleibt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag