Wie gegen die Masse der Anleger handeln?

[dagobertduck2204]

Hallo,

 

eine gute Möglichkeit, um Erfolg an der Börse zu haben ist es ja, gegen die Masse der Anleger zu handeln. Sprich, wenn die Masse der Anleger optimistisch oder gar euphorisch gestimmt ist und dementsprechend viel in Aktien investiert, dann ist es ein guter Zeitpunkt um genau das Gegenteil zu tun, also zu verkaufen. Umgekehrt gilt dasselbe wenn die Masse der Anleger pessimistisch gestimmt ist, Weltuntergangsstimmung herrscht und viele bereits verkauft haben, dann sollte man in Aktien investieren.

 

So weit so gut. Aber für mich schwierig an der ganzen Sache ist es, herauszufinden, wie die Masse der Anleger gerade tickt: Ist sie optimistisch, pessimistisch usw. Klar, wenn es Fälle gibt, wo es bereits offensichtlich ist, dann ist es nicht so schwer. Zum Beispiel, wenn sich Menschen plötzlich für das Thema Börse und Aktien interessieren, die es sonst nie tun, wie zB die typische Hausfrau, die Großmutter, der Taxifahrer usw. Das wäre dann ein eindeutiges Signal. Oder umgekehrt wenn in den Medien tagein tagaus darüber berichtet wird, dass die Wirtschaft am Ende ist, das Investment Aktie als tot bezeichnet wird usw. In solchen Fällen wäre es nicht so schwer, sich entgegensetzt der Masse zu positionieren.

 

Aber was ist wenn es nicht diese beiden Extremfälle sind sondern irgendwas dazwischen? Ich tue mir da extrem schwer, die momentane Stimmung der Börsenteilnehmer bzw. Börseninteressierten festzustellen. Weil ich nicht weiß woran ich mich da genau orientieren soll. Ein Teil der Börsenteilnehmer ist optimistisch gestimmt, ein Teil der Börsenteilnehmer pessimistisch. Da ist dann guter Rat teuer, denn welche Meinung oder Einstellung repräsentiert in solchen Fällen die Einstellung bzw. Meinung der Masse der Börsenteilnehmer? Gibt's in solchen Fällen auch einige halbwegs zuverlässige und brauchbare Indikatoren oder eher nicht?

 

Würde mich über eure Meinungen und Ansichten dazu sehr freuen.

[klein Gordon]

And remember, don't bet against the FED or ECB!

[Rubberduck]

eine gute Möglichkeit, um Erfolg an der Börse zu haben ist es ja, gegen die Masse der Anleger zu handeln.

 

Der Markt kann länger irrational sein als Du liquide.

[Cai Shen]

Hallo,

eine gute Möglichkeit, um Erfolg an der Börse zu haben ist es ja, gegen die Masse der Anleger zu handeln.

 

Hier würde ich zunächst aktive und passive Anleger unterscheiden. Der ETF Anleger mit festem monatlichem Sparplan kann diese Antizyklik getrost ignorieren, gegen den Markt zu agieren würde dem Anlageprinzip widersprechen. Trotzdem ist passives Investieren derzeit als optimale Anlagestrategie wissenschaftlich anerkannt und gerade für den Privatanvender sehr angesehen.

Als aktiver Teilnehmer mit Timingambitionen sollte man sich selbstverständlich von der Dummheit der Massen abheben, genau das Gegenteil zu tun geht jedoch genauso in die Hose - davon bin ich fest überzeugt.

Es bietet sich natürlich an, vorsichtiger zu agieren, wenn sich die Party deiner Meinung nach dem Ende neigt.

 

Ich denke, so wie er meistens interpretiert wird war der Spruch nie gemeint!

Kurse bewegen sich dann nach oben, wenn die Mehrheit der Teilnehmer an den Finanzmärkten kauft - es wäre Irrsinn diese Kräfte des Marktes nicht zu nutzen.

Antizyklisch funktioniert nicht indem man genau das Gegenteil der "Masse" versucht, sondern einfach vorrausschauend handelt bzw. in der Lage ist seine Strategie den Marktverhältnissen entsprechend schnell anzupassen.

Das kann auf mehreren Ebenen funktionieren:

Öl sinkt, damit kommen Ölwerte als Sektor unter Druck - nur wenige Anleger machen sich die Mühe innerhalb des Sektors weiter zu trennen. Die Masse verkauft also und senkt die Aktienkurse aller Unternehmen die irgendwo in ihrer Produktpipeline mit Öl in Berührung kommen.

 

Ich habe nach Kurssturz günstig ins Depot aufgenommen:

* Ölraffinerien, die im Gewinn vom günstigen Ölpreis nicht negativ beeinflußt werden bzw. sogar mit höheren Margen profitieren (!) - vermutlich durch die sinkenden Umsätze von vielen Anlegern jedoch nicht als Schnäppchen erkannt werden

* Firmen, die im Gasgeschäft tätig sind. Gas fällt in der Ölproduktion oft als Nebenprodukt in rauhen Mengen an, hier besteht jedoch im Gegensatz zu Öl ein steigender Bedarf - v.a. im asiatischen Raum - am vergleichsweise sauberen Brennstoff.

* nicht auf steigende oder sinkende Ölpreise gesetzt, sondern all den Spekulanten überteuerte Optionen auf Öl verkauft. Man muss dann nur ein sauberes Risikomanagement fahren und auf gar keinen Fall zu hoch hebeln

 

Jetzt darf man natürlich nicht so ignorant sei, zu glauben, man wäre der einzige Anleger der Geschäftsberichte lesen oder Aktienscreener bedienen kann. Die Aktien werden deshalb genauso wie alle anderen fallen, aber von der (kleinen) Masse denkender Anleger irgendwann auf einem angemessenen Niveau aufgefangen.

Jetzt sollte man den Angsthasen in sich besiegen und zuschlagen, auch wenn überall vom Weltuntergang zu lesen ist.

 

Übrigens einer der Schlüssel zu Erfolg: nicht von der Flut an Nachrichten erschlagen lassen sondern gezielt nach möglichst objektiven Informationen suchen. Daraus eine Anlagestrategie entwickeln, die auch durchhalten und bei unvorhergesehenen Entwicklungen handeln.

[dagobertduck2204]

Der Markt kann länger irrational sein als Du liquide

Das kann natürlich sein. Und was sollte man daraus schließen? Einfach die irrationale Bewegung im Markt lieber mitmachen anstatt sich dagegen zu positionieren?

Übrigens einer der Schlüssel zu Erfolg: nicht von der Flut an Nachrichten erschlagen lassen sondern gezielt nach möglichst objektiven Informationen suchen.

 

Das ist ja genau die Schwierigkeit: Herauszufinden, welche Nachrichten und Informationen wirklich objektiv sind oder zumindest annähernd objektiv. Oder ist das schier unmöglich?

[Yerg]

Vielleicht ist der Fear & Greed Index interessant für dich.

[Schwachzocker]

 

Aber was ist wenn es nicht diese beiden Extremfälle sind sondern irgendwas dazwischen? Ich tue mir da extrem schwer, die momentane Stimmung der Börsenteilnehmer bzw. Börseninteressierten festzustellen. Weil ich nicht weiß woran ich mich da genau orientieren soll. Ein Teil der Börsenteilnehmer ist optimistisch gestimmt, ein Teil der Börsenteilnehmer pessimistisch. Da ist dann guter Rat teuer, denn welche Meinung oder Einstellung repräsentiert in solchen Fällen die Einstellung bzw. Meinung der Masse der Börsenteilnehmer? Gibt's in solchen Fällen auch einige halbwegs zuverlässige und brauchbare Indikatoren oder eher nicht?

Es gibt ja nun einmal auch die Möglichkeit, dass es keine eindeutige Tendenz gibt. Dann investiere ich halt nicht mit einmaligen Einlagen, wohl aber weiterhin mit dem regelmäßigen Sparplan.

Ich denke, eine wirklich eindeutige Stimmung in die eine oder andere Richtung ist selten. Es gibt sie aber gelegentlich.

In 2000 wurde ich mit Werbung für die Telekom zugedeckt, und mein bester Kumpel hatte erstmalig in seinem Leben Aktien gekauft, nämlich alles in Infineon, und schwärmte mir vor, wie einfach das Geldverdienen ist. Bald machten in Kaffeerunden und am Biertresen Geschichten die Runde, in denen Menschen mit 5000,- DM Einsatz an der Börse zum Millionär geworden sind. Mein Arzt fragte mich, ob ich auch Aktien besitze; und als ich verneinte, nannte er mich einen Feigling.

Als meine "Sparkassenberaterin" mir dann einen Dekafonds empfahl, war ich einfach reif.

 

Als in 2008 dann die Welt zusammenbrechen sollte, stellte ich in 2009 fest, dass die Welt immer noch da war...und investierte nochmals eine größere Summe.

 

Ich meine, das waren schon eindeutige Fälle, in denen man die Stimmung erkennen konnte.