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Factor Investing mit ETFs

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indianahorst
Am 5.7.2023 um 00:30 von Saek:

Nein :lol:

 

Von HFEA halte ich wenig. Ich habe deutlich weniger Anleihen. Wenn ich von 50% UPRO 50% TMF ausgehen, sind das ebenfalls 150% Aktien (wobei meine Aktien-Fonds dank Multifaktorinvesting riskanter sind, dafür aber geographisch und über mehr Faktoren/Renditequellen diversifiziert). Die Anleihen in HFEA sind allerdings 150% mit (vermutlich knapp unter) 20 Jahren Laufzeit. Ich hatte weiter vorne geschrieben, dass ich (in Bezug auf 150%) 225%...300% Anleihen mit ~5 Jahren Laufzeit möchte. Geteilt durch 4, damit mit bei 20 Jahren Duration ist, sind das nur 56%...75%, und derzeit bin noch deutlich darunter.

HFEA ist nach meinem Verständnis eine fast schon wahnsinnige Wette auf eine in der Zukunft negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, d.h. die Anleihen sollen als "Krisenalpha" funktionieren. Aus dem HFEA Eröffnungspost:

Außerdem sind die Erwartungen an Anleihenrenditen häufig stark von der Zeit mit fallenden Zinsen seit 1980 beeinflusst, wodurch die Rendite im Rückblich deutlich höher als das erscheint, was man für die Zukunft erwarten sollte.

Ich investiere in Anleihen (Futures), weil es dafür genau wie für Aktien eine Risikoprämie über dem risikolosen Zins geben sollte, die sog. Term-Prämie. Die ist, wenn man mehr als 30 Jahre in die Vergangenheit schaut, leicht positiv mit dem Aktienmarkt korreliert - nicht negativ. Manchmal werden Aktien und Anleihen gleichzeitig verlieren, manchmal nicht. Die Term-Prämie ist zumindest in den historischen Daten, nach dem was ich gesehen habe, etwas unzuverlässiger als die Aktien-Risikoprämie. Die Zeiten der Underperformance sind teils recht lange (30 Jahre) und häufiger als bei Aktien. Aber als weitere Renditequelle im Portfolio bringt es schon was. Best Case (ähnliche Prämie wie historisch) wären ca. 1% für 5-jährige Anleihen (bei höheren Laufzeiten mehr, bei niedrigeren weniger, allerdings gibt es einen deutlichen Betting Against Beta Effekt: die Prämie flacht stark ab). Aber vermutlich sollte man immer mit zukünftig niedrigeren Prämien rechnen, also sagen wir mal 0.5% nach Kosten.

Zu der Schlussfolgerung kann ich spontan nichts sagen. Ich habe die Posts irgendwann mal gesehen und schnell ignoriert, weil mir viel nicht gefallen hat. Prinzipiell würde ich in Anleihen ausschließlich über Futures gehebelt investieren, weil das extrem günstig ist. Anleihen ETFs (egal ob LevETFs oder normale ETFs auf Kredit) haben so hohe Kosten, dass nichts außer einer negativen erwarteten Rendite von der Term-Prämie übrig bleibt.

Ich habe eben mal in das Fazit geschaut. Meine Kritik, ganz knapp und bestimmt nicht vollständig

  • Fokus auf US-Aktien, ich würde immer ein paar regionale ETFs nach Market Cap dazupacken (z.B. wie bei @hattifnatt im Kinderdepot als einfachste Variante)
    • US-Aktien hatten eine überdurchschnittliche Rendite, es ist nicht zu erwarten, dass sich das wiederholen wird. Gehebelte US-Portfolios schauen in Backtests deshalb unverhältnismäßg gut aus
    • Nasdaq ist das gleiche plus Sektorwette, ich erwarte von so etwas keine höhere Rendite
  • Market Timing nach Moving Average halte ich für keine sinnvolle Anlagestrategie, egal was ein Backtest dazu sagt, insbesondere wenn man im Backtest nur auf US-Aktien schaut
  • Gold hat keine erwartete Rendite (aber viel Volatilität). Würde ich allgemein nicht anfassen, aber insbesondere nicht in einem gehebelten Portfolio. Keine erwartete Rendite minus Kosten ergibt eine negative erwartete Rendite, ähnlich wie bei Anleihen LevETFs
  • Ich hebele in EUR und meine Anleihen sind EUR-gehedgt (inhärent bei Futures). Zahlgraf nimmt ungehedgte Anleihen. Kann man drüber diskutieren, aber Währungsrisiko ist unkompensiert...
  • Die Betrachtung von Sparplänen/DCA gewichtet nur spätere Zeitpunkt stärker und senkt evtl das Risiko (auf eine suboptimale Art). Solche Analysen sind in meinen Augen nutzlos. Wenn man Lifecycle Investing verstanden hat, weiß man, was man tun müsste.
  • Ähnlich die Betrachtung von Rebalancing-Zeitpunkten. Ich sehe Rebalancing als Methode zur Risikokontrolle. So oft wie mögich (ideal täglich) wäre da am besten. Praktische Einschränkung wie Steuern oder Transaktionskosten führen dann halt zu größeren Intervallen. Die Unterschiede sind hauptsächlich Zufall

 

 

Danke für die sehr ausführliche Antwort.

Der Grundgedanke deiner Strategie ist mir allerdings immer noch nicht klar.

Was mir besonders Kopfzerbrechen bereitet: Gehst du durch das gleichzeitige Hebeln von Aktien und Anleihen nicht ein negatives Zinsdifferenzgeschäft ein? Wäre es nicht sinnvoller, in der Ansparphase ausschliesslich gehebelt am Aktienmarkt zu investieren und erst bei Erreichen der Phase III im Lifecycle Investing auf Anleihen zu setzen?

 

 

 

Am 22.5.2023 um 17:33 von Saek:

Der Hebel ist über Margin bei IBKR realisiert, Wertpapierkredit-Backups habe ich u.a. bei Smartbroker und comdirect.

 

Anleihen

Ist: ~100k€ 5-Jahres-Anleihen sowie ~400k€ 2-Jahres-Anleihen (gemischt US/deutsch)

Wunsch: 225%...300% 5-Jahres-Anleihen (bzw. ca. das doppelte für 2-Jahres-Anleihen oder ca. die Hälfte für 10-J.) in Bezug auf 150% Aktien, also das doppelte der Aktien-Allokation

 

Man kauft durch Futures quasi die Term-Prämie. Das meint den Effekt, dass die Anleihen-Rendite bei Laufzeiten größer 0 ist typischerweise höher als für kurzlaufende Anleihen ist (als Kompensation für kurzfristige Volatilität und Inflationsrisiko). Das sollte für 5-Jährige Anleihen bis zu 1% sein. (bereits abzüglich Zins und Kosten).

 

Nochmal zum Ursprungsposting zurück:

Wenn die Term-Prämie 1% ist, dein Zinssatz bei IBKR aber > 1% ist (laut IBKR-Webseite ist der Margin-Zinssatz inzwischen sehr deutlich > 1%), dann ist deine Strategie tatsächlich ein klassiges negatives Zinsdifferenzgeschäft. 

 

P.S

Kannst du den Satz " Das meint den Effekt, dass die Anleihen-Rendite bei Laufzeiten größer 0 ist typischerweise höher als für kurzlaufende Anleihen ist (als Kompensation für kurzfristige Volatilität und Inflationsrisiko)." nochmal erklären?

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Saek
21 hours ago, indianahorst said:

Gehst du durch das gleichzeitige Hebeln von Aktien und Anleihen nicht ein negatives Zinsdifferenzgeschäft ein?

Das ist ein wichtiger Punkt, aber nein. Aktien hebele ich über einen Wertpapierkredit. Also sollte die erwartete Aktienrendite größer als der Kreditzinsen sein. Davon gehe ich bei IBKR-Zinssätzen auch nach Steuern aus. (Zins:€STR + max 1.5%, Aktienrisikoprämie größenordnungsmäßig 5% über risikolosen Zins, z.b. €STR)

Wenn ich Anleihen hebele, mache ich das über Futures. Der Aufschlag für Finanzierungskosten ist da deutlich geringer (z.B. im Bereich 0.3%). Mit einer Term-Prämie von >=0.5% steigt die erwartete Rendite des Portfolios beim Hinzufügen an.

 

Es stimmt, dass die Anleihenprämie vermutlich niedriger als die Kreditkosen des Wertpapierkredits über risikolosem Zins ist. Ich kann aber die gehebelten Anleihen nicht reduzieren und gleichzeitig den Kredit reduzieren. Deshalb macht in meinen Augen eine getrennte Betrachtung Sinn, bei dem jeder Teil eine positive Rendite haben muss. Die Frage ist zum Schluss, welches Gesamtportfolio die besseren Eigenschaften hat (Rendite, Volatilität, Drawdown, langfristige Renditeverteilung, Skewness, etc). Hier bin ich überzeugt, dass man auch bei einem gehebelten Aktienportfolio die erwarteten soPortfolioeigenschaften sicher verbessert, wenn man in einem vernünftigen Rahmen Anleihen hinzufügt. Der sinnvolle Bereich hört ca. bei einem Overlay von 100% .... 400% 5-Jahresanleihen auf...

 

Wenn man nur auf Volatilität und Rendite schaut, stellt man fest, dass die Volatilität durchs hinzufügen von wenig Anleihen nicht steigt und vielleicht sogar bei ganz wenig Anleihen sinkt. Die arithmetische und geometrische Renditen steigen dann um die Rendite der Anleihen.

Wenn ich die Aktienquote so erhöhe, dass die Rendite um den gleichen Wert steigt, erhöht sich die Volatilität und damit der Volatility Drag, d.h. die geometrische Rendite steigt langsamer als die arithmetische.

Das ist ein Aspekt, bei dem der isolierte Blick auf die Einzelkomponenten nicht alles verrät, um zu beurteilen, obs ein negatives Zinsdifferenzgeschäft ist.

21 hours ago, indianahorst said:

Kannst du den Satz " Das meint den Effekt, dass die Anleihen-Rendite bei Laufzeiten größer 0 ist typischerweise höher als für kurzlaufende Anleihen ist (als Kompensation für kurzfristige Volatilität und Inflationsrisiko)." nochmal erklären?

Über die letzten 100+ Jahre hatten Anleihen mit 1, 2, 3, 4, 5, ... Jahren Laufzeit eine höhere Rendite als Anleihen mit kurzer Restlaufzeit (3 Monate) oder Geldmarktanlagen); außerdem stieg mit der Laufzeit die Rendite (wenn auch nicht im gleichen Maß wie die Volatilität).

Mit der Laufzeit steigt die Volatilität ca. linear, weil die Sensitivität auf Zinsänderungen steigt.

Außerdem ist in nominale Anleihen eine Inflations-Risikoprämie eingekreist, d.h. nominale Anleihen sollten eine leicht höhere Rendite als Inflationslinker haben, außer wenn die Inflation unerwartet hoch ist.

 

Diese Prämie hat man übrigens erhalten, wenn man immer Anleihen mit 5 Jahren Laufzeit gehalten hat (B&H), auch wenn zwischendurch die Rendite der 5-Jahresanleihe niedriger als der Geldmarktzins war. Das entspräche einer fallenden/invertierten Zinsstrukturkurve.

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Saek
On 7/17/2023 at 9:47 AM, Glory_Days said:

Ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll. Zunächst einmal finde ich den Umstand ziemlich amüsant.

Folgende Punkte:

  • Wenn bei bestimmten Anlegern/Portfolien etablierte Faktor-Modelle versagen (im Sinne eines hohen Alpha-Anteils), spricht das nicht gerade für eine allgemein hinreihende Beschreibung der Renditen durch diese Faktoren. Die Frage ist, haben Faktor-Modelle überhaupt diesen Anspruch oder genügt es, wenn diese in den meisten Portfolien einen hinreichend großen Anteil der Rendite statistisch signifikant erklären können?
  • Um Faktor-Modelle zu verbessern, müssen bestehende Modell um zusätzliche Faktoren erweitert werden, um damit gerade die Anleger/Portfolien mit hohem Alpha-Anteil in den bisherigen Faktor-Modellen zu untersuchen.
  • In einem perfekten Faktor-Modell (oder im Limit unendlicher Faktoren (=Kombinatorik aller möglichen Faktor-Definitionen)) verschwindet Alpha für alle Portfolien auf allen Zeitreihen.

Eine leicht verspätete Antwort: Ich muss wohl etwas ausholen.

CAPM/MPT kennt man ja. Für MF braucht man was anderes, z.B. intertemporal CAPM (ICAPM). Da gibts verschiedene Dimensionen von Risiko, nicht nur Volatilität, und das Bedürfnis von Anlegern, ähhh auf englisch 'to hedge different (unknown) state varables' :lol: Risikofaktoren versuchen, diese unbekannten Zustandsgrößen/Risiken zu erfassen. Aber davon gibt es nicht beliebig viele (eher nur eine Handvoll). Es macht also keinen Sinn, die Anzahl der Faktoren, die Proxies für diese unbekannten systematischen Risiken sein sollen,  immer weiter zu erhöhen, bis jegliches Alpha in Vergangenheitsdaten verschwindet (das wäre data mining/overfitting).

 

Zu dem Thema gibt es einige sehr gute RR Episoden, die ich oft mehrmals angehört habe, bis ich mitgekommen bin. Kann ich nur empfehlen. Z.b. mit Cochrane (#169, MMPT, strg+f im Transkription 'hedging state variable risk' oder ca. Ab min 52, oder komplett ;) ), #193 zu MMPT, mit O'Reilly (#198, gleich zu Beginn), mit Fama (#200, Strg+f ICAPM), #213, #227, Merton (#234, u.a. ICAPM),

 

Zitat aus #213

Quote

That brings us to the 1973, Robert Merton ICAPM, the Intertemporal Capital Asset Pricing Model. In the ICAPM, investors don't only care about the mean and variance of their portfolios. This is my comment earlier, Cameron, about we're not necessarily talking about a more volatile portfolio. ICAPM investors are multi period investors, which is why it's the intertemporal model. In addition to mean and variance, ICAPM investors are concerned with the co-variances of their portfolio returns with other things like labor income, the prices of consumption goods and the nature of their future investment opportunities and how that all relates to other aspects of their economic life.

 

You can see there, I mean, we could think of a hypothetical example where two portfolios have the same variance, but a different co-variance with some other thing like labor income or discount rates, I don't know. And one of those portfolios would be riskier than the other for some investors, I guess. Same variance, it's not necessarily a higher standard deviation story. To reiterate that in slightly different words, in addition to the variance of returns, ICAPM investors also care about when the variance shows up in relation to other aspects of their lives and how it's related to future expected returns. Now the ICAPM, unfortunately be nice if it did, but it [ICAPM] does not specify the state variables that investors are concerned about. But this is of course, where we arrive at Fama and French's cross section of expected returns work that finds other characteristics that may proxy for the unknown risks in the theoretical ICAPM model.

In #193 sind im Youtube Video nette Graphiken aus einem Cochrane-Paper, die das ganze visualisieren. (Ich habe am Handy Video-Screenshots gemacht, und die Bilder sind im Video schon so matschig :()

CAPM/MPT schaut so aus: die bekannte efficient frontier.

IMG_20230721_101344.thumb.jpg.afce8b65635871e7433a45180779e777.jpg

ICAPM ist mehrdimensional (aber nicht unendlich viele Dimensionen/systematische Risiken!)

IMG_20230721_101719.thumb.jpg.7fac8aa6c52c0bf873ed255438bcd310.jpg

Ich hoffe, du kannst dem einigermaßen folgen.

Es ist also nicht das Ziel, immer mehr Faktoren hinzuzufügen, aber es kann (!) sein, dass ein Faktor mehr oder eine veränderte Definition das Modell verbessert, und dass das verbleibende Alpha schrumpft.

 

Wichtig ist auch, dass Faktormodelle die Rendite gut diversifizierter Portfolios erklären sollen. Es gibt also immer konzentrierte Portfolios mit hohem Alpha. Das war jetzt nie konkret benannt, dürfte aber recht klar sein.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 3 Stunden von Saek:

Eine leicht verspätete Antwort: Ich muss wohl etwas ausholen.

Kein Problem, wie immer besten Dank!

vor 3 Stunden von Saek:

CAPM/MPT kennt man ja. Für MF braucht man was anderes, z.B. intertemporal CAPM (ICAPM). Da gibts verschiedene Dimensionen von Risiko, nicht nur Volatilität, und das Bedürfnis von Anlegern, ähhh auf englisch 'to hedge different (unknown) state varables' :lol: Risikofaktoren versuchen, diese unbekannten Zustandsgrößen/Risiken zu erfassen. Aber davon gibt es nicht beliebig viele (eher nur eine Handvoll). Es macht also keinen Sinn, die Anzahl der Faktoren, die Proxies für diese unbekannten systematischen Risiken sein sollen,  immer weiter zu erhöhen, bis jegliches Alpha in Vergangenheitsdaten verschwindet (das wäre data mining/overfitting).

Merton's ICAPM umfasst zum Beispiel Wealth als bekannte State Variable (ohne, wie oben von dir zitiert, auf die konkreten systematischen Risikofaktoren näher einzugehen). Eine Erhöhung der Anzahl der Faktoren müsste natürlich insbesondere auch Out-of-Sample einen Mehrwert bringen und nicht nur auf wohltemperierten Vergangenheitsdaten.

vor 3 Stunden von Saek:

Es ist also nicht das Ziel, immer mehr Faktoren hinzuzufügen, aber es kann (!) sein, dass ein Faktor mehr oder eine veränderte Definition das Modell verbessert, und dass das verbleibende Alpha schrumpft.

Die Frage ist, ob es nicht immer wieder Anleger wie Buffet geben wird, deren neuartiger Ansatz zu dauerhaftem Alpha führt - das hinterher dann wiederum durch neue Faktoren erklärt werden kann. Die Frage ist natürlich, wie spezifisch diese Faktoren dann sind - erklären sie nur Buffets Performance oder bieten sie einen Mehrwert für eine breite Anzahl an Portfolien/Anleger.

vor 3 Stunden von Saek:

Wichtig ist auch, dass Faktormodelle die Rendite gut diversifizierter Portfolios erklären sollen. Es gibt also immer konzentrierte Portfolios mit hohem Alpha. Das war jetzt nie konkret benannt, dürfte aber recht klar sein.

Ein besonderes hohes Alpha könnte man wohl gerade als Ziel konzentrierter Portfolio ansehen. Interessant sind dann v.a. diversifizierte Portfolien mit hohem Alpha-Anteil, die einem systematischen Ansatz folgen.

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indianahorst
· bearbeitet von indianahorst
Typo
Am 21.7.2023 um 07:35 von Saek:

Das ist ein wichtiger Punkt, aber nein. Aktien hebele ich über einen Wertpapierkredit. Also sollte die erwartete Aktienrendite größer als der Kreditzinsen sein. Davon gehe ich bei IBKR-Zinssätzen auch nach Steuern aus. (Zins:€STR + max 1.5%, Aktienrisikoprämie größenordnungsmäßig 5% über risikolosen Zins, z.b. €STR)

Wenn ich Anleihen hebele, mache ich das über Futures. Der Aufschlag für Finanzierungskosten ist da deutlich geringer (z.B. im Bereich 0.3%). Mit einer Term-Prämie von >=0.5% steigt die erwartete Rendite des Portfolios beim Hinzufügen an.

 

 

Mag ja sein, dass die risikogewichtete Rendite durchs Hinzufügen von Anleihen steigt - aber du gehst ja trotzdem ein negatives Zinsdifferenzgeschäft ein, und zwar in der Höhe der Differenz zwischen dem Kreditzinssatz (laut IBKR-Webseite also z.B. 5.926% im Tarif IBKR Lite und < 90.000 €)) und der erwarteten Netto-Anleihenrendite (z.B. 0,6% Term-Prämie - 0,3% Finanzierungskosten). Damit  hat dein negatives Zinsdifferenzgeschäft einen Zinssatz von 5.926% - 0,3% = 5,626%, da du mit dem in Anleihen-Futures investierten Geld alternativ den aufgenommenen Kredit reduzieren könntest.

 

Am 21.7.2023 um 07:35 von Saek:

 

Es stimmt, dass die Anleihenprämie vermutlich niedriger als die Kreditkosen des Wertpapierkredits über risikolosem Zins ist. Ich kann aber die gehebelten Anleihen nicht reduzieren und gleichzeitig den Kredit reduzieren.

 

Warum nicht? Verstehe ich nicht.

 

Am 21.7.2023 um 07:35 von Saek:

 Hier bin ich überzeugt, dass man auch bei einem gehebelten Aktienportfolio die erwarteten soPortfolioeigenschaften sicher verbessert, wenn man in einem vernünftigen Rahmen Anleihen hinzufügt. Der sinnvolle Bereich hört ca. bei einem Overlay von 100% .... 400% 5-Jahresanleihen auf...

 

 

Natürlich wirst du auch in einem gehebelten Portfolio - regelmäßiges Rebalancing vorausgesetzt - die risikoadjustierte Rendite durch das Hinzufügen von Anleihen durch die - mehr oder weniger - zuverlässige Nichtkorrelation von Aktien und Anleihen - verbessern. Nur: welche theoretischen oder empirischen Grundlagen hast du aus der Literatur, was ein "vernünftiger Rahmen" ist? Warum hört der sinnvolle Bereich bei 100% .... 400% 5-Jahresanleihen auf? Und weshalb 5-Jahresanleihen? Weshalb nicht 1-Jahresanleihen, oder 3-Jahresanleihen?

 

 

 

 

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Saek
16 hours ago, indianahorst said:

Damit  hat dein negatives Zinsdifferenzgeschäft einen Zinssatz von 5.926% - 0,3% = 5,626%, da du mit dem in Anleihen-Futures investierten Geld alternativ den aufgenommenen Kredit reduzieren könntest.

Genau das geht nicht, weil kein "in Futures investiertes Geld" gibt. Der Wert eines Kontraktes ist 0€ (beim Handel fließt bis auf Transaktionskosten kein Geld). Man muss nur Sicherheiten hinterlegen, die im Falle der von mir gehaltenen Anleihen-Futures im Bereich <2% des Kontraktwertes sind. Die tägliche Wertveränderung wird sofort auf dem Verrechnungskonto belastet. Die Finanzierungskosten sind in der Wertentwicklung des Kontraktes enthalten.

Ich könnte noch weiter ausholen, aber ich kriege es bestimmt nicht besser hin als was es eh im Netz gibt. Am besten fand ich die Vorlesung von Andrew Lo: Hier das erste von zwei Videos zu Futures einer einführenden Finance Theory Vorlesung

17 hours ago, indianahorst said:

Weshalb nicht 1-Jahresanleihen, oder 3-Jahresanleihen?

Spricht nichts dagegen, Futures gibt es auch bspw. auf 2 Jahresanleihen oder 10 Jahre. Das Exposure sollte man dann halt ungefähr skalieren (10 statt 5 Jahre -> halbes Exposure) und auch berücksichtigen, dass kürzere Laufzeiten stärker auf Zinsänderungen als längere Laufzeiten reagieren (höhere Volatilität am kurzen Ende).

On 5/22/2023 at 10:44 PM, Saek said:

100k€ in Anleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren dürfte etwas in absoluten Zahlen etwas volatiler als 10k€ mit einer Laufzeit von 20 Jahren sein. Dementsprechend sind die 400k€ mit 2 Jahren in etwas so riskant wie 200k€ mit 5 Jahren Laufzeit

 

17 hours ago, indianahorst said:

Warum hört der sinnvolle Bereich bei 100% .... 400% 5-Jahresanleihen auf?

Bei niedrigen Werten sieht man das zusätzliche Risiko der Anleihen nicht/kaum, weil das Portfolio-Risiko komplett von Aktien dominiert wird. Zumindest in Backtest mit Daten der letzten 100 Jahre werden Risikokennzahlen wie Volatilität, Drawdown, etc. nicht beeinflusst, wenn man bis zu 200% Anleihen hinzufügt. Das hier ist der Drawdown für Market-Cap Aktien (Market), ein Multifaktor-Aktien-Portfolio (0% ITT) sowie das MF-Aktien-Portfolio mit Anleihen-Overlay (100%, 200%, 400%). Erst bei 400% zeigt sich ein erhöhter Drawdown. 

Die Rendite stieg bei 100% und 200% um 0.9%/1.7% p.a., bei 400% um 2.5%.

image.png.659e6ca077075bb5a56631afaa9133e0.png

 

Wenn man zu höheren Anleihen-Allokationen geht, erhöht man das Portfolio-Risiko. Dann müsste man genauer abwägen, um wieviel man die Aktien-Allokation senkt. Das finde ich aber nicht so einfach, weil die Aktien-Prämie deutlich höher als die Anleihen-Prämie ist/war.

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Chris75

Wie sieht es denn generell mit der praktischen Umsetzung von festgestellten Faktoren aus?

 

Der oft als der eindeutigste Faktor bezeichnete, Momentum Faktor, ist wohl in der Praxis auch der am schwierigsten umsetzbare.

Was bleibt übrig bei der starken Vereinfachung mit halbjährlichem Rebalancing und dazu bekannte Termine, an denen sich Hedgefonds ja entsprechend positionieren. Das ist ja alles nicht in den langfristigen Backtestings enthalten. Bleibt in solchen Konstrukten denn überhaupt noch ein erwartbarer Mehrwert?

Die Frage wäre unabhängig von der derzeitigen Schwächephase aufgrund der Branchenrotation zu sehen.

 

Gibt es dazu aktuelle Untersuchungen?

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Beginner81
vor 2 Stunden von Chris75:

Gibt es dazu aktuelle Untersuchungen?

 

Vielleicht wirst Du hier fündig:

 

https://www.marko-momentum.de/

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Chris75
vor 20 Minuten von Beginner81:

 

Vielleicht wirst Du hier fündig:

 

https://www.marko-momentum.de/

Dank Dir! Sehr informativ. Muss das mal in Ruhe durchgehen...

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Chris75

Hab jetzt mal einiges überflogen. Das halbjährliche Rebalancing scheint wohl nicht das Problem zu sein.

Allerdings hab ich auch eine vernichtende Abhandlung zum Factor Investing gelesen :o.

 

CAUSAL FACTOR INVESTING: CAN FACTOR INVESTING BECOME SCIENTIFIC?

 

The main conclusion of this monograph is that, in its current formulation, factor investing has failed to achieve its objectives. Academically, it is a data-mining exercise that has yielded countless type-A and type-B spurious findings. Commercially, it is falsely promoted as a scientific product, and it has failed to deliver statistically significant returns, against the profit expectations generated by its promoters.


 

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hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
Am 29.7.2023 um 15:20 von Chris75:

Allerdings hab ich auch eine vernichtende Abhandlung zum Factor Investing gelesen :o.

IMHO nur ein Sonderfall von

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ecoj.12461

Zitat

We investigate two critical dimensions of the credibility of empirical economics research: statistical power and bias. We survey 159 empirical economics literatures that draw upon 64,076 estimates of economic parameters reported in more than 6,700 empirical studies. Half of the research areas have nearly 90% of their results under-powered. The median statistical power is 18%, or less. A simple weighted average of those reported results that are adequately powered (power ≥ 80%) reveals that nearly 80% of the reported effects in these empirical economics literatures are exaggerated; typically, by a factor of two and with one-third inflated by a factor of four or more.

Siehe dazu auch https://people.duke.edu/~charvey/Research/Published_Papers/P131_The_scientific_outlook.pdf sowie https://en.wikipedia.org/wiki/Why_Most_Published_Research_Findings_Are_False

 

Die Finanzwissenschaft ist halt nur eine Sozial- und damit Pseudo-Wissenschaft :P

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Johannes34567
Am 29.7.2023 um 10:18 von Chris75:

Wie sieht es denn generell mit der praktischen Umsetzung von festgestellten Faktoren aus?

 

Der oft als der eindeutigste Faktor bezeichnete, Momentum Faktor, ist wohl in der Praxis auch der am schwierigsten umsetzbare.

Was bleibt übrig bei der starken Vereinfachung mit halbjährlichem Rebalancing und dazu bekannte Termine, an denen sich Hedgefonds ja entsprechend positionieren. Das ist ja alles nicht in den langfristigen Backtestings enthalten. Bleibt in solchen Konstrukten denn überhaupt noch ein erwartbarer Mehrwert?

Die Frage wäre unabhängig von der derzeitigen Schwächephase aufgrund der Branchenrotation zu sehen.

 

Gibt es dazu aktuelle Untersuchungen?

Zitat

We made the choice very deliberately because when it comes to delivering a strong and consistent exposure to the factor, you want to have the flexibility of rebalancing, not on a schedule. You don't want to be tied to a schedule like every six months because within six months, your exposure to the factor can change completely. So over six months, your exposure to a factor like value or momentum will decay meaningfully. So if you are able to rebalance a little bit over time and what people get most of the time they get confused with is that they believe that because it is active, it needs to have more turnover.

That's not the case. It's just about spreading turnover more evenly over time and being able to more effectively balance the trade off between factor exposure and trading costs at any point in time. So we believe that there really adds and the flexibility really can add a substantial amount of premium for investors thanks to the fact that allows you to keep the factor exposure more consistent over time. 

 

In most cases we will rebalance every month, but there are periods in which we more rebalance more frequently. For example, this year, we have seen it. Momentum has gone through many directions because we went from stay at home trade to a reopening trade. And now we're going a little bit back into the stay home team. But normally I would say a monthly, in our analysis, a monthly rebalance gives you the most effective user capital. We actually have a paper on the advantage of an active implementation where we even looked at daily rebalancing. You even see an improvement from daily to monthly to semiannual, but it's not so much about the ability to re balance daily. It's much more about the flexibility to use deploy turnover on days when you need it. So it's much more about the flexibility than the frequency.

 

It depends on the factor. The factor that has higher turnover like momentum will have the most benefit. So for that one, our baseline was a 4% excess return. And then we were able on a semiannual basis, than we were able the factor to double the premium on a daily. So I'd say the advantage of an active implementation in the will be really two to 3% on top of your baseline. A factor like value also, you can add another two, 2.5%. Quality is lower moving factor. So you're adding a 1% and a multifactor is a combination of this. So will be in the two to two and a half range. So that's what that paper is with Kevin Kago is in our investment strategy group and that's published on the journal portfolio management.

Episode 173: Antonio Picca: From Index Investing to Factor Investing at Vanguard — Rational Reminder

 

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Hicks&Hudson
vor 23 Stunden von Chris75:

Allerdings hab ich auch eine vernichtende Abhandlung zum Factor Investing gelesen :o.

 

CAUSAL FACTOR INVESTING: CAN FACTOR INVESTING BECOME SCIENTIFIC?

Was ist denn nun mit dem Paper hier ?

Ist das Müll oder wie soll man das einschätzen ?

Wo sind denn die Experten ?

 

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lugge

Weiß jemand von euch, wie hoch die Mindestaktienquote beim SPDR MSCI USA Small Cap Value weighted ist?

 

ISIN: IE00BSPLC413

https://www.ssga.com/de/de/intermediary/etfs/funds/spdr-msci-usa-small-cap-value-weighted-ucits-etf-zprv-gy

 

Auf Seite 219 des Prospektes habe ich zwar diesen Part gefunden:

grafik.png.a50a8149160efb4bbcd6bffb00f41cce.png

Aber heißt das automatisch, dass mindestens 90% in Aktien, die im Index enthalten sind, investiert wird?

Ich habe es explizit leider nicht gefunden.

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Stoxx
vor 21 Stunden von lugge:

Weiß jemand von euch, wie hoch die Mindestaktienquote beim SPDR MSCI USA Small Cap Value weighted ist?

Finde den ETF seit langem interessant.

Faktoren funktionieren nicht? 

Die Performance-Kennzahlen sagen was anderes...

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 22.5.2023 um 22:44 von Saek:

Also ist im Portfolio ein Äquivalent zu 300k€ mit einer Laufzeit von 5 Jahren. Das ist ein gewisses Stück unter 100% des Portfoliowertes und nur dadurch festgelegt, dass ich in Backtests bis 400k€ keine Probleme mit der Verlustverrechnungsgrenze festgestellt habe.

Mich würde mal interessieren, wie sich der Anleihenanteil bzw. dein Gesamt-Portfolio in Zeiten steigender Zinsen entwickelt hat? Der iShares 3-7 Year Treasury Bond ETF hat in letzter Zeit einiges an Wert (Total Return) verloren:

grafik.png.bc0898d3f07280baf4c54031b24bad8f.png

 

Ist so ein gehebelter Aktien/Anleihen-Ansatz nicht einem extremem Inflations-/Zinsänderungsrisiko ausgesetzt? Auch wenn du nicht das HFEA-Niveau erreichst.

Am 24.7.2023 um 13:52 von Saek:

Bei niedrigen Werten sieht man das zusätzliche Risiko der Anleihen nicht/kaum, weil das Portfolio-Risiko komplett von Aktien dominiert wird. Zumindest in Backtest mit Daten der letzten 100 Jahre werden Risikokennzahlen wie Volatilität, Drawdown, etc. nicht beeinflusst, wenn man bis zu 200% Anleihen hinzufügt. Das hier ist der Drawdown für Market-Cap Aktien (Market), ein Multifaktor-Aktien-Portfolio (0% ITT) sowie das MF-Aktien-Portfolio mit Anleihen-Overlay (100%, 200%, 400%). Erst bei 400% zeigt sich ein erhöhter Drawdown. 

Die Rendite stieg bei 100% und 200% um 0.9%/1.7% p.a., bei 400% um 2.5%.

Die Auswertung ist interessant, wobei sich die "Wahrscheinlichkeit" schon auch bei 100% und 200% nach rechts verschiebt. Was sind denn Mittel und Medianwerte der einzelnen Kurven? Die Gefahr besteht natürlich, dass man selbst einen 25-jährigen Investmentzeitraum erwischt, der ganz und gar nicht dem statistischen Mittel entspricht. Dann wird sich die höhere Rendite bei höherem Risiko in Luft auflösen oder sogar ins Negative verkehren (weniger Rendite bei höherem Risiko). Wie hätten diese Kurven und die Rendite in der Stagflationsphase der 1970er Jahre ausgesehen?

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Saek
11 hours ago, Glory_Days said:

Mich würde mal interessieren, wie sich der Anleihenanteil bzw. dein Gesamt-Portfolio in Zeiten steigender Zinsen entwickelt hat?

Puh, ich versuche das eigentlich nicht so genau zu wissen...

Die Anleihen-Futures haben dieses Jahr einen vierstelligen Verlust angehäuft. Mit etwas Pech komme ich bis Ende das Jahres auf 20k... (Gerade habe ich die Account Statements angeschaut, sinds ~15k bisher).

Das Aktienportfolio dürfte dieses etwas im Plus sein (Vergleich meiner Fonds mit All-World). Insgesamt (inkl. Einzahlungen) ist der Portfoliowert um 5% oder 10% gestiegen, mehr kann ich jetzt nicht sagen (nur Handy gerade).

11 hours ago, Glory_Days said:

Ist so ein gehebelter Aktien/Anleihen-Ansatz nicht einem extremem Inflations-/Zinsänderungsrisiko ausgesetzt?

Jaein. Ein Teil der Risikoprämie von nominalen Anleihen kommt, dass im Vergleich zu inflationsindexierten Anleihen die erwartete Inflation plus eine Prämie für das Eingehen des Inflationsrisikos in den Preis nominaler Anleihen eingepreist sein sollte. Ich habe die Anleihen nicht als sicheren Portfolioteil (dafür müsste man liability matching machen), sondern weil ich eben solche zusätzlichen Risikoprämien im Portfolio haben will.

11 hours ago, Glory_Days said:

Die Auswertung ist interessant, wobei sich die "Wahrscheinlichkeit" schon auch bei 100% und 200% nach rechts verschiebt. Was sind denn Mittel und Medianwerte der einzelnen Kurven?

Das ist nicht von mir, hier ist das Original mit etwas mehr Daten: https://community.rationalreminder.ca/t/treasuries-futures-investing/18692/479

U.a. findest sich da die folgende Tabelle:

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11 hours ago, Glory_Days said:

Die Gefahr besteht natürlich, dass man selbst einen 25-jährigen Investmentzeitraum erwischt, der ganz und gar nicht dem statistischen Mittel entspricht.

Ja, diese Gefahr gibt es. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich. Wenn man über mehrere unabhängige Renditequellen diversifiziert, werden Drawdowns oft nicht zusammenfallen (auch wenn Korrelationen in Zeiten von Krisen steigen). Aber wenn man Pech hat und sich alle Risiken gleichzeitig materialisieren, kann das Resultat natürlich schlechter sein als wenn man nur auf einen Faktor gesetzt hätte, dessen Risiko sich nicht oder weniger materialisiert hat. Das ist eine der Fragen von Factor Investing: Ob man mit dem Tracking Error leben kann (Kommer nennt tracking error regret "Referenzrahmenrisiko", aber da kann ich mir weniger drunter vorstellen).

12 hours ago, Glory_Days said:

Wie hätten diese Kurven und die Rendite in der Stagflationsphase der 1970er Jahre ausgesehen?

Das kann ich nicht sagen. Der Zeitraum ist aber enthalten.

Ich persönlich halte wenig davon, aus relativ kurzen Zeiträumen (d.h. 10 Jahre) Schlüsse über das Verhalten von Assets zu ziehen. Da ist mir viel zu viel Zufall dabei, als dass ich mit ausreichender Sicherheit sagen könnte, als die Inflation A gemacht hat, hat Asset X B gemacht, und das ist für die Zukunft wieder so zu erwarten. 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 6 Stunden von Saek:

Puh, ich versuche das eigentlich nicht so genau zu wissen...

Ist ein guter psychologischer Kniff, wobei man durch regelmäßige Betrachtung schon etwas über sich und die Anlage lernen kann.

vor 6 Stunden von Saek:

Ich habe die Anleihen nicht als sicheren Portfolioteil (dafür müsste man liability matching machen), sondern weil ich eben solche zusätzlichen Risikoprämien im Portfolio haben will.

Ich würde sie auch nicht als sicher betrachten, da die Korrelation mit Aktien in Zeiten steigender Zinsen/Yields bekanntermaßen ansteigt (was über lange Zeiträume möglich ist). Die Risikoprämie wird den Verlust dann lediglich abschwächen, aber nicht kompensieren können. Siehe insbesondere das Credit Suisse Yearbook 2022 mit einigen einsichtsreichen Grafiken zu diesem Thema.

vor 6 Stunden von Saek:

U.a. findest sich da die folgende Tabelle:

Das ist jetzt die Verteilung der geometrische Renditen, nicht mehr der Max Drawdown wie im Schaubild oben. Mit der Standardabweichung scheint das Rendite/Risiko-Verhältnis durch die Hinzunahme der Anleihen nicht beeinflusst zu werden (jenseits von Extremformen). Ist dann eine reine Skalierung der absoluten Rendite durch das höhere Exposure.

vor 6 Stunden von Saek:

Ja, diese Gefahr gibt es. Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich. Wenn man über mehrere unabhängige Renditequellen diversifiziert, werden Drawdowns oft nicht zusammenfallen (auch wenn Korrelationen in Zeiten von Krisen steigen). Aber wenn man Pech hat und sich alle Risiken gleichzeitig materialisieren, kann das Resultat natürlich schlechter sein als wenn man nur auf einen Faktor gesetzt hätte, dessen Risiko sich nicht oder weniger materialisiert hat. Das ist eine der Fragen von Factor Investing: Ob man mit dem Tracking Error leben kann (Kommer nennt tracking error regret "Referenzrahmenrisiko", aber da kann ich mir weniger drunter vorstellen).

Selbst wenn sich alle Risiken gleichzeitig materialisieren würden (die Korrelation also 1 wird), wäre ich dennoch lieber über mehrere Risikoquellen diversifiziert, da trotz perfekter Korrelation die Tiefe der Drawdowns für verschiedene Risikoquellen noch lange nicht gleich sein muss. Und natürlich wäre es dann am besten in diejenige Komponente mit dem geringsten Drawdown investiert zu sein - aber wer weiß schon ex-ante welche das sein wird.

vor 6 Stunden von Saek:

Das ist eine der Fragen von Factor Investing: Ob man mit dem Tracking Error leben kann (Kommer nennt tracking error regret "Referenzrahmenrisiko", aber da kann ich mir weniger drunter vorstellen).

Tracking Error ist halt der rein technische Begriff, der die Abweichung zu einer Benchmark misst, während das Referenzrahmenrisiko als Risiko weiter gefasst ist und den verhaltensökonomischen Aspekt eines vorübergehenden Tracking Errors herausstellt. Das Risiko ist real und hat sich besonders gut bei Rohstoff-Futures gezeigt:

Zitat

Drawdowns in risky assets are commonplace and commodity futures are no exception. The proximate cause of the post Gorton and Rouwenhorst drawdown was the Global Financial Crisis, not financialization. Unlike stocks, however, commodity futures took longer to recover from the crisis. The disinflationary decade following the crisis was a very difficult time for commodities. Many institutions capitulated, reducing or removing their commodity positions – before they turned useful again in 2021/22. It is harder for investors to stay the course in commodities than equities amid a comparable drawdown, given that commodities are less “conventional.” This can be a typical fate for a good diversifying asset.

 

Credit Suisse Yearbook 2023

vor 6 Stunden von Saek:

Ich persönlich halte wenig davon, aus relativ kurzen Zeiträumen (d.h. 10 Jahre) Schlüsse über das Verhalten von Assets zu ziehen. Da ist mir viel zu viel Zufall dabei, als dass ich mit ausreichender Sicherheit sagen könnte, als die Inflation A gemacht hat, hat Asset X B gemacht, und das ist für die Zukunft wieder so zu erwarten. 

Mir ging es auch nicht darum, den Betrachtungszeitraum zu verkürzen, sondern diesen so zu legen, dass er diese Phase der Stagflation vollständig umfasst hätte. Denn das ist ein realistisches Risiko, da niemand vorhersehen kann, in welchen Zeitraum sein eigener Anlagezeitraum am Ende fallen wird. Und bei 100 Jahren hat man schließlich nur vier nicht überlappende Zeiträume von 25 Jahren...

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Saek
On 9/29/2023 at 4:42 PM, Glory_Days said:

Ist ein guter psychologischer Kniff, wobei man durch regelmäßige Betrachtung schon etwas über sich und die Anlage lernen kann.

Dass man etwas wichtiges über die Anlage lernen kann, glaube ich nicht ;)

On 9/29/2023 at 4:42 PM, Glory_Days said:

Ich würde sie auch nicht als sicher betrachten, da die Korrelation mit Aktien in Zeiten steigender Zinsen/Yields bekanntermaßen ansteigt (was über lange Zeiträume möglich ist).

Wenn man liability matching macht, ist die Korrelation irrelevant. Dann würde ich von "sicher" sprechen.

On 9/29/2023 at 4:42 PM, Glory_Days said:

Das ist jetzt die Verteilung der geometrische Renditen, nicht mehr der Max Drawdown wie im Schaubild oben.

Oh, sorry. Da habe ich nicht mitgedacht.

On 9/29/2023 at 4:42 PM, Glory_Days said:

während das Referenzrahmenrisiko als Risiko weiter gefasst ist und den verhaltensökonomischen Aspekt eines vorübergehenden Tracking Errors herausstellt.

Das ist doch eben "tracking error regret"....

On 9/29/2023 at 4:42 PM, Glory_Days said:

Mir ging es auch nicht darum, den Betrachtungszeitraum zu verkürzen, sondern diesen so zu legen, dass er diese Phase der Stagflation vollständig umfasst hätte.

Ja schon klar. Abgesehen davon, dass ich nicht mit der Analyse dienen kann :lol:, sehe ich den Wert der Analyse eines einzelnen (kurzen) Zeitraums nicht. Man müsste sich neben Asset-Renditen anschauen, was zu Beginn und Ende des Zeitraums erwartet (eingepreist) wurde, und wie das jetzt im Vergleich dazu ist. Auch wenn wir wieder eine Stagflation erleben, erwarte ich nicht, dass sich Assets gleich wie damals verhalten.

 

 

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Glory_Days
vor 2 Stunden von Saek:

Dass man etwas wichtiges über die Anlage lernen kann, glaube ich nicht ;)

Man kann das erwartete Verhalten mit dem tatsächlichen Verhalten abgleichen und daraus Rückschlüsse ziehen. Im Optimalfall gibt es natürlich keine Abweichung...

vor 2 Stunden von Saek:

Wenn man liability matching macht, ist die Korrelation irrelevant. Dann würde ich von "sicher" sprechen.

So "sicher" wie die Prognose der future expected expenses bei liability matching am Ende eben zutreffend war ;)

vor 2 Stunden von Saek:

Das ist doch eben "tracking error regret"

Ja, der Tracking Error wird gegen eine Benchmark gemessen, die Kommer als Referenzrahmen ansieht. Ist wohl Wortklauberei - manchen sind deutsche Begrifflichkeiten einfach lieber.

vor 2 Stunden von Saek:

sehe ich den Wert der Analyse eines einzelnen (kurzen) Zeitraums nicht. Man müsste sich neben Asset-Renditen anschauen, was zu Beginn und Ende des Zeitraums erwartet (eingepreist) wurde, und wie das jetzt im Vergleich dazu ist. Auch wenn wir wieder eine Stagflation erleben, erwarte ich nicht, dass sich Assets gleich wie damals verhalten.

Im Sinne einer historischen Worst-Case Betrachtung hat das schon einen gewissen Informationswert, wenngleich sich zukünftige Worst-Cases nicht an der Vergangenheit orientieren müssen. Ich denke schon, dass es eine gewisse Vergleichbarkeit von Zeiträumen gibt - auch wenn man diese nie eins zu eins vergleichen kann. Aber gerade so etwas wie die Definition eines Business Cycle und das Verhalten von Anlageklassen in unterschiedlichen Phasen wiederholt sich doch auffällig häufig, sodass man basierend auf diesen Beobachtungen Eigenschaften von Anlageklassen definieren kann.

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empirico

 Nicht ganz sicher, ob das hier reingehört, finde es aber trotzdem ganz lustig

 

"The alpha of ugliness - We study the relationship between stock fund managers’ facial attractiveness and fund outcomes. Utilizing the state-of-art deep learning technique to quantify facial attractiveness, we find that funds with facial unattractive managers outperform funds with attractive managers by over 2% per annum. We next show that good-looking managers attract significant higher fund flow especially if the funds are available on Fintech platforms where their photos are accessible to investors. Good-looking managers also have greater chance of promotion and tend to move to small firms. The potential explanations for their underperformance include inadequate ability, insufficient effort, overconfidence and inefficient site visits."

 

https://www.ft.com/content/6e299bef-a475-4f6b-9430-d4a8c9772d44

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Rotenstein

Auf der Bogleheads University 2023 gab es je einen Vortrag pro (Paul Merriman) und contra (Rick Ferri) Factor Investing. Meiner Meinung nach hat Rick Ferri sehr gut die Gegenargumente zusammengefasst - natürlich nichts Neues, aber schön und unkompliziert präsentiert für diejenigen, die nicht willens oder fähig sind, ganze Abhandlungen durchzuarbeiten. 

 

 

Hier noch der Vollständigkeit halber Paul Merriman's Vortrag pro Faktoren:

 

 

Für mich sind die entscheidenden Argumente:

 

1) Das Verhalten des einzelnen Anlegers. Wird ein individueller Anleger tatsächlich von Faktoren profitieren, einmal vorausgesetzt, dass es sie gibt? Oder wird er in einer längeren Durststrecke zu früh aufgeben aufgrund mangelnder Überzeugung? Nota bene, die Durststrecken können dabei über mehr als zwei Jahrzehnte gehen, und immer wieder wird auch diskutiert, ob die Faktoren nicht komplett verschwunden seien. Das nagt an der Überzeugung, wenn man nicht zu 110% überzeugt ist. 

 

2) Der Markt als ein sich evolutionär entwickelndes System. Ist der Markt heute tatsächlich noch so wie zu den Zeiten, die als Backtest für die Faktoren verwendet wurden? Oder hat sich nach Bekanntwerden der Faktoren der Markt geändert? Warum sollten Faktoren prinzipiell unabhängig von ihrer Entdeckung sein? Wenn viele Leute in Small Cap Value investieren, ist dann nicht davon auszuegehen, dass entsprechende Aktien eben teurer werden, bis der Effekt verschwunden ist? Der Effekt in Backtests war ja vor allem in Zeiten nachzuweisen, als niemand diese Aktien haben wollte und man eher auf stabile Grossunternehmen gesetzt hat. 

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Hicks&Hudson
· bearbeitet von Hicks&Hudson

Argument 1 ist eh einleuchtend und ich glaube, dass diese Sache den meisten Faktor-Investoren hier klar ist.

 

Argument 2 hatte ich vor einiger Zeit auch schon einmal hier angeführt 

Für mich ist diese sich ständig verändernde Welt/der lernende Markt DAS Hauptargument, warum Faktoren und auch andere backtest-getriebene Strategien eher immer mehr ex ante versagen / keinen Mehrwert bringen werden. Der immer schnellere Datenfluss/-austausch seit der Digitalisierung trägt sicherlich dazu bei.

Daher sehe ich für uns kleine Privatanleger die nächsten Jahrzehnte eher noch weniger Chancen, eine Überrendite zu holen, als es noch vor etlichen Jahren/Jahrzehnten der Fall war. Wir sind schlichtweg zu langsam/haben nicht die nötigen Connections/Vehikel.

 

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Johannes34567
vor 5 Stunden von Rotenstein:

Oder wird er in einer längeren Durststrecke zu früh aufgeben aufgrund mangelnder Überzeugung?

Die Durststrecken für die relevanten Faktoren waren in der Vergangenheit kürzer als die des Marktfaktors selbst. Durch Diversifizierung über mehrere Faktoren tendieren sie dazu, weitgehend zu verschwinden. 

 

vor 5 Stunden von Rotenstein:

Der Markt als ein sich evolutionär entwickelndes System. Ist der Markt heute tatsächlich noch so wie zu den Zeiten, die als Backtest für die Faktoren verwendet wurden?

Für risikobasierte Faktoren ist das unerheblich. Solange beispielsweise Value-Aktien auch zukünftig risikoreicher als Growth-Aktien betrachtet werden, wird der erwartete Return dieser Aktien höher sein.

 

Bei Faktoren wie Momentum sieht die Situation anders aus, aber selbst hier gibt es Grenzen für die Arbitrage (Wang, H., & Yu, J. (2013).

 

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bmi

Man sagt wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund, dass Modelle/Gesetze in der Finanzwelt - im Gegensatz zur Naturwissenschaft - nur so lange funktionieren, wie dass sie nicht von einem Großteil der Akteure gefunden werden. 

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