tomricht April 29, 2016 · bearbeitet April 29, 2016 von tomricht Hallo, meine Frage hat sowohl einen praktischen als auch einen theoretischen Aspekt. Ich fange mal ganz praktisch an. In meinem Portfolio hat sich ein Übergewicht an europäischen Bluechip Aktien entwickelt. Die Gründe hierfür sind historischer Natur und sollen hier nicht weiter interessieren. Nehmen wir mal an, der Portfolioanteil an europäischen Bluechip Aktien liegt bei 40% meiner gesamten Risikoinvestments. Ich hätte nun die Möglichkeit, diesen Anteil zu Gunsten weltweiter Aktien zu verringern. Was mich davon abhält ist die Tatsache, dass europäische Aktien in den letzten 8-10 Jahren gegenüber dem MSCI World unter-performt haben. Wenn ich die Theorie des "Reversal to the mean" (Rückkehr zum Mittelwert) richtig verstehe, sollte man davon ausgehen, dass die europäischen Aktien diesen Rückstand irgendwann aufholen. Aber betreibt man damit nicht schon eine Art Stockpicking (Regions-Picking, um genau zu sein), das dem passiven Portfolioansatz widerspricht? Genau so gut könnte man dann immer die Regionen kaufen, die in letzter Zeit schlecht gelaufen sind. Mein Eindruck hier im Forum ist, dass viel Anhänger der passiven Portfolitheorie auch an "Reversal to the mean" glauben. Beide Theorien scheinen zusammen zu hängen. Zeigt mein Beispiel aber nicht, dass sie gleichzeitig in widersprüchlichen Handlungsanleitungen resultieren können? Was heisst das nun für mein konkretes Problem? Macht es Sinn, die Übergewichtung europäischer Titel beizubehalten und auf die "Rückkehr zum Mittelwert" zu warten, oder sollte man rücksichtslos verkaufen und weltweit gleichgewichtet "nach Kommer" streuen? Gibt es dazu "in der Theorie" irgendwelche Hilfestellungen? Gruß Tom Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Hellerhof April 29, 2016 Ganz kurz: Europa kann steigen, die anderen können aber auch fallen. Beides würde der These der Regression zum Mittelwert entsprechen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tomricht April 29, 2016 Ganz kurz: Europa kann steigen, die anderen können aber auch fallen. Beides würde der These der Regression zum Mittelwert entsprechen. Richtig, aber keine Antwort auf meine Frage. Die Frage ist doch, soll man auf Regression zum Mittelwert spekulieren oder passiv gleich gewichten? *Wie* die Regression zum Mittelwert sich dann manifestiert, ist doch egal. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Alaba April 29, 2016 · bearbeitet April 29, 2016 von Alaba Angenommen, du wärst bis jetzt zu 100% in Cash und wolltest jetzt in ETFs investieren: Würdest du Europa übergewichten? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Hellerhof April 29, 2016 · bearbeitet April 29, 2016 von Hellerhof Ganz kurz: Europa kann steigen, die anderen können aber auch fallen. Beides würde der These der Regression zum Mittelwert entsprechen. Richtig, aber keine Antwort auf meine Frage. Die Frage ist doch, soll man auf Regression zum Mittelwert spekulieren oder passiv gleich gewichten? *Wie* die Regression zum Mittelwert sich dann manifestiert, ist doch egal. Janun. Es bleiben innerhalb der These zwei Möglichkeiten. Europa kommt hoch oder die anderen runter. Was passiert ist entscheidend für die Frage was du tun sollst. Darauf bieter die RzM aber keine Antwort. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tomricht April 29, 2016 Richtig, aber keine Antwort auf meine Frage. Die Frage ist doch, soll man auf Regression zum Mittelwert spekulieren oder passiv gleich gewichten? *Wie* die Regression zum Mittelwert sich dann manifestiert, ist doch egal. Janun. Es bleiben innerhalb der These zwei Möglichkeiten. Europa kommt hoch oder die anderen runter. Was passiert ist entscheidend für die Frage was du tun sollst. Darauf bieter die RzM aber keine Antwort. Ist es das? Also angenommen, ich schichte um: Europa->Welt. Danach passiert Folgendes: a) Europa steigt stärker als Welt -> ich ärgere mich oder b) Welt fällt stärker als Europa -> ich ärgere mich auch. Was machts? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
slekcin April 29, 2016 Kann man Regionen mit der RzM Theorie überhaupt vergleichen ? So wie ich das verstanden habe schwankt die Performance um eine Art Hintergrundwert so dass nach ein oder mehreren starken Jahren wieder schwächere kommen. Diese Hintergrundperformance kann ja z.b. beim Dax ansich schwächer sein als beim MSCI World. Dann wird der Dax den World erstmal nicht schlagen können auch wenn der World etwas underperformt und der Dax für seine Verhältnisse stark ist. Ich hab jetzt keine Daten herangezogen. War nur so eine Idee. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tomricht April 29, 2016 Angenommen, du wärst bis jetzt zu 100% in Cash und wolltest jetzt in ETFs investieren: Würdest du Europa übergewichten? Dieses Denkmodell ist sicherlich hilfreich. Aber wie ich schon in meinem Beitrag schrieb: meine Frage ist gleichbedeutend mit der, ob man immer die Regionen kaufen sollte, die schlecht gelaufen sind. Heißt das, man muss sich zwischen beiden Thesen entscheiden: Regression zum Mittelwert exclusiv-oder effiziente Märkte/passives Investment? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Musterboo April 29, 2016 Geht es bei dir um einzelne Bluechips oder einen Bluechip Fond? Wenn es um einzelne Bluechips geht, würde ich eher eine Analyse der Branche oder des Geschäftsmodells bevorzugen als den Index einer Region Wenn man in richtung Stockpicking geht und z.B. unterbewertete Titel sucht, sollte man nicht einfach blind alles mit hohem kgv kaufen, sondern auch hinterfragen warum dies so ist und wie die Chancen stehen, dass sich daran was ändert. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
kafkaesk93 April 29, 2016 · bearbeitet April 29, 2016 von kafkaesk93 ... Das Problem ist doch: niemand kann dir eine Outperformance von Europe garantieren! Ich persönlich würde aber auch mittel- bis Langfristig mehr auf Europe als World setzen. Kurzfristig ist das Momentum klar beim World. Gruß kafkaesk93 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 April 29, 2016 Kurzfristig ist das Momentum klar beim World. Gruß kafkaesk93 Seit etlichen Jahren - durch den hohen Anteil USA und durch die Aufwertung des $US Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stolper April 29, 2016 Was heisst das nun für mein konkretes Problem? Macht es Sinn, die Übergewichtung europäischer Titel beizubehalten und auf die "Rückkehr zum Mittelwert" zu warten, oder sollte man rücksichtslos verkaufen und weltweit gleichgewichtet "nach Kommer" streuen? Gibt es dazu "in der Theorie" irgendwelche Hilfestellungen? ...theoretisch kann Europa steigen und andere Regionen steigen. Oder alle steigen. Oder alle fallen. Oder ein Mix von allem.Theoretisch ist das alles und jederzeit möglich und praktisch auch schon passiert. In der Praxis möchtest du aber offenbar, daß man dir eine Entscheidung abnimmt. Dies geht aber nicht. Hier kann dir aber m.E. niemand deine konkrete Investions- oder Verkaufsentscheidung abnehmen. Sapere aude! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
marcero April 29, 2016 Ich verstehe eigentlich gar nicht warum ich Reversal to the mean beim Aktienmarkt anwenden kann. Zur Begründung warum ein aktiver Fonds kostenbedingt im Mittel schlechter performen muss als das Mittel der gleichen Assetklasse(der Markt) sehe ich ja ein. Hierzu muss man die Prämisse akzeptieren, dass die Fondsrenditen statistisch verteilt sind. Aber allgemein bei der Entwicklung des Dax, Europe oder MSCI World erkenne ich nicht, woher man wissen soll, welchen Wert der Mean überhaupt hat. Wenn ich den historischen Wer der letzten 100 Jahre nehme, dann muss doch der Mean der letzten 100 + der nächsten 100 nicht zwangsweise gleich sein. Dieses Wissen bräuchte ich doch damit Reversal to the Mean funktioniert, und bei einem Würfel ist das beispielsweise auch gegeben. Aber beim Aktienmarkt... Übersehe ich irgendwas??? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
marky2k April 30, 2016 Eigentlich willst du wissen, ob du dein Portfolio rebalancen sollst? Selbst mit identisch und unabhängig verteilten Renditen kann das Sinn machen -- wenn es mean-reversion gibt, macht es natürlich noch mehr Sinn. Das wurde hier aber schon öfter mal diskutiert... Aber allgemein bei der Entwicklung des Dax, Europe oder MSCI World erkenne ich nicht, woher man wissen soll, welchen Wert der Mean überhaupt hat.Wenn ich den historischen Wer der letzten 100 Jahre nehme, dann muss doch der Mean der letzten 100 + der nächsten 100 nicht zwangsweise gleich sein. Genau! Ich glaube eine der Haupteinsichten der letzten Jahrzente ist, dass erwartete Renditen eben nicht konstant sind, sondern zeitvariant. Z.B. geht die allgemeine Risikoaversion in Finanzkrisen hoch -> Anleger wollen mehr Rendite für eingegangenes Risiko -> Erwartete Renditen sind höher. Das witzige ist, dass gerade zeitvariante Renditen (also Renditen sind gerade nicht _identisch_ verteilt, denn der Erwartungswert ändert sich von Periode zu Periode) ein starkes Argument für Rebalancing auf Grund von mean-reversion sind. Denn wenn z.B. eine Finanzkrise eintritt und erwartete Renditen für Aktien hochgehen, dann gehen Preise mechanisch runter, denn Preise sind immer die diskontierte Summe aller zukünftigen Zahlungsströme und der Diskontierungssatz, die erwartete Rendite, steht im Nenner. Also gehen die Preise runter, aber zukünftige Renditen sind ja gerade höher wegen der höheren erwarteten Renditen -- das ist so ziemlich die Definition von mean-reversion. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Hellerhof April 30, 2016 Janun. Es bleiben innerhalb der These zwei Möglichkeiten. Europa kommt hoch oder die anderen runter. Was passiert ist entscheidend für die Frage was du tun sollst. Darauf bieter die RzM aber keine Antwort. Ist es das? Also angenommen, ich schichte um: Europa->Welt. Danach passiert Folgendes: a) Europa steigt stärker als Welt -> ich ärgere mich oder b) Welt fällt stärker als Europa -> ich ärgere mich auch. Jup. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag