Schildkröte Oktober 15, 2015 · bearbeitet Oktober 19, 2015 von Schildkröte Hallo allerseits! Vor einiger Zeit habe ich im Leitfaden für Stockpicker, welchen ich nach und nach erstelle, etwas zum Thema Optionen geschrieben. Etwas zum einen aus Platzgründen, zum anderen mangels entspr. Kenntnisse meinerseits. Hieraufhin bot mir der Foren-Kollege Cai Shen an, ein wenig was über Optionen zu schreiben. Nachdem ich dieses Angebot dankend angenommen habe, hat Cai Shen mir nun per PN eine Einführung über Optionen zukommen lassen. Das ist allerdings nicht nur "ein wenig" und ist bestimmt auch für Fortgeschrittene überaus aufschlussreich: 1. Was sind Optionen Eine Option gewährt dem Käufer das Recht, eine bestimmte Menge eines bestimmten Basiswerts zu einem vorab festgelegten Preis an oder bis zu einem bestimmten Datum zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Als Basiswert (Underlying) für Privatanleger sind Aktien, ETFs, Indizes oder auch Futures üblich. Optionen werden auch als bedingte Termingeschäfte bezeichnet, da sich der Käufer durch Zahlung einer Optionsprämie zu Geschäftsbeginn ein späteres Wahlrecht einräumen. Dies unterscheidet sie von Futures, die eine beidseitige Verflichtung verbriefen. Was viele Privatanleger nicht wissen: Optionen kann man nicht nur kaufen, sondern auch verkaufen, dass heißt man erhält Geld dafür, dass man eine Kauf/Verkauf-Verpflichtung eingeht. Der Verkäufer (Stillhalter) einer Option ist gegen Erhalt der Prämie verpflichtet, die Basisobjekte zum vereinbarten Preis zu liefern oder anzunehmen Physical Delivery bzw. die Differenz zum fairen Marktpreis zu begleichen (Cash Settlement). Barausgleich ist immer der Fall bei Optionen auf abstrakter Basis wie z.B. Indizes. Optionskontrakte werden der Allgemeinheit an einer Terminbörse zum Handel angeboten und sind zur vereinfachten Geschäftsabwicklung standardisiert. Vor allem zur Erhöhung der Liquidität einzelner Kontrakte wird nur eine begrenzte Auswahl an Basispreisen (Strike) und Laufzeiten angeboten. Bei Aktien und ETFs bezieht sich ein Optionskontrakt üblicherweise auf 100 Anteile des Basiswerts [1 Kontrakt = 100 Optionen = 100 Aktien], die Mehrzahl der Kontrakte endet am dritten Freitag eines Monats. Bei klassischen (Plain Vanilla) Optionen werden folgende Spielarten unterschieden: Der Käufer europäischer Optionen kann lediglich am Laufzeitende über die Ausübung seines Optionskontraktes entscheiden. Amerikanischen Optionen erlauben es dem Käufer während der gesamten Laufzeit sein Optionsrecht auszuüben, also auch die vorzeitige Lieferung des Basiswerts zu fordern. Die Bezeichnungen sind heute jedoch irreführend, da auch in Europa überwiegend Optionen amerikanischen Typs gehandelt werden, während europäische Optionen in Japan weiterhin verbreitet sind. Die Ausübung einer amerikanischen Option weit vor dem Laufzeitende ist in der Praxis unüblich, da der Käufer sofort den verbleibenden Zeitwert der Option verliert (siehe unten). Zur vorzeitigen Realisierung eines Gewinns aus Optionsgeschäften bietet sich für beide Typen ein Weiterverkauf des Kontrakts über die Terminbörse an. Aufgrund des nötigen Kapitalbedarfs für den Bezug des Basiswerts entscheiden sich einige Optionsinhaber gegen eine Lieferung und verkaufen lieber das Optionsrecht kurz vor Fälligkeit. Ein höherer Gewinn wird damit aber nicht erzielt. Mit dem Kauf- bzw. Verkauf einer Option sind üblicherweise alle Transaktionskosten abgedeckt. Wird eine Option ausgeübt, fallen meist keine zusätzlichen Gebühren bei der Übertragung des Basiswertes an. Für die Teilnahme am Optionshandel ist der Zugang zu einer Terminbörse wie der EUREX zwingend erforderlich. Viele Banken bieten den Handel mit (echten) Optionen für Privatkunden jedoch nicht an oder veranschlagen so hohe Gebühren, dass ein Handel unattraktiv erscheint. Gerade bei Termingeschäften besteht aufgrund des Hebeleffekts eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich einzelne Marktteilnehmer verspekulieren und auf der Seite des Stillhalters ihre Verpflichtungen nicht mehr bedienen können. Um möglichen Problemen vorzubeugen, sollen an die Terminbörsen angeschlossene Clearingstellen über den Clearing-Prozess die Liquidität der Handelspartner sicherstellen. Treffen zwei Handelspartner an der Optionsbörse zusammen, bekommt die Clearingstelle nach Abschluss des Geschäfts die Order weitergereicht und zieht die veranschlagte Sicherheitsleistung (initial margin) auf der Seite des Optionsverkäufers vom Konto des Brokers ab, der diese wiederum im Konto des Kunden reserviert. Sollte sich die Optionsposition gegen den Kunden / Stillhalter wenden, werden Clearingstelle und nachfolgend der depotführende Broker die geforderte Sicherheitsleistung sukzessive erhöhen (maintenance margin). Reicht die hinterlegte Margin des Stillhalters nicht zur Sicherstellung einer ausreichenden Sicherheitsleistung aus, übernimmt die Clearingstelle die Verpflichtungen des Schuldners. Neben dem geregelten Handel an Terminbörsen existiert für institutionelle Anleger auch ein ungeregelter OTC Markt, über den meist maßgeschneiderte oder exotische Optionen gehandelt werden. 2. Preis von Optionen Basispreis / Ausführungskurs (Strike) = Preis zum Bezug des Basiswerts (Aktie, ETF, etc.) Basiswert (Underlying) = Wertpapier auf dessen Preis die Options referenziert Optionsprämie = Preis der Option Der (faire) Preis einer Option setzt sich immer aus 2 Komponenten zusammen: Dem inneren Wert und dem Zeitwert. Eine Option baut inneren Wert (intrinsic value) auf, wenn der Preis des Basiswerts über dem Strike des Calls oder unter dem Strike des Puts notiert. Der innere Wert einer Option hängt einzig von der Differenz zwischen dem vereinbarten Ausführungskurs des Optionskontrakts am Laufzeitende im Vergleich zum aktuellen Marktwert des Basiswerts ab. Der Zustand des inneren Wertes läßt sich über die Moneyness beschreiben. Im Geld (in the money, ITM) ist eine Option, die einen inneren Wert besitzt. Aus dem Geld (out of the money, OTM) ist eine Option, die keinen inneren Wert besitzt. Eine Option ist am Geld (at the money, ATM), wenn der Marktpreis des Basiswertes gleich oder nahezu gleich dem Ausübungspreis ist. Der Innere Wert einer ATM-Option wird üblicherweise mit Null gleichgesetzt. Mit dem inneren Wert allein läßt sich der Preis einer Option ausschließlich zum Laufzeitende oder bei vorzeitiger Ausübung beschreiben. Um jedoch den Preis eines Kontraktes zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Laufzeit bestimmen zu können, muss zusätzlich die Wahrscheinlichkeit eines positiven inneren Werts zum Laufzeitende - der Zeitwert - mittels Optionspreismodellen (option pricing model, OPM) berechnet werden. Optionen, die aus dem Geld sind (d.h. innerer Wert = 0), sind nur ihren Zeitwert wert. Dieser wird allerdings nicht 0 sein, dann es besteht immer die Möglichkeit, dass sich der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit so verändert, das der innere Wert wieder positiv wird. Im Jahre 1973 veröffentlichten die amerikanischen Wissenschaftler Fischer Black und Myron Scholes Methoden zur exakten Bestimmung des „wahren“ Wertes einer Option. Trotz berechtigter Kritik an den praxisfernen Grundannahmen des Black-Scholes Modells ermöglichte die - auf einer Normalverteilung der Aktienrenditen basierende - Bewertungsformel erstmalig eine wissenschaftlich fundierte Darstellung der Preisfindung von Optionen und gilt bis heute als Standardmethode. Der Preis einer Option wird nach Black-Scholes von folgenden Faktoren beeinflußt: Aktienkurs - aktueller Preis des Underlying Basispreis - Ausführungskurs der Option (risikoloser) Zinssatz – als Annäherung bieten sich die Renditen von Staatsanleihen oder AAA-gerateter Unternehmensanleihen an Volatilität - die Standardabweichung der erwarteten stetigen Rendite Restlaufzeit Der Käufer einer Call-Option ist gegenüber dem sofortigen Käufer des Basiswerts im Vorteil, da zunächst nur ein geringer Cashanteil vorgehalten werden muss und der Rest weiterhin zur Anlage zur Verfügung steht. Dem gegenüber steht dem Käufer eines Puts zunächst nur ein Teil des insgesamt vereinbarten Kaufpreises zur Wiederanlage zur Verfügung. Aus diesen Überlegungungen heraus müssten Call-Optionen (ATM) deshalb systematisch teurer gehandelt werden als Puts gleichen Basispreises. Im Optionspreismodell wird diese Ungleichheit der Call und Put Preise durch Diskontierung der Zahlungsströme zu einem bestimmten Zinsniveau in die Optionsbewertung berücksichtigt. Je stärker ein Basiswert während der Laufzeit des Kontrakts schwankt, desto unsicherer ist die Vorhersage des endgültigen Werts der Option zum Laufzeitende. Daher steigen Optionspreise mit zunehmender Volatilität, der Zeitwert einer Option ist extrem abhängig von der impliziten (von den Marktteilnehmern erwarteten) Volatiltät des Basiswerts. Zu reinen Spekulationszwecken sollte man Optionen wirklich nur dann handeln, wenn man auch eine Meinung bezüglich der Entwicklung der Volatilität (Vega) hat! Der absolute Zeitwert ist am Strike (ATM) am höchsten und baut zu den Seiten hin (OTM, ITM) ab. Der relative Zeitwertverfall - bezogen auf den Wert der Option - von aus dem Geld liegenden Optionen ist um ein Vielfaches größer als bei am oder im Geld liegenden Optionen. Die Auswirkungen kleinerer Änderungen der beeinflussenden Parameter auf den Optionspreis können über die so genannten "Griechen" ausgedrückt werden - eine Kollektion von Begriffen, mit denen Mathematiker Ordnung im Chaos der Preisbildung von Optionen finden wollen. Mathematisch korrekt ausgedrückt sind es die mir griechischen Buchstaben bezeichneten Ableitungen der BS-Formel. Es ist nicht notwendig für den erfolgreichen Optionshandel die gegenseitigen Einflüsse aller Sensitivitätskennziffern wie im Schlaf zu beherrschen. Um im Voraus zu wissen wie sich eine Option bei Veränderung der Marktgegebenheiten verhält, ist ein Grundverständnis für die folgenden vier Sensitivitätskennziffern jedoch ausgesprochen hilfreich. Delta gibt die Auswirkung einer Veränderung im Kurs des Basiswerts auf den Optionswert an. Ein wichtiger Fakt ist, dass Optionen die am Geld notieren ein Delta von 0,5 aufweisen. Eine Kursänderung im Basispreis von 1 € vollzieht die entsprechende Option ATM demnach nur mit einer Preisänderung von 50 Cent mit. Im Geld wird das Delta zunehmend größer, OTM verringert sich das Delta. Theta gibt den Zusammenhang zwischen Optionspreis und Restlaufzeit (Zeitwertverfall) an.Damit ist es der größte Feind des Optionskäufers und gleichzeitig der beste Freund des Stillhalters. Rho misst den Zusammenhang zwischen Veränderungen des Zinsniveaus und Optionspreisen.Zwar ändern sich Optionspreise auf unterschiedlichen Zinsniveaus, da sich die Zinssätze im Hinblick auf die oft kurzen Optionslaufzeiten als praktisch konstanter Faktor darstellen sind sie meist von geringer Bedeutung. Kappa (Vega) gibt den Einfluß veränderter Volatilität auf den Optionspreis wieder, die mit Abstand wichtigste Kenngröße des Zeitwerts. Weitere Ansätze zur fairen Preisstellung von Optionen sind das Cox-Ross-Rubinstein-Binomialmodell oder die Bewertung der Marktpreisschwankungen über Fraktale nach Mandelbrot. Anzumerken ist, dass mit Optionspreismodellen lediglich ein theoretischer (fairer) Wert der Option bestimmt wird. Der über die Börse praktisch zu realisierende Preis - ausgedrückt über den bid/ask-Spread - ist zusätzlich von Angebot und Nachfrage nach den Optionen abhängig! 3. ausgewählte Optionsstrategien für Stockpicker Gekaufte Optionen bietem dem Call-Käufer die Möglichkeit, das Underlying zunächst mit geringerem Kapitaleinsatz als dem Besitz des Basiswerts selbst zu erwerben und dem Put-Käufer eine vorhandene Position gegen erwünschte Kursverläufe nach unten hin abzusichern. long call Der Kauf eines Call ermöglicht eine Partizipation an Kurssteigerungen, während der Verlust bei unten den Basispreis sinkenden Kursen auf die gezahlte Optionsprämie beschränkt ist. Die zu zahlende Optionsprämie mindert den Gewinn, so dass die Strategie nur bei stark steigenden Kursen angemessene Erträge generiert. In Seitwärtsphasen mit geringen Kursschwankungen generiert die Strategie durch verlorene Optionsprämien konstante Verluste. long putEine Versicherung gegen sinkende Kurse des im Depot enthaltenen Basiswerts erreicht man durch den Kauf von Put-Optionen. Vereinfacht zahlt man hierbei eine "Prämie" und erwirbt damit das Recht, seine Papiere zum gewählten Basispreis (Strike) zu verkaufen.Sinkt der Preis des Basiswerts, steigt der Wert der Put-Option zum Laufzeitende entsprechend an. Der maximale Verlust bei Ausübung einer am Geld gekauften Option ist auf die gezahlte Optionsprämie beschränkt.Eine Absicherung des gesamten Depotbestands wird üblicherweise über den Kauf von Indexoptionen erreicht, wobei eine hohe Korrelation der Depotbestandteile mit dem gewählten Index sichergestellt sein muss.Die Absicherung von Depots über Optionen kostet Geld und bei einer ewigen Zeitdauer mehr als der mögliche Gewinn der Basiswerte. Für eine Option mit der Laufzeit 1 Jahr kann bei mittlerer Volatilität von 20% mit einem Optionspreis von ca. 7% des Depotwerts gerechnet werden - ungefähr der erwarteten p.a. Rendite eines breit gestreuten Aktiendepots.Es gibt begrenzte Fälle, in denen diese Art der Absicherung tatsächlich Sinn macht, z.B. im Urlaub. Die billigste Absicherung bleibt das Setzen von Stop-Loss-Orders, aber auch das ist nicht umsonst. Oft ärgert man sich dann wenn es einen temporären Einbruch gibt aber der Crash ausbleibt. Mit dem Verkauf von Optionen und die Einnahme von Optionsprämien lassen sich zusätzliche Einnahmen generieren oder der potentielle Einsteigspreis in Aktienpositionen vermindern. covered callAuf die Aktien des Depot werden regelmäßig Calls geschrieben (verkauft), neben möglichen Dividenden stehen dem Aktienbesitzer die Optionsprämien in voller Höhe zu. Diese Strategie wird oft dazu verwendet, die Rendite des Depots "zu glätten". Im Tausch gegen die Optionsprämie stehen dem Käufer der Optionen die Kursgewinne oberhalb des vereinbarten Basispreises zu. Steht der Marktpreis des Basiswerts am Bewertungstag über dem zu zahlenden Strike, wird der Optionskäufer sein Recht auf Lieferung der Aktien mit Sicherheit ausüben bzw. eine physische Auslieferung durch die Clearingstelle initiiert. cash covered / secured putMan stelle sich vor, dass es eine bestimmte Aktie gibt, die man unbedingt haben möchte. Allerdings liegt der Preis über dem Wunschlimit. Eine Möglichkeit besteht darin, eine Limitorder abzugeben und auf einen Rückgang des Kurses zu hoffen.Oftmals kehren Aktien jedoch nicht auf das Wunschlimit zurück und der Interessent geht leer aus.Eine wenig beachtete Strategie besteht darin, zunächst einen Put mit Basispreis im Bereich des gewünschten Einstiegskurses in die Aktie zu platzieren (verkaufen).Verharrt der Aktienkurs oberhalb des gewünschten Kaufpreises, geht der Interessent auch hier ohne Aktien nach Hause, kann jedoch die vereinnahmte Optionsprämie behalten und den nächsten Put schreiben. Sollte der Kurs unter den Strike nachgeben, verringert sich der gewählte Einstandskurs noch um die Optionsprämie, die man in jedem Fall behalten darf.Der Unterschied zu einem ungedeckten Optionsverkauf (short-put Spekulation) besteht darin, dass der Anleger genügend Geld auf seinem Konto vorhält, um die Aktien am Verfallstag abnehmen zu können. 4. Vorteile für den Anleger Der direkte Einsatz von Optionen und Optionsstrategien bietet einige Vorteile im Vergleich zum direkten Investment in das Underlying: für jede Anlage-Strategie (konservativ, aggressiv,...) kann eine passende Options-Strategie gewählt werden Kosten von Optionen sind häufig sehr gering im Vergleich zu Standard-Ordern geringer Kapitaleinsatz nötig (aber beim Verkauf von Optionen wird der Broker Margin-Anforderungen stellen) 5. Unterschiede Optionen vs. Optionsscheine Eine Option entsteht an der Terminbörse durch die gemeinsame Willenserklärung eines Käufers und eines Verkäufers zu einem zukünftigen Geschäft unter den standardisierten Bedingungen der Terminbörse. Optionsscheine (OS) sind jeweils durch eine Bank verbriefte Optionen, die an einer gewöhnlichen Aktienbörse unter Angabe ihrer WKN/ISIN gehandelt werden können. Dadurch kann aus praktisch jedem Depot heraus zu überschaubaren Kosten auf eine Vielzahl von OS zugegriffen werden, oft bieten Depotanbieter Sonderkonditionen ausgewählter Partner. An die Stelle der Clearingstelle mit weitgehend eliminiertem Kontrahentenrisiko tritt bei Optionsscheinen die Bank als Emittent. OS können nicht (leer) verkauft werden, sondern nur zum quotierten Preis an den Emittenten zurück gegeben werden - sämtliche short-Strategien sind nicht umsetzbar. Im Gegensatz zur weitgehenden Waffengleichheit unter den Kontrahenten beim Optionshandel an einer "neutralen" Terminbörse hat der Emittent bei OS als weitgehend einziger (umsatzstärkster) Handelspartner die Preissetzungsmacht. Der Emittent muss jedoch sicherstellen, dass jederzeit Rückkaufkurse gestellt werden, sofern ihm dies möglich ist. Es sollte wenig verwundern, wenn OS im Vergleich zu Optionen gleicher Basispreise und Laufzeiten oft teurer quotiert sind - die aufgrund der eigenen Preisstellung aufgerufenen hohen Optionsprämien nimmt grundsätzlich die Bank auf der dann lukrativeren short-Seite ein! Bei Optionsscheinen wird das Recht zur Ausübung am Laufzeitende üblicherweise nur in Form von Bargeld abgerechnet (Cash-Settlement), eine physische Lieferung des zugrundeliegenden Wertpapiers ist meist nicht vorgesehen. Einer der bedeutendsten Vorteile von OS ist darin zu sehen, dass auch geringere Bezugsverhältnisse als 1:100 (Kontrakt:Basiswert) bei Aktien angeboten werden. Während im Bereich der Indexoptionen ein Kontrakt auf den Dax mit 5 € pro Punkt bei 10.000 Indexpunkten einem Wert von 50.000 Euro entspricht, lassen sich mühelos bezahlbare Optionsscheine mit Bezugsverhältnis 0,01 finden. [Quellen:] http://www.wertpapie...nen-grundlagen/ http://www.wertpapie...nsscheine-wozu/ http://www.wertpapie...ine-grundlagen/ https://de.wikipedia...-Scholes-Modell https://de.wikipedia...aft%29#Begriffe http://www.eurexchan...raining/glossar http://wirtschaftslexikon.gabler.de Hier der obige Text als eigenständige Datei: Optionen WPF - final.txt Da der Text äußerst informativ ist, möchte ich ihn hier separat aufführen und auch zur Diskussion Stellen. Wie ist Eure Meinung dazu? Habt Ihr Anmerkungen und/oder Fragen? Dirk Müller etwa weist ja immer wieder darauf hin, dass man doch sein Depot mit Hilfe von Optionen absichern solle. Nach dem lesen dieses Textes bin ich diesbezüglich noch mehr zurückhaltend. Des Weiteren verweist Dirk Müller in seinem Buch "Cashkurs" darauf, dass man Optionen kurz vor dem Ablauf bzw. der Fälligkeit aus steuerlichen Gründen verkaufen solle, selbst wenn sie bloß noch 0,01 € wert sind...? Meines Erachtens hätte es dieser Text aufgrund seiner Fundiertheit verdient, als eigener Leitfaden im entspr. Subforum "Optionen" als Stickie zur Verfügung gestellt zu werden. Doch hoppla, so einen Stickie gibt es dort ja schon: "Optionen - Grundlagen" von klausk sowie weiteren Usern. Soll man den Text in den bereits vorhandenen Stickie einfügen oder doch besser als selbständigen Stickie aufführen? Ich freue mich auf eine konstruktive Diskussion und bedanke mich nochmal ganz herzlich bei Cai Shen! Gepanzerte Grüße Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Cai Shen Oktober 18, 2015 · bearbeitet Oktober 18, 2015 von Cai Shen Der Käufer einer Call-Option ist gegenüber dem sofortigen Käufer des Basiswerts im Vorteil, da zunächst nur ein geringer Cashanteil vorgehalten werden muss und der Rest weiterhin zur Anlage zur Verfügung steht. Dem gegenüber steht dem Käufer eines Puts zunächst nur ein Teil des insgesamt vereinbarten Kaufpreises zur Wiederanlage zur Verfügung.Aus diesen Überlegungungen heraus müssten Call-Optionen (ATM) deshalb systematisch teurer gehandelt werden als Puts gleichen Basispreises. Im Optionspreismodell wird diese Ungleichheit der Call und Put Preise durch Diskontierung der Zahlungsströme zu einem bestimmten Zinsniveau in die Optionsbewertung berücksichtigt. Ist für den Put leider nicht ganz korrekt ausgedrückt, der wird gekauft und kostet zunächst Geld. Richtiger und besser verständlich finde ich folgenden Absatz: Der Käufer einer Call-Option ist gegenüber dem sofortigen Käufer des Basiswerts im Vorteil, da trotz sofortiger Partizipation an Kursgewinnen zunächst nur ein geringer Cashanteil vorgehalten werden muss. Der vereinbarte (zukünftige) Kaufpreis aus Basispreis x Kontraktgröße steht dem Call-Käufer bis zur Ausführung der Option weiterhin zur Anlage zur Verfügung. Der Käufer einer Put-Option ist gegenüber dem sofortigen Verkäufer des Basiswerts im Nachteil, da der vereinbarte Kaufpreis erst bei Ausübung des Optionsrechts - also i.d.R. am Laufzeitende - zur Wiederanlage zur Verfügung steht. Aus diesen Überlegungungen heraus müssten Call-Optionen (ATM) deshalb systematisch teurer gehandelt werden als Puts gleichen Basispreises. Im Optionspreismodell wird diese Ungleichheit der Call und Put Preise durch Diskontierung der Zahlungsströme zu einem bestimmten Zinsniveau in die Optionsbewertung berücksichtigt. Ausschließlich bei einem angenommenen Zinssatz von 0% sind Call und Put gleichen Basispreises am Geld (=innerer Wert 0) gleich teuer, da bei einer zwischenzeitlichen Anlage des erst zukünftig fließenden Kaufpreises keine Zinseinnahmen generiert werden können. Je höher der risikolose Referenzzinssatz und je länger die Laufzeit der Option, desto größer ist die Differenz zwischen fairen Call- und Put-Optionsprämien gleichen Basispreises und gleicher Laufzeit am Geld. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Cai Shen Oktober 18, 2015 · bearbeitet Oktober 18, 2015 von Cai Shen Des Weiteren verweist Dir Müller in seinem Buch "Cashkurs" darauf, dass man Optionen kurz vor dem Ablauf bzw. der Fälligkeit aus steuerlichen Gründen verkaufen solle, selbst wenn sie bloß noch 0,01 € wert sind...? Das Finanzamt hat sich schwer damit getan, Verluste aus Optionsgeschäften anzuerkennen, wenn kein Verkauf das Geschäft abgeschlossen hat. Als daraufhin alle anfingen beinahe wertlose Optionen aus steuerlichen Gründen kurz vor Fälligkeit glatt zu stellen, haben die deutschen Finanzbehörden wiederum aufgemuckt, es wäre ein Missbrauch des Gestaltungsrechts, wenn die Transaktionskosten über dem Verkaufserlos liegen würden. Nach meinem Kenntnissstand - bitte korrigiert mich - werden eigentlich wertlose Optionsscheine von den Emittenten inzwischen mit 1 Cent Restwert ohne Transaktionskosten ausgebucht. Der Verkauf kurz vor Ende war also nur bei Transaktionskosten deckendem Restwert sinnvoll und ist seit Amtshilfe durch die Banken auch bei abgelaufenen Optionsscheinen nicht mehr notwendig. In D.M. würde ich keinesfalls investieren, weder Bücher noch Fonds noch Börsenbriefe. Als Besitzer einer Herrenboutique in Wuppertal könnte ich mir den Mann weit besser vorstellen als die derzeitige Karrikatur eines Börsenexperten :- Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schildkröte Oktober 20, 2015 Des Weiteren verweist Dir Müller in seinem Buch "Cashkurs" darauf, dass man Optionen kurz vor dem Ablauf bzw. der Fälligkeit aus steuerlichen Gründen verkaufen solle, selbst wenn sie bloß noch 0,01 € wert sind...? Das Finanzamt hat sich schwer damit getan, Verluste aus Optionsgeschäften anzuerkennen, wenn kein Verkauf das Geschäft abgeschlossen hat. Als daraufhin alle anfingen beinahe wertlose Optionen aus steuerlichen Gründen kurz vor Fälligkeit glatt zu stellen, haben die deutschen Finanzbehörden wiederum aufgemuckt, es wäre ein Missbrauch des Gestaltungsrechts, wenn die Transaktionskosten über dem Verkaufserlos liegen würden. Nach meinem Kenntnissstand - bitte korrigiert mich - werden eigentlich wertlose Optionsscheine von den Emittenten inzwischen mit 1 Cent Restwert ohne Transaktionskosten ausgebucht. Der Verkauf kurz vor Ende war also nur bei Transaktionskosten deckendem Restwert sinnvoll und ist seit Amtshilfe durch die Banken auch bei abgelaufenen Optionsscheinen nicht mehr notwendig. In D.M. würde ich keinesfalls investieren, weder Bücher noch Fonds noch Börsenbriefe. Als Besitzer einer Herrenboutique in Wuppertal könnte ich mir den Mann weit besser vorstellen als die derzeitige Karrikatur eines Börsenexperten :- Danke für Deine Antwort! Nun, über Dirk Müller kann man sich freilich streiten. Seine mitunter verschwörerisch anmutenden Ausführungen seien mal so dahingestellt. Auf jeden Fall spricht und schreibt er recht unterhaltsam. Sein o. g. Buch erschien übrigens 2011. Daher ist die von mir wiedergegebene Äußerung von ihm inzwischen wohl nicht mehr zutreffend. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
klausk Oktober 23, 2015 · bearbeitet Oktober 24, 2015 von klausk Formatierung überarbeitet Hallo Freunde, Kollegen, Mitstreiter,Erst mal meinen Dank an Schildkröte für das Anleiern dieses Unternehmens. Nicht weniger Dank an Cai Shen für seine ausführliche Darlegungen. Jetzt liefere ich ein paar Kommentare und Anmerkungen -- und schon wird mir ein riesiges Problem klar.Es ist alles zuviel. Zu komplex. Zu detailliert. Wenn daraus ein Stickie werden soll, mit all den Informationen und Details, dann können unsere Leser genauso gut Schlaftabletten nehmen. Entschuldigung an Schlaftablette, nicht persönlich gemeint. Wir alle sollten zunächst alles lesen und unsere Gedanken hier sammeln. Dann im zweiten Schritt eine Struktur entwickeln. Etwa mehrere Stickies: Übersicht, Methoden, Chancen und Risiken, Strategien, Steuern. Oder so ähnlich.Ich kann leider nur die US-Situation schildern. Meine stille Hoffnung ist ja, dass möglichst Viele mir darin zustimmen, dass der Optionenmarkt in den USA erheblich interessanter und lukrativer ist.Nun mein Senf zu Cai Shen (nochmals: danke!): "Was sind Optionen?"Der Verkäufer (Stillhalter) einer Option ist gegen Erhalt der Prämie verpflichtet die Basisobjekte zum vereinbarten Preis zu liefern oder anzunehmen bzw. die Differenz zum fairen Marktpreis zu begleichen. Barausgleich ist immer der Fall bei Optionen auf abstrakter Basis wie z.B. Indizes. Das Settlement ist vorher bestimmt, es ist kein Wahlrecht, wie ich das zuerst gelesen hatte. Die Ausübung einer amerikanischen Option weit vor dem Laufzeitende ist in der Praxis unüblich, da der Käufer sofort den verbleibenden Zeitwert der Option verliert (siehe unten).” [/size] Stimmt. Der Käufer meines Puts hat mal sein Recht ausgeübt. Dafür hatte er sicher seine Gründe: z.B. nach dem Ex-Tag die Dividende zu kassieren (falls die höher war als der restliche Zeitwert), oder vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen das Risiko eines Kursverlusts auf mich abzuladen. Ich weiss nicht mehr, was genau der Fall war. Im Fall eines Short Calls sind ähnliche Überlegungen des Call-Käufers denkbar.“Bei klassischen Optionen werden folgende Spielarten unterschieden.” Es bietet sich an, gleich hier den Unterschied von Optionen europäischen und amerikanischen darzustellen. Und dass Indexoptionen in aller Regel europäischen Typs sind – also auch Optionen auf den S&P500 (ich meine den Index, SPX, nicht den ETF namens SPY).“Wird eine Option ausgeübt, fallen meist keine zusätzlichen Gebühren bei der Übertragung des Basiswertes an.” Ich meine mich zu erinnern, dass manche deutsche Banken auch dafür im Kleingedruckten Gebühren vorsehen. Bei IB jedenfalls nicht.“Reicht die hinterlegte Margin des Stillhalters nicht zur Sicherstellung einer ausreichenden Sicherheitsleistung aus, übernimmt die Clearingstelle die Verpflichtungen des Schuldners.” Das trifft zumindest für die USA in dieser Form nicht zu. Die Options Clearing Corporation (OCC), von den Optionsbörsen gegründet, arbeitet ähnlich wie ein Notar beim Hauskauf. Sie führt ein Verzeichnis aller an US-Optionsbörsen gehandelten Kontrakte, in dem die beteiligten Broker als die Partner geführt werden. So kann es sein, dass mein Broker (IB) zu einem bestimmten Kontrakt am Fälligkeitstag z.B. 300 Kontrakten short ist. OCC nimmt dann IB in die Pflicht, diese Verpflichtungen gerecht über seine 300 Short-Kunden zu verteilen. Dafür ist ein Losverfahren festgelegt.Kernpunkt: Die Clearing-Stelle (OCC) tritt nicht in Verpflichtungen des Schuldners ein. Die gehört dem Broker. Und damit der Broker nicht von seinen Kunden in die Pleite getrieben wird, erlässt die SEC die Margin-Regeln. In einem Cash-Account muss der Kunde seine gesamte Verpflichtung mittels hinterlegtem Cash abdecken. In einem Margin-Account räumt der Broker dem Kunden einen Kreditrahmen ein, der auf der Basis seiner beleihbaren Aktien (70 oder 75 Prozent, ich bin nicht sicher) plus Cash beruht. Reicht der Kreditrahmen nicht mehr aus, dann muss der Broker nach seinem Gutdünken Assets (Aktien etc.) aus dem Bestand des Kunden verkaufen. Zinsen werden nur dann berechnet, wenn der Kreditrahmen tatsächlich in Anspruch genommen wird.Dieser Punkt gilt auch für den letzten Absatz in Punkt 3. Eine beeindruckende Darstellung, detailliert genug für ein wissenschaftliches Papier, aber leider auch, um jeden an Optionen Interessierten abzuschrecken. Vielleicht sollte der letzte Absatz “Der über die Börse praktisch zu realisierende Preis - ausgedrückt über den bid/ask-Spread - ist zusätzlich von Angebot und Nachfrage nach den Optionen abhängig!” an den Anfang gestellt werden. "StrategienDer Unterschied zu einem ungedeckten Optionsverkauf (short-put Spekulation) besteht darin, dass der Anleger genügend Geld auf seinem Konto vorhält, um die Aktien am Verfallstag abnehmen zu können." Siehe Margin weiter oben. Ich schlage vor, die Risiken von Short-Optionen ausführlicher darzustellen. Dass ein ungedeckter (short) Call ein theoretisch unendlich grosses Risiko enthält, sollte wohl jedem einleuchten. Ein ernst zu nehmendes Risiko besteht auch bei einem short Put, obwohl es oft als ein guter Weg beschrieben wird, eine gewünschte Aktie zu einem niedrigeren als dem aktuellen Preis zu kaufen. Die Aktie kann nämlich auch gewaltig unter den Strikepreis fallen. Alles schon passiert, mir und auch mindestens einem Anderen im WPF. Dann hat man sich für eine kleine Prämie einen möglicherweise grossen Verlust eingehandelt.“Der maximale Verlust bei Ausübung einer am Geld gekauften Option ist auf die gezahlte Optionsprämie beschränkt.” Einfacher und genauer: Der maximale Verlust beim Kauf einer Option, ob Call oder Put, ist die gezahlte Prämie, plus Gebühren. Irgendwo könnte man auch beschreiben, dass jedem möglichen Gewinn ein Risiko gegenüber steht. Das gilt natürlich für jedes Investment. Soweit meine Kommentare. Noch eine allgemeine Anmerkung zu Preisen. Sie gilt auch für Aktien, zumindest solche, die einen nennenswerten Spread haben, was bei Optionen immer der Fall ist. Dann klicke ich auf IB's Trader Workstation (TWS) auf den Ask-Preis, um eine Kauforder zu generieren bzw. auf den Bid für eine Sell-order. Dasselbe gilt wohl auch bei Lynx und Captrader. Dann klicke ich aber nicht auf Transmit, sondern auf den Preis. Es öffnet sich ein Fenster mit etlichen Preisen zwischen Ask und Bid. Einer davon wird als Midpoint-Preis angezeigt. Auf den klicke ich und schicke die Order ab. In geschätzt 90% aller Fälle findet sich ein Partner, der auf mein Gebot eingeht. Ich kann mich irren, aber ich halte das mit dem Midpoint für einen sehr interessanten Nebeneffekt des High-Frequency-Tradings (HFT). Wie ich schon am Anfang sagte, was ich hier schreibe ist in "brain dump". Bitte sortieren, kommentieren, wegschmeissen oder einarbeiten. Es steht jedem in dieser Runde frei, meine Anregungen in seine eigenen Postings einzuarbeiten.Grüsse ringsum, hoffentlich machen wir was draus.Klaus. PS: Danke, Stefan, für deine Mühe. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag