Bedeutung von Management Earnings Guidance

[prometheus_21]

Ich habe gerade ein US-Buch über Investmentstrategien gelesen. Es wurde viel über die Earnings Guidance des Management gesprochen.

In den USA macht das Management wohl immer einen Forecast zu den Earnings und Sales, usw... des nächsten Quartals.

Zusätzlich gibt es noch die consensus estimates der Analysten. Wenn das management sieht, das die ursprüngliche Guidance zu hoch war, gibt es eine Gewinnwarnung.

 

In dem Buch stand nun, man sollte historische management Earnings Guidances sammeln und testen, wie hoch die Gewinne tatsächlich waren. Der Unterschied sagt einem, ob das Management immer zu optimistisch in die Zukunft schaut oder nicht.

 

Jetzt meine Fragen:

- Wo bekomme ich diese Management Guidance her? Ich schaue in die Quarterly Reports von ein paar deutschen Firmen und finde nichts. Oder gibt es Portale, wo so etwas steht?

- Gibt es diese Guidance auch in Deutschland oder nur für NASDAQ/NYSE/AMEX - Unternehmen?

- Benutzt ihr diese Werte für eure Investitionsentscheidungen?

[Andey]

1. in Quartalsberichten findet man selten quantitative Management Forecasts (meist - wenn überhaupt - nur qualitative Aussagen verfügbar), am ehesten findet man quantitative Aussagen noch in Jahresberichten. Doch auch hier werden solche Forecasts nur selten veröffentlicht. Ich würde den Anteil der Unternehmen, die diese veröffentlichen auf unter 20 % schätzen. Oft werden diese Forecasts - wenn vorhanden - auch im Rahmen von 3-5 Jahreszielen veröffentlicht, was dann auch meist wieder mehr mittel-langfristigen Zielen gleicht als konkreten Forecasts (Ziele sind natürlich fast immer höher gesteckt als konkrete Forecasts), trotzdem zumindest etwas verwertbares Informationsmaterial, besonders wenn sich Ziele ändern.

2. Einen genaueren Forecast wirst du wohl am ehesten bei Analysten-Konferenzen, oder aber wenn du selbst mit dem Management Kontakt aufnehmen kannst, erhalten (generell am einfachsten wäre es wohl bei private equity an solche Daten zu kommen, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass das hier für die meisten kein Thema ist). Üblich ist es auf jeden Fall dem Verwaltungsrat einen solchen Bericht zur Verfügung zu stellen. Hierauf basierend kann man auch am Besten herleiten ob eine Überschätzung oder Unterschätzung vorliegt. An die Daten kommt man erfahrungsgemäss aber nicht so leicht ran.

3. Eine weitere Alternative bieten die Medien. Hierfür würde ich auf der Website der Unternehmen unter Medien nach veröffentlichten Daten suchen, wobei es hier natürlich auch vorkommen kann, dass Forecasts im Rahmen von Quartalsbericht-Veröffentlichungen, oder anderen Statements zur Entwicklung des Unternehmens, auftauchen.

 

Conclusio: Für europäische Unternehmen gibt es folglich auch Forecasts. Wie man daran rankommt ist jedoch unterschiedlich. Eine 100%ige Erfolgsquote gibt es meiner Meinung nach nicht, trotzdem ist es nicht unmöglich an diese Daten zu kommen. Ich persönlich nutze diese Daten (wenn vorhanden) schon, aber nur um sie als Ergänzung zu einer ausführlichen Unternehmensbewertung zu betrachten. Das Hauptproblem ist, dass es nicht immer einfach ist auf diese Daten Zugriff zu erhalten (besonders wenn man nur ein Kleinaktionär ist). Die Aussagen, die du im Buch gelesen hast, stimmen jedoch prinzipiell, nur wie gesagt ist es nicht so einfach dies in deine Strategie zu implementieren aufgrund der Verfügbarkeit.

 

Ich weiss, dass mein Post keine befriedigende Antwort darstellen wird, aber ich hoffe es hilft dir doch ein wenig weiter. Was die Veröffentlichung von quantitativen Zielen bzw. Forecasts betrifft, kann ich dir sagen, dass meine Meinung nicht aus einem Bauchgefühl herrührt, sondern ich kürzlich im Rahmen eines Seminars an meiner Uni 250 Geschäftsberichte mit Kollegen analysiert habe und quantitative Forecasts/Ziele u.a. ein Punkt waren. Insofern glaube ich es gut einschätzen zu können was in Jahresberichten üblicherweise veröffentlicht wird und was nicht. (Die Studie war in der Schweiz, aber Deutschland, Österreich und andere einige andere europäische Länder sind damit doch einigermassen gut vergleichbar).

[prometheus_21]

Like! Vielen vielen Dank. Eine tolle Antwort, die nicht nur mir, sondern sicherlich auch vielen anderen weitergeholfen hat.

Ich denke mir ist es diesen Aufwand dann eher nicht wert. Obwohl es schon nett wäre, wenn man auch als Kleinaktionär eine Möglichkeit hätte, die Qualität eines Managements einschätzen zu können. Die laut Buffet ja unheimlich wichtig ist.

 

Was gibt es als Substitute?:

- Videos der CEOs anschauen und Bauchgefühl

- Um sich gegen Earnings Manipulations abzusichern einen Financial Manipulation Index berechnen: M-Score

 

Ansonsten frage ich mich, ob es Sinn macht, von der Qualität eines Managers zu sprechen. Und was diese Qualität überhaupt ausmachen soll. Ich denke folgendes:

- Kein Herding Behavior (auch mal gegen den Strom schwimmen), kein Escalation of Investment (gutem Geld Schlechtes hinterherwerfen)

- Eine integrative Persönlichkeit

- Know-how von der Industrie / Technologie (Typ: Zuckerberg)

- Ein Antreiber / Inspirator (Typ: Steve Jobs)

- Ein Gespür für Märkte (Typ: Steve Ballmer)

- da hört es bei mir schon auf. Hängt, was das innere Management angeht halt auch viel von der Unt. Kultur ab.

 

Und wie messe ich diese Eigenschaften? Und was ist überhaupt Erfolg? Die Haffner-Brüder waren auch unheimlich erfolgreich. Wenn auch nur für kurze Zeit.

 

Wenn ich jetzt sagen sollte, wer ein wirklich guter Manager in schwierigen Zeiten war, fällt mir niemand ein. Am ehesten noch der AOL Chef, der für seine "Schrottfirma" wertvoll Time-Warner Anteile erhalten hat. Wahrscheinlich dass Internetunternehmen, das am besten durch den Internetboom kam.B)