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Schinzilord

Lohnen Rohstoff-Future-ETFs?

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Schinzilord

Hallo!

 

Immer wieder geistert die Frage durchs Forum, ob Rohstoff-Future-ETFs ins Depot gehören, ob sie zur Diversifikation beitragen und ob sie überhaupt eine positive Renditeerwartung besitzen...

da in dem Zusammenhang auch immer mal wieder mein Name fällt und da ich vor ein paar Jahren für Rohstoff-Future-ETFs geworben habe, fühle ich mich irgendwie in der Verantwortung, etwas zur Diskussion beizutragen :)

 

Zuallererst das Bild des Schreckens:

Abbildung 1: ETF090 vs. DBXLCI 2010-2015

post-9048-0-02696500-1427832997_thumb.png

Kursentwicklung 2010 bis 2015 für zwei Forenlieblinge, db x-trackers DBLCI OY Balanced und Comstage Equal Weight (EW) Commodity.

Erstens: Herzlichen Glückwunsch an Alle, die meinen Rat befolgt haben den Comstage zu nehmen: Er ist besser gelaufen als der db x-trackers :)

Zweitens: Ein Entschuldigung an Alle, die überhaupt auf meinen Rat hin in die Assetklasse investiert haben. Wir sitzen alle im selben Boot :unsure:

 

Viele Diskussionen drehen sich um die Frage, ob Rohstoff-Futures überhaupt eine positive Renditeerwartung haben.

Prinzipiell setzt sich die Rendite aus drei Komponenten zusammen:

  1. Änderungen in der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer über zukünftige Rohstoffpreise
  2. Rollgewinn / Verlust je nach Backwardation / Contangosituation
  3. Risikoloser Zins

Risikoloser Zins ist aktuell de facto bei 0%, wenn man das Kapital nicht riskanter investiert.

Rollgewinn- bzw. verlust sollte sich bei mehreren Rohstoffen rausmitteln.

Bleibt also die Änderung der Erwartungshaltung über zukünftige Rohstoffpreise, welche aufgrund von externen Schocks einhergehen können (Ölpreisverfall) oder, zumindest in der Theorie, eine Kompensation für Spekulanten fürs Übernehmen der Preisrisiken von Hedgern (Rohstofflieferanten) sein könnten.

 

Das aber nur zur Einführung, hier möchte ich gar nicht explizit auf die einzelnen Argumente für und wider eingehen.

 

Mir geht es jetzt um die Frage:

Wie gut ist eine Future-Index Konstruktion überhaupt geeignet, Rohstoffpreise im Depot abzubilden?

Wie verhält sich der Future, wenn die Spotpreise steigen oder fallen?

Ist hier mit systematischen Über/Unterrenditen zu rechnen?

 

Mir geht es nicht um die generellen Diversifikationseigenschaften von Rohstoff-Future und das Rendite/Risikoprofil an sich, sondern nur um die Frage, was bringt oder schadet mit dir Future-Konstruktion.

 

Denn was bringt mir die schönste Assetklasse, wenn ich überhaupt nicht passend darin investieren kann.

 

Ich habe jetzt eine Auswertung gemacht, die explizit den Unterschied zwischen der Future- und der Spotpreisentwicklung am Beispiel des Comstage EW Commodity ETFs zeigen soll.

 

Hierzu wurde eine multiple lineare Regression der täglichen Rendite von August 2009 bis März 2015 durchgeführt der einzelnen Spotpreise und des Future-ETFs.

Im gesamten investiert der Comstage EW Index in 12 Rohstoffe mit jeweils ca. 8.33% Gewichtung. Die 12 Rohstoffe sind auf die drei folgenden Blöcke aufgeteilt:

  1. Edelmetall (Gold, Silber, Platin, Palladium)
  2. Industriemetalle (Kupfer, Zink, Aluminium, Nickel)
  3. Energie (Öl Brent, Öl WTI Crude, Gasöl, Erdgas)

Die gesamte Auswertung wurde mit täglichen Kursen von finanzen.net in USD durchgeführt (da die Rohstoffe ja in USD gehandelt werden). Die Renditen beziehen sich somit auf einen US Investor.

 

Abbildung 2: Spotpreise der 12 im Index enthaltenen Rohstoffe vs. ETF090 von 08/2009 bis 03/2015

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Da man in Abbildung 2 nicht wirklich viel erkennen kann, habe ich einen EW Spotindex nachgebaut mit jeweils konstant 8.33% Gewichtung auf die täglichen Renditen der Spotpreise:

Abbildung 3: EW Future vs. EW Spot

post-9048-0-15283200-1427834567_thumb.png

 

Hier sieht man mehr oder weniger eine konstante Underperformance des Futures-ETFs gegenüber der equal weight Spotpreisentwicklung.

 

Aber da nur die Spezialisten hier im Forum aus Graphiken konkrete Schlüsse ziehen können, musste ich leider den Umweg über die multiple lineare Regression gehen...

Es wurden die täglichen Renditen des ETF090 (abhängige Variable) gegen die 12 unabhängigen Variablen der täglichen Rendite der 12 Rohstoff-Spotpreise regressiert.

 

Die Stärke des Modell liegt darin, dass ALLE 12 Rohstoffe, welche im Index enthalten sind, im Regressionsmodell vorkommen. Somit bleibt keine Restunsicherheit, dass Unterschiede in der Renditeverteilung auf nicht berücksichtigte Rohstoffe zurückzuführen sind.

Einmal wurde der Gesamtzeitraum untersucht (2009 - 2015), und dann jeweils die Einzelzeiträume 08/2009 - 03/2010, 03/2010 - 03/2011 ..... 04/2014 - 03/2015.

Abbildung 4: statistische Parameter und Signifikanztests:

post-9048-0-64592500-1427834762_thumb.png

df = Anzahl Renditen

F-Test: Maß der gesamten Regression

t-tests der einzelnen unabhängigen Variablen.

Bis auf Diesel (welches ich als Proxy für Gasöl genommen habe) sind alle unabhängigen Variablen statistisch signifikant mindestens auf dem 90% Konfidenzniveau, zumeist sogar weit über 99.9%.

Das Gesamtmaß, zu welche die Variation der Rendite des ETF von den einzelnen Komponenten der Rohstoffe erklärt wird, liegt bei über 80%.

D.h. 20% der täglichen Schwankungen werden NICHT von der Spotpreisentwicklung erklärt.

Dies bedeutet, dass die 20% irgendwo anders herkommen müssen. Ich habe auch noch den MSCI World und EUR/USD Wechselkurse ausgeschlossen, sodass höchstwahrscheinlich nur noch die 20% den Einflüssen der Futurekonstruktion zuzuschreiben sind (Rollgewinne / verluste, Frontrunning etc.).

 

Das statistische Modell eignet sich somit sehr gut, die Rendite des ETF zu erklären. Das wäre schon mal abgeklärt, dann kann man jetzt weitere Schlüsse daraus ziehen :thumbsup:

 

Kommen wir jetzt zur Kernfrage: Über- oder Unterrendite des Future-ETF gegenüber Spotpreise?

Wenn man sich die Signifikanztests des alphas anschaut (t_alpha in Abbildung 4), so sieht man leider, dass der t-Test keine statistische Signifikanz über dem 90% Konfidenzniveau liefert.

Das alpha (=Unter/Überrendite, welche nicht durch die 12 Einzelrohstoffe erklärt wird) hat einen zu großen Fehler.

 

Trotzdem lässt sich der Trend klar ablesen:

Abbildung 5: Über/Unterrendite des ETFs gegenüber den Spotpreisen im zeitlichen Verlauf

post-9048-0-56763700-1427835298_thumb.png

 

Auch wenn die Fehlerbalken relativ groß sind (weswegen wir auch nur statistische Sicherheit zwischen 20% und 70% haben, so erkennt man doch, dass in den meisten Abschnitten und im Gesamtzeitraum der Future-ETF eine Unterrendite gegenüber der Spotpreisentwicklung eingefahren hat.

 

Hätte man also in die 12 Rohstoffe direkt investiert (indem man sie sich in den Keller gelegt hätte), so hätte man ungefähr eine Überrendite von 2-3% pro Jahr gegenüber dem Future-ETF gehabt.

Anders gesagt:

Durch die Investition in den Future-ETF entgehen einem 2-3% Rendite pro Jahr, welche irgendwo und irgendwie in der Future-Konstruktion durch Rollverluste, Frontrunning (?), Spreads, Gebühren, Cost of Carry etc. verloren gehen.

 

Schaut man sich die Daten genauer an, erkennt man z.B. 2010 und 2012, dass die Future-Konstruktion eine Überrendite gegenüber der Spotpreiskonstruktion errungen hat. Das korreliert mit den beiden massiven Preisanstiegen in Abbildung 1. 2010-2011 sind auch alle Rohstoffe im Spotpreis im Gleichlauf nach oben marschiert. Hier hat wohl die Future-Konstruktion überproportional daran partizipiert.

Schaut man sich die Betas im Regressionsmodell an, so erkennt man 2010 (b12_Silver = -0.07736 +-0.047322) und 2012 (b2_Gold = -0.022848 +-0.051715, nicht stat. signifikant!!) negative Exposures gegenüber Silber und Gold.

Evtl. kommt daher auch die Überrendite gegenüber dem statistischen Modell. Sozusagen ein Artefakt, das müsste man genauer untersuchen.

 

Demgegenüber steht die Mehrzahl von Unterrenditen, welche eben auch zu einer Gesamtunterrendite führt...

5 Einzelreiträume sind wahrscheinlich zu kurz, um dauerhaft von einer Unterrendite auszugehen. Aber andererseits, irgendwann muss man auch mal die Reißleine ziehen.

 

 

Puh, erst mal durchatmen. Ich freue mich über jeden, der es bis hierher geschafft hat :)

 

Was heißt das jetzt konkret für uns?

Eine gewisse Systematik kann ich in der Konstruktion schon erkennen. 12 Rohstoffe sind auch ausreichend diversifiziert, so dass ich im Mittel auch weiterhin von den kontinuierlichen Verlusten ausgehen werde / würde.

 

Dass sich die Spotpreise schlecht in den vergangenen Jahren ungünstig entwickelt haben, ist das eine. Damit kann ich leben, die Spotpreise können auch jederzeit wieder anziehen.

Aber dass die Future-Konstruktion solch eine Underperformance mitbringt, ist etwas ganz anderes.

Denn was bringt mir die beste Assetklasse, wenn ich nur in ungenügender Weise darin investieren kann....

 

Fazit: Ich möchte mit Euch die Ergebnisse diskutieren und hinterfragen und dann evtl. zu einem Entschluss kommen, entweder weiterhin in Rohstoff-Futures zu investieren oder auszusteigen.

 

Wer Interesse an den Rohdaten hat, ich gebe sie gerne per PN inkl. des Octave Regressionsmodells raus.

 

Hier noch alle statistischen Rohdaten (betas und t-Werte der Einzelzeiträume):

ETF090_Auswertung.txt

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sparfux
· bearbeitet von sparfux

Ich möchte mit Euch die Ergebnisse diskutieren und hinterfragen und dann evtl. zu einem Entschluss kommen, entweder weiterhin in Rohstoff-Futures zu investieren oder auszusteigen.

Tja, die Frage hatte ich - ohne Regressionsnalyse und ohne einen neuen Thread auf zu machen - ja "zufälligerweise" auch gerade gestellt.

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Vielen dank erst mal für diesen Beitrag! thumbsup.gif

 

Zu einer aussage muss ich aber was fragen:

 

Rollgewinn- bzw. verlust sollte sich bei mehreren Rohstoffen rausmitteln.

Wie ist das gemeint? Aktuell befinden sich doch so gut wie alle Rohstoffe in Contango. Liegt nicht genau hier der Hase im Pfeffer? unsure.gif

 

Während es zwischen 1970 und 2000 nahezu ununterbrochen zu Rollgewinnen kam hat sich der Trend seit Anfang dieses Jahrtausends in die andere Richtung verschoben.

 

(Falls gerade jemand von euch Ilmanens „Expected Returns“ zur Hand hat Seite 223 gibt es eine eindrückliche Grafik dazu, habe kurz im Netz gesucht konnte sie aber nicht finden... whistling.gif)

 

Gruß kafkaesk93

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otto03

 

 

Fazit: Ich möchte mit Euch die Ergebnisse diskutieren und hinterfragen und dann evtl. zu einem Entschluss kommen, entweder weiterhin in Rohstoff-Futures zu investieren oder auszusteigen.

 

 

 

- danke für die Auswertung

- war und bin nach wie vor an Rohstoffen interessiert

- betrachte sie z.Zt. allerdings und schon länger nicht mehr als dauerhaften Bestandteil meiner Asset Allocation

- habe in der jüngeren Vergangenheit nur noch einzelne Wetten (Zockerei) auf einzelne Rohstoffe mit wechselndem Erfolg gewagt

 

- die Frage: was macht man mit dieser Assetklasse?

- meine Antwort: z.Zt. kein dauerhaftes Engagement

 

- was könnte man machen?

- Edelmetalle ausserhalb der Indexkonstrukte

- Zertifikatekonstrukte (auf andere Rohstoffe), die das Elend des Rollens umgehen, die zum Beispiel auf einen fixen Futuretermin ausgerichtet sind

- einzelne Wetten, die natürlich in einem ruhig geführten durchdachten Portfolio nichts verloren haben

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

Rollgewinn- bzw. verlust sollte sich bei mehreren Rohstoffen rausmitteln.

 

Das würde ich verneinen. Wie oben geschrieben notiert aktuell sehr vieles im Contango.

Nur mal so am Rande: Alleine das Öl Contango kostet aktuell 20% pro Jahr (siehe unten).

 

Morningstar hat sich dem Thema zuletzt ebenfalls gewidmet. guckst Du hier.

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

- Zertifikatekonstrukte (auf andere Rohstoffe), die das Elend des Rollens umgehen, die zum Beispiel auf einen fixen Futuretermin ausgerichtet sind

 

Falsch gedacht, woher kommen denn die Rollverluste?

Aus der Contango Situation, in der die zukünftigen Futures Kontrakte teurer sind wie die aktuellen.

ob ich das Problem auf mehrmals rollen verteile oder mir am Stück einkaufe spielt dabei kaum noch eine Rolle

 

am Beispiel CL Future:

 

post-5309-0-13656700-1427841302_thumb.png

 

je weiter in der Zukunft, umso teurer im Vergleich zum Frontmonat.

12 Monat in die Zukunft: +21%

24 Monate in die Zukunft + 30%

 

zugegeben, die Kurve flacht am Ende ab und das Aufgeld p.a. wird dadurch geringer:

post-5309-0-65852500-1427841865_thumb.png

 

Dafür sind die Kontrakte aber quasi nicht handelbar: Die bid/ask Spreads haben was von einem Scheunentor so groß sind sie.

Außerdem sind 41% Aufgeld für 8 Jahre immer noch keine Kleinigkeit.

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

Die Metalle sind auch alle fast durchgehend im Contango, allerdings nicht so teuer wie Öl.

 

post-5309-0-68860100-1427842940_thumb.png

 

im Mittel sind das rund 0.90% wenn man Kontakte in einem Jahr betrachet.

Rollt man nur am kurzen Ende dürfte man meistens über 1% liegen.

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lenzelott

Energie ist der absolute Killer bzgl. Rollverluste in dem Rohstoffdepot aktuell:

Speziell wenn man die Frontmonate rollt:

post-5309-0-42446300-1427844452_thumb.png

 

Auf Jahressicht kommt da mindestens 15% zusammen, wenn man NICHT die Frontmonate rollt.

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

Sorry, bin oben durcheindergekommen und habe Kupfer (HG) mit den Edelmetallen in eine Topf geworfen.

 

Ich unterstelle jetzt einfach mal (ohne weitere Untersuchung, dass die Industrimetalle sich alle ähnlich wie Kupfer verhalten) und +/- 0% auf der längeren Zeitschiene liegen beim Rollen.

 

Damit ergibt sich summarisch folgendes Bild:

 

Edelmetalle: 0,58% * 4

Industriemetalle: 0% * 4

Energie: 15,50% * 4

 

Mittelwert 5,36% annualisierte Rollverluste aufgrund der aktuellen Futurespreiskurven.

 

Braucht man keine Regressionen dafür rechnen, nur die fiesen Contagos anschauen. :-

Wenn man noch die ETF Kosten abzieht und ein paar bid/aks Spreads kommen da schnell 6% zusammen.

Das ist eine aktuelle Momentaufnahme, muss natürlich nicht so bleiben.

 

Aber wie Morningstar in dem oben verlinkten Artikel fesgestellt hat, gab´s beim Rollen von 1983-2012 im Mittel Verluste.

Die Aktuelle Situation mag da aufgrund der Energies extrem wirken, aber für mich wäre das keine Investition.

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lenzelott

Hier mal einen prozentual adjustierter Endloskontrakt auf Gold (1975-Anfang 2014)

post-5309-0-94581800-1427845961_thumb.png

 

im Vergleich zu einem nicht adjustierten Endloskontrakten, in dem die Rollverluste künstlich/ falsch entsprechend nicht eingerechnet sind:

post-5309-0-69907600-1427846080_thumb.png

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Naja, Gold ist ja eines der wenigen Rohstoffe bei welchem man den Spotpreis einfach kaufen kann.wink.gif

 

Wenn ich mir deine Berechnungen zum Thema „Rollrendite“ anschaue thumbsup.gif ergibt sich für mich folgendes Bild:

 

Zu erwartende Rendite Rohstoff ETF: Preisänderung (2 % Inflation)+ Rollrendite (- 6%) + Zins (0%) + Rebalancing ( 1% ) = -3 % p.a.

 

Nicht so saftig... whistling.gif

 

Gruß kafkaesk93

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Schinzilord

Guter Punkt mit den Rollverlusten, insbesondere bei Energie.

 

Jedoch kann man in meinen Augen die jetzige Forwardkurve und die erwarteten Rollverluste für die Zukunft nicht einfach auf den gesamten Zeitraum 2009 bis 2015 projezieren...dazwischen gab es ja Zeiten, wo Öl in Backwardation war.

 

Edelmetalle / Industriemetalle haben generell geringe Rollverluste.

Bleibt Energie. Und bei Öl am jetzigen 5 Jahres Tiefpunkt ist voll im Contango. Das muss aber nicht für den gesamten Zeitraum gelten, oder?

 

Hier mal Daten aus 2010:

http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.barchart.com%2Fetf%2Fresearch%2FFig1-CrudeOilFuturesCurve.gif&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.barchart.com%2Farticles%2Fetf%2Fcommodityperformance&h=428&w=633&tbnid=BFmtK1xzqO9c7M%3A&zoom=1&docid=dazn4EmWuN5iBM&ei=TJwbVbX9FpD7au2cgYAN&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=247&page=1&start=0&ndsp=24&ved=0CCEQrQMwAA

Da war Öl auch im Contango, davor war es z.B. in mild Backwardation.

 

Hat jemand weitere, vollständige historische Forwardkurven für Öl und Natural Gas?

2013 - 2015 Backwardation für Brent und Crude:

http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fcampus.hesge.ch%2Fcommodity_trading%2Fwp-content%2Fuploads%2F2012%2F10%2Fforward-curves1-e1351165518157-1024x351.gif&imgrefurl=http%3A%2F%2Fcampus.hesge.ch%2Fcommodity_trading%2F%3Fp%3D6020&h=351&w=1024&tbnid=eCI7VnBA0tLg5M%3A&zoom=1&docid=SJyuas_qQIpolM&ei=_Z0bVazSBIOraaj7gZAD&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=316&page=1&start=0&ndsp=24&ved=0CC0QrQMwBA

 

 

Bitte nicht falsch verstehen, ich sehe das aktuelle Problem des brutalen Contangos.

Ich denke aber nicht, dass über den 5 Jahreszeitraum die KOMPLETTE Unterrendite von 3% NUR mit der Contangosituation zu erklären ist. Ich befürchte, es gibt noch andere negative Renditetreiben, die abseits der Contangosituation stehen.

Betrachtet man z.B. die Backwardation Situation von Öl von 2013-2014 und sieht, dass der Futures-ETF eine Underperformance von 3% p.a. hingelegt hat, gibt mir das zu denken.

 

Wenn ich die kompletten Forwardcurves von z.B. Öl hätte, könnte ich die Rollgewinne/verluste in die Regression als unabhängigen Parameter einbauen.

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IRRer-Zins

Klasse Arbeit mal wieder von Schinzilord.

Zur Untersuchung der Contangosituation könnte ich einen Vergleichsindex für Energiewerte raussuchen oder bauen und zur Verfügung stellen.

Wäre nur das Problem mit den historischen Forwardkurven zu lösen.

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

Jedoch kann man in meinen Augen die jetzige Forwardkurve und die erwarteten Rollverluste für die Zukunft nicht einfach auf den gesamten Zeitraum 2009 bis 2015 projezieren...dazwischen gab es ja Zeiten, wo Öl in Backwardation war.

 

Klar ist die Kurve im Öl nicht immer so.

Aber lies Dir mal den Artikel von Morningstar durch, den ich oben gepostet habe, da gibt´s genügend Erklärungs(-versuche ?) warum die Rohstoff Indice ETF nix wirklich gut waren und evtl. auch nix gut sein werden für den Anleger.

Wenn die 12 größten Futures von 1983-2012 in Summe negative Rollrenditen geliefert haben, dürfte doch klar sein wo der Zug hinrollt / herkommt.

 

Speziell die Rollarbitrage finde ich einen interessantenpunkt hierbei, die mit 3.6% pa geschätzt wird:

Die Indexrules sind bekannt, damit ist auch klar, dass zum Zeitpunkt x sehr viel Volumen von Kontrakt 1 in Kontrakt 2 umgeschichtet wird.

Kursneutral geht sowas logischerweise nicht.

 

Ich bin ernsthaft am Überlegen eine Handelsstrategie aufzusetzen, die das ganze "frontrunnt" um beim dummen Umschichten der Indices jedesmal paar marktneutrale Kröten einzustreichen.

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Holgerli

Ich wollte einfach nur mal Danke sagen.

Einmal für die hier (und auch den diversen anderen Rohstoff-Threads) geleistete Arbeit.

So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, warum Rohstoff-Investments weitaus komplizierter sind als sie im ersten Moment scheinen.

Und ich merke immer mehr, he mehr ich mich mit dem Thema beschäftige desto mehr Wissenslücken kommen zum Vorschein, sodass es besser ist, dass ich mich erstmal noch eine Weile mit dem Thema Rohstoffe befassen werde.

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Schinzilord

Mit IRRer-Zinses Hilfe habe ich nochmal die Regression des ETF090 gegen die Total-Return Futureindizes laufen lassen (hier sind unter anderem die Rollverluste enthalten).

 

Und nun zeigt sich, dass sich die Rendite des ETF komplett mit den Kursentwicklung der 12 Einzel-Future-Indizes erklären lässt (R^2 >98%, Sensitivitäten zu den Einzelfutures jeweils im Bereich des Indexgewichts von 8%).

Die statistische Signifikanz ist beim kompletten Zeitraum >> 99.999% und das alpha verschwindend, bzw. nicht statistisch signifikant von 0 verschieden.

 

Das bedeutet, dass die schlechte Wertentwicklung des ETF090 einzig und allein dem schlechten Abschneiden der Rohstofffutures zuzuschreiben ist.

Somit ergeben sich die letzten Jahre Rollverluste von 3-4% p.a. Es gibt keine versteckten Kosten des ETF oder der Indexkonstruktion.

Keine Ahnung, ob das in Zukunft anders wird...

bestimmt nicht, wenn Lenzelott das Long-Only-Investment auch noch abschröpft :)

 

Für mich heißt das:

Reduktion des Rohstoff-Future-Exposures im Portfolio, bis hin zum evtl. kompletten desinvesting.

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Gast231208

 

Für mich heißt das:

Reduktion des Rohstoff-Future-Exposures im Portfolio, bis hin zum evtl. kompletten desinvesting.

 

Das schlägt ein wie eine Bombe :o

 

Gilt das nur für Rohstoff-futures oder generell für Rohstoffe, physische Edelmetalle, konkret meine ich Xetra-Gold oder Edelmetallbasket WKN A0N62H ?

 

 

 

 

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lenzelott
· bearbeitet von lenzelott

 

Für mich heißt das:

Reduktion des Rohstoff-Future-Exposures im Portfolio, bis hin zum evtl. kompletten desinvesting.

 

Das schlägt ein wie eine Bombe :o

 

Gilt das nur für Rohstoff-futures oder generell für Rohstoffe, physische Edelmetalle, konkret meine ich Xetra-Gold oder Edelmetallbasket WKN A0N62H ?

 

Xetragold ist kein Future sondern quasi Physisches Gold, dem Lagerkosten belastet werden (einfach bei der DB nachlesen, ist glaube ich in der Grßenordnung von 0.4% pa.).

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Stoxx

Für mich heißt das:

Reduktion des Rohstoff-Future-Exposures im Portfolio, bis hin zum evtl. kompletten desinvesting.

Auf weitere Infos mit Begründungen wäre ich gespannt.

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lenzelott

Für mich heißt das:

Reduktion des Rohstoff-Future-Exposures im Portfolio, bis hin zum evtl. kompletten desinvesting.

 

Nachvollziehbare Entscheidung, auch dann wenn ich nicht gegen denn Rolltermin handeln sollte. :rolleyes:

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IRRer-Zins

Ich habe heute nochmal ein paar Energierohstoffe untersucht. Ist aber nicht ganz gleichzusetzen mit Schinzilords Berechnungen, da ich nur Indizes auf Rolloptimierung untersucht habe und keine konkreten Produkte.

Mit rolloptimierten Einzelrohstoffbasisindizes ist das Bestimmtheitsmaß extrem hoch und liegt über 0,99 bei statistisch nicht signifikantem Alpha. Bei normal gerollten Futures entsteht dann ein Alpha von ca. 1,5 % p.a. bei einem Bestimmtheitsmaß von ca. 0,98. Indizes waren GSCI Booster Energy TR und DB OY Energy TR.

Davon ausgenommen die eigentlichen Produktkosten, welche auf einen reinen Index noch obendrauf kommen.

 

Weiter habe ich hier noch eine Auflistung der Rollrenditen der rolloptimierten Ölindizes der Deutschen Bank:

post-27140-0-20020600-1428436056_thumb.pngpost-27140-0-93706700-1428436062_thumb.png

Da herrscht ein uneinheitliches Bild, einmal große Gesamtrollgewinne, einmal große Gesamtrollverluste.

Wer in Öl investieren möchte, sollte sich unbedingt mit der Rolloptimierung vertraut machen. Die holt langfristig gegenüber einfach gerollten Futures einiges mehr raus.

Bei geringen Handelsgebühren lässt sich durch Traden der Rollvorgänge, wie lenzelott schon schrieb, der ein oder andere Gewinn machen.

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Könntet ihr euch auch vorstellen auf Rohstoffe zu verzichten bis sich die Contsngo-Situation verbessert hat? Immerhin kann man doch Rollrenditen auch ex Ante abschätzen oder wie seht ihr das?

 

Gruß kafkaesk93

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Schinzilord

 

Auf weitere Infos mit Begründungen wäre ich gespannt.

Naja, was gibts da noch zu sagen?

Ich beziehe mich konkret auf Rohstoff-Futures Investments, explizit verkaufe ich den ETF090 (war ja auch der einzige, den ich hatte).

Einen kleinen Teil behalte ich, sozusagen als Risikoabsicherung.

Denn wenn die Rohstoffpreise um 20% p.a. anziehen, fallen die 4% Rollverluste nicht mehr so ins Gewicht.

Aber für dauerhaftes Investieren ist mir ein Vehikel mit Kosten von mehreren Prozent pro Jahr zu teuer.

Da könnte ich ja gleich in Dach-Hedgefonds investieren :)

 

Solange die Daten nichts andere zeigen, gehe ich von einem Regime aus, in dem dauerhaft im Mittel Rollverluste eingefahren werden. Normal Backwardation war einmal :'(

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Dandy

Warum nicht einfach auf andere Rohstoffe außer Edel- und Industriemetalle verzichten? Edelmetalle, insbesondere Gold, haben meiner Meinung nach ohnehin einen Sonderstatus bei der Depotgestaltung. Für Industriemetalle bleibt vielleicht ein kann, wenn wohl auch kein Renditebringer, dann zumindest ein Vehikel für Rebalancing und Inflationsschutz. Energie und Agrar einfach rauslassen.

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TerracottaPie

 

Auf weitere Infos mit Begründungen wäre ich gespannt.

Naja, was gibts da noch zu sagen?

Ich beziehe mich konkret auf Rohstoff-Futures Investments, explizit verkaufe ich den ETF090 (war ja auch der einzige, den ich hatte).

Einen kleinen Teil behalte ich, sozusagen als Risikoabsicherung.

Denn wenn die Rohstoffpreise um 20% p.a. anziehen, fallen die 4% Rollverluste nicht mehr so ins Gewicht.

Aber für dauerhaftes Investieren ist mir ein Vehikel mit Kosten von mehreren Prozent pro Jahr zu teuer.

Da könnte ich ja gleich in Dach-Hedgefonds investieren :)

 

Solange die Daten nichts andere zeigen, gehe ich von einem Regime aus, in dem dauerhaft im Mittel Rollverluste eingefahren werden. Normal Backwardation war einmal :'(

 

Ich finde das ja interessant und bin inzwischen auch sehr Rohstoff-Future-skeptisch. Aber eine Begründung für Deine letzte Antwort würde mich doch interessieren - wir hatten über Jahrzehnte im Mittel Backwardation, wenn man den üblichen Studien glauben darf. Und Daten aus lediglich 6 Jahren ändern dies nun?

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