Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Liebe Forumsmitglieder, Ich bin auf dieses Forum gestoßen und ich bin von dem Niveau der Diskussion beeindruckt. Ich will Euch um Rat bezüglich einer Umstrukturierung meines Portfolios bitten. Über meine Person 1. Erfahrungen mit Geldanlagen Ich habe Aktien seit 1997 und ETFs seit 2001. 2. Darstellung von bereits vorhandenen Fondpositionen Portfolio 1 bei einer deutschen Bank (Positionen vor Ende 2008 erworben, abgeltungssteuerfrei) IShares Core Dax, DE0005933931, ca 21% des gesamten Aktienportfolios IShares Euro Stoxx 50, DE0005933956, ca. 18% IShares S&P 500, IE0031442068, ca 2.5% IShares MSCI Emerging Markets, IE00B0M63177, ca 1% Nomura Japan Growth, DE0008490954, ca 0.5% MAN SE, DE0005937007, ca 2% Siemens AG, DE0007236101, ca 1% Portfolio 2 bei einer holländischen Bank IShares Core Euro Stoxx 50, ca 14% des gesamten Aktienportfolios IShares Euro Stoxx 50, DE0005933956, ca 5% IShares AEX, IE00B0M62Y33, ca 5% IShares Core FTSE 100, IE0005042456, ca 8% IShares Core MSCI Emerging Markets, IE00BKM4GZ66, ca 11% IShares Select Dividen Europe, DE0002635281, ca 5% IShare Select Dividend Asia Pacific, DE000A0H0744, ca 5% Lyxor MSCI Greece, FR0010405431, ca 1% 3. Zeitliche Aufwandsbereitschaft Ich interessiere mich für Finanzthemen und lese dazu Bücher oder diskutiere mit Freunden. Der Zeitaufwand für mein Portfolio ist eher gering. Manchmal mache ich ein ganzes Jahr lang nichts. 4. Risikotyp Ich kann mit Verlusten ganz gut umgehen. Ich habe zwischen 2000 und 2003 und zwischen 2008 und 2009 einen großen Teil meines Depotwertes verloren. Ich habe das ausgesessen und nachgekauft, solange ich noch Geld hatte. 5. Alter Ungefähr 40 Jahre 6. Sparer Pauschalbetrag / steuerliche Situation Ich wohne in Holland. Dort gibt es keine Abgeltungssteuer. Die Besteuerung von Kapitalerträgen erfolgt über eine pauschale Vermögensteuer, von der ich als qualifizierter Ausländer noch für einige Jahre befreit bin. Daher sind „steuerschöne“ ETFs für mich nicht relevant. Da ich mir jedoch vorstellen kann, mittelfristig nach Deutschland zurückzukommen, sind die abgeltungssteuerfreien Bestände, dich ich bei einer deutschen Bank vor Ende 2008 gekauft habe, für mich relevant. Über meine Fondsanlage: 1. Anlagehorizont Ungefähr 30 Jahre 2. Zweck der Anlage Altersvorsorge/ Vermögensaufbau 3. Einmalanlage oder Sparplan Es geht um die Umstrukturierung eines bestehenden Portfolios. 4. Anlagekapital Das Wert des Portfolio ist ungefähr 300 T €. Dazu kommt Festgeld von ungefähr 40 T €. Ich spare ungefähr 2000 € pro Monat. Ich wohne zur Miete. Anlagestrategien nach Marktbewertungen / Shiller KGV Ich habe als Student das Buch „Irrational Exuberance“ des späteren Nobelpreisträgers Robert Shiller gelesen und war beeindruckt. Er sagt, dass Bewertungsniveaus von Aktienmärkten auf Länder- oder Regionenniveau Vorhersagekraft für zukünftige Aktienrenditen haben. Das heißt, das auf hohe Marktbewertungen eher niedrige Aktienerträge folgen und umgekehrt. Ein mögliches Maß für die Höhe von Aktienmarktbewertungen ist das 10 Jahres KGV oder Shiller KGV. Informationen dazu gibt es hier (http://www.starcapital.de/research/aktienmarktbewertungen) und hier (http://www.researchaffiliates.com/AssetAllocation/Pages/Equities.aspx). In diesem Forum gibt es einen ausgezeichneten Thread zu diesem Thema (https://www.wertpapier-forum.de/topic/38088-das-einzig-wahre-kgv-shillers-pe10/ ). Die überwiegende Meinung scheint zu sein, dass Investieren nach dem Shiller KGV ein vielversprechender Ansatz ist, dass es aber keineswegs klar ist, wie man einen solchen Ansatz gut umsetzen kann. Hierzu nun meine Überlegungen und zum Teil ernüchternden Erfahrungen. 