Norbert-54 Juni 9, 2013 · bearbeitet Juni 9, 2013 von Norbert-54 Hintergrund: Vor fünf Jahren hatte ich hier: https://www.wertpapier-forum.de/topic/20156-minimum-varianz-musterportfolios/?do=findComment&comment=828158 drei Musterdepots erstellt, die ich nach einem festen Schema stur gepflegt habe. Die Depots beinhalten sehr unterschiedliche Fonds, eine vernünftige Beurteilung der Performance war daher mangels geeigneter Benchmarks nicht möglich. Deswegen habe ich mich seit einigen Wochen mit der Konstruktion von Benchmarks beschäftigt, die ich unabhängig von der Depotzusammensetzung, zumindest als Orientierung, verwenden kann. Nicht zuletzt soll auch mein reales Fonds Depot einem Vergleich mit dem Benchmark unterzogen werden. Konstruktion: Ich habe zunächst die 7 folgenden Indices ausgesucht (nur Aktien und Anleihe Indices): MSCI Welt, Standard, Gross MSCI EM Markets, Standard, Gross iBoxx Eurodollar Overall eMTX(g) (Euro MTS) Broad Aggregate EMLE (iBoxx Liquid Emerging Markets Sovereigns) EMBI Global (J.P. Morgan Emerging Markets Bond Index Global) EONIA Performance Betrachtet habe ich den Zeitraum 31.5.2003 – 31.5.2013 (EMLE ab 30.11.2005; eMTX(g) ab 30.6.2003). Die Korrelationen, Renditen und Volatilitäten (alle Daten in Euro gerechnet): Danach habe ich aus den Indices einen Set von knapp 200 Zusammensetzungen mit unterschiedlichen Volatilitäten gebildet maximaler Anteil pro Index 80 %).. Die folgende Abbildung veranschaulicht das Prinzip hierfür (alles auf Euro beruhend): Die schwarzen Punkte (ca. 8000) zeigen die Volatilitäten und Renditen der Index- Zusammensetzung im 10- Prozent Raster zwischen jeweils 0 und 80 % Anteil. Sie repräsentieren den Volatilitäts- Renditeraum aller möglichen Zusammensetzungen bis maximal 80 % Anteil pro Einzelindex. Die roten Punkte repräsentieren die Zusammensetzungen (195) mit dem besten Rendite – Volatilität Verhältnis. Diese („roten“) Zusammensetzungen repräsentieren die Effizienzlinie und bilden die Benchmarkindices (von der höchsten Rendite und Volatilität zur niedrigsten Rendite und Volatilität)! Sie in die anliegende Excel Datei eingefügt (Blatt "Daten_Effizienzlinie". Ein Ausschnitt daraus: So geht es dann weiter bis zu 0,71 % Volatilität. Anwendung (wer Interesse hat): Hat man die Volatilität des „Testkandidaten“ so vergleicht man dessen Performance mit dem Benchmark der passenden Volatilität. Diese Performance muss man dann natürlich haben. Dazu habe ich ein Template (auch in der beiliegenden Excel Datei). Ein Ausschnitt daraus: Die Zusammensetzung aus dem Blatt "Daten_Effizienzlinie" die Spalten L bis R (Blatt "Indizes" kopieren (in alle Zeilen). Die resultierenden Kurse sind dann in der Spalte AB zu finden. Links daneben die Rendite (stetig) und die Volatilität. Ein Beispiel meines realen Fondsdepots mit dem entsprechenden Index: Grün: mein Fondsdepot (8,82 Volatilität) Rot der Index (8,81 Volatilität) Schon interessant: der Index hat mein Fondsdepot geschlagen. Weiteres Vorgehen: wenn man einen Börsenzyklus von 5 Jahren annimmt, ist eine Definition von Benchmarks auf 10 Jahres Ebene etwas kurz. Ich habe vor, die Daten in ca. 6- monatigem Rhythmus zu ergänzen. Templates_Indices.xlsx Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schinzilord Juni 9, 2013 Sehr interessant, danke! Eine andere Möglichkeit zur Definition der Benchmark wäre wohl, deine Portfoliovergangenheitsdaten mittels multipler Regression über das Anlageuniversum nachzubilden und die Gewichtung der Risikofaktoren dann für zukünftige Benchmarks zu verwenden. Also weg von effizienten Portfolios hin zu den einzelnen Risikofaktoren. Dein reales Depot hat ja sehr davon profitiert, 2008 nix zu verlieren. Wenn man die Chartverläufe auf Stand 1.1.2010 normieren würde, dann würde es noch viel deutlicher ausschauen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Norbert-54 Juni 9, 2013 · bearbeitet Juni 9, 2013 von Norbert-54 Dein reales Depot hat ja sehr davon profitiert, 2008 nix zu verlieren. Das kann man wohl sage. Seit einigen Jahren habe ich mich auf Risikovermeidung konzentriert, nehme dafür in Kauf, nicht alle positiven Entwicklungen mitzunehmen. Eine andere Möglichkeit zur Definition der Benchmark wäre wohl, deine Portfoliovergangenheitsdaten mittels multipler Regression über das Anlageuniversum nachzubilden und die Gewichtung der Risikofaktoren dann für zukünftige Benchmarks zu verwenden. Das dürfte momentan meine Möglichkeiten übersteigen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Juni 9, 2013 Konstruktion: Ich habe zunächst die 7 folgenden Indices ausgesucht (nur Aktien und Anleihe Indices): Es fehlt Small und Value. EONIA kann man weglassen, weil man als Privatanleger ohnehin besser als EONIA anlegen kann und die meisten ohnehin die Cash-Reserve unabhängig managen. Ein Ausschnitt daraus: Ich lese heraus, dass jedes effiziente Portfolio aus iboxx EMLE und MSCI EM besteht. Zum einen sind in deinem Ansatz Konstruktionsschwächen: - die jüngere Vergangenheit wird zu sehr bewertet (es sind lange keine EM-Aktien/Anleihen mehr geplatzt, die Märkte sind tendentiell eher bergauf gegangen) - du hast als Stellvertreter für den entwickelten Markt den MSCI World drin. Der ist ein richtiger Underperformer unter den Indexen. Besser Einzelindexe auf MSCI NA, MSCI Europe, MSCI Pacific, jeweils auch Small und Value Darüber hinaus hat die Portfoliotheorie inhärente Schwächen: - Sie geht von schätzbaren Werten für Rendite, Volatilität, Korrelation aus. Du hast die einfach über den gewählten Vergangenheitszeitraum gemittelt. Man könnte aber auch die fundamentalen Werte heranziehen (und dann die Schätzung anhand ähnlicher fundamentaler Situationen in der Vergangenheit erheben). - Sie geht von stabielen Werten für Rendite, Volatilität und Korrelation aus. Ist hier vermutlich nicht wirklich problematisch. Bevor man mich missversteht: Markowitz-Portfolio-Optimierung ist immer noch besser als andere Methoden, weil die anderen Methoden bei hypothetisch korrekten Schätzwerten schlechter abschneiden würden. Für eine gute Gewichtung der Assetklassen zueinander muss man aus meiner Sicht zum einen die Schätzwerte korrigieren und andererseits das Markowitz-Verfahren modifizieren, dass es nicht so brutal mit zeitweiligen Verlieren umgeht. Das geht z.B. wenn man die Berechnungen mit variierenden Schätzwerten (jeweils immer nur eine Assetklasse variieren) durchführt. Außerdem kann man ja versuchen die Daten der Vergangenheit, die wenig repräsentativ sind, weniger in die Berechnung eingehen lassen. Ein Beispiel meines realen Fondsdepots mit dem entsprechenden Index: Grün: mein Fondsdepot (8,82 Volatilität) Rot der Index (8,81 Volatilität) Schon interessant: der Index hat mein Fondsdepot geschlagen. Die Charts sehen gar nicht so aus, als hätten sie gleiche Volatilität. Aber das liegt vermutlich nur daran, dass Charts einen sehr täuschen können. Trotzdem würde ich mal behaupten, dass sich im Chart zeigt, dass der Benchmark ungünstig gewählt ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 Juni 9, 2013 · bearbeitet Juni 9, 2013 von otto03 - du hast als Stellvertreter für den entwickelten Markt den MSCI World drin. Der ist ein richtiger Underperformer unter den Indexen. Besser Einzelindexe auf MSCI NA, MSCI Europe, MSCI Pacific, jeweils auch Small und Value Du behauptest hier seit einiger Zeit der MSCI World wäre ein Underperformer, zumindest über die letzten Jahre geben die MSCI Zahlen das nicht her. Verglichen mit NA, Europe, Pacific belegt er bei wechselnden Spitzenreitern YtD Platz 2 1y Platz 2 3y Platz 2 5y Platz 2 10y Platz 3 mit 0,72% p.a. Rückstand gegenüber Platz 1 Quelle: MSCI € net Bei einer groben BIP Verteilung 40/40/20 böte sich folgendes Bild: Wo siehst du hier einen "richtigen Underperformer"? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Juni 10, 2013 Du behauptest hier seit einiger Zeit der MSCI World wäre ein Underperformer, zumindest über die letzten Jahre geben die MSCI Zahlen das nicht her. Vermutlich hätte ich besser recherchieren sollen ... Gefühlt lag der MSCI World immer hinter der Konkurrenz. Gut dass du nachgehakt hast. Wie würde das Bild nach Umrechnung in Euro aussehen? Für die Asset Allocation macht es aber eventuell trotzdem Sinn die Regionen einzeln zu betrachen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Norbert-54 Juni 10, 2013 Anbei MSCI Welt und EM Markets der letzten 5 Jahre in Euro umgerechnet: Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 Juni 10, 2013 Du behauptest hier seit einiger Zeit der MSCI World wäre ein Underperformer, zumindest über die letzten Jahre geben die MSCI Zahlen das nicht her. Vermutlich hätte ich besser recherchieren sollen ... Gefühlt lag der MSCI World immer hinter der Konkurrenz. Gut dass du nachgehakt hast. Wie würde das Bild nach Umrechnung in Euro aussehen? Für die Asset Allocation macht es aber eventuell trotzdem Sinn die Regionen einzeln zu betrachen. - sind €-net Werte - ja Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Norbert-54 Juni 10, 2013 · bearbeitet Juni 11, 2013 von Norbert-54 Für die Asset Allocation macht es aber eventuell trotzdem Sinn die Regionen einzeln zu betrachen. ja Habe einige Regionen betrachtet Korrelationen, Volatilitäten und Renditen: Man sieht sehr klar dass Lateinamerika wegen der hohen 10 Jahresrenditen dominiert: Das wirkt sich auch auf die Lage der Effizienzlinie aus: Grün: mit den regionalen Indizes Allerdings hat ausgerechnet Lateinamerika in den letzten 5 Jahren gar nicht gut reüssiert: etherial hat dies ja auch beim MSCI Welt entsprechend, wenn auch versehentlich, angemerkt. Deswegen hatte ich vor, eher höher aggregierte Indices als Teilindices zu verwenden. Nach dieser Betrachtung bin ich nach wie vor sehr zögerlich, Teilindizes zu verwenden. Edit: Tabelle "Korrelationen" korrigiert Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nord Juni 10, 2013 MSCI World kann rein logisch ja schon allein deshalb niemals schlechter oder besser als alle anderen Regionenindizes sein, da er ja gerade den gewichteten Durchschnitt dieser darstellt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag