Andi1986 Februar 14, 2018 Hallo Community, ich stehe vor einer Entscheidung und bin verunsichert, daher der Wunsch um Eure Meinung. Zu mir: -31 Jahre, Verheiratet, 1 Kind -Angestellter Ingenieur -Alle nötigen Versicherungen (BU Unfall etc) ausreichend vorhanden Meine Anlagestrategie: Risikoarmer Vermögensanteil: 40% (Festgeld, Tagesgeld, Bausparer) Risikoreicher Vermögensanteil: 60% (ETF Weltportfolio) Jetzt habe ich noch eine Britische Lebensversicherung über Friends Provident aus dem Jahr 2012 in meinem Portfolio und weiß nicht, ob ich diese weiterführen soll oder nicht! Ist Stand Friends Provident: - 100€ monatliche Einzahlung - 5 Jahre sind rum, daher volle Abschlusskosten (~3500€) schon bezahlt und "verloren" - Rückkaufswert ca. 2500€ - Restlaufzeit: 35 Jahre Was bemängele ich daran? 1. Kostenbelastung: - 4€ Verwaltungsgebühr pro Monat - ~2,25% Fondskosten p.a. (leicht abgemildert durch einen Treuebonus 0,75% p.a. den ich jetzt erhalte) - 5€ pro Monat Garantiekosten (100% der eingezahlten Beiträge sind zu Rentenbeginn garantiert) - 2%p.a. Jahresgebühr Fazit: Von 100€ monatlichem Beitrag gehen ca. 9€ an Kosten+Garantiegebühr drauf! 2. Was passiert in der Auszahlphase? - Verrentung möglich zu 24€ pro 10.000€ - Einmalzahlung Heute würde ich dieses Produkt so nicht mehr abschließen. Eine Beitragsgarantie über diesen Langen Zeitraum braucht man nicht - meiner Meinung nach. Alternative: Versicherung kündigen und die 100€ zusätzlich in mein ETF-Weltportfolio (TER: 0,2%) stecken. Mein Versicherungsberater versucht mich intensive dazu zu bewegen, da es so "unglaublich gute Produkte heute in Deutschland gar nicht mehr gibt". Seine Pluspunkte: - Treuebonus reduziert die Kosten - Niedrige Besteuerung in der Auszahlphase würde die Rendite ungemein erhöhen Könnt ihr mir weiterhelfen mit einem Feedback? Was würdet ihr euch fragen / tun? Danke!! Andi Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
lunareactor Februar 14, 2018 · bearbeitet Februar 14, 2018 von lunareactor Ein paar Fragen zur besseren Abschätzung: - Git es spezielle Regelungen bezüglich britischer Lebensversicherungen oder sind die den deutschen gleichgestellt? Wie hoch ist der Garantiezins, wenn vorhanden? - Wie wird diese Versicherung denn bei Ablauf oder vorzeitiger Kündigung versteuert? Bei Ablauf: Nach dem üblichen 62/12-Verfahren (Bei 12 Jahren Laufzeit und Kündigung/Ende mit Alter 62+ besteuerung des hälftigen Ertragsanteils mit persönlichem Steuersatz)? Bei Kündigung: Mit Abgeltungssteuer? - In welche Fonds investiert die Versicherung? Passt das zu deiner Anlagestrategie? - Wie wird die Garantie abgebildet? Fondsumschichtungen oder ähnliches? Kann man das ggf. separat kündigen? Grundsätzlich hört sich das natürlich teuer an, aber ein detaillierterer Blick ins Vertragswerk kann sicher nicht schaden, um das genauer zu bewerten. Bei dem garantierten Verrentungsfaktor von 24 EUR verbietet sich eine Verrentung eigentlich von selbst. Aber das Konstrukt ist wohl auch eher für eine Kapitalabfindung gedacht. EDIT: Letzte Frage: Ist dein Sparerpauschbetrag schon ausgeschöpft? Falls nein, profitierst du aktuell nicht einmal von der Steuerstundung solcher Konzepte. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Andi1986 Februar 14, 2018 @lunareactor Danke für deine Fragen! vor 1 Stunde schrieb lunareactor: - Git es spezielle Regelungen bezüglich britischer Lebensversicherungen oder sind die den deutschen gleichgestellt? Wie hoch ist der Garantiezins, wenn vorhanden? Spezielle Regelungen kenne ich nicht. Garantiezins gibt es keinen - das Kapital wird nur an der Börse mittels investiert. Deren Rendite entspricht der Ablaufleistung. vor 1 Stunde schrieb lunareactor: - Wie wird diese Versicherung denn bei Ablauf oder vorzeitiger Kündigung versteuert? Bei Ablauf: Nach dem üblichen 62/12-Verfahren (Bei 12 Jahren Laufzeit und Kündigung/Ende mit Alter 62+ besteuerung des hälftigen Ertragsanteils mit persönlichem Steuersatz)? Bei Kündigung: Mit Abgeltungssteuer? Ich kann die Versicherung nur für 6 Monate beitragsfrei stellen. Danach muss sie entweder wieder bespart oder gekündigt warden. Besteuerung nach Ablauf erfolgt nur auf den Ertragsanteil zum dann geltenden persönlichen Steuersatz. Bei vorzeitiger Kündigung: Gute Frage - denke maximal Kapitalertragssteuer. vor 1 Stunde schrieb lunareactor: - In welche Fonds investiert die Versicherung? Passt das zu deiner Anlagestrategie? Hier sind die Fonds: https://www.fpinternational.com/de/fondscenter/fondspreise.jsp Ich bespare momentan: FPI Carmignac Investissement FPI F&C European Growth & Income FPI Fidelity European Growth FPI Fondak FPI Nordea North American Value FPI Templeton Growth Das "FPI" bedeutet, dass das spezielle Friendsprovident Fonds sind, die die Entwicklung der eigentlichen Fonds spiegeln. Warum? Keine Ahnung... Aber die Kosten sind natürlich höher als bei den ursprünglichen Fonds. Passt das zu meiner Strategie? JaNein - ich verfolge ja den Weltportfolio Ansatz - allerdings passiv. Das sind alles active Fonds - allerdings soviele, dass schon fast die ganze Welt abgebildet ist. vor 1 Stunde schrieb lunareactor: - Wie wird die Garantie abgebildet? Fondsumschichtungen oder ähnliches? Kann man das ggf. separat kündigen? In den AGB steht nicht wie, also durch welches Produkt, die Garantie gebildet wird. Es warden lediglich 5% der monatlichen Beiträge als Garantiegebühr abgezogen und nicht in die Fonds investiert. Ich vermute, dass diese 5€ auf einem Konto gesammelt werden. vor 1 Stunde schrieb lunareactor: Grundsätzlich hört sich das natürlich teuer an, aber ein detaillierterer Blick ins Vertragswerk kann sicher nicht schaden, um das genauer zu bewerten. Bei dem garantierten Verrentungsfaktor von 24 EUR verbietet sich eine Verrentung eigentlich von selbst. Aber das Konstrukt ist wohl auch eher für eine Kapitalabfindung gedacht. Es gibt einen Zusatz, dass diese 24€ die Mindest-Verrentungsquote ist. Sollte zu der Zeit ein anderes Institut mehr bieten als die 24€, dann kann der Betrag auch höher ausfallen. Doch woher weiß ich das in 35 Jahren?? vor 1 Stunde schrieb lunareactor: EDIT: Letzte Frage: Ist dein Sparerpauschbetrag schon ausgeschöpft? Falls nein, profitierst du aktuell nicht einmal von der Steuerstundung solcher Konzepte. Ja, der Sparerpauschbetrag ist ausgeschöpft. In der Ansparphase spare ich sowieso keine Steuer, das ich den Beitrag ja von meinem Netto zahle. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
lunareactor Februar 14, 2018 · bearbeitet Februar 14, 2018 von lunareactor Die Frage nach dem Sparerpauschbetrag war eher in Richtung Steuerstundung der Ausschüttungen/Vorabpauschale und bei Umschichtungen gedacht (im Vergleich zur freien Anlage im regulären Depot). Dies ist einer der verbleibenden Vorteile eines Versicherungsmantels für die Fondsanlage. Der Effekt ist aber eher klein, wie mal im Cosmos Direkt-Invest-Thread nachgerechnet wurde. Aus meiner Sicht: - Nur falls dir die Beitragsgarantie wichtig ist und dir die genannten Kosten wert ist, solltest du überlegen, das Produkt zu behalten. Bei deutschen Versicherungen wird die Beitragsgarantie meistens durch variable Umschichtungen in risikoarme Anlagen abgedeckt, die gerne mal Rendite fressen. Das Konzept hier finde ich besser planbar, da es sicherstellt, dass konstant 95% des Geldes in die gewählten Fonds fließt. - Falls dir die Beitragsgarantie nicht wichtig ist, würde ich das Produkt eher abstoßen. Geht es nur um die Steuerstundung + 62/12-Ertragsversteuerung im Versicherungsmantel, gibt es dafür günstigere Produkte, die auch eine ETF-Anlage innerhalb des Versicherungsmantels erlauben. Für alles andere ist die freie Anlage in ETFs im regulären Depot wesentlich flexibler und günstiger. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Andi1986 Februar 15, 2018 @lunareactor Danke für Deine Meinung dazu! Das mit der Steuerstundung habe ich noch nicht verstanden, da ich innerhalb der Versicherung keinen Freistellungsauftrag für evtl. Umschichtungen erteilen kann. Für mich ist die Beitragsgarantie deshalb nicht wichtig, da ich meine ETF über >30 Jahre halten werde. Für einen so langen Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ich nicht mindestens die Einzahlungen wieder bekomme. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
lunareactor Februar 15, 2018 Bei freier Fondsanlage fällt bei Ausschüttungen oder Verkäufen/Umschichtungen Abgeltungssteuer an. Seit diesem Jahr gibt es dazu auch für Thesaurierer die jährliche Vorabpauschale, die einen Ersatzwert vorab besteuert. Innerhalb eines Versicherungsmantels bezahlt man während der Laufzeit keine Abgeltungssteuer, weder bei Verkäufen/Umschichtungen, noch bei Ausschüttungen. Eine Vorabpauschale fällt ebenfalls nicht an. Nur bei Kündigung/Auslaufen wird der Ertrag besteuert. Der dadurch erzielte Vorteil sind die Zinseszinsen auf den ansonsten steuerlich vorher abgeflossenen Betrag. Das meinte ich mit "Stundung". Diesen Effekt sollte man aber nicht überschätzen. Das ganze lohnt sich nur bei überschaubaren Mantelkosten, langer Laufzeit und Nutzung der 12/62-Versteuerung. Im unten verlinkten Thread gibt es dazu auf eine der letzten Seiten eine Beispielrechnungs-Excel (letzte Version verwenden, wurde mehrmals angepasst). Die könntest du dir entsprechend auf deinen vorliegenden Vertrag bzw. andere verfügbare Produkte anpassen, um den Renditevorteil unter Berücksichtigung der Kosten des Versicherungsmantels abzuschätzen. Das im Thread diskutierte Produkt VorsorgePlan invest war bisher der günstigste Versicherungsmantel, wird von CD allerdings aktuell nicht mehr angeboten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
PeterPlan Dezember 23, 2020 Hi, auch wenn dieser Thread etwas älter ist, würde ich gerne nachfragen, wie du dich entschieden hast @Andi1986. Hintergrund ist, dass ich in einer gleichen Entscheidungsfindung stehe und nicht einen eigenen Thread eröffnen wollte. Falls ich deinen zu dolle "hijacke", dann sag mir bitte Bescheid, dann erstelle ich einen eigenen. Ziel ist es bei mir bis 2054 entweder die Versicherung weiterzuführen oder in den sauren Apfel zu beißen und eben mit 47% Verlust mich rauszukaufen, so dass ich dann auf einen kostengünstigeren und flexibleren ETF-Sparplan wechseln könnte. Von meinen Beiträgen fließen alleine pro Jahr ca, 11% in Kosten (!!!). 5% Beitragsgarantie, Gebühr und Fondskosten zusammengerechnet. Dazu muss der Fond dann aber super performen, damit er diese Kosten erst einmal aufholt, was in den letzten 7 Jahre natürlich nicht passierte. Da komme ich mir schon etwas veräppelt vor und prüfe, ob ein ALL-Country ETF nicht die bessere Alternative ist. Immerhin hab ich da noch 34 Jahre Zeit und wenn die ETFs auch nur maximal 1% pro Jahr machen, würde ich mehr rauskriegen als bei diesem Versicherungsvertrag... Ärgere mich schon, dass mir es erst jetzt auffällt, aber lieber zu spät als nie. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag