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Factor Investing mit ETFs

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Sucher
· bearbeitet von grapple

Warum ich das glaube? Weil es logisch ist? Meine Logik geht so: Generell gilt: Mehrrendite = Mehrrisiko. Solange ein Faktor nicht erkannt ist, sind Überrenditen möglich. Aber die von dir genannten Faktoren sind bekannt. Also keine Überrenditen, sondern nur mehr Rendite für mehr Risiko (="Risikoprämie"). Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio. Dementsprechend sind solche Faktor-Investments für ein Gesamtportfolio, das nicht maximal auf Gier ausgerichtet ist, erst einmal nicht interessanter als ein Investment ohne Faktoren.

Hä. Aber ich hatte doch gesagt, dass Swedroe nur Faktoren berücksichtigt, auf die das genau nicht zutrifft (Stichwort: persistent => Seite 35! :-) ).

Sonst macht das doch gar keinen Sinn. Du kannst doch nicht per ETF in unentdeckte Faktoren investieren.

Also, wir brauchen Faktoren, von denen wir auch nach Entdeckung mehr mögliche Rendite erwarten können. Natürlich verbunden mit höherem Risiko.

Wir haben hier eindeutig unterschiedliche Zielsetzungen.

- Du suchst nach Faktoren, die bei höherem Risiko eine höhere Rendite versprechen.

- Ich suche eher nach Faktoren, die die Sharpe Ratio meines Portfolios verbessern. Also bei gleichem Risiko eine höhere Rendite versprechen oder bei gleicher Rendite das Risiko senken. Zugegebenermaßen etwas schwieriger als deine Zielsetzung.

 

Für mich gilt bisher, dass ein Faktor dann uninteressant wird, wenn er das Risiko weiter erhöht und gleichzeitig eine niedrigere Sharpe Ratio als andere Faktoren hat. Also man schlussendlich für die zusätzliche Einheit Risiko relativ gesehen entlohnt wird. Denn eigentlich sind mir Webers Marktportfolio + Tagesgeld in Höhe der Anleihenkomponente riskant genug. Und um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Wenn ich sehe, dass ich mit dem Size-Premium nach 10 Jahren erst eine 77% Chance der Outperformance habe, dann lehne ich dankend ab.

 

Ich bin allerdings auch noch nicht bei Swedroes Empfehlungen und Schlussfolgerungen angelangt (aktuell S.99, du und das Tannenbaum-Präsent Swensen haben mich motiviert wink.gif), vielleicht ändert sich meine Meinung noch.

 

Cool, dass du auch das Buch hast. Wie lange musstest du darauf warten?

Zwei Tage. Ich muss dir aber recht geben, es scheint ein Trottel im deutschen Vertrieb von Swedroe zu arbeiten. Es lebe die ISBN.

https://www.amazon.d...0?ie=UTF8&psc=1

 

Zur BIP-Diskussion äußere ich mich später noch einmal, da bin ich gerade viel zu gesättigt dafür

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marky2k

Also da der Privatkrieg hier ein bisschen überwunden zu sein scheint, kann man auch wieder ernsthaft diskutieren.

 

@donkey_63: ich würde mich zu deiner zweiten Gruppe zählen. Das long-only wurde ja schon erwähnt. Das in Kombination mit höheren Fees und hohen Transaktionskosten (Momentum) lässt mich dann zweifeln wieviel am Ende noch überbleibt von den akademischen Faktorprämien. Wie ich schon geschrieben habe ist das dann eine empirische Frage und man muss sich die Daten halt mal anschauen. Außerdem stellt sich natürlich immer die Frage, warum man gerade selbst das assozierte Risiko mit dem Faktor eingehen will, wenn die meisten anderen das nicht tun wollen (sonst gäbe es keine Prämie).

 

Dann:

Warum ich das glaube? Weil es logisch ist? Meine Logik geht so: Generell gilt: Mehrrendite = Mehrrisiko. Solange ein Faktor nicht erkannt ist, sind Überrenditen möglich. Aber die von dir genannten Faktoren sind bekannt. Also keine Überrenditen, sondern nur mehr Rendite für mehr Risiko (="Risikoprämie"). Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio. Dementsprechend sind solche Faktor-Investments für ein Gesamtportfolio, das nicht maximal auf Gier ausgerichtet ist, erst einmal nicht interessanter als ein Investment ohne Faktoren.

 

Das ist richtig, bis auf den letzten Teil ab "Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio". Ab da ist es falsch. Du hast Recht: Faktor investing gibt dir mehr Rendite für mehr Risiko -- kein alpha wie hier auch irgendwo geschrieben (das ist meine Grundannahme). Die Frage ist, wie das Risiko nun gemessen wird. Sharpe ratio misst das Risiko mit Volatilität und Sharpe ratio maximieren ist das selbe wie mean-variance investing. Die Faktoren existieren, also will der Durchschnittsinvestor (der Markt) das Risiko mit dem Faktor nicht eingehen. Sagen wir es gibt neben dem Markt noch genau einen anderen Faktor, einen Rezessionsfaktor (für den zB der Value-Faktor ein proxy sein könnte). Daraus folgt, dass der Durchschnittsinvestor gewillt ist, etwas weniger Rendite oder etwas mehr Volatiliät zu akzeptieren um weniger Rezessionsrisiko einzugehen. Genau wie der mean-variance investor Erwartungswert und Volatilität gegeneinander abwägt, wägt der Durchschnittsinvestor in einer Mehrfaktorenwelt Erwartungswert, Volatilität und Rezessionsrisiko gegeneinander ab.

 

Wenn du aber nun wirklich ein Mean-Variance Investor in dieser Mehrfaktorenwelt bist und nur das Sharpe ratio für dich zählt, dann kannst du ein höheres Sharpe ratio erzielen als der Markt indem du das Rezessionsrisiko auf dich nimmst. Mit anderen Worten: das im Sharpe ratio implizite Risikomaß (Volatilität) ist nur das korrekte Risikomaß für einen mean-variance investor, nicht für allgemeine Präferenzen.

 

bzgl. der BIP Sache: meine Meinung ist, dass es (offensichtlich) völlig Latte ist, ob man 30/30/30/10 rebalanced oder nach BIP. Hauptsache man rebalanced, weil Rebalancing ein Premium gegenüber Buy and Hold verdient. Aber es gibt kein free-lunch, also steht dem Rebalancen natürlich auch ein Premium gegenüber. Gegenüber welchem Risikofaktor? Gegenüber einem Volatilitätsfaktor. Rebalancing outperformt wenn Assetklassen nicht zu stark auseinandergehen. Wenn aber zB eine Assetklasse über Zeit ausradiert wird, dann underperformt es, denn es kauft die sterbende Assetklasse ja immer weiter nach..

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Zusammengefasst lassen sich die Teilnehmer, die sich für das Thema prinzipiell interesserien, in zwei Gruppen einordnen:

- Faktor-Tilts bringen mir soviel Mehr-Rendite, dass sich Kosten und Risiko lohnt, dies passiv per ETFs umzusetzen

- Faktor-Tilts sind theoretisch interessant, aber das Konzept lässt sich nicht passiv per ETFs umsetzen (Kosten, Faktor bereits zu ausgenutzt, etc.)

 

Eine dritte Guppe umfasst Teilnehmer, für die eine oder mehrere Aussagen wahr sind:

- Faktor-ETF ist Smart-Beta und das ist eine Falle der Finanz-Industrie

- es gibt gar keine Faktoren. Das ist nur eine Falle der Finanz-Industrie

- der MDAX ist ein Small-Cap-Index

- ich kann den Markt vorhersehen und handele aktiv mit Derivaten

- aktives Handeln mit Derivaten ist normalen Anlegern zuzutrauen und kann als Faktor-Investing bezeichnet werden

 

Mit Teilnehmern aus den ersten beiden Gruppen würde ich mich liebend gerne weiterhin austauschen, z. B. hinsichtlich Umsetzbarkeit (wie ich das im allerersten meiner Beiträge versucht hatte).

Die dritte Gruppe kann sich gerne enthalten, da sie zum Thema, wie ich es hier und jetzt definiert habe, offensichtlich nichts beizutragen hat und der Diskussion damit keinen Mehrwert bringt.

 

Halten alle Interessierten dies für eine akzeptable Diskussionsgrundlage?

Nach dieser Klassifikation zähle ich mich zu Gruppe 2 und 3, letzteres da folgende Aussagen auf mich zutreffen:

- Faktor-ETF ist Smart-Beta und das ist eine Falle der Finanz-Industrie

- ich kann den Markt vorhersehen und handele aktiv mit Derivaten

Die anderen Aussagen zu Gruppe 3 verneine ich vehement.

Dass Beiträge der Gruppe 3 hier keinen Mehrwert bringen sollen, ist m.E. eine eklatante Fehleinschätzung. Denn die FF-Faktoren sind vollständig als long Faktor - short Antifaktor definiert, worüber m.W. hier schon länger Konsens erzielt wurde, oder? Für einen Privatinvestor ist die Investition in die vollen Faktoren daher praktisch nur durch aktiven Derivatehandel möglich. Ein Ausschluss entsprechender Diskussionsbeiträge verbietet sich folglich doch von selbst, oder? Um aber profitabel aktiv mit Derivaten zu handeln, muss man den Markt vorhersehen können. Wenn wir also den vollen Mehrwert aus der Investition in Faktoren ziehen wollen, wäre es für mich ein hoch interessanter Schwerpunkt dieser Diskussion, wie wir zu guten Marktprognosen und deren profitable praktische Umsetzungen kommen können.

 

Zu letzterem gab es bislang genau 2 wertvolle Vorschläge, die jedoch leider nicht weiter diskutiert wurden. Nachdem die theoretischen Grundlagen und Implikationen der wiss. anerkannten FF-Faktoren m.E. jetzt ausreichend adressiert wurden, sollten wir die profitable praktische Nutzung von Faktoren im allgemeinen (nicht beschränkt auf vorgenannte Faktoren) jetzt mehr in den Mittelpunkt stellen, ohne dabei die theoretischen Fundierung zu vernachlässigen. Um diesen Spagat gut hinzubekommen, schlage ich folgendes Leitmotiv vor:

 

Um mal eine Anleihe bei Sir Karl Popper zu nehmen ..... Definitionen können nicht falsch oder richtig sein, Definitionen können nur zweckmäßig oder unzweckmäßig sein.

Soll heißen, dass es bei der profitablen praktischen Umsetzung primär um die zweckmäßige Nutzung theoretischer Grundlagen bitte jetzt ganz ohne einschränkende Dogmen und ohne weitere abschweifende "präzise Begriffsklärungen" gehen sollte. Denn es geht dabei nicht um „falsch oder richtig“, sondern um mehr oder weniger profitabel, was i.d.R. ein undogmatisches „sowohl als auch“ einschließt.

 

Als Diskussionsgrundlage zitiere ich hier nochmal die beiden wertvollen Vorschläge und kommentiere diese vor dem Hintergrind des bisher Diskutierten:

 

Vorschlag 1:

 

Meine Empfehlung daher, die einfach zu erkennende Saisonalität der beiden Size Faktoren je nach Erfahrungen mit den Techniken in drei Stufen zu nutzen:

  1. Kommer Ansatz: 50\50 SC\LC ETF zyklisch rebalancen
  2. SC\LC ETF zyklisch switchen
  3. SC\LC Index Futures long\short zyklisch drehen

wie schon wiederholt von mir angesprochen die m.E. kostengüstigste und profitabelste Nutzungsmöglichkeit der berüchtigten FF Faktoren. Gründe:

- Geringe Trading Kosten der ETF, da sich Zusammensetzung nur im üblichen Rahmen von Indizes sehr langsam ändert

- Gute survival chance der ETF da sehr lange etablierte Anlageklassen

- Futures für große Indices verfügbar: S&P500, Stoxx, M/DAX

 

Hat da nie/jemand Erfahrungen wichtige Hinweise dazu?

Umfassende Grundlage zu meinem Vorschlag ist folgender Artikel: "How can a strategy still work if everyone knows about it?", der zwar an die Vorteile des passiven long-only Factor Investing „glaubt“ – mehr aber auch nicht – ansonsten jedoch das ganze Dilemma dieses Threads sehr differenzierend beleuchtet, und auch profitable aktive Strategien nach meinem Verständnis vorschlägt, die ich gefettet habe:

 

Advice to Investors

 

So, in a world where these strategies [i.e., passive long-only factor investing] are more known and more popular than they were during the history they’re studied over (which includes at least 20+ years of real-life results), but not so well known as to be eliminated, what’s an investor to do?

[…]

Second, on the risk side it seems clear, and pretending otherwise would hurt not help, that crises or runs on these strategies are more possible now that they’re well known. However, historically, and logically, such runs are about surviving the short term. This is particularly an issue for levered versions of these strategies, something far less popular today than a decade ago (and thus, again, probably actually safer today). Crises and runs have an impact on volatility over different horizons. Short-term volatility — say, daily or weekly — may be higher and have the risk of some large extremes when strategies become popular. But volatility over long horizons, call it monthly and beyond, might not go up much at all as the “flows” we discuss have less importance than the reality of economic outcomes. This is because these crisis events have been, and in fact should be, highly mean-reverting because they are based on price pressure and not fundamentals. That doesn’t make them something to ignore. If they kill you, you’re no less dead because they will right themselves soon (for someone else!). But institutions or individuals allocating to these in sizes they are confident they can stick with through extremes can take comfort in this longer horizon. In fact, if the possibility of short-term craziness scares off many, it can be a reason that these strategies remain attractive (still a good “numerator” with value spreads not super-compressed compared with those in the past). Remember, just because they are now known doesn’t mean everyone believes in them or is comfortable with them! With all this said, regardless of value spreads, if much more of the industry eventually adopts a long/short levered implementation of these strategies, it will be time to worry about them more. Bottom line, we recommend open eyes. Short-term crisis risk, and the risk that this will occur when markets have short-term problems, is likely larger in more well-known strategies. But again, it’s a short-term not long-term issue. Plan for crises so you can survive them without giving up the long-term benefits, but it’s not a reason to eschew factor strategies.

[…]

We think you allocate to factors and stick with them. We think higher-frequency timing of them should not be dismissed out of hand, but should be treated very much like timing the stock market. It may be a good idea but should be treated with great caution. We think sticking with these smart betas / factor tilts — and setting yourself up to stick with them (through study, preparation, risk-control methods and the size of your allocation) — will be more important than timing them.

[…]

For those who can we’d look to well‑constructed long-short versions of these smart betas / factors. You can get far more diversification across themes and geographies and asset classes this way (and do somewhat better by incorporating the short side). If this method ever becomes dominant again, we must revisit this recommendation. For those investors for whom such an implementation is just not feasible due to constraints (a very common situation), we continue to believe the long-only implementations — smart beta in bottom-up construction or the much related factor tilt approach in a long-only portfolio — can significantly improve long-term risk-adjusted returns.

Nun zur profitablen praktischen Umsetzung:

“The risk of some large extremes when strategies become popular” zeigt sich m.E. bereits seit langem sehr schön beim Beispiel des MDAX/DAX, siehe hier und hier. Dass “these crisis events have been, and in fact should be, highly mean-reverting because they are based on price pressure and not fundamentals” zeigt sich ebenfalls extrem deutlich beim MDAX/DAX, die seit deren Existenzbeginn zyklisch gegeneinander schwingen, d.h. städnig deutlich erkennbare Mean Reversionzyklen durchlaufen:

 

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Mir ist diese Marktanomalie Ende der 90er erstmals aufgefallen und ich habe genau am 8.8.2000 nahe dem maximalen Bewertungs-Gap, d.h. bald nachdem der hier erwähnte SC/MC D-Fonds wegen Schwund des "Dumb Money" ichdoof.gif geschlossen wurde, massiv in den MDAX investiert, d.h. meine gesamte Europe-Allokation (d.h. ca. 15% meines gesamten Depots) aufgeteilt in 50% STOXX 600 und 50% MDAX, und verfolge das sich bis jetzt vergößernde Bewertungs-Gap. Zunächst hatte ich „nur“ optimiertes Rebalancing geplant. Nachdem sich diese Schwankungen durch die enorme Ebbe und Flut an "Dumb Money" ichdoof.gif aber so deutlich und regelmäßig wiederholen, werde ich wenn sich dieses Gap zu schließen beginnt, was ich demnächst erwarte, short MDAX und long DAX via Index-Futures bis zur nächsten Trendwende in umgekehrter Richtung gehen. Das ist m.E. doch eine offensichtliche Trading-Chance per Excellence, die sich auch bei vielen anderen Faktoren zeigt. Natürlich kann das auch ohne Futures durch komplettes Hin- und Herswitchen mit MDAX <> DAX ETFs umgesetzt werden, oder in der zahmsten Version via Rebalancing. Aber man MUSS dabei grundsätzlich Faktor UND Antifaktor mit welchem Ansatz auch immer handeln. Wer allerdings jetzt in Faktor "small", mit dem der MDAX zumindest verwandt ist, investieren will, wenn auch "nur" im Rahmen einer Rebalancing-Strategie, muss, sorry für die Unsachlichkeit, zuviel Geld haben.

 

Vorschlag 2:

 

Leute, kauft euch den O'Shaugnessy in der letzten Auflage und erkennt, dass bekannte Faktoren über die letzten 80 Jahre auch in einem long only Portfolio Vorteile gebracht hätten.

Betreibt man das ganze stur als Indexing mit vielen Werten sind die Ergebnisse sicherlich besser prognostizierbar und einfacher validierbar als in der völlig unwissenschaftlichen (abgeleiteten) stock-picking Variante, die ich im Depot praktiziere. Funktionieren sollte beides durch Ausnutzung der bekannten Marktfaktoren:

- Value (P/B, P/E etc)

- Size

- Momentum

 

Von mir aus unterscheiden sich FF, Swedroe und sonstiges wissenschaftliches Personal in den Details ihrer Arbeiten - ich nutze lieber die praktischen Vorgaben von Investoren wie Buffet (Value) oder Lynch (Size, Momentum) zur Einzeltitelauswahl.

 

Hi Cau Shen, du meinst sicherlich O'Shaugnessy senior? (Mal schauen, was der Weihnachtsmann so bringt...)

Junior (P. O'Shaughnessy) hatte ja auch ein Buch "Millennial Money" geschrieben.

 

Übrigens, schön differenzierender Beitrag, wobei ich Swedroe vor allem aufgrund seiner Praxisnähe und seinem einfachen Schreibstil schätze.

Das ist neben meinem Vorschlag, der wegen seiner Dreistufigkeit m.E. für „unbedarfte“ Anleger und Fortgeschrittene gleichermaßen abgestuft geeignet ist, der zweite sinnvolle Vorschlag für die profitable Anwendung von „Faktoren“, egal mit welcher präzisen wissenschaftlich anerkannten Definition. thumbsup.gif Allerdings m.E. für Anfänger nicht geeignet. Entspricht ansonsten zu 100% meinem Verständnis, wie man aktuell pragmatisch UND profitabel „Faktoren“ nutzen kann, auch wenn die konkrete Anwendung ganz anders als mein Vorschlag aussieht. Hauptsache es passt zu einem selber. 00000402.gif

@'Cai Shen

1) Wie sieht deine Exit-Strategie aus?

2) Welche Outperformance erzielst du mit deiner aktiven Strategie ggü. welchem Benchmark?

 

Viele Grüße vom

 

Scharlatan Smartinvestor

 

00000781.gif00000402.gif

Dipl.-Ing, Germanistik-Student

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donkey_63

Für mich gilt bisher, dass ein Faktor dann uninteressant wird, wenn er das Risiko weiter erhöht und gleichzeitig eine niedrigere Sharpe Ratio als andere Faktoren hat. Also man schlussendlich für die zusätzliche Einheit Risiko relativ gesehen entlohnt wird. Denn eigentlich sind mir Webers Marktportfolio + Tagesgeld in Höhe der Anleihenkomponente riskant genug. Und um ein Beispiel aus dem Buch zu nehmen: Wenn ich sehe, dass ich mit dem Size-Premium nach 10 Jahren erst eine 77% Chance der Outperformance habe, dann lehne ich dankend ab.

 

Ich bin allerdings auch noch nicht bei Swedroes Empfehlungen und Schlussfolgerungen angelangt (aktuell S.99, du und das Tannenbaum-Präsent Swensen haben mich motiviert ), vielleicht ändert sich meine Meinung noch.

 

 

Ja, die Size-Risiko-Prämie scheint noch mit am schwächsten ausgeprägt zu sein. Small-Value hingegen bringt mehr als Large-Value, Large-Growth und vor allem dem "Blackhole" Small-Growth (siehe auch William J. Bernstein, "Die intelligente Asset Allocation").

Derzeit fahre ich selbst ein Large-Blend-Portfolio mit BIP-Allokation und plane den Tilt zu Small-Value (welchen ich dann über Zeit im Rahmen des Rebalancings aufbauen würde).

 

Folgende ETFs aus meiner Liste sind derzeit auf Pole-Position:

US: ishares S&P Small-Cap 600 Value [Ticker IJS], TER 0.25%, sehr ausgeprägte Factor Loads SMB (Size): 0.801, HML (Value): 0.493, MOM: 0.008

EU: SPDR MSCI Europe Small Cap Value Weighted UCITS ETF [Ticker LSE:EUSV], TER 0.35%, SMB: 0.783, HML: 0.263

EM: SPDR MSCI Emerging Markets Small Cap UCITS ETF [Ticker LSE:EMSD] [Ticker IBIS:SPYX], TER 0.55%, factor loads: keine Daten verfügbar/gefunden

alternativ

EM: SPDR S&P Emerging Markets Small Cap ETF [Ticker EWX], TER 0.65% , SMB: 0.155, HML: -0.653 (also sehr viel weniger Value-lastig als der SPDR MSCI EM Small Cap und teurer)

 

Insgesamt sollte man damit einen starken Small-Value-Tilt hinbekommen, natürlich abhängig von der Gesamtgewichtung im Portfolio.

EM Small behalte ich mir vor, nicht zu verwenden und es bei EM Large-Blend zu belassen.

 

Cool, dass du auch das Buch hast. Wie lange musstest du darauf warten?

Zwei Tage. Ich muss dir aber recht geben, es scheint ein Trottel im deutschen Vertrieb von Swedroe zu arbeiten. Es lebe die ISBN.

https://www.amazon.d...0?ie=UTF8&psc=1

 

Zur BIP-Diskussion äußere ich mich später noch einmal, da bin ich gerade viel zu gesättigt dafür

 

Das ist ... eindrücklich ... verpeilt.

Ich glaube, dass muss ich Larry schicken. :-)

 

(Ich hatte es per Email bei Orell Füssli bestellt, und sie mussten es erst von drüben besorgen: 3 Wo.)

 

Swensen "Erfolgreich investieren" habe ich hier auch seit einiger Zeit liegen, habe aber bisher nur das Kapitel "Überblick" geschafft (gut 30 Seiten). Ist ja ein ziemlicher Wälzer, uff.

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donkey_63

Also da der Privatkrieg hier ein bisschen überwunden zu sein scheint, kann man auch wieder ernsthaft diskutieren.

 

@donkey_63: ich würde mich zu deiner zweiten Gruppe zählen. Das long-only wurde ja schon erwähnt. Das in Kombination mit höheren Fees und hohen Transaktionskosten (Momentum) lässt mich dann zweifeln wieviel am Ende noch überbleibt von den akademischen Faktorprämien. Wie ich schon geschrieben habe ist das dann eine empirische Frage und man muss sich die Daten halt mal anschauen. Außerdem stellt sich natürlich immer die Frage, warum man gerade selbst das assozierte Risiko mit dem Faktor eingehen will, wenn die meisten anderen das nicht tun wollen (sonst gäbe es keine Prämie).

 

 

Ja, glücklicherweise hat die Foren-Software eine "Ignore"-Funktion. (Ist das erste Mal in den gut 25 Jahren, in denen ich im Internet kommuniziere, dass ich soetwas verwende.)

 

Du hast vollkommen Recht, dass man sich überlegen muss, warum man solch ein Risiko eingehen will.

Viele dürfen nicht (Institutionelle wie Pensionskassen, o. ä.), viele wollen nicht (Risiko, ungeheuer), und sicherlich noch andere Gründe.

 

Es geht aber nicht nur um die Prämien, sondern um Risikostreuung.

Mit einem Gesamtaktienmarkt-Portfolio setzt du nur auf den Marktfaktor (market beta), bist also nicht über Faktoren diversifiziert (sondern zumindest hoffentlich global (BIP, market cap ist egal)).

Wenn du aber dein Portfolio über Faktoren gliederst, also diverzifizierst, bist du nicht nur gegenüber dem Markt exponiert, sondern verteilst das Risiko noch auf andere Faktoren mit den bekannten Rebalancing-Vorteilen.

 

Das mag sich zunächst sehr komisch anhören, ist aber logisch, da die Faktoren unabhängig von einander arbeiten.

Swedroe erklärt das hier sehr eindrücklich:

http://www.etf.com/s...tors?nopaging=1

 

Der Unterschied ist zudem, dass ein Faktor-Portfolio zu Zeiten erheblich von der "Markt"-Performance/Benchmark (z. B. vom S&P 500) abweichen kann.

Dann kommt es zum sogenannten Tracking-Error-Regret: du zweifest an deiner Faktor-Strategie und verkaufst zum schlechtesten Zeitpunkt.

Mit einem Markt-Portfolio wäre der Tracking-Error nicht so ausgeprägt, da sich dein Portfolio mit dem "Benchmark", z. B. S&P 500 bewegt.

Markt geht runter, Portfolio geht runter: alles klar, das fällt leichter zu begreifen. Aber auch hier steigen ja viele dann zum eben schlechtesten Zeitpunkt mit Panik und somit Verlust aus. Anstatt zu rebalancen und auf Einkaufstour zu gehen!

 

 

 

Dann:

Warum ich das glaube? Weil es logisch ist? Meine Logik geht so: Generell gilt: Mehrrendite = Mehrrisiko. Solange ein Faktor nicht erkannt ist, sind Überrenditen möglich. Aber die von dir genannten Faktoren sind bekannt. Also keine Überrenditen, sondern nur mehr Rendite für mehr Risiko (="Risikoprämie"). Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio. Dementsprechend sind solche Faktor-Investments für ein Gesamtportfolio, das nicht maximal auf Gier ausgerichtet ist, erst einmal nicht interessanter als ein Investment ohne Faktoren.

 

Das ist richtig, bis auf den letzten Teil ab "Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio". Ab da ist es falsch. Du hast Recht: Faktor investing gibt dir mehr Rendite für mehr Risiko -- kein alpha wie hier auch irgendwo geschrieben (das ist meine Grundannahme). Die Frage ist, wie das Risiko nun gemessen wird. Sharpe ratio misst das Risiko mit Volatilität und Sharpe ratio maximieren ist das selbe wie mean-variance investing. Die Faktoren existieren, also will der Durchschnittsinvestor (der Markt) das Risiko mit dem Faktor nicht eingehen. Sagen wir es gibt neben dem Markt noch genau einen anderen Faktor, einen Rezessionsfaktor (für den zB der Value-Faktor ein proxy sein könnte). Daraus folgt, dass der Durchschnittsinvestor gewillt ist, etwas weniger Rendite oder etwas mehr Volatiliät zu akzeptieren um weniger Rezessionsrisiko einzugehen. Genau wie der mean-variance investor Erwartungswert und Volatilität gegeneinander abwägt, wägt der Durchschnittsinvestor in einer Mehrfaktorenwelt Erwartungswert, Volatilität und Rezessionsrisiko gegeneinander ab.

 

Wenn du aber nun wirklich ein Mean-Variance Investor in dieser Mehrfaktorenwelt bist und nur das Sharpe ratio für dich zählt, dann kannst du ein höheres Sharpe ratio erzielen als der Markt indem du das Rezessionsrisiko auf dich nimmst. Mit anderen Worten: das im Sharpe ratio implizite Risikomaß (Volatilität) ist nur das korrekte Risikomaß für einen mean-variance investor, nicht für allgemeine Präferenzen.

 

bzgl. der BIP Sache: meine Meinung ist, dass es (offensichtlich) völlig Latte ist, ob man 30/30/30/10 rebalanced oder nach BIP. Hauptsache man rebalanced, weil Rebalancing ein Premium gegenüber Buy and Hold verdient. Aber es gibt kein free-lunch, also steht dem Rebalancen natürlich auch ein Premium gegenüber. Gegenüber welchem Risikofaktor? Gegenüber einem Volatilitätsfaktor. Rebalancing outperformt wenn Assetklassen nicht zu stark auseinandergehen. Wenn aber zB eine Assetklasse über Zeit ausradiert wird, dann underperformt es, denn es kauft die sterbende Assetklasse ja immer weiter nach..

 

Kleine Korrektur: hier gehst du auf Grapple und nicht auf mich (Donkey) ein!

 

Sage aber trotzdem was dazu: ob jemand jetzt BIP oder das im Forum propagierte, vereinfachende Verhältnis von 30/30/10/30 nimmt, spielt keine Rolle.

Prinzipiell ist es wichtig, überhaupt zu investieren und auch dort eisern den Kurs zu halten, wenn es mal abwärts geht. Das ist doch der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.

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tyr

ob jemand jetzt BIP oder das im Forum propagierte, vereinfachende Verhältnis von 30/30/10/30 nimmt, spielt keine Rolle.

Prinzipiell ist es wichtig, überhaupt zu investieren und auch dort eisern den Kurs zu halten, wenn es mal abwärts geht. Das ist doch der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg.

So ist es. Der Großteil des Anlageerfolgs geht auf die tatsächlich vorhandene Asset Allocation zurück, die Aktienauswahl im Aktienteil des Portfolios spielt nur eine untergeordnete Rolle. Da Spekulation, Aktienauswahlstrategien usw. nicht zuverlässig genug über längere Zeiträume funktionieren steuert man sinnvollerweise die Aufteilung des Portfolios in die verschiedenen Anlageklassen und legt den Aktienteil einfach passiv in ein Aktien-Weltdepot mit Regionen-ETF ohne Aktienstrategie an, fertig.

 

Wem das zu langweilig ist der kann ja noch mit einem kleinen Portfolioanteil von <5% zocken gehen und die Performance des Zockdepots mit dem MSCI ACWI vergleichen.

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Smartinvestor
· bearbeitet von Smartinvestor

Ja, glücklicherweise hat die Foren-Software eine "Ignore"-Funktion. (Ist das erste Mal in den gut 25 Jahren, in denen ich im Internet kommuniziere, dass ich soetwas verwende.)

Die Sehnsucht nach ein bischen "Unsachlichkeit", "Zickerei", "Privatkrieg", "Anfeindungen" ... (name it as you please) ... scheint nach der jüngsten Durststrecke offensichtlich übergroß zu sein. Aber bitte gern, ich gebe als Gentleman keiner Dame einen Korb:

Also nach erneuter unsachlicher Entgleisung mein heutiger (un)sachlicher Rat an meine Nachhilfeschülerin, die sich zwar zeitweise recht beratungsresistent gibt. Aber ganz ohne Wirkung scheint gut gemeinter Rat ja doch nicht an ihr vorbeizuziehen, wie die jüngste vorsichtige Zunahme ihrer Sachlichkeit zumindest andeutet thumbsup.gif, auch wenn noch Verbesserungspotenzial verbleibt, q.e.d. Aber machen wir's kurz (ganz klar mein Verbesserungspotenzial happy.gif): Den schnellsten Fortschritt erzielst du und alle anderen hier nur, wenn du die freie Meinungsbildung hier uneingeschränkt zulässt und dich ihr vorbehaltlos stelltst. Wenn dir das jedoch zu anstrengend oder noch schlimmer sein sollte, dann folge einfach Fondsanleger's ebenfalls gut gemeintem Rat:

 

Halten alle Interessierten dies für eine akzeptable Diskussionsgrundlage?

Nein. Wenn Du so etwas eng Definiertes willst, eröffne doch einen Musterdepot-Thread dafür. Da kannst Du als Mod bestimmen, wer was wann wie diskutieren darf.

Dort kannst du die unwidersprochene Königin spielen, wenn dir das lieber ist. 00000806.gif

Also da der Privatkrieg hier ein bisschen überwunden zu sein scheint, kann man auch wieder ernsthaft diskutieren.

Wie schon erwähnt, reagiere zumindest ich „hier nur in angemessener Weise ("Wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus") auf provozierend überspitzte Fragen und versuche, völlig verdrehte Sachverhalte einfach und unmissverständlich richtigzustellen, da mir echter und insbes. profitabler Erkenntnisgewinn für ALLE hier sehr am Herzen liegt“, s.o. 00000402.gif

Es ist sicher nachvollziehbar, wenn ich folgendes nach mehr oder weniger direkter Ansprache auch nicht einfach so stehen lassen kann:

 

Smarty, komm wieder runter von deinem hohen Ross - die bei weitem unsachlichsten und am Meisten mit Suggestionen gespickten Beiträge kommen aus deiner Feder.

 

Danke für dein offenes Feedback. thumbsup.gif Aber das geht leider völlig am Punkt vorbei, denn ich habe zum einen Sachlichkeit hier NIE eingefordert, sondern hauptsächlich donkey, die sich aber gleichzeitig für keine Unsachlichkeit zu schade ist, oder? 00000270.gif Sie wurde ja auch schon mehrfach auf diese Widersprüchlichkeit hingewiesen und scheint sich jetzt endlich ein bischen zu fangen. thumbsup.gif Zum anderen wurde die Unsachlichkeit jeweils nicht von mir losgetreten, sondern ich bemühe mich so gut es geht, den Grad der Sachlichkeit an den der jeweils adressierten Postings adäquat anzupassen. Wenn du mit deinem Feedback etwas bewirken willst, dann sollte es jeweils am konkreten Beispiel bewerten, wie gut mir letzteres gelungen ist, ok? Dabei solltest du berücksichtigen, dass nicht alles Unsachlichkeit ist, was du evtl. dafür hältst, s.u.

Ach ja, und neue Erkenntnisse über Finanzthemen bringt das Herumgezicke zweier Diven normalerweise auch nicht. Wenn Du so viel Wert auf eine sachliche Auseinandersetzung legst, wie Du weiter oben geschrieben hast, darfst Du gerne damit anfangen (ja, ich weiß, das andere Mädchen hat mit dem Gezicke angefangen...).

 

Deiner Schlussfolgerung kann ich mich überhaupt nicht anschließen. Oder willst du etwa mit jemand diskutieren, der z.B. davon ausgeht, dass "ein Großteil der deutschen Wirtschaftsleistung von einer Armee putziger kleiner Ingenieurlein mit Pi mal Daumen Vorgehen erwirtschaftet wird", siehe hier? laugh.gif Auf der anderen Seite ist das live „Erleben“ von real existierenden und wohl bei vielen 00000781.gif00000781.gif00000781.gif (nicht nur) im WPF vorherrschenden „misconceptions“ über Finanzthemen, zu denen ich u.a. auch die Erzeugung von Finanzwerten z.B. durch deutsche Ingenieurskunst zähle, doch höchst lehrreich und durch treffsicheres aktives Trading profitabel nutzbar. Wenn du das nicht als Erkenntnisgewinn über Finanzthemen ansiehst, lieferst du dich ggf. selber als gefundenes Fressen für erfolgreiche Trader aus. cool.gif Denn dagegen kann man sich nur durch gute Kenntnis der komplexen und oft widersprüchlichen und wissenschaftlich noch lange nicht anerkannten aber trotzdem sehr wirksamen Zusammenhänge schützen. Zumindest das müsste doch ein Erkenntnisgewinn über Finanzthemen für dich sein, oder? Ignore this at your peril. tongue.gif

 

Aber wenn du schon die (aus deiner Sicht evtl. unsachliche aber m.E. trotzdem sehr erkenntnisreiche) Ursachenklärung angestoßen hast und du das „Gezicke“ hier so präzise verfolgst, dann lass uns doch bitte auch gleich wissen, welches Mädchen in welchem Posting damit angefangen hat. Ansonsten bist du der König aller unsachlichen suggestiven Unterstellungen. 00000806.gif

Viele Grüße vom

 

Scharlatan Smartinvestor

 

00000781.gif00000402.gif

Dipl.-Ing, Germanistik-Student

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Sucher
· bearbeitet von grapple

Aaah, jetzt ist mir gerade ein längerer Forenpost aufgrund eines unbedachten Linkklicks verloren gegangen sad.gif Dann halt nochmal in kürzer und in weniger schön...

 

Warum ich das glaube? Weil es logisch ist? Meine Logik geht so: Generell gilt: Mehrrendite = Mehrrisiko. Solange ein Faktor nicht erkannt ist, sind Überrenditen möglich. Aber die von dir genannten Faktoren sind bekannt. Also keine Überrenditen, sondern nur mehr Rendite für mehr Risiko (="Risikoprämie"). Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio. Dementsprechend sind solche Faktor-Investments für ein Gesamtportfolio, das nicht maximal auf Gier ausgerichtet ist, erst einmal nicht interessanter als ein Investment ohne Faktoren.

 

Das ist richtig, bis auf den letzten Teil ab "Damit habe ich die gleiche Sharpe-Ratio". Ab da ist es falsch. Du hast Recht: Faktor investing gibt dir mehr Rendite für mehr Risiko -- kein alpha wie hier auch irgendwo geschrieben (das ist meine Grundannahme). Die Frage ist, wie das Risiko nun gemessen wird.

 

Sharpe ratio misst das Risiko mit Volatilität und Sharpe ratio maximieren ist das selbe wie mean-variance investing. Die Faktoren existieren, also will der Durchschnittsinvestor (der Markt) das Risiko mit dem Faktor nicht eingehen. Sagen wir es gibt neben dem Markt noch genau einen anderen Faktor, einen Rezessionsfaktor (für den zB der Value-Faktor ein proxy sein könnte). Daraus folgt, dass der Durchschnittsinvestor gewillt ist, etwas weniger Rendite oder etwas mehr Volatiliät zu akzeptieren um weniger Rezessionsrisiko einzugehen. Genau wie der mean-variance investor Erwartungswert und Volatilität gegeneinander abwägt, wägt der Durchschnittsinvestor in einer Mehrfaktorenwelt Erwartungswert, Volatilität und Rezessionsrisiko gegeneinander ab.

 

 

Wenn du aber nun wirklich ein Mean-Variance Investor in dieser Mehrfaktorenwelt bist und nur das Sharpe ratio für dich zählt, dann kannst du ein höheres Sharpe ratio erzielen als der Markt indem du das Rezessionsrisiko auf dich nimmst. Mit anderen Worten: das im Sharpe ratio implizite Risikomaß (Volatilität) ist nur das korrekte Risikomaß für einen mean-variance investor, nicht für allgemeine Präferenzen.

 

 

Danke für die Korrektur, meinen naiven Fehler mit der Sharpe Ratio habe ich dank des Swedroe-Buchs inzwischen auch erkannt. Zwei Anmerkungen/Fragen:

- Welches Risikomaß hältst du für geeigneter?

- Wenn Market Beta laut Swedroe als Faktor die höchste Sharpe Ratio bietet, kann ich doch die Sharpe Ratio meines "Forenstandard-Market Beta=1, andere Faktoren=0"-Portfolios nur durch Diversifikation oder Renditesenkung (=weniger Aktien) verbessern und nicht alleine dadurch, dass ich in einen anderen Faktor (wie in deinem Beispiel der Rezessionsfaktor) gehe.

 

 

bzgl. der BIP Sache: meine Meinung ist, dass es (offensichtlich) völlig Latte ist, ob man 30/30/30/10 rebalanced oder nach BIP. Hauptsache man rebalanced, weil Rebalancing ein Premium gegenüber Buy and Hold verdient. Aber es gibt kein free-lunch, also steht dem Rebalancen natürlich auch ein Premium gegenüber. Gegenüber welchem Risikofaktor? Gegenüber einem Volatilitätsfaktor. Rebalancing outperformt wenn Assetklassen nicht zu stark auseinandergehen. Wenn aber zB eine Assetklasse über Zeit ausradiert wird, dann underperformt es, denn es kauft die sterbende Assetklasse ja immer weiter nach..

Du meinst schon Rebalancing zwischen den Anlageklassen (Aktien, Anleihen) oder doch innerhalb des Aktienuniversums? Denn innerhalb des Aktienuniversums könnte es auch ein Rebalancing-Premium geben.

 

----

 

Nochmal zur Umsetzung der Ideen: Swedroe schreibt in der Zusammenfassung wörtlich, man solle alle sinnvollen Faktoren mischen. Damit meint er Momentum, Size, Value und Quality/Profitability. Hauptsächlich aufgrund von Diversifikationseffekten (die Korrelationstabelle ist beeindruckend negativ).

 

Gibt es seit Ende 2015 quasi fertig von iShares für Europa, USA und World mit eigentlich annehmbarer TER.

https://www.ishares....world-ucits-etf

https://www.ishares....i-usa-ucits-etf

https://www.ishares....urope-ucits-etf

 

Hier ist die Index-Übersicht von MSCI für den Europe.

https://www.msci.com...97-8ccdee64e87f

 

Mehr Infos (inkl. Datendownload)

https://www.msci.com...-factor-indexes

 

---

 

@Donkey: Falls dir auch die fehlenden Werte in der Tabelle auf S.189 in Swedroes Buch aufgefallen sind:

https://www.boglehea...ic.php?t=204054

 

P1 6.5% 8.8% 0.74

P2 5.3% 5.5% 0.96

P3 5.6% 5.6% 1.12

 

@Smartinvestor: Die MDAX/DAX-Idee halte ich aufgrund der Short-Komponente für recht verwegen und hat entsprechend mit dem Investieren, wie es mir vorschwebt, wenig zu tun.

 

Mean Reversion ist aber dennoch ein Thema, das mich ebenfalls beschäftigt, allerdings aus anderen Gründen als dem hier besprochenen Faktor Investing. Ich denke eher, dass man damit einigermaßen sinnvollem Market Timing auf die Spur kommen könnte.

 

Siehe dazu beispielsweise: https://ub-madoc.bib...7/1/dp04_08.pdf

Eine Analyse, was passiert wäre, wenn man über diese Jahre DAX-Kaufsignale bei einem KGV von 12-13 und Verkaufssignale bei einem KGV von 17-20 gesetzt hätte, würde mich schon interessieren.

 

 

Und Cai Shens Vorschlag wird ja quasi durch die iShares Multifaktor-ETF umgesetzt so wie ich das sehe.

 

EDIT: Einen weiteren Link hinzugefügt.

EDIT2: Nochmal auf Smartinvestor eingegangen.

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Smartinvestor

@Smartinvestor: Die MDAX/DAX-Idee halte ich für recht verwegen und hat mit passivem Investieren, wie es mir vorschwebt, wenig zu tun. Cai Shens Vorschlag wird ja quasi durch die iShares Multifaktor-ETF umgesetzt so wie ich das sehe.

Ich habe die Zyklizität sehr vieler Faktoren verglichen und festgestellt, dass diese bei MDAX/DAX am größten ist (größte Bewertungsunterschiede zwischen den Höchst- und Tiefstständen). Daraus ergeben sich maximale Profitpotenziale auf allen Stufen meiner aktiven 3-stufigen Strategie. Mit klassischer passiver Rebalancing-Strategie mit festen 1/4-, 1/2- oder 1-jährigen Rebalancings auf Stufe 1 bleibt davon vermutlich kaum etwas übrig, korrekt; das Rebalancing müsste schon soweit aktiv umgesetzt werden, dass man damit zumindest wartet, bis der Bewertungsunterschied in die Nähe der Trendumkehr kommt. Verwegen ja, aber seeehr profitabel. cool.gif

Was Cai Shens Vorschlag entsprich hängt entscheidend von seiner bislang nicht bekannten Exit-Strategie ab, die ebenso wie meine aktives Market Timing enthalten müsste. Hoffentlich erfahren wir die noch von ihm.

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Mein Edit hat sich leider wohl mit deinem Post überschnitten. Kannst du darauf auch noch eingehen?

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donkey_63

Aaah, jetzt ist mir gerade ein längerer Forenpost aufgrund eines unbedachten Linkklicks verloren gegangen Dann halt nochmal in kürzer und in weniger schön...

 

...

 

 

...

 

bzgl. der BIP Sache: meine Meinung ist, dass es (offensichtlich) völlig Latte ist, ob man 30/30/30/10 rebalanced oder nach BIP. Hauptsache man rebalanced, weil Rebalancing ein Premium gegenüber Buy and Hold verdient. Aber es gibt kein free-lunch, also steht dem Rebalancen natürlich auch ein Premium gegenüber. Gegenüber welchem Risikofaktor? Gegenüber einem Volatilitätsfaktor. Rebalancing outperformt wenn Assetklassen nicht zu stark auseinandergehen. Wenn aber zB eine Assetklasse über Zeit ausradiert wird, dann underperformt es, denn es kauft die sterbende Assetklasse ja immer weiter nach..

Du meinst schon Rebalancing zwischen den Anlageklassen (Aktien, Anleihen) oder doch innerhalb des Aktienuniversums? Denn innerhalb des Aktienuniversums könnte es auch ein Rebalancing-Premium geben.

 

----

 

 

Das einzige Free-Lunch *ist* Rebalancing. Und das sowohl zwischen, als auch innerhalb der Assetklassen.

Und es handelt sich dabei um keine (Risko-)Prämie sondern um das tatsächlich einzige, was du "for free" bekommst (also ohne Risiko).

Genau das wird doch von allen bekannten Autoren dem normalen Privatanleger empfohlen: Rebalancing ist das einzige Free-Lunch.

 

Nochmal zur Umsetzung der Ideen: Swedroe schreibt in der Zusammenfassung wörtlich, man solle alle sinnvollen Faktoren mischen. Damit meint er Momentum, Size, Value und Quality/Profitability. Hauptsächlich aufgrund von Diversifikationseffekten (die Korrelationstabelle ist beeindruckend negativ).

 

 

Mit "Mischen" hast du die Ideen sehr vereinfacht, wenn auch prinzipiell richtig, dargestellt.

Es gibt zwei Methoden:

1) Portfolio, welches sich aus einzelnen Faktor-ETFs zusammensetzt

2) Multi-Faktor-ETFs, innerhalb derer auf mehrere Faktoren gescreent wird

 

ad 1)

Vorteil ist, dass du zwischen den ETFs rebalancen kannst.

Nachteile gibt es zwei wesentliche (wie ebenfalls von mir bereits etliche Beiträge früher beschrieben): verkauft ein ETF einen Titel, weil er nicht mehr passt, könnte er aber von einem anderen ETF gekauft werden, weil dort die Metrik wiederum passt. Beispiel: ein Titel in einem Momentum-ETF verliert solches, und fällt aus dem Index raus. Gleichzeitig weisst der Titel jetzt aber Value-Werte auf und rutscht in den Value-Faktor-ETF. In diesem Fall wurden Trading-Kosten erzeugt, bist das Papier aber nicht losgeworden.

 

Weiters haben die diversen ETFs unterschiedliche Faktor-Loads.

Sagen wir, wir wollen unser Weltportfolio nach Small-Value tilten. Dafür müssen die Faktor-Loads von SMB und HML positiv sein.

 

Nehmen wir an, wir hätten einen World-ETF mit folgenden Loads: SMB -0.2, HML -0.1, MOM 0.2 und folgender Small-Value-ETFs stünde uns zur Verfügung.

ishares S&P Small-Cap 600 Value [Ticker IJS], TER 0.25%, sehr ausgeprägte Factor Loads SMB (Size): 0.801, HML (Value): 0.493, MOM: 0.008

 

	SMB	HML	MOM
50% World	-0.2	-0.1	0.2
50% S&P SC 600 	0.81 	0.493	0.008

SMB: 0.5 * (-0.2) + 0.5 * 0.81  = 0.305
HML: 0.5 * (-0.1) + 0.5 * 0.493 = 0.1965
MOM: 0.5 *   0.2  + 0.5 * 0.008 = 0.104

 

Unser Portfolio hätte also einen guten Size-Tilt und positive Value- und Momentum-Tilts.

 

 

Anderes Beispiel mit zusätzlichem Momentum-ETF:

iShares Edge MSCI USA Momentum Factor ETF [Ticker MTUM]: SMB=-0.159, HML=-0.220, MOM=0.239

 

	SMB	HML	MOM
40% World	-0.2	-0.1	0.2
40% S&P SC 600 	0.81 	0.493	0.008
20% MOM		-0.159	-0.220	0.239

SMB: 0.4 * (-0.2) + 0.4 * 0.81  + 0.2 * (-0.159) = 0.2122
HML: 0.4 * (-0.1) + 0.4 * 0.493 + 0.2 * (-0.220) = 0.1132
MOM: 0.2 *  0.2   + 0.2 * 0.008 + 0.2 *   0.239  = 0.131

 

Auch in diesem Fall grösserer MOM-Tilt, aber schwächere Size- und Value-Tilts.

 

Nehmen wir an, der World-ETF hätte ein stark negatives Momentum von -0.68.

 

	SMB	HML	MOM
40% World	-0.2	-0.1	-0.68
40% S&P SC 600 	0.81 	0.493	0.008
20% MOM		-0.159	-0.220	0.239

SMB: 0.4 * (-0.2) + 0.4 * 0.81  + 0.2 * (-0.159) =  0.2122
HML: 0.4 * (-0.1) + 0.4 * 0.493 + 0.2 * (-0.220) =  0.1132
MOM: 0.2 *  0.2   + 0.2 * 0.008 + 0.2 *   0.239  = -0.221

 

Dies würde mit einem MOM-ANteil von 20% trotzdem zu einem negativem Momentum des Gesamtportfolios führen.

 

 

D. h. ein Portfolio nach 50/50 LC/SV aufzubauen ist einfach grob geraten, ohne die Zusammenhänge dahinter zu verstehen.

Eine Vereinfachung, welche weder die Faktor-Loads der einzelnen ETFs (nicht Indices!) noch das erhöhte Risiko des SC-Tilts miteinbezieht.

 

 

ad 2)

Hier werden, wie ich das schon früher erlärt hatte, die einzelnen Faktoren "nacheinander" angewendet (bzw. per Scores pro Titel gewertet).

Z. B. nehme ich alle Titel aus dem Small-Universum und screene diese auf Value-Eigenschaften => Size-Value.

Dann entferne ich allen Junk (z. B. Penny-Stocks), wende also auf alle Titel Quality-Kriterien an => Size-Value-Quality.

Oder ich schaue, welche dieser Titel positives Momentum aufweisen => Size-Value-Quality-Momentum.

 

Ich habe das jetzt auch mehrfach erwähnt, aber die Leute machen sich weder die Mühe, die Links zu lesen, noch ist hier irgendjemand mal drauf eingegangen.

 

Ein anderer Weg wäre, das ganze Aktien-Universum zuerst nach Value zu screenen und dann die kleinsten nach MCap zu filtern.

 

 

Gibt es seit Ende 2015 quasi fertig von iShares für Europa, USA und World mit eigentlich annehmbarer TER.

https://www.ishares....world-ucits-etf

https://www.ishares....i-usa-ucits-etf

https://www.ishares....urope-ucits-etf

 

Hier ist die Index-Übersicht von MSCI für den Europe.

https://www.msci.com...97-8ccdee64e87f

 

Mehr Infos (inkl. Datendownload)

https://www.msci.com...-factor-indexes

 

---

 

 

 

Jetzt bewegst du dich in ganz gefährliches Territorium!

 

Genau dies hatte ich in meinen ersten Beiträgen gepostet und wurde dafür mit "böse Finanzindustrie, etc." zerrissen.

Leider ist bisher niemand (auch nicht der Oberschlaue auf mehrmalige Aufforderung hin) auch nur auf das MSCI-Methodik-Papier eingegangen.

(Hatte ich mehrmals verlinkt und darum gebeten zu erklären, was daran nicht gut ist. Null Reaktion.)

 

 

@Donkey: Falls dir auch die fehlenden Werte in der Tabelle auf S.189 in Swedroes Buch aufgefallen sind:

https://www.boglehea...ic.php?t=204054

 

P1 6.5% 8.8% 0.74

P2 5.3% 5.5% 0.96

P3 5.6% 5.6% 1.12

 

 

Danke dafür. Hatte ich auch schon gesehen. :-)

 

 

@Smartinvestor: Die MDAX/DAX-Idee halte ich aufgrund der Short-Komponente für recht verwegen und hat entsprechend mit dem Investieren, wie es mir vorschwebt, wenig zu tun.

 

 

Auch darüber hatten wir ja schon gesprochen: was den Thread-Ersteller Axibaxi interessiert hatte, war Anlegen mit Long-only-ETF.

Kein aktives Handeln, dazu noch shorten, noch irgendwelche selbst ausgedachten MDAX/DAX-Fantasiestrategien. (Die Info scheint aber nicht anzukommen.)

 

 

Mean Reversion ist aber dennoch ein Thema, das mich ebenfalls beschäftigt, allerdings aus anderen Gründen als dem hier besprochenen Faktor Investing. Ich denke eher, dass man damit einigermaßen sinnvollem Market Timing auf die Spur kommen könnte.

 

Siehe dazu beispielsweise: https://ub-madoc.bib...7/1/dp04_08.pdf

Eine Analyse, was passiert wäre, wenn man über diese Jahre DAX-Kaufsignale bei einem KGV von 12-13 und Verkaufssignale bei einem KGV von 17-20 gesetzt hätte, würde mich schon interessieren.

 

Und Cai Shens Vorschlag wird ja quasi durch die iShares Multifaktor-ETF umgesetzt so wie ich das sehe.

 

EDIT: Einen weiteren Link hinzugefügt.

EDIT2: Nochmal auf Smartinvestor eingegangen.

 

Statt Geschwurbel hätte der Schlaue ja mal Fakten oder eine konkrete Handlungsanleitung präsentieren können. Wie z. B.

- Bei Wert X, kaufe Future A. Warte bis ...

- Bei Wert Y, kaufe Future B. Mache dann ...

Aber eben, Chancen mehrmals vertan.

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Sucher

Das einzige Free-Lunch *ist* Rebalancing. Und das sowohl zwischen, als auch innerhalb der Assetklassen.

Und es handelt sich dabei um keine (Risko-)Prämie sondern um das tatsächlich einzige, was du "for free" bekommst (also ohne Risiko).

Genau das wird doch von allen bekannten Autoren dem normalen Privatanleger empfohlen: Rebalancing ist das einzige Free-Lunch.

So wie ich das verstehe, ist der Free Lunch die Diversifikation, also der Effekt der Risikosenkung bei gleichbleibender Rendite (wenn man das Portfolio mit Cash short kombiniert). Eben durch Herauskürzen des unsystematischen Risikos.

 

Rebalancing hat vor allem eine risikosenkende Wirkung zwischen den Anlageklassen, da Aktienanteile üblicherweise schneller wachsen als Bonds. Renditesteigerungen darf man dabei primär nicht erwarten. Natürlich nutzt man schlussendlich als Nebenprodukt auch die vorhandene Volatilität aus, aber das geht eben vor allem zugunsten des Risikos und weniger zugunsten der Rendite, da man eben auch Aktienaufschwünge nicht voll mitnimmt.

 

Mit "Mischen" hast du die Ideen sehr vereinfacht, wenn auch prinzipiell richtig, dargestellt.

Es gibt zwei Methoden:

1) Portfolio, welches sich aus einzelnen Faktor-ETFs zusammensetzt

2) Multi-Faktor-ETFs, innerhalb derer auf mehrere Faktoren gescreent wird

 

ad 1)

Vorteil ist, dass du zwischen den ETFs rebalancen kannst.

Nachteile gibt es zwei wesentliche (wie ebenfalls von mir bereits etliche Beiträge früher beschrieben): verkauft ein ETF einen Titel, weil er nicht mehr passt, könnte er aber von einem anderen ETF gekauft werden, weil dort die Metrik wiederum passt. Beispiel: ein Titel in einem Momentum-ETF verliert solches, und fällt aus dem Index raus. Gleichzeitig weisst der Titel jetzt aber Value-Werte auf und rutscht in den Value-Faktor-ETF. In diesem Fall wurden Trading-Kosten erzeugt, bist das Papier aber nicht losgeworden.

 

Weiters haben die diversen ETFs unterschiedliche Faktor-Loads.

 

[...]

 

ad 2)

Hier werden, wie ich das schon früher erlärt hatte, die einzelnen Faktoren "nacheinander" angewendet (bzw. per Scores pro Titel gewertet).

Z. B. nehme ich alle Titel aus dem Small-Universum und screene diese auf Value-Eigenschaften => Size-Value.

Dann entferne ich allen Junk (z. B. Penny-Stocks), wende also auf alle Titel Quality-Kriterien an => Size-Value-Quality.

Oder ich schaue, welche dieser Titel positives Momentum aufweisen => Size-Value-Quality-Momentum.

 

Ich habe das jetzt auch mehrfach erwähnt, aber die Leute machen sich weder die Mühe, die Links zu lesen, noch ist hier irgendjemand mal drauf eingegangen.

 

Ein anderer Weg wäre, das ganze Aktien-Universum zuerst nach Value zu screenen und dann die kleinsten nach MCap zu filtern.

 

Alternative 1 kommt für mich nicht in Frage. Zig verschiedene Faktor-ETF nach Regionen mögen für einen Großinvestor gangbar sein, aber mit meinem Plan passen diese nicht zusammen. Ich habe durch meine monatliche Arero-Anspar-Technik 1-2x im Jahr zwar ein recht großes Rebalancing-Budget, aber mehr als 10 ETF möchte ich mir nicht zumuten. Selbst da braucht man dann bereits ca. 10.000 EUR für ein umfassendes kostenfreies 500€-ING-DiBa-Rebalancing. Bei steigendem Depotvolumen und starker Volatilität wird es dann entsprechend noch einmal mehr.

 

Einen Multifaktor-Europa und einen Multifaktor-USA-ETF könnte ich mir noch vorstellen. Zumal Swedroe schlussendlich genau das empfiehlt. Auch in seiner ETF-Auswahl im Anhang tauchen Mehrfaktor-ETF auf.

 

Dazu kommt noch: Wenn ich die Multifaktor-ETF und ein noch zu suchendes Immobilienetwas dazu nehme, bin ich bei elf ETF, eigentlich schon über der Schmerzgrenze. Schon irre.

 

Andererseits: Beim Verkauf dürfte es keine Unterschiede machen, da man mit allen Portfolioteilen deutlich über der Minimalgebühr ist und die Maximalgebühr auch nur bei einem Hauskauf anfallen dürfte und nicht bei monatlichen Auszahlungen. Dennoch: 11x 59,90€ sind schon bedeutende Gebühren, die da fällig werden. Seinen Anteil daran muss der Faktor-ETF zusätzlich zu seiner höheren TER erst einmal verdienen.

 

Gibt es seit Ende 2015 quasi fertig von iShares für Europa, USA und World mit eigentlich annehmbarer TER.

https://www.ishares....world-ucits-etf

https://www.ishares....i-usa-ucits-etf

https://www.ishares....urope-ucits-etf

 

Hier ist die Index-Übersicht von MSCI für den Europe.

https://www.msci.com...97-8ccdee64e87f

 

Mehr Infos (inkl. Datendownload)

https://www.msci.com...-factor-indexes

 

---

 

 

 

Jetzt bewegst du dich in ganz gefährliches Territorium!

 

Genau dies hatte ich in meinen ersten Beiträgen gepostet und wurde dafür mit "böse Finanzindustrie, etc." zerrissen.

Leider ist bisher niemand (auch nicht der Oberschlaue auf mehrmalige Aufforderung hin) auch nur auf das MSCI-Methodik-Papier eingegangen.

(Hatte ich mehrmals verlinkt und darum gebeten zu erklären, was daran nicht gut ist. Null Reaktion.)

Es ist schon so, dass die Gebühren bedeutend sind. Sowohl für die Bank, als auch für iShares (wobei ich nicht weiß, was schlussendlich an iShares bezahlt wird und was Trading-Gebühren sind). Ist das Depotvolumen groß genug und die Faktoren halten auch in der Zukunft, was sie versprechen, lohnt es sich nicht nur für die Finanzindustrie, sondern auch für uns. Ansonsten nur für "die" wink.gif

 

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marky2k

@donkey_63:

 

Es geht aber nicht nur um die Prämien, sondern um Risikostreuung.

Mit einem Gesamtaktienmarkt-Portfolio setzt du nur auf den Marktfaktor (market beta), bist also nicht über Faktoren diversifiziert (sondern zumindest hoffentlich global (BIP, market cap ist egal)).

Wenn du aber dein Portfolio über Faktoren gliederst, also diverzifizierst, bist du nicht nur gegenüber dem Markt exponiert, sondern verteilst das Risiko noch auf andere Faktoren mit den bekannten Rebalancing-Vorteilen.

 

Ja, das ist mir schon klar. Wie ich schon so oft gesagt habe, geht es mir allein um die praktische Implementabilität. Denn wenn die Factor portfolios nicht als long-short mit einem Markbeta von null konstruiert sind, sondern long-only (mit positivem Markbeta), dann sind sie ofensichtlich nicht unabhängig von einander.

 

Ob jetzt zB Value von Momentum unabhängig ist, ist eine empirische Frage. Das hat nichts mit der Konstruktion zutun, das mathematische Argument würde ich gerne sehen. Value und Momentum sind nämlich empirisch anscheinend negativ korreliert, was deine Argumentation natürlich verstärkt in diese Faktoren zu investieren -- aber sie sind nicht unabhängig voneinader...

 

 

@grapple:

 

Danke für die Korrektur, meinen naiven Fehler mit der Sharpe Ratio habe ich dank des Swedroe-Buchs inzwischen auch erkannt. Zwei Anmerkungen/Fragen:

- Welches Risikomaß hältst du für geeigneter?

- Wenn Market Beta laut Swedroe als Faktor die höchste Sharpe Ratio bietet, kann ich doch die Sharpe Ratio meines "Forenstandard-Market Beta=1, andere Faktoren=0"-Portfolios nur durch Diversifikation oder Renditesenkung (=weniger Aktien) verbessern und nicht alleine dadurch, dass ich in einen anderen Faktor (wie in deinem Beispiel der Rezessionsfaktor) gehe.

 

Für absolute Performance-Messung bietet sich sowas wie Conditional Value at Risk an o.ä. Aber das wird dann zu kompliziert das zu berechnen für einen Privatanleger. Für relative Performance-Messung einfach das 3 oder 5 Faktoren Modell von FF, dafür sind die da.

 

Den zweiten Punkt verstehe ich nicht. Market beta bietet die höchste Sharpe ratio? Meinst du das Marktportfolio bietet die höchste Sharpe ratio? In einer Mehrfaktorenwelt ist das falsch.

 

 

Du meinst schon Rebalancing zwischen den Anlageklassen (Aktien, Anleihen) oder doch innerhalb des Aktienuniversums? Denn innerhalb des Aktienuniversums könnte es auch ein Rebalancing-Premium geben.

 

Beides.

 

@donkey_69:

 

Das einzige Free-Lunch *ist* Rebalancing. Und das sowohl zwischen, als auch innerhalb der Assetklassen.

Und es handelt sich dabei um keine (Risko-)Prämie sondern um das tatsächlich einzige, was du "for free" bekommst (also ohne Risiko).

Genau das wird doch von allen bekannten Autoren dem normalen Privatanleger empfohlen: Rebalancing ist das einzige Free-Lunch.

 

Nein, Rebalancing ist kein free-lunch (siehe zB hier https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2488552 ), das ist falsch. Die meisten Autoren empfehlen es, aber nicht mit der Begründung, dass es ein Free-Lunch sei. Quelle? Sondern mit der Begründung, dass es historisch gut gelaufen ist.

 

Intuitiv, wenn es ein free-lunch wäre: jeder mag free-lunches, also würde jeder rebalancen wollen. Es kann aber nicht immer jeder rebalancen, denn für jeden Käufer braucht es einen Verkäufer. Das kann also kein Gleichgewicht sein.

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donkey_63

@donkey_69:

 

Das einzige Free-Lunch *ist* Rebalancing. Und das sowohl zwischen, als auch innerhalb der Assetklassen.

Und es handelt sich dabei um keine (Risko-)Prämie sondern um das tatsächlich einzige, was du "for free" bekommst (also ohne Risiko).

Genau das wird doch von allen bekannten Autoren dem normalen Privatanleger empfohlen: Rebalancing ist das einzige Free-Lunch.

 

Nein, Rebalancing ist kein free-lunch (siehe zB hier https://papers.ssrn....ract_id=2488552 ), das ist falsch. Die meisten Autoren empfehlen es, aber nicht mit der Begründung, dass es ein Free-Lunch sei. Quelle? Sondern mit der Begründung, dass es historisch gut gelaufen ist.

 

Intuitiv, wenn es ein free-lunch wäre: jeder mag free-lunches, also würde jeder rebalancen wollen. Es kann aber nicht immer jeder rebalancen, denn für jeden Käufer braucht es einen Verkäufer. Das kann also kein Gleichgewicht sein.

 

 

Du hast recht. Diversifikation ist das Free Lunch.

Begriffe durcheinander gebracht.

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Sucher

@grapple:

Danke für die Korrektur, meinen naiven Fehler mit der Sharpe Ratio habe ich dank des Swedroe-Buchs inzwischen auch erkannt. Zwei Anmerkungen/Fragen:

- Welches Risikomaß hältst du für geeigneter?

Für absolute Performance-Messung bietet sich sowas wie Conditional Value at Risk an o.ä. Aber das wird dann zu kompliziert das zu berechnen für einen Privatanleger. Für relative Performance-Messung einfach das 3 oder 5 Faktoren Modell von FF, dafür sind die da.

 

Von CVaR habe ich noch nie gehört muss ich gestehen. An der Uni war mit VaR Schluss. Klingt auch wirklich zu theoretisch, nach dem ersten überfliegen.

 

Was ich jedoch mit dem Faktorenmodell in der Risikomessung anfangen soll, verstehe ich nicht ganz. Performance vergleichen geht, ganz klar. Aber damit weiß ich ja noch nichts über die Zusammensetzung meines Portfoliorisikos, das ja aus mehr als nur Aktien besteht. Und ich brauche Daten. Hast du da was für das Faktorenmodell?

 

@grapple:

 

- Wenn Market Beta laut Swedroe als Faktor die höchste Sharpe Ratio bietet, kann ich doch die Sharpe Ratio meines "Forenstandard-Market Beta=1, andere Faktoren=0"-Portfolios nur durch Diversifikation oder Renditesenkung (=weniger Aktien) verbessern und nicht alleine dadurch, dass ich in einen anderen Faktor (wie in deinem Beispiel der Rezessionsfaktor) gehe.

Den zweiten Punkt verstehe ich nicht. Market beta bietet die höchste Sharpe ratio? Meinst du das Marktportfolio bietet die höchste Sharpe ratio? In einer Mehrfaktorenwelt ist das falsch.

Das Marktportfolio (besser gesagt die Kapitalmarktlinie auf der das Marktportfolio liegt) hat im CAPM-Modell die höchste Sharpe-Ratio. Im Mehrfaktorenmodell ist es falsch, ja. Hier kann ich durch Diversifikation und Cash (short) höhere Renditen erzielen, auch wenn die Sharpe Ratio des Faktors Market Beta die höchste ist. (Abgesehen von Momentum, das aber massiv Kosten verursacht.)

 

Ich versuche es mal zu zeigen:

 

Was Swedroe macht, ist folgendes:

Er berechnet das Risiko und die Rendite verschiedener Faktoren.

- Market Beta: Er nimmt die Rendite eines "Beta=1"-Portfolios und zieht davon die Rendite eines "1M Treasury Bill"-Portfolios ab. Dazu berechnet er die Standardabweichung des "Beta=1"-Portfolios.

- Size: Rendite kleiner Firmen (long) minus Rendite großer Firmen (short).

- ...

 

Er kommt auf folgende Werte für 1927-2015:

post-33171-0-79358500-1482931905_thumb.jpg

 

P1 ist jeweils 25% Beta, Size, Value, Momentum.

P2 ist 20% von allen fünf Faktoren.

P3 ist wie P2 nur statt Profitability Quality (Q sieht er als Weiterentwicklung von P).

 

Daraus folgen die Chancen für Underperformance:

post-33171-0-13494500-1482932279_thumb.jpg

 

 

Schlussendlich erklärt er die Ergebnisse über eine Faktor-Diversifikation dank guter Korrelationen.

post-33171-0-30098700-1482932362_thumb.jpg

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Fondsanleger1966
Von CVaR habe ich noch nie gehört muss ich gestehen. An der Uni war mit VaR Schluss. Klingt auch wirklich zu theoretisch, nach dem ersten überfliegen.

Wann hast Du studiert? CVaR ist eine der Antworten auf die Probleme von VaR und die Fat Tails 2008f, aber noch in der Entwicklung begriffen.

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Fondsanleger1966

post-33171-0-79358500-1482931905_thumb.jpg

Hast Du auch noch die Angaben für Quality?

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Fondsanleger1966

Schlussendlich erklärt er die Ergebnisse über eine Faktor-Diversifikation dank guter Korrelationen.

post-33171-0-30098700-1482932362_thumb.jpg

Analysiert er auch die Entwicklung der Korrelationen im Zeitablauf bzw. historisch?

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xerodan
· bearbeitet von xerodan

Auch wenn meine Statistikausbildung leider nur rudimentär war, schüttelt es mich wenn von den Autoren "Odds of Underperformance" für 20-Jahreszeiträume auf den Prozentpunkt genau angegeben werden (vermutlich auf Basis überlappender Perioden -> autokorrelierte Daten). Ich gehe davon aus, dass sich bei einer Auswertung mit Bootstrapping hier ziemlich hohe Varianzen dieser vermeintlich fixen "Odds" ergeben würden.

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Sucher
Von CVaR habe ich noch nie gehört muss ich gestehen. An der Uni war mit VaR Schluss. Klingt auch wirklich zu theoretisch, nach dem ersten überfliegen.

Wann hast Du studiert? CVaR ist eine der Antworten auf die Probleme von VaR und die Fat Tails 2008f, aber noch in der Entwicklung begriffen.

Ist noch nicht so lange her whistling.gif

 

Meine Investment-Kurse in DE waren aber hauptsächlich im Bachelor, während ich mich im Master mehr auf andere Teile der BWL konzentriert habe. Wahrscheinlich habe ich es da "verpasst".

 

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Hast Du auch noch die Angaben für Quality?

Ja. Quality 3,8%, Sharpe Ratio 0,38.

Wenn er SR=Rendite/Stabw. rechnet ist die Stabw 10% für Quality.

 

(So geht es zumindest bei Profitability auf. SR kenne ich aber als (SR=[Rendite(X)-Rendite(risk-free)]/Stabw)

 

Schlussendlich erklärt er die Ergebnisse über eine Faktor-Diversifikation dank guter Korrelationen.

post-33171-0-30098700-1482932362_thumb.jpg

Analysiert er auch die Entwicklung der Korrelationen im Zeitablauf bzw. historisch?

Die Korrelationen sind jährliche K aus dem Zeitbereich 1964 bis 2015. Und nein, er untersucht sie nicht im Zeitverlauf.

 

 

Was er betrachtet, sind die Effekte auf die Rendite nach der Veröffentlichung der Faktoren. Er behauptet, dass das Premium um etwa 1/3 sinkt. Die Werte der Vergangenheit sind also nicht mehr komplett zu erwarten.

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Sucher

Vergleich MSCI USA und MSCI USA Multifactor:

Hier gibt es Daten: MSCI hat den Multifactor-Index seit 1998 zurückberechnet.

 

Anhand der monatlichen Daten habe ich aus dem Performanceindex(net), in USD mal einige Berechnungen angestellt.

 

Durchaus beeindruckend:

post-33171-0-21786400-1482943962_thumb.png

 

 

MSCI USA + MSCI USA Multifactor_USD_net_monthly_full.xlsx

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marky2k

@grapple:

 

Hier kann ich durch Diversifikation und Cash (short) höhere Renditen erzielen, auch wenn die Sharpe Ratio des Faktors Market Beta die höchste ist.

 

Ich verstehe das immer noch nicht, kenne den Swedroe aber nicht. Für mich gibt es keinen Faktor 'Market Beta', sondern nur einen Marktfaktor. Um klarzustellen: meine Argumente waren rein theoretisch, empirisch muss das natürlich nicht so halten.

 

Wenn man VaR versteht, ist es auch kein Problem conditional VaR zu verstehen. VaR macht keine Aussage darüber, wieviel man im worst-case Szenario verliert, sondern nur, dass man mit x% Wahrscheinlichkeit mehr als Y Euro hat. CVar berechnet den erwarteten Verlust, wenn 1-x (schlechtes szenario) eintritt.

 

Daten für die Faktorenmodelle gibt es auf Kenneth French's Homepage, aber evtl. muss man die Währungen konvertieren, etc. Das ist alles etwas aufwendig.

 

 

Noch ein kleines Arugment für Faktorinvesting: Ich denke wir gehen zum Großteil davon aus, dass die Faktorstrategien höhere Rendite für höheres Risiko geben. Trotzdem können wir natürlich nicht ausschließen, dass manche der Strategien ein alpha haben. In der Tat, die ganzen empirischen Asset pricing Modelle von FF usw. können die Renditen von small-value Portfolios und Momentum Portfolios auch nicht komplett erklären mit ihren Risikofaktoren. Ich halte ein alpha für unwahrscheinlich und denke die höhere Rendite in der Vergangenheit ist größtenteils Kompensation für nicht eingetretens Risiko, aber man weiß ja nie... Also könnte man sagen: "Ok, mit 90% Wahrscheinlichkeit habe ich ein erhöhtes Risiko mit meiner Faktorstrategie und dafür eine erhöhte Rendite -- aber mit 10% Wahrscheinlichkeit kriege ich ein alpha". Quasi bayesian model averaging: es muss nicht immer 0 oder 1 sein.

 

 

 

 

 

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fleffers

Ich lese auch gerade das frisch erschienen Buch von Swedroe/Berkin zu Factor Investing und ordne mich Gruppe 1 (nach Donkey63) zu.

 

Ich möchte kurz schildern, wie ich zu dem Thema stehe, und dann ein paar Fragen aufwerfen:

 

Swedroe weist in genanntem Buch (zu meiner Zufriedenheit)nach, dass neben dem „Market“-Faktor (=Beta) auch die Faktoren (Size, Value,Momentum, Profitability/Quality) theoretisch prinzipiell geeignet und auch als long only in der Praxis investierbar sind, wenn man langfristig das Ziel verfolgt, die reine Marktrendite risikoadjustiert zu schlagen.

 

Die große Frage, die sich mir nun stellt, ist nach der praktischen Umsetzbarkeit eines Portfolios, das das Renditepotenzial von Faktoren nutzt:

 

Am Markt befinden sich für Privatanleger in D bisher nur wenige Faktor-ETFs; diese versuchen (neben dem Marktfaktor, der konstruktionsbedingt im long only Portfolio immer dabei ist) entweder einen,zwei oder „mehrere“ (üblich sind wohl vier) Faktoren abzubilden. Die Faktor-ETFs sind auch meistens erst sehr kurz (geschätzt weit überwiegend unter 3 Jahren) am Markt. ETFs, die den „Pseudo-Faktor“ Dividendenrendite als Proxy für Value abbilden, möchte ich nicht betrachten.

 

Welche grundsätzlichen Möglichkeiten gibt es nun, sein Portfolio in Richtung der genannten Faktoren zu „tilten“, dh die Faktoren Size, Value,Momentum, Profitability/Quality in sein Portfolio einzubauen?

 

1. Investition in mehrere Faktor-ETFs, die nur in einen Faktor investieren.

 

Diese Vorgehensweise hat einige schwerwiegende Nachteile:

 

Diejenigen unter uns, die ihre Regionen nicht nach MK gewichten, müssten nun eigentlich für jede Region mehrere ETFs kaufen und rebalancen. Dies wird für kleinere Depots schnell sehr teuer und unübersichtlich. Außerdem gibt es (meines Wissens nach) noch nicht für jede Region alle Faktor-ETFs.

 

Außerdem zitiert Swedroe eine Studie, nach der diese Vorgehensweise unnötige Kosten produziert, sei es durch vermeidbare Doppelungen (zB. mein Momentum ETF verkauft Aktie A nach einem Kursrutsch, mein Value ETF kauft dieselbe Aktie, weil diese nun „billig“ ist.) oder hohe Tradingkosten (je mehr Faktoren man berücksichtigt, desto weniger Turnover produziert die Strategie, insbesondere, wenn Bewertungsmaße wie KBV verwendet werden, die normalerweise zeitlich stabil sind).

 

 

 

 

2. Investition in Multi-Faktor-ETFs

 

Eine vielversprechende Lösung derzeit in D sind hier wohl die ETFs von iShares, die die Multifaktor-Indizes von MSCI abbilden („MSCI Multiple Diversified“). Mr Swedroe war so freundlich, meine Anfrage zu diesen ETFs zu beantworten und fand sie „gut konstruiert“ und „eine Überlegung wert“.

 

Ich habe das Methodendokument von MSCI gelesen und die Idee ist (stark verkürzt) folgende:

 

Jeder Wert im zugrunde liegenden Standardindex (ParentIndex, zB. MSCI World) bekommt eine Maßzahl für jeden Faktor (hier: Size,Value, Momentum, Quality) zugewiesen. Die Maßzahl drückt aus, wie stark der Faktor in dem jeweiligen Wert ausgeprägt ist. Die Maßzahlen werden dann normiert und gemittelt; die besten ca. 20 Prozent der Werte des Standardindex mit der höchsten mittleren Maßzahl werden dann in den Multifaktor-Index (zB MSCI World Diversified Multiple-Factor Index) aufgenommen. Die Auswahl erfolgt noch unter mehreren Nebenbedingungen, so dürfen zB die Länder- und Branchengewichte nicht zu sehr vom Standardindex abweichen. Die Gewichtung der Werte erfolgt ebenfalls in Abhängigkeit von der mittleren Maßzahl, wobei als Nebenbedingung hier nicht zu sehr von der MK-Gewichtung des Wertes abgewichen werden dann. Laut MSCI sorgen die Nebenbedingungen für ein vergleichbares Risikopotenzial des Faktor-Index zum Standardindex und gewährleisten Diversifikation sowie Investierbarkeit.

 

Im Ergebnis hat man nun also ca ein Fünftel der Werte des Standardindex im Faktor-Index. Die Werte haben (unter Nebenbedingungen) die höchsten durchschnittlichen Faktorausprägungen. Ein Weniger an zB Momentum kann also zB durch ein Mehr an Value ausgeglichen werden.

 

An der Stelle war für mich die spannende Frage: Kriegt man auf diese Weise starke Factor Loadings hin (also: Was kommt raus, wenn man eine Regression der Kurshistorien dieser Produkte bezüglich der Fama French Faktoren durchführt) ?

 

Diese Regression kann ich leider nicht selbst händisch machen.Es gibt aber (Swedroe verweist darauf in seinem Blog) das Tool portfoliovisualizer.com, dass die Berechnungen durchführt. Leider sind viele der Einstellungsmöglichkeiten und die Interpretation der Ergebnisse nicht ganz einfach.

 

Ich habe es aber mal probiert und bekomme für den MSCI USA Diversified Multiple-Factor Index folgende Daten raus:

 

Market: 0,87

 

Size: 0,04

 

Value: -0,09

 

Momentum: 0,01

 

Bis auf Market (erwartet war 1,0) ist kein Wert statistisch signifikant von Null unterschiedlich, dh der ETF hat praktisch keine Factor Loadings! Das ist deutlich anders als erwartet, kann ich mir quasi nicht erklären. Ich vermute, dass das Ergebnis etwas mit der kurzen Kurshistorie (das Tool berücksichtigt Mai 2015 bis Oktober 2016) zu tun haben könnte.

 

Also: Das hier ist für mich das Haar in der Suppe: Auf dem Papier sind die MSCI Diversified Multiple-Factor Indizes das, was ich haben möchte. Aber die Factor Loadings sind (bisher?) nicht da oder nicht messbar,oder ich mache etwas falsch.

 

Deshalb hier meine Fragen:

 

@donkey: Woher bekommst du deine Regressionsdaten?

 

@all: Wie geht ihr damit um, wenn in der Regression nicht das rauskommt, was laut Verpackung drin sein sollte?

 

 

 

3. Investition in mehrere Faktor-ETFs, die zwei Faktoren investieren:

 

 

 

Die Nachteile, wie sie unter 1. geschildert wurden, bleiben bestehen. Wenn Möglichkeit 2 (Multi-Faktor-ETFs) ausscheidet, ermöglichen die 2-Faktor-ETFs die Investition in die interessante Anlageklasse „Small Value“. Und hier kommt in der Regression auch das raus, was rauskommen sollte (hatte Donkey schon gezeigt): Die Small-Value ETFs haben tatsächlich hohe Factor Loadings in Size SMB und Value HML.

 

 

 

Zusammenfassung und Fazit: Auf dem Papier sind Multi-Faktor-ETFs die überlegene Lösung und für Privatanleger in D auch investierbar. Die toolgestützte Regression der Factor Loadings führt aber zu einem anderen Ergebnis. Wie geht es nun weiter?

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xerodan
· bearbeitet von xerodan

Deshalb hier meine Fragen:

 

@donkey: Woher bekommst du deine Regressionsdaten?

 

@all: Wie geht ihr damit um, wenn in der Regression nicht das rauskommt, was laut Verpackung drin sein sollte?

 

 

 

Bin nicht Donkey habe aber hier Faktorregressionen und "Telltale Charts" für einige MSCI "Smart Beta"-Indices auf den MSCI World durchgeführt. Der Multiple-Factor ist allerdings nicht dabei. Ich habe mich aber gegen das "Tilten" entschieden und bin nicht mehr in der Richtung aktiv. Prinzipiell ist die Faktorregression nicht allzu schwer - MSCI-Daten (gross, USD) besorgen, Faktordaten von Ken French und AQR besorgen, prüfen dass die Daten im richtigen Format sind und dann Excel die Regression machen lassen.

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Stoxx

Wer hierzu Renditen vergleichen will guckt hier: Klick Klack

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