Randalf Dezember 25, 2017 Moin zusammen, über Weihnachten kam bei meinen Eltern das Thema Geldanlage wieder auf den Tisch, da diese bedingt durch verschiedene Umstände derzeit auf einen Haufen Bargeld sitzen und mich damit betraut haben, eine vernünftige Anlage zu finden. Es geht dabei um derzeit rund 100k€ auf einem Tagesgeldkonto (0.5% Zinsen), und ca. 150k€ auf einem Girokonto zu 0%. Daneben ist noch eine unbelastete Immobilie vorhanden (Wert schwer abzuschätzen, laut einem befreundeten Immobilienmakler rund 250-300k€, Renoveriungen/Sanierungen wurden in den letzten Jahren zahlreich durchgeführt, sodass hier kurz und mittelfristig keine Bedarf für weitere größere Investitionen besteht). Ebenfalls wurde das Haus bereits behindertengerecht umgebaut. (Rente der Beiden ist zusammen bei knapp 2500€/netto). Problem ist allerdings, mein Vater hat aktuell die 2. höchste Pflegestufe und wird von meiner Mutter gepflegt. (Vater Baujahr 52, Mutter Baujahr 54). Meine Mutter ist gesundheitlich in guter Verfassung und ist selbst für den Fall der Fälle über eine ausreichend dimensionierte Pflegeversicherung gut abgesichert. Meine Vermögenssituation ist ähnlich (Studium, angestellt, ~65k€ Einkommen), abbezahlte Eigentumswohnung (von mir bewohnt) und ein niedriger 6stelliger Betrag an Vermögen, welches in den bewährten Strategien (ETF + Tagesgeld) angelegt ist. (Ich bin Einzelkind, daher ist vermutlich meine eigene Situation nicht ganz unrelevant..) Jetzt geht es darum, eine vernünftige Anlagestrategie für das obige Geld zu finden - mir geisterten dabei verschiedene Varianten durch den Kopf, wirklich gut gefällt mir aber keine: 1) Tagesgeldleiter - dh. 1-5 Jahre bei verschiedenen Banken, gangbare Lösung, die ich auch für einigermaßen vernünftig halte. 2) ETF Spielereien: Würde ich aufgrund des Alters der Beiden nicht in Erwägung ziehen wollen, evtl. mit einem minimalen Anteil von 10%. 3) Ein Bekannter der Beiden verdient sein Geld mit dem Bau/Verkauf von Immobilien und hätte derzeit einige interessante Angebot, die sich preislich für uns unterhalb des üblichen Marktniveaus einpendeln würden (Neubau) - hier wäre die Idee: Ca. 200.000€ investieren und 60.000€ als finanzieren, sodass hier nach absehbarer Zeit ein zusätzliches Einkommen geschaffen wird. Erwartbare Rendite wären derzeit rund 3,5-4,0%. (dh. m² Mietpreise von ca. 11-13€). Ich halte die Idee nicht grundlegend für verkehrt, sehe aber bei beiden Parteien eine deutliche Betonlastigkeit. Prinzipiell gibt es leider ja verschiedene Szenarien zu Bedenken, die das Outcome massiv beeinflussen: V.A. was eine stationäre Pflege meines Vaters angeht, so meine Mutter die Pflege nicht mehr zu Hause schafft. Hier würde ich pauschal mit Ausgaben von ca. 2000€/Monat rechnen (in der Realität ist es wohl ein bisschen weniger, aber zum Rechnen einfacher - dies würde den finanziellen Spielraum meiner Mutter massivst beschränken. - wäre aber vermutlich stemmbar.). Dieses Szenario würde ich als das kritischste ansehen. In anderen denkbaren Szenarien ist denke ich von einer leichter stemmbaren Situation auszugehen. Wir haben die Themen in den letzten beiden Tagen lange und ausführlichst durchgekaut, sind aber irgendwie zu keiner Entscheidung gekommen, wie wir weiter Vorgehen wollen/können/sollen. Hat hier evtl. jemand einen Input/Rat wie man in der Situation weiter verfahren könnte? Grüße und Danke bereits vorab, Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Tradeoff Dezember 25, 2017 Was ist denn das Ziel? Gehts darum, das Geld zu vermehren? Es vor dem Fiskus zu schützen im Falle, dass deine Mutter das nicht mehr stemmt? Geht in dem Fall die Mutter mit dem Vater ins Heim? Dass deine Eltern es in ihrem Leben noch verkonsumieren? Aber eine Sofortmaßnahme: Schieb 125kEUR vom Girokonto aufs Tagesgeld, quick win bis alles weitere geklärt ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwachzocker Dezember 25, 2017 · bearbeitet Dezember 25, 2017 von Schwachzocker Das ist schwierig, wenn Risikotragfähigkeit und Ziele nicht bekannt sind. Generell wäre schon etwas gewonnen, wenn das Geld vom Girokonto wegkommt. Auch ist immer zu bedenken, dass so viel Geld in Bankprodukten auch ein Risiko darstellt. Deshalb würde ich schon dazu tendieren, ein gewisses Maß an Aktienanlage zu empfehlen. Mit Tagesgeldleiter meinst Du wohl eine zeitlich gestaffelte Festgeldleiter? Das wäre wohl das mindeste, was ich hier empfehlen würde. Schulden würde ich schlichtweg nicht machen. Es gibt auch noch die Anlageklasse Anleihen. Eventuell Fonds mit kürzeren Laufzeiten, auch mit Fremdwährung. Bei der Chancen-Risiko-Beurteilung unbedingt immer das Gesamtvermögen betrachten, nie nur eine einzelne Anlage. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Akaman Dezember 25, 2017 vor 42 Minuten schrieb Tradeoff: Aber eine Sofortmaßnahme: Schieb 125kEUR vom Girokonto aufs Tagesgeld, quick win bis alles weitere geklärt ist. Nie mehr als 100k, besser sogar<= 50k, auf Konten einer Bank! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Samana Dezember 25, 2017 vor 12 Minuten schrieb Akaman: Nie mehr als 100k, besser sogar<= 50k, auf Konten einer Bank! 100k sind klar, aber warum 50k? Da brauchen ja bereits Berufsanfänger zig Konten.... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schildkröte Dezember 25, 2017 · bearbeitet Dezember 25, 2017 von Schildkröte vor 55 Minuten schrieb Schwachzocker: Es gibt auch noch die Anlageklasse Anleihen. Eventuell Fonds mit kürzeren Laufzeiten, auch mit Fremdwährung. Zur kurz- bis mittelfristigen Geldanlange, um das Geld zu "parken" (auch interessant vor dem Hintergrund, dass die Zinsen bald wieder steigen (könnten)), könnte sich z. B. dieser Rentenfonds anbieten (aktiv, aber kostengünstig und relativ renditestark). Aufgrund der Portfoliozusammensetzung würde ich den aber eher nur als Beimischung kaufen bzw. generell, kurz- bis mittelfristig bald wieder benötigtes Geld auf mehrere Kurzläuferrentenfonds und -ETFs verteilen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Akaman Dezember 25, 2017 · bearbeitet Dezember 25, 2017 von Akaman vor 9 Minuten schrieb Samana: 100k sind klar, aber warum 50k? Da brauchen ja bereits Berufsanfänger zig Konten.... Better safer than sorrier. Das Risiko steuert man geschickter über die asset allocation. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Samana Dezember 25, 2017 Gerade eben schrieb Akaman: Better safer than sorrier. Wenn selbst 50k€ für die staatliche Einlagensicherung zum Problem werden, dann kannst du die anderen 50k€ auch vergessen. Dann gehen alle Banken hops und alles ist weg. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Akaman Dezember 25, 2017 vor 1 Minute schrieb Samana: Wenn selbst 50k€ für die staatliche Einlagensicherung zum Problem werden, dann kannst du die anderen 50k€ auch vergessen. Dann gehen alle Banken hops und alles ist weg. Wir spekulieren beide. Meine Spekulation hat den Vorteil, dass sie nicht auf einem Schwarzweissmodell basiert. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
xfklu Dezember 25, 2017 Bitte jetzt keine seitenlange Diskussion zur Einlagensicherung. Das ist hier nicht das Kernthema. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Akaman Dezember 25, 2017 @xfklu: Du kannst gern diesen Beitrag und meine beiden vorherigen rückstandslos entsorgen. #4 würde ich gern stehenlassen wegen des etwas sorglosen Rates von Tradeoff. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
xfklu Dezember 25, 2017 @Akaman: Ich lass es stehen, weil es (a) nicht wirklich schlimm war und (b) ein schönes Musterbeispiel dafür ist, wie schnell bei uns die Themen oft wegdriften. Vielleicht kann der eine oder andere Leser daraus etwas "als guten Vorsatz" für die Zukunft mitnehmen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Randalf Dezember 25, 2017 vor 2 Stunden schrieb Tradeoff: Was ist denn das Ziel? Gehts darum, das Geld zu vermehren? Es vor dem Fiskus zu schützen im Falle, dass deine Mutter das nicht mehr stemmt? Geht in dem Fall die Mutter mit dem Vater ins Heim? Dass deine Eltern es in ihrem Leben noch verkonsumieren? Hier geht eben das Problem, maximale Rendite bei minimalen Risiko beschreibt es wohl ganz treffend. Risikotragfähigkeit ist schwer, eigentlich gar nicht vorhanden. Bei meiner Mutter ein wenig, bei meinem Vater gar nicht (... was aber auch krankheitsbedingt ist), daher eben auch die Bitte meiner Mutter, ich solle mich darum kümmern, sie sieht sich nicht in der Lage und mein Vater ist nicht in der Lage das noch zu durchdringen. Zitat Geht in dem Fall die Mutter mit dem Vater ins Heim? Davon gehe/würde ich nicht ausgehen - dh. sie würde im Fall der Fälle wohl entweder alleine im Haus wohnen bleiben oder ggf. eine kleinere Wohnung beziehen (falls ihr das Haus zu groß wäre/ist) Ein primäres Problem das glaube ich vorherrscht, wir tun uns alle drei relativ schwer die Summe einzuschätzen - klar wir leben ein relativ sorgloses Leben, gleichzeitig ist es aber im Gesamten auch nicht soviel, dass ich sagen würde, man muss sich gar keine Gedanken darüber machen "was wäre wenn". Tagesgeldleiter ist mein freudscher Verschreiber für Festgeldleiter :-) Oberstes Ziel ist auf jeden Fall, dass die Beiden ruhig schlafen können - dh. Ziele wie folgt: Vermögenserhalt (bzw. eben Vermögensverzehr bei Bedarf) und erst danach Rendite. Gleichzeitig sollte es aber in der Handhabung so sein, dass insbesondere meine Mum noch durchblickt, was wo wie und warum liegt. Die Variante mit der Wohnung wäre eben eine Schenkung an mich, ich würde die offene Summe finanzieren - ich verstehe durchaus die Motive dahinter, erkenne auch den guten Preis, aber mir persönlich ist der Immobilienateil in der Asses Allokation einfach zu hoch. Die Variante mit dem Rentenfond klingt für mich sehr interessant, werde ich mal ins Gespräch bringen. Sorry falls das hier etwas unstrukturiert ist, ich tu' mich gerade selbst relativ schwer... Vielen Dank aber schonmal! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Gast240416 Dezember 25, 2017 Hier könntest Du mal schauen , vielleicht ist die eine oder andere Anregung enthalten. Cef Achja: Finger weg von Variante 3) in Deinem ersten Beitrag Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Kaffeetasse Dezember 25, 2017 Meiner Meinung nach gehört das natürlich alles in Nestle gesteckt und die Dividenden reinvestiert... Nee, nee, Spaß beiseite...Akaman, der treue Minendackel, hat natürlich absolut recht. Geld auf der Bank ist zudem nicht gleich Bargeld und ob man alles in Euronen halten sollte, ist auch die Frage. So viel Cash ohne Gold wär mir außerdem auch nix...10-15 Unzen kann man da locker mal daheim haben für Notfälle. Aber das ist nicht jedermans Sache, ich weiss. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Joseph Conrad Dezember 25, 2017 Hauskauf mit kleiner Finanzierung würde ich lassen. Das kann Stress und Sorgen bedeuten. (Leerstand, Mietrückstände, Messies) Wenn sie sich mit ETF noch anfreunden können, wäre das eine feine Sache. Aber nicht mit 10%. Wenn würde ich schon so 30% in ein Weltportfolio stecken. Den Rest in Tagesgeld und fertig. Von Gold halte ich überhaupt nichts. Es bringt keine Zinsen, es ist teuer in der sicheren Aufbewahrung. Für junge Zocker vielleicht ein lohnendes Spekulationsobjekt. Will man es im Garten für zukünftige Generationen vergraben ? Gerade für alte Leute völlig überflüssig. Gruß Joseph Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schildkröte Dezember 25, 2017 Als Alternative zu physischem Gold bietet sich vielleicht Xetra Gold an. Auch zu *einer* Immobilie (welche ein erhebliches Klumpenrisiko darstellt und zudem einen gewissen Aufwand erfordert) bieten sich als Alternative REITs, Immobilienfonds oder -ETFs an. Anteile an Wohnungsbaugenossenschaften aufgrund des Anlagevermögens eher nicht, weil die Beteiligung an einer Genossenschaft in der Regel im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich gedeckelt ist. Sich an mehreren Genossenschaften zu beteiligen, stellt ebenfalls einen höheren Aufwand dar. Die Frage ist allerdings, ob sich die Eltern überhaupt Fonds und ETFs ins Depot legen wollen? Das Gros der Menschen, die ich kenne, würde in einer ähnlichen Situation doch in eine *richtige* Immobilie investieren, weil man dann *was zum anfassen* hat. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Tradeoff Dezember 25, 2017 vor 3 Stunden schrieb Randalf: Hier geht eben das Problem, maximale Rendite bei minimalen Risiko beschreibt es wohl ganz treffend. Risikotragfähigkeit ist schwer, eigentlich gar nicht vorhanden. Bei meiner Mutter ein wenig, bei meinem Vater gar nicht (... was aber auch krankheitsbedingt ist), daher eben auch die Bitte meiner Mutter, ich solle mich darum kümmern, sie sieht sich nicht in der Lage und mein Vater ist nicht in der Lage das noch zu durchdringen. (...) Oberstes Ziel ist auf jeden Fall, dass die Beiden ruhig schlafen können - dh. Ziele wie folgt: Vermögenserhalt (bzw. eben Vermögensverzehr bei Bedarf) und erst danach Rendite. Gleichzeitig sollte es aber in der Handhabung so sein, dass insbesondere meine Mum noch durchblickt, was wo wie und warum liegt. (...) Unter den Prämissen würde ich es risikolos und transparent anlegen bspw. In der angesprochenen Festgeldleiter. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Joseph Conrad Dezember 25, 2017 vor einer Stunde schrieb Schildkröte: Das Gros der Menschen, die ich kenne, würde in einer ähnlichen Situation doch in eine *richtige* Immobilie investieren, weil man dann *was zum anfassen* hat. Das glaube ich eher nicht. Sowohl Eltern als auch der Sohn besitzen ja schon jeweils eine schuldenfreie Immobilie. Wenn die Eltern solch eine Aversion vor Risiko haben ist wirklich nur TG oder Festgeld kurz laufend angesagt. Ist ja nicht schlimm. Den Lebensabend gilt es stressfrei und so bequem und angenehm wie möglich zu verbringen. Gruß Joseph Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bobby13 Dezember 25, 2017 Dein Hauptproblem ist ja eigentlich nicht die Geldanlage, sondern die ungewissen Ausgaben die kommen könnten. Informiere dich doch besser über die möglichen Kosten eines Heimplatzes und die Zuschüsse der Pflegekasse. Wenn das geklärt ist, wird es euch wahrscheinlich klarer was dann gemacht werden kann. Durch den aktuell hohen Pflegegrad werdet ihr doch schon Kontakte zu Ämtern und Pflegediensten haben. Ansonsten mal bei einem Heim anfragen. Die Kosten sind ja größtenteils alle vorgeschrieben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
sparfux Dezember 25, 2017 · bearbeitet Dezember 25, 2017 von sparfux vor 12 Stunden schrieb Randalf: 1) Tagesgeldleiter - dh. 1-5 Jahre bei verschiedenen Banken, gangbare Lösung, die ich auch für einigermaßen vernünftig halte. 2) ETF Spielereien: Würde ich aufgrund des Alters der Beiden nicht in Erwägung ziehen wollen, evtl. mit einem minimalen Anteil von 10%. In Anbetracht der Situation bei Deinen Eltern halte ich es auch für angebracht, den größten Teil des Geldes in eine Festgeldleiter zu investieren, so dass jährlich genügend Liquidität zur Verfügung steht, falls das benötigt wird. Ich würde aber auch nicht ganz auf ein einfaches Weltportfolio verzichten - als "Langlebigkeitsversicherung" sozusagen. Mal ein konkreter Vorschlag für die 250k€ (muss natürlich nicht 1:1 so sein): 30k€ Tagesgeld 5x 30k€ rollierende Festgeldleiter 1-5 Jahre 70k€ Weltpotfolio Bzgl. Weltportfolio sollte es natürlich einfach gehalten werden. Entweder eine 1-Fonds- oder eine 2-Fondslösung. Wahrscheinlich ist eine 2-Fonds-Lösung (70% developed wolrd + 30% EM) taktisch besser. Ich habe selber schon bei einer 1-Fondslösung die Frage bekommen, ob das nicht zu riskant wäre mit nur einem Fonds. Immobilien haben Deine Eltern und Du für meine Begriffe im Verhältnis zum Vermögen schon erstmal genug. Bei Verheirateten und einem gemeinsamen Konto beträgt die Einlagensicherung übrigens 200k€. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sapine Dezember 26, 2017 Bevor man irgendwelche Entscheidungen trifft, solltet Ihr (vermutlich Du und Deine Mutter) Euch Gedanken darüber machen, wann welche zusätzlichen Reserven benötigt werden. Die zweite ganz entscheidende Frage ist, ob Ihr die Entwicklung mit Deinem Vater absehen könnt. Ist es ein zeitlich eher befristeter Pflegefall oder müsst Ihr Euch auf eine langjährige Pflegesituation einrichten? Es hilft nichts, aber diese Frage muss offen beantwortet werden, wenn Ihr eine kluge Entscheidung treffen wollt. Weiterhin habe ich das Eröffnungspost so verstanden, dass die aktuellen Einnahmen den Ausgaben entsprechen. D.h. von den 2500 Euro werden keine weiteren Rücklagen gebildet aber auch keine aufgelöst für den täglichen Unterhalt? Phase 1) Vater wird zu Hause gepflegt Das ist eine sehr belastende Situation vor allem für Deine Mutter. Wenn der Zustand länger andauert muss unbedingt für ihre Entlastung gesorgt werden über Kurzzeitpflege und/oder externe Betreuungspersonen, die die Pflege vorübergehend oder begleitend übernehmen können (Kurzzeitpflege, ausländische Haushaltshilfen, stundenweise Unterstützung durch palliativ Vereine, Pflegedienst etc.). Die Kosten dafür dürften überschaubar sein weil jeweils zeitlich befristet und zumindest die Kurzzeitpflege wird auch von der Pflegekasse unterstützt. Gerade wenn Mutter hinterher nicht in ein großes Loch fallen soll, ist es wichtig hier rechtzeitig für Hilfe zu sorgen. Zudem lässt sich die Phase 1 durch Inanspruchnahme von Hilfe ausdehnen. Der finanzielle Zusatzbedarf bewegt sich hierfür zwischen 1000 - 5000 Euro pro Jahr je nach Umfang der notwendigen Hilfe. Falls Ihr über eine 24 Stundenkraft nachdenkt, bewegen sich die Kosten hierfür bei etwa 2200 Euro pro Monat. Phase 2) Vater wird im Heim gepflegt Den Löwenanteil der Pflegekosten wird über die Pflegekasse getragen, dennoch werden ein paar Mehrkosten anfallen. Die Mutter will weiterhin im seniorengerechten Haus wohnen? Ihre Kosten dürften gegenüber vorher nur wenig abnehmen. Das Pflegegeld entfällt. Mehrkosten von 2000 Euro pro Monat scheinen mir hoch kalkuliert zu sein. Je nach Kosten des Heimes sind 1500 Euro bereits mehr als genug. Dennoch müsst ihr für diesen Fall eine ordentliche Portion Liquidität vorhalten, das umso mehr je weniger Ihr abschätzen könnt, wie lange der Vater pflegebedürftig sein wird. Phase 3) Mutter bleibt allein zurück Deine Mutter ist noch keine 60 und sollte statistisch noch eine Lebenserwartung von mehr als 30 wenn nicht 40 Jahren haben. Wie sieht die Einnahmesituation von Ihr aus, wenn Dein Vater nicht mehr da ist? Reichen ihre Einnahmen oder benötigt sie eine Aufstockung aus dem Vermögen? Wie viel Geld braucht sie? Wie lange würde das Vermögen reichen, wenn es niedrig verzinst angelegt wäre? Notfalls kann sie in eine Wohnung umziehen und das Haus verkonsumieren, sollte das Ersparte nicht ausreichen. Es ist sehr schwierig, die einzelnen Phasen und ihren Finanzbedarf abzuschätzen, denn letztendlich geht es um die schmerzliche Frage, wie sich die Situation Deines Vaters entwickelt. Zur konkreten Frage. Mir scheint auch, die Anlage in einer weiteren Immobilie aus mehreren Gründen nicht optimal. Zum einen wäre die ganze Vermögensanlage extrem immobilienlastig. Zum anderen haben wir aktuell eine relative Blase was die Immobilienpreise angeht, d.h. in den nächsten 20 Jahren sollten die Wertsteigerungen in dem Bereich hinter denen der letzten Jahre zurück bleiben. Nicht zuletzt noch meine Erfahrung, dass es für betagte Personen durchaus Stress ist, Wohnungen/Häuser zu vermieten. Es gibt jede Menge Ärger mit den Mietern und manchmal auch reichlich finanziellen Stress zusätzlich. Die anvisierte Rendite von 3-4 % ist alles andere als sicher. Wenn die Eltern oder genauer vermutlich die Mutter bereit ist, 10 % Aktien zu ertragen und wenn eine derart defensive Aufstellung ausreicht, die finanziellen Bedürfnisse aus 1-3 abzudecken, würde ich sie auch nicht drängen, mehr Risiko einzugehen auch wenn es eigentlich vernünftig wäre. Mit etwas Glück wächst sie in den nächsten Jahrzehnten von alleine in etwas mehr Risiko hinein, denn der Aktienanteil am Vermögen sollte ganz von alleine wachsen. Bei den übrigen Geldanlagen muss auf ausreichend Liquidität geachtet werden, um die ggf. notwendigen Entnahmen zu gewährleisten. Eine Umschichtung in Festgeld/Sparbriefleitern etc, um wenigstens in etwa die Inflation auszugleichen ist wünschenswert bei einer so langen Anlagedauer. Bei dem zu erwartenden Zinsanstieg in den nächsten Jahren würde ich das Geld derzeit generell nicht langfristig anlegen, um in ein paar Jahren einen Teil in besser verzinste Angebote umzuschichten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Randalf Dezember 27, 2017 Die Kosten für Pflegeheime schwanken relativ stark, seit der Umstellung auf die Pflegestufen ist es ein wenig transparenter bzw. einheitlicher geworden. 2000€ sind aber hier in der Region kein außergewöhnlich hoher Preis. vor 21 Stunden schrieb Sapine: Die zweite ganz entscheidende Frage ist, ob Ihr die Entwicklung mit Deinem Vater absehen könnt. Leider nein, es ist eine neurologische Erkrankung - deren Verlauf nur schwer abschätzbar ist, in der Regel aber nicht einhergehend mit einer massiven Einschränkung der Lebenserwartung. vor 21 Stunden schrieb Sapine: Weiterhin habe ich das Eröffnungspost so verstanden, dass die aktuellen Einnahmen den Ausgaben entsprechen. Aktuell bleiben monatlich ein bisschen was übrig, meine Mutter ist aber auch nicht sehr sparsam. [was sie auch bitte nicht ändern soll] - hängt aber auch damit zusammen, dass bis Mitte/Enden letztes Jahr am Haus einiges gemacht wurde (dh. Balkone saniert, neue Fliesen im Keller, ..) Phase 1) Vater wird zu Hause gepflegt das Szenario haben wir in den letzten ~10 Jahren eigentlich ganz gut im Griff, einzig ist meine Mutter noch ein wenig zaghaft externe Hilfe anzunehmen, arbeitet aber an sich. vor 21 Stunden schrieb Sapine: Phase 2) Vater wird im Heim gepflegt das wäre aufgrund der Doppelbelastung wohl die kritischste der Phasen. Hier tu' ich mich zumindest sehr schwer Aussagen über die Finanzierbarkeit zu treffen. vor 21 Stunden schrieb Sapine: Phase 3) Mutter bleibt allein zurück Ab diesen Zeitpunkt wird es denke ich dann wieder einigermaßen unproblematisch. Das Einkommen ist ca. 60/40 (Vater/Mutter) verteilt, bedingt durch das mietfreie Wohnen bzw. ggf. die vermietbare Wohnung sollte sie hier denke ich über die Runden kommen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sapine Dezember 27, 2017 vor 2 Stunden schrieb Randalf: Die Kosten für Pflegeheime schwanken relativ stark, seit der Umstellung auf die Pflegestufen ist es ein wenig transparenter bzw. einheitlicher geworden. 2000€ sind aber hier in der Region kein außergewöhnlich hoher Preis. Die Kosten für einen Heimplatz liegen bei Pflegebedürftigkeit sicher über 2000 Euro wobei die Kosten in Abhängigkeit vom Pflegegrad variieren und auch abhängig von der Frage, ob man im Einzel- oder einem Mehrbettzimmer leben will. Davon trägt aber die Pflegeversicherung meiner Erfahrung nach gut die Hälfte als Sachleistung. Neben den Heimkosten muss man noch einen Bedarf von vielleicht 100-150 Euro pro Monat für Kleidung/Frisör/Fußpflege/Eigenanteil etc. einplanen. Nach Abzug vom Pflegegeld sollten Belastungen von rund 1500 Euro pro Monat übrig bleiben, die vom gemeinsamen Einkommen abgehen. Es schadet aber nichts, dies mit den konkreten Preisen in Eurer Region zu vergleichen. Meine Erfahrungen beziehen sich nur auf mein Wohnumfeld. Es würden Deiner Mutter nur noch 1000 Euro zum Leben bleiben. Auch wenn Deine Mutter dann weniger Geld benötigt, kann leicht ein monatlicher Fehlbetrag von 500-1000 Euro entstehen, der aus dem Kapitalstock bedient werden muss würde ich schätzen. Damit sollte man den Gedanken an eine Immobilieninvestition unbedingt begraben, denn die Erträge aus einem solchen Objekt sind nicht hoch genug und es wäre fatal, wenn man in ein paar Jahren zur Liquiditätsbeschaffung ein dann vermietetes Objekt verkaufen müsste oder wärst Du bereit eventuelle Fehlbeträge zu übernehmen? Grundsätzlich ist es meist für alle am besten, wenn man die Phase1 mit externer Hilfe ausdehnen kann. Wobei da jeder auch ein wenig anders tickt. Meist gehen die Angehörigen weit über ihre Grenzen bevor sie den Schritt ins Heim machen. Ermutige Deine Mutter externe Hilfe anzunehmen und das darf gerne auch Geld kosten. Zwei freie Nachmittage die Woche muss man unbedingt schaffen und auch ein Urlaub im Jahr sollte man versuchen einzurichten. Sie muss ihre sozialen Kontakte pflegen. Es ist ja keine vorübergehende Pflege sondern ein Dauerzustand über möglicherweise viele Jahre und da muss Deine Mutter ihre Kräfte einteilen aber genauso auch Du. Dem Vater wird es im Heim kaum besser gehen und billiger wird es auch nicht. Wenn es aber nicht mehr geht zu Hause aus welchen Gründen auch immer, dann ist das so. Nicht jeder ist zur jahrelangen Pflege geboren und kann das hingebungsvoll leisten aber irgendwann ist es auch einfach nicht mehr möglich. Eine regelmäßige Entnahme von 500 Euro entspricht 3 % vom Kapitalstock und könnte knapp hinkommen. Bei einer Entnahme von 1000 Euro pro Monat ist das Kapital in gut 20 Jahren aufgebraucht. Über eine höhere Rendite kann man das ein paar Jahre hinauszögern aber eine Rendite von über 6 % ist nicht realistisch bei moderatem Risiko. Ohne finanzielle Unterstützung wird Deine Mutter sich irgendwann einschränken müssen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag