Absicherung gegen Inflation bzw mögliche Währungsreformation

[kintao]

Hi

 

ich wollte mal nachfragen, wie man am besten sein Geld bzw Vermögen anlegen aufteilen sollte gegen eine (Hyper)inflation bzw Währungsreformation.

Rohstoffe kaufen und Fremdwährungen kaufen? Gold is klar. Aber alles auf Gold/Silber setzen ist denk ich auch net richtig.

Aktien sagt man sind ja auch Inflationsgeschützt, aber wenn die Hyperinflation kommt bzw Währungsumstellung dann gehen die ja trotzdem in den Keller oder etwa net?!

Ob ich dann mein Geld auf der Bank habe oder zuhause ist ja dann auch egal bei einer Inflation, wert ist beides ja nix mehr. Ich renn dann zwar nicht den Banken die Bude ein um an mein Geld zu kommen, aber davon hab ich dann auch nix mehr .

Mich würde daher wirklich interessieren, wie man sein Geld anlegen sollte, falls der Fall einer Inflation oder Währungsänderung eintritt, damit man keinen Vermögensverlust erleidet.

Nach Umstellung einer Währung wird doch der Goldpreis auch drastisch fallen oder?

Fragen über Fragen. Ich würde mich freuen, wenn sich jemand die Mühe macht mir diese zu beantworten.

 

Vielen Dank.

[DrNick]

Willst du dein Geld so anlegen, daß du nur für das Szenario einer Hyperinflation gerüstet bist? Das hielte ich für eine sehr riskante Strategie.

 

Grundsätzlich bieten natürlich "Sachwerte" (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) einen gewissen Schutz gegen Inflation, aber im Ernstfall hilft das eventuell auch nicht viel: Eine Inflation kann auch mit einer sehr schlechten Börsenphase zusammenfallen, da bringen Aktien nichts. Und der Staat kann auch privaten Edelmetallbesitz verbieten und Immobilienbesitzer nach der Inflation durch Steuern zur Kasse bitten. Ist historisch alles schon mal so dagewesen.

[polydeikes]

Mich würde daher wirklich interessieren, wie man sein Geld anlegen sollte, falls der Fall einer Inflation oder Währungsänderung eintritt, damit man keinen Vermögensverlust erleidet.

 

Als Privatanleger gar nicht. All die witzige Lösungsvorschläge dieser Crashpropheten haben erhebliche Nachteile oder funktionieren zum Teil gleich gar nicht. Dieses ganze Gerede bzgl. Währungsreform und Hyperinflation ist ein bisschen wie der Film "Forrest Gump" (okay mein Lieblingsfilm). Es gibt zwar Verknüpfung zu Realität und realer Geschichte, mehr als eine unterhaltsame Story mit schönen Bildern ist es aber nicht.

 

Volkswirtschaftlich betrachtet ist es ein riesen Unsinn, was da zum Teil publiziert wird. Klar klingt manche Überlegung für den Laien plausibel, auch wenn Sie weit herbeigesponnen ist oder einfach bei der Betrachtung zahlreiche Fakten außen vor lässt. Und Panik lässt sich natürlich immer gut verkaufen. Das der Euro in Deutschland im Vergleich zur Markt unbeliebt ist, kann man auch nicht als Geheimnis bezeichnen. Gib der Masse was sie will ... und sie ist zufrieden.

 

Das die Währungsunion in ihrer jetzigen Form zum scheitern verurteilt ist, war vielen Politikern schon bei der Gründung klar. Das Deutschland nach wie vor trotzdem der größte Nutznießer dieser Währungsreform ist, kann man aber auch nicht leugnen. Es gibt Alternativen, speziell in Bezug auf die Reformation der Währungsreform. Das einzige was mir persönlich dabei wirklich Sorgen macht, ist die Frage, wie mächtig unser einstmals schärfstes Schwert - die Deutsche Bundesbank - heute tatsächlich noch ist. Oder anders gesagt - wie handlungsfähig. Denn das ist aus meiner persönlichen Sicht ein ganz wichtiges Kriterium für die deutsche Ausgangsposition und die deutschen Handlungsoptionen.

 

Aber um nicht völlig auszuschweifen, mal wieder zu deinen Fragen:

 

Rohstoffe kaufen

 

Rohstoffe in physischer Form sind für private Anleger meist keine Alternative. Und selbst wenn du einen Laster voll mit Metall hast: Essen kannst du es nicht, verkaufen kannst du es auf der Straße auch schlecht. Die meisten Rohstoffanlagen sind ja wieder Produkte mit Emittentenrisiko. Da kannst du dein Geld unter dem Szenario Hyperinflation praktisch auch gleich in den Aktenvernichter stecken. Rohstoffe sind mit deinem Wissensstand und praktisch für Privatanleger immer - nicht im geringsten eine Rettung in diesem Szenario. Es sei denn der Rohstoff ist eine Lastwagenladung voll Zigaretten (evtl. noch Alkohol) ... dafür bekommst du im Worst Case Szenario alles (von den Süchtigen ...).

Fremdwährungen kaufen?

 

Fremdwährungen kaufen

 

Wenn man das nötige Kleingeld hat, gibt es durchaus interessante Möglichkeiten in Bezug auf Fremdwährungen. Aber glaub bloß nicht, dass ein solches Krisenszenario an Franken, Dollar und Co. so einfach spurlos vorbei gehen würde. Die volkswirtschaftlichen Verpflechtungen sind zahlreich und komplex. Für dich mit deinem Wissenstand wohl eher keine machbare Möglichkeit.

 

alles auf Gold/Silber setzen

 

Ist eigentlich ziemlich unsinnig, glaubt man der Historie. Es ist zwar richtig, dass Edelmetalle - insbesondere Gold - einen gewissen Wert in den historischen Szenarien dieser Art behalten hat. Aber eben nicht den Wert, den es vorher hatte. Kunstsammlungen, Diamantringe ginge des öfteren mal für einen Transport von A nach B, etwas Brot und ähnliches drauf. Das wird erst wieder interessant, wenn du das Gold kaufen ... paar Jahre wegschließen und erst wieder nach der Zeit aus dem Keller holen kannst. Scheidet für dich ja aus, von irgendwas musst du ja leben.

 

Nach Umstellung einer Währung wird doch der Goldpreis auch drastisch fallen oder?

 

Der Goldpreis notiert in US Dollar. Theoretisch wäre der durch eine Umstellung auf bspw. DM nicht betroffen. Aber eben nur theoretisch. Der Goldpreis ist politisch (Förderquoten für Russland und Südafrika), Angebot und Nachfrage orientiert und nicht valide. Letzteres heißt eigentlich nur: Es gibt nicht annähernd genug Gold um unsere Papierwährungen abzusichern.

 

Aktien sagt man sind ja auch Inflationsgeschützt

 

Das ist nur sehr eingeschränkt richtig. Aktien haben sich in der Vergangenheit bei moderater Inflation häufiger ganz gut geschlagen. Gibt aber auch einige wissenschaftliche Ansätze, die das ganz anders sehen. Das vereinfachte Problem ist folgendes: Im Normalfall sollte der Aktie ein realer Wert gegenüber stehen: Material, Immobilien, Produkte, Lagerbestände etc. etc.

 

Das ist heute, wo manch Aktie eigentlich nur eine Internetadresse ist schon lange nicht mehr der Fall. Lassen wir mal einen Zusammenbruch der Wirtschaft außen vor (denn dann erledigt sich auch ein Großteild er Aktiengesellschaften). Dann hast du gegenüber einer moderaten Inflation durchaus einen gewissen Schutz. Einer Hyperinflation wird so gut wie keine Aktie trotzen. Man kann sich beispielsweise eine Nestle ins Depot legen und hat nach "einer Krise" immernoch irgendeinen Wert. Betonung liegt aber auf irgendeinen.

 

Mich würde daher wirklich interessieren, wie man sein Geld anlegen sollte, falls der Fall einer Inflation oder Währungsänderung eintritt, damit man keinen Vermögensverlust erleidet.

 

Sind halt ganz unterschiedliche Szenarien. Eine Währungsreform muss grundsätzlich nicht gleich was schlechtes sein. Ein ungeschickter Wechsel vom Euro zur DM würde deutsche Produkte im Ausland aber dermaßen verteuern, dass ein Zusammenbruch des deutschen Exports praktisch vorprogrammiert wäre. Ein solches Szenario wie von den Weltuntergangspropheten beschrieben ist eigentlich dermaßen unrealistisch ...

 

Auch eine Hyperinflation ist derzeit eher sehr unwahrscheinlich. Glaubt man an die Grundsätze der VWL, droht viel eher eine über Jahre lang gleitende Deflation. Salopp gesagt eher ein 1980er Japan in den 2010ern.

 

Glaubst du dennoch an ein solch unrealistisches Horrorszenario, hast du als Privatanleger nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Ein paar Gold und Silbermünzen sind schön anzuschauen, was zu essen bekommt man dafür sicherlich auch. Aber sicher nicht den Wert von heute als Gegenwert. Verliert Geld massiv an Wert oder scheidet als Tauschmittel aus, sind zwangsweise alle Schrebergärtner im Vorteil.

 

Es gibt praktisch keine echte Maßnahme, die du mit deinem Wissensstand und mit den Möglichkeiten eines Privatanlegers ... der auch von irgendwas leben muss ... so einfach treffen könntest. (in einem Horrorszenario)

 

Was ganz anderes ist es wieder diverse Bedrohungsszenarien zu erkennen und eventuell durch geeignete Maßnahmen einzugrenzen. Das hat aber mit diesem Crashprophetentum praktisch mal gar nichts zu tun.

[kintao]

Auch eine Hyperinflation ist derzeit eher sehr unwahrscheinlich. Glaubt man an die Grundsätze der VWL, droht viel eher eine über Jahre lang gleitende Deflation. Salopp gesagt eher ein 1980er Japan in den 2010ern.

 

 

Vielen Dank für die sehr aufschlussreiche, kompetente Antwort. Was kann man den gegen eine Deflation machen? Aber die Währungen müssen doch irgendwann aufgelöst werden bei den Staatsschulden von zB Deutschland und USA. Keine Währung hat es über 100te von Jahren ausgehalten.

Und was macht man dann am besten?

[polydeikes]

Gemessen am BIP hat die USA nicht mal halb so viel Staatsverschuldung wie Japan und Deutschland nicht mal 40 % von Japan. Irgendwie zweifelt aber keiner an der japanischen Zahlungswürdigkeit und einen Artikel über eine Währungsreform in Japan hab ich auch noch nicht gesehen.

 

Theoretisch können Staatsschulden in unbegrenzter Höhe aufgenommen werden, solange der Schuldner die daraus resultierenden Verbindlichkeiten bedienen kann. Kann er das nicht mehr, folgt ein Staatsbankrott. Gabs in jüngerer Zeit bspw. in Südamerika mehrfach.

 

Die meisten Maßnahmen gegen Staatsverschuldung sind zwar für den Privatmann logisch (ich hab Schulden, also spar und tilge ich die), volkswirtschaftlich aber größtenteils Nonsens. Zumindest nicht frei von Nebenwirkungen. Eine echte Problemlösung gibt es nicht. Die Wissenschaftler vertreten unterschiedliche Standpunkte, die Politiker haben noch weniger Ahnung und den größeren Unternehmen kann das dank Globalisierung sowieso egal sein.

 

Jedweder Untergangsprophet, der dir irgendwelche sinnvollen Handlungsoptionen als Privatanleger einräumt, verfolgt mit hoher Wahrscheinlichkeit nur eigenes Interesse. Bspw. Goldanlagen, Finanzprodukte oä. zu verkaufen, Lobbyarbeit zu betreiben, Aufmerksamkeit zu bekommen etc. etc. etc. ...

 

Was kann man den gegen eine Deflation machen?

 

Anlagetechnisch gibt es da durchaus Möglichkeiten. Aber die Deflation ist ein viel gefährlicher Gegner als eine moderate Inflation. Was nützt es dir Teile deines Geldes gesichert, dafür aber langfristig deinen Job verloren zu haben. Witzigerweise ist Bargeld im Zuge einer Deflation die einzige wirkliche Trumpfkarte für den Privatmann.