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BenX

Optimierung des Sparplans

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BenX

Hallo zusammen,

 

ich mache mir gerade ein paar Gedanken wie ich meinen Sparplan verbessern/optimieren kann. Vielleicht hat sich hierzu schoneinmal jemand Gedanken gemacht (im www finden sich vereinzelt Beispiele).

 

Bevor ich mit viel Fleiß meine Gedanken empirisch-historisch auswerte wende ich mich also mit der Frage an euch, ob bereits im Ansatz ein Denkfehler meinerseit vorhanden ist...:

 

Nehmen wir als Beispiel einen zu besparenden ETF X zu je 100 pro Monat.

Wäre es nicht eine Überlegung wert, sich einen durchschnittlichen Kaufkurs eines gewählten Zeitraums (bspw. der letzten 3 Jahre) anzuschauen? Daher: (Höchstkurs+Tiefstkurs) / 2

 

Aufgrundlage dieses Wertes ergibt sich eine prozentuale Differenz zum jeweiligen aktuellen Kaufzeitpunkt, sagen wir der 15. eines Monats. An diesem Kauftag schaue ich mir jeweils den Wert im Verhältnis zum Kaufkurs an und passe gleichzeitig meinen Kaufbetrag an. Die Höhe der Anpassung ist vorher festgelegt (z.B. je 1% = 5). Liegt der aktuelle Kaufkurs also über dem Durchschnitt zahle ich weniger ein, liegt er darunter, zahle ich mehr ein.

 

Grüße

 

BenX

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chart

Zu dem Thema gibt es hier viel, schon mal die Suche benutzt?

 

Du kannst auch immer nur bei fallenden Kursen kaufen und bei steigenden Kursen kaufst du nichts.

Du kannst auch nur einmal im Jahr kaufen, wichtig ist nur der Einstiegszeitpunkt und oft entscheidet der Zufall darüber.

 

Schinzilord hat dazu soweit ich mich erinnere mal etwas geschrieben.

 

Es kann aber auch sein das es einige Jahre fast nur steigt, aber auch umgekehrt kann es sein, was dann?

 

Auch kann man nach technischen Indikatoren handeln.

Denn dein montl. Sparplan ist auch nur eine Einmalanlage, die du jeden Monat neu machst.

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siseb

Ich habe das Ganze mal an einem Beispiel in Excel durchgerechnet. Genommen hab ich einen ETF auf den DAX - WKN DBX1DA seit der Auflage bis zum 18.01.2013.

Einzahlung von 25 jeweils am 15. eines Monats und am 1. dann eine Sonderzahlung. Die Sonderzahlung liegt soviel Prozent über 25 wie der aktuelle Kurse unter dem mittleren Kurs liegt. Das Problem an der Sache ist, dass man den Kurse zum 1. ja erst weiß, wenn es zu spät ist :) Also muss man mit den Kurswerten um den 20. rechnen um dann noch eine Sonderzahlung veranlassen zu können. Bei meinem Beipiel auf den o.g. ETF komme ich so auf ein Plus von ca. 1,5% gegenüber der Besparung jeweils am 15.

Dann habe ich noch einen anderen ETF genommen und komme auf ein Minus von 0,2%.

Das ganze ist wie schon genannt trotzdem noch reine Glücksache. Ich werde es eher so handhaben, dass ich bei (deutlich) niedrigen Kursen über größere Sonderzahlungen versuche die Sache zu nutzen.

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Stutz

Deine Idee geht in Richtung eines anderen Stichwortes, nämlich "Value Investing".

Der Ansatz des VI ist der, dass man nicht monatlich einen festen Sparbeitrag einzahlt, sondern umgekehrt monatlich das Sparziel um einen festen Betrag nach oben anpasst.

Beispiel: statt monatlich 100 EUR zu investieren, legt man fest, dass das Sparziel monatlich um diese 100 EUR steigt.

Das hat automatisch zur Folge, dass man zu Zeiten, in deren Vormonat die Märkte extrem gut gelaufen sind, man automatisch erheblich weniger der "teuren" Anteile kauft (im Gegenteil, es kann sogar notwendig sein, wieder zu ENTsparen, also Anteile zu verkaufen), und nach sehr schlechten Monaten muss man entsprechend viele "billige" Anteile zukaufen.

Bei relativ kurzen Zeiträumen von ein bis zwei Jahren hat das in diversen Rückrechnungen, speziell rund um bekannte Crashes, gegenüber dem normalen Cost Averaging extrem viel gebracht, die Outperformance beträgt bis zu mehreren Prozent.

 

Die Methode hat jedoch auch gravierende Nachteile:

1. man ist eigentlich nie voll investiert, weil man immer ein bisschen Pulver trocken halten muss, wenn mal wieder extrem schlechte Monate kommen, in denen man extrem viel nachkaufen muss

2. die Methodik funktioniert langfristig nur dann, wenn sowohl das Sparziel des jeweiligen Vormonats als auch die monatliche Erhöhung dieses Ziels um das langfristige durchschnittliche Wachstum des Marktes (ca. 0,8% pro Monat) erhöht wird - der damit verbundene Rechenaufwand ist also enorm

3. Aus 2. und 1. folgt wiederum, dass der anfängliche Sparbeitrag erheblich niedriger sein muss als die eigentlich vorhandene Kapazität, denn aus 2. folgt, dass das Sparziel jährlich um ca. 10% wachsen muss, um gegenüber dem Markt nicht immer mehr zu deinvestieren. Die Gehaltssteigerungen bzw. das frei fürs Sparen verfügbare Einkommen muss da also zwingend schritthalten können, und das dürfte bei den wenigsten der Fall sein

4. Das wiederum bedeutet, dass man wissentlich und willentlich Geld verschenkt bzw. in der aktuellen Zinslage sogar vernichtet (Realizinsniveau für das nicht verschossene Pulver liegt unter der aktuellen Inflationsrate)

5. Die Methodik funktioniert also am besten kurzfristig bis maximal zwei/drei Jahre zum Ansparen von ex ante bekannten Sparzielen, etwa zwecks Investition in ein neues Auto.

 

Daraus folgt: in den allermeisten Fällen, insbesondere bei langfristiger Betrachtungsweise zwecks Altersvorsorge oder Rücklage für sehr teure Investitionen, fährt Otto-Normalsparer mit normalem Cost Averaging erheblich besser.

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siseb
· bearbeitet von siseb

Ich hab den DBX1DA nochmal mit dem von Stutz angesprochenen Value Investing durchgerechnet.

 

Var. 1.: Ziel ist jeden Monat eine Wertungsteigerung um 50€+0,8% berechnet jeweils zum 1. eines Monats, auf dieser Grundlage wird am 15. gekauft oder verkauft.

Var. 2.: Ziel ist jeden Monat eine Wertungsteigerung um 50€+0,8% berechnet jeweils zum 1. eines Monats, auf dieser Grundlage wird am 15. gekauft, es wird nichts verkauft falls die Wertsteigerung über dem Soll ist, es wird aber auch nichts gekauft

Var. 3.: Es wird jeden Monat am 15. für 50€ gekauft

 

Dabei ergibt sich im Zeitraum vom 17.01.2007 - 18.01.2013 folgendes:

 

Var. 1.: Einzahlungen: 3.642,63€, Wert: 4.919,23€; entspricht 135,05% in 5 Jahren oder ca. 7,01% p.a., größte monatl. Sparrate: 658,80€, größte Auszahlung: 327,36€

Var. 2.: Einzahlungen: 4.104,23€, Wert: 5.431,63€; entspricht 132,34% in 5 Jahren oder ca. 6,47% p.a., größte monatl. Sparrate: 658,80€

Var. 3.: Einzahlungen: 3.650,00€, Wert: 4.498,17€; entspricht 123,24% in 5 Jahren oder ca. 4,65% p.a.

 

 

edit: wegen eines kleinen Bezugsfehler in Excel

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Stutz
· bearbeitet von Stutz

Eben, genau wie ich sagte.... Wer sich nur die 50 pro Monat leisten kann, für den sind die knapp 659 (das ist Faktor 13!!) im Monat des maximalen Drawdowns höchstwahrscheinlich nicht zu stemmen.

 

Edith meint: Jetzt sehen die Zahlen plausibler aus, allerdings würde ich Variante 3 mindestens um die langfristige Inflation bereinigen, also ca. 3% p.a. auf die Monatsraten draufschlagen. Ausserdem sind deine annualisierten Werte Murks, da du einfach durch 5 geteilt hast statt die sechste Wurzel zu nehmen, wie es korrekt wäre.

Hier die korrekten Werte:

 

1. 4919,23/3642,63 => 1,3505, daraus die sechste Wurzel und 1 abziehen, ergibt 5,135% p.a.

 

2. 5431,63/4104,23 => 1,3234, daraus die sechste Wurzel und 1 abziehen, ergibt 4,781% p.a.

 

3. 4498,17/3650,00 => 1,3234, daraus die sechste Wurzel und 1 abziehen, ergibt 3,544% p.a.

 

Wie man sehr schön sieht, liegt die jährliche Outperformance von Variante 1 gegenüber Variante 3 bei fast 1,6%. Das ist ziemlich satt, insbesondere da die geleisteten Einzahlungen sogar geringer sind als beim sturen DCA. Das untermauert insofern also auch, dass VI bei relativ kurzen Anlagezeiträumen, die zeitweise durch schweres Fahrwasser segeln, seine Vorteile voll ausspielen kann. Dennoch zeigt der dicke MDD und die daraufhin zu leistende sehr fette Einzahlung auch sehr deutlich die Grenzen auf. Man stelle sich vor, das Depotvolumen läge nicht nur bei ein paar K, sondern wäre zu dem Zeitpunkt sechsstellig gewesen.

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siseb

Ich hab die Werte nochmal korrigiert, hatte einen kleinen Formelfehler drin der sich aber deutlich ausgewirkt hat ;)

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siseb

Var. 3 hatte ich, weil das wohl die am meisten verbreitetste Version ist. Jeden Monat den gleichen Betrag im Sparplan und "vergessen".

 

Ergänzt hab ich das mal noch um Var. 4, dort hab ich die "feste Sparrate" auch um monatl. 0,8% erhöht. Dann sieht es wie folgt aus:

 

Var. 1.: Einzahlungen: 3.642,63, Wert: 4.919,23; entspricht 135,05% in 5 Jahren oder ca. 7,01% p.a., größte monatl. Sparrate: 658,80, größte Auszahlung: 327,36

Var. 2.: Einzahlungen: 4.104,23, Wert: 5.431,63; entspricht 132,34% in 5 Jahren oder ca. 6,47% p.a., größte monatl. Sparrate: 658,80

Var. 3.: Einzahlungen: 3.650,00, Wert: 4.498,17; entspricht 123,24% in 5 Jahren oder ca. 4,65% p.a.

Var. 4.: Einzahlungen: 4.931,47, Wert: 6.060,20; entspricht 122,89% in 5 Jahren oder ca. 4,58% p.a., Sparrate am Ende bei 88,74

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Stutz

Siehe mein Edit, deine Annualisierung ist Murks und verhindert eine korrekte Auswertung. Ich war daher mal so frei und habe korrekt nachgerechnet und die Rückschlüsse auf Basis der korrekten Jahresperformance gezogen.

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BenX

Die Varianten sind in dem Topic über den (Werbe-)Effekt des CAE ja schon angesprochen worden - soweit ich mich erinnere.

Das hierbei wohl oder übel Sparraten gestemmt werden müssen welche von fast niemandem gestemmt werden können ist klar. Mir persönlich ging es nicht um reines Value, sondern um ein Modell welches man in abgespeckter Form betreiben kann. Vielleicht nicht empirisch optimal, aber dennoch mit einem besseren Renditeeffekt. Ich denke ich werde bei Gelegenheit etwas in Excel basteln...

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Stutz

Januar 07 bis Januar 13 sind übrigens nicht fünf, sondern sechs Jahre, das nur am Rande ;)

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Amorph

Zu der Sparrate von über 600 Euro:

 

Mich würde interessieren wie es bei der Rendite aussieht wenn trotzdem jeden Monat 50 Euro gespart werden, und zwar wenn es nicht in die Aktien fliest z.B. auf ein TG-Konto und dann eben für die Raten > 50 Euro rangezogen wird. Das ist jetzt nur eine Vermutung, aber es sollte sich doch bestimmt ein Puffer in den Monaten gebildet haben wo <50 Euro in Aktien gingen, so dass die 600 Euro daraus bedient werden können?

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no_name

Müsste man nicht den internen Zinsfuß berechnen? Ich bespare ja unterschiedliche Summen zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

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siseb

Stutz, du hast natürlich recht, ein paar Fehler hattan sich da doch noch eingeschlichen.

 

Das gleiche hab ich nochmal für den DBX0BT berechnet. Dort wäre vom 04.12.2008 bis zum 18.01.2013 folgendes rausgekommen:

 

Var. 1.: Einzahlungen: 2.528,50, Wert: 3.075,07; entspricht 121,62% oder ca. 3,32% p.a., größte monatl. Sparrate: 206,13, größte Auszahlung: 38,87

Var. 2.: Einzahlungen: 2.525,64, Wert: 3.075,09; entspricht 121,75% oder ca. 3,34% p.a., größte monatl. Sparrate: 206,13

Var. 3.: Einzahlungen: 2.500,00, Wert: 3.029,68; entspricht 121,19% oder ca. 3,25% p.a.

Var. 4.: Einzahlungen: 3.059,08, Wert: 3.660,02; entspricht 119,64% oder ca. 3,03% p.a., Sparrate am Ende bei 73,88

 

Hier hätte sich der Aufwand kaum gelohnt.

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Stutz

Mich würde interessieren wie es bei der Rendite aussieht wenn trotzdem jeden Monat 50 Euro gespart werden, und zwar wenn es nicht in die Aktien fliest z.B. auf ein TG-Konto und dann eben für die Raten > 50 Euro rangezogen wird. Das ist jetzt nur eine Vermutung, aber es sollte sich doch bestimmt ein Puffer in den Monaten gebildet haben wo <50 Euro in Aktien gingen, so dass die 600 Euro daraus bedient werden können?

Das ist ein gerechtfertigter Einwand, jupp. Denn da man ja nie voll investiert ist, muss man eigentlich noch die Tagesgeld/Sparkonto/Girokonto-Rendite mit berücksichtigen.

So gesehen kann man das Value Averaging also auch als ein permanentes Rebalancing zwischen einem Aktienteil und einem Geldmarktteil betrachten.

 

Man kann aber auch sehr schnell ein Beispiel konstruieren, bei dem der Anleger keine Chance hat, den notwendigen Geldpuffer aufzubauen:

Der Einfachheit halber verzichten wir auf das monatliche Wachstum und gehen von einer monatlichen Erhöhung des Sparziels um flat 100 EUR aus:

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

1100

1200

 

Wir nehmen an, dass der Markt praktisch seitwärts läuft und daher in jedem Monat fast die kompletten 100 EUR neu zu investieren sind. Es bleibt dann so gut wie nichts übrig, das auf dem TG zu parken wäre.

Im 13. Monat rauscht der Markt nun um 50% ab:

1300 müssten nun im Topf sein, aber nur 600 sind es - der Anleger hat aber dummerweise nur die 100, die in diesem Monat eh fällig wären und die paar Kröten auf dem TG. Wo soll der Rest herkommen?

Je länger man nach dieser Methodik anspart (und realistischerweise dann auch das Wachstum berücksichtigt), desto prekärer wird ein deftiger Kursrutsch. Die 50% Minus in einem Monat sind etwas übertrieben, aber 10, 20% hat man in der Praxis schon oft genug gesehen. Ist der Topf erst einmal gross genug, werden da sehr schnell Nachschuss"pflichten" erreicht, die kaum noch zu stemmen sind, wenn nicht parallel über den gesamten Sparzeitraum die Cashbestände mitwachsen. Folglich müsste man auch über den gesamten Zeitraum die TG-Rendite mit berücksichtigen, und dann dürfte die Gesamtportfolio-Rendite sich sehr deutlich relativieren.

 

Ich bin erst vor kurzem durch das aktuelle Buch von Bernstein auf VA aufmerksam geworden und habe mir daraufhin aus Interesse die Originalausgabe vom Edelson besorgt. Bisher habe ich das Buch nur schnell überflogen und bin gerade erst dabei, es komplett und ausführlich zu lesen. Aber schon jetzt bin ich davon überzeugt, dass die Methodik für uns Normalsparer zumindest über sehr lange Zeiträume nicht funktionieren kann, aus den in diesem Thread schon genannten Gründen.

Andererseits habe ich aber auch schon den Eindruck gewonnen, dass die Methode zumindest bei kürzeren und sehr volatilen Anspar-Zeiträumen taugt, ein weitaus höheres Equity-Exposure zu fahren, als es die klassische Lehrmeinung und die hier im WPF vorherrschende Meinung empfehlen würden.

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dorian.gray

Welche Bücher von Bernstein meinst du? Kannst du einen vollständigen Titel angeben oder einen Link posten?

 

Gruß

 

Dorian

 

 

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dorian.gray
· bearbeitet von dorian.gray

Dankeschön. Da werde ich mal reinlesen, wenn ich etwas Zeit habe.

 

Gruß,

 

Dorian

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Stutz

So, inzwischen habe ich das Buch fast komplett durch, und die Geschichte mit dem Sidepot liess mir einfach keine Ruhe. Daher habe ich mich mal drangesetzt und mit den historischen Daten meines persönlichen Portfolios experimentiert.

 

Für dieses liegen mir historische Daten rückblickend bis Anfang Januar 2003 vor, also ziemlich genau zehn Jahre.

Bei einer Einmalinvestition und jährlichem Rebalancing hätte man damit eine Rendite von ca. 8,175% p.A. erzielt.

 

Ich habe nun die gewichteten Kurswerte meines Portfolios als fiktive Fondswerte verwendet und damit zwei Sparpläne konzipiert - im einen Fall (DCA für "Dollar Cost Averaging" in beiliegendem PDF genannt) wird der Sparplanbetrag zu Monatsbeginn in einen ganz normalen Sparplan investiert, also so viele "Fondsanteile" wie möglich für den Betrag gekauft.

Im zweiten Fall (VA für "Value Averaging") gibt dieser monatliche Betrag lediglich den sogenannten Value Path vor, also den Betrag, den das Fondsportfolio zum Stichtag jeweils haben müsste. Das bedeutet, wenn das Portfolio tatsächlich steigt, muss ich in der Regel nicht für die gesamte im Monat verfügbare Summe neue Anteile kaufen, sondern einen Teil in den Sidepot als Vorrat für schlechtere Zeiten packen, und im Extremfall deinvestiere ich ja sogar, so dass der Sidepot überproportional wächst.

 

Ausserdem habe ich eine Dynamik von 5,00% pro Jahr berücksichtigt, d.h. der monatlich zu investierende Betrag wächst jeweils um 5% gegenüber dem Vorjahr. Auf einen Growth-Faktor des Valuepath selbst habe ich der Einfachheit halber verzichtet.

 

Hier die Ergebnisse (im PDF jederzeit im Detail nachvollziehbar):

1. der normale Sparplan, beginnend bei 100 EUR pro Monat, bringt nach 10 Jahren (120 Einzahlungsmonate) eine IRR von 6,369% p.a.. Insgesamt eingezahlt wurden hierbei 15.093,60 EUR, heraus kommt ein Portfoliowert von 20.498,28 EUR. Am Schluss besitzt man 119,1075 Anteile, die im Schnitt also 126,72 EUR gekostet haben.

2. Das Value Averaging sieht wie folgt aus:

.....2a. Ohne den Sidepot zu berücksichtigen hat man effektiv 10.202,40 EUR investiert (es gehen 18.210,68 EUR rein, aber zwischendurch werden für insgesamt 8.008,27 EUR auch wieder Anteile vertickt). Man kommt am Schluss mit 15.093,60 EUR aus dem Valuepath raus, was hier eine IRR von 7,231% p.a. bedeutet - ein Plus von 0,862% p.a. gegenüber DCA.

.....2b. Mit Sidepot wird es spannend: Es gehen dieselben Beträge ins Portfolio wie bei 2a, ABER: was übrig bleibt, und halt auch die Überschüsse aus den zwischenzeitlichen Verkäufen, landen im Sidepot, der zum Schluss satte 6.632,48 EUR dick ist. Der Gesamtwert liegt also mit 21.726,08 EUR sogar deutlich über dem DCA-Portfolio. Für die IRR gibt es nun zwei Möglichkeiten der Betrachtung: ich bevorzuge es, die gesamten geleisteten Einzahlungen in Relation zum gesamten Portfolio zu sehen, und dann werden die 15k zu den 21,7k verglichen, was eine IRR von 7,632% p.a. bringt. Die andere Möglichkeit wäre, quasi so zu tun als würde man am Ende per Zufall feststellen, dass im Pot ja noch Geld ist ("hoppla, da hab ich ja Geld gefunden"). Finde ich nicht sauber, aber dann würden mit den 10,2k zu den 21,7k sagenhafte 13,896% p.a. rausspringen - kann man sich toll schönrechnen, gell?

 

Der Spass hat aber ein gravierendes Loch, und das betrifft die insgesamt sechs Monate, in denen man mit dem normalen Geld nicht ausgekommen wäre.

Die zwei Monate ganz am Beginn kann man nahezu vernachlässigen, aber November 2008 bis März 2009 waren echt bitter (-597,80 EUR, -586,71 EUR, +28.30 EUR, -32.67 EUR, -518.86 EUR). 1.707 EUR und ein bisschen Kleingeld musste man da nachschiessen, und das wird in den einschlägigen Quellen und in den Foren komplett unterschlagen. Zinst man diese Geldströme aber korrekterweise mit ab, kommt aufgrund der somit insgesamt 16.834,88 EUR Einzahlungen nur noch eine IRR von 5,561% p.a. raus. Und dieser Wert MUSS der realistisch zu berücksichtigende sein, denn die Investitionsquote lag im Extremfall bei nur noch 66,907% (und im Durchschnitt bei 80,762%), und da muss ja zwangsläufig irgendwo Rendite stecken bleiben.

 

Was lernen wir daraus?

 

Selbst wenn man sich das Nachschiessen leisten kann, verliert man gegenüber normalem Cost Averaging effektiv Geld. Ich habe eine Verzinsung des Sidepots bewusst ausser Acht gelassen, aber selbst das hätte bei weitem nicht ausgereicht, das Loch in den echt bitteren Monaten aufzufangen.

Ergo: Value Averaging ist eine hübsche Idee, aber für die Praxis bei den Marktsituationen der letzten 15 Jahre einfach nicht praktikabel für Otto Normalverbraucher - und wer das Geld übrig hat, spart nicht mehr an, sondern verwaltet sein Vermögen.

 

Hier noch die Wertentwicklung als Grafik:

post-21142-0-30867100-1359994901_thumb.jpg

 

Entwicklung der Anteilsanzahl grafisch (das sollte endgültig klar machen, warum man Geld verliert):

post-21142-0-85867200-1359994904_thumb.jpg

 

Und hier meine Datenbasis als PDF:

sparplan.pdf

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BenX

Vielen Dank für die ausführliche Darstellung und Beschreibung der Effekte. Das hat mir (und bestimmt auch anderen) sehr geholfen! :thumbsup:

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