Schwalli Mai 13, 2011 Erstmal ein Hallo in die Runde, dies ist mein erster Beitrag hier. Bisher war ich nur ein interessierter Leser, der hier eine Menge gelernt hat - Danke dafür. Ich entschuldige mich jetzt schon im Voraus, wenn ich das falsche Unterforum benutzt haben sollte, war mir nicht ganz sicher. Zum Thema. Meine Freundin hat (bevor ich sie kennengelernt habe - grrrrr ...) bei einem der berühmtberüchtigten Strukturvertriebe (Tecis) eine fondsgebundene Rentenversicherung abgeschlossen. Die Versicherung ist Gothaer, der Tarif heißt FR09-2. Da alle Verbraucherzentralen vor diesen Dingern warnen, die horrenden Kosten denen einer klassischen Lebensversicherung oder diesen schrecklichen Riesterrentenversicherungen ähneln bis gleichen, habe ich meiner Freundin eine Kündigung der Versicherung nahegelegt. Ich selbst bin damals als unwissende Glucke bei Tecis mit einem ähnlichen Kram auf die Nase geflogen und möchte nun meiner Freundin weitere Verluste ersparen (ich hab draus gelernt und die Verantwortung für meine Finanzen selbst übernommen - teure, aber wichtige Lehrstunde). In diesem Forum werden solche Versicherungen wie die meiner Freundin ja oft gut und strukturiert analysiert. Deswegen möchte ich Euch um Eure Hilfe bitten, ob die Entscheidung einer Kündigung denn auch wirklich die richtige ist. Die Fakten: - Mein Mädchen ist im Januar 26 Jahre alt geworden. - Den Vertrag hat sie am 1.6.2009 abgeschlossen, es sind also fast genau zwei Jahre vergangen. - Eingezahlt hat sie seitdem 738 Euro (ein Jahr lang 30,00 Euro pro Monat, ein weiteres Jahr 31,50 Euro). - Das Fondsvermögen betrug am 1. Februar 2011 385,40 Euro (was ja für den Zeitpunkt ein relativ hoher RKW ist, das macht mich etwas stutzig bei der Empfehlung der Kündigung). Jetzt, drei Monate später, dürften noch ein paar Mark dazu gekommen sein. - Geplanter Ablauf ist 2052, dann ist sie 67 Jahre alt. - Wir haben diesen Tecis-Gauner auf die genauen Kosten angesprochen. Die Kosten zu Vertragsbeginn betragen 619,20 Euro (auf fünf Jahre verteilt). Die jährlichen Kosten betragen zwischen 53,04 Euro und 68,76 Euro, also fallen rund zwei Monatsbeiträge jedes Jahr alleine an Jahresgebühren an (rund 17 Prozent)! - Hinzu kommen natürlich Ausgabeaufschlag, Erfolgsbeteiligungen u.ä. für die Fonds selbst plus die angesprochenen Kosten der ersten fünf Jahre und möglicherweise die Abgeltungssteuer (da bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die für Versicherungen gilt). Mein Denken ist nun: Bei dieser - wie ich finde - extremen Kostenbelastung (besonders die Fixkosten gegen den kleinen Monatsbeitrag gerechnet) kann sich das doch gar nicht lohnen. Wenn Sie rund 360 Euro im Jahr einzahlt, aber alleine 60 Euro Jahresgebühren zahlt plus Ausgabeaufschlag und die Abschlusskosten, welche Rendite müssen die Fonds dann machen, damit meine Freundin sich in hundert Jahren von dem Geld ein Capri am Kiosk kaufen kann?! Tecis erzählt was von erwarteten 7 bis 11 Prozent Wertsteigerung, garantiert natürlich gar nichts und wälzt mit diesem Produkt Kosten und Risiken komplett auf meine Freundin ab. Das ist meine Meinung. Von Euch möchte ich eigentlich nur wissen, ob ich damit richtig liege, ihr die Kündigung zu empfehlen. Es geht nur um ein paar hundert Euro, darüber muss ich auch fast lächeln. Aber meine Freundin ist noch Studentin und für sie ist es eine Menge Geld. Unsere Optionen: - Weiterzahlen wie bisher - Sie überlegt, weiterzuzahlen bis zur scharzen Null - doch wann soll die kommen? - Beitragsfrei stellen (aber dann fallen mit Sicherheit weiterhin die Kosten an) - Kündigen und auszahlen lassen - Kündigen und einen Übertrag der Anteile auf ein Privatdepot verlangen Ein weiteres Problem ist, dass die Versicherung bei Kündigung und Beitragsfreistellung einen Abzug vornimmt und den auch mit rund 80 Euro explizit beziffert. Für Altverträge ist das ja von diversen Gerichten schon für unzulässig erklärt worden, aber ihr Vertrag stammt ja von nach 2007. Und noch ein Problem ist die Eile. Am 1. Juni ist wieder ein Versicherungsjahr rum, und dann wird ihr wohlmöglich nochmal der Jahresbeitrag abgezogen. Deswegen wollen wir jetzt schnell handeln. Ich bitte Euch herzlich um Eure Meinung. Vielen Dank! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
LagarMat Mai 13, 2011 [...] Da alle Verbraucherzentralen vor diesen Dingern warnen, die horrenden Kosten denen einer klassischen Lebensversicherung oder diesen schrecklichen Riesterrentenversicherungen ähneln bis gleichen, [...] Die Kosten bei einer FRV sind wesentlich höher als bei den von Dir genannten klassischen Produkten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
polydeikes Mai 13, 2011 Fondsgebunde Rentenversicherung mit erhöhtem Todesfallschutz. Auf den Anfang entfallen nur die üblichen 4 % Abschlusskosten, gezillmert ... soweit ich mich erinnere. Die Abschlusskosten bei den Beiträgen dürften also nur etwa um die 590 Euro betragen. Das mit den 17 % dürfte durch die Verteilung und weiter Kosten etwas irritierend wirken. Allerdings kann man das Fondsvermögen nicht mit Rückkaufswert gleichsetzen ***, wenns nicht als Rückkaufswert gekennzeichnet ist. Müsste aber alles detailliert in den Vertragsbedingungen stehen, da das Teil ja nach 2008 abgeschlossen wurde. Müsste normalerweise auch einen Ratenzuschlag durch die mtl. Zahlweise geben bei der Gothaer. Einfach mal Bedingungen durcharbeiten und zusammentragen. Gibt hier auch schon Threads zu, bspw. den hier https://www.wertpapier-forum.de/topic/30542-hilfe-bei-bewertung-einer-flex-altersvorsorge/ ... *** (2) In diesem Fall erstatten wir Ihnen den Rückkaufswert gem. § 169 Versicherungsvertragsgesetz. Dieserentspricht dem Zeitwert des Fondsvermögens. Wir erstatten jedoch mindestens den Zeitwert, der sich bei gleichmäßiger Verteilung der unter Beachtung der aufsichtsrechtlichen Höchstzillmersätze (vgl. § 10 Abs. 2) angesetzten Abschluss- und Vertriebskosten auf die ersten fünf Vertragsjahre ergibt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwalli Mai 13, 2011 · bearbeitet Mai 13, 2011 von Schwalli Vielen Dank für die ersten Antworten. @Stezo: Das war leider zu befürchten. Danke für den Hinweis. @polydeikes: Den Beitrag hab ich schon gelesen, hundertprozentig weiterhelfen kann er mir in unserem Fall aber auch nicht. Die 619,20 hat uns der Tecis-Typ schriftlich gegeben. Und auf die 17 Prozent (gerundet) komme ich, indem ich von 360 Euro Jahresbeitrag ausgehe (12 Monate á 30 Euro) und davon den prozentualen Anteil von 60 Euro abziehe (angedroht sind 53,04 Euro bis 68,76 Euro, da ist 60 die Mitte). Deswegen meinte ich, dass alleine 17 Prozent jedes Jahr (60 Euro von 360 Euro Jahresbeitrag) nur für die Jahreskosten abfließen - die Zillmerung, Ausgabeaufschlag & Co. kommen noch oben drauf. Oh Mann, je öfter ich mir diese Zahlen selbst vorlese ... Wo hab ich bloß die Kettensäge hingetan? :- Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwalli Mai 13, 2011 polydeikes, eine Frage noch zu Deinem Beitrag: Müsste normalerweise auch einen Ratenzuschlag durch die mtl. Zahlweise geben bei der Gothaer. Das ist doch auch von den Gerichten verboten worden, oder? Kann man sich da noch Geld zurück holen? Die Verbraucherzentrale Hamburg hat da einige Urteile erwirkt ... www.vzhh.de Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
slt63 Mai 15, 2011 Ich würde mir die Bedingungen genau anschauen. Wenn nicht noch irgendwas dagegen spricht, den Vertrag kündigen und die Einzugsermächtigung entziehen. Die Hampelei mit Beitragsfreistellung/Übertragung von Fondsanteilen etc. ist doch bei dem Betrag völlig unangemessen, vor allem wenn man dran denkt, daß man sich jedesmal ärgert, wenn man den Sch.. anschaut . Ich würde sie jetzt nicht gerade drängeln (letztlich muss sie ja selbst entscheiden), aber Du kannst ihre eigene Entscheidung ja "vorbereiten" Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwalli Mai 15, 2011 Ich würde mir die Bedingungen genau anschauen. Wenn nicht noch irgendwas dagegen spricht, den Vertrag kündigen und die Einzugsermächtigung entziehen. Die Hampelei mit Beitragsfreistellung/Übertragung von Fondsanteilen etc. ist doch bei dem Betrag völlig unangemessen, vor allem wenn man dran denkt, daß man sich jedesmal ärgert, wenn man den Sch.. anschaut . Ich würde sie jetzt nicht gerade drängeln (letztlich muss sie ja selbst entscheiden), aber Du kannst ihre eigene Entscheidung ja "vorbereiten" Danke für den Hinweis mit dem Übertrag, da hast Du natürlich völlig recht. Mir ist klar, dass das eigentlich ein völlig lächerlicher Betrag ist, aber für sie ist es halt wirklich noch ne Menge Schotter. In ein paar Jahren wird sie darüber lachen, wie glimpflich sie bei Tecis noch davongekommen ist. Wenn ich hier diese anderen Tecis-/DVAG-Schicksale lese ... da kann man ja beinahe Trauerkarten schreiben. Schrecklich, dass sowas überhaupt legal ist. Gedrängelt hab ich sie nicht, wir ochsen schon seit Monaten auf dem Thema rum. Sie sagt, dass sie das Geld nicht wegschmeißen will - ich sage, dass sie noch mehr Geld wegschmeißt wenn sie das fortführt. Und wenn ich sie dann soweit hab, dann ruft sie die Tecis-Null an und der rechnet den Mist immer wieder von vorne schön und sie zweifelt wieder ... so haben wir uns ewig im Kreis gedreht. Aber: Tadaaa! Seit gestern ist es vollbracht. Die Kündigung erging per Einschreiben an die Gothaer, damit die Jahresgebühr - falls möglich - vermieden wird: Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit kündige ich die o.g. Versicherung mit sofortiger Wirkung. Die Kündigungsfrist von zwei Wochen zum nächsten Monatsersten ist somit eingehalten. Da die Kündigung vor Ablauf des zweiten Versicherungsjahres erfolgt ist, fordere ich Sie auf, nicht ein drittes Mal die jährlichen Kosten zu berechnen. Des Weiteren möchte ich sie darauf hinweisen, dass der von Ihnen in Tabellen dargelegte Stornoabzug nicht rechtmäßig ist. Ich beziehe mich auf die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs vom 12. Oktober 2005 (IV ZR 162/03, 177/03 und 245/03), vom 26.9.2007 (IV ZR 321/05), die Urteile des Hanseatischen Oberlandesgerichts vom 27. Juli 2010 (9 U 233/09, 9 U 235/09, 9 U 236/09 und 9 U 20/10), des LG Stuttgart vom 5. Oktober 2010 (20 O 87/10) sowie auf den Terminhinweis des BGH (IV ZR 147/09) zum 10. Februar 2010 und melde hiermit meine Ansprüche diesbezüglich an. Bitte senden Sie mir eine Bestätigung meiner Kündigung auf dem Postweg zu und nennen Sie mir den aktuellen Rückkaufwert o.g. Versicherung. Ich widerrufe mit diesem Schreiben meine Einzugsermächtigung. Ich interessiere mich bei dem Rückkaufwert für eine Übertragung auf ein Privatdepot. Bitte informieren Sie mich über Möglichkeiten sowie (vollumfänglich) über die Kosten. Den Ratenzahlungszuschlag werde ich dann im weiteren Schriftverkehr anmahnen. Danke an alle, die Beiträge zu dem Thema geschrieben haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
slt63 Mai 16, 2011 Danke für den Hinweis mit dem Übertrag, da hast Du natürlich völlig recht. Mir ist klar, dass das eigentlich ein völlig lächerlicher Betrag ist, aber für sie ist es halt wirklich noch ne Menge Schotter. In ein paar Jahren wird sie darüber lachen, wie glimpflich sie bei Tecis noch davongekommen ist. Wenn ich hier diese anderen Tecis-/DVAG-Schicksale lese ... da kann man ja beinahe Trauerkarten schreiben. Schrecklich, dass sowas überhaupt legal ist. Gedrängelt hab ich sie nicht, wir ochsen schon seit Monaten auf dem Thema rum. Sie sagt, dass sie das Geld nicht wegschmeißen will - ich sage, dass sie noch mehr Geld wegschmeißt wenn sie das fortführt. Und wenn ich sie dann soweit hab, dann ruft sie die Tecis-Null an und der rechnet den Mist immer wieder von vorne schön und sie zweifelt wieder ... so haben wir uns ewig im Kreis gedreht. Aber: Tadaaa! Seit gestern ist es vollbracht. Die Kündigung erging per Einschreiben an die Gothaer, damit die Jahresgebühr - falls möglich - vermieden wird: Na , das könnte aber ein bissl knapp werden von der Zeit her (14Tage), wenn die snailmail "gut drauf" ist. Ich versende sowas (ggf. zusätzlich) als Fax und bewahre den Sendebericht auf... Vielleicht kannst du das ja heute noch nachholen. P.S.: Das mit dem "Geld wegschmeissen" ist schon zu spät, da bereits erfolgt, jedenfalls für den bereits bezahlten Teil. Ist zwar auch kein Trost, aber erleichtert die Entscheidung, da diese v.a. auf die Zukunft bezogen ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwalli Mai 16, 2011 Na , das könnte aber ein bissl knapp werden von der Zeit her (14Tage), wenn die snailmail "gut drauf" ist. Ich versende sowas (ggf. zusätzlich) als Fax und bewahre den Sendebericht auf... Vielleicht kannst du das ja heute noch nachholen. P.S.: Das mit dem "Geld wegschmeissen" ist schon zu spät, da bereits erfolgt, jedenfalls für den bereits bezahlten Teil. Ist zwar auch kein Trost, aber erleichtert die Entscheidung, da diese v.a. auf die Zukunft bezogen ist. Oh, guter Hinweis. Dann legen wir das Ding gleich nochmal aufs Fax. Das Einschreiben - hab eben nachgeschaut - ist tatsächlich noch nicht zugestellt. Danke! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schwalli Mai 17, 2011 · bearbeitet Mai 17, 2011 von Schwalli Kleiner Nachtrag: Wir haben von dem Tecis-Heini so ein Produktblatt bekommen. Da standen noch zwei weitere interessante Fakten drin: 1. Bei Rentenbezug fallen nochmal 2,1 Prozent Kosten mtl. an. 2. Bei Nutzung der Kapitaloption fallen 4,5 Prozen des Deckungskapitals (!!!) als Kosten zzgl. 50 Euro an. Und das nachdem zuvor schon soviele Kosten zum Tragen gekommen sein werden. Ich glaube immer mehr: Diese Kündigung war die einzig richtige Wahl. Sieht das jemand anders? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
jm2c Mai 17, 2011 polydeikes, eine Frage noch zu Deinem Beitrag: Müsste normalerweise auch einen Ratenzuschlag durch die mtl. Zahlweise geben bei der Gothaer. Das ist doch auch von den Gerichten verboten worden, oder? Kann man sich da noch Geld zurück holen? Die Verbraucherzentrale Hamburg hat da einige Urteile erwirkt ... www.vzhh.de Unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit eher nein. Meine Mutter hatte versucht, den Ratenzuschlag für eine laufende und bereits gekündigte Police von der AM zu holen. Keine Chance! Die AM hat die Forderung mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass sie das Urteil (siehe VZHH) nicht betreffe. Bei einer Abfuhr kann man also nur den Klageweg beschreiten. Und der damalige Plusminus Beitrag (siehe test) war dahingehend keine Hilfe. Es wurde ja nur berichtet, dass der Ratenzuschlag formal eingefordert werden kann. Ob der Versicherer in echt zahlt, steht auf einem ganz anderen Blatt! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag