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isegrim

ETF Bundesanleihen: Auswirkungen des Ankaufprogramms der EZB?

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isegrim

Hallo allerseits,

 

ich erwarb vor einiger Zeit Anteile (in nicht ganz unerheblicher Höhe) an dem ETF Deka Deutsche Boerse EUROGOV® Germany UCITS ETF (ISIN DE000ETFL177). Nach und nach ist bei mir die Erkenntnis gereift, dass das keine besonders kluge Entscheidung war. Es steht jetzt die Frage an, ob ich die Anteile wieder verkaufe.

 

Was mir nicht klar ist: Welche Auswirkungen wird das angekündigte große Programm der EZB zum Ankauf von Staatsanleihen auf den Kurs haben? Normalerweise ist es ja bei Bundesanleihen so, dass man deren Rendite fast mit mathematischer Genauigkeit und Zwangsläufigkeit ausrechnen kann: Die Kupons der gehaltenen Papiere sind erbärmlich, im aktuellen Zinsumfeld wird das auch so bleiben, und ein steigender Kurs senkt die Rendite noch mehr. Ein rationaler Anleger wird sich also im Regelfall keine Bundesanleihen mehr zulegen, es sei denn, minimales Risiko steht an erster Stelle.

 

Durch das Ankaufprogramm der EZB wird aber, wenn ich das richtig überblicke, dieser normale Marktmechanismus ausgehebelt. Die EZB kauft die Staatsanleihen nicht zum Zwecke der Geldanlage, sondern um Geld in die Wirtschaft zu pumpen (so jedenfalls der Plan).

 

Welche Auswirkungen wird das auf den Kurs der Bundesanleihen (und damit des ETFs) haben? Wird dieser Kurs ebenfalls - und zwar über das erwartbare Maß hinaus - steigen? Oder mit anderen Worten: Kann man auf einen steigenden Kurs von Bundesanleihen spekulieren? Denn von irgendwo her müssen die Papiere, welche sich die EZB auf dem Markt beschaffen will, ja kommen. Bisher kann ich allerdings keine unüblichen Marktbewegungen feststellen, obwohl das Ankaufprogramm bereits vor einiger Zeit angekündigt wurde und im März beginnen soll.

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Ramstein

Oder mit anderen Worten: Kann man auf einen steigenden Kurs von Bundesanleihen spekulieren?

Natürlich kann man das. Und natürlich ist das Spekulation.

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Yoko

Hallo,

 

Bisher kann ich allerdings keine unüblichen Marktbewegungen feststellen, obwohl das Ankaufprogramm bereits vor einiger Zeit angekündigt wurde und im März beginnen soll.

Das Ankaufprogramm wurde lange erwartet und ist entsprechend eingepreist.

 

Kann man auf einen steigenden Kurs von Bundesanleihen spekulieren?

Die aktuelle Endfälligkeitsrendite für Bundesanleihen mit Laufzeit von ca. 8 Jahren beträgt ca. 0,2%.

 

Nun kannst du mit einwenig Excel selber nachrechnen, wie stark die Kurse noch steigen können. So könntest du rechnen, wie diese maximal steigen können wenn die Endfälligkeitsrendite auf 0,15% abfällt, auf 0,1% abfällt oder gar auf 0,05% abfällt. Dann schaust du dir an, wie groß der Kursanstieg ist und ob es sich überhaupt lohnt darauf zu spekulieren. Wäre der Kursanstieg beispielsweise nur 1%, dann würde ich persönlich nicht darauf spekulieren, sondern aussteigen und woanders anlegen, denn diese 1% erreiche ich als Privatanleger auch mit anderen Anlagen und geringerem Risiko (TG, FG).

 

Müssten die Kurse aber um 10% ansteigen, damit die Endfälligkeitsrendite auf 0,1% absinkt, dann könnte man sich überlegen noch etwas drin zu sein.

 

PS: Ich habe es nicht nachgerechnet, wäre an entsprechenden Ergebnissen interessiert. Dazu einfach eine Anleihe raussuchen und etwas rumrechnen. Persönlich würde ich sagen, dass man sehr nah an der Obergrenze ist und große Kurssteigerungen nicht mehr möglich sind.

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isegrim

Meine Ausgangsüberlegung/Vermutung/Hypothese war, dass bei so einer außergewöhnlichen Situation der Kupon und die Rendite letztlich gar keine Rolle mehr spielen. Wie gesagt: Die EZB kauft die Anleihen ja nur, um Geld unters Volk zu bringen. Rendite spielt absolut keine Rolle. Die EZB würde sogar noch Anleihen kaufen, wenn der Kupon negativ wäre. Voraussetzung ist nur ein bestimmtes Mindestrating (man drohte ja jüngst Griechenland damit).

 

Über ein mögliches Ankaufprogramm wurde schon seit längerer Zeit nachgedacht, das ist richtig. Aber ich denke, der ins Auge gefasste Umfang ist doch überraschend groß. Für mich liegen aber die möglichen Auswirkungen am Markt völlig im Dunkeln.

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ZappBrannigan

Meine Ausgangsüberlegung/Vermutung/Hypothese war, dass bei so einer außergewöhnlichen Situation der Kupon und die Rendite letztlich gar keine Rolle mehr spielen.

Die Rendite spielt immer eine Rolle: Selbst wenn die EZB (bzw. die Banken der Mitgliedsländer) unabhängig von der Rendite Anleihen kauft, dann würden doch immer noch institutionelle und besonders Privatanleger auf die Rendite gucken. D.h. sie werden gegebenenfalls Staatsanleihen verkaufen und so die Rendite wieder leicht zum steigen bringen.

 

Da das Ankaufprogramm aber zusätzliche Liquidität in den Markt bringt werden die Renditen natürlich zwangsläufig schon sinken - allerdings nicht nur die von Staatsanleihen sondern auch die von Unternehmensanleihen, da sie in gewisser "Konkurrenz" miteinander stehen (genau darauf setzt die EZB ja auch). Ebenso wird die zusätzliche Liquidität auch zu steigenden Aktienkursen führen. Das Geld muss schließlich irgendwo hin - wenn Anleihen unattraktiver erscheinen, erscheinen Aktien automatisch attraktiver.

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Yoko

Hier mal ein kleines Beispiel für die Bundesanleihe 1994 - 2024 (113492).

 

Akutell liegt sie bei 153,59%, Restlaufzeit wurde zur Vereinfachung 9 Jahre angenommen (tätsächlich wären es nur 8,9 Jahre). Das macht eine Endfälligkeitsrendite (YTM) von 0,23%. Sollte sie auf 155% steigen, ergibt dies eine YTM von 0,106%, bei 156% eine YTM von 0,021%. Bei 156,25% hätte man eine YTM von 0% und man würde ab dann eine negative Rendite haben.

 

Der Kursanstieg von 153,59% auf 156,25% entspricht einem Anstieg von 1,7%, was nicht so sonderlich viel ist.

 

 

Den ETF habe ich mir nicht näher angeschaut welche Anleihen und Laufzeiten dieser enthält. Bei kurzlaufenden Anleihen wäre der mögliche Anstieg geringer, bei langlaufenden Anleihen entsprechend höher.

 

 

Dass wir negative nominelle Renditen erleben werden halte ich für eher unwahrscheinlich. Kein privat/institutioneller Anleger würde mehr bei negativen Renditen kaufen und die Höhe der Verschuldung der Eurostaaten ist ausreichend groß, da findet sich immer ein Verkäufer.

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