H.B. Juni 16, 2011 · bearbeitet Juni 16, 2011 von H.B. Wir haben im Moment historisch niedrige Realzinsen, in den USA läuft QE2 im nächsten Monat aus, Schwellenländer ersticken an Inflation, der EURO steht kurz vor der Kernschmelze und Du empfiehlst dem Passivanleger jetzt in ein Einmaldepot aus 80% Anleihen und 20% Aktien einzusteigen? Ich maße mir nicht an, irgend etwas zu empfehlen. Allenfalls gebe ich Denkanstöße. Zu deinen Einwand: 1. Anleihen kauft man immer dann, wenn die Inflation an einem Zäsurpunkt angekommen ist. Wenn man sich die Entwicklung der Rohstoffpreise anschaut, die Medienberichterstattung hinzunimmt und das Überschießen der Notenbankentscheidungen in Brasilien und Indien zum Maßstab nimmt, dann sind schon recht viele Kriterien für einen Zäsrupunkt erfüllt. 2. Stimmt, wir haben in Europa, den USA und Japan negative Realzinsen. Dies ist aber ein Anzeichen für die Schwäche der Volkswirtschaften und deshalb ein Grund, mindestens eine ökonomische Stagnation zu antizipieren. Wie das Beispiel Japan vormacht, ist in diesem Umfeld ausschließlich der Anleihemarkt mit positiven Renditen belegt. (edit) Das heißt jetzt übrigens nicht, dass ich Anleihen generell positiv gegenüberstehe. In einigen Bereichen ist eine nicht unerhebliche Blasenbildung zu beobachten, die sich irgendwann entladen wird. Abschließend: Zur Orientierung, wie man ein langfristiges Vermögensbildungsdepot seriös aufstellt, sei jedem der Blick auf den kanadischen Vermögensbildungs-ETF "XTR" (Ishares diversified monthly income fond) empfohlen. So und nun klinke ich mich aus diesem Faden wieder aus. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
unendlichanleger Juni 16, 2011 Mal grundsätzlich: Passive Anleger setzen darauf, dass die Kapitalmärkte sich in den nächsten Dekanden strukturell genauso weiterentwickeln, wie in den letzten Jahrzehnten. Wenn man einen Stresstest macht, dann wird schon wegen der Datenlage die USA mit etwas mehr als 100 Jahren herangezogen. Schaut man sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte seit 1970 an, dann fällt auf, dass der Siegeszug des Kapitalismus einen hohen Preis hat: Regelmäßige systemische Schocks. Die Vergangenheitsbetrachtung für die Auswirkungen auf die Renditeerwartung hilft wegen turbulenter (nicht vorhersagbarer) Korrelationen der Assetklassen gerade im Umfeld eines systemischen Schocks nicht wirklich weiter. Deshalb ist dein Ansatz. die Vermögensbildungsansätze der letzten 50 Jahre in die Zukunfts schreiben zu wollen, aus meiner Sicht recht risikobehaftet. Das Ganze mit Fonds abzubilden widerspricht dem Handelsansatz von Buffett. Nicht ohne Grund hat er eine Beteiligungsgesellschaft gegründet. Wenn man nämlich dir Rohrendite der Anlagen als Maßstab nimmt und damit das Depot zusammenstellt, kommt man auf einen Inflationsschutz und eine kleine Vermögensbildungskomponente. Zieht man hingegen den Oberhead der Finanzindustrie davon ab, dann bleibt bestenfalls der Inflationsschutz. (Reale Fondsdepots sind deshalb stets mit höheren Risiken ausgestattet, als es die Zielrenditen der Einzelinstrumente vermuten lassen) Ich beziehe ausdrücklich auch ETF's in diese Betrachtung ein - nicht wegen den Kosten, sondern aufgrund den systemischen Risiken der gigantischen Swapvolumina. Dass man um alle UTCS-Fonds einen großen Bogen zu machen hat, ist selbstrendend. Dort ist die Blasenbildung schon recht weit fortgeschritten. Bleibt also ein klassisches 80:20-Anleihe/Aktien-Portfolio. Was hält dich davon ab, dieses diskret aufzubauen? Bei 200k ist das keine Herkulesaufgabe. Du behauptest, dass es seit 1970 regelmäßige systemische Schocks gibt, auf die es neue Antworten zu finden gilt. Woran machst Du das fest? Hier mal ein Überblick über die 30-Jahresrenditen (real) des S&P 500 über einen Zeitraum von 110 Jahren, der zeigt, dass die 30-Jahresrendite so durchschnittlich ist, wie sie nur sein kann. Und das ändert sich auch nicht, wenn Du 3,5,7,9,11, 15, 25, 35... Jahre zurückgehst: http://www.buyupside.com/phpreturns/sptotalreturn102030first.php Man müsste schon über ein extremes Pech verfügt haben in den letzten 110 Jahren, um unter 5% Rendite zu bekommen. Der mit Abstand schlechteste Anlagezeitraum war 1874-1904, als die Rendite bei nur 2% real lag. Alle anderen Anleger eines Komplettportfolios hätten mindestens 3,7% gehabt - und auch das waren noch richtig wenige 5 Pechvögel. Seit 1923 lag die Rendite für jeden 30-Jahresanleger über 4,8% real. Wer sein ganzes Kapital etwa am Tag vor dem Börsencrash 1929 investiert hätte und 1959 wiederum alles nach 30 Jahren verkauft hätte, bekam eine Rendite von satten 6%. Natürlich nur, wenn er seine Dividende reinvestiert hat, ansonsten wäre er wenig im Plus gewesen (aber immerhin selbst dann: im Plus!). Sicher sind Fonds nicht Buffets Sache. Und dennoch hat man einen anderen Blick auf Fonds, wenn man Buffet gelesen und verstanden hat. Value, Dividenden, starke Marken, Burggräben, Mister Market - dahinter stecken doch Konzepte, die jede Menge Einfluss auf einen Fondsanleger haben sollten! Und übrigens hat Buffet auch in den letzten Jahren vermehrt positiv über Aktien-ETFs gesprochen und sie als ein sehr gutes Mittel für Privatinvestoren gelobt. Was Du danach schreibst (lediglich inflationsschutz durch Aktienfonds? Das meinst Du doch wahrscheinlich nicht, oder??? Ansonsten bitte um Belege für diese these...) versteh ich nicht - kannst Du mir das nochmal erklären? Und vor allem: Was ist ein UTCS-Fonds??? in 6-12 Monaten mal wieder auf die Kurse zu schauen und bei attraktiven Bewertungen dann langsam einzusteigen. das kann man auch kniggen, denn dann ist es auch nicht besser..genießen soll man übrigens immer... ..man kauft, wenn die Kanonen donnern...wie Februar 2009... :- Starkes Nervenkostüm, Glückwunsch!! Ich habe ganz schön geschwitzt und bin dann auch rein mit dem Herz in der Hose... Und genießen: Ja! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
unendlichanleger Juni 16, 2011 Also ich erzielte in meinem >>Musterdepot<< in den letzten 6,5 Jahren einen gewinn von 100% ... das sind 11,23% durchschnittliche Jahresrendite ... in der realität sieht es sehr viel besser aus, weil im musterdepot die Dividenden nicht ausgezahlt werden, aber in der realität schon. ich brauche keine 5-10 stunden pro woche um mein depot zu führen ... an kritischen punkten kommt das schon mal vor, aber dafür braucht man im aktiven trend fast nichts machen. allerdings kann ich mir nicht vorstellen eine solche rendite mit der absoluten faulenzermethode buy&hold zu erzielen ... daher braucht man schon ein generelles interesse am markt um kritische punkte zu erkennen und dann sein depot zu checken ... da ich mit aktien handle, kann ich nur für aktien reden ... fonds sind auf dauer immer ungünstiger als das basisinvestment ... Das sieht gut aus! Klasse! Den Dax als Vergleichsindex finde ich aber doch etwas gewagt bei Deiner Aktienauswahl - Small Caps, Gold.... Ob reine Aktien-ETFs mit Kosten meist zwischen 0,25% und 0,7% ihren Kostennachteil nicht doch zumindest fast durch ihren Diversifikationsvorteil wieder wett machen? Hast Du den Eindruck, dass der Small-Caps-Markt schon überkauft ist? Ich würde so gern mal einen Überblick über den aktuellen durchschnittlichen KGV eines SC-Index erhalten und diesen dann im Langfristvergleich bewerten... Hat sDu da einen Tipp? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
unendlichanleger Juni 16, 2011 @Bondwurzel: Was sagst Du denn zum Langfristchart des S&P500 (real, dividendenreinvestiert)? http://www.buyupside.com/phpreturns/sptotalreturn102030first.php Ich würde denken, dass das jeden Anleihenfan beeindrucken müsste, aber sicherlich hast Du Gegenargumente - welche? Den S&P500 habe ich nur genommen, da er am besten dokumentiert ist. Klar dürfte das in anderen Ländern etwas anders aussehen. Deutschland hat etwa eine schlechtere Rendite und größere Schwankungen. Das dürfte dann aber jeweils den Anleihenmarkt auch extrem betroffen haben. Doch genug der Worte: Was denkst Du? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
unendlichanleger Juni 16, 2011 @Schinzilord Zur Immobilie/Mietern etc. habe ich ja schon gepostet, aber klar, Du hast Recht! Nur ohne die Immobilie hätte ich jetzt auch keinen Kredit - und den sehe ich wiederum als Inflationsschutz (bei steigender Inflation löst sich der Kredit schneller von allein auf und ich erhalte die Immobilie günstiger... bei ner Deflation gucke ich natürlich in die Röhre... wenn die Szenarien gewichte, dann erscheint mir die Inflation aber sehr viel wahrscheinlicher...) Weißt Du, ich lese gerade alles, was Du hier schreibst mit großem Interesse und finde das spannend - und gleichzeitig merke ich, dass ich mich eigentlich nur mit Aktienfonds und Aktien wohl und sicher fühle. Bei allen anderen Anlagen fehlt mir die Erfahrung, um da rein zugehen. Und bevor ich mich jetzt zum Profi in zwei oder drei Investments mache mit diesem Budget, mit all den teuren Fehlern, die man zu Beginn ja immer macht, konzentriere ich mich lieber auf das, was ich kann und vertiefe da mein Wissen. Da habe ich am Ende mehr von, denke ich. Und ich weiß, dass ich "Mister Market" auch noch ins Gesicht lachen kann, wenn er gerade mal wieder depressiv ist... Du schreibst, dass Du über RISIKEN diversifizierst, nicht über ANLAGEN. Meinst Du damit, dass Du nicht innerhalb einer Assetklasse diversifizierst? Oder definierst Du Szenarien (z.B. Hyperinflation) und spielst die dann durch? Zu FM: Ja, den Chart habe ich mir auch angesehen. Und bislang ist der echt ziemlich wenig beeindruckend. Auf der anderen Seite: Als die DM fielen, da fielen die EM auch - nur die die FM hielten noch über 2 Monate. Als EM ihren Boden bildeten, da fielen die FM noch weitere 4 Monate weiter. Was ich sagen will: Die FM reagieren später, empfindlicher und stärker auf Krisen als die anderen Indizes. Von daher ist es nicht besonders abwegig, dass Sie auch später wieder steigen könnten - aber klar, das ist Spekulation. Ein kleiner Anteil erscheint mir aber sinnvoll - 5-15% Depotanteil... Wir werden sehen - Gute Nacht! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
CHX Juni 16, 2011 ... wenn die Szenarien gewichte, dann erscheint mir die Inflation aber sehr viel wahrscheinlicher... Warum? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schinzilord Juni 18, 2011 Zur Immobilie/Mietern etc. habe ich ja schon gepostet, aber klar, Du hast Recht! Nur ohne die Immobilie hätte ich jetzt auch keinen Kredit - und den sehe ich wiederum als Inflationsschutz (bei steigender Inflation löst sich der Kredit schneller von allein auf und ich erhalte die Immobilie günstiger... bei ner Deflation gucke ich natürlich in die Röhre... wenn die Szenarien gewichte, dann erscheint mir die Inflation aber sehr viel wahrscheinlicher...) Ich wollte auch gar nicht deinen Immobilienbesitz kritisieren (das ist jetzt eh zu spät ), sondern nur dein Argument entkräften, dass REITs zu sehr mit dem Wert deiner Immobilien korrelieren und du deswegen auf ein Investment in REITs verzichten kannst. Weißt Du, ich lese gerade alles, was Du hier schreibst mit großem Interesse und finde das spannend - und gleichzeitig merke ich, dass ich mich eigentlich nur mit Aktienfonds und Aktien wohl und sicher fühle. Bei allen anderen Anlagen fehlt mir die Erfahrung, um da rein zugehen. Und bevor ich mich jetzt zum Profi in zwei oder drei Investments mache mit diesem Budget, mit all den teuren Fehlern, die man zu Beginn ja immer macht, konzentriere ich mich lieber auf das, was ich kann und vertiefe da mein Wissen. Da habe ich am Ende mehr von, denke ich. Und ich weiß, dass ich "Mister Market" auch noch ins Gesicht lachen kann, wenn er gerade mal wieder depressiv ist... Klar kein Ding, jeder soll nur darin Investieren, wo er sich wohl fühlt und er genug eigenen Wissen aufgebaut hat, um selbstverantwortlich Entscheidungen (langfristig) treffen zu können. Du schreibst, dass Du über RISIKEN diversifizierst, nicht über ANLAGEN. Meinst Du damit, dass Du nicht innerhalb einer Assetklasse diversifizierst? Oder definierst Du Szenarien (z.B. Hyperinflation) und spielst die dann durch? Das habe ich ein wenig überspitzt formuliert. Kurz zu meinem Vorgehen: ein sog. Top-Down Approach Zuerst überlege ich mir meine Ziele und die Risikobereitschaft (z.B. langfristanlage >30 Jahre, max. Risiko ohne zu Hebeln -> alle Assetklassen sind offen) Dann überlege mich mir alle Assetklassen, die vom Rendite/Risikoprofil passen (also z.B. Renten langläufer, Aktien, Rohstoffe, REITs) Dann lege ich die Aufteilung zwischen diesen Assetklassen fest (z.B. naiv je 25%) Dann kommt die eigentliche Aufteilung innerhalb jeder Assetklasse: Und hier kommen die Risiken ins Spiel: In einem effizienten Markt sollte man für jedes Risiko, das man übernimmt, adäquat vergütet werden. Also muss man sich nur überlegen, welche Risiken man bereit ist zu tragen: Bei Aktien wären das z.B. Small Caps, Value, Growth, EM, FM) Bei Renten Bonitätsrisiken, Laufzeit / Durationen Bei REITs auch DM / EM Bei Rohstoffen über die einzelnen Rohstoffe Konkrekt setzt sich dann die Rendite von Aktien SC aus dem Emerging Markets aus verschiedenen "Risk Premiums" zusammen (nach der CAPM, Multifactormodell, alpha theory): Rendite = alpha + Risikofreier Zins + Aktien DM Risiko + EM Zuschlag + SC Zuschlag = -0.2% + 2% + 4% + 2% + 2% = 9.8%. Abzügl. 2.5% Inflation kommt mann dann auf sagen wir 7.3%. alpha kommt durch Managerauswahl etc. zustande, meist negativ. Bei Indexfonds ist alpha per se leicht negativ (tracking error). Zu FM: Ja, den Chart habe ich mir auch angesehen. Und bislang ist der echt ziemlich wenig beeindruckend. Auf der anderen Seite: Als die DM fielen, da fielen die EM auch - nur die die FM hielten noch über 2 Monate. Als EM ihren Boden bildeten, da fielen die FM noch weitere 4 Monate weiter. Was ich sagen will: Die FM reagieren später, empfindlicher und stärker auf Krisen als die anderen Indizes. Von daher ist es nicht besonders abwegig, dass Sie auch später wieder steigen könnten - aber klar, das ist Spekulation. Ein kleiner Anteil erscheint mir aber sinnvoll - 5-15% Depotanteil... Wir werden sehen - Gute Nacht! Mir ist das alles zu viel Spekulation, du kannst es aber gerne machen Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag