ElTopo April 22, 2016 So, nach längerer Zeit möchte ich mich mal wieder melden und von den aktuellen Entwicklungen berichten. Seit einigen Monaten nun bin ich tatsächlich mit dem Rucksack unterwegs, habe so einige Projekte besucht, viele Menschen kennengelernt und neue Dinge ausprobiert. Auf jeden Fall eine tolle Erfahrung. Allerdings bekam die naive Anfangseuphorie auch bald einige Dämpfer: 1. Das völlig planlose und freie Herumziehen entspricht doch wohl nicht ganz meinem Naturell. Etwas langfristige Planung ist mir doch lieber. Und andererseits ist es für mich äußerst unschön, ständig auf das Wohlwollen von Gastgebern angewiesen sein. Gut, dass ich einen ordentlichen Puffer auf dem Konto habe. Was mich zum nächsten Punkt bringt: 2. Die von mir geschätzten 200 bis 300€ monatlich waren doch etwas bescheiden angesetzt. Ich war jetzt nie ein großer Prasser, aber auf einen totalen Landstreicher-Lebensstil zu gehen war dann doch nichts für mich. Ich möchte die Freiheit per Zug/Bus zu reisen statt zu trampen, abends mal in die Kneipe oder auf ein Konzert zu gehen, die Familie öfters zu besuchen und da Geburtstagsgeschenke mitzubringen, eine gescheite Krankenversicherung zu haben, und allgemein ein bisschen zu (er)leben. Wo bist / warst du denn unterwegs? Ich bin seit Anfang des Jahres mit dem Rucksack in SOA unterwegs, was bzgl. der Kosten wohl eine der günstigsten Regionen weltweit ist. Unter 600 Euro pro Monat läuft aber auch hier nichts. Mit ein paar Touren und sonstigen Freizeitbeschäftigungen bist du schnell bei 1000. So stehe ich nun vor dem Schritt, den Rucksack wieder auszupacken und Bewerbungen zu schreiben, und dann zurück in den alten (bzw. einen ähnlichen) Job zu gehen. Zwar hab ich derzeit keinen akuten Druck, etliche Jahre würde mein Puffer schon noch reichen, auch mit "Flashpacking". Meine Sorge ist eher, in einigen Jahren mit 40 bis 50 Jahren zurückkommen zu wollen oder zu müssen, und dann festzustellen, dass der Zug für mich abgefahren ist. Was wäre das denn für ein Job? Kannst du den nicht vielleicht ortsunabhängig machen? Stichwort digitaler Nomade? Dann könntest du reisen, kannst aber trotzdem deine Kasse aufbessern... Ebenso werde ich dann mal mein Depot umbauen: Nachdem der Global Select Dividend abgesehen von den höheren Ausschüttungen eigentlich keine rationalen Vorteile hat werde ich die Anteile mit geringem Verlust verkaufen, und auf ein klassisches 3er Depot aus marktbreiten Fonds umbauen. Günstige, weltweit streuende ETFs, mit Anleihen / Festgeld / Tagesgeld abgestimmt auf die persönliche Risikotoleranz. Fertig. Fazit also: Das Projekt "Ausstieg mit Mitte 30 und 150k€" ist für mich erstmal beendet. Trotzdem bin ich froh, den Versuch gemacht zu haben und hatte dabei viel Spaß. Mal sehen, wenn das Sparen so weiter geht gibt es vielleicht später das Projekt "Ausstieg mit Mitte 40 und 250k€". Wie oben erwähnt, der Königsweg wäre neben dem passiven Einkommen eine zusätzliche ortsunabhängige Beschäftigung, die deine Reisekasse aufbessert. Man muss sich nicht zwangsläufig zwischen Reisen und Job entscheiden, wenn der Job es zulässt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwachzocker April 22, 2016 Wo bist / warst du denn unterwegs? Ich bin seit Anfang des Jahres mit dem Rucksack in SOA unterwegs, was bzgl. der Kosten wohl eine der günstigsten Regionen weltweit ist. Wo liegt "SOA"? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Kezboard April 22, 2016 z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Soa Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
tomkyle April 22, 2016 · bearbeitet April 22, 2016 von tomkyle SOA = Süd-Ost-Asien, im englischen SEA https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien#Heutige_Staaten Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Cheque April 22, 2016 Ich habe den Thread auch heimlich verfolgt. Wollte ich mich jetzt einmal zu Wort melden, weil ich es klasse finde, so eine Rückmeldung zu bekommen. Deine Erfahrungen würde ich trotzdem als sehr positiv ansehen. Die Erkenntnis, dass der langweilige Alltag in Deutschland vielleicht doch nicht so schlecht ist, kann auch etwas wert sein. Ich plane im nächsten Jahr eine ähnliche Auszeit. Bei wird es allerdings eine Weltreise mit Motorrad werden. Da kommen dann andere Hindernisse (Carnet etc.) auf einen zu. Dafür werde ich ca. 1.200 EUR / Monat (ohne Reparaturen, Equipment etc.) veranschlagen. Ich starte allerdings unter anderen Voraussetzungen: Bin mit 27 relativ jung und mein Startkapital reicht bei weitem nicht aus um davon auf Reisen zu leben. Online-Business klingt sexy, allerdings ist der Markt (Blog-Business etc.) dort mMn gesättigt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
ElTopo April 22, 2016 SOA = Süd-Ost-Asien, im englischen SEA https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostasien#Heutige_Staaten Danke, ich dachte die Abkürzung wäre allgemein bekannt... Ich habe den Thread auch heimlich verfolgt. Wollte ich mich jetzt einmal zu Wort melden, weil ich es klasse finde, so eine Rückmeldung zu bekommen. Deine Erfahrungen würde ich trotzdem als sehr positiv ansehen. Die Erkenntnis, dass der langweilige Alltag in Deutschland vielleicht doch nicht so schlecht ist, kann auch etwas wert sein. So ist es. Ich würde auch nicht dauerhaft reisen wollen, aber auf jeden Fall mehr als die 4-6 Wochen im jahr, die ein Arbeitgeber einem in normalen Jobs zugesteht. Ich plane im nächsten Jahr eine ähnliche Auszeit. Bei wird es allerdings eine Weltreise mit Motorrad werden. Da kommen dann andere Hindernisse (Carnet etc.) auf einen zu. Dafür werde ich ca. 1.200 EUR / Monat (ohne Reparaturen, Equipment etc.) veranschlagen. Ich starte allerdings unter anderen Voraussetzungen: Bin mit 27 relativ jung und mein Startkapital reicht bei weitem nicht aus um davon auf Reisen zu leben. Online-Business klingt sexy, allerdings ist der Markt (Blog-Business etc.) dort mMn gesättigt. Ich meine mit ortsunabhängigen arbeiten nicht zwangsläufig Internet-Jobs. Übersetzer können z.B. von überall arbeiten, und bei vielen Bürojobs wäre das auch möglich. Meist sträuben sich noch die Arbeitgeber, man soll ja schließlich schön seine Stempelkarte durchziehen und die 40 Stunden im Büro absitzen. Aber das wird sich in den nächsten Jahren auch ändern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Akaman April 22, 2016 Ich plane im nächsten Jahr eine ähnliche Auszeit. Bei wird es allerdings eine Weltreise mit Motorrad werden. Da kommen dann andere Hindernisse (Carnet etc.) auf einen zu. Als ich wesentlich jünger als heute (aber schon deutlich älter als du heute) war, bin ich mal mit dem Motorrad von Alaska nach Feuerland gefahren. Es war die schönste Zeit meines Lebens (naja: bisher jedenfalls) und hat mich letztlich - wenn auch indirekt und natürlich ungeplant - auch beruflich wesentlich vorangebracht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
NiceShadow April 22, 2016 Ich meine mit ortsunabhängigen arbeiten nicht zwangsläufig Internet-Jobs. Übersetzer können z.B. von überall arbeiten, und bei vielen Bürojobs wäre das auch möglich. Meist sträuben sich noch die Arbeitgeber, man soll ja schließlich schön seine Stempelkarte durchziehen und die 40 Stunden im Büro absitzen. Aber das wird sich in den nächsten Jahren auch ändern. Teilweise gibt es das schon, sogar in Berufen, von denen man es zunächst nicht erwartet. So verteidige ich zum Beispiel Deutschlands Freiheit nicht direkt am Hindukusch, sondern 3 mal pro Woche von meinem Homeoffice und nur noch 2 mal pro Woche von meinem regulären Büro. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Backpacker April 25, 2016 Oh, hier ging es ja noch weiter... Unterwegs war ich zuerst in Portugal, dann über Frankreich nach Deutschland zurück. Also jetzt nix womit man in Backpackerhostels prahlen kann, aber genug Interessantes gesehen habe ich so auch. Dafür muss man ja nicht zwangsläufig um die halbe Welt. Ja, ein ortsunabhängiges Einkommen wäre natürlich, neben den passiven Kapitalerträgen, der Königsweg. In meinem derzeitigem Job sehe ich da eher schlechte Chancen (und bin auch gar nicht sicher ob ich das will), daher suche ich hier noch nach Ideen rum. Nach dem Kassensturz habe ich nun gesehen, dass jeden Monat ca. 300 bis 500€ draufgegangen sind. Einerseits natürlich sehr wenig, weil ich ja die meiste Zeit gegen Kost und Logis gearbeitet habe. Andererseits doch mehr als gedacht, da ich doch öfter umgezogen bin als gedacht, daher mehr Transportkosten, und mir auch mehr Vergnügungen unterwegs geleistet habe. Und gerade in Deutschland gingen ja schon fast 200€ für die freiwillige Krankenversicherung drauf... Bei langsamerer Reise und längerem Niederlassen an einem Ort, und günstigeren Freizeitbeschäftigungen ginge sicher noch etwas weniger, aber gerade am Anfang will man ja doch mehr erleben. Aber wie gesagt, auch wenn es nicht so geklappt hat wie geplant, bin ich doch froh es gemacht zu haben. Es war eine tolle Zeit, und die Erkenntnisse die ich dabei gewonnen habe hätte ich ja nie bekommen wenn ich nur nach dem Motto: "Ach, das wird ja sowieso nichts." daheim geblieben wäre. Hin und wieder muss man halt einfach mal was versuchen. Klar kann es schief gehen, aber wenn man es nie versucht klappt es garantiert nicht. So bleibt mein Fazit: Ja, mich zieht es wieder raus, der grundsätzliche Plan war richtig. Aber im Detail eben noch zu optimieren, und ein paar Jährchen zu früh. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Kolle April 26, 2016 · bearbeitet April 26, 2016 von Kolle So bleibt mein Fazit: Ja, mich zieht es wieder raus, der grundsätzliche Plan war richtig. Aber im Detail eben noch zu optimieren, und ein paar Jährchen zu früh. Bis vor 100 Jahren war es für Handwerksgesellen Tradition, nach der Lehrzeit auf Wanderschaft zu gehen. Die Lebenserfahrung hat viele geprägt, man bekommt einen weiten Blick für viele Dinge, lernt dazu und gibt eigene Erfahrungen weiter. Mehr Mobilität im Beruf geht nicht. In der modernen, globalen, vernetzten und schnelllebigen Arbeitswelt haben sich viele Dinge geändert, aber Auslandserfahrungen sind immer wichtiger und durch nichts zu ersetzen. Mit Urlaub funktioniert das nicht, man muss mit den Menschen in deren sozialen Gefüge zusammen leben und arbeiten. Mein Sohn ist gerade aus seinem 6monatigen Praktikum aus Namibia zurück. Meine Tochter war mit ihrer Familie 4 Jahre in den USA, sowas prägt das ganze Leben. Vom Zeitpunkt her geht es am Besten gleich nach der Ausbildung/Studium. Ist man bereits etabliert wird es schwer, man hat oft was zu verlieren, die Sorge um Wiedereinstieg und Karriereknick ist berechtigt, ich kenne Beispiele die sehr ungünstig verliefen aber auch ein Beispiel wo jemand im Ausland geblieben und dort seine Karriere gemacht hat. In der Rente hat man die Karriere- und Wiedereinstiegssorgen nicht mehr. Dazu hat man ein passives Einkommen. Man bleibt dann aber meist "Urlauber" und findet nicht mehr den nativen Kontakt zu Land und Leuten. Gesundheitliche Sorgen und Handicaps kommen dazu. Und wenn schon Urlaub, so haben mir die Wochen auf dem Jakobsweg in Südfrankreich besser gefallen als irgendwo am Strand rumzuliegen. Man hat gleich ein ganz anderes Verhältnis zu den Mitwanderern als zu Zimmernachbarn im Strandhotel. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
nuncta Juli 15, 2016 · bearbeitet Juli 15, 2016 von nuncta Generell ist dieser "passive Einkommen" irreführend, da ein Marketing Begriff cleverer Leute wie Tim Ferriss, um digitalen Nomaden und anderen Bücher über die 4-Stunden-Woche zu verkaufen. Und die meisten anderen Ideen in dem Bereich erweisen sich ebenso als Suche nach dem finanziellen Stein der Weisen, inzwischen kommt das auch in diversen reddit Threads oder professionellen Blogs zur Sprache. Aktien und Hausbesitz sind wohl die Ausnahme, aber dazu muss ich erstmal Kapital besitzen. Denn selbst bei Ultra-Sparsamkeit sehen die Zahlen für die meisten Langzeitreisenden vermutlich so aus: http://www.flocutus.de/einnahmen-ausgaben-genug/ Und eben nicht wie bei den sehr wenigen Platzhirschen in der Szene wie planet backpack, die ihr Blog erfolgreich monetarisiert haben. Wobei das dann auch nicht mehr den Tatbestand "aussteigen" erfüllt, wenn ich von Bali aus ein kleines Medienimperium manage. Ich war selbst 2015 ein komplettes Jahr unterwegs einmal um den Globus inkl. in einem buddhistischen Kloster in den USA wohnen für ein paar Monate. Was an finanziellen Überlegungen noch dazu kommt, ist das Währungsrisiko, mich erwischte damals die Franken-Krise im Januar 2015 in der Finanzplanung. Dafür war der Umzug bzw. Einlagerung meiner Dinge davor günstiger wegen dem gesunkenen Ölpreis, ebenso der 6000 Meilen Roadtrip durch die USA, den ich 2008 noch deutlich teurer in Erinnerung hatte. Insofern - und auch ein Jahr später - würde ich potentiell eher mehr Geld in Anlagen außerhalb des Euro parken. Zum Thema Frührente mit 30 gibt es doch schon eine ganze Bewegung unter dem Acronym FIRE (Financial Independence Retire Early). Etwa unter https://www.reddit.c...alindependence/ Bekannt wurde die Szene durch Mr. Money Mustache: http://www.mrmoneymu...rly-retirement/ Allerdings geht es dann doch um ganz andere Beträge, mit denen man sich zur Ruhe setzt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Lazaros 24. Mai · bearbeitet 24. Mai von Lazaros Da ich gerne alte Threads rauskrame, würde ich mich über ein kleines Update freuen. Warum? Weil man dabei mehr lernen kann, als bei den üblichen Depotbesprechungen. Was mich interessiert, da du ja auch schon auf Mitte 40 zugehst: Was wurde aus deinen Plänen? Reisen, Beruf, Familie Wie entwickelte sich dein Leben? Rückblickend: Was war dein größter Fehler? Was war dein größter Erfolg? Ausblick: wie soll es weitergehen? Für ehrliche Antworten (lass dir Zeit), wäre ich dankbar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Backpacker 24. Mai Naja, das Fazit meiner Reise/Auszeit hatte ich ja vor Jahren schon geschrieben. Finanziell hab ich mit einem langweilen ETF Depot nicht so viel Diskussionsbedarf. Und meine sonstige Lebensgeschichte gehört auch eher nicht in einem Finanzforum ausgebreitet. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Lazaros 24. Mai vor einer Stunde von Backpacker: Naja, das Fazit meiner Reise/Auszeit hatte ich ja vor Jahren schon geschrieben. Finanziell hab ich mit einem langweilen ETF Depot nicht so viel Diskussionsbedarf. Und meine sonstige Lebensgeschichte gehört auch eher nicht in einem Finanzforum ausgebreitet. Hatte ich mir schon so gedacht, dennoch finde ich, dass die periodische Auseinandersetzung mit obigen Fragen sehr wichtig ist, wenngleich es auch nicht öffentlich ausgebreitet werden sollte. „Leben ist das, was passiert, während Du fleißig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“ John Lennon Zusatz von mir: Und manchmal ist es gar nicht mal so vermurkst, wie man selbst annimmt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag