Zum Inhalt springen
verhohner

Auswirkungen von synthetischen ETFs auf die Aktienmärkte

Empfohlene Beiträge

verhohner

Hi,

 

nachdem in den letzten Jahren immer mehr synthetische ETFs auf Swapbasis an den Markt gebracht wurden und immer mehr private und institutionelle Anleger in diese Art von Anlageprodukten investiert frage ich mich, was dies für Auswirkungen auf die Börse haben wird.

 

Gehen wir mal von einer vereinfachten Welt aus, in der es nur gewöhnliche Stammaktien gibt und keine derivativen Produkte. Der Preis einer Aktie wird direkt durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Würden sich nun, aus welchen Gründen auch immer, mehr Anleger für das Halten von Aktien statt z.b. Immobilien oder Tagesgeld zu Investitionszwecken entscheiden, so stiegen ceteris paribus die Preise an der Börse. Führen wir nun jedoch synthetische ETFs ein und nehmen an, dass die Anleger aufgrund des Komforts solcher Produkte in diese investieren, so dürften die Preise an der Börse nur indirekt betroffen sein. Klar ist, das Geld was in synthetischen ETFs angelegt wird verschwindet nicht einfach im Nirvana, sondern wird auch irgendwo an den Kapitalmärkten angelegt. Da jedoch der Emmitent ein beliebiges Portfolio halten darf ist es schwierig eine Aussage über den Einfluss auf die Preise zu treffen. Betrachten wir einen Fall, in dem sich sehr viele Deutsche aus einem Optimismus an die Entwicklung der Deutschen Wirtschaft dazu entscheiden, über einen swapbasierten ETF auf den DAX an der Entwiclung der deutschen Wirtschaft zu partizipieren. Hält der Emmitent jedoch vielleicht japanische Aktien, so kommt dieses zusätzliche Vertrauen der Anleger in die deutsche Wirtschaft diesen Unternehmen nicht in Form von günstigerer Finanzierungsmöglichkeiten zu Gute. Es könnte natürlich sein, dass der Swappartner die entsprechenden Papiere wirklich hält. Dies ist jedoch nciht zwangsläufig der Fall. Daher frage ich mich an dieser Stelle ob es schon Forschungen in dem Bereich gibt. Vor dem Hintergrund des enormen Wachstums dieser Anlageprodukte halte ich dies für ein extrem relevantes Thema.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Blujuice

Ich hab schon öfter geschrieben, dass meiner Einschätzung nach jeder Swap-Partner ein Portfolio halten muss, das dem abgebildeten Index sehr nahe kommt. Andernfalls wär das Risiko viel zu groß. Wenn der Collateral Basket eines DAX-ETF nur japanische Aktien enthält, dann muss der Swap-Partner diese japanischen Aktien leerverkaufen und dafür ein Portfolio kaufen, das dem DAX extrem ähnlich ist (bei einem so kleinen Index vermute ich, dass der Swap-Partner jeden einzelnen Indextitel kauft). Ausnahmen von dieser Regel gibt es, wenn Derivate sich gegenseitig aufheben. Dann muss der Emittent natürlich kein Hedging betreiben.

 

Die Folge sollte sein, dass dann, wenn Anleger in großem Umfang DAX-ETFs kaufen, auch die Preise der zugrundeliegenden DAX-Titel steigen - egal ob synthetische oder physische Replikation.

 

Problematischer stelle ich mir den Zusammenbruch eines großen Swap-Anbieters (z.B. JP Morgan, Deutsche Bank) vor. Wenn in einem solchen Fall Derivate in großem Umfang wertlos werden oder die Anbieter Basiswerte, die sie aus Hedging-Gründen halten, in großem Umfang liquidieren müssen, könnte es zu starken Verwerfungen auf den zugrundeliegenden Märkten kommen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
verhohner
· bearbeitet von verhohner

Das klingt plausibel. Ich hätte noch eine andere Frage: Werden eigentlich bei den gängigen ETFs Informationen darüber veröffentlicht, inwieweit der Emmitent des ETF dem Swappartner eine Prämie zahlt? Die Kosten dafür müssten ja direkt dem Fondvermögen entnommen werden und den Gewinn schmälern. Sind diese Kosten bereits in der TER enthalten?

 

EDIT: Und wenn diese Kosten nicht in der TER enthalten sind, so dürften sie jedoch dazu führen, dass Swap-based ETFs nicht wesentlich günstiger sind als Full replicating ETFs. Wenn der Kontrahent sowieso den Index repliziert, dann hat er ja entsprechend höhere Transaktionskosten, die er durch die Prämie ausgeglichen haben will. Ich könnte mir hier höchstens vorstellen, dass z.b. Stratified Sampling genutzt wird um die Transaktionskosten zu sparen und die Differenz die dann durch den noch bestehenden Tracking Error besteht aus den Cashreserven gezahlt wird.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial

Ich hab schon öfter geschrieben, dass meiner Einschätzung nach jeder Swap-Partner ein Portfolio halten muss, das dem abgebildeten Index sehr nahe kommt. Andernfalls wär das Risiko viel zu groß.

 

Das müsste den Finanzmarktexperten der EZB und des IWF aber auch bekannt sein, dennoch kritisieren sie Swap-ETFs als System-Risiko.

 

Wenn der Collateral Basket eines DAX-ETF nur japanische Aktien enthält, dann muss der Swap-Partner diese japanischen Aktien leerverkaufen und dafür ein Portfolio kaufen, das dem DAX extrem ähnlich ist (bei einem so kleinen Index vermute ich, dass der Swap-Partner jeden einzelnen Indextitel kauft).

 

Ich finde es inzwischen schon etwas eigenartig, dass die Funktionsweise von Swaps vor allem unter Halblaien (z.B. Privatanlegern in diesem Forum) diskutiert und erklärt wird, aber die Banken nicht im geringsten für Aufklärung suchen. Selbst wenn Kritik von IWF und EZB kommen, behalten sich die Emittenten bedeckt - das halte ich schon für ein Indiz dafür, dass die Wahrheit nicht ganz so bequem ist, wie es sich der Privatanleger vorstellt.

 

Bei einer derart strikten Replikation stellt sich die Frage, warum man es überhaupt so kompliziert macht. Ich stimme Verhohner zu, dass ich den Kostenvorteil nicht sehe. Meines Erachtens muss hinter den Kulissen noch mehr geschehen als ein einfacher Full-Hedge:

- z.B. stattdessen ein Beta-Hedge =Hedgeportfolio mit gleichem mathematischen Risiko halten (wobei diese Strategie übelst anfällig für "Schwarze Schwäne" ist)

- oder aktives Risikomanagement, d.h. man investiert nur in die Unternehmen des replizierten Index, die zukünftig gute Gewinne machen - das sollte in ineffizienten Märkten Vorteile bringen (und shortet nur die Positionen die schlechte Gewinne liefern)

- oder selektive Weiterveräußerung von Risiken (via Kreditderivate und Optionen), z.B. an Fonds der hauseigenen Fondsgesellschaft

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Rotkehlchen

Bei einer derart strikten Replikation stellt sich die Frage, warum man es überhaupt so kompliziert macht. Ich stimme Verhohner zu, dass ich den Kostenvorteil nicht sehe. Meines Erachtens muss hinter den Kulissen noch mehr geschehen als ein einfacher Full-Hedge:

- z.B. stattdessen ein Beta-Hedge =Hedgeportfolio mit gleichem mathematischen Risiko halten (wobei diese Strategie übelst anfällig für "Schwarze Schwäne" ist)

- oder aktives Risikomanagement, d.h. man investiert nur in die Unternehmen des replizierten Index, die zukünftig gute Gewinne machen - das sollte in ineffizienten Märkten Vorteile bringen (und shortet nur die Positionen die schlechte Gewinne liefern)

- oder selektive Weiterveräußerung von Risiken (via Kreditderivate und Optionen), z.B. an Fonds der hauseigenen Fondsgesellschaft

 

Wie wäre es, wenn wir das Feld mal von hinten aufrollen?

 

Die Swap-Partner der Swap-ETFs haben generell bereits umfangreiche Risikopositionen in ihren Büchern stehen. Zudem gibt es höchstwahrscheinlich in verschiedenen ETFs gegenläufige Positionen. Diese swapt der Swap-Partner also sozusagen unter den ETFs, quasi als Vermittler. Insofern ist der Aufwand zum Hedging des Gesamtrisikos aus allen Swap-Positionen wahrscheinlich sehr viel kleiner als der Aufwand zur Replikation aller Indizes. Zusätzlich kann man durch eine Gruppe von Swap-ETFs sowas wie eine globale Steuerung des Gesamtportfolios erreichen. Gewichtungsanpassungen bzw. Änderungen in der Indexzusammensetzung führen dann zu weniger Transaktionen. Das reduziert die Kosten weiter.

 

Hinzu kommt die Möglichkeit der Wertpapierleihe als Entleiher für den Swap-Partner, die für die meisten Fonds nach aktueller Gesetzeslage nur eingeschränkt möglich ist.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
sh2108

Das Thema beschäftigt mich gerade auch und dieser Thread ist eingeschlafen. Gibt es Untersuchungen zu den Auswirkungen von SWAP-ETFs auf die Aktienkurse? Ist das mit "Kritik von IWF und EZB" gemeint? Wäre dankbar für klärende Worte und Hinweise!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Powerboat3000

In Anlehnung an das Thema SWAP möchte ich mal anfragen, ob jemand irgendwo aktuelle Übersichtstabellen gesehen hat, was das auf dem Markt angebotene Produktportfolio von ETFs in SWAPS und voll replizierend untergliedert....

 

Ich suche derzeit möglichst solide ETFs für:

 

DAX TR Index

MSCI USA

MSCI USA Small Cap

 

Dieses Thema SWAP ist mir irgendwie nicht so ganz geheuer. Daher vielleicht lieber etwas teurere ETFs nehmen als die von Comstage?

 

Vielleicht kann jemand zu den genannten Bereichen ETFs empfehlen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
CHX

In Anlehnung an das Thema SWAP möchte ich mal anfragen, ob jemand irgendwo aktuelle Übersichtstabellen gesehen hat, was das auf dem Markt angebotene Produktportfolio von ETFs in SWAPS und voll replizierend untergliedert....

 

EXtra-Magazin

 

ETF-Suche

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...