AnNaWF September 22, 2017 Hallo, mal eine Frage an die Experten: Unter der Annahme dass man ansonsten keine wirklich sicheren Anlagen hat und mit ETFs Altersvorsorge betreiben möchte: 1. Für wie wichtig haltet Ihr ein "Ablaufmanagement" um nicht zum Rentenalter infolge eines Markteinbruchs "blöd" dazustehen? 2. Welche Möglichkeiten seht Ihr ein solches Ablaufmanagement umzusetzen und für wie sinnvoll haltet Ihr die verfügbaren Optionen? Bezügl. #1 sehe ich selbst im Prinzip folgende Optionen: a) "Handmade" durch self-managed zunehmendes Umschichten in risikoärmere ETFs (Anleihen) je näher man dem Renteneintrittsalter kommt b) Versicherungslösung, d.h. Versicherungsmantel um eine ETF "Strategie" wie bspw InterRisk myIndex (HFRV) o.ä bei der sich der Versicherer um die o.g. Umschichtung kümmert c) Aktive Vermögensverwaltung bei der sich der Vermögensverwalter um die o.g. Umschichtung kümmert d) Eigentlich nur ein Spezialfall von c): Roboadvisory-Lösung welche die o.g. Umschichtung übernimmt (Whitebox bietet dies bspw. an) Fragen: a) ist aus meiner Sicht die günstigste Lösung, jedoch muss man selbst was tun b) hätte den Vorteil der Abgeltungssteuerfreiheit und Steuerbegünstigung (und kann (muss def. nicht!) a) je nach Laufzeit etc. sogar schlagen, jedoch def. unflexibler) c) dürfte die teuerste Lösung sein (sehe persönlich keine großen Vorteile gegenüber a) oder b)) d) dürfte auf dem Preisniveau von b) sein, jedoch keine Abgeltungssteuerfreiheit und keine Steuerbegünstigung, jedoch def. flexibler (was besser performed dürfte man pauschal nicht sagen können) Also, wie wichtig ist ein solches Ablaufmanagement Eurer Meinung nach überhaupt? Kennt jemand noch andere Optionen dieses sinnvoll umzusetzen? Danke. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tom1956 September 22, 2017 vor einer Stunde schrieb AnNaWF: Hallo, mal eine Frage an die Experten: Unter der Annahme dass man ansonsten keine wirklich sicheren Anlagen hat ... Bin kein Experte (eher ein am Thema interessierter Laie und Generalist in Sachen Geldanlage). Schon deshalb kann und werde ich keine Hinweise geben zu Deiner speziellen Frage "Ablaufmanagement bei Altersvorsorge mit ETFs". Einen ganz allgemeinen Denkanstoß zu Deiner Grund-Annahme erlaube ich mir nichtsdestotrotz: Was sind denn nach Deinem Dafürhalten heutzutage "noch wirklich sichere Anlagen ?" Vermute mal unter "Anlagen" subsumierst Du eh keine gesetzlichen oder privaten Renten bzw. Pensionen etc. !? Aber selbst bei diesen könnte man heute darüber diskutieren, ob das wirklich sicher ist ... Gleich welche Strategie man für seine private Altersvorsorge fährt, diesen Gedanken sollte man m. E. im (Hinter)Kopf haben und berücksichtigen. Wünsche Dir viele gute und konkrete(re) Antworten und viel Erfolg beim wie auch immer gearteten Ablaufmanagement. Tom Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tyr September 23, 2017 · bearbeitet September 23, 2017 von tyr Ich würde kein Ablaufmanagement planen, sondern eine ganzheitliche Anlage- und vor allem auch Verzehrstrategie (!) für die Altersrente planen. In Altersrente zu gehen muss nicht zwingend heißen, dass dann die Wertpapiere alle verkauft werden und man alles auf ein Girokonto einzahlt und schutzlos der Inflation aussetzt. Licuala hat dazu einiges an Info gesammelt, bitte lesen (direkte Zitate deaktiviert): https://www.wertpapier-forum.de/topic/34144-die-mischung-machts/#comment-635947 Zitat Ausstiegsszenarien und Deinvestitionsvarianten Gegen Ende eines Anlegerlebens sind geeignete Ausstiegszenarien wichtig, um das angesparte Kapital möglichst gut zu schützen. Hier existieren diverse Ansätze, bspw. zu einem bestimmten Zeitpunkt vor dem Ruhestand die risikoreichen Investments komplett oder anteilig in risikogeringe Anlageklassen umzuschichten - in Abhängigkeit vom Lebensalter, vom eigenen Gesundheitszustand und von Vererbungswünschen ggf. auch in eine Sofortrente. Ein weiteres Szenario wäre es, ab einem gewissen Zeitpunkt jährlich oder dynamisch beim Rebalancing zu entnehmen und umzuschichten – so würde man quasi antizyklisch deinvestieren. Rente selbst gebaut: Auszahlpläne und Tagesgeld-Verzehr Teilweise werden höhere Anteile risikoreicher Wertpapiere im Rentenalter favorisiert. So bspw. beim schwedischen Staatsfonds AP7, bei dem bis zum 55. Lebensjahr zu 100 Prozent, im 70. Lebensjahr zu 50 Prozent und ab dem 75. Lebensjahr immerhin noch zu 33 Prozent in Aktienfonds investiert wird. Auf der AP7 Homepage gibt es einen Regler, über den man für jedes Alter die dementsprechende Asset Allokation des Staatsfonds ersehen kann. F_2012_Sep_The_Glidepath_Illusion.pdf Choosing A Withdrawal Rate That Is Sustainable.pdf Determining Withdrawal Rates - William Bengen.pdf Ebenso die Ruhestands-Threads: https://www.wertpapier-forum.de/topic/34144-die-mischung-machts/#comment-645035 Finanzielle Planung als Privatier: https://www.wertpapier-forum.de/topic/45091-die-finanzielle-planung-als-privatier/ Asset Allokation im Ruhestand: https://www.wertpapier-forum.de/topic/39021-asset-allokation-im-ruhestand/ Finanzplanung im Ruhestand: https://www.wertpapier-forum.de/topic/41939-finanzplanung-im-ruhestand/ Ruhestandsdepot: https://www.wertpapier-forum.de/topic/41326-ruhestandsdepot/ Aktienanteil im Lebenszyklus: https://www.wertpapier-forum.de/topic/19118-optimaler-aktienanteil-im-lebenszyklus/ Die oben bei Licuala/CHX verlinkten PDFs sind ebenso eine Empfehlung. Wenn dann etwas Überblick über das Thema vorhanden ist kann man nochmal darüber diskutieren. Über Ablaufmanagement zu diskutieren wenn noch ganz unklar erscheint, wozu und wohin man wofür in was "ablaufen" will ist meines Erachtens wenig sinnvoll. Vielleicht kommt ja bei Definition eines Zieles ja heraus, dass man dauerhaft eine höhere Aktienquote haben will. Oder man stellt fest, dass man ohnehin alles in eine Rentenversicherung einzahlen will. Oder man vererbt 30% und verzehrt 70%, was auch immer. Alles noch unklar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
AnNaWF September 23, 2017 Danke, gute und nachvollziehbare Antwort. Auch Berater werden bald (MiFID II) angehalten sein eine jährliche Risikoprüfung durchzuführen - das geschieht m.E. auch nicht ohne Grund und ist sinnvoll. Zu glauben heute festlegen zu können wie ein Ablaufmanagement oder was auch immer in 30-40 Jahren auszusehen hat ist vermutlich ein Irrglaube. Verlinkte Threads schaue ich durch. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sascha. September 23, 2017 · bearbeitet September 23, 2017 von Sascha. Ich habe mir bisher erst einen einfachen Plan gemacht: Da ich nicht weiss, wieviel Rente auf mich zukommt, werde ich ersteinmal abwarten und meinen ETF-Sparplan besparen, bis ich etwa 10 Jahre vor meinem Renteneintritt bin. Also bis ich etwa 55-58 Jahre alt bin. Dann werde ich zur Rentenberatung gehen und ausrechnen lassen, mit wie viel gesetzlicher Rente ich etwa rechnen kann. Dann schaue ich, was ich monatlich für ein gutes Leben brauche und ermittle die Differenz zu meiner gesetzlichen Rente, welche ich erhalten werde. Um Probleme durch z.B. eine Wirtschaftskriese auszuschalten, werde ich dann den Betrag, welchen ich für 10 Jahre gutes leben zusätzlich brauche aufs Tagesgeldkonto umschichten Z.B. Wenn mir monatlich 400€ fehlen 400*12 Monate *10 Jahre == 48.000€ die ich dann auf dem Tagesgeldkonto b.z.w. in nicht schwankenden und kurzfristig verfügbaren Anlageformen haben und halten werde. Diese 48.000€ werde ich jedes Jahr aus dem Aktienbestand heraus wieder ausfüllen. Es seih denn es gibt einen Börsencrash. Dann werde ich versuchen ihn auszusitzen. So zumindest der Plan . Da man ohnehin nicht weiss, wie und was man später braucht, macht es auch kaum Sinn, jetzt schon fertige Pläne zu schmieden. Das einzige was man machen kann ist zu versuchen später genug Geld zur Verfügung zu haben. Besser ein bisschen zu viel als ein bisschen zu wenig. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tyr September 23, 2017 · bearbeitet September 23, 2017 von tyr vor 2 Stunden schrieb AnNaWF: Zu glauben heute festlegen zu können wie ein Ablaufmanagement oder was auch immer in 30-40 Jahren auszusehen hat ist vermutlich ein Irrglaube. Vielleicht hilft es, wenn du genauer definieren könntest, was du unter Ablaufmanagement verstehst. Ich kenne den Begriff aus dem Umfeld von fondsgebundenen Rentenversicherungen. Dort ist der Renteneintritt fest definiert. Ein Ablaufmanagement beginnt dann z. B. 5 oder 10 Jahre bevor der Vertrag z. B. mit 62 Jahren in die Rentenphase übergeht. In der Phase des Ablaufmanagements wird dann nach einem festen Plan z. B. jährlich schrittweise von riskanten in risikoärmere Fonds umgeschichtet, ohne dass dies der Versicherungsnehmer selber veranlassen muss. Zum Rentenbeginn wird das dann vorhandene Kapital in einen klassischen Deckungsstock umgewandelt und als Leibrente lebenslang ausgezahlt. Das kann man auch 30-40 Jahre vorher so planen. Ob man das so machen muss und ob das individuell der am besten zum Bedarf des Anlegers passende Weg sein muss ist eine andere Frage. Ich würde den Begriff Ablaufmanagement hier nicht verwenden und eher über eine lebenslange Spar- und Verzehrstrategie nachdenken. Wann soll wie angelegt werden, wann soll wie viel verzehrt werden und wie soll in einer Entnahmephase angelegt werden. Wenn man vor Renteneintritt fest legt, wie viel % vom Vermögen man vererben will kann man das Portfolio optimieren in einen Verzehrteil und einen Vererbungsteil und jeweils spezialisiert auf diesen Zweck anlegen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
AnNaWF September 23, 2017 Hallo Sacha. und tyr, sehr gute Antworten (und nachvollziehbare Ansätze); vielen Dank dafür. In der Tat ist der Begriff Ablaufmanagement wohl unglücklich gewählt, da er eine starre Regelung bezügl. der Umschichtung von riskanteren in risikoärmere Anlagen suggeriert. Ich denke eine die Begrifflichkeit Spar-und Entnahmestrategie trifft es in der Tat eher, denn um was es geht ist ja klar: Langes und langfristiges Partizipieren am Aktienmarkt, rechtzeitiges Umschichten/Umorganisieren in risikoärmere Anlagen soweit sinnvoll/notwendig um dann Rentenlücken sicher zu schließen und ansonsten weiterhin vom Markt partizipieren zu können (Vermögen das dann wohl eher vererbt wird). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Gast231208 September 23, 2017 · bearbeitet September 23, 2017 von pillendreher vor 2 Stunden schrieb AnNaWF: Hallo Sacha. und typ, ? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Walter White September 23, 2017 Ich empfehle an dieser Stelle erst mal ein gutes und viel zitiertes Buch. Finanzcoach für den Ruhestand von Friess/Huber. Das ist nicht nur Grundlage sondern vielmehr Türöffner für ein breiteres Spektrum von Ansichten und Möglichkeiten. Die hier erwähnten Optionen a bis d werden so bis xyz ergänzt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag