B2BFighter November 17, 2016 Wie löst die PKV ohne Zinsen dieses Demografieproblem? In dem jeder das zahlt, was es auch kostet und nicht die jungen für die alten Zahlen und dann später selber blöd da stehen. Keine Frage, das wäre eine Lösung. Mir ist aber unklar, wie ein älterer Mensch der sein Leben lang gesund und Durchschnittsverdiener war, dann heute eine medizinisch notwendige Krebsbehandlung im Alter (ca 50.000€) erhalten soll?! Es gilt in Deutschland (Gott sei Dank) immer noch das Sozialstaatsprinzip nach Artikel 20 und 28 GG. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
sparfux November 17, 2016 Mir ist aber unklar, wie ein älterer Mensch der sein Leben lang gesund und Durchschnittsverdiener war, dann heute eine medizinisch notwendige Krebsbehandlung im Alter (ca 50.000€) erhalten soll?! In dem er in jungen Jahren entsprechend mehr zahlt und eben Altersrückstellungen gebildet werden. So wie es bei der PKV heute schon läuft. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peter Wolnitza November 17, 2016 Was mich an der GKV ankotzt (verzeiht den deutlichen Ausdruck) ist nicht das Umlageverfahren, sondern dass hier Steuer und Versicherung vermischt werden, denn der Beitrag richtet sich nicht nach dem versicherten Risiko (egal ob pauschal pro Kopf oder differenziert nach Risikogruppe, wie z. B. Raucher/NR), sondern nach dem Einkommen. Damit bezahlen einige für die Versicherungsleistung mehr als diese wert ist (Steuer), andere werden subventioniert. Um mal wieder ein weinig Klarheit reinzubringen, wäre es doch sinnvoll, wenn jeder den gleichen Betrag oder von mir aus den Betrag nach seinem persönlichen Risiko bezahlt. Menschen, die nichts bzw. zu wenig verdienen, können aufstocken. So ist es für den übrigen Lebensunterhalt doch auch geregelt. Zudem wäre auch über persönliche Anreize zur Kostenminimierung indiziert, wie z. B. ein Selbstbehalt. Das System der GKV mit rein einkommensabhängigen Beiträgen führt doch geradezu zur Verschwendung, weil kein gesetzl. versicherter Mensch einen auch nur geringen Anreiz hat, Kosten zu vermeiden (mit Ausnahme vielleicht der Praxisgebühr und der Rezeptgebühr). Dies ist doch der wahre Grund dafür, dass die Leistungen der GKV trotz höherer Kosten schlechter sind, als die der PKV. Der Gedanke ein schlecht funktionierendes System auf breitere Füße zu stellen wird nicht dazu führen, dass dieses besser funktioniert, sondern nur zu noch mehr Umverteilung und Verschwendung auf Kosten der vermeintlich Besserverdienenden. Grüße Diogenes Hallo, verfolge die Diskussion schon eine weile, muss da natürlich auch meinen Senf zu beisteuern, immerhin macht PKV einen nicht ganz unbedeutenden Anteil an meinem Umsatz aus ;-) Sind mittlerweile so viele Punkte, dass es schwer fällt, einen Ansatzpunkt zu priorisieren. Ich versuchs mal: Der Gesundheitsmarkt hat ein Volumen von ca. 190 Milliarden Euro - da darf man als Teilnehmer schon mal heftig drum streiten, wenn es drum geht, die eigenen Pfründe zu verteidigen. Von diesen 190 Milliarden werden ca 14 Milliarden durch zusätzliche Steuern aufgebracht. Nennt sich Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds. In diesem Spiel sind ca. 90% der Bundesbürger zwangsverpflichtet. Knapp 10% sind freiwiilig privat versichert. Der Rückgang an Neukunden in der PKV hat einen ganz banalen Hintegrund: Anfang 2012 wurde die Provision in der PKV limitiert und gleichzeitig die Stornohaftungszeit auf 5 Jahre verlängert. In der Folge sind die ganzen Drückerkolonnen, die auf diese extrem hohen hohe Provisionen angewiesen sind, weg gebrochen oder haben den Bereich gewechselt (vertickern jetzt mit der gleichen Qualität Denkmalschutz Immobilien) Bei mir selber konnte ich definitiv keinen Rückgang des PKV Geschäftes verzeichnen - im Gegenteil. Auch wenn der reine Zahlenvergleich Preis PKV/GKV immer schwierig ist, trotzdem ein Versuch: Maximalbeitrag eines freiwillig Versicherten in 1970: Stramme 51,03 Euro (in richtigem Geld: 100.- DM). Übrigens: Rentner haben bis 1983 überhaupt keinen Beitrag gezahlt - hier streikt jede Prozentrechnung. Maximalbeitrag eines freiwillig Versicherten in 2014: läppische 627,75 Euro -- macht eine Erhöhung von 5,7% im Jahr - regt sich bloss kein Mensch drüber auf. Ist ja auch medial erheblich besser auszuschlachten, wenn die DKV um 25 % erhöht, nachdem sie 5 Jahre lang vorher gar nicht angepasst hattte.(ist jetzt nur ein polemisches, exemplarisches Muster). Habe für meine private KV, eine Beitragssteigerung von 3,9% ermittelt. Ohne die Erhöhung des o.g. Bundeszuschusses von 1,0 Milliarden in 2004 auf die o.g. 14 Milliarden sähe der Vergleich noch düsterer aus. Gar nicht berücksichtigt: Seit 1970 gab es gleichzeitig über 30 Systemänderungen - alle mit tollen Titeln versehen - aber alle bis auf eine, mit Leistungsreduzierungen für die Betroffenen versehen. Man gewöhnt sich eben an alles und im Rückblick hilft manchmal nur der Blick auf ein paar Zahlen und Fakten. Die Reformen wurden übrigens unter allen politischen Farben durchgezogen: Egal ob der Gesundheitsmnister Schwarz, Rot, Grün oder Gelb war. Hier von einem funktionierenden System zu sprechen, ist schon ein bisserl verwegen. Zu glauben, man könne das, was mit 90% nicht funktioniert, dadurch reparieren, dass man die anderen 10% auch noch zwingt, an dem System teil zu nehmen - da hätte man genauso versuchen können, die Titanic zu retten, indem man die Leute aus den Rettungsbooten wieder an Bord holt. Das bisherige Gesundheitssystem als Plaupause für eine Bürgerversicherung ist schon im letzten Wahlkampf gescheitert - nachdem in Berlin einigen Leuten klar wurde, wie komplex das ganze intransparente Gebilde ist, haben auch die letzten Sozialromantiker recht schnell eingesehen, dass die Idee nicht so richtig funktioniert hätte - plötzlich wars mitten im Wahlkampf still um das Thema Bürgerversicherung geworden. Es gab mal ein Alternativmodell, dass nach diversen Berechnungen sogar funktionieren könnte, nur hatte man dem Kind einen doofen Namen gegeben: Kopfpauschale...wie doff klingt das dennn - konnte also nix werden. da klingt doch solidarische BürgerInnenversicherung gleich besser. Bin gespannt, was der Wahlkampf bringen wird - wenn die Wähler kapieren, dass es im Prinzip nichts anderes ist,als eine neue (Gesundheits)Steuer, werden die Befürworter da nicht so viel mit bewegen können. und wenn die Leut dann auch noch verstehen, dass zukünftig ein Politiker per Federstrich entscheiden darf, wer zu den bösen Besserverdienenden gehört - dann wird es richtig spannend. Und wer von der Abschaffung der bösen zwei Klassen Gesellschaft im Gesundheitswesen fabuliert (denke da an einen Fliegenträger, der anstatt seine Arbeit in Gremien und Ausschüssen zu verrichten, lieber permanent in Talk-Shows auftritt, so dass sich sogar seine Parteigenossen schon genötigt sahen, ihn mal zurück zu pfeiffen) - dem empfehle ich einen Blick in benachbarte Länder zu werfen, wie sich dort die Entwicklungen im Gesundheitswesen der letzten Jahre darstellen. Nur kurz: Wie etabliert sich eine neue Behandlungsmethode? - es kommt der erste Patient der sagt, will ich haben, was kostet es? - dann folgen die privaten Krankenversicherer, die erstatten, wenn es in den Bedingungen steht. - dann nach Jahren des erfolgreichen Probierens und Testens findet es Aufnahme in den Leistungskatalog der GKV Mag sich mal jeder seine Gedanken um den medizinischen Fortschritt in D machen, wenn wir nicht schon längst eine 2 Klassengesellschaft hätten. Eigene Erfahrung, neulich beim Orthopäden: Sass lange im Wartezimmer, weil meine Tochter ne kompliziertere Behandlung hatte. Unter anderem auch 2 Rentner, die sich ganz nett unterhalten haben, Ihre Zipperlein beklagten und ihr Schwätzchen hielten. Plötzlich heller Aufruhr: Einer der beiden hatte mitbekommen, dass ein Neu-Ankömmling (Doc sagte mir später: Privat Patient, der nur ne Unterschrift brauchte) direkt von der Sprechstundenhilfe am Empfang abgeholt und direkt zum Doc reingelotst wurde. da war der Bär am Steppen im Wartezimmer! Merke: Dem Deutschen macht es nichts aus, wenn er ne Sunde im Wartezimmer hockt... erst, wenn jemand anderes schneller dran kommt: Dann wird er garstig. Und genau dieses "die haben es unverdienterweise besser als ich gefühl" wird leider von gewissen politischen Kräften weidlich ausgenutzt. Verstellt aber den Blick auf gewisse Fakten und erschwert den rationalen Umgang damit! - Gesundheit wird teurer - die medizinische Inflation liegt seit Jahren immer um mindestens 2 % über der "normalen" Inflation - der Trend wird sich fortsetzen und zunehmen: Die Leute werden älter, die Kosten in den letzten fünf Lebensjahren steigen rasant an. - kein Politiker traut sich auszusprechen, dass eine TOPP Versorgung für ALLLE Geld kosten wird, richtig viel Geld. - kein Politiker blickt durch den Verhau an Verbänden, Vereinigungen und Instituten noch durch, die aus den o.g. 190 Milliarden ihr nicht gerade kärgliches Einkommen erzielen (es gab mal ne Analyse, glaube von PwC, da ging man von aus, dass ca. 30% des Gesamten Volumens nutzlos verballert werden) - wen es interessiert: Wir haben von Jahren mal für eine politische Veranstaltung das Thema aufbereitet und versucht, grafisch dazustellen - ein Albtraum! gerne per PN Sorry, ist länger geworden, als geplant - später gerne nochmal mehr dazu. 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Okabe November 17, 2016 Gegenfrage: was bedeutet es denn, freiwilliges Mitglied in der GKV zu sein? Ist dies gleichbedeutend damit, dass diese Mitglieder die Wahl zwischen PKV und GKV hatten (auch praktisch, nicht nur theoretisch) und sich freiwillig und bewusst für die GKV entschieden haben, obwohl sie in die PKV hätten wechseln können? Denn das ist es ja, was du mit deiner Aussage impliziert hast. Korrekt, jedes freiwillige Mitglied, könnte von Gesetzes wegen in die PKV. Das die PKV an einer 59 jährigen Angestellten kein Interesse mehr hat, steht leider nicht im Gesetz. Hast du nun deinen Fehler bemerkt? Du schreibst: "Junge Leute versichern sich zunehmend freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung". Vielleicht versichern sie sich dort also gar nicht freiwillig. Oder meintest du sie "versichern sich als freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung"? Das ist ein bedeutender Unterschied. Nur weil es "freiwillig versichert" heißt, ist man nicht unbedingt freiwillig "freiwillig versichert". Hallo, verfolge die Diskussion schon eine weile, muss da natürlich auch meinen Senf zu beisteuern, immerhin macht PKV einen nicht ganz unbedeutenden Anteil an meinem Umsatz aus ;-) Sind mittlerweile so viele Punkte, dass es schwer fällt, einen Ansatzpunkt zu priorisieren. Ich versuchs mal: (...) Sehr schön zusammengefasst! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
capo November 17, 2016 · bearbeitet November 17, 2016 von capo Gesundheit wird teurer - die medizinische Inflation liegt seit Jahren immer um mindestens 2 % über der "normalen" Inflation Kurze Verständnisfrage: wie wird medizinische Inflation definiert, was genau ist damit gemeint? - der Trend wird sich fortsetzen und zunehmen: Die Leute werden älter, die Kosten in den letzten fünf Lebensjahren steigen rasant an. Der medizinische Fortschritt, Automatisierungen, etc. können in den nächsten 50 Jahren auch das Gegenteil bedeuten: Behandlungskosten, nicht nur bezogen auf die letzten fünf Lebensjahre, sinken. Vorbeugende Behandlungsmethoden, viel günstigere Methoden zur Krebsbehandlung etc. wären denkbar. Im großen und ganzen ist es doch wie mit der Altersvorsorge, viel hängt vom politischen Willen ab und Entscheidungen die dort getroffen werden, zu Gunsten welcher Seiten und Modelle auch immer. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bert54 November 17, 2016 Mir ist aber unklar, wie ein älterer Mensch der sein Leben lang gesund und Durchschnittsverdiener war, dann heute eine medizinisch notwendige Krebsbehandlung im Alter (ca 50.000€) erhalten soll?! In dem er in jungen Jahren entsprechend mehr zahlt und eben Altersrückstellungen gebildet werden. So wie es bei der PKV heute schon läuft. Schwachsinn, als ob in der PKV jeder über Rückstellungen sein eigenes Risiko voll tragen würde, das ist da genauso wenig der Fall wie in der GKV. Die Risiken werden genauso verteilt wie in der GKV und der eine zahlt deutlich weniger als er über sein Leben an Kosten verursachen wird und der andere deutlich mehr. Der Unterschied ist vor allem dass in der PKV die "gröbsten Risiken" aussortiert und gar nicht erst in die Versichertengemeinschaft gelassen werden, dadurch ist das ganze unterm Strich günstiger. Jetzt kann man das ja toll finden und wenn man nichts dagegen hat, in einer Gesellschaft zu leben in der man Menschen sterben lässt weil Sie das Pech haben eine Krankheit zu kriegen deren Behandlung sie sich nicht selbst leisten können, dann könnte man sogar darüber nachdenken ein solches Modell in Form z.B. einer Kopfpauschale zu verallgemeinern. Ich für meinen Teil aber bin froh dass dies nicht der Fall ist und dafür zahle ich auch gerne als freiwillig (und zwar im wahrsten Sinn des Wortes) Versicherter in die GKV ein. Das soll übrigens nicht heißen, dass es in der GKV nicht vieles zu verbessern gäbe, z.B. in Sachen Transparenz, aber das Grundprinzip ist m.E. richtig. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Okabe November 17, 2016 In dem er in jungen Jahren entsprechend mehr zahlt und eben Altersrückstellungen gebildet werden. So wie es bei der PKV heute schon läuft. Schwachsinn, als ob in der PKV jeder über Rückstellungen sein eigenes Risiko voll tragen würde So ist es aber. Es geht ja um das Risiko, nicht um den worst case - den trägt man natürlich nicht selbst, sondern das kollektiv. In der GKV trägt man aber weder den worst case noch das sein eigenes Risiko selbst - man trägt einfach die durchschnittliche Last aller Versicherten (abhängig vom Einkommen mehr oder weniger). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bert54 November 17, 2016 Schwachsinn, als ob in der PKV jeder über Rückstellungen sein eigenes Risiko voll tragen würde So ist es aber. Es geht ja um das Risiko, nicht um den worst case - den trägt man natürlich nicht selbst, sondern das kollektiv. In der GKV trägt man aber weder den worst case noch das sein eigenes Risiko selbst - man trägt einfach die durchschnittliche Last aller Versicherten (abhängig vom Einkommen mehr oder weniger). Der Worst case ist aber Teil des Risikos, trägst du dieses nicht dann trägst du nicht das ganze Risiko, das war die Aussage die vorher gemacht wurde um dem habe ich widersprochen. Was dich zu stören scheint ist gar nicht dass das Risiko verteilt wird, sondern dass das Risiko innerhalb des Kollektivs auch ungleich verteilt wird. Da sind wir aber wieder beim Thema von vorhin: Jetzt kann man das ja toll finden und wenn man nichts dagegen hat, in einer Gesellschaft zu leben in der man Menschen sterben lässt weil Sie das Pech haben eine Krankheit zu kriegen deren Behandlung sie sich nicht selbst leisten können, dann könnte man sogar darüber nachdenken ein solches Modell in Form z.B. einer Kopfpauschale zu verallgemeinern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
CHX November 17, 2016 ... es gab mal ne Analyse, glaube von PwC, da ging man von aus, dass ca. 30% des Gesamten Volumens nutzlos verballert werden ... Und genau hier liegt das Hauptproblem im Gesundheitswesen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bert54 November 17, 2016 ... es gab mal ne Analyse, glaube von PwC, da ging man von aus, dass ca. 30% des Gesamten Volumens nutzlos verballert werden ... Und genau hier liegt das Hauptproblem im Gesundheitswesen. Quelle? Ich Frage, weil eine kurze Google-Suche ergeben hat dass 30% wohl eher für die USA gelten: http://aok-bv.de/imperia/md/aokbv/mediathek/gg/gg_0612_interview_berwick.pdf Und mich sehr wundern würde wenn wir genauso ineffizient wie du USA wären. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Okabe November 17, 2016 So ist es aber. Es geht ja um das Risiko, nicht um den worst case - den trägt man natürlich nicht selbst, sondern das kollektiv. In der GKV trägt man aber weder den worst case noch das sein eigenes Risiko selbst - man trägt einfach die durchschnittliche Last aller Versicherten (abhängig vom Einkommen mehr oder weniger). Der Worst case ist aber Teil des Risikos Nein, schon wieder falsch. Ein Risiko ist die vorhandene Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines (idR. negativen) Ereignisses. Der Worst case ist also kein Teil eines Risikos, sondern der Worst case ist ein Ereignis - und zwar das Schlimmstmögliche. Dieses hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit einzutreten. Dies zusammen ist das Risiko, dass der Worst case Eintritt. Dieses Risiko (nicht aber den tatsächlich eintretenden Worstcase) trägt in der PKV selbstverständlich jeder selbst. Je höher/schlimmer das Risiko, desto mehr zahlt der Versicherte auch. Darum gibt es ja in der PKV im Gegensatz zur GKV auch Risikozuschläge - weil eben jeder sein Risiko selbst trägt - und das ist bei manchen höher als bei anderen. Ich weiß, das mit den Begriffen ist schwierig. Versuch bitte ein wenig genauer zu sein, wenn du hier schreibst - andere lesen deine Beiträge und halten sie womöglich auch noch fälschlicherweise für korrekt. Was dich zu stören scheint ist gar nicht dass das Risiko verteilt wird, sondern dass das Risiko innerhalb des Kollektivs auch ungleich verteilt wird. Da sind wir aber wieder beim Thema von vorhin Wie gesagt, das Risiko wird nicht verteilt. Was verteilt wird, das sind die Kosten für den tatsächlichen eingetretenen Worstcase. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli November 17, 2016 · bearbeitet November 17, 2016 von Holgerli Was mich an der GKV ankotzt (verzeiht den deutlichen Ausdruck) ist nicht das Umlageverfahren, sondern dass hier Steuer und Versicherung vermischt werden, denn der Beitrag richtet sich nicht nach dem versicherten Risiko (egal ob pauschal pro Kopf oder differenziert nach Risikogruppe, wie z. B. Raucher/NR), sondern nach dem Einkommen. Damit bezahlen einige für die Versicherungsleistung mehr als diese wert ist (Steuer), andere werden subventioniert. Um mal wieder ein weinig Klarheit reinzubringen, wäre es doch sinnvoll, wenn jeder den gleichen Betrag oder von mir aus den Betrag nach seinem persönlichen Risiko bezahlt. Menschen, die nichts bzw. zu wenig verdienen, können aufstocken. So ist es für den übrigen Lebensunterhalt doch auch geregelt. Genau das finde ich gut. Nennt sich Solidargemeinschaft. Es soll halt jeder die gleiche gute Behandlung unabhängig von seinen Risiken. Es wird immer der Raucher genannt. Warum denn nicht der Motorradfahrer, der (Extrem-)Sportler etc. Aber das sind selbstgewählte Risiken. Wenn jemand nun die Anlagen zu MS, Krebs oder Diabetes hat, dann kann er dafür nichts. Und solche Leute finanziere ich liebend gerne mit, weil ich weiss, dass das System auch mich trägt, wenn ich auf einmal in eine solchen Risikogruppe rutsche. Und ja, es wird Quersubventioniert aber das wird in diesem Land schon immer. Und da wird auch nicht gefragt ob ich will, dass meine Steuern in Rüstung etc. gesteckt werden. Staat und Bürger in einem Staat und seinen Sozialsystemen zu sein ist halt nur begrenzt Wunschkonzert. Zudem wäre auch über persönliche Anreize zur Kostenminimierung indiziert, wie z. B. ein Selbstbehalt. Das System der GKV mit rein einkommensabhängigen Beiträgen führt doch geradezu zur Verschwendung, weil kein gesetzl. versicherter Mensch einen auch nur geringen Anreiz hat, Kosten zu vermeiden (mit Ausnahme vielleicht der Praxisgebühr und der Rezeptgebühr). Dies ist doch der wahre Grund dafür, dass die Leistungen der GKV trotz höherer Kosten schlechter sind, als die der PKV. Ja, das liegt aber meist nicht an den Patienten. Ich wäre ein großer Fan davon wenn ich denn meine Abrechnungen sehen würde. Aber irgendwie sträubt sich die Politik. Warum wohl. Wir sollten auch mal über die politisch gewollte Gewinnmaximierung von Konzernen auf Kosten der Solidargemeinschaft sprechen. Geht halt wunderbar mit der politisch gewollten Verschleierung der Kosten pro Patienten. Der Gedanke ein schlecht funktionierendes System auf breitere Füße zu stellen wird nicht dazu führen, dass dieses besser funktioniert, sondern nur zu noch mehr Umverteilung und Verschwendung auf Kosten der vermeintlich Besserverdienenden. Man kann das beste System kaputtreden. Nenn mir mal bitte ein Gesundheitsystem in einem größeren Staat (> 10. Mio Einwohner), welches besser als das Deutsche ist. Und das die PKV dazu beiträgt, dass das System so gut ist, darüber können wir gerne diskutieren aber dann hätte ich dafür auch gerne handfeste Beweise. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli November 17, 2016 Korrekt, jedes freiwillige Mitglied, könnte von Gesetzes wegen in die PKV. Das die PKV an einer 59 jährigen Angestellten kein Interesse mehr hat, steht leider nicht im Gesetz. Hast du nun deinen Fehler bemerkt? Du schreibst: "Junge Leute versichern sich zunehmend freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung". Vielleicht versichern sie sich dort also gar nicht freiwillig. Oder meintest du sie "versichern sich als freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung"? Das ist ein bedeutender Unterschied. Nur weil es "freiwillig versichert" heißt, ist man nicht unbedingt freiwillig "freiwillig versichert". Gut, dann sollte man sich fragen warum diese Menschen unfreiwillig "freiwillig versichert" in der GKV sind. 1.) Weil sie sich überhaupt nicht versichern wollen und der Solidarstaat diesen Ansinnen einen Riegel vorschiebt. Berechtiger weise wie ich meine. Warum sie sich dann aber nicht angeblich günstiger in einem PKV-Light-Tarif versichert haben gilt dann zu klären. Oder aber 2.) Sie wollten eigentlich in die PKV kamen dort aber nicht rein weil die PKV nicht wollte oder der Preis unbezahlbar hoch wurde. Im Falle von 2.) ein Hoch auf die hier im Forum gerne gescholtene GKV wo jeder aufgenommen wird und wo das System so asoziale Zustände wie in den USA verhindert wo viele sich zwar versichern wollen aber nicht können. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bert54 November 17, 2016 Der Worst case ist aber Teil des Risikos Nein, schon wieder falsch. Ein Risiko ist die vorhandene Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines (idR. negativen) Ereignisses. Der Worst case ist also kein Teil eines Risikos, sondern der Worst case ist ein Ereignis - und zwar das Schlimmstmögliche. Dieses hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit einzutreten. Dies zusammen ist das Risiko, dass der Worst case Eintritt. Dieses Risiko (nicht aber den tatsächlich eintretenden Worstcase) trägt in der PKV selbstverständlich jeder selbst. Je höher/schlimmer das Risiko, desto mehr zahlt der Versicherte auch. Darum gibt es ja in der PKV im Gegensatz zur GKV auch Risikozuschläge - weil eben jeder sein Risiko selbst trägt - und das ist bei manchen höher als bei anderen. Ich weiß, das mit den Begriffen ist schwierig. Versuch bitte ein wenig genauer zu sein, wenn du hier schreibst - andere lesen deine Beiträge und halten sie womöglich auch noch fälschlicherweise für korrekt. Was dich zu stören scheint ist gar nicht dass das Risiko verteilt wird, sondern dass das Risiko innerhalb des Kollektivs auch ungleich verteilt wird. Da sind wir aber wieder beim Thema von vorhin Wie gesagt, das Risiko wird nicht verteilt. Was verteilt wird, das sind die Kosten für den tatsächlichen eingetretenen Worstcase. Nur weil du ausführlicher wirst wird es nicht richtiger und der Versuch herablassend zu sein lässt dich nicht besser dastehen... Die PKV ist kein individueller Sparvertrag, du wirst einem Kollektiv zugeordnet und die Prämie wird nicht basierend auf deinem individuellen Risiko berechnet (was gar nicht möglich ist weil viel zu unsicher) sondern auf Basis des Risikos aller in diesem Kollektiv. Deswegen kannst du in der PKV auch eine Beitragserhöhungen bekommen, wenn sich dein individuelle Risiko nicht verändert hat, nämlich dann wenn die tatsächlichen anfallenden Kosten die für das Kollektiv kalkulierten Kosten übersteigen...wer sonst soll es denn auch zahlen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Okabe November 17, 2016 Hast du nun deinen Fehler bemerkt? Du schreibst: "Junge Leute versichern sich zunehmend freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung". Vielleicht versichern sie sich dort also gar nicht freiwillig. Oder meintest du sie "versichern sich als freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung"? Das ist ein bedeutender Unterschied. Nur weil es "freiwillig versichert" heißt, ist man nicht unbedingt freiwillig "freiwillig versichert". Gut, dann sollte man sich fragen warum diese Menschen unfreiwillig "freiwillig versichert" in der GKV sind. 1.) Weil sie sich überhaupt nicht versichern wollen und der Solidarstaat diesen Ansinnen einen Riegel vorschiebt. Berechtiger weise wie ich meine. Warum sie sich dann aber nicht angeblich günstiger in einem PKV-Light-Tarif versichert haben gilt dann zu klären. Oder aber 2.) Sie wollten eigentlich in die PKV kamen dort aber nicht rein weil die PKV nicht wollte oder der Preis unbezahlbar hoch wurde. Im Falle von 2.) ein Hoch auf die hier im Forum gerne gescholtene GKV wo jeder aufgenommen wird und wo das System so asoziale Zustände wie in den USA verhindert wo viele sich zwar versichern wollen aber nicht können. Hier wurden ja bereits noch mehr Gründe genannt. =) Fakt ist: Es lässt sich nicht mal eben einfach erklären, sondern es gibt viele Gründe und die sind auch noch schwer zu quantifizieren. Und selbst wenn man wüsste, wer sich warum für GKV und PKV entscheidet, was schließt man daraus? Dass PKV schlechter geworden ist? Oder vielleicht, dass sie nur einen schlechteren Ruf hat als früher? Oder dass die GKV besser geworden ist - oder die Menschen stärker auf Sicherheit setzen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Medulla November 17, 2016 Der medizinische Fortschritt, Automatisierungen, etc. können in den nächsten 50 Jahren auch das Gegenteil bedeuten: Behandlungskosten, nicht nur bezogen auf die letzten fünf Lebensjahre, sinken. Vorbeugende Behandlungsmethoden, viel günstigere Methoden zur Krebsbehandlung etc. wären denkbar. Denkbar ist natürlich vieles, aber auf diese Entwicklung deutet doch momentan nichts hin. Der Trend geht beispielsweise in der Onkologie zu recht aufwändigen molekularpathologischen Methoden und speziell auf bestimmte pathways zugeschnittene Medikamente. Dagegen ist jede Chemo ein Schnäppchen. Tumorimmunologie mit ihren Checkpoint-Inhibitoren soll das nächste große Ding werden, nachdem Tyrosinkinaseinhibitoren die Behandlung von CML etc revolutioniert haben (und nebenbei zu den Umsatz-stärksten Medikamenten gehören). Mittlerweile werden die meisten Krebspatienten in Tumorboards besrpochen, die Radioonkologen optimieren ihre Bestrahlung immer weiter und kombinieren sie mit den systemischen und chirurgischen Ansätzen. Das alles entweder bei multimorbiden Patienten oder bei jüngeren Menschen, die mittlerweile lange genug überleben um die Spätfolgen der Krebsbehandlung zu erleben. Natürlich bei steigender Inzidenz. Nur kurz: Wie etabliert sich eine neue Behandlungsmethode?- es kommt der erste Patient der sagt, will ich haben, was kostet es? - dann folgen die privaten Krankenversicherer, die erstatten, wenn es in den Bedingungen steht. - dann nach Jahren des erfolgreichen Probierens und Testens findet es Aufnahme in den Leistungskatalog der GKV Also theoretisch sollte es doch über den G-BA laufen, der anhand der Gutachten vom IQWiG einen Zusatznutzen in den Zulassungsstudien ggü den bereits etablierten Präparaten feststellt und dann mit dem Unternehmen über die Preise verhandelt. In dem er in jungen Jahren entsprechend mehr zahlt und eben Altersrückstellungen gebildet werden. Um deinen Ansatz zu verstehen stelle ich mal eine konkrete Frage: Wer bezahlt dann die Beiträge für den jungen Patienten mit einer erblichen Tumorerkrankung? Sagen wir z.B. familiäre adenomatöse Polypose Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Matthew Pryor November 17, 2016 Darum gibt es ja in der PKV im Gegensatz zur GKV auch Risikozuschläge - weil eben jeder sein Risiko selbst trägt - und das ist bei manchen höher als bei anderen. Dumm nur, wenn sich das Risiko erst nach Vertragsannahme durch den Risikoträger verwirklicht und dieser dann nicht mehr die Möglichkeit hat, regulierend einzugreifen. Man kann sich die PKV auch schönsaufenreden. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Okabe November 17, 2016 Wenn der Versicherer korrekt kalkuliert hat, dann braucht er ja auch nicht regulierend eingreifen. Problematisch wirds halt, wenn er falsch kalkuliert hat - dann muss er die Beiträge erhöhen. Da kommt man nicht drum rum, mit Schönreden hat das auch nix zu tun. Leistung oder Beiträge. Bei einem muss man auf lange Sicht immer Abstriche machen, unabhängig vom System. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Stavanger November 18, 2016 Ich finde den Ansatz von Peter sich der Sache zu nähern im Grunde richtig. Das System ist sehr komplex, auf das es keine "einfachen" Lösungen gibt. Daher glaube ich nicht, dass den Politikern der richtig große Wurf gelingen wird. Hierfür fehlt einfach die Sachkenntnis der ganzen Materie. Ähnlich sieht es doch auch bei der Renten- und Steuerreform aus. Ich denke es wäre zielführender die Ideen von beispielsweise PWC und Konsorten bzw. von weiteren Experten entwickeln zu lassen und dann darüber zu debattieren und irgendwann politisch darüber zu entscheiden. Die "physikalischen" Gesetzmäßigkeiten des Gesundheitssystems wurden größtenteils schon genannt. Auch, wenn es noch so schön wäre, kann man diese ideologisch nicht überwinden. Daher muss es m. E. n. doch das Ziel sein wenigstens ein möglichst effizientes System zu haben. Auch wenn es schon viel weniger gesetzliche Krankenkassen gibt, warum braucht man wirklich über 100 Stück davon, wo doch die Leistungen nahezu identisch sind. Als ABM Maßnahme? Außerdem braucht es einfach viel Kontrolle in dem System siehe Pharmaindustriezahlungen Ärzte aktuell, oder die Sache mit den falschen Pflegeabrechnungen etc. Ich hab auch keine Patentlösung anzubieten. Aber es ist schon ein starkes Stück, dass sich Besserverdienende in gewisser Weise aus dem Sozialsystem verabschieden insbesondere, wenn man schon mehr als 20 Jahre kostenlos in der GKV war. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
capo November 18, 2016 · bearbeitet November 18, 2016 von capo Der medizinische Fortschritt, Automatisierungen, etc. können in den nächsten 50 Jahren auch das Gegenteil bedeuten: Behandlungskosten, nicht nur bezogen auf die letzten fünf Lebensjahre, sinken. Vorbeugende Behandlungsmethoden, viel günstigere Methoden zur Krebsbehandlung etc. wären denkbar. Denkbar ist natürlich vieles, aber auf diese Entwicklung deutet doch momentan nichts hin. Der Trend geht beispielsweise in der Onkologie zu recht aufwändigen molekularpathologischen Methoden und speziell auf bestimmte pathways zugeschnittene Medikamente. Dagegen ist jede Chemo ein Schnäppchen. Tumorimmunologie mit ihren Checkpoint-Inhibitoren soll das nächste große Ding werden, nachdem Tyrosinkinaseinhibitoren die Behandlung von CML etc revolutioniert haben (und nebenbei zu den Umsatz-stärksten Medikamenten gehören). Mittlerweile werden die meisten Krebspatienten in Tumorboards besrpochen, die Radioonkologen optimieren ihre Bestrahlung immer weiter und kombinieren sie mit den systemischen und chirurgischen Ansätzen. Das alles entweder bei multimorbiden Patienten oder bei jüngeren Menschen, die mittlerweile lange genug überleben um die Spätfolgen der Krebsbehandlung zu erleben. Natürlich bei steigender Inzidenz. 94 Prozent aller Deutschen haben im Zusammenhang mit dem Gesundheitssystem schon einmal den Begriff »Kostenexplosion« gehört, rund sechzig Prozent sind sogar der Überzeugung, dass eine solche »Kostenexplosion« tatsächlich stattfindet.9 Wer mag ihnen das verdenken? Wie bereits gezeigt, werden die Menschen durch demographische Faktoren und geschickte PR-Maßnahmen der Pharmaindustrie immer kränker, und in regelmäßigen Abständen erzählen uns Lobbyisten des Versicherungssektors Gruselgeschichten von ständig steigenden Kosten, die ohne weitgehende Reformen zu einem sicheren Kollaps des Gesundheitssystems führen würden. Die Unkenrufe von einer bevorstehenden Kostenexplosion haben eine lange Tradition. Schon 1975 griff der Spiegel zur Metapher der »tickenden Bombe« und fabulierte von der vermeintlich bevorstehenden Kostenexplosion.10 »Witzbolde unter den Hochrechnern«, so der Spiegel damals, »hätten sogar schon prophezeit, dass im Jahr 2000, wenn alles so weiterginge wie bisher, die Westdeutschen das ganze Jahr hindurch nur noch für den Gesundheitsdienst arbeiten würden«, was ein AOK-Funktionär mit dem launigen Satz »Dann sind wir alle gesund – und verhungern« kommentierte. Wie wir heute wissen, sind wir weder gesund noch verhungert. »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen« – so lautet ein beliebtes Bonmot, das wahlweise Mark Twain, Karl Valentin, Niels Bohr oder auch Winston Churchill zugeschrieben wird. Die Prognosen der Spiegel-Experten lagen meilenweit daneben – heute wie damals machen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, während der Gesamtumsatz des Gesundheitssektors heute wie damals bei rund elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt. Ein beliebter Denkfehler der Prognosepyrotechniker besteht darin, steigende Nominalkosten nicht mit dem Wirtschaftswachstum ins Verhältnis zu setzen. So stiegen die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung beispielsweise von 1992 bis 2008 nominal um stolze 53 Prozent, während die Gesamtkosten des Gesundheitssystems um 66 Prozent stiegen.11 Im gleichen Zeitraum stieg jedoch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit um 61 Prozent. Bei näherer Betrachtung wird so aus der Kostenexplosion ein Rohrkrepierer. Die Kosten des Gesundheitswesens steigen im gleichen Maße wie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, was volkswirtschaftlich kein Problem darstellen sollte. »Witzbolde unter den Hochrechnern« gibt es immer noch. Erstaunlicherweise werden sie jedoch nicht mehr als solche bezeichnet, sondern als »Experten« von einem Talk-Show-Sessel zum nächsten weitergereicht. Ein solcher »Experte« ist Bernd Raffelhüschen, seines Zeichens Berater und Aufsichtsratsmitglied verschiedener Versicherungskonzerne, Mietfeder mehrerer arbeitgeberfinanzierter Lobbyorganisationen und Vortragsreisender in Sachen Versicherungs- und Finanzproduktevertrieb. Nebenbei ist er auch noch Direktor des »Forschungszentrums Generationenverträge« an der Universität Freiburg, zu dessen Partnern und Unterstützern nahezu alle größeren Versicherungskonzerne, Finanzdienstleister und auch die FDP gehören. Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt natürlich auch, was gespielt wird. Insofern ist es nicht sonderlich überraschend, dass Raffelhüschens Lobbyistenpolka stets an ein Requiem für die gesetzlichen Sozialsysteme erinnert. Für die Beitragssätze der GKV prognostiziert er beispielsweise eine Verdoppelung in der näheren Zukunft.12 Was mit solchen Unkenrufen bezweckt werden soll, ist offensichtlich: Da Beitragssätze in Höhe von 25 bis dreißig Prozent des Bruttoeinkommens nicht umsetzbar sind, müsste der Gesetzgeber in einem solchen Szenario massiv die Leistungen der gesetzlichen Kassen einschränken und hohe Zusatzbeiträge erheben. Dagegen kann sich der Versicherte, so Raffelhüschen – man ahnt was nun kommt –, nur durch private Zusatzversicherungen oder den Wechsel in eine private Krankenkasse absichern. Im Jahre 1955 kostete ein Pflegetag im Krankenhaus die Kassen zwölf D-Mark. 1975 kostete ein Bett die Kassen bereits 231 D-Mark pro Tag, was vom Spiegel seinerzeit mit dem launigen Satz kommentiert wurde, dies sei dreimal so teuer wie ein Bett im Frankfurter Hilton. Heute kostet ein Pflegetag im Krankenhaus rund 355 Euro und somit ungefähr genauso viel wie eine Übernachtung im Hilton. Keine Frage – die Kosten für einen Pflegetag sind seit den Zeiten Ferdinand Sauerbruchs gestiegen. Wer jedoch einen Pflegetag von 1955 mit einem Pflegetag im Jahre 2012 vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Wer 1955 ins Krankenhaus eingeliefert wurde, verließ es in der Regel entweder gesund oder tot. Es gab noch keine Herzschrittmacher, keine Bypass-Operationen, keine Transplantationschirurgie, keine modernen Antibiotika, keine Intensivmedizin, und wie die wunderbaren Innovationen der modernen Medizin sonst noch heißen mögen. Anstatt von einer Kostenexplosion sollte man in diesem Zusammenhang wohl eher von einer Leistungsexplosion sprechen. Der technische Fortschritt geht jedoch nicht zwingend mit einer Steigerung der Kosten einher. So war beispielsweise die Entfernung von Krampfadern früher ein schwerer operativer Eingriff, der in der Regel mit einem Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Wochen verbunden war.13 Heute werden hierfür in der Regel minimalinvasive operative Verfahren angewandt, die ambulant vorgenommen werden können und nicht nur die Patienten, sondern auch das Budget der Kassen schonen. So hat der technische Fortschritt dazu beigetragen, dass die Länge des Krankenhausaufenthalts in den letzten Jahrzehnten generell deutlich gesenkt werden konnte. Verbrachte ein Patient in den goldenen Fünfzigern noch durchschnittlich mehr als dreißig Tage im Krankenhaus, betrug die durchschnittliche Verweildauer im Jahre 1975 nur noch 22 Tage. 1992 waren es nur noch 13,3 Tage,14 inzwischen sind es sogar nur noch 7,9 Tage. Den Mehrkosten durch neue Diagnose- und Behandlungsmethoden standen auf der anderen Seite also Einsparungen gegenüber. Darüber hinaus hat dieser technische Fortschritt auch den positiven Nebeneffekt einer höheren Lebenserwartung. Quelle: Berger, Jens. 2012. Stresstest Deutschland: Wie gut sind wir wirklich? Westend Verlag. Quellenangaben im Text können bei Bedarf nachgereicht werden. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
foolbar November 18, 2016 Nicht jeder der freiwillig in der GKV versichert ist möchte dort auch bleiben. Zwei meiner Freunde würden gerne in die PKV, werden aber aufgrund ihrer Vorgeschichte oder einem evtl. Operationsrisiko nicht in einer PKV aufgenommen. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle und die Höhe des Einkommens wenn z.B. noch Kinder mitzuversichern sind. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
B2BFighter November 18, 2016 Korrekt, jedes freiwillige Mitglied, könnte von Gesetzes wegen in die PKV. Das die PKV an einer 59 jährigen Angestellten kein Interesse mehr hat, steht leider nicht im Gesetz. Hast du nun deinen Fehler bemerkt? Du schreibst: "Junge Leute versichern sich zunehmend freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung". Vielleicht versichern sie sich dort also gar nicht freiwillig. Oder meintest du sie "versichern sich als freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung"? Das ist ein bedeutender Unterschied. Nur weil es "freiwillig versichert" heißt, ist man nicht unbedingt freiwillig "freiwillig versichert". [/Quote] Sie müssen mir nicht die Worte im Mund herumdrehen, denn Sie wissen genau um was es mir geht. Ich formuliere es zum Verständnis aber gerne anders. Derzeit entscheiden sich zunehmend höherverdienende Arbeitnehmer (>56.250 Euro brutto) aufgrund der vorliegenden Krankenversicherungspflicht eher für eine freiwillige Mitgliedschaft in der GKV, als in der PKV. Hallo, verfolge die Diskussion schon eine weile, ... Der Rückgang an Neukunden in der PKV hat einen ganz banalen Hintegrund: Anfang 2012 wurde die Provision in der PKV limitiert und gleichzeitig die Stornohaftungszeit auf 5 Jahre verlängert. In der Folge sind die ganzen Drückerkolonnen, die auf diese extrem hohen hohe Provisionen angewiesen sind, weg gebrochen oder haben den Bereich gewechselt (vertickern jetzt mit der gleichen Qualität Denkmalschutz Immobilien) Bei mir selber konnte ich definitiv keinen Rückgang des PKV Geschäftes verzeichnen - im Gegenteil. Ich schätze Ihre ehrlichen und kompetenten Beiträge hier im Forum & glaube Ihnen sofort, dass Sie mit Ihrem Erfahrungsschatz PKV Neukunden generieren können. Man kann aber trotzdem nicht leugnen, dass die PKV im breiten Markt schrumpft und lediglich noch im Beamtensegment wächst und hier auch nur, weil eine Art Zwangsversicherung für Beamte existiert. Die Zahlen zeigen, dass die PKV neben Schwierigkeiten in der Abgangs-, große Schwierigkeiten auf der Zugangsseite hat. Und woran das liegt, darüber lässt sich bekanntlich streiten. Meiner Meinung nach ist es allerdings ein Problem, welches die PKV nicht aktiv angehen kann z.B. durch Stärkung des Vertriebes oder durch Werbung. Denn sonst hätten sie so etwas doch schon längst getan. Die fehlenden Neukunden liegen im Wesentlichen auf der Verunsicherung bei Kunden und Vermittlern mit Blick auf die Zukunft der PKV, sowie auf die nach wie vor verbreitete Angst vor unbezahlbaren Beiträgen im Alter. Es ist bekannt, dass die anhaltende Niedrigzinsphase für die gesamte Branche zu einer Absenkung des Rechnungszinses führen wird und damit zu langfristig steigenden Beiträgen. Laut Assekurata wird kurzfristig (bis 2020) ein Rechnungszins von 2,0 Prozent für den Großteil der PKV-Unternehmen gelten, was zunehmenden Druck auf die Beitragsstabilität der Unternehmen auslösen wird. So ist aktuarielle Unternehmenszins (AUZ) von 2011 bis 2016 bereits im Durchschnitt von 3,91 Prozent auf 3,01 Prozent zurückgegangen und er fällt immer schneller. Die Absenkung des Rechnungszinses um 0,1 Prozentpunkte verursacht bei Versicherten im mittleren Alter einer Beitragsanhebung von einem Prozent. Ich möchte auch hier im Forum nicht mehr darüber streiten ob PRO PKV oder PRO GKV, da beide Systeme Ihre Daseinsberechtigung haben. Genau aus diesem Grund bin ich selbst auch GKV versichert und habe private Zusatzversicherungen. Es wird aber zukünftig so sein, dass die PKV durch höhere garantierte Leistungen, auch garantiert höhere Beiträge als die GKV verlangen wird. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peter Wolnitza November 18, 2016 · bearbeitet November 18, 2016 von Peter Wolnitza 94 Prozent aller Deutschen haben im Zusammenhang mit dem Gesundheitssystem schon einmal den Begriff »Kostenexplosion« gehört, rund sechzig Prozent sind sogar der Überzeugung, dass eine solche »Kostenexplosion« tatsächlich stattfindet.9 Wer mag ihnen das verdenken? Wie bereits gezeigt, werden die Menschen durch demographische Faktoren und geschickte PR-Maßnahmen der Pharmaindustrie immer kränker, und in regelmäßigen Abständen erzählen uns Lobbyisten des Versicherungssektors Gruselgeschichten von ständig steigenden Kosten, die ohne weitgehende Reformen zu einem sicheren Kollaps des Gesundheitssystems führen würden. Die Unkenrufe von einer bevorstehenden Kostenexplosion haben eine lange Tradition. Schon 1975 griff der Spiegel zur Metapher der »tickenden Bombe« und fabulierte von der vermeintlich bevorstehenden Kostenexplosion.10 »Witzbolde unter den Hochrechnern«, so der Spiegel damals, »hätten sogar schon prophezeit, dass im Jahr 2000, wenn alles so weiterginge wie bisher, die Westdeutschen das ganze Jahr hindurch nur noch für den Gesundheitsdienst arbeiten würden«, was ein AOK-Funktionär mit dem launigen Satz »Dann sind wir alle gesund – und verhungern« kommentierte. Wie wir heute wissen, sind wir weder gesund noch verhungert. »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen« – so lautet ein beliebtes Bonmot, das wahlweise Mark Twain, Karl Valentin, Niels Bohr oder auch Winston Churchill zugeschrieben wird. Die Prognosen der Spiegel-Experten lagen meilenweit daneben – heute wie damals machen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, während der Gesamtumsatz des Gesundheitssektors heute wie damals bei rund elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt. Ein beliebter Denkfehler der Prognosepyrotechniker besteht darin, steigende Nominalkosten nicht mit dem Wirtschaftswachstum ins Verhältnis zu setzen. So stiegen die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung beispielsweise von 1992 bis 2008 nominal um stolze 53 Prozent, während die Gesamtkosten des Gesundheitssystems um 66 Prozent stiegen.11 Im gleichen Zeitraum stieg jedoch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit um 61 Prozent. Bei näherer Betrachtung wird so aus der Kostenexplosion ein Rohrkrepierer. Die Kosten des Gesundheitswesens steigen im gleichen Maße wie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, was volkswirtschaftlich kein Problem darstellen sollte. »Witzbolde unter den Hochrechnern« gibt es immer noch. Erstaunlicherweise werden sie jedoch nicht mehr als solche bezeichnet, sondern als »Experten« von einem Talk-Show-Sessel zum nächsten weitergereicht. Ein solcher »Experte« ist Bernd Raffelhüschen, seines Zeichens Berater und Aufsichtsratsmitglied verschiedener Versicherungskonzerne, Mietfeder mehrerer arbeitgeberfinanzierter Lobbyorganisationen und Vortragsreisender in Sachen Versicherungs- und Finanzproduktevertrieb. Nebenbei ist er auch noch Direktor des »Forschungszentrums Generationenverträge« an der Universität Freiburg, zu dessen Partnern und Unterstützern nahezu alle größeren Versicherungskonzerne, Finanzdienstleister und auch die FDP gehören. Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt natürlich auch, was gespielt wird. Insofern ist es nicht sonderlich überraschend, dass Raffelhüschens Lobbyistenpolka stets an ein Requiem für die gesetzlichen Sozialsysteme erinnert. Für die Beitragssätze der GKV prognostiziert er beispielsweise eine Verdoppelung in der näheren Zukunft.12 Was mit solchen Unkenrufen bezweckt werden soll, ist offensichtlich: Da Beitragssätze in Höhe von 25 bis dreißig Prozent des Bruttoeinkommens nicht umsetzbar sind, müsste der Gesetzgeber in einem solchen Szenario massiv die Leistungen der gesetzlichen Kassen einschränken und hohe Zusatzbeiträge erheben. Dagegen kann sich der Versicherte, so Raffelhüschen – man ahnt was nun kommt –, nur durch private Zusatzversicherungen oder den Wechsel in eine private Krankenkasse absichern. Nur kurz: Viel Ahnung hat der Schreiber wenig, sonst wüsste er, dass es eben nicht private Krankenkasse, sondern private Krankenversicherung heisst - das nur am Rande bemerkt. Beiden System liegt ein völlig unterschiedliches Konzept zugrunde. Ein ganz wesentlicher Punkt. Desweiteren wird dezent ausgeblendet, dass Die "Deckelung" auf 11% des BIPs nur möglich wurde durch über 30 Reformen - hier wurde über 30 mal aus der Sicht des Patienten gekürzt, rationiert, weggestrichen. Ansonsten wäre der Beitragssatz schon heute deutlich höher - so ganz unrecht hat der Herr R. wohl doch nicht gehabt. Im Jahre 1955 kostete ein Pflegetag im Krankenhaus die Kassen zwölf D-Mark. 1975 kostete ein Bett die Kassen bereits 231 D-Mark pro Tag, was vom Spiegel seinerzeit mit dem launigen Satz kommentiert wurde, dies sei dreimal so teuer wie ein Bett im Frankfurter Hilton. Heute kostet ein Pflegetag im Krankenhaus rund 355 Euro und somit ungefähr genauso viel wie eine Übernachtung im Hilton. Keine Frage – die Kosten für einen Pflegetag sind seit den Zeiten Ferdinand Sauerbruchs gestiegen. Wer jedoch einen Pflegetag von 1955 mit einem Pflegetag im Jahre 2012 vergleicht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Wer 1955 ins Krankenhaus eingeliefert wurde, verließ es in der Regel entweder gesund oder tot. Es gab noch keine Herzschrittmacher, keine Bypass-Operationen, keine Transplantationschirurgie, keine modernen Antibiotika, keine Intensivmedizin, und wie die wunderbaren Innovationen der modernen Medizin sonst noch heißen mögen. Anstatt von einer Kostenexplosion sollte man in diesem Zusammenhang wohl eher von einer Leistungsexplosion sprechen. Der technische Fortschritt geht jedoch nicht zwingend mit einer Steigerung der Kosten einher. So war beispielsweise die Entfernung von Krampfadern früher ein schwerer operativer Eingriff, der in der Regel mit einem Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Wochen verbunden war.13 Heute werden hierfür in der Regel minimalinvasive operative Verfahren angewandt, die ambulant vorgenommen werden können und nicht nur die Patienten, sondern auch das Budget der Kassen schonen. So hat der technische Fortschritt dazu beigetragen, dass die Länge des Krankenhausaufenthalts in den letzten Jahrzehnten generell deutlich gesenkt werden konnte. Verbrachte ein Patient in den goldenen Fünfzigern noch durchschnittlich mehr als dreißig Tage im Krankenhaus, betrug die durchschnittliche Verweildauer im Jahre 1975 nur noch 22 Tage. 1992 waren es nur noch 13,3 Tage,14 inzwischen sind es sogar nur noch 7,9 Tage. Den Mehrkosten durch neue Diagnose- und Behandlungsmethoden standen auf der anderen Seite also Einsparungen gegenüber. Darüber hinaus hat dieser technische Fortschritt auch den positiven Nebeneffekt einer höheren Lebenserwartung. Quelle: Berger, Jens. 2012. Stresstest Deutschland: Wie gut sind wir wirklich? Westend Verlag. Quellenangaben im Text können bei Bedarf nachgereicht werden. Auch hier zeigt sich ein wenig die Ahnungslosigkeit des Autoren - sonst hätte er nämlich nicht gerade das Beispiel Krampfadern gewählt: Natürlich ist die durchschnittliche Verweildauer pro Fall niedriger geworden. Im Gegenzug ist aber die Anzahl der OPs massiv gestiegen - hat u.a. mit der Einführung der Fallpauschalen in 2004 zu tun: Bekam früher das Krankenhaus für den Patienten bei einer Krampfadern-OP eben die 21 oder 22 Tage aus dem o.g. Beispiel von der Kasse erstattet, gibt es heute nur eine - sog. Fallpauschale, d.h., das Krankenhaus bekommt Summe X, egal, wie lange der Patient dort stationär behandelt wird. Der Ansatz, der damit verfolgt werden sollte, ist durchaus löblich - Reduzierung der Krankenhausverweildauer Fatal ist aber - die Fallpauschalen sind nicht in allen Fällen kostendeckend. In anderen Fällen dagegen recht auskömmlich - z.B. bei Krampfadern-OP Man ahnt, was passiert? Plötzlich nimmt die Zahl der entsprechenden, auskömmlichen OPs ordentlich zu. Das Netzwerk hat wieder mal funktioniert. Kostenersparnis unterm Strich: Null. Gibts auch noch andere Beispiele für: Bypass-OP, Stents etc. Unangenehmer Nebeneffekt für den Patienten - obwohl das leider in den ganzen Betrachtungen so gut wie nie eine Rolle spielt: Google einfach mal nach "Blutiger Entlassung". Das Diktat der Wirtschaftlichkeit hat längst im Gesundheitswesen Einzug gehalten. Ich persönlich finde es beschämend, dass Politiker immer noch so tun, als sei dem nicht so und hier TOPP Leistungen für ALLE versprechen. Insofern lohnt es sich, diverse Äußerungen und Forderungen der Personen, die an dem Spiel beteiligt sind, zu hinterfragen. Zu Recht bei Herrn R. der als Lobbyist bekannt ist, aber auch bei anderen, die jetzt im beginnenden Wahlkampf das Fähnlein der solidarischen Bürgerversicherung ausgraben und vor sich her tragen werden. Leider verstellen so Berichte, wie der oben zitierte den Blick auf das Wesentliche: Sachverhalte werden durch Polarisierung nicht einfacher. 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Ramstein November 18, 2016 Es wird aber zukünftig so sein, dass die PKV durch höhere garantierte Leistungen, auch garantiert höhere Beiträge als die GKV verlangen wird. Für Familien mit einem Einkommen sicher; bei kinderlosen Doppelverdienern oder Singles sehe ich es anders. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Okabe November 18, 2016 Hast du nun deinen Fehler bemerkt? Du schreibst: "Junge Leute versichern sich zunehmend freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung". Vielleicht versichern sie sich dort also gar nicht freiwillig. Oder meintest du sie "versichern sich als freiwillig Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung"? Das ist ein bedeutender Unterschied. Nur weil es "freiwillig versichert" heißt, ist man nicht unbedingt freiwillig "freiwillig versichert". [/Quote] Sie müssen mir nicht die Worte im Mund herumdrehen, denn Sie wissen genau um was es mir geht. Ich formuliere es zum Verständnis aber gerne anders. Derzeit entscheiden sich zunehmend höherverdienende Arbeitnehmer (>56.250 Euro brutto) aufgrund der vorliegenden Krankenversicherungspflicht eher für eine freiwillige Mitgliedschaft in der GKV, als in der PKV. Nee, sie entscheiden sich nicht. Sie werden Mitglied in der GKV, aber nicht unbedingt, weil sie sich so entscheiden. Vielleicht auch, weil sie keine Wahl haben oder weil es sie einfach nicht interessiert (und dann ist der default eben GKV)... Ich störe mich einfach an deiner Wortwahl, die Dinge impliziert, die eben nicht unbedingt so sein müssen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag