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Karl Napf

TeliaSonera - eine nicht nur skandinavische Telekom

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf

TeliaSonera ist das Ergebnis einer Fusion der schwedischen Telia und der finnischen Sonera im Jahr 2002, kurz nach dem Scheitern einer geplanten Fusion der Telia mit der norwegischen Telenor, dem heutigen Hauptkonkurrenten in Skandinavien. Beide Fusionspartner treten nach wie vor als eigenständige Marken in den jeweiligen Märkten auf. Mit derzeit 22 Mrd. Euro Börsenwert und einem Umsatz von 12 Mrd. Euro ist TeliaSonera der nach Kundenzahl zehntgrößte Mobilfunkbetreiber der Welt.

 

37% der Aktien werden vom schwedischen Staat gehalten (die schwedische Regierung hatte seit 2006 einen Ausstieg ins Auge gefasst, war aber 2011 bei der entsprechenden Parlamentsabstimmung gescheitert), 13.2% vom finnischen Staat, der Rest ist Freefloat.

2008 lehnte TeliaSonera ein Übernahmeangebot von 33 Mrd. Euro durch die France Telekom ab, welche danach den Übernahmeversuch abbrach.

 

Außerhalb Skandinaviens hält TeliaSonera knapp 77% Anteil an Yoigo, einem noch recht jungen Mobilfunkunternehmen (Nr. 4 auf dem spanischen Markt). Zudem hält Telia 37% der Aktien der türkischen Turkcell (siehe separater Forum-Thread), die Marktführer im Mobilfunkmarkt der Türkei ist (mit 52% Marktanteil vor Vodafone mit 28% und der türkischen AVEA mit 20%; beide Konkurrenten haben in den vergangenen Jahren durch niedrigere Preise Marktanteile gewonnen) und ihrerseits mehrere Tochterunternehmen in Mittelasien besitzt (siehe unten).

 

TeliaSonera gliedert seine Geschäftszahlen in drei Bereiche:

 

  1. Mobilfunkdienste (49% des Umsatzes, 43% des EBITDA, EBIT-Marge 29%).
    Einzelmärkte (mit Anteilen am Bereichsumsatz) sind Schweden (32%), Finnland (17%), Norwegen (16%), Spanien (14%), Dänemark (11%) sowie die baltischen Länder (zusammen 9%). Dabei wächst der Umsatz in Spanien stark (Umsatz +40% von 2012 gegenüber 2010, das EBITDA hat 2011 ins Plus gedreht), während Dänemark die neben Spanien niedrigste und zudem weiterhin stark sinkende Marge aufweist; die übrigen Märkte sind relativ stabil. Der Markteintritt in Spanien erfolgte zu einem unglücklichen Zeitpunkt angesichts der aktuellen Probleme des Landes, Yoigo steht inzwischen zum Verkauf.
  2. Breitbanddienste (35% des Umsatzes, 31% des EBITDA, EBIT-Marge 32%)
    Einzelmärkte (mit Anteilen am Bereichsumsatz) sind Schweden (57%), Finnland (17%), International Carrier (14%), Norwegen (3%), Dänemark (3%) sowie die baltischen Länder (zusammen 10%). Der Umsatz geht in allen Märkten zurück; durch die konstant hohe EBIT-Marge in Schweden (über 40%) können schwächere Bereiche (vor allem Dänemark und Norwegen) kompensiert werden.
  3. Eurasien (17% des Umsatzes, 26% des EBITDA, EBIT-Marge 50%)
    Dies dürfte die Turkcell-Beteiligung sein. Allerdings bilanziert TeliaSonera hier keine Einnahmen aus der Türkei selbst (weil sie davon nicht die Mehrheit besitzt), dafür aber deren Tochterunternehmen (mit Anteilen am Bereichsumsatz): Kasachstan (46%), Aserbaidschan (20%), Nepal (11%), Usbekistan (10%), Georgien (5%), Tadschikistan (5%) und Moldawien (3%). Umsatz und EBIT dieses Bereichs wachsen in 2012 bisher um +15% bzw. +13%, die EBIT-Marge liegt bei konstant 50%; dies ist die Wachstums-Story von TeliaSonera.
  4. Außerdem vermeldet TeliaSonera noch Einnahmen aus "assoziierten Gesellschaften" (Türkei und Russland) mit allerdings rückläufigem Beitrag von etwa 5% des Konzernumsatzes (siehe unten) und sogar negativem Gewinnbeitrag in 2011.

TeliaSonera ist bei derzeit nahezu konstanten Umsätzen und Gewinnen (in Lokalwährungen; die starke Schwedische Krone sorgte zuletzt in der Bilanz für leichte Rückgänge, TeliaSonera kündigte den Abbau von 2000 Stellen an) mit einem KGV von 11 und einem in der Branche relativ hohen KUV von 1,9 recht ordentlich bewertet.

Das Unternehmen ist allerdings vergleichsweise gering verschuldet (Maxime: nie höher als 200% des EBITDA) und schüttet konstant um die 70% des Gewinns als Dividende aus, was derzeit für knapp über 6% Dividendenrendite reicht (ggf. schwedische Quellensteuer auf Dividenden beachten, das wären 30%, von denen 15% anrechenbar und 15% rückforderbar sind).

 

Der Free Cash Flow war in den vergangenen 11 Quartalen durchgehend positiv, mit einem enormen Zacken nach oben in 2012/Q2 - da hat TeliaSonera von einer russischen Investorengruppe 3,25 Mrd. US-Dollar in bar erhalten, weil das Unternehmen seine Beteiligung am stark wachsenden russischen Mobilfunk-Betreiber MegaFon (62 Mio. Kunden, 27% Marktanteil in Russland) von 44% auf 36% reduzierte und dem Käufer, der russischen Investoren-Gruppe Alfa (die ihrerseits 13% an Turkcell hält), zusagte, bis 2014 weitere Anteile an die Börse zu bringen. Das könnte ein wichtiger Schritt zur Entflechtung der komplizierten Aktionärsstruktur von MegaFon und Turkcell gewesen sein.

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Karl Napf

Der kasachische Mobilfunkbetreiber Kcell hat am 13.11.2012 seinen Börsengang an der Börse London angekündigt.

 

Kcell gehört zu 51% der Fintur Holdings B.V., einem Joint Venture von TeliaSonera (58,55%) und TurkCell (41,45%), wobei TeliaSonera selbst auch 37% an der TurkCell hält.

Die restlichen 49% an der Kcell hat TeliaSonera Anfang 2012 von der staatlichen kasachischen Telekom-Gesellschaft KazakhTelecom JSC erworben und ist dabei die Verpflichtung eingegangen, Kcell sowohl an der kasachischen als auch an einer weiteren Börse listen zu lassen.

 

Kcell betreibt in Kasachstan (16 Mio.Einwohner in einem Land, dessen Fläche größer ist als ganz Westeuropa) seit 1998 ein Mobilfunknetz (GSM 900, UMTS, HSPA+) mit derzeit (Stand Q2/2012) 11 Millionen Abonnenten; angesichts der riesigen Entfernungen ist dort nie ein großes Festnetz entstanden.

 

Kasachstan war zwischen 2000 und 2010 das Land mit der dritthöchsten Wirtschaftswachstumsrate der Welt (+8.5%, hinter Katar und China) und wuchs in 2010 um +7%, in 2011 um +6,5%, für 2012 hat das Land seine Wachstumsprognose kürzlich auf +5,2% gesenkt. Aufgrund seiner Ölexporte erzielt das Land weiterhin deutliche Außenhandelsüberschüsse.

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