Shareholder Februar 21, 2006 · bearbeitet Februar 21, 2006 von Shareholder Mich würde interessieren, wie lange ihr eine Aktie / ein Unternehmen analysiert, bevor ihr kauft. Wie sieht eure Analyse aus, was macht ihr alles? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bill Februar 21, 2006 Nabend, ich bin auch schon auf die Antworten der Mitleser gespannt. Ich beispielsweise habe eine Aktie, mit der ich mich aus Sympathie und weil ich den Betrieb von innen kannte, beschäftigt habe und beobachte und handle diese Aktie seit 2000. Hier habe ich auch nur einmal richtig danebengelegen, der Rest sieht eher so nach Verdreifachung in 5 Jahren aus. Gut, nicht viel wie die Hightech-Raketen aber dafür Jahr für Jahr eine sehr ordentliche Dividende mitgenommen und auf mich macht das eher einen sehr stabilen Eindruck. Andere Aktien beobachte ich seit ein bis zwei Jahren, weiß zuwenig aus dem Sektor und von der Firma, traute mich nicht einzusteigen, habe vielleicht auch News falsch oder schlecht interpretiert und winke nun einer Kursverdopplung in einem Jahr hinterher. Aber es gibt auch das Gegenteil, also hohe nicht gemachte Verluste. Hilft nix, nicht gemachten Gewinnen braucht man auch nicht hinterherweinen, ich zähle ja auch nicht mit, wie oft ich schon im Lotto "verloren" habe, weil ich nicht spiele. Gruß Bill Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Laser12 Februar 25, 2006 Hi Shareholder, die Analysezeit und -kriterien hängen sehr stark von der Investmentstrategie ab. Meine langfristig ausgerichtete Strategie beruht auf einer grundsätzlichen Bottom-Up Auswahl von Einzelwerten mit einer Top-Down Korrektur im Hinblick auf Branchen, Regionen und Risiken zur Vermeidung von Klumpenbildung (z.B. alles nur high risk Softwaretitel in den USA). Ein Titel im Depot soll 15% p.a. Zielrendite realistisch erreichen können. Besonderen Wert lege ich darauf, dass das Depot insgesamt in schwachen Phasen weniger verliert als der MSCI-Welt Index. Im 1. Schritt ist eine grafische Analyse eines langfristigen halblogarhitmischen Charts nach 5 Sekunden abgeschlossen. Gut 90% aller Unternehmen sortiere ich hier aus, weil mir die Entwicklung nicht regelmäßig und nachhaltig genug ist. Danach folgen einige klassische Kennzahlen: - Eigenkapitalquote (Canon ist Ende der 90er mal aus dem Depot geflogen, weil sie "nur" 30% EK-Quote hatte) - Eigenkapitalbereinigung um heiße Luft (immaterielle Vermögenswerte, Pensionsdeckungslücken), sowas schließt z.B. EMTV und Telekom-Katastrophen aus - durchschnittlicher Anstieg des Gewinns je Aktie über möglichst langen Zeitraum > 15 % - durchschnittlicher Kursanstieg der Aktie über möglichst langen Zeitraum > 15% - weichen beide vorherigen Werte deutlich voneinander voneinander ab, ist etwas faul (z.B. Ahold-Bilanzskandal) - langfristiges dynamische KGV nicht wesentlich größer als 1 - Umsatz je Mitarbeiter darf nicht jenseits von Gut und Böse liegen, das schließt extreme Überbewertung insbesondere von Kleinunternehmen aus, mehrere Mio sind verdächtig - Cash-Flow/Bilanzsumme, Beobachtung schließt Leverage-Mißbrauch aus Bis hier sind die allermeisten Unternehmen längst aus dem Rennen. Jetzt schließt sich die Überprüfung der Überlebenschancen an. Man stelle sich vor, dass in einer Krise genau die Hälfte aller Unternehmen untergeht. Traut man dem Unternehmen zu, dass es zur überlebenden Hälfte gehört? Beispiele: Volkswagen produziert immer wieder mal Verluste trotz 100% Auslastung! Siemens hat mit seinem Alter von ca. 130 Jahren 2 verlorene Weltkriege überstanden. Bis hierhin kann man durch Fleißarbeit eine Menge Potential entdecken und viele Dummheiten ausschließen, indem man so genannten Stories oder Modewellen hinterher läuft. Jetzt kommt der schwierigste Part, der sich auch mal über Jahre entwickeln kann: Die Beurteilung der Managementqualität. Positiv: Wandlung vom Gemischtwarenladen mit Bananenhandel zum Bergbaukonzern: Anglo Corp. Aufgabe unrentabler Holz-, Gummistiefel- und Massenfernsehergeschäfte (erkennt Ihr Nokia?) Klare Kommunikation und Umsetzung des Qualitätsbekenntnisses Richtung Kunde und Investor: Land's End Kapitalauszahlung an Aktionäre, z.B. Aktienrückkauf: Cisco Systems Antizyklisches Handeln: HSBC Unternehmenskultur: Beiersdorf Negativ: "Was unser Kunde will, bestimmen wir.", Edzard Reuter, Daimler-Benz "Aufgrund von Währungsrelationen haben wir Verlust gemacht.", Sony Kapitalerhöhungen: Allianz Bilanzierung bei MLP Steuerkonstruktion Sixt erfolglose "Fusionites", Fokker-AEG, BAT-Züricher Bei der Managementbeurteilung ist es nicht einfach, ein Versagen von einem Pech-gehabt-beim-Chancen-suchen zu unterscheiden. Probieren sollte man es trotzdem. Mir wäre lieb, wenn auch mal andere Strategen ihr Nähkästchen öffneten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Toni Februar 26, 2006 · bearbeitet Februar 26, 2006 von Toni Hallo Laser12, ich habe bei Deiner Vorstellung schon geahnt, dass wir mit Dir ein neues Mitglied im Forum bekommen, das echt Ahnung von der Aktienanalyse hat. Ich denke, mit Deinem Posting hast Du mich überzeugt. Ich freue mich, einen gleichgesinnten anzutreffen und hoffe auch interessante Beiträge! In Deinem Posting hat sich evtl. ein Tippfehler eingeschlichen: >> langfristiges dynamische KGV nicht wesentlich größer als 1 << Sollte das nicht eine 10 sein? Überprüfe das bitte. Danke für Deinen informativen Beitrag!!! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Shareholder Februar 26, 2006 Zuerst vielen Dank an dich Laser12. Ich stimme Toni voll zu - du hast Ahnung und mir damit geholfen. Dennoch würde ich mich freuen, wenn andere Member - ebenfalls erfahrende Mitglieder - der Aufforderung von Laser12 nachkommen würden: Mir wäre lieb, wenn auch mal andere Strategen ihr Nähkästchen öffneten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Laser12 Februar 26, 2006 und Laser trällert: "vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von Dir ..." Jetzt kann der Lautsprecher am PC wieder gefahrlos eingeschaltet werden. :-" In Deinem Posting hat sich evtl. ein Tippfehler eingeschlichen:>> langfristiges dynamische KGV nicht wesentlich größer als 1 << Sollte das nicht eine 10 sein? Überprüfe das bitte. Tippfehler? Jein, will sagen ja, aber nicht an der Stelle, wo Du vermutest: langfristiges dynamisches KGV nicht wesentlich größer als 1 Das dynamische KGV wird auch manchmal PEG genannt. Eine Erläuterung steht hier. Die Tabelle unter 1 bitte vernachlässigen. Die Betrachtung ist zu statisch und führt zur Anerkennung überhöhter KGVs. Die Tabellen unter 2 sind wieder in Ordnung. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Februar 26, 2006 Für meine längerfristige Strategie gehe ich Top-Down vor. Heisst, ich brauche eine Idee, z.B. makroökonomischer Art und schaue mir dann die Branchen an, die von dieser Idee betroffen sind. Die einzelnen Aktien suche ich mir dann nach rein technischen Gesichtspunkten aus. Für kurzfristigere Tradingkandidaten gehe ich anders vor. Trader nennen ihre Aktien oder Futures "Instrumente". Ein Instrument muss gewisse Eigenschaften haben, damit es in die Tradingstrategie passt. Am wichtigsten sind hier nicht etwa die erwartete Bewegung, oder ob die Firma gut oder schlecht arbeitet etc., da sowohl bei fallenden als auch bei steigenden Kursen Geld verdient werden kann. Die wichtigsten Kriterien sind hier Liquidität/Handelbarkeit und Volatilität im Verhältnis zum Preis (damit die Tradinggrösse optimiert werden kann). Ausserdem sollten verschiedene Instrumente möglichst wenig korrelieren. Während für langfristigere Strategien relativ viele Aktien in Frage kommen, die Anzahl ist eigentlich nur durch die Grösse des Tradingkontos beschränkt, wird sich ein kurzfristiger Trader auf eine oder einige wenige Instrumente konzentrieren. Ein Scalper wird vielleicht nur eine einzige Aktie beobachten und diese evtl. jeden Tag Dutzende von Malen mit Haltefristen von Sekunden zu Minuten handeln. Einem Anfänger kann ich eigentlich nur Ferengi Rule 218 empfehlen (die anderen Regeln sind auch nicht schlecht) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Shareholder Februar 26, 2006 Auch dir erstmal vielen dank cubanpete. Nach einem sturren Prinzip geht also keiner vor. Sprich ihr hangelt euch nicht von einem Indikator zum anderen. Hätte gedacht, dass eine Aktienanalyse in etwas so aussieht: Anwendung von: Chartanalyse (Trendlinien, Dreiecke etc.) RSI Momentum ROC etc. Vielleicht nochmal eine etwas abgeänderte Frage: Welche Indikatoren, Analysetechniken nutzt ihr? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bill Februar 26, 2006 Hallo, also ich beschäftige mich auch gerne mit den Dingen, die im Unternehmen, das ich ins Auge gefaßt habe geschehen. Soll heißen, ich gebe mir durchaus die Geschäftsberichte (wobei man nicht vergessen darf, daß diese immer wohlwollend formuliert sind) oder ich lese auch Nachrichten, die die Vorstandsschaft betreffen. Das bedingt natürlich ein bischen Branchenkenntnis, aber die liegt bei mir in verschiedenen Bereichen vor. Gruß Bill Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
rolasys Februar 26, 2006 · bearbeitet Februar 26, 2006 von rolasys Ich gehe gehe eher auf die Art des Unternehmens ein. Zuerst schaue ich mir mal an, was ich mir den als "Millionär" so kaufen würde bzw. wo ich als "Investor" einsteigen würde. Das bedeutet natürlich, dass ich zumindest einigermaßen eine Ahnung haben muss, was das Unternehmen macht. Wenn ich vom Produkt und vom Unternehmen überzeugt bin (will heißen, dem Produkt oder dem Unternehmen traue ich zu, dass es auch noch in 10 Jahren am Markt die Führerschaft hat (oder zumindest nahe drann ist), dann schaue ich mir einige Jahresberichte an und schaue, wie sich die Gewinne des Unternehmen entwickelt haben. Zum Schluss kann auch ein Blick auf den Chartverlauf der letzten Jahre nicht schaden, wobei ich den Einbruch von 2000 nicht überbewerte (solange es sich um ein Top-Unternehmen handelt - nach meiner Meinung). Tja, und wenn ich dann so ein Unternehmen gefunden habe steige ich mit einer kleinen Position ein. Falls die Kurse nachgeben, kaufe ich ein halbes Jahr später hinzu. Die Verweildauer im Depot ist mindestens drei Jahre, geplant ist es aber, die Unternehmensbeteiligung bis zur Rente aufrecht zu erhalten. Über die Jahre werden die Positionen ausgebaut oder verkauft. Ach ja, Charttechnik interessiert mich überhaupt nicht, höchstens beim Kauf, wenn zum Beispiel der Kurs sehr stark innerhalb von Wochen gestiegen ist, dann warte ich eine Korrektur ab. Beim Verkauf setze ich Stop-Kurse. Das sind eigentlich alle "charttechnischen Mittel" die ich verwende. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bluesky Februar 26, 2006 Einem Anfänger kann ich eigentlich nur Ferengi Rule 218 empfehlen (die anderen Regeln sind auch nicht schlecht) http://www.langschwert.de/docferr.htm Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
et3rn1ty Februar 26, 2006 Naja es gibt ja auch Frauen in der Führungsetage. Grüße, et3rn1ty. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
bluesky Februar 27, 2006 hier ist besser: http://www.trekweb.de/database/erwerbsregeln.htm Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Out_of_Sync März 5, 2006 Einige dieser Regeln haben wirklich was für sich.... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag