Investinator26 September 18, 2011 Hallo, ich habe mir gerade Gedanken gemacht, wie man ein Unternehmen nach dem Buchwert bewertet. Wenn man dazu die Aktiva ansieht sollte man zur Sicherheit bestimmte Faktoren einrechnen um sicherzugehen dass die angegebenen Werte im Falle einer Liquidation realisiert werden können. Am schwierigsten sind natülich die Vorräte zu bewerten, hier hängt es sicherlich stark von der Branche ab. Ich habe einen allgemeinen Vorschlag für diese Werte angefügt. Was haltet Ihr davon- zu konservativ? Welche Werte würdet Ihr ansetzen? Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände 0% Sachanlagen 75% Finanzanlagen: 33% Anteile an verbundenen Unternehmen; Ausleihungen an verbundene Unternehmen; Beteiligungen Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; Wertpapiere des Anlagevermögens; sonstige Ausleihungen. Umlaufvermögen Vorräte/Vorratsvermögen 33% Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 50% Wertpapiere 33% Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks 80% Rechnungsabgrenzungsposten (meist nicht relevante Posten) 0% ziehe ich von dieser Summe dann die Schulden ab, sollte dies den Liquidationserlös des Unternehmens darstellen, richtig? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ramstein September 18, 2011 Kannst du mal kurz begründen, wieso Sachanlagen (e.g. Maschinen) 75%, Wertpapiere aber nur 33% Liquidationswert haben? Wie begründest du die 20% Abschlag bei der Liquidität? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Investinator26 September 18, 2011 Die Werte der Aktiva in der Bilanz sind in der Regel die Werte nach der buchhalterischen Abschreibung. Offensichtliche Wertminderungen werden in der Regel in einer außerordentlichen Abschreibung abgeschrieben. Jedoch wird kaum ein Unternehmen bei der Bilanzerstellung hergehen und nachforschen wieviel diese Maschine oder das Gebäude aktuell auf dem Markt wert ist. Die Schwankungen in diesem Bereich halte ich jedoch für klein weshalb ich nur einen Abschlag von 25% einrechne. Welchen Wert würdest du ansetzen? Bei Wertpapieren ist die Wertermittlung leichter, jedoch je nach Qualität können sehr kurzfristig hohe Schwankungen eintreten. 33% sind vielleicht wirklich zu konservativ. Vielleicht wären 50% angemessener. Bei der Liqidität ist das so eine Sache, prinzipiell wären eindeutig 100% anzusetzen. Leider sind liquide Mittel aber auch leicht und schnell verschwunden. Gebäude, maschinen und Vorräte sind nicht so leicht beiseite zu schaffen. lg Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schinzilord September 18, 2011 Meines Erachtens willst du zu viele Sachen berücksichtigen (inkl. Betrug, Diebstahl, Bereicherung etc.). Was bringt dir dann ein angepasster Buchwert? Ist das nur für deine eigene Bilanz der absolute Minimalwert, auf den die Aktie sinken kann? Oder willst du mit diesem angepassten Buchwert eine "Aktienbewertung" durchführen? Dann befürchte ich, bist du viel konservativer als andere Börsenteilnehmer und wirst kein Schnäppchen finden. Oder soll es nur um den relativen Vergleich zwischen mehreren Unternehmen gehen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ramstein September 18, 2011 Du stellst eine viel zu allgemeine Frage, die sich daher so auch nicht beantworten lässt. Willst du (z.B.) ein Unternehmen wie Karstadt aufgrund des letzten vorliegenden Abschlusses bewerten? Oder geht es z.B. um einen insolventen mittelständigen Betrieb oder einen Handwerker und du kannst in die Bücher schauen? Bei einer Liquidation sind schon vielen Eigentümern die bitteren Tränen gekommen, wenn bei der Versteigerung das Inventar zum Schnäppchenpreis verschwindet. Dazu kommen Eigentumsvorbehalte der Lieferanten, Finanzamt, Sozialabgaben, Gehälter, Sozialplan, Insolvenzverwalter, vorrangige Gläubiger, sonst. Verbindlichkeiten, bis nichts mehr über ist außer Schulden. Der Liquidations"erlös" ist leider oft negativ. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
John Silver September 18, 2011 Hallo, ich habe mir gerade Gedanken gemacht, wie man ein Unternehmen nach dem Buchwert bewertet. Wenn man dazu die Aktiva ansieht sollte man zur Sicherheit bestimmte Faktoren einrechnen um sicherzugehen dass die angegebenen Werte im Falle einer Liquidation realisiert werden können. Am schwierigsten sind natülich die Vorräte zu bewerten, hier hängt es sicherlich stark von der Branche ab. Ich habe einen allgemeinen Vorschlag für diese Werte angefügt. Was haltet Ihr davon- zu konservativ? Welche Werte würdet Ihr ansetzen? Anlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände 0% Sachanlagen 75% Finanzanlagen: 33% Anteile an verbundenen Unternehmen; Ausleihungen an verbundene Unternehmen; Beteiligungen Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; Wertpapiere des Anlagevermögens; sonstige Ausleihungen. Umlaufvermögen Vorräte/Vorratsvermögen 33% Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 50% Wertpapiere 33% Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks 80% Rechnungsabgrenzungsposten (meist nicht relevante Posten) 0% ziehe ich von dieser Summe dann die Schulden ab, sollte dies den Liquidationserlös des Unternehmens darstellen, richtig? Investinator26, auch wenn Du schreibst, dass es sich um einen "allgemeinen Vorschlag" handelt, finde ich das viel zu wenig differenziert. Was für ein Unternehmen betrachtest Du? Kapitalmarktorientiert oder nicht? Wie oft kommen Zahlen vom Unternehmen? Jährlich aktuell mit Quartalszahlen oder tuckert der Geschäftsbericht mit knapp einem Jahr Verspätung irgendwann im Bundesanzeiger ein usw.? Denn dies hat schon enorme Auswirkungen auf die Aktualität der Zahlen und wie diese zu bewerten sind. Nach welcher Rechnungslegung wird der Geschäftsbericht aufgestellt? HGB oder IAS/IFRS oder Local GAP? Meiner Meinung nach solltest Du entweder einen pauschalen Satz zu Abwertung für alles zu nehmen (Aktiva - 25% oder sowas), egal wie gut oder schlecht der Satz ist, oder genauer in die Einzelanalyse gehen. Beispiele zu den einzelnen Positionen: Immaterielle Vermögenswerte (IVW): Diese würde ich branchenspezifisch betrachten. In einem Industrieunternehmen z.B. mögen die IVW nicht so werthaltig sein, wie z.B. in einer Explorationsgesellschaft, die z.B. Schürfrechte hält. Oder z.B. in der Pharmabranche kann das noch geltende jahrelang gültige Patent noch einen erheblichen Wert haben usw. . Der Abschlag von 100% erscheint mir deshalb so pauschal zu hoch. Was ist mit Grundstücken und grundstückgleichen Rechten? Wie setzt Du die an? Hier können z.B. erheblich stille Reservern schlummern (oder in ganz seltenen Fällen stille Lasten). Sachanlagen des Anlagevermögens (S-AV): Auch hier mußt Du Dir die Branche anschauen. Handelt es sich um eine Branche, in der die Güter relativ schnell abgeschrieben werden, aber z.B. da es sich um Spezialmaschinen handelt jahrzehntelang im Gebrauch sind? Diese haben dann i. d. R. stille Reserven und müßten daher über bzw. zum Buchwert angesetzt werden. Ein Unternehmen welches einen ausreichenden Gewinn erzielt versucht i.d.R. soviel abzuschreiben wie nur irgendmöglich. Wenn Du aktuelle Zahlen zur Verfügung hast, sollten diese gar nicht so stark vom Marktwert abweichen (gerade bei IAS/IFRS). Finanzanlagen Hier kommt es natürlich erheblich auf die Art der Finanzanlagen an und insbesondere auf die Verteilung in die Untergruppen die Du ja oben auch anführst. Wieso sind z.B. Forderungen gegen verbundene Unternehmen weniger werthaltig als Forderungen gegen Dritte? Gerade Forderungen im Verbund sollten schneller zu realisieren sein und können i.d.R. auch genauer von Wirtschaftsprüfern auf Werthaltigkeit untersucht werden. Das erscheint mir alles viel zu grob. Umlaufvermögen Wieso sollten ausgerechnet die Vorräte schlecht abzuschätzen sein? Sowohl im HGB als auch im IAS/IFRS gilt das Niederstwertprinzip. Gerade die Vorräte sollten noch am besten abzuschätzen sein, es sei denn man weiss aktuell von starken Preisveränderungen am Markt. Z.B. starke Preisveränderungen am Beschaffungsmarkt für Rohstoffe. Forderungen Hier ist die Frage, an wen hat das Unternehmen Forderungen und wie schnell werden diese i.d.R. bedient? Viele Kunden die relativ schnell Zahlen (z.B. innerhalb eines Monats), oder wenige Kunden die schleppend zahlen? Es kommt auf die Branche drauf an. Für Wertpapiere gilt fast das gleiche wie für Finanzanlagen. Liquide Mittel Wie kommst Du hier auf die Quote? Hier würde es sich anbieten den Durchschnitt der letzten Zahlen zu nehmen, um zu sehen wie hoch der Stand der liquiden Mittel im Durchschnitt ist. So kannst Du erkennen, ob es sich um einen Ausreisser handelt (vielleicht Geldbestand vor oder nach dem Kauf einer grossen Position) oder um den Normalfall. Hat das Unternehmen viele Fremdwährungen und wie haben sich die in den letzten Monaten entwickelt, Stichwort Schweizer Franken? Allgemein: Die Werte in der Bilanz sind IMMER nach Abschreibungen (unabhängig jetzt davon wie gut oder schlecht diese Abschreibungen vorgenommen werden und wurden). Außerordentliche Abschreibungen sind wie gesagt außerordentliche Abschreibungen und keine normalen Abschreibungen. Ich befürchte Du verwechselst da vielleicht etwas (vielleicht ist das aber auch unbegründet). Es kommt auf die Größe der Bilanzposition drauf an (Stichwort: Wesentlichkeit) und auf die Wirtschaftsprüfer. Zumindest ist nach IAS/IFRS die regelmäßige Bewertung vorgeschrieben. In der Praxis ist das differenziert zu betrachten. Allerdings ist es durchaus nicht unüblich die Werthaltigkeit von Vermögenswerten mittels Gutachten jährlich zu bestimmen und die Werte dann in der Bilanz anzusetzen. Die Problematik der Güte der Gutachten sei mal aussen vor gelassen. Und auch die Volatilität der Ansätze der Bilanzpositionen sollte meiner Meinung nach eher zur Verwendung von Durchschnittswerten statt pauschalen Abschlägen führen (wie man diese Durchschnittswerte ermittelt ist eine ganz andere Sache). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag