Peter Wolnitza Dezember 2, 2015 · bearbeitet Februar 7, 2016 von Gerald1502 Pdf Datei entfernt. Hallo, aus der Praxis einmal schnell ein paar konkrete Zahlen zur - ach so grottenschlechten und verteufelten Lebens/Rentenversicherung. Wurde mir aber auch erst klar, als ich die konkreten Zahlen mit der Kundin nachgerechnet und das weitere Vorgehen besprochen habe: Abschluss 2003, 500.- € monatlich, Beitragszahlungsdauer 12 Jahre, Laufzeit 12 Jahre, mit Verlängerungsoption um weitere 11 Jahre, Prognose seinerzeit: 97.774.- €, Ablaufleistung real: 98.800,36 € Geht jetzt nicht darum, eine bestimmte Gesellschaft zu empfehlen oder in den Himmel zu loben - möchte nur mal dafür sensibilisieren, was von diesen Mantra-artig wiederholten, pauschalen Aussagen zu halten ist. (LV ist Mist, sowas macht man nicht etc. etc...) Vertrag wurde jetzt aufgelöst, weil Kundin dringenden Kapitalbedarf hat, ein "weiter liegen lassen" des Vertrages und gleichzeitiges Darlehen zur Finanzierung des Kapitalbedarfes passte mental nicht zu Ihrer aktuellen Situation. Eigentlich schade - wäre ein netter Hebel gewesen angesichts der derzeitigen Zinsen, zumal sie die sogar noch hätte absetzen können.... 5,11% komplett steuerfrei..... hab ich in vielen Depots schon deutlich schlechter gesehen.... Klar: Geänderte Rahmenbedingungen (Kapitalmarkt, Steuergesetze etc.) zwingen dazu, neue Betrachtungen anzustellen. Man sollte sich dabei allerdings nicht von irgendwelchen Glaubenssätzen dazu verleiten lassen, bestimmte Kaiptalanlageformen von vorne herein auszuschliessen. Gelegentlich wird man positiv überrascht und wie sich die Rahmenbedingungen in 10,12 Jahren erneut darstellen - naja, schaun wer mal... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
polydeikes Dezember 2, 2015 · bearbeitet Dezember 2, 2015 von polydeikes Steuerfreie Altverträge kann man nun mal heute nicht mehr abschließen. Auch ändern die passablen Ergebnisse nichts daran, dass Einzahlungen in einen reinen Fondssparplan (zumindest bis 2009 getätigt) ebenfalls steuerfrei gewesen wären, eine höhere Vorsteuerrendite hätten bringen können und somit am Ende im Mix auch eine höhere Ablaufleistung. Auch hätte eine echte und sinnvolle Fondspolice höhere Erträge bei gleichen Rahmenbedingungen geliefert. Insofern ... in dem Fall ein recht unglückliches Beispiel. Aber hätte er den Hund nicht, hätte er nen Hasen ... :- Ich bin aber im Grunde bei dir. Finde es auch immer wieder witzig, wenn Kapitalversicherungen (egal ob klassisch oder fondsgebunden) pauschal verteufelt werden und dann zehntausende Euro auf dem Tagesgeld rumdümpeln. Mal schauen was passiert, wenn die Regierung ihre aktuellen Überlegungen hinsichtlich Abschaffung der Abgeltungssteuer tatsächlich konkretisiert. Rahmenbedingungen ändern sich nun mal ... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
odensee Dezember 2, 2015 Naja, Vergangenheitsbetrachtungen sind ja immer so eine Sache, nicht nur bei ETFs (polydeikes ahnt, warum ich den Smiley setze...) Rückwirkend nützt mir angesichts der aktuellen Zinssituation aber nicht viel. Ich bin bei der Sache ziemlich vorurteilsfrei, Versicherungs-Bashing ist nicht mein Ding. Da gibt es ja genügend andere.:- Daher habe ich mal gerechnet: bei der Europa (die, so scheint mir, hier im Unterforum einen Ruf besser als die oft zitierte Versicherung aus Saarbrücken hat) habe ich mal eine Beispielrechnung für 10 Jahre gemacht mit einer Einmalzahlung mit dem Ziel der Kaiptalauszahlung, einschließlich Beitragsrückgewähr, aber ohne Kapitalrückgewähr / Rentengarantie. Alternativ dazu nehme ich Festgeld bei der PBB direkt für 10 Jahre mit Zinsthesaurierung. PBB direkt hat einen Zinssatz von 2,1% (und falls ich versterbe, geht das Geld an meine Erben, daher auch bei der RV die renditemindernde Beitragsrückgewähr!) Bei der Europa komme ich auf eine Rendite von: a) 1,11% "garantiert" b) 2,17% incl. Überschüsse Hmm, nicht so der Brüller. (a) ist äusserst mager, bei (b) muss ich hoffen. Steuerlich tut sich nichts bei PBB vs. Europa: in beiden Fällen wird nach heutigem Recht die Abgeltungssteuer fällig. Ob es in Zukunft bei einer Abschaffung der Abgeltungssteuer "zugunsten" der Besteuerung mit dem individuellen Steuersatz eine Sonderregelung für Rentenversicherungen geben wird? Mag sein, gute Lobby-Arbeit machen die Versicherungsgesellschaften ja. Jetzt werdet ihr mir vorwerfen, dass ich mit 10 und nicht mit 12 Jahren gerechnet habe (Stichwort Halbeinkünfteverfahren). Aber warum soll ich mit 12 Jahren rechnen, wenn ich das Geld in 10 Jahren brauche? Denn dann bin ich 67. Wie aber aus "meinem" Steuerverschiebethread ersichtlich, denke ich durchaus über Steuerverschiebung mittels RV nach. Nur: bei 1,1% lohnt sich das Steuern verschieben nicht. Dann lieber 2,1% voll versteuern, als 1,1% nur halb. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
polydeikes Dezember 2, 2015 Hm. Da passt irgendwas nicht, vermute Staffelzinsproblematik. Die Story mit der Festgeldalternative gab es nur bis Ende 2014, die neue Tarifgeneration ist nicht mehr mit der aktuellen vergleichbar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Kolle Dezember 15, 2015 Vertrag wurde jetzt aufgelöst, weil Kundin dringenden Kapitalbedarf hat, ein "weiter liegen lassen" des Vertrages und gleichzeitiges Darlehen zur Finanzierung des Kapitalbedarfes passte mental nicht zu Ihrer aktuellen Situation. Eigentlich schade - wäre ein netter Hebel gewesen angesichts der derzeitigen Zinsen, zumal sie die sogar noch hätte absetzen können.... 2010 hatte ich eine ähnlich gelagerte "Dummheit" wie die Dame gemacht und das Kapitalwahlrecht meiner rückgedeckten Unterstützungskasse ausgeübt. Damals hatte ich bei Rentenbeginn in eine Photovoltaikanlage ca 300 T€ investiert und wollte mental keine großen Schulden haben. Der fehlende Finanzierungsbedarf wäre durch das Aufleben der eingetragenen Grundschuld des damals lastenfreien EFH zu Immokonditionen möglich gewesen. Gereizt hatte mich ich die Möglichkeit der Fünftelregelung nach §34 EStG die Kapitalauszahlung weitgehend steuerfrei zu kassieren. Die Rente wäre durch diverse Freibeträge ( Versorgungsbezüge, steuerfreier Zuschlag für Versorgungsbezüge, Werbepauschale ) trotz nachgelagerter Besteuerung auch steuerlich günstig gewesen. Um die Beiträge zur GKV und Pflegeversicherung kam ich durch das Alterseinkünftegesetz von 2005 durch die Auszahlung auch nicht herum. Mit den folgenden Investitionen legte sich meine mentale Scheu vor Fremdfinanzierungen, die ja steuerlich absetzbar sind und durch den Zinsrutsch immer billiger wurden. Da wäre es auf die Kapitalauszahlung der Ukasse auch nicht mehr angekommen. Auf Sicht von 10 Jahren wäre ich mit der Rentenoption besser gefahren und lebenslang 600 bis 700 € Zusatzrente sehen auch mental gut aus. Naja, ein Luxusproblem, war aber trotzdem ein Fehler gewesen. Hauptsächlich durch den eingetretenen Zinsrutsch. Die Wut mit den nachträglichen Änderungen 2005 ( GKV-Beiträge auch bei Kapitalauszahlungen ) hält sich in Grenzen da ich inzwischen sowieso über der Beitragsbemessungsgrenze liege. Es gibt im Leben immer irgendwelche Chancen die man einfach nutzen kann wenn man zu der begünstigten Gruppe gehört. Dazu gehört das Nutzen einer steuerlich begünstigten Rente mit einem Rentenversicherungsaltvertrag. Aus heutiger Sicht war es auch mein Fehler die staatliche Rente mit 61 ( als Schwerbehinderter ) beim Arbeitsende zu beantragen statt die Maximalbeiträge freiwillig selbst einzuzahlen bis es nicht mehr geht. Zumindest wenn man als Selbständiger weiter macht und die Beiträge steuerlich begünstigt sind. Der ganze Zirkus mit den Hinzuverdienstgrenzen wäre mir erspart geblieben. Die rein ökonomische Rechnung ginge zwar erst im hohen Alter auf ( im Sterbefall hat die Witwe noch was davon ), aber aus Sicht der finanziellen Unabhängigkeit ist eine lebenslange Rente viel mehr wert als ein dickes Konto nach einem evtl. Währungsdesaster wie es meine Vorfahren im letzten Jahrhundert schon zweimal erlebt haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
ImperatoM Dezember 15, 2015 aus der Praxis einmal schnell ein paar konkrete Zahlen zur - ach so grottenschlechten und verteufelten Lebens/Rentenversicherung. [...] Abschluss 2003, 500.- € monatlich, Beitragszahlungsdauer 12 Jahre, Laufzeit 12 Jahre, mit Verlängerungsoption um weitere 11 Jahre, Prognose seinerzeit: 97.774.- €, Ablaufleistung real: 98.800,36 € [...] 5,11% komplett steuerfrei..... hab ich in vielen Depots schon deutlich schlechter gesehen.... Ich gelte sicher nicht gerade als bester Freund der LV, habe aber selbst eine LV aus der Zeit, die bald fällig wird. Auf über 5% komme ich nicht, aber die Rendite ist okay. Damals war eine gute Zeit, um eine LV abzuschließen (Steuerfreiheit, ordentliche Zinsen) - und das war übrigens auch damals schon recht klar. Eine Schlussfolgerungsmöglichkeit, dass heute ebenfalls eine gute Zeit für eine LV sein könnte, ist daraus nicht gegeben. Die Steuerfreiheit ist weg, die Zinsen sind niedrig, führende Lebensversicherer raten von ihrem eigenen klassischen Produkt ab (Allianz z.B.), die Kosten zur Rettung alter, hochverzinster Verträge gehen auch zu Lasten der Neuabschlussverzinsung, überhaupt scheint der dauerhafte Fortbestand der Lebensversicherungen nicht ungefährdet und es wird bereits in der Presse in Frage gestellt, ob die bisher abgegebenen "Garantien" in 5-10 Jahren noch gehalten werden können. Klar kann man trotzdem auch heute noch eine LV abschließen. das Chance-Risiko-Verhältnis dafür war aber wohl in der Geschichte der BRD noch nie so schlecht wie heute. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Kolle Dezember 17, 2015 Aus heutiger Sicht war es auch mein Fehler die staatliche Rente mit 61 ( als Schwerbehinderter ) beim Arbeitsende zu beantragen statt die Maximalbeiträge freiwillig selbst einzuzahlen bis es nicht mehr geht. Zumindest wenn man als Selbständiger weiter macht und die Beiträge steuerlich begünstigt sind.. Heute Nacht (!) ist mir einer der Gründe eingefallen welche Nachteile es aus damaliger Sicht zu beachten galt, die Rente einfach nur so aufzuschieben: Die GKV. Bei freiwilligen Beiträgen in die GKV läuft man Gefahr die 9/10-Grenze der zweiten Arbeitshälfte zu verletzen und seinen Anspruch als Pflichversicherter in der KKdR zu verlieren. Dann zahlt man auch für Pacht und Kapitaleinkünfte lebenslang KV-Beiträge. Spielt für mich momentan zwar keine Rolle, bei einer späteren Betriebsaufgabe aber schon. Ist alles kompliziert in Deutschland. Das schreibe ich deshalb, weil in einem öffentlichen Forum der eine oder andere später mal mitliest und ich nicht möchte dass jemand durch meine Beiträge irgendeinen Nachteil erleidet. Von der damals von Bekannten empfohlenen "Option mit dem Arbeitsamt" habe ich "aus moralischen Gründen" Abstand genommen. Im normalen Leben bin ich nicht so anonym wie in einem Forum. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag