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Drella

Petition: Finanzpolitik - Europäischer Stabilitätsmechanismus

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel
Also lasst uns nicht über so etwas Läppisches diskutieren, ob jede Meinungsäusserung Journalismus ist. Wenn jeder Journalist ist und die Ratings nicht mehr Bedeutung haben als unsere Worte hier, wonach sollen sich die Vermögensverwalter, Pensionskassen, Landesbanken etc. denn dann richten, wenn sie hunderte Millionen Euros anzulegen haben? Auch deine Versicherung gehört zu diesem Kreis.

 

Aha, deshalb hat es ja auch die grosse Finanzkrise gegeben, weil die sog. Experten keine sind. Man soll nicht aus Mangel an Möglichkeiten jeden Mist mitmachen. Der Vergleich mit dem TÜV ist ja wohl Mist³, weil Technik kontrollierbar ist - maskierte Zahlenfriedhöfe jedoch nicht. Also was erzählst du hier für einen Kappes? Banken haben selber Analysabteilungen und machen ihre eigenen Bewertungen, die sehr umfangreich sind, hier gibt es schon Vorgaben seitens des KWG.

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tsadapeter

Was, bitte sehr, ist Journalismus, wenn nicht genau das?

 

Mach doch mal einen Vorschlag zur Sache:

 

"So jedenfalls nicht" ist jedenfalls keine Antwort.

 

Einverstanden.

Grundannahme muß sein, daß jeder seine Investitionsentscheidungen selbst trifft und verantwortet.

Obe er im Einzelfall eine Journalistenfirma nach der Qualität fragt, oder seinen Pfarrer oder Vermögensberater, oder aber - wie ich - über der hanschriftlich mit der linken Hand in Sütterlin niedergebrachten WKN mit einem 24 Karat-Ring pendelt, muß jedem überlassen bleiben.

 

Was nicht geht, ist, dass staatliche oder überstaatliche Institutionen (wie die EZB) sich zwangsläufig von diesen "Meinungen" abhängig machen.

Was auch nicht geht, ist, das Banken und Versicherungen vorgeschrieben wird, sich danach zu richten - obwohl die sich im Einzelfall natürlich gerne dahinter verstecken. Wenn sie es freiwillig tun, ist es deren geschäftspolitik. Wenn es ihnen verschrieben wird, unverantwortlich.

 

Aus dem Mission Statement von McGraw Hill:"The McGraw-Hill Companies is dedicated to producing consistent, sustainable earnings growth and improving total shareholder value. MHP is aligned with new opportunities for growth in our core markets financial services, education and information and media."

Als Privatunternehmen wollen die Kohle machen. Möglichst viel und möglichst schnell. Das ist auch die Aufgabe eines Privatunternehmens.

 

Soll Roland Berger entscheiden, ob wir am Libyenkrieg teilnehmen?

Odre Krauss Maffei?

 

Sollen solche Leute staatliches Handeln lenken?

Wenn überhaupt, gehört diese Aufgabe in die Hand einer staatlich/überstaatlichen Agentur - mit allen Auswüchsen die dabei natürlich zu erarten sind.

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel

So ein Markt erhält von Moodys Aaa...aha... :lol:

 

Ankauf von Staatsanleihen Ende des Fed-Programms schafft Unsicherheit

Die Fed wird die Stützung aber nicht völlig beenden, da die Notenbank angesichts des zuletzt schleppenden Wirtschaftswachstums weiter eine lockere Geldpolitik verfolgt. Die Notenbank wird die erworbenen Staatsanleihen zunächst nicht verkaufen und zudem neue Anleihen kaufen, wenn alte Papiere fällig werden. Dennoch kalkuliert der für den amerikanischen Markt zuständige Aktienstratege bei der Bank Credit Suisse, Doug Cliggott, wegen des Endes der Anleihekäufe für den S&P 500 mit Kursrückschlägen von mehr als 10 Prozent.

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klausk
· bearbeitet von klausk

Einverstanden.

Grundannahme muß sein, daß jeder seine Investitionsentscheidungen selbst trifft und verantwortet.

Jetzt kommen wir der Sache näher.

 

Sagen wir mal, du bist der Kämmerer einer Grossstadt und sollst Entscheidungen treffen, die auf der Kameralistikschule nicht mal angedacht wurden. Nun kommt ein Investmentbanker im schnieken Anzug daher und will dir mit flotter Zunge alle Sorgen abnehmen. Er übernimmt deine Stadtwerke und gibt dir zig Millionen Cash. Und damit das Cash nicht vergammelt, sollst du es in ein Vehikel namens Hokuspokus Abacus investieren, das dir garantiert und praktisch ohne Risiko noch mal Millionen dazu gibt. Deine Stadt wird reich, sie wird schöner als sie je war, sie wird ein Touristenmekka -- und du bist der Held.

 

Glaubst du dem? Sicher nicht. Du suchst die Meinung eines unabhängigen Experten. Nicht nur weil du nicht genügend Sachkenntnis hast und das auch weisst, sondern weil du dich absichern musst für den Fall, dass irgendwas schief geht. Wenn du dann nicht belegen kannst, dass du sorgfältig -- wie ein guter Hausvater -- gehandelt hast, dann bleibt der Schwarze Peter an dir hängen. Du brauchst deshalb einen anerkannten Experten. Nicht um dich hinter seiner Meinung zu verstecken. Nicht einen von der Investmentbank, der ist nicht unabhängig. Auch keinen Journalisten, auch keinen Bondwurzel. Einen, der als Experte anerkannt ist. So wie der TÜV-Ingenieur ein Experte auf seinem Gebiet ist, der Mechaniker dagegen nicht (und wenn er noch so gut ist). Einen, der vor Gericht als Gutachter auftreten könnte.

 

Zu den Ratings von S&P und Moody's hätte ich, nach dem, was wir heute wissen, auch kein rechtes Vertrauen.

 

Jetzt kannst du sagen, im Zweifelsfall ist die "Methode FF" immer richtig: Finger fon. Aber nicht alles, was ich nicht durchschauen kann, ist von vornherein falsch oder gefährlich. Ich kann ja auch nicht durchschauen, ob die Medizin, die mir mein Doktor verschreibt, mir hilft oder mich umgehend auf den Friedhof bringt. Ich kann aber eine zweite Meinung einholen, und wenn mir eine medizinische Koryphäe bestätigt, dass mein Doktor recht hat, dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich der Behandlung zustimmen will oder nicht. Hauptsache, ich habe mein Bestes getan, das Für und Wider zu ergründen. Eine Garantie gibt es nicht, weder in der Medizin noch in der Finanzwelt.

 

Experten sind nicht unfehlbar; auch ihre Meinung ist nur eine Meinung, aber eben die Meinung eines Experten. Darum geht es: Wie kann ich sicherstellen, so gut es geht, dass ich die Vor- und Nachteile eines Geschäfts nach allen Regeln der Kunst ausgelotet habe?

 

Wem die Meinung eines Experten nicht mehr wert ist als die Meinung eines Journalisten, der soll dann bitte sehr die Finger von der Sache lassen, egal worum es geht.

 

Grundannahme muß sein, daß jeder seine Investitionsentscheidungen selbst trifft und verantwortet.

Um die Verantwortung geht es. Wenns dein eigenes Geld ist, verlass dich auf dein eigenes Urteil. Wenn es das Geld anderer Leute ist, willst du wirklich sagen, dass du selbst Experte genug bist? Wenn ja, ich hoffe, du kannst das im Zweifelsfall auch verantworten.

 

Was nicht geht, ist, dass staatliche oder überstaatliche Institutionen (wie die EZB) sich zwangsläufig von diesen "Meinungen" abhängig machen.

Wenn es um öffentliche Gelder geht, dann hat der Staat sogar die Pflicht, Experten zu hören. Was der Staat Anderen vorschreiben will/soll/darf, das muss ausdiskutiert werden, und dafür ist das Parlament da. Ein Musterbeispiel von staatlichen "Vorschriften" (ich würde eher von Regeln sprechen) ist das BGB, das durch Kaiser-, Nazi- und Demokratie-Zeiten hindurch nützlich war und ist.

 

Soll Roland Berger entscheiden, ob wir am Libyenkrieg teilnehmen?

Polemik ist, wie sagt man so schön, nicht zielführend. ;)

 

PS: Ich verstehe immer noch nicht, was "Journalismus" mit dieser Sache zu tun hat. Hier geht es um Meinungen -- die sind zweifellos frei aber kein Vorrecht von Journalisten. Wenn S&P seine Ratings als Meinungsäusserung deklariert, dann ist das richtig. S&P hat aber m.W. nie gesagt, ein journalistisches Produkt zu verkaufen. Sie haben ihren Expertenstatus in Verruf gebracht; das ist das Problem. Wenn sie den verlieren, dann dürfen sie immer noch ihre Meinung verkünden -- nur nimmt sie dann keiner mehr ernst. Nicht ernster jedenfalls als die Meinungen von Journalisten oder Bloggern. Damit wäre ihr Business-Modell am Ende. Das kann nicht ihr Ziel sein -- ebenso wenig wie ein stures "weiter so".

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tsadapeter

So wie der TÜV-Ingenieur ein Experte auf seinem Gebiet ist, der Mechaniker dagegen nicht (und wenn er noch so gut ist). Einen, der vor Gericht als Gutachter auftreten könnte.

 

Wem die Meinung eines Experten nicht mehr wert ist als die Meinung eines Journalisten, der soll dann bitte sehr die Finger von der Sache lassen, egal worum es geht.

 

Das hast Du gut zelebriert.

 

Wenn wir mal mit dem Auto-TÜV vergleichen, dann haftet für dessen Fehler das Bundesland, in dessen Auftrag er Autos untersucht (OLG Koblenz). Für Fehler von S&P und Freunden haftet niemand, nichteinmal die selbst, weil sie ja nur Meinungen äussern....

 

Peter Ustinov: "Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt: "Das ist technisch unmöglich."

 

Der Kernpunkt ist aber ein anderer: Einen Experten befrage ich im Vertrauen. Früher z.B. war es üblich, den banker seines Vertrauens nach der Krditwürdigkeit eines künftigen Geschäftspartners zu fragen. Wie immer das Urteil ausfiel: Weder der Banker noch man selbst hätte das in die Öffentlichkeit getragen (Ausnahme Deutsche Bank bei Kirch?). Hätte die Bank oder man selbst ein negatives Urteil publik gemacht, hätte das straf- und haftungsrechtliche Folgen gehabt, selbst wenn das Urteil zutreffend gewesen wäre.

 

Die S&Ps hingegen posaunen ihre Meinung ohne Auftrag und Diskretion. Als würde der TÜV Plakate drucken auf denen steht: Wir glauben, dass klausk mit einem unsicheren Auto fährt und Gott und die Welt gefährdet.

 

Man kann Staaten nicht beurteilen wie Unternehmen. Dazu mehr heute nachmittag.

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel

"Ratingagenturen gießen Öl statt Wasser ins Feuer"

 

 

Ratingagenturen sind nach Gewinn strebende Privatunternehmen. Sie verdienen ihr Geld damit, dass sie die Sicherheit von Wertpapieren sowie die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten analysieren und benoten.

Geld bekommen die Bonitätsprüfer nicht etwa von einem Anleger, der sich für die Aussichten eines Wertpapiers interessiert, sondern von dem Emittent neuer Wertpapiere.

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tsadapeter

 

Guter Artikel. Kernsatz: "aber sie dürfen eben nicht verbindlich sein"

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Stairway

In der Tat ist es so, dass, rein rechtlich gesehen, die Arbeit von Ratingagenturen als Journalismus gewertet wird. Es ist ja nur eine Meinung, die vertreten wird.

Rein rechtlich gesehen, brauchst du dann auch nicht zum TÜV zu fahren, weil dein Mechaniker dir bescheinigt, dass die Kiste in Ordnung ist? Der Unterschied ist, dass die Behörde die Meinung des TÜV-Ingenieurs akzeptiert, weil der Verein Expertenstatus hat.

 

Klaus, mein Betrag war ein Fakt, keine Wertung meinerseits.

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klausk
· bearbeitet von klausk

Kleine Zusammenfassung Eurer Punkte:

 

"Experten" sind keine.

 

"Experten" haben ein wirtschaftliches Interesse, können also nicht neutral und unvoreingenommen sein, folglich sollte man sich nicht auf sie verlassen und ihre "Meinung" nicht für Andere verbindlich machen.

 

Fein, schön. Aber: Wo sind Eure Vorschläge? So wie bisher geht es nicht, das ist klar. Wie könnte man es besser machen? Keine Ideen?

 

Sollte der Staat die Rolle übernehmen und Vorschriften zur Vermögensanlage machen (Beispiel: "mündelsicher")?

 

Sollte der Anleger (z.B. deine Lebensversicherung, die Pensionskasse deiner Firma) auf hauseigene "Experten" vertrauen, wie die Kundengelder investiert werden? Bombensicher/etwas risikoreicher/volle-Pulle-Junk-Bonds? Staatsanleihen, aber nur von Ländern wie ........ ? (konkrete Namen, bitte!) CDOs von GoldmanSachs? Nigerianische Schuldverschreibungen? Deine Versicherungen haben dir Goodies versprochen; wie sollen sie die realisieren? Es geht letzten Endes um dein Geld.

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LagarMat
· bearbeitet von Stezo

Interview um Thema Ratingagenturen

 

"Die Politik macht den Boten zum Buhmann."

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Zinsen
· bearbeitet von Zinsen

Das Problem ist imo, dass seit den 70'ern (?, irgendwo da die Ecke) Ratings Stück für Stück in Gesetzeswerke und den Baselbestimmungen Eingang gefunden haben, was zwar anfangs sehr nützlich war, wie von klausk dargestellt, aber in den letzten Jahren einige seltsame Blüten getrieben hat, um es freundlich auszudrücken. Ob man nicht besser wieder bei null anfängt? Ihr klassisches Geschäft, als unabhängiger Schuldnerbewerter gegen Entgelt im Sinne des Investors tätig zu werden, ist schon sehr geschrumpft, da es heute so viele und einfache Vervielfältigungsmethoden (Fax, E-Mail, Kopierer) gibt, dass sich ihre Dienstleistung auch recht einfach auf dem Gerüchtemarkt einkaufen lässt. Die Abhängigkeit vom Emittenten ist, glaube ich, nicht umkehrbar.

Wäre auch bei europäischen Ratingagenturen wie Creditreform etc. der Fall.

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klausk

Ich habe eine Möglichkeit angedeutet:

 

Der Emittent muss in den Angebotsunterlagen (engl. prospectus) ein Gutachten einbinden, den Gutachter benennen sowie den Preis, der für das Gutachten gezahlt wurde. Der Preis wird umgelegt auf die Anteile der Emission. Damit hat der Käufer die volle Transparenz.

 

Ich will diese Idee nicht als das Nonplusultra darstellen, aber es ist immerhin eine Idee. Andere haben sicher auch Ideen; es wäre schön, wenn wir sie im Forum diskutieren könnten.

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klausk
· bearbeitet von klausk

In der Tat ist es so, dass, rein rechtlich gesehen, die Arbeit von Ratingagenturen als Journalismus gewertet wird. Es ist ja nur eine Meinung, die vertreten wird.

Klaus, mein Betrag war ein Fakt, keine Wertung meinerseits.

Journalismus ist gleich Meinung (von mir aus), aber nicht jeder, der eine Meinung äussert, ist deshalb Journalist. S&P deklariert ihre Ratings völlig zu Recht als Meinung. Wer ist es denn, der ihre Arbeit als Journalismus wertet? Zitat erbeten.

 

Edit: Journalisten (Bild etc. ausgenommen) trennen sorgfältig zwischen Berichten und Meinungen. Nur der Einfachheit halber lasse ich in dieser Diskussion die o.g. Definition mal stehen.

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tsadapeter

Ist die Diskussion nicht weit von der urprünglichen Fragestellung weggelaufen?

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