1) Bei sehr hohen Marktbewertungen kann das Risiko- und Ertragsprofil von Aktienanlagen unattraktiv werden. Ein möglicher Indikator für historisch hohe Aktienmarktbewertungen ist laut Shiller ein zehn Jahres KGV von mehr als 25. Daher würde ich zurzeit Aktienanlagen in den USA (Shiller KGV 25) und Japan (Shiller KGV 24) eher meiden. 2) Wenn Marktbewertungen Aktienrenditen vorhersagen, dann sollten Länder oder Regionen mit niedrigeren Bewertungen höhere Ertragserwartungen haben, und umgekehrt Länder mit höheren Bewertungsniveaus niedrigere Ertragserwartungen. Demnach sollte man Länder mit niedrigeren Marktbewertungen Übergewichten. Das scheint mir plausibel. Eine guten empirischen Beleg dazu, ob eine solche Strategie funktioniert, kenne ich jedoch nicht. Eine allzu naive Umsetzung kann auch schiefgehen. Zum Beispiel habe im Herbst 2011 einen ETF auf den MSCI Greece gekauft (bei einem Shiller KGV von 3). Der bestand überwiegend aus Banken, die heute de facto bankrott sind. Eine Rückkehr zu alten Bewertungen ist eher nicht zu erwarten. 3) Eine verwandte Strategie ist es, Sektoren oder Aktien mit einem niedrigeren Bewertungsniveau überzugwichten, also eine klassische Value Strategie. Ich habe versucht, das durch eine Beimischung von Select Dividend ETFs zu erreichen. Otto03 und andere argumentieren jedoch überzeugend, dass das keine gute Idee war (https://www.wertpapier-forum.de/topic/43009-stoxx-seldiv-indizes/). 4) Man kann eine Anlagestrategie nach dem Shiller KGV auch umsetzen, in dem man den Aktienanteil je nach Marktbewertungen variiert. Man kann in Zeiten von niedrigen Bewertungen den Aktienanteil erhöhen und in Zeiten von hohen Bewertungen senken. Zum Beispiel waren die Marktbewertungen für europäische Aktien in den Jahren 2003, 2009 und auch 2011 sehr niedrig. Zu diesen Zeiten war ich bis auf einen Notgroschen voll an der Börse investiert. In den darauffolgenden Jahren mit höheren Bewertungen habe ich meinen Aktienanteil wieder etwas reduziert, in dem ich neue Ersparnisse auf meinem Festgeldkonto gehortet habe. Dieser Teil meiner Strategie hat in den vergangenen Jahren gut funktioniert. Bitte um Rat Ich will Euch nun um Rat bezüglich der Umgestaltung meines Portfolios bitten. Nach dem Lesen in diesem Forum habe ich bereits einige Ideen und Fragen. 1) Ich will den MSCI Greece ETF verkaufen. 2) Ich will die Select Dividend ETFs verkaufen. 3) Wie soll ich Europa abdecken? Bisher habe ich überwiegend ETFs auf den Euro Stoxx 50 und den FTSE 100. Im Forum wird häufig der IShares Stoxx Europe 600 empfohlen. Der hat sich in der Vergangenheit auch besser entwickelt als der Euro Stoxx 50 (http://www.finanztip.de/indexfonds-etf/etf-europa/). Allerdings hätte ich dann auch Exposure zu eher hoch bewerteten europäischen Märkten wie zum Beispiel der Schweiz oder Dänemark. 4) Wie kann ich Asien ex Japan abdecken? Meine holländische Bank scheint den Ishares Core MSCI Pacific ex Japan aus mir noch nicht bekanntem Grund nicht zu führen. 5) Ich würde mein abgeltungssteuerfreies Portfolio gerne unverändert lassen. Macht das Sinn? 6) Ich überlege, aufgrund der niedrigen Bewertung in den IShares MSCI Eastern Europe zu investieren (Ungefähr 3% des Depots). Ist das vertretbar? Vielen Dank fürs Lesen! Ich bin für alle Ratschläge und Anmerkungen dankbar. Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ramstein Oktober 18, 2015 Mach dir doch erst mal eine Tabelle, um die momentane Verteilung auf die Regionen offenzulegen. Du scheinst eine deutliche Übergewichtung von Deutschland und Europazu haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
xfklu Oktober 18, 2015 · bearbeitet Oktober 18, 2015 von xfklu 1) Ich will den MSCI Greece ETF verkaufen. Okay, tu das. 2) Ich will die Select Dividend ETFs verkaufen. Okay, tu das. 3) Wie soll ich Europa abdecken? Bisher habe ich überwiegend ETFs auf den Euro Stoxx 50 und den FTSE 100. Im Forum wird häufig der IShares Stoxx Europe 600 empfohlen. Der hat sich in der Vergangenheit auch besser entwickelt als der Euro Stoxx 50 (http://www.finanztip...etf/etf-europa/). Allerdings hätte ich dann auch Exposure zu eher hoch bewerteten europäischen Märkten wie zum Beispiel der Schweiz oder Dänemark. Es gibt auch noch einen "iShares EURO Stoxx" ohne Schweiz, Dänemark und GB. (http://www.ishares.com/de/individual/de/produkte/251780/EXSI?referrer=tickerSearch) 4) Wie kann ich Asien ex Japan abdecken? Meine holländische Bank scheint den Ishares Core MSCI Pacific ex Japan aus mir noch nicht bekanntem Grund nicht zu führen. Pacific und Asien ist nicht das gleiche. Es gibt einige "Pacific ex Japan"-ETFs: https://www.justetf....ic%2Bex%2BJapan 5) Ich würde mein abgeltungssteuerfreies Portfolio gerne unverändert lassen. Macht das Sinn? Auf jeden Fall. 6) Ich überlege, aufgrund der niedrigen Bewertung in den IShares MSCI Eastern Europe zu investieren (Ungefähr 3% des Depots). Ist das vertretbar? Der besteht etwa aus 2/3 Russland und 1/3 Polen. Wenns in dein Portfolio passt, warum nicht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo Ramstein, Das ist eine sehr gute Idee. Ich komme auf folgende Einteilung: Eurozone: 71% UK: 8% Emerging Markets: 12% Asia/ Pacific: 5.5% US: 2.5% Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo xfklu, Vielen Dank fuer den guten Rat! Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
xfklu Oktober 18, 2015 · bearbeitet Oktober 18, 2015 von xfklu Wenn Du die ganze Welt ohne USA, Japan, Schweiz und Dänemark nach Marktkapitalisierung abbilden willst, dann könnte man das Depot etwa so anlegen: 31% Emerging Markets 29% EMU 19% United Kingdom 12% Pacific ex Japan 09% Kanada Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ramstein Oktober 18, 2015 @xflu: Ich finde deine Ratschläge gerade an eine Neuling extrem unhilfreich. Insbesondere meine ich deine Aussagen Es gibt auch noch einen "iShares EURO Stoxx" ohne Schweiz, Dänemark und GB. Der besteht etwa aus 2/3 Russland und 1/3 Polen. Wenns in dein Portfolio passt, warum nicht. Wenn Du die ganze Welt ohne USA, Japan, Schweiz und Dänemark nach Marktkapitalisierung abbilden willst, dann könnte man das Depot etwa so anlegen: ... Alles gedankliche Fingerübungen, die aber für Optimist 0815 in keiner Weise hilfreich sind. Hoffentlich merkt er das auch. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo xfklu, Das ist sehr interessant. Über das Ausmaß meiner Home Bias war ich mir nicht ganz bewusst. Demnach hätte ich den EMU Anteil bereits durch mein abgeltungssteuerfreies Portfolio mehr als abgedeckt, und müsste alle anderen Positionen deutlich aufstocken bzw. neu begründen. Kennt ihr Beispiele von Portfolios, die das Bewertungsniveau von Märkten explizit in der Aktienallokation über Länder und Regionen berücksichtigen? Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo Ramstein, Ich denke, dass ich die Kommentare von xkflu schon gut verstehen und einordnen kann. Ich habe auch nicht vor, heute noch mein Portfolio vollkommen umzukrempeln. Ich will mit der Entscheidung mindestens noch eine Woche warten, und mir das gut überlegen. Was würdest Du mir raten? Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chart Oktober 18, 2015 Wenn ich das richtig sehe, sind auch sehr viele ETFs steuerhässlich. Hast du die ETFs auch alle schön versteuert? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
xfklu Oktober 18, 2015 · bearbeitet Oktober 18, 2015 von xfklu Kennt ihr Beispiele von Portfolios, die das Bewertungsniveau von Märkten explizit in der Aktienallokation über Länder und Regionen berücksichtigen? Ich gibt ETFs, die aber nicht Regionen sondern Sektoren nach Shiller auswählen: https://www.justetf....l?query=shiller Aber ich habe mich damit noch nicht beschäftigt, und kann das nicht beurteilen. @xflu: Ich finde deine Ratschläge gerade an eine Neuling extrem unhilfreich. Siehe #1: 1. Erfahrungen mit Geldanlagen Ich habe Aktien seit 1997 und ETFs seit 2001. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ramstein Oktober 18, 2015 Was würdest Du mir raten? Dass du die Links in meiner Signatur anschaust und verfolgst. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo Ramstein, Ja, jetzt habe ich den Link gefunden und verfolgt. Vielen Dank! Die Idee, Regionen nach GDP zu gewichten (und nicht nach Marktkapitalisierung), ist eng verwandt mit der Idee, Länder oder Regionen nach Bewertungsniveaus zu gewichten. Die Ländergewichtung nach GDP verhindert, dass man einen sehr hohen Teil seines Portfolios in einem überbewerteten Markt hält. Zum Beispiel war im Jahr 1989 der Anteil Japans am MSCI World 42%. Das wäre keine sehr günstige Gewichtung Japans in einem international diversifizierten Portfolio gewesen. Der Anteil Japans am Welt GDP war eher in der Größenordnung von 10 Prozent. Nach Deiner Methode hätte man Japan dann mit ca. 10 % gewichtet. Das ist sicher deutlich besser. Aber wäre es nicht noch besser gewesen, Japan mit einem Gewicht von 0 % zu bewerten, weil das Bewertungsniveau mit einem Shiller KGV von ungefähr 100 einfach jenseits von Gut und Böse war? Das ist die Idee, die ich mit meinem Investitionsansatz gerne umsetzen würde. Die Länderallokation nach GDP scheint mir eine brauchbare Faustregel, aber nicht unbedingt die beste Art und Weise, um unterschiedliche Bewertungsniveaus von Aktienmärkten zu berücksichtigen. Oder unterschätze ich das? Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Optimist 0815 Oktober 18, 2015 Hallo chart, Ich wohne in Holland. Die Besteuerung von Kapitalerträgen erfolgt hier über eine pauschale Vermögensteuer. Daher sind „steuerschöne“ ETFs für mich nicht relevant. Alles Gute, Optimist Hallo xfklu, Vielen Dank auch für den Hinweis auf den Shiller Sektoren ETF! Das sieht sehr interessant aus. Der Fond ist allerdings noch sehr neu. Das macht mich vorsichtig. Alles Gute, Optimist Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag