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Ramstein

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

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Tom Peters
vor 18 Minuten schrieb odensee:

Diese ganze Diskussion hatten wir schon mal. Bei Steuern liegt Deutschland auf Platz 11, nicht auf Platz 2. Für Familien sieht es übrigens besser aus. Was sind nochmal Abgaben? Rentenversicherung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung: in allen Fällen hast du dabei auch eine Versicherungsleistung.

 

 

Stimmt, war nicht ganz richtig. 2. Stelle in OECD. Reicht trotzdem.

 

Ich zähle immer Steuern + Abgaben (KV, RV, AV) in Summe. Korrekt, nur bei Steuern ist DE nicht an Platz 2. ABER: Das Geld für diese ganzen Versicherungen ist für mich zunächst weg - kann heute nicht darüber frei verfügen. Was und ob ich da je etwas wiederbekomme ist höchst unsicher. Im Normalfall bekommt eine große Anzahl der Leute weniger zurück und ein anderer Teil mehr.

 

Eigentlich wirken auch die Abgaben wie eine Steuer.

 

Auch bei Betrachtungen verschiedener Organisationen und Institute wird immer beides in Summe betrachtet.

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odensee
vor 1 Minute schrieb Tom Peters:

Ich zähle immer Steuern + Abgaben (KV, RV, AV) in Summe. Korrekt, nur bei Steuern ist DE nicht an Platz 2. ABER: Das Geld für diese ganzen Versicherungen ist für mich zunächst weg - kann heute nicht darüber frei verfügen. Was und ob ich da je etwas wiederbekomme ist höchst unsicher. Im Normalfall bekommt eine große Anzahl der Leute weniger zurück und ein anderer Teil mehr.

Du hast das Prinzip einer Versicherung gut beschrieben. Über meine Beiträge zu meinen Haftpflichtversicherungen kann ich auch nicht verfügen und hoffentlich bekomme ich nie wieder was davon zurück.

 

Gäbe es keine GKV, müsstest du in eine private KV einzahlen, gäbe es keine GRV, müsstest du mehr als bisher in deine Altersvorsorge stecken. Ja ich weiß, du könntest das natürlich besser als die GRV ;) 

 

Und bei deinem Einkommen liegst du wahrscheinlich über den Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherungen. Diese Beiträge sind gedeckelt, wie du sicher weißt. Die Sozialversicherungsbeiträge belasten niedrige Einkommen mehr als die Steuer.  Bei uns "Besserverdienenden" ist es umgekehrt. Viele "Wenigverdiener" zahlen überhaupt keine Einkommenssteuer und damit auch keinen Soli. Denen nützt der SPD-Vorschlag herzlich wenig. Es ist schon eher unsere Einkommensklasse (und ein bisschen darunter), die entlastet werden.   

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Nachdenklich
vor 18 Stunden schrieb DrFaustus:

Die Erbschaftssteuer will man auch schon wieder anfassen.

Vielleicht sollte man sich die schwedischen Erbschaftssteuerregeln zum Vorbild nehmen?

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bert54

Wirtschaftsforscher halten SPD-Steuerkonzept für sinnvoll

 

Zitat

Der Vorschlag der SPD macht Sinn", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk. "Es belastet die oberen zehn Prozent der Gesellschaft mehr, es entlastet aber 80 Prozent in der Mitte.

...

Es könne jedoch durchaus einen "kleinen, aber messbaren Impuls" für die Konjunktur auslösen.

 

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Tom Peters
vor 8 Minuten schrieb bert54:

In einer Zeit sprudelnder Steuereinnahmen verbieten sich jegliche Steuererhöhungen. Wenn doch, dann wird sich der Brain Drain eben beschleunigen, weil sich Leistung noch weniger lohnt.

 

SOGAR Frankreich will jetzt die Steuern senken, obwohl dort die Belastung laut OECD insgesamt schon jetzt niedriger, als in DE.

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odensee
vor 17 Minuten schrieb Tom Peters:

In einer Zeit sprudelnder Steuereinnahmen verbieten sich jegliche Steuererhöhungen.

Hast du den Beitrag gelesen? Aber was weiß schon der Leiter eines renommierten Forschungsinstitutes, wenn eine Koryphäe wie Tom Peters kommt. (den anderen Tom vermisse ich gerade hier...) 

 

vor 17 Minuten schrieb Tom Peters:

SOGAR Frankreich will jetzt die Steuern senken, obwohl dort die Belastung laut OECD insgesamt schon jetzt niedriger, als in DE.

1) Laut OECD ist Frankreich Spitzenreiter bei Familien mit zwei Kindern und liegt dort bei 40% im Vergleich zu Deutschland mit 34%. Aber das magst du aus deiner Single-Sicht übersehen haben.

2) Bei Singles liegt (Steuern und Abgaben... zu Abgaben aber: siehe oben) Frankreich auf Platz 4 mit 48,1% während Deutschland bei 49,4% liegt. Wow, das reißt es jetzt raus.

3) Es ist doch noch überhaupt nicht klar, ob im Mittel die Steuern sinken oder steigen in Deutschland. Oder hast du dazu Zahlen?

4) Es ist unsinnig, einfach irgendwelche Steuersätze zu vergleichen. In Belgien, was ja auf Platz 1 in der OECD-Studie liegt, zahlst du keine Steuern auf Aktiengewinne, wenn das stimmt, was du in dem anderen Thread geschrieben hast. In der Schweiz sind die Lebenshaltungskosten deutlich höher usw. usw.

 

 

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Tom Peters
· bearbeitet von Tom Peters
vor 50 Minuten schrieb odensee:

renommierten Forschungsinstitutes

Halte von dem Fratzscher tatsächlich nicht viel. Auch diese Ökonomen lagen schon oft genug meilenweit daneben, wie Finanzkrise, Griechenlandrettung etc.etc.

 

Abgesehen davon ist das auch "ideologisch" gefärbt, behaupte ich mal. In jeder Partei, sogar bei den Linken, findet man Ökonomen. Frage jeden zur gleichen Sache und man bekommt unterschiedliche Lösungen/Antworten.

 

Abgesehen davon denkt Herr Fratzscher im Großen, mich interessiert aber was mich heute, persönlich betrifft. Und da lehne ich eben jegliche Steuererhöhungen ab, besonders vor dem Hintergrund wie das Geld dann ausgegeben wird (fängt beim Mont Blanc Schreiber für Abgeordnete an, führt über 20.000 Netto für einen Martin Schulz - dem sein Gehalt müssen ca. 33!!! Normalverdiener erarbeiten - und geht weiter beim BER etc. etc.).

 

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odensee
vor 2 Minuten schrieb Tom Peters:

Abgesehen davon denkt Herr Fratzscher im Großen, mich interessiert aber was mich heute, persönlich betrifft.

Das war mir schon klar. Stichwort "brain drain". Wohin wanderst du denn aus?

 

vor 2 Minuten schrieb Tom Peters:

Und da lehne ich eben jegliche Steuererhöhungen ab, besonders vor dem Hintergrund wie das Geld dann ausgegeben wird.

Geplant ist z.B., Geringverdiener, denen Steuersenkungen nicht helfen, bei den Sozialabgaben zu unterstützen. Halte ich für mindestens überlegenswert.

Geplant ist z.B. auch, Familien zu entlasten (Familientarif).

Geplant ist auch, Einkommen bis ca. 6300 Euro/Monat (Single...) zu entlasten

vor 11 Minuten schrieb Tom Peters:

 führt über 20.000 Netto für einen Martin Schulz

Hast du mal eine Quelle?

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tom1956
vor 2 Stunden schrieb odensee:

Hast du den Beitrag gelesen? Aber was weiß schon der Leiter eines renommierten Forschungsinstitutes, wenn eine Koryphäe wie Tom Peters kommt. (den anderen Tom vermisse ich gerade hier...

Dem kann abgeholfen werden. "Renommiertes Forschungsinstitut" ??? Der Fratzscher ist der Lieblings-Ökonom vom Siggi-Pop, was eigentlich schon alles sagt. Ordnungspolitik z. B. ist für Fratzscher ein Fremdwort, Wachstum auf Pump a la Keynes, noch höhere Steuern, noch höhere Staatsquote, noch mehr Umverteilung usw. sind seine üblichen Rezepte. Allein, was er im Kontext mit der Eurokrise so abgesondert hat (von der Griechenland-"Rettung" über ELA, ANFA, Target-Salden, ESM usw. bis hin zur Politik der EZB, Rechtfertigung von massiven Rechtsbrüchen etc.) war abenteuerlich. Das Putzigste war ein Streitgespräch zwischen Sinn und Fratzscher. Dazu hätte es aber Prof. Sinn nicht gebraucht - einfach den ersten klaren Gedanken äußern, reicht aus, um die Luft rauszulassen. Und zwar komplett.

 

Den Tom Peters finde ich total erfrischend, obwohl ich nur ein, zwei Statements gelesen habe. Auch seine Auswanderungsideen begeistert mich. Dazu habe ich Jahrzehnte gebraucht und mit mir gerungen, bevor es nun endlich langsam konkret wird (manche Landschaften hier sind einfach immer noch wunderschön, besonders in Bayern).

 

Neulich hatte ich Gelegenheit mit einem Politiker über die Lissabon-Strategie zu diskutieren. Im Jahre 2000 hatte  die EU offiziell beschlossen, " binnen 10 Jahren der wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensgestützte Wirtschaftsraum der Welt zu werden" :lol: 

 

Ist vielleicht beim ständigen Retten der Währung ein bißchen aus dem Auge verloren gegangen ... :lol: Aber die EU wäre nicht die EU, wenn es nicht schon ein Nachfolge-Programm zur Lissabon-Strategie gäbe, wie mir der Mann sagte. Heißt jetzt angeblich Europa 2020 :D Das wird bestimmt wieder ein voller Erfolg ...

 

Werter Odensee, ganz generell, es gibt nur 4 Wege Geld auszugeben:

 

1. Eigenes Geld für sich selbst (da paßt man wirklich gut auf).

2. Eigenes Geld für jemand anderes auszugeben (z. B. ein Geschenk - da ist man auch noch halbwegs achtsam)

3. Geld andere Leute für sich selbst ausgeben (je nach moralisch-ethischer Ausstattung kann es da schon sehr brenzlig werden - ich denke zum Glück preußisch).

4. Schließlich die schlimmste Variante: Geld anderer Leute für andere Leute ausgeben (es interessiert kaum/nicht, was man ausgibt und was man dafür erhält).

 

Variante 4 haben wir zum tragenden Modell gemacht ... Leute wie Fratzscher würden dies noch gerne weiter intensivieren.

 

Beruhigend, daß es hier nicht nur staatsgläubige Umverteiler gibt, sondern auch einen Tom Peters. Ein Newcomer mit Potential - wenn er denn im Lande bleibt ...

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otto03

Es ist schon bemerkenswert welche Leute sich hier tummeln.

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odensee
vor 2 Minuten schrieb otto03:

Es ist schon bemerkenswert welche Leute sich hier tummeln.

Danke :thumbsup:

vor 59 Minuten schrieb tom1956:

Beruhigend, daß es hier nicht nur staatsgläubige Umverteiler gibt, sondern auch einen Tom Peters. Ein Newcomer mit Potential - wenn er denn im Lande bleibt ...

Nachdem er hier in der Sicherheit Deutschlands aufgewachsen ist und seine Ausbildung bekommen hat, die ihm ein Brutto > 6500 Euro ermöglicht (beides natürlich nur Vermutung) könnte man statt "Newcomer mit Potential" auch das schlichte Wort "Schmarotzer" verwenden.

vor einer Stunde schrieb tom1956:

Dem kann abgeholfen werden. "Renommiertes Forschungsinstitut" ???

Ja.

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Gast231208
vor 10 Minuten schrieb otto03:

Es ist schon bemerkenswert welche Leute sich hier tummeln.

 

Und deshalb:

"Never argue with stupid people, they will drag you down to their level and then beat you with experience.”
Mark Twain

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tom1956
vor einer Stunde schrieb otto03:

Es ist schon bemerkenswert welche Leute sich hier tummeln.

Zumindest in dem Punkt stimme ich Dir vollumfänglich zu

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Nachdenklich
vor 5 Stunden schrieb odensee:

Hast du den Beitrag gelesen? Aber was weiß schon der Leiter eines renommierten Forschungsinstitutes, wenn eine Koryphäe ....

 

Nun ja, .... 

.... die Wikipedia ist zwar sicher keine geeignete Quelle um festzulegen, ob ein Forschungsinstitut renommiert ist, aber spaßeshalber dennoch mal hier ein Zitat:

 

"... Marcel Fratzscher wurde in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, technisch krude und vorschnelle Studien zu veröffentlichen, die genaueren Untersuchungen nicht standhalten - Fratzscher habe zu Zahlen anderer Institute „keine drei Stunden später immer die entsprechende Studie dazu fertig"

 

Dieses renommierte Institut hat kurz vor der Bundestagswahl 2009 eine Studie zur Kinderarmut veröffentlicht, bei der bei der Datenerhebung so vorgegangen wurde: Wurde bei der Frage nach dem Einkommen von einem oder mehreren Haushaltsmitgliedern die Angabe verweigert, so floss deren Einkommen mit 0 EUR in die Berechnung der Armutsgefährdung ein.

 

Ich bin im Laufe der Jahrzehnte immer mehr ins Zweifeln darüber gekommen, wie sehr es mich überzeugt, wenn sich jemand in Fragen wie diesen auf Wissenschaft beruft.

Wissenschaftliche Aussagen zu solchen Fragen sind oft auch nur Meinungen, die aber etwas komplizierter ausgedrückt sind und deshalb von vielen nicht mehr in Frage gestellt werden.

 

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tom1956
vor einer Stunde schrieb pillendreher:

 

Und deshalb:

"Never argue with stupid people, they will drag you down to their level and then beat you with experience.”
Mark Twain

Es gibt ein wunderbares Zitat von Mark Twain das perfekt auf die EU und den Euro paßt. Vom Tenor her etwa so: "Nachdem wir das Ziel aus den Augen verloren - haben wir das Tempo erhöht"

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Tom Peters
· bearbeitet von Tom Peters

Interessante Runde bei Phoenix zum Steuerthema - mit dabei der Herr Fratzscher. Sogar ein Herr von der Zeitung Freitag (ja eher links orientiert) hält es für wichtig die Stufen deutlich anzuheben . . . also ab wann man Spitzensteuersatz zahlt. Interessanterweise bei der SPD dazu: Reichensteuer mit 45% insgesamt gibt es bisher ab 250.000 EUR. SPD will diesen Satz nun bereits bei was um die 70/80-Tausend einführen. 

 

Fratzscher auch in der Runde der EINZIGE große Bremser: Konjunktur könnte einbrechen, Sorge es könnte dann nicht reichen etc. etc. - also bloß nicht zu viel entlasten. Eigentlich würde er gar nichts senken wollen. Interessanterweise werden aber bereits neue Ausgaben verplant . . . wo ist da das Risiko der abkühlenden Konjunktur und dann Einnahmenlücke?

 

 

 

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tom1956
vor 5 Stunden schrieb Tom Peters:

Interessante Runde bei Phoenix zum Steuerthema - mit dabei der Herr Fratzscher. Sogar ein Herr von der Zeitung Freitag (ja eher links orientiert) hält es für wichtig die Stufen deutlich anzuheben . . . also ab wann man Spitzensteuersatz zahlt. Interessanterweise bei der SPD dazu: Reichensteuer mit 45% insgesamt gibt es bisher ab 250.000 EUR. SPD will diesen Satz nun bereits bei was um die 70/80-Tausend einführen. 

 

Fratzscher auch in der Runde der EINZIGE große Bremser: Konjunktur könnte einbrechen, Sorge es könnte dann nicht reichen etc. etc. - also bloß nicht zu viel entlasten. Eigentlich würde er gar nichts senken wollen. Interessanterweise werden aber bereits neue Ausgaben verplant . . . wo ist da das Risiko der abkühlenden Konjunktur und dann Einnahmenlücke?

 

 

 

Die Phoenix-Runde hatte ich mir auch angeschaut. Recht instruktiv. Der Fratzscher hat sogar den Redakteur vom "Freitag" noch links überholt ! Was sogar diesen verwundert hat.

 

Nach der SPD-Definition ist man eben ab knapp über 6.000 brutto reich und damit "reichensteuerfähig". Immerhin werden konkrete Zahlen genannt - wenn ich diese auch abwegig finde (man frage einen Bürger, der mit diesem Einkommen in einem Ballungsgebiet lebt, wie sich sein "Reichtum" anfühlt). Oft werden ja konkrete Zahlen vermieden. Beispiel Katrin Göring Ekardt bei der grünen Vermögenssteuer: "Nur für die ganz, ganz Reichen gedacht, die Superreichen eben". Aha ...

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tom1956
vor 9 Stunden schrieb Nachdenklich:

 

Nun ja, .... 

.... die Wikipedia ist zwar sicher keine geeignete Quelle um festzulegen, ob ein Forschungsinstitut renommiert ist, aber spaßeshalber dennoch mal hier ein Zitat:

 

"... Marcel Fratzscher wurde in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, technisch krude und vorschnelle Studien zu veröffentlichen, die genaueren Untersuchungen nicht standhalten - Fratzscher habe zu Zahlen anderer Institute „keine drei Stunden später immer die entsprechende Studie dazu fertig"

 

Dieses renommierte Institut hat kurz vor der Bundestagswahl 2009 eine Studie zur Kinderarmut veröffentlicht, bei der bei der Datenerhebung so vorgegangen wurde: Wurde bei der Frage nach dem Einkommen von einem oder mehreren Haushaltsmitgliedern die Angabe verweigert, so floss deren Einkommen mit 0 EUR in die Berechnung der Armutsgefährdung ein.

 

Ich bin im Laufe der Jahrzehnte immer mehr ins Zweifeln darüber gekommen, wie sehr es mich überzeugt, wenn sich jemand in Fragen wie diesen auf Wissenschaft beruft.

Wissenschaftliche Aussagen zu solchen Fragen sind oft auch nur Meinungen, die aber etwas komplizierter ausgedrückt sind und deshalb von vielen nicht mehr in Frage gestellt werden.

 

So verhält es sich übrigens auch mit seinem jüngsten Buch "Verteilungskampf - Warum Deutschland immer ungleicher wird". Sollte wohl den SPD-Wahlkampf Schwerpunkt "Gerechtigkeit" flankieren und befeuern. Die meisten Studien dagegen belegen, daß Deutschland nicht zu den Ländern mit der größten Ungleichheit gehört ("Gini") und vor allen Dingen, daß die Ungleichheit in den letzten Jahren - in Deutschland zumindest - überhaupt nicht zugenommen hat ... Vielleicht hat das Thema bei dem "dummen" Wahlvolk auch deshalb nicht richtig gefruchtet !?

 

Für mich (fast) eine Liga mit Bofinger. Der war im Sachverständigenrat stets für die "Mindermeinung" zuständig. Seine letzte - mir gut erinnerliche - Reaktion war ein Interview, in dem er die Abschaffung des 500 Euro-Scheins lobte ("wer braucht schon große Geldscheine ?") und generell meinte, eine Bargeldabschaffung wäre u. a. vorteilhaft, weil dann "die Notenbanken negative Zinsen flächendeckend durchsetzen könnten". Auch das kam wohl bei dem "doofen" Durchschnittsbürger nicht so gut an ... Nach einem Shitstorm und vielen Zuschriften ist er dann zurückgerudert. "Mir war nicht klar, wie sehr die Deutschen am Bargeld hängen". Aha ...

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Relich

Es gibt auch Vorschläge von anderen Ökonomen wie Anthony Atkinson, der in letzter Zeit mit seinem Werk "Inequality" noch mal Aufmerksamkeit bekommen hat, die ganz andere Dimensionen einnehmen. 

 

Aus seinen 15 Vorschlägen, was man tun sollte, um der Ungleichheit entgegenzuwirken unter anderem auch: 

 

Quote

Proposal 8: We should return to a more progressive rate structure for the personal income tax, with marginal rates of tax increasing by ranges of taxable income, up to a top rate of 65 per cent, accompanied by a broadening of the tax base.

 

45% ist im Vergleich dazu also noch relativ milde. 

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tom1956
vor 8 Minuten schrieb Relich:

Es gibt auch Vorschläge von anderen Ökonomen wie Anthony Atkinson, der in letzter Zeit mit seinem Werk "Inequality" noch mal Aufmerksamkeit bekommen hat, die ganz andere Dimensionen einnehmen. 

 

Aus seinen 15 Vorschlägen, was man tun sollte, um der Ungleichheit entgegenzuwirken unter anderem auch: 

 

 

45% ist im Vergleich dazu also noch relativ milde. 

Das stimmt natürlich, wenn man die 65% von Atkinson als Benchmark nimmt und die Betonung auf relativ legt. Wobei man 45% (plus Sozialabgaben, plus indirekte Steuern auch schon als sehr heftig empfinden kann - die meisten Schweizer beispielsweise würden darüber nur den Kopf schütteln).

 

Wie ein solcher theoretischer Vorschlag (Atkinson) dann in praxi tatsächlich funktionieren soll, ist aber immer noch eine ganz andere Frage. In Frankreich etwa hat Hollande mit einer ähnlichen Besteuerung (75%) nicht gerade reüssiert - um es vorsichtig zu sagen. Schließlich wurde diese "Reichensteuer" wieder eingestampft, wenn ich mich richtig erinnere.

 

Meine Beobachtung ist eher, daß die Staaten international verbindliche Regeln zur Besteuerung großer Unternehmen nicht hinbekommen (hinbekommen wollen ?) und sich daher lieber beim tendenziell deutlich unbeweglicheren (und weniger gut beratenen) Bürger bedienen. Der Steuertrickser Juncker (ein enger EU-Kumpan von Martin Schulz) mit seinem Ländchen Luxembourg ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Oder die seit Ewigkeiten scheiternde "Finanztransaktionssteuer" in der EU. Oder selbst "Steueroasen" innerhalb der EU. Oder ein Blick in die USA: Die kämpfen weltweit gegen Steuerflucht - nur z. B. Delaware kommt da nie vor ...

 

Der Zugriff beim Bürger ist da natürlich deutlich einfacher, allerdings trifft man damit (zumindest teilweise) auch den Mittelstand, der gerade in Deutschland für viele Arbeitsplätze steht und ein stabilisierendes Element ist.

 

Entscheidend scheint mir aber die dahinter stehende Frage zu sein: Bei wem ist das Geld besser aufgehoben, wer geht damit am effizientesten um ? Also Staat vs Bürger. Deshalb hatte ich mir die Mühe gemacht, dem werten Odensee die vier Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Geld generell ausgegeben werden kann (1134). Eine Antwort darauf ist übrigens komplett ausgeblieben (erstaunlicherweise - oder eben auch nicht). Diese immer geringer werdende Effiziens der Mittelverwendung von Punkt 1 bis hinunter zu Punkt 4 dürfte der Grund sein, warum ab einer gewissen Höhe der Staatsquote die Probleme massiv zunehmen. Wäre diese Kausalität nicht vorhanden, wäre z. B. die DDR eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder der Welt gewesen ...

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Nachdenklich
vor einer Stunde schrieb Relich:

Es gibt auch Vorschläge von anderen Ökonomen wie Anthony Atkinson

 

Es gibt eine Reihe von Sozialisten, die Ökonomie studiert haben. Im Prinzip gilt das auch für Marx.

Die Frage, wieviel Gleichheit wir um welchen Preis wollen, ist aber keine wissenschaftliche sondern eine politische Frage.

Natürlich darf auch jeder Wissenschaftler eine politische Meinung haben und sie auch kundtun.

Die politische Meinung eines Wissenschaftlers aber als wissenschaftliche Erkenntnis "zu vermarkten", löst bei mir aber Unbehagen aus.

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tom1956
vor 27 Minuten schrieb tom1956:

Meine Beobachtung ist eher, daß die Staaten international verbindliche Regeln zur Besteuerung großer Unternehmen nicht hinbekommen (hinbekommen wollen ?) und sich daher lieber beim tendenziell deutlich unbeweglicheren (und weniger gut beratenen) Bürger bedienen. Der Steuertrickser Juncker (ein enger EU-Kumpan von Martin Schulz) mit seinem Ländchen Luxembourg ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Oder die seit Ewigkeiten scheiternde "Finanztransaktionssteuer" in der EU. Oder selbst "Steueroasen" innerhalb der EU. Oder ein Blick in die USA: Die kämpfen weltweit gegen Steuerflucht - nur z. B. Delaware kommt da nie vor ...

In dem Kontext kurz etwas zu den "europäischen Werten" und der gängigen Praxis diverser EU-Länder ...

 

Das Ganze läuft u. a. über die Firma Henley & Partner unter "Citizienship by Investment". Man könnte auch einfacher formulieren, "so werden Reiche gegen Cash EU-Bürger !" oder einfach "Pass gegen Geld". Anbei einige Beispiele:

 

Malta: Verlangt 650 tsd. Euro in einen Staatsfonds, 350 tsd. in Immobilien, 150 tsd. in Staatsanleihen, also gesamt 1,15 Mio.

Zypern: Verlangt 3 Mio.

Bulgarien: 500 tsd.

Großbritannien (ja noch EU): Invest 1 Mio. Pfund für Visum, nach 5 Jahren unbegrenztes Aufenthaltsrecht, nach 6 Jahren gibt es den britischen Pass

 

Übrigens auch Länder wie Belgien und Österreich sind voll dabei - Preise werden aber nur diskret auf Anfrage genannt ...

 

Wenn das schon so läuft bei absoluten Mini-Beträgen für Privatleute, möchte ich mir nicht vorstellen, welche Möglichkeiten sich internationalen Konzernen und großen Firmen bieten !

 

Vor diesem Hintergrund werden Sonntagsreden der Politiker (Steuergerechtigkeit, Steuerharmonisierung usw.) zur Farce.

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Relich
49 minutes ago, Nachdenklich said:

Die politische Meinung eines Wissenschaftlers aber als wissenschaftliche Erkenntnis "zu vermarkten", löst bei mir aber Unbehagen aus.

 

Diese Behauptung finde ich in meinem Post nicht wieder. Ich vermarkte hier gar nichts, das ist deine Interpretation. 

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tom1956
vor 2 Minuten schrieb Relich:

 

Diese Behauptung finde ich in meinem Post nicht wieder. Ich vermarkte hier gar nichts, das ist deine Interpretation. 

Zumindest "vermarktet" aber der Fratzscher (lt. Odensee ein renommiertes Institut ?) sein Buch "Verteilungskampf - Warum Deutschland immer ungleicher wird". Erschienen pünktlich zum Bundestagswahlkampf ...

 

Hatte vor einiger Zeit mal in die Länder-Liste (Gini-Koeffizient) geschaut und mir ein paar Zahlen notiert. Was immer man von solchen Statistiken halten mag (auch bezüglich der unterschiedlichen Aktualität der erhobenen Daten), immerhin wird damit international gearbeitet als dem "Ungleichverteilungsmaß". Vereinfacht gesagt: Gini = 0 heißt absolute Gleichheit; Gini = 100 bedeutet ein einziger Mensch besitzt Alles, also maximale Ungleichheit.

 

Im unteren Teil der Länderliste (waren über 100) befanden sich Länder wie Namibia (70,7), Brasilien (59,3) oder Paraguay (57,8)

In der Mitte Länder wie USA (46,6) oder die Türkei (40,0)

Im oberen Teil Länder wie Italien (36,0), Kanada (33,1), Japan (33,6) oder Frankreich (32,7)

In der Spitzengruppe Länder wie die Schweiz (28,7) oder Deutschland (28,3) bzw. Dänemark (28,1) - Spitzenreiter war, glaube ich, Schweden mit knapp 25,0

 

Wie paßt diese Statistik zu Fratzschers alarmistischem Buch "Verteilungskampf - Warum Deutschland immer ungleicher wird" ?

 

 

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bert54
· bearbeitet von bert54
vor 22 Minuten schrieb tom1956:

Zumindest "vermarktet" aber der Fratzscher (lt. Odensee ein renommiertes Institut ?) sein Buch "Verteilungskampf - Warum Deutschland immer ungleicher wird". Erschienen pünktlich zum Bundestagswahlkampf ...

 

Hatte vor einiger Zeit mal in die Länder-Liste (Gini-Koeffizient) geschaut und mir ein paar Zahlen notiert. Was immer man von solchen Statistiken halten mag (auch bezüglich der unterschiedlichen Aktualität der erhobenen Daten), immerhin wird damit international gearbeitet als dem "Ungleichverteilungsmaß". Vereinfacht gesagt: Gini = 0 heißt absolute Gleichheit; Gini = 100 bedeutet ein einziger Mensch besitzt Alles, also maximale Ungleichheit.

 

Im unteren Teil der Länderliste (waren über 100) befanden sich Länder wie Namibia (70,7), Brasilien (59,3) oder Paraguay (57,8)

In der Mitte Länder wie USA (46,6) oder die Türkei (40,0)

Im oberen Teil Länder wie Italien (36,0), Kanada (33,1), Japan (33,6) oder Frankreich (32,7)

In der Spitzengruppe Länder wie die Schweiz (28,7) oder Deutschland (28,3) bzw. Dänemark (28,1) - Spitzenreiter war, glaube ich, Schweden mit knapp 25,0

 

Wie paßt diese Statistik zu Fratzschers alarmistischem Buch "Verteilungskampf - Warum Deutschland immer ungleicher wird" ?

 

 

Wie kann man eigentlich Zahlen aus einer Seite nehmen, die Quelle nicht nennen und am Ende eine Frage stellen, die in besagter Quelle sogar eigentlich schon beantwortet wird?

 

Liste der Länder nach Einkommensverteilung

 

Zitat

Die Einkommensunterschiede haben nach Angaben der OECD von Mitte der 1980er Jahre bis zur Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts deutlich zugenommen. Vor allem von Mitte der 1980er Jahre bis Mitte der 1990er Jahre war eine deutliche Erhöhung zu beobachten. Seitdem hat sich die Ungleichheit erneut, wenngleich nur leicht erhöht. In beiden Zeitspannen hat die Ungleichheit in Deutschland schneller zugenommen als im OECD-Mittel. So habe sich zwischen 1995 und 2006 in Frankreich, Finnland, Japan, Schweden, und den Niederlanden die Ungleichverteilung der Einkommen kaum verändert. In Spanien und Irland sei im gleichen Zeitraum die Löhne für Geringverdiener sogar schneller gewachsen als für Spitzenkräfte. In Deutschland hingegen sei das Einkommensgefälle deutlich stärker gestiegen, als in der Mehrheit der OECD-Länder

Ich denke es wird keiner bezweifeln, dass in Deutschland vergleichsweise viel Umverteilung stattfindet, das ist aber nicht widersprüchlich mit der Tatsache dass die Ungleichheit in Deutschland steigt, und das sogar schneller als anderswo. 

 

Abgesehen davon gibt es neben der Einkommensverteilung auch die Vermögensverteilung, wo Deutschland z.B. deutlich weniger gut abschneidet:

 

Vermögensverteilung

 

Zitat

Für 2012 ergab sich ein Koeffizient von 0,78. In Deutschland war die Ungleichheit der Vermögensverteilung damit im Vergleich zur Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen mehr als doppelt so hoch (siehe Kapitel 6.3.1, Tab 1). Innerhalb der Eurozone wies Deutschland neben Österreich die höchste Vermögensungleichheit auf. So lag der Gini-Koeffizient für Frankreich bei 0,68, für Italien bei 0,61 und für die Slowakei bei 0,45.

 

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