cyborg Februar 5, 2018 Hallo liebes Forum. Ich spiele mit dem Gedanken, die Frage der Fragen zu stellen. Nicht aus steuerlichen Gründen sondern einfach, weil ich das Bedürfnis habe. Ich möchte meine Freundin gerne heiraten. Aber ich bin auch Realist und kenne die gängigen Statistiken. Aussagen wie "uns passiert so etwas nicht" spare ich mir daher an dieser Stelle. Auch Nachwuchs ist geplant. Abgesehen von einem kreditfinanzierten Haus kommt damit also ordentlich Zunder für die zukünftige Schlammschlacht zusammen ;-) Spaß beiseite, als Scheidungskind weiß ich, wie es laufen kann (und meine Eltern haben das wirklich sehr sehr gut gelöst), diverse Ehekriegen im Bekanntenkreise haben mir aber auch gezeigt, wie es in einigen anderen Teilen der Republik so laufen kann. Ich weiß, dass dieses Forum keine Rechtsberatung ersetzen kann. Aber Ihr könnt vielleicht Input geben. Ausgangslage: Beide Anfang 30, er verdient 60k, sie 36k. Sein Einkommen hat noch deutlich Luft nach oben, ihres nach jetzigem Stand eher nicht mehr. Sie bringt aktuell ca. 35k an Vermögen mit, er nur 10k (vielfältige Ursache, mein Konsumverhalten ist daran nicht maßgeblich Schuld). Momentan teilen wir alle Kosten nach Gefühl und jeder kocht sonst finanziell sein eigenes Süppchen. Sobald wir Nachwuchs bekämen, würde sich die Sache ändern. Es herrscht Einigkeit darüber, dass er weiter Vollzeit arbeiten gehen würde und sie nach Möglichkeit auf 50% reduziert. Das Kind könnte dann 6 Stunden in die Kita und dort Mittagessen, Sie hätte in der Zeit etwas Zeit für sich und könnte zumindest oberflächlich den Haushalt machen, den Rest würde er dann, wie jetzt auch, am Wochenende machen. Natürlich hätte er auch keine Schwierigkeiten damit, Arbeitszeit zu reduzieren, aber die finanziellen Einbußen wären zu groß. Sie ist fachlich qualifiziert genug, um Nebenbei noch ca. 150 € pro Monat dazu zu verdienen. Ich würde jetzt so vorgehen, dass beide sich so umfassend an allen Kosten beteiligen, bis jeder genau so viel übrig hat wie der Andere. Unser Konsumverhalten ist sehr ähnlich. Einen Großteil der Kosten würde ich dann tragen, bekomme ich Bonuszahlungen usw. bekäme sie die Hälfte ab, von ihrem Nebenjob wiederum würde die Hälfte an mich fließen. Ich traue mir auch zu durch meinen fachlichen Hintergrund sicher zu stellen, dass beide monatlich betrachtet ungefähr gleich viel Vermögensaufbau betreiben können. Im Rahmen eines Zugewinnausgleiches sollten hier also keine all zu großen Ausgleichszahlungen zu erwarten sein, oder? Das Thema Versorgungsausgleich im Alter wäre dann noch Thema, womit ich leben müsste, es sei denn, es wird durch einen Ehevertrag geklärt, richtig? Wobei ich ja selbst da wahrscheinlich keine Möglichkeit haben werde, der Frau mal eben sämtliche Ansprüche zu entziehen und sie würde so etwas ja wohl (hoffentlich...) nicht unterschreiben. Dann wäre noch das Unterhaltsthema für Frau und Nachwuchs offen, welches dann im Vorwege festgezurrt werden müsste. Sorry für die blöde Frage, aber wie kann ich zum Teil Jahre im voraus schon vernünftig eine Unterhaltsregelung für noch nicht mal gezeugte Personen treffen? Bitte da um Input :-) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bm171103 Februar 5, 2018 Mal nen Vorschlag: sprich mit deiner Freundin darüber, was sie als gerecht bzw. fair ansehen würde und wie sie einem Ehevertrag gegenüber eingestellt ist. Ich war überrascht, dass meine Frau mit der Idee Ehevertrag kam. Wir haben zum Schluss keinen gemacht, weil ich es so wollte. Fair aus meiner Sicht: ich geh weiter arbeiten, sie bleibt das erste Jahr beim Kind, sie danach erstmal Teilzeit und später wieder Vollzeit. Ich verdiene auch mehr als das Doppelte von ihr. Es war für mich keine Frage der rein finanziellen Aufteilung bei uns sondern dass jeder sich einbringt an verschiedensten Stellen. Aber das muss jeder für sich abwägen. Für mich war klar, wenn ich überhaupt heirate dann will ich es auch durchziehen und nicht bei der ersten Krise abhauen. Das scheinen mittlerweile andere Leute deutlich naiver zu sehen. Wenn du schon vom Scheitern und mit Pessimismus ran gehst ein Tipp: lass es einfach, heirate viel später oder sprich eine Gütertrennung oder gewisse Bedenken mit deiner Freundin ab. Ich habe auch relativ spät geheiratet. Wie geschrieben ich war überrascht wie offen wir uns darüber austauschen konnten und es hat der "Romantik" keinen Abriss getan. Oft ist es wichtig auch finanzielle Erwartungshaltungen anzusprechen. Hätte meine Frau gesagt sie will nie wieder arbeiten (wie ich es aus dem Bekanntenkreis kenne) wäre das für mich ein Argument gewesen nicht in die Ehe zu gehen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
GoGi Februar 5, 2018 · bearbeitet Februar 5, 2018 von GoGi vor 14 Minuten schrieb bm171103: Wir haben zum Schluss keinen gemacht, weil ich es so wollte. Habt ihr geheiratet? Dann habt ihr einen Ehevertrag. (Ihr seid dann nur nicht von den Standardregelungen abgewichen.) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bm171103 Februar 6, 2018 vor 13 Stunden schrieb GoGi: Habt ihr geheiratet? Dann habt ihr einen Ehevertrag. (Ihr seid dann nur nicht von den Standardregelungen abgewichen.) Nach meinem Verständnis haben wir keinen Ehevertrag sondern die rechtliche Situation ist die der Zugewinngemeinschaft da wir keinen haben. Steht hier auch so: https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1363.html Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
GoGi Februar 6, 2018 · bearbeitet Februar 6, 2018 von GoGi Ja, ihr habt keinen "Ehevertrag", aber die Ehe selbst ist ein Vertrag. Es gilt genau, was du sagst: Wer keinen Ehevertrag abschließt, der Abweichungen von den Standardregelungen festlegt, für den gelten die Standardregelungen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cyborg Februar 7, 2018 Am 5.2.2018 um 20:04 schrieb bm171103: Mal nen Vorschlag: sprich mit deiner Freundin darüber, was sie als gerecht bzw. fair ansehen würde und wie sie einem Ehevertrag gegenüber eingestellt ist. Ich war überrascht, dass meine Frau mit der Idee Ehevertrag kam. Wir haben zum Schluss keinen gemacht, weil ich es so wollte. Fair aus meiner Sicht: ich geh weiter arbeiten, sie bleibt das erste Jahr beim Kind, sie danach erstmal Teilzeit und später wieder Vollzeit. Ich verdiene auch mehr als das Doppelte von ihr. Es war für mich keine Frage der rein finanziellen Aufteilung bei uns sondern dass jeder sich einbringt an verschiedensten Stellen. Aber das muss jeder für sich abwägen. Für mich war klar, wenn ich überhaupt heirate dann will ich es auch durchziehen und nicht bei der ersten Krise abhauen. Das scheinen mittlerweile andere Leute deutlich naiver zu sehen. Wenn du schon vom Scheitern und mit Pessimismus ran gehst ein Tipp: lass es einfach, heirate viel später oder sprich eine Gütertrennung oder gewisse Bedenken mit deiner Freundin ab. Ich habe auch relativ spät geheiratet. Wie geschrieben ich war überrascht wie offen wir uns darüber austauschen konnten und es hat der "Romantik" keinen Abriss getan. Oft ist es wichtig auch finanzielle Erwartungshaltungen anzusprechen. Hätte meine Frau gesagt sie will nie wieder arbeiten (wie ich es aus dem Bekanntenkreis kenne) wäre das für mich ein Argument gewesen nicht in die Ehe zu gehen. Hallo und vielen Dank für deine Antwort. Du hast ja grundsätzlich Recht - aber zu einer glücklichen und dauerhaften Ehe gehören nunmal 2 Menschen. Und ich maße mir nicht an jetzt schon zu entscheiden, ob meine (hoffentlich) zukünftige Frau nicht doch nach 10 Jahren nochmal einen Neustart möchte. Psychische Erkrankungen, zweiter Frühling, Midlife-Crisis, all das kann mir dann auch noch passieren. Finanziell laufen wir schon in die gleiche Richtung. Sie ist wie jede Frau und gewöhnt sich an die Annehmlichkeiten, die sie mit mir zusammen hat, sehr schnell. Gleiches gilt natürlich auch für mich. Aber ich weiß, dass sie schon aus Prinzip niemals die Hausfrau in Vollzeit spielen würde - dafür ist sie zu stolz und ehrlich gesagt könnten wir uns das auch gar nicht leisten :-) Ich sehe meinen Verantwortungsbereich halt eher auf der Arbeit, komme dann abends nach Hause, gemeinsames Essen, Nachwuchs versorgen ins Bett bringen und fertig - am Wochenende ist dann Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Sie hingegen sieht ihren Wirkungsbereich sicherlich auch unter der Woche zu Hause und somit passt es gut. Trotzdem fehlen mir für die Unterhaltsthemen irgendwie noch ein paar praktische Beispiele der Umsetzung. Was steht in so einem Ehevertrag, was steht nicht drin? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Borusse Februar 12, 2018 · bearbeitet Februar 12, 2018 von Borusse Hallo, Deine Absicht ist zwar unromantisch aber absolut rational, dass muss man leider sagen. Eins sollte man nicht unterschätzen: die Wandlungsfähigkeit des Menschen. Das gilt für den Partner, aber auch für sich selbst. Zum Ehevertrag: Besonders viel aufbereitete Literatur gibt es hierzu nicht. Ich würde mir trotzdem mal "Eheverträge: Sicherheit für die Zukunft" von Michael W. Klein bei Amazon runterladen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Eines aber vorweg: So einen Ehevertrag schreibt man eher weniger im do-it-yourself-Verfahren, falls das auch irgendwo im Hinterkopf gefragt werden sollte. Damit das ganze wasserdicht ist, müsst Ihr auch zu einem Anwalt und Notar. Es sollen auch schon Eheverträge vor Gericht kassiert worden sein... (das steht aber ausführlicher in dem Buch, glaube ich zumindest...). Der "Standard" der Zugewinngemeinschaft ist allerdings in meinen Augen schon gar nicht so schlecht. Natürlich wird der finanziell Stärkere angezapft, aber eine Konstallation, in der der finanziell Stärkere "davonkommt" und der schwächere Ehepartner gar auf staatliche Unterstützung zurückgreifen muss, lässt der Gesetzgeber auch schlechthin zu. Da hat man sich schon was bei gedacht. Der beste Rat ist wohl folgender: Zitat Momentan teilen wir alle Kosten nach Gefühl und jeder kocht sonst finanziell sein eigenes Süppchen. Das würde ich sofort ändern, nicht erst, wenn der Nachwuchs da ist. Dann kannst Du auch besser einschätzen, wie dringend das mit dem Ehevertrag sein wird. Gruß Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag