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Durchschnittliche Fremdkapitalzinsen (historisch/zukünftig)

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bounce

Hallo,

 

ich habe dazu auf Anhieb nichts finden können: Wie schätze ich den zukünftigen Zinsaufwand am besten ein, z.B. durch Kreditaufnahme bei größeren Übernahmen? Das soll zur Einschätzung der Handlungsfähigkeit der Unternehmen dienen, falls z.B. Zinsen ansteigen und/oder neue Kredite aufgenommen werden.

 

Als Beispiel möchte ich Bayer anführen:

Bayer hat sich eine Brückenfinanzierung von 63 Mrd. $ durch Banken gesichert. Der Übernahmepreis ist 66 Mrd. $, wovon 19 Mrd. $ Eigenkapital an Eigenkapital frisch aufgenommen werden.

 

Wie hoch könnte der der Zinsatz für die Brückenfinanzierung ausfallen?

Wie hoch werden wahrscheinlich die Zinssätze für neue Anleihen ausfallen, die die Brückenkredite ablösen?

 

Daten habe ich dazu keine gefunden, abschätzen würde ich so:

 

A) Effektivverzinsung der aktuellen Anleihen (http://www.onvista.de/suche/typ/anleihen/bayer%20ag ; die Daten sehen löschrig aus; der Geschäftsbericht von 2015 S. 312 liefert eine gute Übersicht auch zu den Effektivzinsen (allerdings damaliger Stand; http://www.investor.bayer.de/de/berichte/geschaeftsberichte/uebersicht/)

B) Fremdkapitalzinsen/Nettoverbindlichkeiten: 800 Mio. € / 17.00 Mio. € = 4,7% (--> Problem hier sind die alten Anleihen, die deutlich höher verzinst sind als die neuen)

C) Nominalverzinsung der neusten Anleihen (War eine Pflichwandelanleihe und hatte einen Zinssatz von 5,625 %, ich denke nicht, dass der Zins stellvertretend für normale Anleihen ist. Link)

 

Was haltet ihr für sinnvoll? Habe ich irgendwo einen Denkfehler oder Informationen übersehen (im Geschäftsbericht habe ich zu den Zinssätzen nichts sinnvolles gefunden)? Auf Grundlage der Daten gehe ich von einer Zinsrate für die neuen Anleihen von 2,5 - 4% aus, wobei ich eher zu 3% tendiere.

 

Ich hoffe, ihr habt dazu Erfahrungen. Danke!

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Rubberduck
Auf Grundlage der Daten gehe ich von einer Zinsrate für die neuen Anleihen von 2,5 - 4% aus, wobei ich eher zu 3% tendiere.

 

 

Dir ist klar, dass Deine Onvista-Auflistung auch Hybrid-Anleihen enthält??? (Die mit ""Laufzeiten"" 2074 und 2075)

 

Die Suchmaschine zeigt auch irgendwie nicht die Rendite an, sondern den Kupon. Suche mal über Bondboard.

 

Rating ist immer noch A-. Für 0815-Seniors dürfte der Kupon aktuell deutlich niedriger ausfallen.

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vanity

Das hängt sicherlich davon ab, über welche Zeitspanne und in welcher Währung sich Bayer refinanziert. Anhaltspunkte:

 

Langlaufende Anleihen in € guter Corporates (z. B. 15y-BASF) liegen unter 1,5%.

 

Sehr langlaufende Anleihen bei A-Unternehmen liegen zzt. bei ca.

 

3,0% bis 3,5% in EUR

5,5% bis 6,0% in USD (die 64er Monsanto DL-Anleihe z. B. zahlt zzt. 5,5%)

 

Hybridkapital von Bayer zahlt einen Aufschlag von 2,5 Pp auf den zeitkongruenten Interbanken-Swap.

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bounce
· bearbeitet von bounce

@Rubberduck und vanity:

 

Von der Onvista-Auflistung halte ich nicht viel, eben aus dem von dir genannten Punkt. Zumal sind dort auch nur wenige Anleihen Enthalten.

Ihr habt Punkt D ergänzt:

 

D) Anleihen ähnlicher Unternehmen mit ähnlichem Rating.

 

Problematisch ist hieran, dass der Vergleich mühselig ist und es auch nicht so viele vergleichbare Unternehmen gibt, die so überladen sind mit Schulden sind. Pharmatitel gibt es einige.

 

Müsste es nicht auch so sein, dass im Falle eines Konkurses zuerst die alten Titel bedient werden, und dann erst die neuen? Womit die neu ausgegebenen tendenziell einen höheren Zins haben müssten im Vergleich zum aktuellen Effektivzins der alten. Ist das so?

Die Vergleichbarkeit des Zinsen ist auch auf Grund der verschiedensten Klauseln schwierig...Daher bin ich auf der Suche nach einem sinnvollen Rangehensweise.

 

Das ist auch eine nette Übersicht, wobei die Daten für Bayer dünn sind und auch das Ausgabedatum nicht mit aufgelistet ist. Dazu muss man erst auf die Anleihen klicken.

http://quicktake.morningstar.com/stocknet/bonds.aspx?symbol=mon

http://quicktake.morningstar.com/stocknet/bonds.aspx?symbol=BAYZF

 

Das Bondboard spuckt auch nicht viel mehr aus als onvista:

http://www.bondboard.de/32-Bondfinder?query=bayer+ag#segment=0&emittent=BAYER&text=bayer&kupon-von=0&kupon-bis=0&faellig-von=0&faellig-bis=0&lira-von=0&lira-bis=0&stueckelung-von=0.0001&stueckelung-bis=0&kurs-von=&kurs-bis=&rendite-von=&rendite-bis=&EUR=EUR&limit=10000&show=1

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vanity

...

Müsste es nicht auch so sein, dass im Falle eines Konkurses zuerst die alten Titel bedient werden, und dann erst die neuen? Womit die neu ausgegebenen tendenziell einen höheren Zins haben müssten im Vergleich zum aktuellen Effektivzins der alten. Ist das so? ...

Nein. Im Rang gleiche Anleihen werden unabhängig von ihrem Alter auch mit gleicher Quote bedient (pari passu).

 

Die Senior-Anleihen stehen im Rang vor den Hybrid-Anleihen, erst wenn erstere völlständig bedient ist, sind letztere an der Reihe. U. a. deswegen ist die Rendite des Hybridkapitals deutlich höher als die der normalen Anleihen (der andere wesentliche Grund ist der mögliche Kuponaufschub bei den Hybriden).

 

Obersicht über die begebenen Anleihen gibts am besten bei Bayer selbst.

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Dandy

ich habe dazu auf Anhieb nichts finden können: Wie schätze ich den zukünftigen Zinsaufwand am besten ein, z.B. durch Kreditaufnahme bei größeren Übernahmen? Das soll zur Einschätzung der Handlungsfähigkeit der Unternehmen dienen, falls z.B. Zinsen ansteigen und/oder neue Kredite aufgenommen werden.

Dazu würde ich mir zuallererst die aktuelle Schuldentragfähigkeit ansehen. Insbesondere Kennzahlen wie die ICR (Interest Coverage Ratio) eignet sich dazu. Die weitere Betrachtung der Schuldenstruktur eignet sich dann dazu, um die Schuldentragfähigkeit unter bestimmten Bedingungen, wie steigenden Zinsen in Folge eines veränderten Zinsumfelds oder eines ansteigenden Verschuldungsgrades des betrachteten Unternehmens, zu beurteilen. Das wäre aber erst der zweite Schritt.

 

Die ICR kannst Du über die Zahlen aus den Geschäftsberichten ermitteln. Die gezahlten Fremdkapitalzinsen findest Du im Anhang genauer aufgeschlüsselt. Diese kannst Du in das Verhältnis zum EBIT setzen. Zusätzlich eignet sich noch das Verhältnis zum operativen Cashflow, da dieser eher dem tatsächlich, zumindest theoretisch, maximal für Zinszahlungen verfügbaren Zahlungsstrom entspricht. Ich finde einen Wert kleiner 5 als kritisch, das ist aber in gewisser Weise Ansichtssache.

 

Will man es genauer wissen bzw. erscheint der Wert kritisch, dann kann man sich die genaue Schuldenstruktur ansehen. Dazu die mittlere Restrendite (nicht Kupon!) der ausgegebenen Anleihen ansehen und mit dem aktuellen risikolosen Zins (Staatsanleihen des gleichen Währungsraums) für eine vergleichbare durchschnittliche Laufzeit betrachten. In erster Näherung würde ich erwarten, dass die resultierende Zinsdifferenz bei gleichbleibendem Verschuldungsgrad ungefähr konstant bliebe. Über diesen Weg kann man den vom Unternehmen zu zahlenden Zins für ein gewünschtes Zinsänderungsszenario ausrechnen und dann wiederum die Zinstragfähigkeit (ICR und Co) für dieses Szenario betrachten.

 

Für die Betrachtung einer ansteigenden Verschuldung fällt mir spontan nur der Weg über das Rating ein. Man müsste sich ansehen, welches Rating die höhere Verschuldung bedeuten würde und was diese Verschlechterung des Ratings für den Zins bedeutet.

 

Der einfachste Weg: Unternehmen mit zu schlechter Zinstragfähigkeit komplett vermeiden und man bekommt keine Kopfschmerzen. Dazu sind Kennzahlen wie das Gearing und die erwähnte ICR hilfreich.

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Cai Shen

Sehr aufschlussreich finde ich ebenfalls die Meinung der Ratingagenturen.

Zu größeren Unternehmen läßt sich oft eine Jahreszusammenfassung kostenlos einsehen, die kurz+bündig den Ist-Zustand des Unternehmens sowie mögliche Faktoren für eine Auf- bzw. Abwertung zusammenfassen.

Die Bayer-Monsanto Übernahme ist so groß, dass eigenltlich jeder was zu vermelden hat.

Fitch wird 2 Stufen abwerten: https://www.fitchratings.com/site/pr/1011742

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bounce

@ vanity: Danke für die Info zu pari passu! Die Anleihenübersicht kenne ich, habe sie aber vergessen zu verlinken. Die Effektivverzinsung fehlt mir dort.

 

...

Der einfachste Weg: Unternehmen mit zu schlechter Zinstragfähigkeit komplett vermeiden und man bekommt keine Kopfschmerzen. Dazu sind Kennzahlen wie das Gearing und die erwähnte ICR hilfreich.

 

Darum geht es; hier am Beispiel von Bayer. Aktuell ist alles gut und sehr überschaubar zu kalkulieren. Zinsaufwand, Nettoverbindlichkeiten, Cash-Flow etc. lässt sich sehr gut finden. Anhaltswerte zu möglichen Gewinneinbrüchen lassen sich aus Erfahrung und der Historie grob Abschätzen. Schwieriger wird es, wenn ein großer Berg Schulden dazu kommt, der Cash-Flow der zugekauften Firma und die möglichen Synergien.

 

Lässt sich pauschal sagen, dass Anleihen gleichen Rankings im gleichen Währungsraum vergleichbare Zinsen haben (Branchenunabhängig)?

Ich bin da eher skeptisch, weswegen ich einen Vergleich mit anderen Unternehmensanleihen des gleichen Ranking eher für eine Notlösung halte.

 

Könnte man vereinfacht davon ausgehen, dass der Nominalzins der neuen Anleihen vergleichbar mit der aktuellen Effektivverzinsung der bisherigen Anleihen ist? (Anleihen gleichen Rangs unterstellt sowie, dass alles andere gleich bleibt -> ceteris paribus)

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Dandy

Mach keine Wissenschaft draus. Klar kann man das Rating hinterfragen, aber Du willst ja ohnehin nicht in die Anleihen investieren, oder? Geh mal davon aus, dass die Ratingagentur die wesentlichen Kriterien wie Zyklik des Geschäfts, Branche etc bei der Neubewertung einkalkuliert hat. Eine mögloche Zinsdifferenz zum durchschnittlichen Zins des enzsprechenden Ratings hast Du schon in der aktuellen Effektivverzinsung der Anleihen enthalten (die potenzielle Ratingänderung zwar vermutlich auch schon, aber sei's drum). Darauf die durschnittliche Zinsdifferenz für das schlechtere Rating und Du hast einen guten Ansatz.

 

Viel schwieriger wird es ohnehin sein, die künftigen Gewinne zu ermitteln, schließlich kommen die Gewinne von Monsanto dazu, einschließloch etwaiger Integrationskosten und möglicher Synergieeffekte.

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